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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 342 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2024
Ein Garten offenbart sich
de Vries, Katrin

Ein Garten offenbart sich


weniger gut

Fängt stark an, doch verliert schnell an Faszination
Die Autorin beschreibt zu Beginn des Buchs, wie sie von der Großstadt aufs Land zieht und dort ein altes Bauernhaus mit großem Garten übernimmt. Zu Anfang mäht sie den Rasen und hält alles in Ordnung, doch bald beginnt sie damit, den Garten verwildern zu lassen, um der Natur ihren Lauf zu lassen. Sie beschreibt, wie die Gräser und Pflanzen ihr bis in Brusthöhe wachsen und sie lediglich ein paar Wege in diesen Dschungel mäht. An dieser Stelle dachte ich mir, dass dies der Natur sicher guttut, aber, zumindest in meinem Fall, wenig praktikabel ist. Erstens ist unser Garten nicht so groß und zweitens wären die Nachbarn wenig angetan. Mal ganz abgesehen davon, dass ich gern in meinem Garten herumspaziere und jedes Eckchen nutzen will, will heißen, die Gartenliege mal hierhin und mal dahin schieben möchte.
Was mir gut gefallen hat, war der Einstieg ins Buch, wo sie beschreibt, wie sie als Kind bei ihren Großeltern war, die Obst und Gemüse selbst anbauten. Was mich hier allerdings erstaunt hat, war der krasse Gegensatz zwischen der Kindheit der Autorin und meiner eigenen. Ich bin sogar ein paar Jahre älter als Katrin de Vries, trotzdem habe ich Plumpklos und die sehr spartanische Lebensweise sowie das Selbstversorgertum so nie erlebt. Es kam mir so vor, als ob sie die Kindheit der Mutter beschreibt, nicht ihre eigene.
Manche der angesprochenen Themen haben mich erreicht, weil sie sich mit meinen eigenen Erfahrungen decken, beispielsweise wenn sie sagt, die Pflanzen suchen sich ihr eigenes Plätzchen aus, an dem sie wachsen möchten. Anderes hat mich einfach nur entsetzlich genervt, allem voran die neunmalklugen Söhne, die alle paar Seiten erwähnt werden und die ihr so wertvolle Ratschläge geben wie sie solle sich aus Gründen der Wasserersparnis doch wieder ein Plumpsklo anschaffen oder öfter mal in die Baumwipfel schauen. Diese ständige Besserwisserei vonseiten der Söhne ging mir unendlich auf die Nerven, es war so schlimm, dass ich mich regelrecht zwingen musste, dieses Buch zu Ende zu lesen. Hätte ich es nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen, hätte ich nach zwei Dritteln abgebrochen. Für mich also im Großen und Ganzen eine Enttäuschung.

Bewertung vom 27.04.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Ken und Abby Gardner wuchsen ohne Mutter in der Obhut ihres bipolaren Vaters Adam auf. Während seiner manischen Phasen überließ der bekannte Walforscher seine Kinder oft tagelang sich selbst, was dazu führte, dass die beiden ein extrem enges Verhältnis hatten. Jetzt, nach über 30 Jahren, ist ihr Verhältnis angespannt, warum erfährt der Leser erst im Lauf der Geschichte.
Ken ist inzwischen ein erfolgreicher Geschäftsmann mit Vorzeigefamilie und viel Geld, während Abby als Künstlerin tätig ist und an einer High School unterrichtet. Vater Adam geht auf die 70 zu, eine Tatsache, die ihm zu schaffen macht, zumal er sein Büro an der Universität räumen soll. Er ist überzeugt, kurz vor einer bahnbrechenden Entdeckung auf seinem Forschungsgebiet zu stehen. Er will es den jungen Schnöseln, die ihn aufs Altenteil schicken wollen, noch einmal so richtig zeigen! Er setzt seine Medikamente ab und arbeitet Tag und Nacht, überzeugt, dass er mit dieser bevorstehenden Entdeckung den Nobelpreis verliehen bekommt.
Derweil plant Kens Frau Jenny den runden Geburtstag und muss feststellen, dass sich Adam in keinster Weise an die abgesprochene Gästeliste hält, sondern Leute einlädt, von denen die Familie noch nie gehört hat. Dazu zählt auch eine gewisse Steph. Jenny kann nicht ahnen, dass Steph keineswegs eine Zufallsbekanntschaft ist, sondern im Gegenteil sehr eng mit der Familie verbunden ist.
„Treibgut“ ist eine spannende Familiengeschichte, die ich gerne gelesen habe. Die Kapitel werden aus der Sicht der einzelnen Protagonisten erzählt, wodurch man als Leser immer einen Wissensvorsprung vor den anderen Personen hat. Es werden zeitgeschichtliche Aspekte mit einbezogen, zum Beispiel die bevorstehende Präsidentschaftswahl 2016. Familie Gardner ist überzeugt, dass bald eine Frau das Land regieren wird. Little did they know...
Gegen Ende des Buchs findet der minutiös geplante runde Geburtstag von Adam statt, doch die Planung hätten sie sich auch sparen können, denn alles kommt ganz anders.
Mein einziger Kritikpunkt an „Treibgut“ ist, dass viele der angesprochenen Probleme mehr oder weniger im Sand verlaufen. Hier hätte ich mir mehr Aufarbeitung gewünscht. Trotzdem ist es ein Buch, das mir wirklich gut gefallen hat.

Bewertung vom 07.04.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


ausgezeichnet

Manchmal führt kein Weg zurück
Vida lebt schon ihr ganzes Leben auf einer kleinen Nordseeinsel. Sie kennt nichts anderes und ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie ist mit ihrem Kindheitsfreund Jannis verlobt. Zwischen ihnen besteht keine sonderlich leidenschaftliche Beziehung, sie hat sich einfach so ergeben und ihre Umgebung erwartet, dass sie endlich heiraten. Vida arbeitet in dem kleinen Laden ihrer Eltern, den sie eines Tages übernehmen wird. Ihr gesamtes Leben scheint vorgezeichnet zu sein. Dann kommt eines Tages Marie auf die Insel, eine rätselhafte junge Frau, die das Haus der verstorbenen Nachbarin gekauft hat und offensichtlich vorhat, sich auf der Insel niederzulassen. Marie ist eine attraktive und ungewöhnliche Frau, die so gar nicht auf die Insel zu passen scheint und die Inselbewohner fragen sich, was sie hierher verschlagen hat. Marie hat ein ungewöhnliches Hobby: sie schwimmt bei Wind und Wetter in einem Meerjungfrauenkostüm im Meer, was sie den Insulanern erst recht suspekt macht. Vida ist fasziniert von Marie und es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen. Marie ruft in Vida Gefühle hervor, die sie so noch nie gekannt hat.
Dann kehrt eines Tages Maries Bruder Zander nach Jahren auf dem Festland auf die Insel zurück. Der charismatische Zander, der schon als Teenager die Herzen der Mädchen brach, ist ebenfalls von Marie fasziniert. Obwohl die Beziehung zwischen den beiden zunächst rein platonisch ist, will Vida ihre Freundin nicht mit dem Bruder teilen und die Freude über seine Rückkehr währt nicht lange. Durch Marie ist Vida eine andere geworden. Marie hat ihr die Augen geöffnet, was möglich wäre, jetzt kann und will sie nicht in ihr altes Leben zurück.
„Was das Meer verspricht“ ist ein faszinierendes und spannendes Buch über Schicksal und Entscheidungen, Liebe, Hass und Eifersucht. Mich hat es zum Nachdenken angeregt und mich gleichzeitig gut unterhalten. Es ist eines dieser Bücher, die man ab einem bestimmten Punkt nicht mehr aus der Hand legen will, weil man unbedingt erfahren muss, wie es endet.

Bewertung vom 05.04.2024
Das Waldhaus
Webb, Liz

Das Waldhaus


weniger gut

Klang vielversprechend
Als Hannah ein kleines Mädchen war, wurde ihre Mutter ermordet. Wer der Täter war, wurde nie aufgeklärt. Hannahs älterer Bruder Reese ist überzeugt, dass der Vater der Täter war und hat sich seitdem nie wieder zuhause blicken lassen. Nachdem sie eine Weile in Brighton lebte, kehrt Hannah nun in ihr Elternhaus in London zurück. Der Vater ist dement und kann nicht mehr allein leben. Hannah ist jetzt in dem Alter, in dem ihre Mutter war, als sie starb, und scheint ihr ziemlich ähnlich zu sehen, denn der Vater verwechselt sie mit ihr. Immer wieder entschuldigt er sich bei ihr, was bei Hannah die Vermutung auslöst, der Vater könnte wirklich der Täter sein. So weit, so gut. Doch ab hier wird das Buch immer absurder. Hannah fängt an, die alten Kleider der Mutter zu tragen und sich wie die Mutter zu verhalten, um den Vater zu täuschen und andere Personen aus der Reserve zu locken. Sie tritt in Kontakt mit dem damals ermittelnden Kommissar und beginnt, in der Vergangenheit ihrer Mutter herumzuschnüffeln. Dabei macht sie weniger schöne Entdeckungen. Irgendwann ist sie an dem Punkt, an dem ich mich gefragt habe, ob Hannah vielleicht eine Psychopathin ist, denn ihr Verhalten ist wirklich vollkommen verrückt. Es gibt so gut wie niemanden, den sie nicht früher oder später verdächtigt, die Mutter auf dem Gewissen zu haben. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und es war abgesehen von der absurden Story auch schwer, der Sprecherin zu lauschen, da Hannah so schrecklich unsympathisch und durchgeknallt klang. Ich bin wirklich sehr erstaunt über die vielen guten Bewertungen für dieses Buch. Nach einem vielversprechenden Anfang driftete die Story immer mehr ins Absurde ab. Wirklich sehr enttäuschend.

Bewertung vom 05.04.2024
Der falsche Vogel
Miller, C.L.

Der falsche Vogel


weniger gut

Ziemlich langweilig
Freya Lockwood liebt Antiquitäten und Museen. Als junge Frau ging sie zusammen mit dem Antiquitätenhändler Arthur Crockleford auf die Jagd nach gestohlenen Kunstgegenständen, bis eines Tages in Kairo etwas passierte, was die beiden entzweite, woraufhin Freya sich aus diesem Geschäft verabschiedete und nichts mehr mit ihrem früheren Mentor zu tun haben wollte. Jetzt ist sie um die 50, geschieden, leidet am leeren-Nest-Syndrom und zu allem Überfluss verkauft ihr Ex das Londoner Stadthaus, in dem sie lebt. Just an diesem Punkt in ihrem Leben erreicht sie der Anruf ihrer Tante Carole, bei der sie aufwuchs: Arthur wurde ermordet und Carole braucht Freyas Hilfe, um den Mörder ausfindig zu machen.
Was vielversprechend beginnt, entwickelt sich leider zu einer ziemlich faden Story. Der Mittelteil ist so langweilig, dass ich das Buch wahrscheinlich aus der Hand gelegt hätte, wenn ich es nicht in einer Leserunde gelesen hätte. So habe ich mich durch die Kapitel gequält, nur gegen Ende kommt ein Hauch von Spannung auf. Freya bleibt eine blasse Figur, die in Selbstmitleid schwelgt, ihre Tante Carole wird als bunter Paradiesvogel dargestellt, was teilweise dem Ganzen etwas Schwung verleiht, andererseits auch überzogen wirkt. Man erfährt als Leser einiges über Antiquitäten, aber die Story an sich ist nicht gut umgesetzt, der Vergleich von Freya Lockwood mit Miss Marple sehr weit hergeholt. Ein für mich sehr enttäuschendes Debüt, den zweiten Band werde ich sicher nicht lesen. 2,5 Sterne.

Bewertung vom 27.03.2024
Sommerhaus am See
Poissant, David James

Sommerhaus am See


ausgezeichnet

Jede unglückliche Familie ist anders
Ein letztes Mal will sich Familie Starling in ihrem zum Sommerhaus umgebauten Trailer am Lake Christopher treffen, danach wird das Häuschen verkauft und die Eltern Lisa und Richard werden ihren Lebensabend in Florida verbringen.
Die beiden erwachsenen Söhne Michael und Thad werden von der Nachricht kalt erwischt, sie verstehen die Entscheidung der Eltern nicht. Allerdings haben beide ganz andere Probleme. Michael und seine Frau Diana erwarten ein ungeplantes Kind. Sie leben über ihre Verhältnisse und sind hoch verschuldet, darüber hinaus hat Michael ein massives Alkoholproblem, das er geschickt vor seiner Umwelt zu verbergen weiß. Thad und sein Partner Jake lieben sich, haben aber grundverschiedene Vorstellungen von Zusammenleben. Auch Lisa und Richard werden an diesem letzten Wochenende am See in die Vergangenheit katapultiert, als sie mit einem schlimmen Verlust fertigwerden mussten, der vor fünfunddreißig Jahren beinahe ihre Ehe auseinandergebracht hätte.
Das Buch ist keine leichte Sommerlektüre, wie die Titelillustration vielleicht vermuten ließe. Es geht um Probleme mit Alkohol, Drogen und Sexsucht, Promiskuität und Tod, um nur ein paar zu nennen. In besonders drastischen Szenen war mir das fast zuviel, doch schafft es der Autor auf diese Weise, einen tiefen Einblick in das Leben der einzelnen Protagonisten zu geben und Empathie für sie zu wecken. Ein spannender und mitreißender Roman für Leser, die mehr als seichte Wohlfühllektüre erwarten.

Bewertung vom 20.03.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Faszinierendes Gedankenexperiment
Was wäre, wenn man aus der Gegenwart in die Zukunft oder in die Vergangenheit reisen könnte und sich selbst, sowie Freunde und Bekannte zwanzig Jahre jünger oder älter erleben könnte? In dem Tal, in dem Odile mit ihrer Mutter lebt, ist dies möglich, allerdings nur, wenn jemand gestorben ist und der Conseil, der Rat, beschließt, dass dem Antrag eines trauernden Angehörigen stattgegeben wird.
Eines Tages macht die junge Odile eine Beobachtung. Obwohl die Besucher aus einer anderen Zeit Masken tragen, erkennt sie in ihnen die Eltern ihres Klassenkameraden Edme. Ihr ist klar, was dies bedeutet. Soll sie sich an das Gesetz halten und Stillschweigen bewahren oder soll sie womöglich Edme warnen und damit in das Schicksal eingreifen?
„Das andere Tal“ ist ein faszinierendes Buch. Als Leser wird man mit vielen moralischen Fragen konfrontiert. Wie würde man sich selbst in dieser oder jener Situation verhalten? Wir begleiten Odile durch ihr Leben, in dem ihr manchmal übel mitgespielt wird. Ich habe mit ihr gelitten und gebangt und gehofft. Ein unglaublich spannendes Buch mit überraschendem Ausgang. Ein Buch mit Tiefgang, das es sich zu lesen lohnt.

Bewertung vom 13.03.2024
Drei Wasserschweine brennen durch
Bär, Matthäus

Drei Wasserschweine brennen durch


gut

Beim großen Capybara!
Beim großen Capybara, was für ein goldiges Kinderbuch, dachte ich zu Beginn der Geschichte. Drei Wasserschweine, die die Welt außerhalb ihres Geheges erkunden möchten und dabei allerlei Interessantes entdecken. Zum Beispiel, dass die Menschen mit ihren Frischlingen den Tag ihrer Geburt feiern, haha. Sie finden neue Freunde und erleben spannende Abenteuer. Über die Sprache habe ich mich köstlich amüsiert. Doch etwa in der Mitte des Buchs ändert sich die Stimmung. Eines der Wasserschweine wird von bösartigen Affen und stinkenden, aggressiven Meerschweinchen gefangen gehalten und die beiden anderen, die zu seiner Rettung kommen, geraten selbst in größte Gefahr. Sie erfahren, dass ein Tier, das sie für einen Freund gehalten haben, sie aus eigennützigen Gründen verraten hat. Die Stimmung ist düster und bedrohlich und ganz bestimmt nicht geeignet als Gutenachtgeschichte für kleine Kinder. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass Kinderbücher nur heile Welt beschreiben sollten, aber hier ging mir das Negative zu weit. Ganz abgesehen davon, dass ich meinem Enkel keine Ausdrücke wie Eberarsch beibringen möchte. Einige Kapitel sind außerdem sehr lang, ich bezweifle, dass Sechsjährige eine so lange Aufmerksamkeitsspanne haben. Wahrscheinlich will auch keines der Kinder, die diese Geschichte vorgelesen bekommen, jemals ein Meerschweinchen als Haustier haben, so widerlich wie sie hier beschrieben werden.
Was mir gut gefallen hat, sind die Illustrationen. Ich hätte mir gewünscht, dass die fröhliche Leichtigkeit und der Humor der ersten Kapitel beibehalten worden wäre, so vergebe ich nur drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 01.03.2024
Der Stich der Biene
Murray, Paul

Der Stich der Biene


sehr gut

Dem Abgrund entgegen
„Der Stich der Biene“ ist ein wahres Mammutwerk. Nicht nur aufgrund des Umfangs von 700 Seiten, sondern auch wegen seiner Detailverliebtheit. Es geht um das Leben der irischen Familie Barnes. Vater Dickie führt ein Autohaus, das kurz vor der Insolvenz steht. Seine bildschöne Frau Imelda stammt aus äußerst prekären Verhältnissen. Ihr Vater ist ein gewalttätiger roher Mann, der von Betrügereien lebt. Es ist daher ein Segen, als sie einen erfolgreichen Mann kennenlernt und ein neues Leben für sie beginnt. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihr, und ihr ursprünglicher Lebensplan zerplatzt wie eine Seifenblase.
Tochter Cass umgibt sich mit zwielichtigen Gestalten und kann es kaum erwarten, die irische Provinz zu verlassen, um ein neues Leben als Studentin am Trinity College in Dublin zu beginnen. Ihr jüngerer Bruder PJ verbringt seine Tage mit dem Spielen gewalttätiger und blutrünstiger Videospiele. Je schlechter es um das Autohaus steht, desto mehr geht es auch mit den einzelnen Familienmitgliedern bergab. Sie treffen Entscheidungen, bei denen man sie als Leser am liebsten schütteln möchte, um sie zur Besinnung zu bringen. Obwohl mich dies manchmal fast wahnsinnig gemacht hat, konnte ich das Buch kaum aus den Händen legen. Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Ich muss dazu sagen, dass ich das Buch in einer Leserunde gelesen habe und die Meinungen dazu sehr auseinandergingen. Es scheint, als ob man es entweder faszinierend findet oder es hasst.
Die einzelnen Kapitel werden aus der Sicht der jeweiligen Familienmitglieder geschildert. Was mich zunächst sehr störte, ist, dass Paul Murray in Imeldas Kapiteln keinerlei Satzzeichen verwendet, lediglich die Satzanfänge sind großgeschrieben. Mir ist klar, dass er damit Imeldas Bewusstseinsstrom abbilden will, ein Gedanke geht in den anderen über, und es gelingt dem Autor so, Imeldas wirre Gedankenwelt anschaulich darzustellen. Trotzdem hat mich das sehr irritiert, zumal es um mehrere hundert Seiten ohne Interpunktion geht. Ich kann auch nicht behaupten, dass mich das Buch durchgehend gefesselt hätte, es gab zwischendurch Passagen, die mir viel zu ausführlich und detailverliebt waren. Gegen Ende spitzen sich die Geschehnisse jedoch dermaßen zu, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Ich kann diesen Roman empfehlen, allerdings ist er sehr aufwühlend und nicht für Leser geeignet, die einen Feelgood-Familienroman erwarten.

Bewertung vom 18.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


ausgezeichnet

Was geschah mit Marino und Lise?
Ein junger Mann kommt bei einem Brand ums Leben, während seine Eltern und seine Schwester nicht zuhause sind. Bald stellt sich heraus, dass der Brand absichtlich gelegt wurde. Wer wollte Marino tot sehen? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen seinem Tod und dem Verschwinden eines holländischen Au-pair-Mädchens, das angeblich nach Hause fliegen wollte, die Insel laut Flugdaten jedoch nie verlassen hat? Kommissarin Elma und ihr Vorgesetzter Saelva ermitteln im Umfeld der jungen Leute.
Ich hatte bereits den ersten Roman aus der Reihe, „Verschwiegen“, gelesen, den ich als ziemlich zäh und unspannend empfand. Eigentlich wollte ich die Reihe gar nicht weiter verfolgen, aber dieser Band war sehr viel spannender und ausgefeilter als der erste. Die Autorin überrascht bis zuletzt mit unerwarteten Wendungen und punktet mit psychologischer Spannung.