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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 831 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2024
Stürzende Imperien
Heather, Peter;Rapley, John

Stürzende Imperien


ausgezeichnet

Was hat der Untergang des Römischen Reiches mit den heutigen Problemen der „westlichen Welt“ zu tun? Immerhin 500 Jahre galt es als Weltmacht der Antike. Dennoch ging es sang- und klanglos unter. Lag es tatsächlich an der neuen Religion, dem Christentum? Oder gar dem Zuzug von Menschen aus anderen Ländern? Also um „Ausländer“, die den Frieden im Reich dauerhaft stören konnten? Es gibt etliche Mutmaßungen zum Niedergang. „Stürzende Imperien“ zeigt detailliert und bestens recherchiert, wie sich die Menschen damals und heute ähneln. Das gilt vor allen Dingen für die Verantwortlichen, also die Politiker. Es stellt sich also die Frage, ob der Westen ebenfalls irgendwann ganz von der Erde verschwinden wird?

Populismus gab es damals schon und auch hier wurde den Menschen viel versprochen. Die Schere zwischen Arm und Reich klaffte noch viel mehr auseinander als heute. Der Autor Peter Heather legt dar, welche Erkenntnisse wir aus dem Geschehen von einst gewinnen könnten. Die Sprache ist gehoben und es ist kein Buch für zwischendurch. Es braucht immer eine hohe Konzentration, die fürs Lesen und Verstehen notwendig ist. Der Übersetzer John Repley leistete hervorragende Arbeit. Meine Empfehlung gilt ohne Abstriche und wenn ich könnte, würde ich mehr als fünf Sterne geben.

Bewertung vom 06.09.2024
Ich komme nicht zurück
Khayat, Rasha

Ich komme nicht zurück


ausgezeichnet

Hanna denkt zurück. An die unbeschwerte Zeit. Als ihre Großeltern noch lebten und sie mit ihren Freunden eng verbunden war. Etliche Jahre lebte sie in der Ferne und kam erst zurück, als auch ihre Oma starb. Von dem Trio ihrer Kindheit ist nur noch Cem da. Ihre Freundin Zeyna lässt keinen Kontakt mehr zu. Welches Ereignis konnte so gravierend sein, dass diese Freundschaft zerbrach und jeden zaghaften Kontakt im Keim erstickt?



Rasha Khayat hat mich beeindruckt. Ihr Sinn für Sprache ist einzigartig und nahm mich gefangen. Auch wenn die Handlung nicht wirklich mitreißend ist. Die Auflösung nicht überraschend. Das Buch lebt durch den Stil der Autorin. Sie legt die Finger in Wunden, die seit vielen Jahren nicht verheilten.



Nach den Ereignissen rund um den 11. September 2001 gab es Anfeindungen gegen Menschen, die nichts mit diesem Terror zu tun hatten. Einzig die Tatsache, dass ihre Vorfahren nicht in Deutschland geboren wurden, machte sie plötzlich zu Geächteten. Dabei waren es vornehmlich die Menschen im Ruhrgebiet, die frei von Vorurteilen waren.



Gute Literatur berührt und lässt den Leser beeindruckt zurück. So erging es mir beim Beenden des Buches von Rasha Khayat. Es hat nicht nur viele begeisterte Leser verdient, sondern auch einen Sternenregen.

Bewertung vom 03.09.2024
Die Stauffenbergs
Roth, Charlotte

Die Stauffenbergs


ausgezeichnet

Als Claus die junge Nina zum ersten Mal sah war ihm klar, dass sie, und nur sie, die Mutter seiner Kinder sein soll. Es dauerte noch einige Jahre, bis die beiden alt genug waren und sich vor Gott und dem Gesetz ihr Jawort geben durften. Sie waren sehr geduldig und ihre Geduld zahlte sich aus. Aus den Verliebten Claus und Nina wurde ein Ehepaar.

Charlotte Roth beschreibt die Liebe eines Paares, das wohl (fast) jeder Deutsche kennt. Claus von Stauffenberg war ein glühender Anhänger Hitlers. Ja, er bewunderte seinen Dienstherrn sogar. Seine Liebe zu Nina war zwar ehrlich aber die Bewunderung für den Führer wohl doch größer. Warum sonst ließ er Frau und Kinder alleine, um Deutschland zu retten?

Es macht einen großen Unterschied, ob man ein trockenes Sachbuch oder einen mit Emotionen ausgestatteten und auf Fakten beruhenden Roman liest. Zumal die Autorin wieder akribisch recherchierte. Die Männer, welche zum „Unternehmen Walküre“ gehörten, waren mutig. Ihre Beweggründe kommen in dem Buch „Die Stauffenbergs“ deutlich zum Ausdruck. Obwohl ich wusste, wie sich die Ereignisse rund um das Attentat entwickelten, für mich gab es spannende Stunden.

Wie gut, dass es immer wieder gute Autoren gibt, die das Thema „Drittes Reich“ auf unterschiedliche Weise verarbeiten. Jeder sollte dazu beitragen, dass niemals vergessen wird, was damals geschah.

Bewertung vom 15.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


ausgezeichnet

Charlotte Kobayashi wird entführt und die Aufregung ist groß. Die Lösegeldforderung liegt zunächst bei 100.000€. Der Vater des Mädchens ist sofort bereit, diese hohe Summe zu zahlen. Es stellt sich aber schon bald heraus, dass es nicht bei dieser Forderung bleibt. Dass der Entführer sie erhöht und gleichzeitig Rücksprache mit einem Partner hält, macht die zur Hilfe herbeigeeilten Ermittler stutzig. Zumal die Geldübergabe durch ein Zugfenster erfolgen soll. Das Problem dabei: Das Fenster lässt sich nicht öffnen. Juha Kohonen und Lucas Adisa sind sich sicher, dass es sich niemals um eine Entführung handeln kann. Und trotzdem kommen sie ins Grübeln. Hat dieser Fall in „Das Dickicht“ doch gravierende Übereinstimmungen mit einem ähnlichen Ereignis, das viele Jahre zurückliegt. Sie rollen das Geschehen von damals neu auf.

War es tatsächlich so, dass der Täter Selbstmord beging? Oder wurde der Fall als gelöst archiviert, weil die Ermittler keine Lust auf noch mehr mühevolle Kleinarbeit hatten? Schon nach den ersten Hinweisen stoßen Juha und Lucas auf Ungereimtheiten. Kann es sein, dass der Täter nicht belangt wurde und über die dilettantische Polizeiarbeit lacht?

Viele Verdächtige und noch mehr Wendungen lassen den Spannungsbogen zwischendurch ein wenig erschlaffen. Die Auflösung kann sich aber sehen lassen. Es ist der erste Band einer Reihe und ich bin mir sicher, dass die Autoren auf die Wünsche ihrer Leser eingehen und ihre Kriminalromane schon bald die Bestenlisten erobern.

Bewertung vom 09.08.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Will Trent und seine Frau genießen ihre Flitterwochen. Endlich. Es ist dunkel, helle Sterne leuchten am Himmel. Sara schwimmt im hoteleigenen Teich und Will gesellt sich nach anfänglichem Zögern zu ihr. Dann, plötzlich hören sie den verzweifelten Schrei einer Frau. Es klingt so als habe sie Todesangst. Will hastet aus dem Wasser und dann folgt der nächste Schrei.

Nein, so hatte sich Will die Auszeit mit Sara nicht vorgestellt. Jetzt muss er sogar um sein und das Leben Saras fürchten. Wer hat diese Frau auf so bestialische Weise ermordet? Und warum? Dass sämtliche Familienmitglieder keine reine Weste haben, stellt sich rasch heraus. Kaum nachvollziehbar, welche Demütigungen das Opfer Zeit ihres Lebens hinnehmen musste.

Karin Slaughter ist ein Garant für atemlose Spannung und perfekte Thriller. Auch „Letzte Lügen“ konnte mich überzeugen. Etliche Wendungen und ein Täter, der bis zum Schluss nicht überführt werden konnte, machten das Buch für mich mehr als lesenswert.

Bewertung vom 09.08.2024
Herrn Petermanns Tanz des Todes und des Glücks
Böhm, Michael

Herrn Petermanns Tanz des Todes und des Glücks


sehr gut

Leo ist am Boden zerstört. Sein bester Freund Eugen von Blauberg ist tot. Sein Fahrer fand ihn zufällig, als Eugen morgens nicht zum Frühstück erschien. Herr von Blauberg war auf der Suche nach einem alten, sehr seltenen Buch. Für Trauer hat Leo keine Zeit. Er begibt sich auf die Suche. Er will den Täter bald finden und ihn seiner gerechten Strafe zuführen.

Der Ich-Erzähler Leo Petermann zog sich aus dem Berufsleben zurück und genießt die Ruhe. Als er von dem Tod des Barons Blauberg erfährt, ist es um seine Ruhe geschehen. In gehobener Sprache und mäßiger Spannung nimmt der Autor seine Leser mit auf eine Reise ins Ungewisse. Die Motive des Täters sind bis zum Schluss nicht zu erkennen. Und nicht nur das. Die Verwirrung wird durch häufige Wendungen zusätzlich angeheizt.

Das war mein erstes Buch des Autors Michael Böhm. Obwohl ich beim Lesen der ersten Seiten mit Startschwierigkeiten kämpfen musste bin ich davon überzeugt, dass ich auch die anderen Bände über Leo Petermann lesen werde. Was mir besonders gut gefiel, das war das außergewöhnliche Cover, das perfekt zum Inhalt des Buches passt.

Bewertung vom 31.07.2024
Frühling 1940
Scheck, Raffael

Frühling 1940


ausgezeichnet

Es war die sogenannte „Saarabstimmung“ im Jahr 1935, welche die Teilnehmer des 1. Weltkriegs voller Hoffnung in die Zukunft schauen ließ. Sie waren der Ansicht, und das durchaus berechtigt, dass es keine Grund geben könnte, jemals wieder Krieg zu führen. Die Streitfragen zwischen Frankreich und Deutschland schienen geklärt. Wie falsch sie damit lagen zeigte sich leider schon bald. Am 01. September 1939 begann mit dem Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg. Wieder waren es die einfachen Soldaten, die ihr Leben für Volk und Vaterland lassen mussten.

Wenn ich mir vor Augen führe, dass der 2. Weltkrieg im Jahr 1945 beendet wurde, fühle ich nur noch Dankbarkeit. Nein, es ist keineswegs selbstverständlich, dass wir in Deutschland seit 80 Jahren im Frieden leben dürfen. „Frühling 1940“ bestätigt mich noch einmal eindringlich in meiner Meinung. Der Historiker Raffael Scheck gibt Zeitzeugen eine Stimme. Im Frühling 1940 blickten sie zurück auf das Kampfgeschehen. Soldaten erinnerten sich an ihre verwundeten oder gefallen Kameraden und die Zivilbevölkerung fürchtete sich vor den Plünderungen der Deutschen.

Es war 20 Jahre ein „glücklicher Traum“, dass das Leben ohne Blutvergießen weiter geht. Dem war nicht so und Herr Scheck recherchierte und fand teil unveröffentlichte Tagebücher, Briefe und Berichte. Diese waren Grundlage für dieses zuweilen erschütternde Buch, das sich mühelos lesen lässt. Für mich ein Highlight im Jahr 2024 und eine ausdrückliche Leseempfehlung gebe ich ebenfalls.

Bewertung vom 27.07.2024
Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging
Neufeld, Vivien

Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging


ausgezeichnet

Vivien und ihr Mann Harry sitzen im Auto. Sie sind auf dem Weg nach Heimersheim zu Harrys Eltern und seinem Bruder Frank. Es ist der 15. Juli 2021. Die kleine Tochter ist auch dabei. Sie hörten im Radio von starken Regenfällen und Hochwasser an der Ahr, konnten sich das Ausmaß der Katastrophe aber nicht vorstellen. Viviens Eltern wohnen nicht direkt am Fluss. Sie haben allerdings weder Strom noch Wasser. Alle Versorgungsleitungen sind unterbrochen. Und dennoch, hier ahnt niemand, welchen Weg die kleine Familie noch gehen muss.

Es gibt einige Bücher von Zeitzeugen, die über das „Jahrhunderthochwasser“ berichten.
„Der Tag an dem der Sommer zu Ende ging“ unterscheidet sich dabei gravierend. Hier schreibt eine junge Frau, deren Schwiegereltern und auch der Schwager bei der Flut ums Leben kamen. Sie schildert, wie die ersten Tage nach dem Ereignis abliefen. Ihr Mann Harry, der sich um sein Elternhaus kümmerte und sie, die ihre kleine Tochter zu versorgen hatte. Die Tage der Ungewissheit über den Verbleib von Eltern und Franky. Aber auch die Hilfe beim Räumen und Entkernen des Hauses.

Vivien schreibt, dass sie am Donnerstag, also einen Tag nach der Flut, auf dem Weg nach Hause waren. Sie begegneten einer Schlange an Autos, etwa 90 km lang. Alles Helfer, die auf dem Weg ins Ahrtal waren. THW, Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und viele weitere Fahrzeuge. Die Zahl der Helfer war unfassbar groß und tröstend. Für alle Betroffenen und auch Harry war so unendlich dankbar dafür.

Da ich selbst betroffen war und die Situation von Helfern und Geschädigten verfolgte, kann ich mich sehr gut an das Schicksal der Familie Neufeld erinnern. Nicht nur, dass die Eltern erst Wochen nach der Flut gefunden wurden. Nein, das Auffinden des Bruders Franky beschäftigt mich bis heute. Welch eine Show von unbeteiligten Leuten. Ja, für mich war es eine Inszenierung. Wie gut, dass das Ehepaar Neuburg sich nicht damit aufhielt und seinen Weg ging. Ich habe Achtung vor Vivien und ihren Mut, dieses Buch zu schreiben. Dass sie klar zu erkennen gibt, wie sehr ihr Glaube sie durch diese dunklen Tage und Wochen führte und sie keinen Groll gegen Menschen hegt. Am Ende steht für Vivien und ihren Mann der Satz: „Nun ist es aber Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“. Dieses Lied, das sie in dem Buch erwähnte „Wenn Friede mit Gott..“ begleitet auch mich seit vielen Jahren.

Bewertung vom 24.07.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


ausgezeichnet

Als Peter sie verließ, war sie geschockt. Sie war noch sehr jung und er ihr erster Mann. Krampfhaft versuchte sie, ihn zu vergessen. Trank zu viel, lernte unzählige Männer kennen und wachte zu oft in fremden Betten auf. Dabei hatte sie doch bereits vor der Trennung tiefes Leid erleben müssen. Ihr kleiner Sohn starb schon wenige Wochen nach der Geburt. Das und der notorische Geldmangel trugen dazu bei, dass die beiden jungen Leute nicht mehr miteinander leben konnten.

„ExWife“ wurde bereits im Jahr 1929 zum ersten Mal veröffentlicht. Wer das nicht weiß wird beim Lesen feststellen, dass es perfekt in die heutige Zeit passt. Ursula Parrott schrieb in der Ich-Perspektive. Und das so lebendig, dass mir zu keinem Zeitpunkt langweilig wurde. Das pulsierende Leben des New Yorks von damals, wunderbar aufgezeigt. Die Sprache ist gehoben und die Charaktere schienen mir zum Greifen nah.

Erstaunlich, was im Vorwort geschrieben steht: „Das Buch wurde wegen seiner „Schlüpfrigkeit“ zunächst anonym veröffentlicht.“ Nun ja, d a s ist mit den heutigen Werken nicht zu vergleichen. Aktuell gilt bei vielen Autoren und Verlagen „Sex sells“, das ist in diesem Buch keineswegs der Fall. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung und einen Sternenregen.

Bewertung vom 24.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Der kleine Kevin war ihr „Klotz am Bein“. Viel zu oft musste sie ihn an die Hand nehmen und zur Schule begleiten. Seine Mutter war alleinerziehend und hatte große Sorge, dass ihr Kind den gefährlichen Schulweg alleine nicht schaffte. Aber nicht nur Kevin ist ein wichtiger Mensch in ihrem Leben. Auch Hubert gehört dazu. Ihr Name ist Linda und sie ist die Hauptperson in dem Buch „Der Bademeister ohne Himmel“.

Die 15jährige Linda ist meiner Meinung nach sehr reif für ihr Alter. Das liegt wohl an den traumatischen Erlebnissen mit ihrem Vater. Die Eltern trennten sich vor etlichen Jahren und die Mutter hat immer mal wieder Männer, die sich als künftige Stiefväter bei ihr vorstellen. Wie gut, dass sie diesem Wirrwarr entkommen kann. Wohin? Zu ihrem besten Freund Hubert. Er ist 86 Jahre alt und dement.

Wie geht es Menschen, die ihre nächsten Angehörigen nicht mehr erkennen und nur noch in ihrer eigenen Welt leben? Sie sind zufrieden und glücklich. Ihre engsten Familienmitglieder und Freunde leiden viel mehr. Der Umgang mit dementen Menschen ist nicht immer einfach und Linda ist eine perfekte Betreuerin. Unterstützt wird sie von einer sehr lieben polnischen Pflegekraft.

Das Buch ist trotz seines ernsten Themas humorvoll geschrieben. Die Charaktere werden so lebhaft geschildert, dass sie mir direkt sympathisch waren. Also ein Buch, das sich zu lesen lohnt. Unbedingt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.