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Die Eleganz der Niederlage
Der pazifistische Jüngling Felix Bloch studiert Atomphysik bei Heisenberg in Leipzig, flüchtet 1933 in die USA und gerät nach Los Alamos, wo er Robert Oppenheimer beim Bau der Atombombe helfen soll. Die rebellische Musikantentochter Laura D'Oriano versucht sich als Sängerin und muss erkennen, dass ihr das Talent für die große Karriere fehlt. Bei Kriegsausbruch geht sie als Spionin für die Alliierten von Marseille nach Italien, ohne zu bemerken, dass Mussolinis Leute ihr auf Schritt und Tritt folgen. Der Kunststudent Emile Gilliéron reist mit Schliemann nach Troja,…mehr

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Produktbeschreibung
Die Eleganz der Niederlage

Der pazifistische Jüngling Felix Bloch studiert Atomphysik bei Heisenberg in Leipzig, flüchtet 1933 in die USA und gerät nach Los Alamos, wo er Robert Oppenheimer beim Bau der Atombombe helfen soll. Die rebellische Musikantentochter Laura D'Oriano versucht sich als Sängerin und muss erkennen, dass ihr das Talent für die große Karriere fehlt. Bei Kriegsausbruch geht sie als Spionin für die Alliierten von Marseille nach Italien, ohne zu bemerken, dass Mussolinis Leute ihr auf Schritt und Tritt folgen. Der Kunststudent Emile Gilliéron reist mit Schliemann nach Troja, zeichnet Vasen und restauriert Fresken, fertigt auf Wunsch auch Reproduktionen an - und stellt bald fest, dass es von der Kopie zur nicht deklarierten Fälschung nur ein kleiner Schritt ist. Nur einmal können die drei einander begegnet sein: im November 1924 am Hauptbahnhof Zürich, wo die Geschichte einsetzt. Danach führen ihre Wege auseinander und bleiben doch auf eigentümliche Weise miteinander verbunden.

(6 CDs, Laufzeit: 7h 40min)

Autorenporträt
Capus, Alex§Alex Capus, geboren 1961 in Frankreich, studierte in Basel Geschichte, Philosophie und Ethnologie und lebt heute in Olten, Schweiz. Mit seinen Romanen "Eine Frage der Zeit" und "Léon und Louise" gelangen ihm durchschlagende Publikumserfolge. Zuletzt erschienen "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" (2013), "Mein Nachbar Urs. Geschichten aus der Kleinstadt" (2014) sowie "Das Leben ist gut" (2016). Alex Capus verbindet sorgfältig recherchierte Fakten mit fiktiven Erzählebenen, in denen er die persönlichen Schicksale seiner Protagonisten einfühlsam beschreibt. Für seine schriftstellerische Arbeit erhielt er bereits zahlreiche Preise.

Noethen, Ulrich§Ulrich Noethen, 1959 in München geboren, begann seine Schauspielkarriere 1985 am Theater. Anfang der 90er Jahre wechselte er zum Fernsehen. Der große Durchbruch gelang ihm 1997 mit Joseph Vilsmaiers "Comedian Harmonists". Seitdem war er in unzähligen Kino- und TV-Produktionen zu sehen. Er wurde mit dem Grimme-Preis, dem Goldenen Löwen, der Goldenen Kamera, dem Bayerischen Filmpreis, dem Bundesfilmpreis, dem Preis der deutschen Filmkritik und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Trackliste
CD 1
1Kapitel 100:00:11
2Kapitel 100:07:37
3Kapitel 100:07:46
4Kapitel 100:07:54
5Kapitel 100:04:37
6Kapitel 200:06:05
7Kapitel 200:06:12
8Kapitel 200:08:11
9Kapitel 200:06:14
10Kapitel 200:07:59
11Kapitel 200:06:11
12Kapitel 300:06:58
CD 2
1Kapitel 3 (Fortsetzung)00:07:52
2Kapitel 3 (Fortsetzung)00:08:26
3Kapitel 3 (Fortsetzung)00:06:49
4Kapitel 3 (Fortsetzung)00:05:52
5Kapitel 3 (Fortsetzung)00:04:46
6Kapitel 400:08:25
7Kapitel 400:08:57
8Kapitel 400:08:29
9Kapitel 400:08:20
10Kapitel 500:10:02
CD 3
1Kapitel 5 (Fortsetzung)00:07:53
2Kapitel 5 (Fortsetzung)00:08:36
3Kapitel 5 (Fortsetzung)00:10:15
4Kapitel 600:10:00
5Kapitel 600:06:48
6Kapitel 600:07:13
7Kapitel 600:07:21
8Kapitel 600:04:48
9Kapitel 700:08:21
10Kapitel 700:07:51
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2013

Der Sohn des Zeichners, die Nachtigall von Kiew und der Atomphysiker
Schlüssellochblicke und Originalfälschungen: In seinem neuen Roman entwirft Alex Capus drei Lebensbilder - zu gefällig, um wahr zu sein

Verglichen mit den sonst eher lyrisch zurückhaltenden Titeln seiner Romane ("Fast ein bisschen Frühling"), klingt "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" geradezu reißerisch. Tatsächlich verflicht Alex Capus in seinem neuen, am kommenden Montag erscheinenden Roman nur in bewährter Manier historisch-biographische Lebensbilder von drei Helden wider Willen, die sich im November 1924 im Zürcher Hauptbahnhof hätten begegnen können.

Der Fälscher war damals auf dem Weg nach Villeneuve, wo er die Asche seines Vaters im Genfer See ausstreuen wollte, die Spionin eine angehende Tingeltangel-Sängerin auf der Durchreise nach Marseille, der Bombenbauer noch ein pazifistischer Maschinenbaustudent und Gullydeckelspezialist in Zürich. Alle drei sollten eine gewisse Berühmtheit erlangen, alle mussten einige ihrer hochfliegenden Pläne und Ideale aufgeben. Von "eleganten Niederlagen" kann man dennoch kaum sprechen, und die jedes Überwachungsprogramm hellhörig machenden Reizwörter "Bombenbau", "Spionage" und "Fälschung" führen erst recht in die Irre.

Eigentlich müsste das Buch "Der Sohn des Zeichners, die Nachtigall von Kiew und der Atomphysiker" heißen. Felix Bloch (1905 bis 1983) war Heisenbergs Assistent, Mitarbeiter an Oppenheimers Atombomben-Projekt in Los Alamos und 1952 Nobelpreisträger für Physik. Laura d'Oriano (1911 bis 1943), Hutverkäuferin und Kosakensängerin in Matrosenkaschemmen, wurde von den italienischen Faschisten als Spionin hingerichtet. Emile Gilliéron (1885 bis 1939) war weder Widerstandskämpfer noch der "größte Fälscher aller Zeiten". Der Kunstmaler hatte zwar als Zeichner des britischen Knossos-Archäologen Arthur Evans hier und da geschönt und geschummelt und sich mit dem Vertrieb minoischer Replika und "Originalkopien" bereichert, aber das war damals noch kein Verbrechen an der Wissenschaft. Schon Emiles Vater (für den sich Capus eigentlich mehr interessiert) hatte als Zeichner Heinrich Schliemanns aus Steinhaufen und zweifelhaften Fundstücken trojanische Fresken, den Schatz des Priamos und Agamemnons Totenmaske "rekonstruiert".

Capus, der große, blonde und blauäugige Schweizer Siegfried aus Olten, rekonstruiert ebenfalls aus eher unspektakulären Lebensläufen Sternstunden der Menschheit. In bislang fünfzehn Romanen und Erzählungen porträtierte er, einzeln oder im Dutzend, Schweizer Entdeckungsreisende wie Munzinger Pascha, Patriarchen wie Nestlé und Maggi, unkonventionelle Liebespaare ("Léon und Louise"), antifaschistische Bankräuber und Pioniere des Wilden Westens ("Skidoo"). Es sind sauber recherchierte, flüssig erzählte "faktentreue Träume", deren Lücken Capus mit Mutmaßungen, Klischees und politisch korrekter Gesinnungsstärke ausfüllt.

Nichts gegen die dokumentarische Methode. Neben den Erfindern gab und gibt es in der Literatur immer auch die Finder, die die historischen Fakten neu arrangieren, umschreiben, verdichten, Autoren wie Erich Hackl, F. C. Delius oder, nun ja, der späte Günter Grass. Allerdings hat sich herumgesprochen, dass die historische Wahrheit nicht so einfach zu haben ist: Skepsis und Zweifel, das Infragestellen von Erinnerung, Überlieferung und Erkenntnisinteresse sind in der Moderne Teil der Erzählung.

Nicht so bei Capus: Er erzählt blauäugig drauflos, immer den Fakten und Träumen entlang. Nicht, dass sein auktoriales Ich dabei völlig unsichtbar wäre. Es meldet sich im Gegenteil ständig mit Einwürfen wie "Ich stelle mir vor", "ich wünsche", "ich glaube" oder "da wäre man gerne dabei gewesen". Aber das Mäuschen verrät nicht, woher sein Wissen und Wünschen kommt: Das Glauben, Lieben und Hoffen ersetzen ihm nicht nur Quellenangaben, sondern auch psychologische Tiefe und erzählerische Reflexion. Capus' Subjektivität bleibt vage, seine persönliche Betroffenheit Behauptung, und seine distanzlose Nähe verdankt sich dem Blick durchs historische Schlüsselloch.

"Ich mag das Mädchen", schreibt er gleich im ersten Satz über Laura. "Mir gefällt die Vorstellung, dass sie im hintersten Wagen des Orient-Express in der offenen Tür sitzt, während silbern glitzernd der Zürichsee an ihr vorüberzieht. Es könnte Anfang November 1924 sein, an welchem Tag genau, weiß ich nicht." Eine eigenwillige Dreizehnjährige, das blonde Haar im Wind flatternd, im Mund eine Zigarette, über der Nase eine kecke Zornesfalte, in der Brust schon "das große und weite Gefühl", das sie nie verlassen wird: Die Vorstellung ist zu gefällig, um wahr zu sein. Vielleicht wurde der Orient-Express an diesem Novembertag wirklich über Zürich umgeleitet; Capus hat die Kurs- und Geschichtsbücher vermutlich studiert. Aber er macht sich dann leider nicht die Mühe, seine Zuneigung zu begründen, seine Faktenträume gegen den Strich zu bürsten, die Widersprüche seiner Helden auch nur ansatzweise auszuloten. Laura ist die rebellische Künstlerin im Fahrtwind großer Zeiten, ein tapferes Mädchen, Spießerschreck und Mata Hari: ein Porträt ohne dunkle Stellen, Brüche und letztlich ohne Kontur.

So setzt Capus, ähnlich wie bei den Gilliérons bei ihrem "Spiel mit den Möglichkeiten", Scherben und Bruchstücke zu farbenprächtigen Mosaiken, schwer beschädigte Torsi zu klassischen Statuen, Gedankensplitter zu kühnen Spekulationen zusammen. Er mokiert sich darüber, dass die minoischen Stierkämpfer der Fälscher wie Vogue-Covergirls und Artdéco-Kokotten aussahen, aber auch sein pseudoarchäologisches Dokumentieren und Rekonstruieren grenzt an Betrug. Emile Gilliéron verkaufte industriell gefertigte Replika und "Originalfälschungen" von Ariadnes Badewanne und König Minos' Thron an Bildungsbürger, Touristen und Museen.

Alex Capus zeichnet mit Fleiß und Schweizer Präzision Helden des Idealismus, schmückt sie mit großen Gefühlen, unbändig heißen Küssen und Zeitkolorit aus dem Baukasten aus und verkauft sie als Lebensbilder nach der Natur und der Geschichte. Sein Arthur Evans kann der "toten, öden Faktenhuberei" nichts abgewinnen. Gerade Wissenschaftler müssten ihr "lückenhaftes Wissen mit Träumereien anreichern", findet er, dem Gefundenen einen höheren Sinn geben. So stellt schließlich auch der Auftragskünstler Emile Gilliéron seine kleinkrämerischen Bedenken zurück: "Ein bisschen was ausmalen kann man immer, schließlich hat die Welt ihre Logik."

MARTIN HALTER

Alex Capus: "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer". Roman.

Hanser Verlag, München 2013. 282 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2015

Wie das Leben
so spielt
Wie heißt es doch bei Bertolt Brecht: „Ja mach’ nur einen Plan . . .“. Der Schweizer Schriftsteller Alex Capus hat in „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenleger“ gleich drei solcher Lebenswege (übrigens historischer Personen) verfolgt, die jeweils in einer Richtung beginnen, um doch jeweils ganz anders zu verlaufen und zu enden. Nur einmal lässt Capus die drei, den Atomphysiker Felix Bloch, die Möchtegern-Sängerin Laura d’Oriano und den Kunststudenten Emile Gilliéron per dichterischem Zufall ahnungslos zusammentreffen, am Hauptbahnhof in Zürich. Der Reiz des Romans liegt nicht nur in Capus’ Fähigkeit, die Helden leichtfüßig in Bewegung zu halten und sie mit jenem Detailinteresse zu beobachten, das sie liebevoll verlebendigt, sondern in der Parallelentwicklung ihrer Biografien, die er untergründig sich berühren lässt. Dass der Pazifist Felix zuletzt bei Robert Oppenheimer die Atombombe mitentwickelt, dass die ehrgeizige Laura ihr mangelndes Gesangstalent erkennen muss und dafür in der Spionage landet, und der Kunststudent Emile sich zum Fälscher entwickelt, das liest sich so spannend wie tragikomisch.  HARALD EGGEBRECHT
      
        
Alex Capus: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer. dtv, München 2014. 282 Seiten,
9,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Ein meisterhafter Roman!" Gong

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Roman Buchelis Kritik zu Alex Capus' Roman "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenleger" liest sich anfangs noch so, als würde Bucheli den Autor gegen die "Unwägbarkeiten" des Literaturbetriebs verteidigen, um zu erklären, warum der erfolgreichste Schweizer Schriftsteller kaum Auszeichnungen erhalte. Aber dann reißt ihm Bucheli auch selbst die Epauletten ab: Capus erzähle konventionell geradlinig, "teste" die Grenze zum Kitsch aus und baue seine Bücher nah am Wasser. Geschick attestiert er ihm allenfalls in der Verknüpfung unzusammenhängender Biografien. Am Ende erklärt er die Romane zu kurzweiliger Unterhaltung, die einen glauben lasse, etwas von einer fernen Epoche verstanden zu haben.

© Perlentaucher Medien GmbH