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Eine epische Reise durch die Jahrhunderte: Fünf Generationen zwischen Deutschland und Russland. Russland, Anfang des 20. Jahrhunderts: In einer kleinen Provinzstadt östlich von Moskau wird der Revolutionär Viktor Krasnow hingerichtet. Wie eine gewaltige Welle erfasst die Zeit in diesem Moment Viktors Tochter Lena. Sie heiratet den deutschen Textilingenieur Robert Silber und flieht mit ihm 1936 nach Berlin, als die politische Lage in der Sowjetunion gefährlich wird. In Schlesien überleben sie den Zweiten Weltkrieg, doch dann verschwindet Robert in den Wirren der Nachkriegszeit, und Elena m...
Eine epische Reise durch die Jahrhunderte: Fünf Generationen zwischen Deutschland und Russland. Russland, Anfang des 20. Jahrhunderts: In einer kleinen Provinzstadt östlich von Moskau wird der Revolutionär Viktor Krasnow hingerichtet. Wie eine gewaltige Welle erfasst die Zeit in diesem Moment Viktors Tochter Lena. Sie heiratet den deutschen Textilingenieur Robert Silber und flieht mit ihm 1936 nach Berlin, als die politische Lage in der Sowjetunion gefährlich wird. In Schlesien überleben sie den Zweiten Weltkrieg, doch dann verschwindet Robert in den Wirren der Nachkriegszeit, und Elena muss ihre vier Töchter alleine durchbringen. Sie sollen den Weg weitergehen, den Elena begonnen hat - hinaus aus einem zu engen Leben, weg vom Unglück. Doch stimmt diese Geschichte, wie Elena sie ihrer Familie immer wieder erzählt hat? Mehr als zwanzig Jahre nach Elenas Tod macht sich ihr Enkel, der Filmemacher Konstantin Stein, auf den Weg nach Russland. Er will die Geschichte des Jahrhunderts und seiner Familie verstehen, um sich selbst zu verstehen. Alexander Osang, Autor des hochgelobten Romans "Die Leben der Elena Silber", entführt uns auf eine faszinierende Reise durch das 20. Jahrhundert und erzählt ein mitreißendes Familienepos, das Generationen und Länder überspannt.
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Alexander Osang, geboren 1962 in Berlin, studierte Journalistik in Leipzig und arbeitete nach der Wende als Chefreporter der Berliner Zeitung. Für seine Reportagen erhielt er mehrfach den Egon-Erwin-Kisch-Preis und den Theodor-Wolff-Preis. Alexander Osang schreibt heute für den >Spiegel< aus Tel Aviv, davor lebte er in Berlin und acht Jahre lang in New York. Sein erster Roman >die nachrichten< wurde verfilmt und mit zahlreichen Preisen, darunter dem Grimme-Preis, ausgezeichnet. Im S. Fischer Verlag und Fischer Taschenbuch Verlag sind darüber hinaus die Romane >Comeback<, >Königstorkinder<, >Lennon ist tot< und >Die Leben der Elena Silber< erschienen, die Reportagenbände >Im nächsten Leben< und >Neunundachtzig< sowie die Glossensammlung >Berlin - New York<. Literaturpreise: Theodor-Wolff-Preis 1995 Egon-Erwin-Kisch-Preis für die beste deutschsprachige Reportage 1993, 1999 und 2001 Reporter des Jahres 2009 TAGEWERK-Stipendium der »Guntram und Irene Rinke Stiftung« 2010
Produktdetails
- Verlag: FISCHER E-Books
- Seitenzahl: 624
- Erscheinungstermin: 14. August 2019
- Deutsch
- ISBN-13: 9783104910185
- Artikelnr.: 56410093
Beim Thema 'starke erste Sätze' ist er kaum zu toppen. Aber nicht nur das. [...] eine eindrucksvolle und manchmal sogar berührende Geschichte. Andreas Heimann Deutsche Presse Agentur 20190820
Tolstoi schreibt mittlerweile für Netflix
Die Nacht, als Lenin starb: Alexander Osangs Roman "Die Leben der Elena Silber" über die Geschichte einer russischen Großmutter
Alexander Osangs bislang persönlichster und größter Roman stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis, aber er läge wohl auch bei einem Wettbewerb um den spektakulärsten ersten Satz ziemlich weit vorne. "Sina Krasnowa schob die letzten Scheite in den Ofen, als sie draußen in der Stadt ihrem Mann einen Holzpfahl in die Brust schlugen." Das sitzt, das erinnert an die schrecklichsten Greuel von Dostojewski und Babel, und das verrät natürlich auch den vielfach preisgekrönten Journalisten.
Der da 1905 in Gorbatow, 400 Kilometer östlich
Die Nacht, als Lenin starb: Alexander Osangs Roman "Die Leben der Elena Silber" über die Geschichte einer russischen Großmutter
Alexander Osangs bislang persönlichster und größter Roman stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis, aber er läge wohl auch bei einem Wettbewerb um den spektakulärsten ersten Satz ziemlich weit vorne. "Sina Krasnowa schob die letzten Scheite in den Ofen, als sie draußen in der Stadt ihrem Mann einen Holzpfahl in die Brust schlugen." Das sitzt, das erinnert an die schrecklichsten Greuel von Dostojewski und Babel, und das verrät natürlich auch den vielfach preisgekrönten Journalisten.
Der da 1905 in Gorbatow, 400 Kilometer östlich
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von Moskau, wie ein Vampir gepfählt wird, ist Viktor Krasnow, Seiler, Revolutionär, Stammvater eines Geschlechts von biblischer Größe. Sina zeugte mit Viktor und später dann mit dem Strolch Alexander Petrowitsch fünf Kinder, darunter die titelgebende Jelena. Jelena, Elena, Lena - im Laufe ihres langen Lebens wird ihr Name immer kürzer - ist ein echtes Kind des zwanzigsten Jahrhunderts: Ihr Leben ist ein Ritt auf den Wellen der Weltgeschichte, "ganz oben, dort, wo der Schaum war", Flucht ist bei ihr Haltung und Lebensform. Sie erlebt in Russland die Pogrome des zaristischen Mobs, die Revolution und den stalinistischen Terror, 1935 geht sie mit ihrem Mann, dem Ingenieur Robert Silber, nach Deutschland und kommt vom Regen in die Traufe: Nazizeit, Krieg, Vertreibung, Paranoia. Die DDR und die Wiedervereinigung lassen sie (und den Leser) dann weitgehend kalt.
Auch Jelenas fünf Töchter repräsentieren Spielarten von Anpassung, Widerstand und Flucht. Lara, mit einem furchtbaren SED-Funktionär verheiratet, nimmt sich das Leben; Vera, Ärztin und "Stasinutte", wird Volkskammerabgeordnete. Katarina ist das schwarze Schaf, Maria, die zynische Möchtegern-Künstlerin, kujoniert in Pankow ihre Familie. Ihr Mann floh vor ihren Ansprüchen und dem Aufbau des Sozialismus in die Tierfilmerei und am Ende in die Demenz. Ihr Sohn Konstantin, Erzähler und unverkennbar ein Alter Ego seines Autors Osang, versucht sich ohne viel Talent und Fortune als Menschenfilmer.
Vieles in seinem Roman gehört zur Familienlegende, etwa der Märtyrertod des Urgroßvaters oder Baba Lena, die russische Großmutter. Osang begann erst nach ihrem Tod 1995 zu recherchieren; zweimal reiste er an Oka und Wolga, um die Kälte und Weite des Landes zu spüren. Manches von seiner "Reise zu den Dämonen meines Geschlechts" erschien bereits im "Spiegel", anderes wirkt auch jetzt noch wie eine journalistische Reportage: Fakten und Fiktionen, Erinnerungen und Lügen lassen sich im Nachhinein kaum noch trennen. Ursprünglich wollte Osang ein Sachbuch schreiben, aber dann wurde es doch ein Familienroman mit allen dichterischen Freiheiten. Eher unwahrscheinlich, dass Jelena sich dem Ingenieur aus Deutschland just "in der Nacht, als Lenin starb", zum ersten Mal hingab; aber solche Daten und Metaphern schlagen nun mal hohe Wellen und Schaum im Familiengedächtnis. "Traue den Geschichten nicht, die sie dir erzählen, Feuerköpfchen", warnt Jelenas Bruder, ein Sowjetmensch der ersten Stunde: "Die Menschen erinnern sich nur an das, was in ihre Lebensgeschichte passt."
Konstantin muss sich von seiner Mutter vorwerfen lassen, er habe "sein Thema noch nicht gefunden". Tatsächlich ist er als Sohn und Filmemacher gescheitert; sein Drehbuch für einen Filmessay über einen serbischen Tennisprofi, der mal auf Platz 250 der Juniorenweltrangliste stand und "Weltbürger wider Willen" war, überzeugt weder Mama noch den smarten Netflix-Producer: Tolstoi schriebe seinen "großen russischen Roman" heute für HBO oder Amazon. Alexander Osang aber hat sein Thema gefunden. Das Private ist in seiner Jahrhundert-Sippe immer schon politisch: Die Großmutter war Mütterchen Russland, Komsomol-Mitglied, Frau eines Nazis und Weltbürgerin wider Willen.
Die subjektive, durchaus narzisstische Verschränkung von Familien- und Weltgeschichte hat große Romane wie Jonathan Safran Foers "Alles ist erleuchtet" oder Eugen Ruges "In Zeiten des abnehmenden Lichts" hervorgebracht. Osangs historisch-biographischer Parforceritt über mehr als sechshundert Seiten gehört nicht unbedingt dazu. Er führt im Schweinsgalopp durch die russische Geschichte von den Rus bis zu Stalin, um dann wieder als träger, geschwätziger Erzählfluss durch die Niederungen deutscher Nachkriegszeit zu mäandern; die Gegenwart zwischen Seniorenheim und Prenzlauer Berg ermüdet dann nur noch. Die Silber-Schwestern sind Kratzbürsten, eifersüchtige Diven, schrille Exzentrikerinnen, aber Konstantin bleibt blass: ein emotions- und konturloser Nörgler, seltsam passiv und desorientiert. Der investigative Filmer wird nur hellhörig und aktiv, wenn er alte Legenden im Familienalbum in Frage stellen und neue, persönlich recherchierte Puzzlesteine einsetzen kann.
Ein rundes Bild ergibt sich daraus natürlich nicht, aber immerhin auch keine künstlich nachgedunkelte, sepiafarbene historische Fotografie mit Samowar und Schiwago-Schicksalsmelodien. Osang schreibt seinen großen russischen Roman für die Generation Netflix, sprunghaft, nicht chronologisch, mit vielen Zitaten aus Film- und Literaturgeschichte. Seine Sätze sind nach guter Reporterart kurz, prägnant und schlicht, und so behält man trotz des tolstoimäßigen Gewusels der Paschas und Maschas jederzeit den Überblick, auch dank profaner Hilfsmittel wie Personenregister, Stammbaum und Landkarte. Allerdings nur um den Preis von ständigen Wiederholungen und Redundanzen. Osang tritt nicht direkt als Figur in Erscheinung, aber er ist als Referent, Kommentator, Familienhistoriker und Filmquizmaster jederzeit präsent.
Beim Zuhören und Interviewen arbeitet er seinen "Rosenkranz aus Namen" und Ereignissen ab, und so springt sein "Familienexpress" nie aus dem Gleis. "Sie erzählte, ohne es zu wissen, die Geschichte des Jahrhunderts", heißt es einmal über einen minderen Autor, der Jelenas Lebensgeschichte ins Sinnhafte verfälscht. "Sie fand das Einzelne im Allgemeinen. Ein roher Diamant, den der Schriftsteller bereit war zu schleifen." Konstantin ist anders; er gibt seinen Zweifeln Raum und stellt die Wahrheit seines Erzählens ständig in Frage. Aber auch er stellt das abnehmende Licht der Männer nicht gerade unter den Scheffel: Frauen halten die Familie zusammen, aber Männer machen Geschichte und verschwinden dann meist spurlos. 1905 wurde Osangs Urgroßvater vom Lynchmob gepfählt. 112 Jahre später, beim Lokaltermin im Revolutionsmuseum von Gorbatow, erleidet sein Urenkel-Alter-Ego eine leichte Panikattacke, ein paar sentimentale Anwandlungen mit Vera und dem Popen und zieht beim dritten Wodka sein Fazit: "Man durfte sich nicht von den Zeiten treiben lassen, man musste sich in den Wind stellen."
MARTIN HALTER
Alexander Osang: "Die Leben der Elena Silber". Roman.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019. 624 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auch Jelenas fünf Töchter repräsentieren Spielarten von Anpassung, Widerstand und Flucht. Lara, mit einem furchtbaren SED-Funktionär verheiratet, nimmt sich das Leben; Vera, Ärztin und "Stasinutte", wird Volkskammerabgeordnete. Katarina ist das schwarze Schaf, Maria, die zynische Möchtegern-Künstlerin, kujoniert in Pankow ihre Familie. Ihr Mann floh vor ihren Ansprüchen und dem Aufbau des Sozialismus in die Tierfilmerei und am Ende in die Demenz. Ihr Sohn Konstantin, Erzähler und unverkennbar ein Alter Ego seines Autors Osang, versucht sich ohne viel Talent und Fortune als Menschenfilmer.
Vieles in seinem Roman gehört zur Familienlegende, etwa der Märtyrertod des Urgroßvaters oder Baba Lena, die russische Großmutter. Osang begann erst nach ihrem Tod 1995 zu recherchieren; zweimal reiste er an Oka und Wolga, um die Kälte und Weite des Landes zu spüren. Manches von seiner "Reise zu den Dämonen meines Geschlechts" erschien bereits im "Spiegel", anderes wirkt auch jetzt noch wie eine journalistische Reportage: Fakten und Fiktionen, Erinnerungen und Lügen lassen sich im Nachhinein kaum noch trennen. Ursprünglich wollte Osang ein Sachbuch schreiben, aber dann wurde es doch ein Familienroman mit allen dichterischen Freiheiten. Eher unwahrscheinlich, dass Jelena sich dem Ingenieur aus Deutschland just "in der Nacht, als Lenin starb", zum ersten Mal hingab; aber solche Daten und Metaphern schlagen nun mal hohe Wellen und Schaum im Familiengedächtnis. "Traue den Geschichten nicht, die sie dir erzählen, Feuerköpfchen", warnt Jelenas Bruder, ein Sowjetmensch der ersten Stunde: "Die Menschen erinnern sich nur an das, was in ihre Lebensgeschichte passt."
Konstantin muss sich von seiner Mutter vorwerfen lassen, er habe "sein Thema noch nicht gefunden". Tatsächlich ist er als Sohn und Filmemacher gescheitert; sein Drehbuch für einen Filmessay über einen serbischen Tennisprofi, der mal auf Platz 250 der Juniorenweltrangliste stand und "Weltbürger wider Willen" war, überzeugt weder Mama noch den smarten Netflix-Producer: Tolstoi schriebe seinen "großen russischen Roman" heute für HBO oder Amazon. Alexander Osang aber hat sein Thema gefunden. Das Private ist in seiner Jahrhundert-Sippe immer schon politisch: Die Großmutter war Mütterchen Russland, Komsomol-Mitglied, Frau eines Nazis und Weltbürgerin wider Willen.
Die subjektive, durchaus narzisstische Verschränkung von Familien- und Weltgeschichte hat große Romane wie Jonathan Safran Foers "Alles ist erleuchtet" oder Eugen Ruges "In Zeiten des abnehmenden Lichts" hervorgebracht. Osangs historisch-biographischer Parforceritt über mehr als sechshundert Seiten gehört nicht unbedingt dazu. Er führt im Schweinsgalopp durch die russische Geschichte von den Rus bis zu Stalin, um dann wieder als träger, geschwätziger Erzählfluss durch die Niederungen deutscher Nachkriegszeit zu mäandern; die Gegenwart zwischen Seniorenheim und Prenzlauer Berg ermüdet dann nur noch. Die Silber-Schwestern sind Kratzbürsten, eifersüchtige Diven, schrille Exzentrikerinnen, aber Konstantin bleibt blass: ein emotions- und konturloser Nörgler, seltsam passiv und desorientiert. Der investigative Filmer wird nur hellhörig und aktiv, wenn er alte Legenden im Familienalbum in Frage stellen und neue, persönlich recherchierte Puzzlesteine einsetzen kann.
Ein rundes Bild ergibt sich daraus natürlich nicht, aber immerhin auch keine künstlich nachgedunkelte, sepiafarbene historische Fotografie mit Samowar und Schiwago-Schicksalsmelodien. Osang schreibt seinen großen russischen Roman für die Generation Netflix, sprunghaft, nicht chronologisch, mit vielen Zitaten aus Film- und Literaturgeschichte. Seine Sätze sind nach guter Reporterart kurz, prägnant und schlicht, und so behält man trotz des tolstoimäßigen Gewusels der Paschas und Maschas jederzeit den Überblick, auch dank profaner Hilfsmittel wie Personenregister, Stammbaum und Landkarte. Allerdings nur um den Preis von ständigen Wiederholungen und Redundanzen. Osang tritt nicht direkt als Figur in Erscheinung, aber er ist als Referent, Kommentator, Familienhistoriker und Filmquizmaster jederzeit präsent.
Beim Zuhören und Interviewen arbeitet er seinen "Rosenkranz aus Namen" und Ereignissen ab, und so springt sein "Familienexpress" nie aus dem Gleis. "Sie erzählte, ohne es zu wissen, die Geschichte des Jahrhunderts", heißt es einmal über einen minderen Autor, der Jelenas Lebensgeschichte ins Sinnhafte verfälscht. "Sie fand das Einzelne im Allgemeinen. Ein roher Diamant, den der Schriftsteller bereit war zu schleifen." Konstantin ist anders; er gibt seinen Zweifeln Raum und stellt die Wahrheit seines Erzählens ständig in Frage. Aber auch er stellt das abnehmende Licht der Männer nicht gerade unter den Scheffel: Frauen halten die Familie zusammen, aber Männer machen Geschichte und verschwinden dann meist spurlos. 1905 wurde Osangs Urgroßvater vom Lynchmob gepfählt. 112 Jahre später, beim Lokaltermin im Revolutionsmuseum von Gorbatow, erleidet sein Urenkel-Alter-Ego eine leichte Panikattacke, ein paar sentimentale Anwandlungen mit Vera und dem Popen und zieht beim dritten Wodka sein Fazit: "Man durfte sich nicht von den Zeiten treiben lassen, man musste sich in den Wind stellen."
MARTIN HALTER
Alexander Osang: "Die Leben der Elena Silber". Roman.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019. 624 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Menschen änderten sich nicht. Nur die Umstände änderten sich.
Alexander Osang arbeitet als Journalist und schreibt für den Spiegel aus Tel Aviv. Sein erster Roman Die Nachrichten wurde verfilmt und mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Die Leben der Elena Silber ist seine eigene …
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Menschen änderten sich nicht. Nur die Umstände änderten sich.
Alexander Osang arbeitet als Journalist und schreibt für den Spiegel aus Tel Aviv. Sein erster Roman Die Nachrichten wurde verfilmt und mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Die Leben der Elena Silber ist seine eigene Familiengeschichte, die er genau recherchierte.
Die Hauptperson ist Jelena und zu Beginn des Buches ist sie zweieinhalb Jahre alt. Damals lebte sie mit den Eltern und ihrem Bruder P.. in dem kleinen Ort Gorbatow. Im Februar 1905 wird dort der Vater von Aufständischen ermordet. Die Mutter Sina Krasnowa floh mit ihren beiden Kindern vor den Mördern, da sonst auch sie deren Opfer geworden wäre. Ihr Bruder Pawel nannte sie „Feuerköpfchen“, sie hatte kräftige rote Haare.
Vierzehn Jahre nach der Flucht kehrt die Mutter mit ihrem neuen Mann und Jelena zurück nach Gorbatow. Mittlerweile bekam sie weitere Kinder und ihr Mann, Alexander Petrowitsch verging sich an Jelena. Dass die Mutter sie nicht schützte, konnte sie ihr nie verzeihen. Jelena verliebt sich zum ersten Mal, verliert den Jungen aber aus den Augen. Dann folgt der Wegzug von zuhause. Sie arbeitet als Sekretärin in einer Tuchfabrik. Als sie einen deutschen Textilingenieur zur Seite stehen soll, sagt sie zu und lernt so ihren späteren Ehemann kennen. Fünf Kinder hat sie und lebt mit ihrem Mann in einem großen Haus mit Bediensteten. Zum Schluss lebt sie in Berlin, wo sie dann in einem Altersheim stirbt.
Neben dem Leben Jelenas, die später dann Elena wird, schreibt der Autor über ihren Enkel Konstantin. Der begibt sich auf die Suche nach Erinnerungen und fährt sogar mit einem Cousin nach Gorbatow. Er redet mit seinen Tanten und kann doch nicht alle Geheimnisse und weißen Flecken lüften.
Die Leben der Elena Silber ist ein Roman, der für mich schwer zu lesen war. Ständig wechselte der Autor in den Zeiten und es bleiben einige Fragen offen. Was mich berührte, das war die Rastlosigkeit der Elena. Sie musste ihre Kinder alleine unterhalten und das in einem fremden Land. Sie wurde nie so recht anerkannt und selbst ihre Töchter konnten viele ihrer Entscheidungen nicht verstehen. Ihre Verhältnis war unterkühlt. Dass ihr Mann ein Nazi war, konnte sie nicht glauben. In der Nähe des Wohnortes war aber ein KZ für Frauen und im Giftschrank des Hauses lagerten Büchsen mit dem Aufdruck: „Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung.“
Zwei Zitate möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Die Fluchtbewegung ist das, was Europa zurzeit definiert, all die Wahlen werden dadurch entschieden. Und Nach dem Krieg gab es für viele Nazis keine Strafe. Im Gegenteil, ihnen wurden die höchsten Ämter der jungen Republik zuteil.
Mir persönlich hatte das Buch zu viele Enden, die nicht erklärt und schon gar nicht aufgeklärt wurden. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen kommt aber in dem Roman gut zum Ausdruck.
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Beeindruckend!
Auf den knapp über 600 Seiten ist Alexander Osang ein großer Wurf gelungen. Als Kriegsenkel bgibt er sich - wohl durch die eigene Familiengeschichte inspiriert - in seinem Roman auf die Suche nach der Vergangenheit, um die Gegenwart besser zu verstehen. So ergründet …
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Beeindruckend!
Auf den knapp über 600 Seiten ist Alexander Osang ein großer Wurf gelungen. Als Kriegsenkel bgibt er sich - wohl durch die eigene Familiengeschichte inspiriert - in seinem Roman auf die Suche nach der Vergangenheit, um die Gegenwart besser zu verstehen. So ergründet der Protagonist Konstantin Stein, Filmemacher, die Geschichte seiner Familie, in der Hoffnung auf einen Filmstoff, dabei ausgehend von seiner russischen Großmutter Jelena, deren Name im Verlauf immer mehr Buchstaben verliert: So wird aus Jelena Elena und schließlich Lena. Parallel zur Mehrung des Wissens über die Vergangenheit der Familie vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis ins Jahr 1990 verliert Konstantins Vater demenzbedingt zunehmend seine Erinnerung. Wir lernen zudem eine weitere Form des Vergessens kennen. Wir erfahren, wie Elena unerträgliche Erinnerungen durch Verdrängung dem Vergessen anheimgibt. "Die Menschen erinnern sich nur an das, was in ihre Lebensgeschichte passt." Es ist fantastisch beschrieben, wie sich bei Elena mit dem Näherrücken des Todes die Erinnerungen dann doch wieder einstellen und die Gegenwart nicht mehr der zentrale Orientierungspunkt ist. Insgesamt ein sehr vielschichtiges Buch über das Erinnern und das Vergessen, über das Begreifen der eigenen Familiengeschichte als einer Entdeckungsreise die versöhnen kann. Unbedingt lesenswert!!!
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Mit dem Roman „Die Leben der Elena Silber“ von Alexander Osang näherte ich mich beim Lesen der möglichen Wahrheit über den Lebensweg der im russischen Gorbatow geborenen Jelena Viktorowna Krasnowa. Bereits der Umschlag deutet an, dass so ein erzähltes Leben sich aus …
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Mit dem Roman „Die Leben der Elena Silber“ von Alexander Osang näherte ich mich beim Lesen der möglichen Wahrheit über den Lebensweg der im russischen Gorbatow geborenen Jelena Viktorowna Krasnowa. Bereits der Umschlag deutet an, dass so ein erzähltes Leben sich aus vielen Bildern, die da im Kopf hängen bleiben, zusammensetzt. Jelena, Elena, Lena, je mehr Buchstaben ihr Vornamen verliert, desto mehr Menschen verliert sie, die ihr bisher Halt gegeben haben, denen sie vertraut hat und von denen sie hilfreich unterstützt wurde. Den Blick immer auf die Zukunft gerichtet, umschifft sie viele Hindernisse. Die Sorge um ihre Familie begleitet sie ständig, durch die politischen Wirrungen des letzten Jahrhunderts muss sie sich immer wieder anpassen. Dennoch ist sie nicht die einzige Protagonistin des Romans, ihr Enkel Konstantin ist eine weitere Hauptfigur.
Jelena wird Anfang des vorigen Jahrhunderts geboren. Im Alter von zwei Jahren wird ihr erzählt, dass ihr Vater, Seiler von Beruf und Vertreter der Meinung der Landbevölkerung, von Beamten der Stadt hingerichtet wurde, weil er auf der Seite derjenigen stand, die über Anweisungen des Zaren gelästert hatten. Um weiteren Übergriffen zu entgehen, flieht die Mutter mit Jelena und ihrem Sohn nach Nischni Nowgorod.
Im Sommer des Jahres 2017 kehrt der Filmemacher Konstantin Silber von einer Reise in die Ukraine zurück. Von seiner Mutter Maria erfährt er, dass sein Vater aufgrund seiner Krankheit ins Heim ziehen wird, was für ihn eine wenig vorstellbare Situation ist, denn damit verbindet er die Endlichkeit des Lebens. Mit seiner beruflichen Karriere ist er unzufrieden und auf der Suche nach einem das Publikum ansprechenden Thema.
Ausgehend von den beiden obigen Anfängen des Romans ergänzen sich die Geschichten nun einerseits in der Gegenwart auf der Suche nach dem Wahrheitsgehalt, andererseits in kontinuierlich fortschreitenden Szenen aus der Vergangenheit. Eine Übersicht der wichtigsten Familienmitglieder auf den ersten Seites des Buchs half mir dabei, die Charaktere namentlich und zeitlich besser einzuordnen, auf den Innenseiten ist eine Landkarte mit den Handlungsorten gedruckt, die die Reisen der Familie nachvollziehen lassen.
Jelena ist beim Pogrom an ihrem Vater selbst nicht anwesend, aber sie spürt die Angst ihrer Mutter vor den Schergen, die größer ist als die vor einem Neuanfang. Für Jelena ist dieser Tag ein strenger Einschnitt in ihr Leben, dessen Bedeutung sie in ihrem kindlichen Alter noch nicht erfassen kann. Sie entwickelt sich zu einer starken Frau. Die häusliche Umgebung ändert sich örtlich für sie in den nächsten Jahren mehrfach. Durch ihren Beruf erlangt sie Unabhängigkeit vom Elternhaus. Schließlich heiratet sie einen deutschen Ingenieur, dem sie Mitte der 1930er Jahre nach Berlin folgt, als der Krieg bereits seine langen Schatten voraus wirft.
Dem Autor gelingt es, ein fiktives Frauenschicksal über Jahrzehnte hinweg ergreifend aufzuzeigen. Dabei ist seine Erzählung inspiriert von seiner eignen Familiengeschichte. Seine Schilderung ist bewegend, aber durch das Einflechten einiger heiterer Begebenheiten gelingt es ihm, seine Erzählung stellenweise aufzulockern. Seinen Fokus richtet er auf die Menschen, die das Schicksal tragen, dass ihnen durch die aktuelle politische Lage vorgegeben scheint. Seine Protagonistin Jelena bekennt sich nie bewusst für eine Richtung in der Politik, sie handelt, um sich selbst und ihre Liebsten zu schützen. An der Seite ihres Mannes führt sie ein wohlsituiertes Leben, doch auch hier stellt sie fest, dass sie durch Konventionen gebunden ist. Nichtwissen wird für sie zuweilen zur Überlebensfrage. Schon früh stellt sie fest, dass es häufig besser ist, Geheimnisse für sich zu behalten. In der Kommunikation mit ihren Töchtern verlässt sie ihr Mut, denn die Erinnerungen an bestimmte Dinge in ihrem Leben sind nahezu unbeschreiblich. Unzureichende Sprachkenntnisse und dadurch fehlende Übersetzungsmöglichkeiten ergänzen die mangelnde Kontin
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Schon lange habe ich kein so dickes Buch mehr vor mir gehabt, das sich aber recht gut lesen lies. Sehr wortgewaltig und interessant ist die Geschichte von Elena Silber hier chronologisch aufgeschrieben worden. In abwechselnden Kapiteln erfährt der Leser zum einen, was Elena alles passiert ist …
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Schon lange habe ich kein so dickes Buch mehr vor mir gehabt, das sich aber recht gut lesen lies. Sehr wortgewaltig und interessant ist die Geschichte von Elena Silber hier chronologisch aufgeschrieben worden. In abwechselnden Kapiteln erfährt der Leser zum einen, was Elena alles passiert ist und wie ihr Werdegang war und zum anderen kommt Enkel Konstantin zu Wort, der versucht, seine Familiengeschichte zu verstehen. Dazu reist er durch die Welt und kümmert sich immer wieder um seinen dementen Vater, der ihm leider nicht mehr so viel erzählen kann. Sehr gelungen fand ich den abgedruckten Stammbaum, da man sich so ein gutes Bild über die Familie Silber machen kann. Mich hat das Buch aber irgendwie nicht so berührt. Ich konnte weder zu Elena, noch zu Konstantin Sympathie aufbringen. Manche Stellen waren viel zu langwierig und ausufernd mit Nebensächlichkeiten beschrieben, die das Buch unnötig gefüllt haben. Mich hat das Buch einfach nicht mitgenommen.
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Zum Inhalt:
Lena hat es nicht leicht im Leben. Ihr Vater wird in Russland als Revolutionär hingerichtet, sie heiratet einen Deutschen, folgt diesem nach Berlin und Schlesien, muss nach dessem Verschwinden die vier Töchter allein durchbringen und hat es dadurch schon sehr schwer. Fast 20 …
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Zum Inhalt:
Lena hat es nicht leicht im Leben. Ihr Vater wird in Russland als Revolutionär hingerichtet, sie heiratet einen Deutschen, folgt diesem nach Berlin und Schlesien, muss nach dessem Verschwinden die vier Töchter allein durchbringen und hat es dadurch schon sehr schwer. Fast 20 Jahre nach Lenas Tod will ihr Enkel Konstantin die Geschichte des Jahrhunderts und seiner Familie verstehen, um sich selbst zu verstehen.
Meine Meinung:
Was für ein gewaltiger Roman und dass meine ich nicht nur in Bezug auf die gewaltige Anzahl der Seiten des Buches. Es ist ein wortgewaltiges Buch, die Geschichte ist fesselnd und teilweise schon ziemlich bedrückend. Man möchte mit Jelena sicherlich nicht tauschen. Besonders lebendig wird das Buch natürlich auch durch die Wechsel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Obwohl das Buch teilweise schon schwere Kost ist, ist es dennoch gut lesbar, da es ein angenehmen Schreibstil hat, der einen durhc die doch vielen Seiten trägt.
Fazit:
Wortgewaltig und intensiv.
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Zum Buch:
Russland, Anfang des 20. Jahrhundert. In einer kleinen Provinzstadt östlich von Moskau wird der Revolutionär Viktor hingerichtet. Wie eine gewaltige Welle erfasst die Zeit in diesem Moment Viktors Tochter Lena. Sie heiratet den deutschen …
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Bewertet mit 3,5 Sternen
Zum Buch:
Russland, Anfang des 20. Jahrhundert. In einer kleinen Provinzstadt östlich von Moskau wird der Revolutionär Viktor hingerichtet. Wie eine gewaltige Welle erfasst die Zeit in diesem Moment Viktors Tochter Lena. Sie heiratet den deutschen Textilingenieur Robert Silber, folgt diesem 1936 nach Berlin und Schlesien, wo sie den Zweiten Weltkrieg überleben. Aber dann verschwindet Robert in den Wirren der Nachkriegszeit, und Lena muss vier Töchter alleine durchbringen. Sie sollen den Weg weitergehen, den Lena begonnen hat zu gehen – hinaus aus einem zu engen Leben, weg vom Unglück. Aber stimmt diese Geschichte, wie Lena sie ihrer Familie erzählt hat?
2017, mehr als zwanzig Jahre nach Lenas Tod, macht sich ihr Enkel, der Filmemacher Konstantin Stein, auf den Weg nach Russland. Er will die Geschichte des Jahrhunderts und seiner Familie verstehen, um sich selbst zu verstehen.
Meine Meinung:
Es fiel mir sehr schwer diese Rezension zu schreiben, denn die Geschichte hat es in sich und ist für mich sehr schwer in Worte zu fassen.
Zuallererst hat mich die Lebensgeschichte sehr berührt, eine absolut Geschichtsträchtige Erzählung, aber sie hatte auch ihre Längen. Manche Dinge wurden fast bis zum Eebrechen wiederholt, so das der Lesefluss ein wenig eingebremst wurde. Eine Geschichte, die viele tausende Menschen so erlebten. Eine Geschichte zwischen Tradition und Moderne.
Mich interessiert die russische Geschichte sehr,aber dieses Buch könnte mich nicht so ganz überzeugen.
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Nach der Leseprobe dachte ich, es wird ein richtig toller, süffiger Schmöker, der die angebrochene Sommerpause besser überbrücken lässt. Leider ist es etwas ganz anderes geworden.
Nach dem ersten Drittel fing ich an, mich zu fragen, warum ich das bitte überhaupt lese. …
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Nach der Leseprobe dachte ich, es wird ein richtig toller, süffiger Schmöker, der die angebrochene Sommerpause besser überbrücken lässt. Leider ist es etwas ganz anderes geworden.
Nach dem ersten Drittel fing ich an, mich zu fragen, warum ich das bitte überhaupt lese. Es war so langatmig, dank der ständigen Stoffwiederholungen, die Spannung fehlte, da man wusste, wie das Ganze am Ende aussah. Zudem gab es keine Figur, die mitreißen würde, mit der ich durch diesen Roman hätte gehen können: Alles kaputte, missbrauchte, verlorene Existenzen, die sich durchs Leben wurschteln, ob Konstantin, der als Hauptfigur in der Gegenwart einen mit seinem trostlosen Leben zu Tode langweilt oder auch Elena aus dem Erzählstrang, der in der Vergangenheit zu verschiedenen Zeiten angesiedelt ist. Konstantin ist ein erfolgloser Filmemacher, der sein Thema nicht findet. Das kann man breiter verstehen. Wie es aussieht, findet er sich selbst in seinem Leben nicht. Eine blasse, uninteressante Gestalt, ein Möchte-gern-kann-nicht-so recht. Er geht jeden Tag seinen Vater besuchen, der an Demenz leidet und von der Mutter ins Heim abgeschoben wurde. Diese Szenen, die das Verhalten des alten, kranken Mannes bildhaft an den Leser tragen, lassen die Geschichte noch trostloser erscheinen.
Wie gesagt, ich bin hoffnungsfroh gestartet. Spannende Familiengeschichten lese ich sehr gern. Aber je weiter ich hier las, desto öfter dachte ich ans Abbrechen. So etwas tue ich nicht gern und nicht oft. Da gehört schon einiges zu.
Nach zwei hundert Seiten, die sich erst recht schnell weglesen ließen, fing an diese Art zu erzählen zu nerven. Die Geschichte ist von hinten nach vorne erzählt worden. Man weiß das Ende vom Anfang an und liest die Vergangenheit in Stücken im Wechsel mit den Bildern der trost- wie sinnlosen Gegenwart. Auch dieses Abgehackte der Sätze, der Satzbau insg. brachten mir keine Freude. So schreibt einer, der das Schreiben literarischer Texte nicht gewohnt ist. Recht unbeholfen kamen seine Bemühungen rüber.
Diese Ausweglosigkeit, die Verlorenheit irgendwo im Leben, ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, Passivität, Schwermut, Leid, Elend, oft seelischer Natur. Gepflegte Langeweile.
Ich gewann leider den Eindruck, ich wurde geradezu erschlagen durch Überzeichnungen und Wiederholungen des bereits paarmal Erzählten. Das machte echt keinen Spaß. Hinzu kamen Sach- und Syntaxfehler, frei nach dem Motto, sieht eh keiner. So einen Umgang mit dem Leser schätze ich gar nicht.
Und als Tüpfelchen auf dem i wurde in der Mitte eine gehörige Portion Russophobie serviert, in Bildern, damit diese auf dem direkten Wege an die Emotionen der Leser appellieren und das Feindbild Russland in den Köpfen der Leser verfestigen. Da sind die Richtigen. Kennen das Land und Leute max. vom Hörensagen, oft aus dem Munde der Russlandhasser, selbst machen dümmliche Fehler in Namen, Bezeichnungen usw., sind aber ohne Skrupel bereit, antirussische Propaganda zu betreiben. Klischee wie im Buche steht. Traurig genug. Lesen Sie mal z.B. „Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung“ von Hannes Hofbauer oder auch „Der Krieg vor dem Krieg“ von Ulrich Teusch. Da wird Ihnen klar, warum dies heute gemacht wird. Keine schönen Gründe.
Meine Geduld war am Ende. Ich wollte aber nicht so schnell aufgeben und beschloss, eine Pause einzulegen. Paar Sachbücher gelesen, einen sehr gekonnt geschriebenen Roman gehört. Zurück zu diesem Buch. Paar Seiten gelesen, und das hat gereicht. Ich wollte das Ding nie wieder in die Hand nehmen.
Das Leben ist zu kurz, um sich so etwas anzutun. Pure Zeitverschwendung, sich durch solche Werke zu quälen, die weder etwas Neues zu sagen haben noch durch die Figuren oder Schreibstil oder eine spannende Geschichte oder noch sonst wie überzeugen können. Es gab nicht viel zu sagen, aber daraus wurde ein Wälzer mehr schlecht als recht zusammengebastelt, der selbst um ein Sommerloch zu stopfen zu schwach ist.
Enttäuscht und genervt blieb ich zurück.
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Russland anfang des 20 Jhd.: Elenas Leben verändert sich dramatisch, als ihr Vater hingerichtet wird. Später in Deutschland verliert sie ihren Mann und bleibt alleine mit den Kindern zurück... .
Alexander Osang hat hier ein gewaltiges Buch geschrieben, indem er seine eigene …
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Russland anfang des 20 Jhd.: Elenas Leben verändert sich dramatisch, als ihr Vater hingerichtet wird. Später in Deutschland verliert sie ihren Mann und bleibt alleine mit den Kindern zurück... .
Alexander Osang hat hier ein gewaltiges Buch geschrieben, indem er seine eigene Familiengeschichte aufarbeitet.
Schon zu Beginn merkt man, wie hart und wie anders das Leben in Russland damals war. Elena muss wirklich vieles erdulden und hat nie ein leichtes Leben. Mich hat diese Frau auf der einen Seite sehr beeindruckt, aber irgendwie auch total schockiert. Irgendwie durchschaut man sie nicht und ist dann überrascht, wie viele Facetten ihr Charakter hat.
Herr Osang schreibt wirklich bild- und wortgewaltig und hat es aus meiner Sicht geschafft, hier einen sehr authentischen Roman zu entwerfen, der gleichzeitig aufwühlt, aber auch sehr spannend ist.
Insgesamt hat mich ,,Die Leben der Elena Silber" sehr beeindruckt und ich empfehle das Buch hier gerne weiter.
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Viele Leben
Es reicht für mehr als ein Leben, was Elena Silber, geborene Jelena Krasnow, im Verlauf des 20. Jahrhunderts an Erfahrungen macht. Angelehnt an das Schicksal seiner eigenen Großmutter erzählt Alexander Osang in seinem für die Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 …
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Viele Leben
Es reicht für mehr als ein Leben, was Elena Silber, geborene Jelena Krasnow, im Verlauf des 20. Jahrhunderts an Erfahrungen macht. Angelehnt an das Schicksal seiner eigenen Großmutter erzählt Alexander Osang in seinem für die Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 nominierten Roman „Die Leben der Elena Silber“ davon.
Geboren 1902 im russischen Gorbatow, früh Halbwaise und mit ihrer Mutter und dem älteren Bruder auf der Flucht vor den zaristischen Mördern ihres Vaters, dann in der Sowjetunion Tochter eines bolschewistischen Märtyrers, Ehefrau eines deutschen Textilingenieurs in Niederschlesien, Mutter von fünf Töchtern, nach dem Krieg alleinerziehend, da der Mann spurlos verschwand, und auf der Flucht nach Westen.
Auf einer zweiten Erzählschiene Konstantin, der Enkel, mäßig erfolgreicher Filmemacher und recht orientierungslos im Berlin des Jahres 2017 begibt sich auf die Suche nach der Vergangenheit der Großmutter und das eine oder andere Familiengeheimnis.
Klingt jetzt nicht besonders originell, ist aber sehr gut konstruiert und erzählt, interessant und aufschlussreich.
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"Sina Krasnowa schob die letzten Scheite in den Ofen, als die draußen in der Stadt ihrem Mann einen Holzpfahl in die Brust schlugen". So beginnt dieser überaus tiefgründige und bewegende Roman des Journalisten, ALEXANDER OSANG. Wir erleben eine Geschichte, die ergreift, …
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"Sina Krasnowa schob die letzten Scheite in den Ofen, als die draußen in der Stadt ihrem Mann einen Holzpfahl in die Brust schlugen". So beginnt dieser überaus tiefgründige und bewegende Roman des Journalisten, ALEXANDER OSANG. Wir erleben eine Geschichte, die ergreift, aber auch nachdenklich macht. Dank des bildhaften Schreibstils, wirkt die Story jederzeit lebendig. Kleine geschichtliche Details wurden eingeflochten, so dass der realistische Bezug gegeben war. Dennoch gab es aber auch einige Szenen, die für mich etwas unnahbar waren. Gut, vielleicht hatte ich da keinen Bezug zu Personen oder Ereignissen. Jedoch hielten sich diese Szenen sehr bedeckt, so dass die Story um Elena ihren eigenen Stellenwert hatte. Für mich war es ein Roman, der außergewöhnlich, ergreifend aber auch unterhaltsam war. Ein Roman, den man nicht so schnell vergisst.
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