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Benutzername: 
Ritja
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Deutschland
Über mich: 
Bücher, Bücher, Bücher...viele Träume und Geschichten, die einem atemlos, traurig, fröhlich oder nachdenklich machen. Sie sind gute und geduldige Begleiter durch das Leben und schaffen Platz für Kreativität und Ruhe. https://buchstabenfestival.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 740 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2024
Seltsame Blüten
Ryan, Donal

Seltsame Blüten


sehr gut

Vor diesem Buch kannte ich den Autoren nicht. Der Klappentext hatte mich angesprochen, so dass ich das Buch in die Hand nehmen musste. Nach den ersten wenigen Seiten habe ich geschaut, ob der Autor schon verstorben ist, denn sein Schreibstil hat mich sehr an die 50er-60er Jahre erinnert. Die langen Schachtelsätze und die Wortwahl ließen mich in dem Glauben, dass das Buch neu aufgelegt worden ist. Tatsächlich ist jedoch der Autor Jahrgang 1976. Die langen Sätze waren anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, so dass ich das Lesen immer wieder mal abgebrochen und das Buch beiseite gelegt hatte. Nach gut 1/4 des Buches wurde die Geschichte komplexer und spannender und ich hatte mich an den Schreibstil gewöhnt. Die kleinen Wendungen in der Geschichte hielten die Spannung und somit mein Interesse bis zum Schluss aufrecht.

Die Charaktere und die Gegend, in denen sie leben, werden sehr gut beschrieben, so dass man sich gut in die Geschichte hineinversetzen kann. Die Enge der kleinen irischen Gemeinde spürt man beim Lesen, die starke Religiosität und die Abhängigkeiten der einzelnen Gemeindebewohner:innen spielen eine große Rolle. Und Moll? Moll kommt zurück und sagt kein Wort über das Warum und Wieso ihres Wegganges. Aber bringt etwas mit, womit die Eltern nicht gerechnet haben. Die Gemeinde tuschelt und die Eltern müssen sich mit dem Schock auseinandersetzen.

Das schmale Buch setzt sich mit einer Familiengeschichte über drei Generationen auseinander. Jede Generation kämpft mit ihren ganz eigenen Problemen. Teilweise muss sie aber auch die Päckchen aus der Vergangenheit mittragen. Viele aktuelle Themen werden in diese Geschichte eingebaut, jedoch ohne den Lesenden zu überfordern, sondern eher sachlich vor Augen zu halten, dass es die Themen schon seit Jahren gibt.

Insgesamt fand ich die Geschichte gut und schön geschrieben (wenn man von den Schachtelsätzen mal absieht).

Bewertung vom 26.02.2024
Ich bin Anna
Saller, Tom

Ich bin Anna


sehr gut

Tom Saller zeigt den Lesenden einen kleinen Einblick aus dem Leben von Anna und Sigmund Freud. In kurzen Kapiteln aus den jeweiligen Perspektiven der beiden Protagonisten erfährt man von dem Schaffen und Leben der Freuds.

Sigmund Freud, ein jüdischer Analytiker, der keinen guten Stand bei den Wiener Kollegen hat, berichtet von seinem Verhältnis zu seiner Tochter Anna. Dem einzigen Kind, welches noch zu Hause lebt und seine einzige Chance, sein Vermächtnis zu übertragen. Seine Söhne befinden sich zum Zeitpunkt der Geschichte im ersten Weltkrieg und seit Wochen haben die Freuds nichts von ihnen gehört.

Anna Freud, die Tochter von Sigmund Freud, ist eigentlich Lehrerin, doch der Beruf zehrt an ihren Nerven. Sie kränkelt von klein auf und sie kämpft immer wieder mit Selbstzweifeln. Doch sie will die Chance ergreifen und das Vermächtnis des Vaters übernehmen.

Ich habe etwas Zeit und ein paar Seiten mehr gebraucht, um in die Geschichte eintauchen zu können. Der innere Kampf von Anna und die Gedanken von Sigmund Freud über sie fand ich interessant und spannend zugleich. Der Schreibstil des Autors sorgt dafür, dass der Inhalt der Geschichte nicht zu trocken und wissenschaftlich wird. Der Wechsel zwischen den Perspektiven sorgt zusätzlich dafür, dass man sich mittendrin statt außen vor fühlt.

Bewertung vom 04.02.2024
Das Wunder von Bahnsteig 5
Pooley, Clare

Das Wunder von Bahnsteig 5


sehr gut

Wer den Roman „Montags bei Monica“ mochte, wird das neue Buch von Clare Pooley wahrscheinlich auch mögen.

Wieder gibt es viele wunderbare und liebenswerte und natürlich leicht schrullige Charaktere, die sich immer wieder begegnen und einiges zusammen erleben. Diesmal trifft man sich anonym im Zug nach London. Jeder für sich ohne großen Kontakt zu den stets gleichen Mitfahrenden. Iona würde dies als Regel des Zugfahrens bezeichnen. Maximal ein Kopfnicken als Begrüßung, aber bloß kein Gespräch.

Man erfährt, was die einzelnen Charaktere so denken und fühlen. Dabei fällt schnell auf, dass sie alle ihre Probleme und Sorgen haben, egal wie die äußere Erscheinung sein mag. Der Anzugträger, der zu laut telefoniert, die ältere Frau mit Hund und großer Handtasche, der Krankenpfleger mit den Augenringen oder die junge Frau, die interessante Bücher liest. Sie alle werden sich kennenlernen und erfahren, dass sie mehr gemeinsam haben als sie bisher dachten.

Clare Pooley hat einen Wohlfühlroman mit etwas Gesellschaftskritik und viel Humor geschrieben. Die Charaktere sind vielfältig, aber auch etwas klischeehaft, doch immer liebenswert. Die Situationen sind nicht immer realistisch, aber das darf bei einem Wohlfühlroman auch mal sein, denn die Kernaussage wird schnell klar.

Bewertung vom 04.02.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Es geht weiter mit Chani und Baruch, mit Rivka und Chaim und mit den vielen anderen Charakteren. Ich habe mich sehr über die Fortsetzung gefreut.

Die Autorin hat mich schon in dem ersten Buch "Die Hochzeit der Chani Kaufmann" in ihren Bann gezogen. Ihr Schreibstil, ihre Art zu Erzählen und ihre Charaktere waren so gut, dass man nur wenige Seiten brauchte, um mittendrin zu sein. Das erste Buch erschien bereits 2018 und trotz der langen Wartezeit war ich schnell wieder im Geschehen. Die vielen jüdischen Begrifflichkeiten kann man auch diesmal wieder im Glossar am Ende des Buches nachlesen.

Die Geschichte hat sich etwas gedreht. Das enge Korsett der Kehilla bekommt Risse und immer mehr Zweifel tauchen bei einigen Charakteren auf. Sie hinterfragen das Leben in der Gemeinschaft und die sehr strengen Regeln (die ausschließlich von Männern aufgestellt worden). Was geschieht mit den Menschen, die die Kehilla verlassen? Wie werden sie behandelt? Und wie kommen sie in der "anderen" Welt zurecht? Rivka wird diesen Weg gehen und man spürt ihre innere Zerrissenheit, ihre Zweifel und die Angst, aber auch ihren Mut und ihren Willen frei zu sein.

Chani, die Mutige, hat es nicht leicht mit ihrer Schwiegermutter und sie muss sich im Laufe der Geschichte die strengen Regeln etwas zurecht zupfen. Ihren Weg zu verfolgen, war nicht immer einfach. Oft habe ich innerlich leise geflucht und mit dem Kopf geschüttelt. Aber auf Chani ist Verlass, denn sie lässt sich nicht beirren und schafft sogar Baruch davon zu überzeugen.

Die Autorin beschreibt die Zweifel, die Rivalitäten, den Hass und die Wut so gut und klar, dass man die Emotionen förmlich greifen kann. Aber es ist keine traurige oder düstere Geschichte. Der typisch jiddische Humor blitzt immer wieder auf und die vielen kleinen Siege, die vor allem, die Frauen davontragen, sorgen dafür, dass man immer wieder das Licht zu sehen bekommt.

Man kann "Die Hoffnung der Chani Kaufmann" einzeln lesen, aber dann hat man die Anfänge verpasst. Die Autorin bezieht sich immer wieder auf den ersten Band und auch die Charaktere führen Gespräche fort, die sie in dem ersten Buch gestartet haben. Aus meiner Sicht lohnt es sich beide Bücher zu lesen, um vollständig in das Leben der Chani Kaufmann abtauchen zu können.

Bewertung vom 10.01.2024
Clara und die Poesie des Lebens
Carlier, Stéphane

Clara und die Poesie des Lebens


gut

Ich bin ja ein kleiner Fan von französischer Literatur und Filmen. Deshalb freute ich mich sehr auf das Buch von Stephane Carlier. Die Freude hielt auch noch die ersten Seiten an und ich begleitete Clara durch ihren Alltag und lernte ihre Chefin und ihren Freund kennen. Doch dann stockte es. Der Zauber und die Leichtigkeit, die mich normalerweise bei den französischen Autor:innen begeistert, wurde nicht entfacht. Die Bildsprache war nicht so rund und schön wie erwartet.

Dabei ging es doch um Literatur, um Bücher und wie sie das Leben der Lesenden verändern kann. Auch Clara macht diese Erfahrung. Sie wagt sich an Proust und verändert sich und ihr Leben. Diese Veränderungen waren mir zu schnell abgehandelt ohne das man die Emotionen und den Wandel wirklich wahrnehmen konnte.

Obwohl das Buch wunderschöne Illustrationen beinhaltet, konnte mich die Geschichte leider nicht so richtig einfangen. Schade.

Bewertung vom 10.01.2024
Das Gästezimmer
Michallon, Clémence

Das Gästezimmer


weniger gut

Es sollte ein Psychothriller sein, der den Lesenden fesselt und vor Spannung die Luft flirren lässt. Die Gestaltung des Covers und des Buches spiegeln dies auch durchaus wieder, der Text bleibt jedoch hinter der Erwartung.

Die Autorin hat einen, für mich, gewöhnungsbedürftigen Schreibstil, der die Nähe zu den Charakteren verhindert. Man wird auf Distanz gehalten und darf nur beobachten. Die wechselnde Perspektive und die vielen kleinen Kapitel waren gut gemeint, aber nicht so gut umgesetzt. Der Lesefluss wurde dadurch etwas gestört. Es gab über die gesamte Geschichte mehrere längere langatmige Passagen, die mich immer wieder über einen Abbruch nachdenken ließen. Das Ende wirkte dafür sehr gehetzt und abrupt und wenig begeisternd.

Und die Charaktere? Die waren leider zu oberflächlich gehalten, teilweise konnte ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen und durch den Schreibstil kam leider auch keine engere Bindung zustande. Es wurden bei der Beschreibung bzw. Darstellung der Charaktere wieder einige Klischees ausgepackt, die die Charaktere leider etwas fad zurückließen.

Insgesamt eher enttäuschend als begeisternd, eher langweilig als spannend, näher am Abbruch als am Page Runner.

Bewertung vom 22.12.2023
Die Schlank-Strategie
Winter, Stefan

Die Schlank-Strategie


sehr gut

So kurz vor Weihnachten und dem großen Schlemmen passt doch bestens ein Nicht-Diät-Buch. Leider hat das Buch keinen strategisch guten Titel, aber der Inhalt ist dafür gut und endlich mal anders.

Laut dem Autor Stefan Winter soll man auf die Frage, was denn in diesem Buch steht folgendes sagen "Timing, Entscheidungs- und Emotionsarchitektur. Die Details solltest du aber selber lesen, es lohnt sich!" (S. 325)

Was soll ich da jetzt noch hinzufügen? Außer, dass es in diesem Buch nicht um Rezepte, Diätpläne oder Verzicht und Quälerei geht. Es ist ein Buch, welches ein richtig gutes Literaturverzeichnis hat (da schlägt das Herz der Wissenschaftler:innen höher) und aus Daten, Fakten und Humor zusammengesetzt wurde. Der Autor hat einen leicht zu lesenden Schreibstil (eher salopp als wissenschaftlich) und er schafft es mit seinem Humor und dem berühmten Augenzwinkern das Thema leicht an den Lesenden heranzutragen.

Aus meiner Sicht lohnt es sich tatsächlich, sich mit diesem Buch auseinanderzusetezn. Möglichst bevor man die xte Diät startet. Nach der Lektüre könnte es passieren, dass die Diät beiseite geschoben wird und man in 2024 vielleicht an seinen Verhaltsweisen, Emotionen und Entscheidungen arbeitet. Die Aussicht auf Erfolg scheint mir hierbei größer.

Bewertung vom 17.12.2023
Mindset (MP3-Download)
Hotz, Sebastian

Mindset (MP3-Download)


sehr gut

Unterhaltsam, kurzweilig und ironisch.

Wenn Männer Wölfe sein wollen und alles zu einer großen Show wird, dann kann der Zuhörende sich wunderbar amüsieren. Für mich war das Hörbuch (gelesen vom Autor) eine unterhaltsame Reise durch die wirre Gedankenwelt von einigen Männern, die unbedingt Erfolg und Macht über Andere haben wollen. Sie könnten erfolgreich sein, wenn sie nicht dem falschen Mindset hinterherrennen würden. Denn eigentlich sind sie die Wölfe und nicht das Schaf. Wirklich?

Sebastian Hotz zeigt anhand der Geschichte von Maximilian Krach, was die Jagd nach Anerkennung, Macht und Erfolg hervorrufen kann. Die Geschichte spiegelt viele Instagram-Accounts wider. Die Herren mit der unechten Rolex am Handgelenk, dem engen Slim Fit Anzügen vor geliehenen teuren Autos und den langweiligen Kalendersprüchen im Textfeld, die auf der Suche nach den nächsten Opfer sind, um abzukassieren. Doch wie sieht es hinter der Fassade aus? Wie viel davon ist echt? Wie viel Wolf bleibt übrig, wenn die Scheinwerfer aus sind?

So unterhaltsam das Hörbuch ist, so sehr bohrt es aber auch den Finger in die Wunde. Die Gesellschaftskritik ist deutlich erkennbar. Das Ende und damit die Lösung war mir zu einfach und zu schnell, jedoch für diese Geschichte okay. In der Realität sieht es oft anders.

Bewertung vom 06.12.2023
Der Novembermörder / Kriminalinspektorin Irene Huss Bd.1
Tursten, Helene

Der Novembermörder / Kriminalinspektorin Irene Huss Bd.1


gut

Helen Turstens "Der Novembermörder" ist ein grundsolider, aber wenig aufregender Krimi. Die Autorin lässt den Lesenden an vielen Abläufen sehr detailliert teilhaben. Einerseits ist es interessant zu lesen, wie die Abläufe auf dem Revier sind, andererseits sind manche Begebenheiten aus dem Privatleben der Hauptcharaktere, die Pizzabestellungen auf dem Revier oder andere sehr detaillierte Beschreibungen zu ausschweifend. Sie lenken etwas vom Fall ab und sorgen für zähe Passagen, die das Tempo der Geschichte drosselten.

Trotzdem fand ich die Grundidee der Geschichte gut und spannend. Wie fast alle skandinavischen Autor*innen baut auch Helene Tursten aktuelle Probleme aus der schwedischen Politik mit ein. Sie geht auf die gesellschaftlichen Probleme ein und zeigt auf, welche Machtkämpfe gerade geführt werden. Man sollte beim Lesen darauf achten, dass das Buch bereits 2000 geschrieben wurde. Es sind jedoch einige Punkte noch heute aktuell.

Bewertung vom 06.12.2023
Lichterzauber in Schweden
Lindqvist, Anna

Lichterzauber in Schweden


gut

Lilje reist in den Norden Schwedens, um über die touristische Attraktionen zu berichten. Es geht dabei einiges schief, so dass sie sich ein Zimmer mit Juha teilen muss. Bereits bei dieser Passage war das Ende des Buches klar. Leider.

Wie viele dieser Wohlfühlromane muss man sich um das Ende bereits am Anfang des Buches keine Gedanken machen. Die Geschichte verzichtet auch nicht auf die üblichen Wendungen, um das Ende etwas hinauszuzögern, aber der leichte Schreibstil und die schöne bildhafte Sprache der Autorin entschädigen das.

Die Autorin erzählt jedoch nicht nur von Lilje und Juha, sondern auch von den Sámi, dem indigenen Volk, und deren Probleme mit der Politik und den örtlichen Investoren. Mir haben die Beschreibungen der Traditionen, der Lebensart der Sámi und deren Verhältnis zur Natur und ihren Rentierherden gut gefallen. Die Kritik an der Gesellschaft, den Umweltschäden durch die Industrie und deren Umgang mit den Sámi waren interessant.

Das Ende, besonders der Epilog, hätten (aus meiner Sicht) nicht ganz so zuckersüß ausfallen müssen. Ein realistischeres Ende hätte mir mehr gefallen.

Trotzdem kann man mit dem Buch ein paar schöne entspannte Stunden auf der Couch verbringen und sich treiben lassen.