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leseratte1310
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Niederrhein
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Bewertungen

Insgesamt 3341 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10 (eBook, ePUB)
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10 (eBook, ePUB)


sehr gut

Greta Gustafsson ist froh, als sie mit 15 Jahren die Stelle in einem Kaufhaus in Stockholm bekommt, denn ihre Familie benötigt das Geld. Aber sie träumt von einer Schauspiel-Karriere und tatsächlich besteht sie die Aufnahmeprüfung für eine Schauspielausbildung an der renommierten Schauspielakademie des Königlichen Dramatischen Theaters. Dann wird der Regisseur Mauritz Stiller auf sie aufmerksam und fördert sie. Damit ist der Grundstein gelegt für ihre bemerkenswerte Karriere als Greta Garbo.
Ich hatte gehofft, neue Facetten an der großartigen Schauspielerin kennenzulernen. Leider ist das nicht geschehen. Dennoch hat mir diese Romanbiografie gut gefallen. Dieser Roman ist ein Teil der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“. Zu einer Ikone darf man Greta Garbo tatsächlich zählen.
Greta wusste schon früh, was sie wollte und doch benötigte sie Zuspruch, um ihr Ziel zu erreichen. So gelingt es ihr, den Platz an der Schauspielschule zu gewinnen. Dabei läuft anfangs nicht alles gut. Mauritz Stiller erkennt aber ihre Begabung und ihre besondere Ausstrahlung. Er fördert sie und nimmt sie mit nach Amerika, wo sie zum Star wird. Stiller ist ein unangenehmer aufbrausender Mensch, dennoch trennt sie sich nicht von ihrem Mentor. Aber auch in Amerika musste sie um Anerkennung und Entlohnung kämpfen. Ich habe ihre Entwicklung gerne mitverfolgt, aber dennoch kam sie mir als Person nicht wirklich nahe. Ich denke, auch wenn sie Freunde hatte, so war sie ein Mensch, der andere nur schwer an sich herankommen ließ. Schon früh beendet sie ihre Karriere und lebt einsam und zurückgezogen. Bis zu ihrem Tod bleibt sie immer die geheimnisumwitterte Diva.
Eine gut zu lesende Romanbiografie über die „Göttliche“ Greta Garbo, die eine ganz besondere und geheimnisvolle Ausstrahlung hatte.

Bewertung vom 25.09.2023
60 Kilo Kinnhaken
Helgason, Hallgrímur

60 Kilo Kinnhaken


sehr gut

Es läuft gut in dem kleinen Ort Segulfjörður, denn die Heringsfänge sind seit einige Jahren gut. Menschen aus anderen Ländern bringen Fortschritt und verändern das Leben in der kleinen Gemeinde. So eröffnen sich auch für den Waisen Gestur unverhoffte Möglichkeiten, die er auch bereitwillig annehmen will. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die aber natürlich auch neue Probleme mit sich bringt.
Ich lese gerne Bücher, die in nordischen Ländern spielen. Daher hat mich auch dieser Roman angezogen. Dieses Buch ist nach „60 Kilo Sonnenschein“ der zweite Band um den jungen Gestur, der inzwischen volljährig ist. Ich hatte den Vorgängerband nicht gelesen, was auch nicht unbedingt notwendig ist für das Verständnis. Aber mir ist Gestur so ans Herz gewachsen, dass ich das gerne noch ändern will.
Der Autor Hallgrímur Helgason schreibt wortgewandt und humorvoll, manchmal sogar poetisch. Allerdings schildert er manches auch in einer sehr direkten, bissigen und markigen Sprache. Man muss Zeit und Muße haben, um dieses seitenstarke Werk zu lesen, das leider einige Längen aufweist. Auch die fremden Namen machen es einem nicht immer leicht. Wir erfahren beim Lesen aber sehr viel über die Geschichte und Kultur Islands.
Mit den Neuankömmlingen aus dem Ausland verändert sich der kleine Ort Segulfjörður, der zwar fiktiv ist, aber genauso ausgesehen haben könnte. Der Fortschritt bringt viele technische Errungenschaften in diesen zuvor etwas rückständigen Ort, was das Leben rundum wandeln. Die Menschen wollen an diesem Fortschritt teilhaben. Doch solche Veränderungen bringen nicht nur Positives mit sich, leider gibt es auch Schattenseiten.
Auch Gestur trifft Entscheidungen, von denen sein Ziehvater nichts weiß, denn er hat Träume, die er wahr werden lassen möchte. Wir erleben mit, wie er erwachsen wird und die Liebe erlebt.
Doch es kommt, wie es kommen muss: Dass Schicksal schlägt zu in Segulfjörður.
Die Personen sind lebendig und oft etwas eigenwillig dargestellt.
Eine interessante Geschichte, humorvoll und tiefgründig zugleich, die mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 24.09.2023
Im Licht der Freiheit / Club Paradies Bd.2
Benedikt, Caren

Im Licht der Freiheit / Club Paradies Bd.2


ausgezeichnet

Maria hatte immer Entschuldigungen für das Verhalten ihres Mannes Hanns Borchardt, der wenig Rücksicht auf seine Familie genommen hat. Doch dann stand Weihnachten 1976 die Polizei mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür. So hat Maria erfahren, in welch betrügerische Machenschaften ihr Mann verwickelt war. Für Selbstmitleid ist keine Zeit, sie muss sehen, wie sie zurechtkommt und entwickelt dabei ungeahnte Stärke. Zum Glück steht ihr der Familienanwalt Klaus Schröder zur Seite.
Schon der Vorgängerband „Club Paradies - Im Glanz der Macht“ hat mich begeistert und natürlich wollte ich wissen, wie es weitergeht. Der lebendige Schreibstil der Autorin Caren Benedikt liest sich sehr angenehm und flüssig.
Die Charaktere sind interessant und authentisch dargestellt. Hanns Borchardt war ein dominanter Mann, der rücksichtslos im Geschäftsleben wie im Privatleben war. Als seine Machenschaften aufgeflogen sind, entzieht er sich der Verantwortung und lässt seine Frau und Kinder zurück, die mit den Folgen seiner Betrügereien fertig werden müssen. Maria hat die bestimmende Art immer ertragen und entschuldigt, doch nun muss sie erkennen, was für ein Mensch Hanns wirklich war. Seine jahrelangen schändlichen Lügen sind wirklich unfassbar. Es wird nicht leicht für sie, denn die Gesellschaft, welche die Borchardt früher hofiert haben, wendet sich ab. Nur Klaus Schröder unterstützt sie weiterhin. Mir hat es gefallen, wie Maria ihre Probleme angeht und daran wächst. Dafür ist ein Stück weit auch Hanns‘ ehemalige Geliebte Lea verantwortlich, die Maria helfen will. Das Verhältnis zu ihrer Tochter Hanna wird auch immer inniger. Hanna muss nach Übergriffen ihres Chefs ihren eigenen Weg finden und Sohn Holger verstrickt sich aus Liebe immer mehr in die Aktivitäten der RAF.
Das Nachwort der Autorin ist informativ und interessant.
Auch dieser Roman ist unterhaltsam und fesselnd und hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 21.09.2023
Marthas Geheimnis / Die Zuckerbaronin Bd.1 (eBook, ePUB)
Sahler, Martina; Wolz, Heiko

Marthas Geheimnis / Die Zuckerbaronin Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zucker ist Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kostbar und teuer. Da verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach dem zufällig entdeckten Saccharin, welches wesentlich erschwinglicher ist, steigt. Das gefällt der Zuckerindustrie natürlich nicht, und so kommt es, dass der süße Ersatzstoff verboten wird. Daher holen die Schmuggler die begehrte Ware aus der Schweiz. Zu diesen Schmugglern gehören auch Korbinian Schinder und seine Familie. Doch als Liebe ins Spiel kommt, wird es schwierig, denn Martha verliebt sich ausgerechnet in den charmanten Alexander Wallendorf, den Sohn und Erben des Zuckerimperiums.
Dies ist der Auftaktband der Drei-Schwestern-Saga. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und die Handlungsorte sind so bildhaft dargestellt, dass ich mir alles gut vorstellen konnte.
Auch die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Korbinian muss seine Familie durchbringen, was nicht immer leicht ist. Daher wählt er den illegalen Weg und muss dabei auch findig vorgehen. Doch dieser Weg ist nicht ungefährlich uns so verliert er seine Frau und damit das Wichtigste in seinem Leben. Seine Töchter, die Schwestern Martha, Gwendolyn und Helena, sind sehr unterschiedlich. Martha ist eine eigenwillige lebenslustige Person, die ihren Vater gerne auf den Schmuggelfahrten begleitet. Gwendolyn ist schlau und wissbegierig, und die Jüngste, Helene, ist ein wenig träumerisch und mag Tiere. Beim Tanzen lernt Martha Alexander Wallendorf kennen und lieben, aber sie kann ihm natürlich nicht erzählen, was sie so treibt. Nicht nur der Schmuggel steht zwischen ihnen, sondern auch eine alte Feindschaft zwischen den Familien. Doch kann sie ihr Geheimnis wahren?
In diesem Roman wurden realistische Begebenheiten wunderbar mit fiktiven verknüpft. Über die Entstehung des Saccharins habe ich vorher nichts gewusst.
Hilfreich und informativ sind das Personenverzeichnis am Anfang des Romans und das Nachwort.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.

Bewertung vom 18.09.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Wien, 1895: Während sich der technische Fortschritt ausbreitet, ist in Wien der Aberglaube noch weitverbreitet. Spiritismus und Séancen sind beliebt und dabei wird allerlei Schwindel betrieben. Dem wollte der Naturwissenschaftler Dr. Lichtenstein entgegenwirken. Doch dann machen Touristen bei einer Führung durch die Gruft des Stephansdom einen grausigen Fund. Zwischen den alten Knochen liegt eine männliche Leiche. Das Gesicht ist verzerrt. Was hat den Mann so entsetzt? Der Tote ist Lichtenstein und ein Freund des Oberpolizeirat Stukart. Der beauftragt Inspektor Leopold von Herzfeldt die Sache zu untersuchen.
Anna, dem Mündel des Totengräbers Augustin Rothmayer, ist aufgefallen, dass aus dem Waisenhaus im 5. Bezirk in Wien immer wieder Kinder verschwinden. Ein ermordeter Junge hatte Anna noch vor dem Nachtkrapp gewarnt. Doch Leos Kollege Leinkirchner zeigt sich nicht besonders interessiert, handelt es sich doch meist um Straßen- oder Waisenkinder, die angeblich weggelaufen sind. Aber dann verschwindet ein Junge aus einer gutsituierten Familie.
Dies ist nun bereits der dritte Band um das ungewöhnlicher Ermittlerteam. Auch dieses Mal konnte mich der Autor Oliver Pötzsch wieder fesseln. Er entführt mich mit seiner Geschichte in ein Wien, das sehr atmosphärisch dargestellt ist. Dabei gibt es nicht nur die schönen Seiten der Stadt, sondern auch viel Not und Hoffnungslosigkeit.
Die Charaktere sind gut und sehr individuell beschrieben. Leopold von Herzfeldt hat in Graz Kriminalistik studiert, kommt aber mit seinen modernen Methoden nicht gut bei den Kollegen an. Auch dass er Jude ist, wird ihm angekreidet. Der Totengräber Augustin ist kauzig, aber ein kluger Kopf. Dieses Mal verfasst er ein Buch zum Thema Spuk- und Geisterscheinungen. Auch die Tatortfotografin Julia Wolf ist wieder mit von der Partie. Sie hat eine kleine Tochter, für die sie nur das Beste will. Inzwischen verbindet sie mit Leo mehr als nur das berufliche Interesse, doch das darf niemand wissen. Es gibt also alle Hände voll zu tun für unsere Ermittler. Doch dann taucht Leos Mutter auf, weil sie Zeit mit ihrem Sohn verbringen möchte, bis sie im Hotel dem Schriftsteller Arthur Conan Doyle begegnet.
Es gibt immer wieder Wendungen, welche die Spannung hochhalten. Lange habe ich im Dunkeln herumgetappt, wer wohl hinter allem steckt.
Es ist ein informativer und sehr spannender historischer Krimi, der mir wieder gut gefallen hat.

Bewertung vom 18.09.2023
Die Nachbarn
Voskuil, J.J.

Die Nachbarn


gut

Wie der Buchtitel sagt, geht es um Nachbarn, aber nicht nur. Es geht auch darum, ob man alles akzeptieren muss, ob man wirklich befreundet sein sollte oder doch lieber Abstand hält. Aber es geht auch darum, zu welchen Verwerfungen es in einer Ehe kommen kann, wenn die Partner so unterschiedliche Meinungen haben.
Kaum ist Peer zu Petrus in die nachbarschaftliche Wohnung gezogen, solidarisiert sich Nicolien mit den Underdogs, denn Underdogs jedweder Couleur – hier die Homosexuellen - haben es ja so schwer im Leben, werden immer diskriminiert. Maarten würde lieber die Menschen nach ihrem Charakter beurteilen und legt keinen Wert auf nähere Kontakte, da er die beiden uninteressant findet. Es kommt zu ständigen Streitereien zwischen Nicolien und Maarten. Egal was er sagt, Nicolien versteht ihn falsch, reißt seine Aussagen aus dem Zusammenhang und verdreht sie. Ihre Angriffe gehen immer mehr unter die Gürtellinie und Maarten übt sich in Geduld. Je enger der Kontakt zu den Nachbarn wird, umso besserwisserischer und übergriffiger werden diese.
Wie uns der Klappentext und Vorwort verraten, durfte dieses Buch erst nach dem Tod des Autors veröffentlich werden aus Sorge, man könne die realen Vorbilder verdrießen. Durch die jetzige Veröffentlichung erlaubt die Witwe des Autors J. J. Voskuil aber auch sehr intime Einblicke in ihre Beziehung. Erzählt wird diese Geschichte fast wie eine Art Tagebuch. Wir erfahren wenig darüber, was die Protagonisten vorher erlebt haben und was sie bewegt.
Nicoliens Vorwürfe Maarten gegenüber werden immer drastischer. Immer und immer wieder erhebt sie die gleichen Anschuldigungen. Ihren unreflektierten Einsatz für Underdogs finde ich entsetzlich. Maarten versucht zunächst noch seine Meinung zu vertreten, doch er wird zunehmend zurückhaltender, da er einsieht, dass eine Diskussion nichts bringt. Erst amüsierten mich diese Dialoge, doch als sich die Anschuldigungen ständig wiederholten und massiver wurden, nervte mich dieser Kleinkrieg. Die Nachbarn dagegen bestimmen immer mehr das Leben von Nicolien und Maarten. Petrus ist ein Grantler, der keine anderen Meinungen gelten lässt. Peer ist jünger als sein Partner, offener, aber auch jähzorniger. Beide eint, dass sie nur an sich selbst interessiert sind und übergriffiger werden. Selbst als Nicolien das zu viel wird, verteidigt sie immer noch die Underdogs, die für sie „wie ihre Kinder“ sind. Dann nach einer Zeit mit einigen Kontaktpausen, eskaliert die Sache.
Hat mir dieser Roman gefallen? Vom Schreibstil sicherlich, doch am Ende bleiben mir zu viele Fragen offen und auch die ständigen Wiederholungen waren mir zu viel. Mich hat dieser Roman nicht fesseln können.

Bewertung vom 13.09.2023
Nicht ein Wort zu viel (eBook, ePUB)
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel (eBook, ePUB)


sehr gut

Bei Faja dreht sich alles ums Buch. Sie arbeitet in einer Buchhandlung und auch in ihrer Freizeit beschäftigt sie sich als Buchbloggerin und ist Mitglied in einem Bücherkreis. Sie erhält plötzlich ein Video, das ihren Freund Claas gefesselt und geknebelt zeigt und mit einer Nachricht „Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.“ Zuerst hält sie das Ganze für einen Spaß, doch dann wird ihr klar, dass es todernst ist, denn Claas wird ermordet aufgefunden und es gibt weitere Opfer.
Wie schon einige andere Bücher des Autors Andreas Winkelmann konnte mich auch dieser Thriller wieder packen. Der Schreibstil ist fesselnd und gut zu lesen. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Es ist erschreckend, was die Anonymität und Reichweite des Internets für Gefahren bieten. Auch ist einiges recht brutal dargestellt.
Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt., so dass man sich in sie hineinversetzen konnte.
Doch wer ist der Mörder, der solch kranke Spielchen spielt und dem Menschleben egal sind? Er scheint den sehr unterschiedlichen Ermittlern Jaro Schrader und Simon Schierling immer einen Schritt voraus zu sein. Verschiedene Wendungen und falsche Fährten halten die Spannung hoch.
Mich hat dieser Thriller wieder gut unterhalten.

Bewertung vom 11.09.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


sehr gut

In Stockholm ist nicht alles gelaufen, wie es sollte. Daher kehrt die junge Ermittlerin Fredrika Storm in ihren Heimatort Harlösa zurück. An ihrem ersten Tag wird sie zusammen mit dem Kollegen Henry Calment auf den Fall einer ertrunkenen Frau angesetzt, die über den zugefrorenen See gerannt und eingebrochen ist. Ausgerechnet Frederikas Großmutter hat den Vorgang beobachtet. Die Frau konnte nur tot geborgen werden und niemand scheint sie zu kennen. Warum aber ist die Frau so gerannt? Wurde sie verfolgt?
Ich mag die düstere Atmosphäre von Skandinavien-Krimis. Daher hat mich auch dieses Buch der Autorin Frida Skybäck angezogen. Allerdings hätte es ruhig etwas spannender zugehen dürfen. Der Schreibstil hat mir aber zugesagt.
Die Charaktere finde ich gut gezeichnet. Fredrika Storm ist keine ganz einfache Person. Als Ermittlerin verlässt sie sich oft auf ihr Bauchgefühl und handelt ziemlich impulsiv ohne die Regeln zu beachten. Dieser Fall erinnert sie an das plötzlich Verschwinden ihrer Mutter, als Frederika noch ein kleines Mädchen war. Hat der Fall etwas mit der Vergangenheit zu tun? Frederika lässt nicht locker und ermittelt sogar in ihrer Verwandtschaft. Dabei geht sie recht rücksichtslos vor, was das angespannte Verhältnis zu ihrer Familie nicht einfacher macht. Ihr Kollege Henry Calment stammt aus einer reichen Familie und ist etwas speziell, aber sympathisch. Dass er bei der Polizei gelandet ist, gefällt seiner Familie nicht. Er bildet mit Frederika zusammen ein tolles Team.
Es gibt eine ganze Reihe von Wendungen, die dafür sorgen, dass es bis zum Schluss undurchsichtig bleibt. Während es anfangs noch recht ruhig zuging, wurde es zum Ende hin dann doch immer spannender.
Mir hat dieser atmosphärische Krimi aus Skandinavien gut gefallen und ich bin schon auf den nächsten Band gespannt.

Bewertung vom 11.09.2023
Unschuld
Würger, Takis

Unschuld


sehr gut

Florentin Carver sitzt wegen des Mordes an dem sechzehnjährigen Casper Rosendale im Gefängnis und nun soll in 35 Tagen das Todesurteil vollstreckt werden. Seine Tochter Molly glaubt aber an die Unschuld ihres Vaters und will das beweisen. Es gelingt ihr unter falscher Identität in die Familie Rosendale einzudringen. Ihr bleiben 35 Tage.
Der Autor Takis Würger erzählt in einer klaren, aber auch durchaus einfühlsamen Sprache. In seiner Geschichte werden Themen wie Standesunterschiede, Krankheit (Chorea Huntington), Medikamentenmissbrauch und Alkoholsucht, amerikanisches Waffenrecht und die Macht der der Waffenlobby behandelt.
Die Kapitel dieser Geschichte werden wie ein Countdown zurückgezählt. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven und immer wieder auch mit Rückblenden, so erfahren wir eine Menge über die Beteiligten.
Die Personen sind alle lebendig und facettenreich dargestellt. Molly Carter hat es nicht leicht. Viele Wörter wollen ihr einfach nicht über die Lippen und so lebt sie zurückgezogen bei ihrem Onkel in einer Kellerwohnung. Wie viel schillernder geht es da bei den Rosendales zu. Die Familie war einmal sehr einflussreich, glaubt aber immer noch, dass alles nach ihren Regeln laufen muss. Die Unterschiede zu Mollys Familie könnte nicht größer sein. Aber nicht nur Molly hat Schmerzhaftes erlebt, auch bei der Familie des Opfers gibt es Schmerz. Molly versucht herauszufinden, was damals genau geschehen ist und wer Casper getötet hat, weil sie nicht damit zurechtkommt, dass ihr Vater ein geständiger Mörder ist. Natürlich stößt sie auf Schweigen.
Nicht immer ist eindeutig klar, was Lüge und was Wahrheit ist, und doch war mir bereits recht früh klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird.
Es ist ein packender und erschütternder Gesellschaftsroman, der ziemlich düster rüberkommt, mir aber gut gefallen hat.

Bewertung vom 08.09.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Southie ist ein Viertel von Boston, in dem Hoffnungslosigkeit und Kriminalität herrschen, aber auch Zusammenhalt und Unterstützung. Allerdings muss man sich an die Regeln des Viertels halten. Als ein Bezirksrichter feststellt, dass schwarze Schüler systematisch benachteiligt werden, soll das Dilemma aus der Welt geschafft werden, indem weiße Schüler per Bus in ein schwarzes Viertel gebracht werden und umgekehrt. Aber Mary Pat hat andere Sorgen. Ihre siebzehnjährige Tochter Jules ist nicht nach Hause gekommen und Mary Pat macht sich auf die Suche. Doch ihre Fragen stoßen entweder auf Schweigen und Beschwichtigungen oder aber es gibt Widersprüche in den Aussagen. Doch Mary Pat lässt sich nicht einlullen. Sie macht sich auf, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen – ganz gleich, was es sie selbst kostet.
Es ist eine spannende, aber auch sehr bedrückende Geschichte. Das Leben im Viertel ist hart. Auch wenn man arbeitet, ist es oft nicht möglich, seine Rechnungen zu bezahlen. So geht es auch Mary Pat. Sie ist ausgelaugt und hat nicht genügend Zeit für ihre Tochter. Aber sie liebt sie.
Es gibt aber auch massiven Rassismus. Wenn etwas schiefläuft im Viertel, können nur die Schwarzen daran schuld sein. Auch die Drogen haben sie nach Southie gebracht und daher sind sie schuld, dass Mary Pats Sohn Noel an einer Überdosis Heroin starb, weil er das in Vietnam Erlebte nicht verkraftet hat.
Auch wenn ich Mary Pats Vorgehen nicht gut finden kann, so kann ich sie dennoch verstehen. Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war, daher ist es ihr auch egal, was aus ihr selbst wird. In ihr sind Hass und Gewalt und so manch einer bekommt zu spüren, wie stark sie sein kann.
Doch am meisten hat mir der Detective Bobby gefallen. Er weiß um die Schwächen des Systems und doch setzt er alles daran, Schuldige zu überführen. Er führt einen aussichtslosen Kampf, denn überall gibt es Menschen, welche die Hand aufhalten.
Das Finale ist drastisch, aber leider auch glaubhaft.
Ein erschreckend aktuelles Thema und eine spannende Geschichte, die absolut lesenswert ist.