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bolie
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Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 823 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


ausgezeichnet

Als Peter sie verließ, war sie geschockt. Sie war noch sehr jung und er ihr erster Mann. Krampfhaft versuchte sie, ihn zu vergessen. Trank zu viel, lernte unzählige Männer kennen und wachte zu oft in fremden Betten auf. Dabei hatte sie doch bereits vor der Trennung tiefes Leid erleben müssen. Ihr kleiner Sohn starb schon wenige Wochen nach der Geburt. Das und der notorische Geldmangel trugen dazu bei, dass die beiden jungen Leute nicht mehr miteinander leben konnten.

„ExWife“ wurde bereits im Jahr 1929 zum ersten Mal veröffentlicht. Wer das nicht weiß wird beim Lesen feststellen, dass es perfekt in die heutige Zeit passt. Ursula Parrott schrieb in der Ich-Perspektive. Und das so lebendig, dass mir zu keinem Zeitpunkt langweilig wurde. Das pulsierende Leben des New Yorks von damals, wunderbar aufgezeigt. Die Sprache ist gehoben und die Charaktere schienen mir zum Greifen nah.

Erstaunlich, was im Vorwort geschrieben steht: „Das Buch wurde wegen seiner „Schlüpfrigkeit“ zunächst anonym veröffentlicht.“ Nun ja, d a s ist mit den heutigen Werken nicht zu vergleichen. Aktuell gilt bei vielen Autoren und Verlagen „Sex sells“, das ist in diesem Buch keineswegs der Fall. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung und einen Sternenregen.

Bewertung vom 24.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Der kleine Kevin war ihr „Klotz am Bein“. Viel zu oft musste sie ihn an die Hand nehmen und zur Schule begleiten. Seine Mutter war alleinerziehend und hatte große Sorge, dass ihr Kind den gefährlichen Schulweg alleine nicht schaffte. Aber nicht nur Kevin ist ein wichtiger Mensch in ihrem Leben. Auch Hubert gehört dazu. Ihr Name ist Linda und sie ist die Hauptperson in dem Buch „Der Bademeister ohne Himmel“.

Die 15jährige Linda ist meiner Meinung nach sehr reif für ihr Alter. Das liegt wohl an den traumatischen Erlebnissen mit ihrem Vater. Die Eltern trennten sich vor etlichen Jahren und die Mutter hat immer mal wieder Männer, die sich als künftige Stiefväter bei ihr vorstellen. Wie gut, dass sie diesem Wirrwarr entkommen kann. Wohin? Zu ihrem besten Freund Hubert. Er ist 86 Jahre alt und dement.

Wie geht es Menschen, die ihre nächsten Angehörigen nicht mehr erkennen und nur noch in ihrer eigenen Welt leben? Sie sind zufrieden und glücklich. Ihre engsten Familienmitglieder und Freunde leiden viel mehr. Der Umgang mit dementen Menschen ist nicht immer einfach und Linda ist eine perfekte Betreuerin. Unterstützt wird sie von einer sehr lieben polnischen Pflegekraft.

Das Buch ist trotz seines ernsten Themas humorvoll geschrieben. Die Charaktere werden so lebhaft geschildert, dass sie mir direkt sympathisch waren. Also ein Buch, das sich zu lesen lohnt. Unbedingt.

Bewertung vom 22.07.2024
Feuerjagd
French, Tana

Feuerjagd


ausgezeichnet

Johnny Reddy ist zurück. Plötzlich und unerwartet. Nach vier Jahren Abwesenheit und nur wenige freuen sich. Er kommt aber nicht alleine. Ein guter Bekannter ist bei ihm. Die beiden lernten sich in London kennen und jeder, der Johnny kennt weiß, dass sie nichts Gutes im Schilde führen. Was dieses Ungute ist, wird den Dorfbewohnern schnell klar. Auch Cal weiß das und er sorgt sich um die Tochter Johnnys. Trey heißt sie und ist ihm ans Herz gewachsen.

Obwohl schon einige Jahre vergangen sind, Trey trauert noch immer um ihren Bruder. Die Pläne ihres Vaters samt Freund lassen sie nicht mehr ruhig schlafen und sie entwickelt einen Plan. Sie will endlich ihren Bruder rächen. Cal ahnt es und versucht alles, um sie vor Schaden zu bewahren.

„Feuerjagd“ ist bereits das zweite Buch, das ich von Tana French las. Beim ersten tat ich mich noch schwer aber bei diesem konnte ich rasch der Geschichte folgen. Ja, Frau French schreibt langatmig und es fordert zuweilen Geduld. Dafür werden Leser mit einer sehr guten Story „belohnt“. Es gibt Charaktere, die gut dargestellt sind und ihr Verhalten ist nachvollziehbar. Die wenigen Wendungen machen das Buch spannend und der Schluss war so nicht vorhersehbar.

Sehr gut gefiel mir die Schilderung über die typischen Bewohner der Insel. Aber auch die perfekte Beschreibung der Landschaft nahm mich mit. Aus dem Grund gebe ich eine Leseempfehlung und das ohne Abstriche.

Bewertung vom 12.07.2024
Niemals Frieden? (eBook, ePUB)
Zimmermann, Moshe

Niemals Frieden? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In dem Buch „Niemals Frieden“ schreibt der Autor über die Ereignisse des 07. Oktober 2023. Was da geschah, erinnert ihn an einen Vulkanausbruch. „Der angeblich schlafende Vulkan Gaza explodierte.“ Nicht ohne Grund wurde dieses Werk für die Auszeichnung „Deutscher Sachbuchpreis“ nominiert.

Klar verständlich und ohne jegliche Schuldzuweisungen erklärt der Autor, wie es seiner Meinung nach zu dem Massaker kam. Und das von der Gründung einer „zionistischen Bewegung“ im Jahr 1897 bis heute. Er geht unter anderem auf die Aussage der ehemaligen Kanzlerin ein. Dass die Sicherheit Israel „Staatsräson“ sei. Ist dieses Ansinnen eine Tatsache? Wenn ja, warum schrecken die Verantwortlichen davor zurück, einen Konflikt mit der jetzigen Regierung in Kauf zu nehmen? Einer Regierung, der nachgesagt wird, sie sei korrupt und einige ihrer Minister Neonazis?

Ein Begriff bleibt mir in diesem Zusammenhang dauerhaft im Gedächtnis verhaften: „Kakistokratie“. Was hat das mit der Regierung Israels zu tun? Wer sich dafür interessiert und dabei nicht von Populisten beeinflussen lässt, wird rasch erkennen, wie treffend die Aussagen des Autors Moshe Zimmermann formuliert wurden.

Israel liegt mir am Herzen und ich las bereits etliche Bücher, die sich mit dem Geschehen um den 07.Oktober 2023 auseinandersetzen. Dieses Buch beeindruckte mich nachhaltig. Es zeigt nicht nur die Gräueltaten der Terroristen auf. Hier werden auch nachvollziehbare Gründe für das Ausufern der Gewalt geschildert. Nein, eine Entschuldigung dafür gibt es nicht und wird es niemals geben. Wer sich wertfrei über die Zustände im „nahen Osten“ informieren möchte, dem empfehle ich das Lesen dieses Buches.

Bewertung vom 05.07.2024
Zeit der Finsternis
Tharoor, Shashi

Zeit der Finsternis


ausgezeichnet

Im Ersten Weltkrieg kamen 74.187 indische Soldaten ums Leben. Sie kämpften für die „Krone“. Nein, nicht etwa freiwillig. Und was kam als Dank? Absolut nichts, noch nicht einmal ein Wort der Anerkennung verließ die Lippen der Kolonialherren. Diese ist nur eine von vielen Episoden, die im Buch „Zeit der Finsternis“ thematisiert werden.

Wussten Sie, dass Churchill die Inder nicht mochte? Dass er sie verachtete? Nein? Ich auch nicht. Warum Mahatma Gandhi ein Vorbild für gewaltfreien Widerstand eintrat? Welche Ungerechtigkeiten der damaligen Kolonialherren bis heute nachwirken? So viele Dinge, die nicht bekannt sind und dennoch wichtig für das Verständnis heute.

Hätten die Bewohner des südasiatischen Staates nicht über Jahrzehnte unter der Herrschaft der Briten gelebt, sähe es dort heute ganz anders aus. Es war ein reiches Land mit einer Bevölkerung, die gut von Bodenschätzen, Landwirtschaft und Industrie leben konnte. Was geschah damals und welche Beweggründe hatte das „Vereinigte Königreich“ für diese dauernde Bevormundung? Wie verhielt sich eigentlich Königin Victoria gegenüber den Indern?

Das Buch ließ mich sprachlos zurück. Ich muss zugeben, der trockene Stil war für mich zunächst schwierig zu lesen, ist aber dem Ernst der Sache geschuldet. Es lohnt sich auf jeden Fall, hier dranzubleiben. Nein, es ist keineswegs Buch, das mit dem Finger auf Schuldige zeigt. Völlig neutral aber mit vielen Fakten belegt weist es den Weg von der Historie bis zum heutigen Indien. Für mich ein Werk, das viele interessierte Leser verdient hat. Das sehr passende Cover ziert das Foto einer Toda-Frau um 1870-1880.

Das ist der letzte Satz einer Autorin, die weiß, wovon sie spricht:

„Ein Schritt in die richtige Richtung (Kolonialismus radikal hinterfragen) wäre, dieses Buch zum Lehrstoff im Geschichtsunterricht an allen Schulen zu machen.“

Bewertung vom 04.07.2024
Die Vermisste von Holnis
Johannsen, Anna

Die Vermisste von Holnis


sehr gut

Der Pass ist gefälscht und dann stellt sich auch noch heraus, dass die junge Frau vor wenigen Monaten entbunden hat. Weder ihre Eltern noch die engen Bekannten wussten davon. Wo war sie in den letzten Jahren und wer war ihr geheimnisvoller Freund? Warum wollte er sich nicht mit ihr zusammen zeigen? Die beiden Ermittlerinnen haben eine harte Nuss zu knacken.

„Die Vermisste von Holnis – Die Inselkommissarin Band11“ ist also ein weiteres Buch der Reihe. Obwohl ich die Geschichten um Lena Lorenzen und ihre Kollegen bisher nicht kannte, war ich schnell mit der Story vertraut. Es braucht also keinerlei Vorkenntnisse. Die Autorin Anna Johannsen schreibt locker und ansprechend. Die Bilder im Kopf entstehen beim Lesen vielfach und besonders das gefiel mir gut.

Der Spannungsbogen war permanent gespannt, obwohl mir das Hin und Her dann doch recht langatmig vorkam. Zum Schluss gab es dann ein fulminantes Finale, das aber doch vorhersehbar war. Das Buch ist ein guter Sommerroman, der selbst bei hohen Temperaturen für einen kühlen Kopf sorgen kann.

Bewertung vom 30.06.2024
Anna O. (eBook, ePUB)
Blake, Matthew

Anna O. (eBook, ePUB)


sehr gut

Mitten in der Nacht wird der Ich-Erzähler Dr. Benedict Prince aus dem Schlaf gerissen. Als forensischer Psychologe soll er eine außergewöhnliche Patientin übernehmen. Absolutes Stillschweigen ist angeordnet und daher auch der Anruf zur ungewöhnlichen Uhrzeit. Von seiner Vorgesetzten Prof. Virginia Bloom. Wenige Minuten danach ist Ben bereits in der Schlafklinik
„The Abbey“. Dort erwartet ihn die Patientin „Anna O“. Sie ist in aller Munde und hat leider eine Berühmtheit erlangt, die ihre Behandlung für keinen der Ärzte einfach macht.

Das Buch fängt temporeich an und sofort entwickelt sich eine solide Spannung. Neben dem Ich-Erzähler Ben gibt es weitere Akteure, die das Geschehen aus ihrer Sicht berichten. Immer mal wieder gibt es zudem Ausschnitte aus dem Tagebuch Annas. Sie schrieb es vor vier Jahren und dort wird auch die Zeit vor der Tat ausführlich dargelegt. In bildhafter Sprache zeigt der Autor die sehr unterschiedlichen Charaktere und der Leser erfährt sehr viel über Erkrankungen im Bereich von Schlaf und Unterbewusstsein. Interessant fand ich das Resignationssyndrom, das unter anderem in Schweden bei Flüchtlingskindern beobachtet wurde.

Die Story ist zwar anfangs spannend, zieht sich für meinen Geschmack aber dann doch zu sehr. Es liest sich zwischendurch recht zäh, da eine Weile nichts passiert und das Augenmerk des Autors auf das Krankheitsbild der Anna O gerichtet ist. Der Schluss gefiel mir ebenfalls nicht gut. Für meinen Geschmack war der zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Aber spannend ist das Buch mit Sicherheit und es wird gewiss viele zufriedene Leser haben.

Bewertung vom 24.06.2024
Die Frau in Rot (eBook, ePUB)
Conti, Giulia

Die Frau in Rot (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eigentlich wollte sie die junge Frau wegschicken. Auch wenn sie weinend auf der Treppe zu ihrer Praxis saß. Dass sie sich dennoch bereit erklärte ihr zuzuhören, war wohl ihrer besten Laune geschuldet. Was sie von Alba de Magris im Laufe des Gespräches erfuhr, verstörte sie zutiefst und sie beschloss, die junge Frau an eine Kollegin zu verweisen. Alba wäre aber nicht Alba, wenn sie nicht auch selbst versuchen würde, der verzweifelten Frau zu helfen.

Die Unterhaltung mit Alba geht Camilla di Salvo nicht aus dem Kopf und sie fängt an, sich für den Fall zu interessieren. Das bedeutet, dass sie ganz langsam selber anfängt zu ermitteln. Dabei erfährt sie Erstaunliches und die Verdächtigen summieren sich. Warum führte die Mutter von Alba ein Doppelleben als „Dame in Rot“? Dass dies einem schweren Trauma geschuldet war, steht für die Psychologin bald fest.

Fesselnd und so gar nicht wie die momentan üblichen Krimis aufgebaut, zog mich
„Die Frau in Rot“ schon bald in ihren Bann. Auch der Spannungsbogen war fortlaufend straff gespannt und die Beschreibung von Turin und ihren Einwohnern angenehm zu lesen. Ja, von mir gibt eine Empfehlung ohne Abstriche.

Bewertung vom 24.06.2024
Gestohlenes Kind (eBook, ePUB)
Seibt, Caroline

Gestohlenes Kind (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Jakob versteht die Welt nicht mehr. Seine Mutter liegt im Flur wie tot und zwei Männer nehmen ihn einfach mit. Was wollen die von ihm und was machen die mit seiner Mama? Und wie kommt eine uralte Visitenkarte von Ermittler Theo Weiland in die Tasche eines Mannes, der auf offener Straße Selbstmord beging?

Schon die ersten Sätze fesselten mich und das blieb bis zum Schluss. Die Autorin erzählt in zwei Zeitabschnitten. Einmal aus dem Jahr 1985 und dann in der Gegenwart. Die Berichte aus 1985 sind grausam und kaum zu ertragen. Dass es tatsächlich solche Zustände gab, davon gibt es etliche Zeitzeugenberichte. Im Heute steht der Ermittler Weiland im Mittelpunkt. Er wurde beurlaubt und eigens für diesen Fall aus seiner Lethargie gerissen.

Die Charaktere sind perfekt dargestellt und sehr gut gefielen mir die unvorhersehbaren Wendungen. Oft dachte ich, ja das ist der Täter, aber nein, es kamen wieder neuer Aspekte, die den Blick auf andere Personen lenkten. Kurzum ein Buch, das fesselt und viele Leser verdient hat.

Bewertung vom 23.06.2024
Mord stand nicht im Drehbuch
Horowitz, Anthony

Mord stand nicht im Drehbuch


ausgezeichnet

Als er das Vaudeville betrat war ihm schlecht. Lag es daran, dass sein Stück „Mindgame“ zum ersten Mal aufgeführt wurde? Oder hatte er schon eine Vorahnung? Dass die kommenden Tage recht aufregenden für ihn sein würden? Dass er zudem auch noch nach seinem ehemaligen Partner Hawthorne Ausschau hielt, zeigte eindrücklich, in welcher Verfassung Anthony war.

Dies war mein erstes Buch von Anthony Horowitz. Es dauerte etliche Seiten, bis ich mich an den Stil und die zahlreichen Figuren gewöhnte. Dabei ist die Story durchaus spannend und gut durchdacht. Die Charaktere werden sehr genau beschrieben und ihre Eigenarten klar benannt. Dadurch führte der Autor mich auch sehr oft auf falsche Fährten und ich lag mit meinen Annahmen völlig daneben. Aber das macht für mich auch einen spannenden Krimi aus.

Es gab viele Verdächtige und Wendungen, die nicht vorhersehbar waren. Die schrullige Art der Hauptfiguren zeigte sich deutlich und das mag ich an britischen Büchern so sehr. Der trockene Humor darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Was ebenfalls für mich wichtig ist, dass die Tat nachvollziehbar und ihre Darstellung nicht übertrieben blutig ist. Ein wirklich gutes Buch von einem Autor, den ich mir mit Sicherheit merke.