Juli Zeh
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Leere Herzen (MP3-Download)
Gekürzte Lesung. 415 Min.
Sprecher: Tscharre, Ulrike C.
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»Eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart.« (FAS) Sie sind desillusioniert und pragmatisch. Sie haben den Zynismus der Politik genauso durchschaut wie den modernen Selbstoptimierungswahn oder das kleinbürgerliche Gutmenschentum. Sie haben sich in der Welt erfolgreich eingerichtet – und sie haben keine Lust, deswegen Schuldgefühle zu haben. Zusammen mit dem Informatikgenie Babak Hamwi hat Britta Söldner eine kleine Firma aufgezogen, die beide reich gemacht hat. Hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume aber betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft m...
»Eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart.« (FAS) Sie sind desillusioniert und pragmatisch. Sie haben den Zynismus der Politik genauso durchschaut wie den modernen Selbstoptimierungswahn oder das kleinbürgerliche Gutmenschentum. Sie haben sich in der Welt erfolgreich eingerichtet – und sie haben keine Lust, deswegen Schuldgefühle zu haben. Zusammen mit dem Informatikgenie Babak Hamwi hat Britta Söldner eine kleine Firma aufgezogen, die beide reich gemacht hat. Hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume aber betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Als ihr Unternehmen unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald ist nicht nur Brittas Firma in Gefahr, sondern auch ihr Leben … Gelesen von Ulrike C. Tscharre. (Laufzeit: 6h 55)
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Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Ihr Roman »Über Menschen« war das meistverkaufte belletristische Hardcover des Jahres 2021. Zuletzt erschien bei Luchterhand der zusammen mit Simon Urban verfasste Bestseller »Zwischen Welten«.

Produktdetails
- Verlag: Der Hörverlag
- Gesamtlaufzeit: 416 Min.
- Erscheinungstermin: 13. November 2017
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844528015
- Artikelnr.: 49471473
Ein Sprachrohr zu sein macht Bauchschmerz
Unter der Last der Botschaft geht der Roman in die Knie: Juli Zehs "Leere Herzen"
Was ist nur mit Britta los? Früher einmal stand sie in der Wahlkabine und machte "voller Überzeugung ihr Kreuz. Sie weiß, dass sie die Frage, wen man wählen soll, damals mit anderen diskutiert hat und dass ihr die Antwort wichtig erschien." Heute dagegen "findet sie nicht, dass man privat darüber reden muss". Politik ist nämlich "wie das Wetter: Sie findet statt, ganz egal, ob man zusieht oder nicht, und nur Idioten beschweren sich darüber". Verantwortung will Britta ja durchaus übernehmen, aber "nur für Dinge, die sie anfassen kann. Warum sollte sie sich für den Rest zuständig
Unter der Last der Botschaft geht der Roman in die Knie: Juli Zehs "Leere Herzen"
Was ist nur mit Britta los? Früher einmal stand sie in der Wahlkabine und machte "voller Überzeugung ihr Kreuz. Sie weiß, dass sie die Frage, wen man wählen soll, damals mit anderen diskutiert hat und dass ihr die Antwort wichtig erschien." Heute dagegen "findet sie nicht, dass man privat darüber reden muss". Politik ist nämlich "wie das Wetter: Sie findet statt, ganz egal, ob man zusieht oder nicht, und nur Idioten beschweren sich darüber". Verantwortung will Britta ja durchaus übernehmen, aber "nur für Dinge, die sie anfassen kann. Warum sollte sie sich für den Rest zuständig
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fühlen?"
Völlig klar, dass sich diese Überzeugung, dargestellt auf den ersten Seiten von Juli Zehs neuem Buch "Leere Herzen", fürchterlich rächen wird, dass Britta einiges über den Zusammenhang zwischen der großen Politik und ihrem Leben lernen wird - und mit ihr der Leser. Damit ihm das leichter fällt und damit das zu Lernende auch garantiert ankommt, wählt Zeh unter zwei literarischen Mechanismen sicherheitshalber beide. Der eine ist die Fortschreibung unserer Verhältnisse in die Zukunft. Das Buch spielt im Jahr 2025 in Deutschland, in dem eine Partei namens BBB - "Besorgte-Bürger-Bewegung" - an der Macht ist und ein nationalistisches und demokratiefeindliches Programm umsetzt. Kontrollgremien werden ebenso abgeschafft wie "Teestuben und Koran-Buchhandlungen". Ausländer, die in Deutschland arbeiten, müssen eine "Sonderabgabe" zahlen, aus der Fünfprozenthürde wird eine zu fünfzehn Prozent, zugleich wird das Bedingungslose Grundeinkommen eingeführt und das Nischenleben ohne Teilhabe am staatlichen Entscheidungsprozess gefördert. Wer dann noch überschüssige Energie hat, landet in einem der vielen Sportvereine.
Auch wenn Britta das alles leidenschaftslos betrachten möchte, sprechen ihre ständigen Bauchschmerzen eine andere Sprache auch in Richtung des Lesers. Und dann ist da noch die wachsende gesellschaftliche Neigung zum Selbstmord, von der Britta allerdings profitiert: Ihre Firma spürt im Internet Suizidwillige auf und lädt sie zu einem Therapieprogramm ein. Wer das durchläuft, wird meist von dem Todeswunsch abgebracht und zahlt dankbar so viel, dass es für Brittas Lebensunterhalt reicht. Wer aber immer noch sterben will, den vermittelt die Firma als Selbstmordattentäter an zahlungskräftige Organisationen, die für Tierschutz oder den islamischen Fundamentalismus oder was immer kämpfen. Auch diese Gruppen zahlen.
Dieser Mechanismus schreibt also in klassisch dystopischer Manier Erscheinungen oder Ängste unserer Gegenwart fort, um wenige Jahre nur, so dass der Boden, aus dem diese Zukunft erwächst, gut erkennbar bleibt. Natürlich lernt die politikverdrossene Britta, die wie viele andere nicht mehr wählen geht und daher in ihrem Umfeld auch niemanden hat, der tatsächlich die BBB gewählt hat, im Laufe der Zeit, dass sie so nicht mehr weitermachen kann, nicht nur wegen der Bauchschmerzen. Sie erkennt, wie die Lücke, die sie lässt, durch andere gefüllt wird, die alles zerstören, was sie selbst je interessiert oder gar gefreut hat, allem voran das nach 1989 geeinte Europa.
Dass dieser Teil des Buchs so wenig überzeugt, hängt nicht nur mit der schlichten Sprache und den vielen verbrauchten oder schiefen Bildern zusammen - da "döst" ein altes Bauernhaus "zufrieden vor sich hin wie eine Katze im warmen Schein der Morgensonne", und "die Möbel schweigen wie Partygäste, die eben noch über den Neuankömmling gesprochen haben" und dergleichen mehr. Da ist vor allem der zweite Mechanismus, der den ersten garniert und zugleich aushebelt. Denn so wie Britta am eigenen Leib erfährt, wie falsch sie lag, so fällt auch im Verlauf der Handlung die Tünche, die als Fiktion über den Botschaften liegt, und Britta wird unversehens zum Sprachrohr und setzt zu Erklärungen an, die ganz im Hier und Jetzt verortet sind.
Als Britta jedenfalls endlich den Rat ihrer Freundin, die "Leere" in ihr nicht mehr "auskotzen" zu wollen, sondern lieber zu füllen, beherzigt hat, ist sie bereit für eine Rede, die im Roman an ihre Freunde, offensichtlich aber an die Leser gerichtet ist: Sie habe ihr "eigenes Ding gemacht", sei sich "zu fein für das Verfolgen der Nachrichtenportale" gewesen und trage deshalb "Schuld an den Zuständen, nicht die Spinner von der BBB". Wer nicht wählen geht, sich nicht engagiert, der darf sich nicht beklagen, lernen wir. Der Roman aber, den der Buchumschlag verheißt, hat an so viel Botschaft allzuschwer zu tragen.
TILMAN SPRECKELSEN
Juli Zeh: "Leere Herzen". Roman.
Luchterhand Verlag, München 2017. 352 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Völlig klar, dass sich diese Überzeugung, dargestellt auf den ersten Seiten von Juli Zehs neuem Buch "Leere Herzen", fürchterlich rächen wird, dass Britta einiges über den Zusammenhang zwischen der großen Politik und ihrem Leben lernen wird - und mit ihr der Leser. Damit ihm das leichter fällt und damit das zu Lernende auch garantiert ankommt, wählt Zeh unter zwei literarischen Mechanismen sicherheitshalber beide. Der eine ist die Fortschreibung unserer Verhältnisse in die Zukunft. Das Buch spielt im Jahr 2025 in Deutschland, in dem eine Partei namens BBB - "Besorgte-Bürger-Bewegung" - an der Macht ist und ein nationalistisches und demokratiefeindliches Programm umsetzt. Kontrollgremien werden ebenso abgeschafft wie "Teestuben und Koran-Buchhandlungen". Ausländer, die in Deutschland arbeiten, müssen eine "Sonderabgabe" zahlen, aus der Fünfprozenthürde wird eine zu fünfzehn Prozent, zugleich wird das Bedingungslose Grundeinkommen eingeführt und das Nischenleben ohne Teilhabe am staatlichen Entscheidungsprozess gefördert. Wer dann noch überschüssige Energie hat, landet in einem der vielen Sportvereine.
Auch wenn Britta das alles leidenschaftslos betrachten möchte, sprechen ihre ständigen Bauchschmerzen eine andere Sprache auch in Richtung des Lesers. Und dann ist da noch die wachsende gesellschaftliche Neigung zum Selbstmord, von der Britta allerdings profitiert: Ihre Firma spürt im Internet Suizidwillige auf und lädt sie zu einem Therapieprogramm ein. Wer das durchläuft, wird meist von dem Todeswunsch abgebracht und zahlt dankbar so viel, dass es für Brittas Lebensunterhalt reicht. Wer aber immer noch sterben will, den vermittelt die Firma als Selbstmordattentäter an zahlungskräftige Organisationen, die für Tierschutz oder den islamischen Fundamentalismus oder was immer kämpfen. Auch diese Gruppen zahlen.
Dieser Mechanismus schreibt also in klassisch dystopischer Manier Erscheinungen oder Ängste unserer Gegenwart fort, um wenige Jahre nur, so dass der Boden, aus dem diese Zukunft erwächst, gut erkennbar bleibt. Natürlich lernt die politikverdrossene Britta, die wie viele andere nicht mehr wählen geht und daher in ihrem Umfeld auch niemanden hat, der tatsächlich die BBB gewählt hat, im Laufe der Zeit, dass sie so nicht mehr weitermachen kann, nicht nur wegen der Bauchschmerzen. Sie erkennt, wie die Lücke, die sie lässt, durch andere gefüllt wird, die alles zerstören, was sie selbst je interessiert oder gar gefreut hat, allem voran das nach 1989 geeinte Europa.
Dass dieser Teil des Buchs so wenig überzeugt, hängt nicht nur mit der schlichten Sprache und den vielen verbrauchten oder schiefen Bildern zusammen - da "döst" ein altes Bauernhaus "zufrieden vor sich hin wie eine Katze im warmen Schein der Morgensonne", und "die Möbel schweigen wie Partygäste, die eben noch über den Neuankömmling gesprochen haben" und dergleichen mehr. Da ist vor allem der zweite Mechanismus, der den ersten garniert und zugleich aushebelt. Denn so wie Britta am eigenen Leib erfährt, wie falsch sie lag, so fällt auch im Verlauf der Handlung die Tünche, die als Fiktion über den Botschaften liegt, und Britta wird unversehens zum Sprachrohr und setzt zu Erklärungen an, die ganz im Hier und Jetzt verortet sind.
Als Britta jedenfalls endlich den Rat ihrer Freundin, die "Leere" in ihr nicht mehr "auskotzen" zu wollen, sondern lieber zu füllen, beherzigt hat, ist sie bereit für eine Rede, die im Roman an ihre Freunde, offensichtlich aber an die Leser gerichtet ist: Sie habe ihr "eigenes Ding gemacht", sei sich "zu fein für das Verfolgen der Nachrichtenportale" gewesen und trage deshalb "Schuld an den Zuständen, nicht die Spinner von der BBB". Wer nicht wählen geht, sich nicht engagiert, der darf sich nicht beklagen, lernen wir. Der Roman aber, den der Buchumschlag verheißt, hat an so viel Botschaft allzuschwer zu tragen.
TILMAN SPRECKELSEN
Juli Zeh: "Leere Herzen". Roman.
Luchterhand Verlag, München 2017. 352 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Cornelia Geissler zeigt sich verstimmt nach der Lektüre von Juli Zehs neustem Roman und zwar nicht nur, weil dort eine bedrückende Zukunftsvision entworfen wird, sondern vor allem, weil dieser Entwurf eben ein Entwurf bleibt und zwar ein recht plumper - bei allem Respekt, den die Rezensentin für Zehs gesellschaftliches Engagement und ihre bisherigen literarischen Erfolge hat. Natürlich gibt es in dieser dystopischen Welt eine Rechte Bürgerinitiative, natürlich haben Putin und Trump eine Allianz gegen Syrien gebildet, natürlich gibt es Überwachung, Lobbyismus und "Meinungsmanipulation", lesen wir. Und es gibt, einer der wenigen originelleren Einfälle, eine Institution, die suizidale Menschen an Terrororganisationen als Attentäter verkauft, doch leider sowohl im Bezug auf die Handlung, als auch auf einzelne Dialoge, werden solcherart kluge Ideen von den zahlreichen Klischees und Phrasen sowie der unsensibel sich in den Vordergrund drängenden message des Ganzen überlagert und erdrückt: Wir sind selbst für unsere Zukunft verantwortlich und wir müssen etwas tun, sonst wird "alles immer schlimmer" - ach so ist das!
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Juli Zeh kann erzählen, und wie!« Martin Ebel / Der Bund
»Ein Thriller am Puls der Zeit, der die richtigen Fragen stellt.« Nadine Kreuzahler / rbb Inforadio
Inhalt:
Leere Herzen haben viele. Viele wünschen sich daher den Tod, doch einfach so sterben ist für viele dann doch etwas Schlechtes. Daher haben Britta und Babak den Tod zum Geschäft gemacht. Sie haben eine Agentur gegründet, mit der Sie potenzielle Selbstmörder auf ihre …
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Inhalt:
Leere Herzen haben viele. Viele wünschen sich daher den Tod, doch einfach so sterben ist für viele dann doch etwas Schlechtes. Daher haben Britta und Babak den Tod zum Geschäft gemacht. Sie haben eine Agentur gegründet, mit der Sie potenzielle Selbstmörder auf ihre Glaubenssätze testen und so sicherstellen können, ob sie sich wirklich sicher sind zu sterben…
Stil:
So viele Menschen, welche sterben wollen, weil sie es im Leben einfach nicht aushalten, sterben grundlos. Britta und Babak testen ihre Kandidaten und erwecken entweder neue Lebensgeister oder geben dem Tod einen Sinn. Dies ist wohl für die überlebenden eine geniale Therapieform und für die anderen – naja sie wären wohl eh irgendwie gestorben. Daher ist die Grundidee genial und krank zugleich. Gelesen wird das Buch von Ulrike Tscharre und die Stimme passt perfekt zur Stimmung und zur allgemeinen Situation. Gelesen hätte ich das Buch aber wohl eher nicht, es gibt zu viele Details, zu gestellte Dialoge und es ist irgendwie alles drüber, was auch das Zuhören teilweise erschwert.
Charaktere:
Es ist schwierig, die Figuren zu greifen, auch wenn viel über sie bekannt ist, bleibt doch etwas Dunkles an ihnen. Und genau das ist es, was nachher den Plot ausmacht.
Cover:
Das Cover wird erst verständlicher, wenn man die Geschichte kennt, ob es nun passt oder nicht müsste wohl jeder für sich entscheiden.
Fazit:
Ein ungewöhnlicher Plot mit heftiger Auflösung, welcher mich stellenweise gut unterhalten, partiell aber auch gelangweilt hat. Daher nur 3 Sterne und eine Lese-/Hörempfehlung an Leser:innen, welche gerne etwas Ungewöhnliches lesen/hören und bereit für neues sind.
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Gebundenes Buch
Britta Söldner lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Braunschweig. Sie betreibt mit ihrem Geschäftspartner und Freund Babak "Die Brücke", bei der es sich offiziell um eine psychologische Beratungspraxis handelt. Doch in Wirklichkeit versteckt sich eine ganz andere …
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Britta Söldner lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Braunschweig. Sie betreibt mit ihrem Geschäftspartner und Freund Babak "Die Brücke", bei der es sich offiziell um eine psychologische Beratungspraxis handelt. Doch in Wirklichkeit versteckt sich eine ganz andere Geschäftsidee in den unscheinbaren Praxisräumen. Britta und Babak verdienen mit ihrem Unternehmen viel Geld. Das scheint plötzlich Neider auf den Plan zu rufen. Es gibt Trittbrettfahrer, die anscheinend die gleiche lukrative Idee nutzen wollen. Britta und Babak geraten in Zugzwang und plötzlich müssen sie nicht nur um ihre berufliche Existenz kämpfen, sondern um ihr Leben......
Die Handlung von "Leere Herzen" trägt sich in Deutschland, im Jahre 2025, zu. Juli Zeh beschreibt eine Welt, in der die "Besorgte-Bürger-Partei" an der Macht ist und die Politikverdrossenheit und Gleichgültigkeit der Bürger für ihre Zwecke nutzt. Der Einstieg in die in naher Zukunft angesiedelte Dystopie gelingt relativ mühelos. Man beobachtet zunächst Britta Söldner und erfährt nach und nach, wie sie ihr Leben in der politikverdrossenen Gesellschaft eingerichtet hat. Dabei tappt man über weite Teile der Handlung im Dunkeln, was für eine Geschäftsidee wirklich hinter ihrer psychologischen Beratungspraxis steckt. Da man das aber unbedingt erfahren möchte, ist das Interesse sofort geweckt.
Juli Zeh versteht es hervorragend, die ferne Zukunft so zu beschreiben, dass man sich das Leben dort mühelos vorstellen kann. Man lernt diese Welt Schritt für Schritt durch Britta Söldner kennen und fügt dabei langsam ein Puzzleteil zum nächsten. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, sodass man förmlich über die Seiten fliegt, um alle Hintergründe zu erfahren. Dabei schwebt eine angespannte und zuweilen auch recht bedrohliche Atmosphäre zwischen den Zeilen. Die Handlung ist nicht nur tiefgründig, sondern regt außerdem zum Nachdenken an. Die Protagonisten wirken lebendig und vielschichtig. Ihre Emotionen werden glaubhaft vermittelt, sodass man sich ganz auf die Handlung einlassen kann und dabei fasziniert beobachtet, welche Wendung die Erzählung nimmt und welche Ausmaße die Politikverdrossenheit und Gleichgültigkeit der Bürger annimmt.
Ich habe mich beim Lesen dieser faszinierend erzählten Gesellschaftskritik sehr gut unterhalten und konnte das Buch deshalb nur schwer aus der Hand legen. Einmal angefangen, hing ich auch schon am Haken, sodass ich unbedingt erfahren wollte, was hinter allem steckt. Die Beschreibungen der dystopischen Welt wirkten auf mich durchaus vorstellbar und haben mich zum Nachdenken angeregt. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala erhält "Leere Herzen" deshalb auch alle fünf Bewertungssternchen und eine klare Leseempfehlung!
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Gebundenes Buch
Gesellschaftskritik in einen Thriller verpackt
Deutschland in naher Zukunft. Die Besorgte-Bürger-Bewegung stellt die Regierung und schränkt nach und nach die Freiheiten der Bürger ein. Die Geschichte ist im Hippster-Bürgertum angesiedelt. Berlin und seine Szene-Kieze sind …
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Gesellschaftskritik in einen Thriller verpackt
Deutschland in naher Zukunft. Die Besorgte-Bürger-Bewegung stellt die Regierung und schränkt nach und nach die Freiheiten der Bürger ein. Die Geschichte ist im Hippster-Bürgertum angesiedelt. Berlin und seine Szene-Kieze sind inzwischen uncool, man zieht nach Braunschweig, wo die Häuser noch bezahlbar sind und sich alles in beruhigender Durchschnittlichkeit bewegt. Britta und ihre Freunde haben sich in ihrer Bequemlichkeit eingerichtet, sind pragmatisch geworden und gehen seit Jahren nicht mehr wählen. Die Welt da draußen geht sie in ihrer mittelstädtischen Idylle nichts an. Außer dass Britta die politische Situation monetarisiert hat. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Babak hat sie ihre Firma "Die Brücke" aufgezogen. Vordergründig ist es eine physiotherapeutische Praxis mit Lebensberatung, doch dahinter steckt ein knallhartes und pragmatisches Geschäft mit dem Tod. Doch dann erfahren Britta und Babak aus den Nachrichten, dass ihnen jemand Konkurrenz macht und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Nicht nur das Geschäft, sondern auch Britta und Babak und alle, die ihnen nahe stehen, sind in Gefahr.
Juli Zeh hat mit diesem Buch eine realistische Dystopie in einen spannenden Thriller verpackt, der mich kaum losgelassen hat. Vieles ist nah an die aktuellen Entwicklungen angelehnt und somit die Botschaft manchmal sehr offenkundig. Doch das hat mich gar nicht so gestört, weil man die Gefahren der derzeitigen Entwicklungen weltweit wahrscheinlich gar nicht deutlich genug aufzeigen kann. Hinzu kommt, dass die Autorin den Figuren leben eingehaucht hat und man sie sich sehr gut bildlich vorstellen kann, da sie das Bildungsbürgertum sehr gut abbilden. Sie sind sehr gut ausgearbeitet und auch das ganze Setting ist gut und glaubhaft konstruiert. Sogar Brittas Geschäftsidee ist in diesem Rahmen einfach nur eine logische Konsequenz. Was mich jedoch zum Ende hin gestört hat ist die zunehmende Verworrenheit und dass die Moral letztlich irgendwie versandet. Hier fehlte mir die abschließende Konsequenz und Eindeutigkeit. Zudem konnte ich die Verwicklungen der einzelnen Akteure nicht mehr gut auseinander halten und Brittas Handlungen nicht mehr immer logisch nachvollziehen.
Dennoch war das Buch durchweg spannend und eine gut platzierte Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken anregt und die ich weiterempfehlen würde.
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Gebundenes Buch
Leere Herzen und brisante politische Themen werden hier nicht weichgezeichnet.
Selten habe ich bisher ein Buch gelesen, bei dem der Titel so gut passt. Die Protagonisten haben teilweise wirklich "Leere Herzen!"
Allen voran Britta Söldner. Ehrlich gesagt hat diese Frau bei mir …
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Leere Herzen und brisante politische Themen werden hier nicht weichgezeichnet.
Selten habe ich bisher ein Buch gelesen, bei dem der Titel so gut passt. Die Protagonisten haben teilweise wirklich "Leere Herzen!"
Allen voran Britta Söldner. Ehrlich gesagt hat diese Frau bei mir einen bitteren Geschmack im Mund hinterlassen. Ich fragte mich oft, wie eine Frau nur so brutal sein kann. Sie verdient sich ihr Geld mit Menschen, welche ihrem Leben ein Ende setzten wollen. In ihrem Büro "Die Brücke" wählt sie mit ihrem Kollegen Babak Hamwi passende Kandidaten aus. Eigentlich schimpft sich dieses Büro Heilpraxis. Aber, ihr Tod soll nützlich sein. Es handelt sich um Menschen, die körperlich gesund sind, aber einen an der Klatsche haben. Sobald sie Brittas und Babaks fragwürdige Tests bestanden haben, werden sie an Organisationen vermittelt, bei denen sie für einen "guten Zweck" ihr Leben lassen können.
Die Dystopie spielt nicht weit von unserer Gegenwart entfernt. Das Schlimme ist, wir hatten schon oft genug Attentäter, die für ihre Überzeugungen den Freitod gewählt haben, und viele Menschen mit in den Tod genommen haben. Ich halte es leider auch nicht für unmöglich, dass Menschen sich ihr Geld, mit dem Freitod leerer Herzen, verdienen/werden.
Eine Angela Merkel die weint und Menschen die nicht zum Wählen gehen. Als die Brücke dann auch noch Konkurrenz bekommt, muss die liebe Britta mal ein bisschen im Dreck wühlen. Mit ihrem besten Freund und Kollegen taucht sie in ein verwahrlostes Haus unter. Ach ... eine potentielle Selbstmörderin hat sich ihnen auch angeschlossen .....
Die Autorin hat eine Geschichte geschaffen, die einem vor Augen führt, dass die Herzen bei vielen Menschen schon in der Gegenwart leer sind. Gleichgültigkeit, Egoismus und mangelnde Empathie zeichnen sich jetzt schon bei vielen ab.
Ich bin wirklich erstaunt, wie Juli Zeh diese brisanten Themen in Worte gepackt hat. Ich gestehe dass ich mit dem Buch dreimal begonnen habe, bevor ich es zu Ende gelesen habe. Für diese Zukunftsgeschichte braucht man wirklich die passende Laune.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten mich die leeren Herzen dann doch überzeugen. Die Autorin scheint der Bevölkerung einen Spiegel vorzuhalten. So habe ich es zumindest aufgefasst.
Leere Herzen und brisante politische Themen werden hier nicht weichgezeichnet.
Eine Ehefrau und Mutter hat bei ihrem Beruf kaum noch eine Schmerzgrenze. Die Kasse klingelt. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Viele Menschen werden müde! LEBENSMÜDE!
Danke Juli Zeh
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Gebundenes Buch
Britta und Babak betreiben eine Selbstmordagentur, die sich darauf spezialisiert hat, Anschläge zu verüben. Als es einen Anschlag in Leipzig gibt, den sie nicht autorisiert haben, wird ihnen klar: sie haben Nachahmer und sind in Gefahr. In einer Nacht- und Nebelaktion fliehen sie, werden …
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Britta und Babak betreiben eine Selbstmordagentur, die sich darauf spezialisiert hat, Anschläge zu verüben. Als es einen Anschlag in Leipzig gibt, den sie nicht autorisiert haben, wird ihnen klar: sie haben Nachahmer und sind in Gefahr. In einer Nacht- und Nebelaktion fliehen sie, werden aber nach ein paar Tagen aufgespürt.
Für dieses Buch eine Rezension zu schreiben fällt schwer. Auf jeden Fall hat mich die Handlung überrascht. Ich weiß nicht, womit ich gerechnet hatte, aber das Buch ist ganz anders. Politisch, spannend, abstrakt und sozialkritisch. Brittas Organisation entstand quasi aus einem Zufall heraus und entwickelt sich schnell weiter.
Juli Zehs Roman regt an zum Nachdenken. Wie weit kann man es in einer Welt wie der unseren kommen lassen? Wie kann man sich das, was Britta tut, schön reden? Gerade in er aktuellen Weltlage fand ich ihre Idee manches Mal etwas gewagt.
Ich brauchte ein wenig, bis ich in die Handlung fand, den Mittelteil habe ich geradezu verschlungen, der Schluss fand ich dann etwas verwirrend, aber logisch und schlüssig.
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Gebundenes Buch
Die Brücke
Es ist schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben ohne zuviel zu verraten.
Die Geschichte spielt in der Zukunft im Jahr 2025. Eine Partei namens BBB hat die Macht übernommen und deshalb haben Britta und ihr Geschäftspartner Babak ein Unternehmen gegründet …
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Die Brücke
Es ist schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben ohne zuviel zu verraten.
Die Geschichte spielt in der Zukunft im Jahr 2025. Eine Partei namens BBB hat die Macht übernommen und deshalb haben Britta und ihr Geschäftspartner Babak ein Unternehmen gegründet um dieses System zu bekämpfen. Was genau hinter dem Unternehmen steckt wissen weder Freunde noch Familie. Denn es ist ein Geschäft mit dem Tod das besser nicht an die Öffentlichkeit gerät. Doch wie das so ist mit lukrativen Geschäften, es ruft Neider und Gegner auf den Plan. Das müssen auch Britta und Babak erfahren. Plötzlich ist ihr eigenes Leben in Gefahr und sie müssen eine Entscheidung treffen, die nicht nur für sie Leben oder Tod bedeutet.
Ich bin bei diesem Buch echt hin und hergerissen ob es mir gefällt oder eine nur eine total abstruse Story ist.
Man möchte sich so ein Szenario gar nicht vorstellen, aber irgendwie schafft es die Autorin kleine Zweifel zu säen, so dass man es doch nicht ganz ausschließen kann. Wir wissen alle nicht was die politische Zukunft für uns bereit hält und in den letzten Jahren sind Dinge passiert, die ich auch nie für möglich gehalten hätte. Deshalb regt das Buch letztendlich doch zum Nachdenken an.
Mit Britta und Babak habe ich gehadert. Wenn man erfährt was genau die Brücke ist und womit sie so viel Geld verdient haben, dreht sich einem der Magen um. Gegen Ende stellt sich dann ein Fünkchen Sympathie ein, aber das ändert nichts an meinem Gesamtbild der beiden. Als Freunde möchte ich sie nicht haben.
Ganz überzeugt hat mich das Buch nicht, da es teilweise doch schon mal den Spannungsbogen verliert. Trotzdem finde ich dass es ein Buch ist das gelesen werden sollte da es zum Nachdenken anregt.
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Gebundenes Buch
Dystopisches Deutschland
Britta Söldner (nomen est omen) betreibt mit ihrem Geschäftspartner Babak eine psychologische Beratungspraxis, „die Brücke“, zumindest soll es nach außen diesen Anschein haben. Lange weiß der Leser nicht, womit die beiden eigentlich …
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Dystopisches Deutschland
Britta Söldner (nomen est omen) betreibt mit ihrem Geschäftspartner Babak eine psychologische Beratungspraxis, „die Brücke“, zumindest soll es nach außen diesen Anschein haben. Lange weiß der Leser nicht, womit die beiden eigentlich ihr Geld verdienen, selbst Brittas Ehemann weiß nicht Bescheid und er scheint sich auch nicht sonderlich für Brittas Geschäfte zu interessieren, solange die Finanzen stimmen.
Im ersten Kapitel wird im Leipziger Hauptbahnhof ein Anschlag verübt, was Britta und Babak extrem beunruhigt. Was haben die beiden damit zu tun? Sie wüssten gerne Details zu dem Anschlag, warum recherchieren sie die Hintergründe nicht im Internet?
Es wird klar, dass im Deutschland des Jahres 2025 jede digitale Bewegung aufgezeichnet wird, der gläserne Mensch ist längst Realität. An der Regierung ist die politisch rechte BBB, die Besorgte Bürger Bewegung. Grundrechte wurden beschnitten, der Import von ausländischem Bier soll verboten werden (Germany first?), doch, man höre und staune, in Deutschland gibt es das bedingungslose Grundeinkommen.
Die Menschen sind politikverdrossen und mit ihrem Leben unzufrieden, die Selbstmordrate ist extrem hoch. Und genau hier kommt die Brücke ins Spiel. Wenn sich Leute umbringen wollen, warum nicht Profit daraus schlagen?
Das Geschäftsmodell ist erfolgreich und andere wollen auch ihren Teil des Kuchens abbekommen. Britta und Babak geraten in Gefahr und müssen fliehen...
Ich hatte mich sehr auf das neue Buch von Juli Zeh gefreut. „Unterleuten“ war für mich eines der Buch-Highlights des vergangenen Jahres gewesen. So hatte ich gehofft, dass mich das neue Buch ähnlich begeistert, aber dies ist leider nicht der Fall.
Ich nehme an, Juli Zeh will mit diesem Buch aufrütteln, „Seht her, was geschieht, wenn ihr nicht wählen geht!“ Da das Buch gerade einmal 8 Jahre in der Zukunft spielt, ist die nächste Botschaft „Und macht euch bewusst, wie schnell das alles passieren kann“. Mir war das alles ein bisschen zu viel Moral und erhobener Zeigefinger. Vor die Wahl gestellt, ob die Leute lieber das Wahlrecht oder eine Waschmaschine möchten, entscheidet sich laut Buch die große Mehrheit für die Waschmaschine. Was ist das überhaupt für eine lächerliche Alternative? Genauso gut könnte man fragen „wollt ihr lieber essen oder wählen gehen?“, da wäre die Antwort doch auch von vornherein klar.
Der Anfang des Buchs hat mir gut gefallen. Die beiden Familien, die zusammen essen, zunächst wirkt alles sehr idyllisch, wenn da nicht die beiden kleinen Mädchen wären, die ein Computerspiel spielen und hin und wieder „Kollateralschaden“ juchzen. Brittas Reinlichkeitswahn ist auch befremdlich. Unterschwellig merkt man schon, dass die Idylle trügt. Britta wirkt kühl, arrogant und berechnend. Sie schaut auf ihre angeblich beste Freundin Janina herab, deren großer Traum es ist, mit ihrer Familie in einem Häuschen auf dem Land zu leben. Dabei ist Janina noch die sympathischste Person im ganzen Buch, während mir Britta immer unsympathischer wurde.
Das Ende ist unerwartet, lässt aber viele Fragen offen. Ich habe dieses als „Politthriller“ beworbene Buch trotz mancher Längen zu Ende gelesen, fand es aber nicht sonderlich spannend. Sprachlich gut, von der Idee her auch, aber es konnte mich nicht fesseln.
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Gebundenes Buch
Juli Zeh ist mir als deutsche Autorin schon länger bekannt, aber irgendwie war für mich noch nie das passende Buch dabei. Diese Dystopie-Thriller-Mischung fand ich von seiner Geschichte so interessant, dass ich es unbedingt lesen wollte.
Es ist ein wirklich ungewöhnlicher Plot: …
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Juli Zeh ist mir als deutsche Autorin schon länger bekannt, aber irgendwie war für mich noch nie das passende Buch dabei. Diese Dystopie-Thriller-Mischung fand ich von seiner Geschichte so interessant, dass ich es unbedingt lesen wollte.
Es ist ein wirklich ungewöhnlicher Plot: Britta Söldner und Babak Hamwi betreiben eine Firma „Die Brücke“, offiziell eine Heilpraxis, in Wahrheit ein Spiel mit dem Tod. Britta hat noch eine Tochter und einen Lebensgefährten, die nichts über Brittas wahre Arbeit wissen. Immer mehr wird auch klar, dass die Familie erst an zweiter Stelle kommt, was mir ihren Charakter nicht sympathischer machte. Im ganzen Roman blieb sie für mich kalt und gefühllos und vor allem besserwisserisch, was manchmal ganz schön nervte.
Man erfährt erst relativ spät, was es mit „Der Brücke“ auf sich hat, was den Spannungsbogen besonders am Anfang erhöht. Die Idee hinter der Brücke ist einfach, aber grandios. Leider kann ich mir wirklich vorstellen, dass es so etwas in der Realität geben könnte. Neben der Idee „Die Brücke“ ist die Gesellschaft, in der Britta lebt sehr interessant. Leider sind die Informationen dazu immer sehr spärlich.
Gefallen hat mir die Sprache von Juli Zeh, die bildhaft und angenehm zu lesen ist. Eine gewisse Unaufgeregtheit durchzieht den Roman, das machte für mich die ganze Geschichte noch erschreckender.
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Gebundenes Buch
In „Leere Herzen“ beschreibt Juli Zeh eine mögliche Zukunft. Eine Welt, die zynisch ist und in der der große Berlinhype dazu geführt hat, dass alle in farblose Kleinstädte ziehen. Auch Britta hat das getan und mit ihrem Geschäftspartner Babak mit der …
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In „Leere Herzen“ beschreibt Juli Zeh eine mögliche Zukunft. Eine Welt, die zynisch ist und in der der große Berlinhype dazu geführt hat, dass alle in farblose Kleinstädte ziehen. Auch Britta hat das getan und mit ihrem Geschäftspartner Babak mit der „Brücke“ ein Unternehmen gegründet, das auf den ersten Blick wie eine Therapieeinrichtung für Suizidgefährdete wirkt, in Wahrheit aber einen völlig neuen Geschäftszweig für sich entdeckt hat. Doch genau darf das niemand wissen, denn das Geschäft mit dem Tod ist gefährlich. Plötzlich scheint jemand ihre Geschäftsidee kapern zu wollen und Britta und Babak müssen zu ungewohnten Maßnahmen greifen, denn auch ihr eigenes Leben ist plötzlich bedroht.
Juli Zeh hat zuletzt mit ihrem Gesellschaftsroman „Unterleuten“ uneingeschränkt überzeugt. Ihr neuer Roman „Leere Herzen“ setzt jetzt an einer ganz anderen Stelle an, es ist ein Zukunftsroman, der eine von vielen Möglichkeiten durchspielt, wie die Welt sich entwickeln könnte. Und es ist für mich ein sehr glaubwürdiges Szenario, das sie packend beschreibt. Als Leser ist man sofort gespannt auf diese Welt, auch wenn sie einen gruselt. Denn es ist eine kalte und zynische Welt ohne Mitgefühl, die Juli Zeh hier erschaffen hat. Es bleibt zu hoffen, dass wir diese Entwicklung noch abwenden können, denn folgt man dem Gedankengang der Autorin, sind wir auf dem direkten Weg in die dieses Szenario. „Leere Herzen“ ist keine unwahrscheinliche Science-Fiction-Idee, sondern die Realität, die uns allen blüht, wenn es einfach weitergeht wie bisher. Lediglich die Figuren bleiben mir etwas zu blass, da hätte ich mir noch mehr Informationen gewünscht, um einen guten Zugang zu finden.
In ihrem Roman „Leere Herzen“ schafft Juli Zeh eine beängstigende Aussicht auf die Zukunft, spannend und packend realistisch, so dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann, wenn man erst einmal in die Zukunft eingetaucht ist.
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Gebundenes Buch
„Jetzt weiß ich, dass richtig und falsch erst existieren, nachdem man sich entschieden hat.“ (Zitat Seite 324)
Richard und Britta sind mit Knut und Janina seit Jahren eng befreundet, trotz der unterschiedlichen Lebensperspektiven. Während Janina sich auf das alte Haus im …
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„Jetzt weiß ich, dass richtig und falsch erst existieren, nachdem man sich entschieden hat.“ (Zitat Seite 324)
Richard und Britta sind mit Knut und Janina seit Jahren eng befreundet, trotz der unterschiedlichen Lebensperspektiven. Während Janina sich auf das alte Haus im Grünen freut, das sie kaufen wollen, hat Britta sich bewusst für ein modernes Haus in Braunschweig entschieden. Britta Söldner ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Zusammen mit dem IT Spezialisten Babak Hamwi führt sie die „Brücke“, eine Heilpraxis im Bereich Psychotherapie und Tiefenpsychologie. Kern ihres Unternehmens ist der von Babak entwickelte Algorithmus, „Lassie“. Sie selbst sehen sich als Dienstleister, spezialisiert auf Menschen mit Selbstmordabsichten.
Plötzlich taucht gefährliche Konkurrenz auf, die nicht nur ihr Geschäftsmodell stehlen will und dadurch ihre Existenz bedroht, sondern auch ihr Leben und das ihrer neuesten Kundin Julietta …
Der Roman spielt in der nahen Zukunft, die BBB „Besorgte Bürger Bewegung“ hat die Regierung Merkel abgelöst. Den Menschen sind die Ideale abhanden gekommen, sie nehmen die Situation als gegeben und versuchen, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu führen. Wichtige Themen sind Demokratie und Demokratieverständnis und die Frage, ob und wie lange man ein Leben im „Wegschauen“ führen kann. Speziell ist natürlich auch die Geschäftsidee der „Brücke“, definiert als Terrordienstleister.
Beispielhaft für den Zeitgeist, rund um den die Autorin ihre Geschichte entwickelt, steht die Lebenssituation der beiden Ehepaare Knut-Janina mit Tochter Cora, 7 Jahre alt, und Richard-Britta mit Tochter Vera, 7 Jahre alt. Erstere wollen ein altes, weit abgelegenes Haus auf dem Land kaufen, während Britta bewusst eine gute Lage in einer mittelgroßen Stadt gesucht hat und so auf Braunschweig gekommen ist. Britta verdient mit ihrer Firma viel Geld, dies und der Erfolg sind für sie das Wichtigste im Leben – ihre Ziele verfolgt sie skrupellos. Für ihre Familie bleibt da wenig Zeit. Von ihrem Geschäftspartner Babak erwartet sie, dass er ihre Ideen ausführt und sich ihren Zielen unterordnet.
Man könnte den Roman, geschrieben in der neutralen Erzählform, als gesellschaftskritisches Zeitbild beschreiben, eingepackt in einen fesselnden Thriller. Die Handlung ist spannend und enthält zahlreiche Andeutungen und Wendungen, die den Leser lange über die wahren Gegner und Hintergründe im Unklaren lassen.
Mein Lieblingscharakter in diesem Roman ist Juliette, eine junge Frau, die genau weiß, was sie will und was sie nicht will. Verletzlich und dennoch selbstbewusst. Durch sie beginnt Britta, ihr Leben und ihre Handlungen zu hinterfragen.
Die Autorin zeigt in ihrem Roman eine mögliche Zukunft Deutschlands mit Menschen, denen Träume und Wertvorstellungen weitgehend abhanden gekommen sind. Sie zeichnet ein ziemlich düsteres, aber nicht hoffnungsloses Bild.
Mich erinnert dieses Buch an die früheren psychologisch-spannenden Romane von Juli Zeh und hat mich, im Gegensatz zu Unterleuten, wieder völlig überzeugt. Ein Thema mit Tiefgang, großartig umgesetzt.
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