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Der bewegende Bestseller von Dörte HansenDie Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und de...
Der bewegende Bestseller von Dörte Hansen
Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.
Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.
Dörte Hansen, geboren 1964 in Husum, arbeitete nach ihrem Studium der Linguistik als NDR-Redakteurin und Autorin für Hörfunk und Print. Ihr Debüt "Altes Land" wurde 2015 zum "Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels" und zum Jahresbestseller 2015 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Ihr zweiter Roman "Mittagsstunde" erschien 2018, wurde wieder zum SPIEGEL-Jahresbestseller und mit dem Rheingau Literatur Preis sowie dem Grimmelshausen Literaturpreis ausgezeichnet. 2022 erschien ihr dritter Roman "Zur See". Dörte Hansen, die mit ihrer Familie in Nordfriesland lebt, ist Mainzer Stadtschreiberin 2022.

© Sven Jaax
Produktbeschreibung
- Verlag: Penguin Verlag München
- Seitenzahl: 320
- Erscheinungstermin: 15. Oktober 2018
- Deutsch
- Abmessung: 222mm x 148mm x 34mm
- Gewicht: 526g
- ISBN-13: 9783328600039
- ISBN-10: 3328600035
- Artikelnr.: 51402594
Herstellerkennzeichnung
Penguin Verlag
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
»Dörte Hansens neuer Roman ist ein literarisches Ereignis, ihre Leserinnen und Leser werden zu Recht begeistert sein.« SPIEGELonline, Stephan Lohr
»Landlust-Feeling ohne Zuckerguss! Ein wahres Hörerlebnis ist die ungekürzte Lesung mit Hannelore Hoger!«
Drei gute Geschichten braucht ein guter Roman. Dieses Buch erzählt nur eine gute und eine schlechte.
Zum einen wie Ende der 60er Jahre die Flurbereiningung das fiktive Dorf Brinkebüll sich wandelt. Bei mir wurde Erinnerungen wach, an den Laden in meinem Heimatdorf, die Bäckerei, …
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Drei gute Geschichten braucht ein guter Roman. Dieses Buch erzählt nur eine gute und eine schlechte.
Zum einen wie Ende der 60er Jahre die Flurbereiningung das fiktive Dorf Brinkebüll sich wandelt. Bei mir wurde Erinnerungen wach, an den Laden in meinem Heimatdorf, die Bäckerei, der erste Diskobesuch, die Straßenverbreiterung, dann in den 80er Jahren die Verkehrsberuhigung und die Dorfgrundschule, die tatsächlich letztes Jahr geschlossen wurde.
Gekonnt malt die Autorin diese Dorfszenerie, etwa wie der Dorflehrer Steensen das Hünengrab vor der Flurbereiningung rettet. Ebenso die Einteilung der neuen Dorfbewohner in „Seggt moin und Seggt kein moin“ (S.100).
Die Probleme werde nicht ausgespart, etwa das der Dorfladen schließen muss, weil die Bewohner lieber in der nächsten Stadt einkaufen, dank Auto. Auch der Verkehr wird schneller, weil die alten Kastanien gefällt wurden, ja sogar das liebste Dorfkind wird von einem Lkw überfahren.
Die zweite Geschichte von Ingwer Feddersen, der zu Pflege seiner Großeltern in deren Gastwirtschaft nach Brinkebüll zurückkehrt, ist leider völlig missraten. Vielleicht ist noch spannend, dass sein Großvater Sönke als Kriegsheimkehrer gar nicht sein biologischer Vater ist.
Aber die verrückte Mutter, die Pflege der Eltern und Ingwers Leben in Kiel in einer alt gewordenen Studenten-WG langweilten mich doch sehr. Mir fehlt es ein wenig an Handlung. Meditativ wie Peter Handke ist das Buch nicht.
Schade, mit „Altes Land“ hat Romane lesen für mich begonnen. Damals schrieb noch keine Kritiken. Auf „Mittagsstunde“ von Dörte Hansen habe ich mich gefreut, empfehle aber nur Teile des Buches. 3 Sterne.
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Liebe Juti!
Danke für deine Bewertung. Genauso sehe ich das Buch auch. Ich dachte schon, mit mir stimmts nicht, weil alle es nur so gut bewerten. Ich fands auch sehr gelungen an viele Stellen , hab ich sehr geschmunzelt. Aber mich hat diese Ingwer Geschichte auch gelangweilt. Und ein irgendwie abruptes Ende. Und Ingwer der alte Langweiler, ohne Veränderung.
In Brinkebüll, einem Geestdorf, ticken die Uhren wie in allen Dörfern. Der Alltag der Bauern wird durch die Viehhaltung bestimmt. In den 1970ern sorgte die Flurbereinigung für eine entscheidende Veränderung, die auch das Höfesterben nach sich zog und die Jugend in die …
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In Brinkebüll, einem Geestdorf, ticken die Uhren wie in allen Dörfern. Der Alltag der Bauern wird durch die Viehhaltung bestimmt. In den 1970ern sorgte die Flurbereinigung für eine entscheidende Veränderung, die auch das Höfesterben nach sich zog und die Jugend in die Städte abwandern lässt. Nur die großen Höfe überleben. Ingwer Feddersen kehrt für ein Sabbatical ins Heimatdorf zur Pflege seiner alten Großeltern zurück.
"Es war ein großes Missverständnis. Die Leute aus der Großstadt suchten die Natur und das Ursprüngliche, und in den Dörfern wurde es gerade abgeschafft." Zitat Seite 268
In diesem Roman entwickelt sich die Geschichte eines alten Bauerndorfs im Wandel der Zeit über sechzig Jahre. Von kleinen Bauernhöfen bis hin zur Flurbereinigung und ihren ökologisch fragwürdigen Veränderungen der Landwirtschaft. Wir lernen die Dorfbewohner näher kennen, "Dörpsminschen", die Feste feiern und hart anpacken können und von der Natur und den Jahreszeiten abhängig sind. Die ihre eigenen Geheimnisse hüten, die besondere Angewohnheiten haben oder zu solchen Unikaten zählen, wie man sie früher in jedem Dorf finden konnte.
"Marret war verdreiht, schon vor der Klapperlatschenzeit und vor den Untergängen, sie war noch nie normal gewesen. ... Ein Knäuel Mensch, verfilzt, schief aufgerollt. 'Es gab die Sorte überall, in jedem Dorf. ...Halfbackte, wunderliche Menschen." Zitat Seite 35
Marret ist so ein schrulliger Charakter, der mich berührt, verwundert, weil sie in ihrer ganz eigenen Welt lebt. Als sie 17-jährig ein Kind erwartet, weiß sie nichts damit anzufangen. Ihre Eltern, die Gastwirte Sönke und Ella Feddersen, nehmen ihr diese Aufgabe ab und ziehen Ingwer groß. Er geht zum Studium nach Kiel, promoviert in Archäologie und lebt in einer Dreier WG. Lange führt er dieses Leben zu dritt, doch es füllt ihn nicht aus und mit 47 macht er ein Sabbatical, um in Brinkebüll seine demente Großmutter und seinen betagten Großvater zu pflegen.
Ingwer lässt das Dorfleben Revue passieren, zieht eine Bilanz seines Lebens und die Autorin fügt als Erzählerin einige Vorkommnisse hinzu.
Das Buch liest sich fantastisch. Dörte Hansen zeichnet ihre Figuren mit viel Einfühlungsvermögen und ihr eingestreutes Platt sorgt für authentische Figuren. Dank der perfekt beschriebenen, knorrigen Charaktere taucht man mit ins Dorfleben ein und erlebt einen Wandel der Zeiten, der den Dörflern seine Spuren aufdrückte.
Ein wunderbarer Roman mit besonderen Charakteren, deren Geschichte man gern verfolgt. Figuren und Unikate, die sich dem Leser ins Herz graben, als wären es alte Bekannte. Ein Dorfleben im Wandel der Zeit und ein ganz besonderer Heimatroman, den man unbedingt lesen sollte.
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„Mittagsstunde“ ist ein Heimatroman. Wer allerdings idyllischen Kitsch à la Förster-im-Silberwald erwartet, wird enttäuscht sein. Ihr geht es eher darum zu zeigen, was das dörfliche Leben ausmacht und wie es sich im Lauf der Jahre verändert …
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„Mittagsstunde“ ist ein Heimatroman. Wer allerdings idyllischen Kitsch à la Förster-im-Silberwald erwartet, wird enttäuscht sein. Ihr geht es eher darum zu zeigen, was das dörfliche Leben ausmacht und wie es sich im Lauf der Jahre verändert hat.
Brinkebüll, in kleines Dorf in Nordfriesland. Ingwer Feddersen ist dort geboren, aufgewachsen und weggegangen, hat studiert, lebt jetzt in einer Dreier-WG in Kiel und kommt an den Wochenenden zurück, um seine mittlerweile tütteligen Großeltern zu versorgen. Mit seinen Augen sehen wir auf die Veränderungen, den Wandel, der auch vor Brinkebüll nicht Halt gemacht hat. Er ist ein Wanderer zwischen zwei Welten, der sich in keiner der beiden richtig heimisch fühlt. Da ist einerseits das großstädtische Leben, in dem jeder für sich ist, andererseits aber auch der dörfliche Kokon, in dem jeder von jedem alles weiß. Wer Frau und Kinder schlägt oder nicht ganz richtig im Kopf ist. Wo man die Eigenheiten des anderen kennt und toleriert. Ein Ort der Sicherheit, Beständigkeit.
Aber nichts währt ewig, es ist die große Flurbereinigung in den sechziger Jahren, die die Moderne einläutet. Äcker werden begradigt, neu verteilt, zusammengelegt, um die Bewirtschaftung zu optimieren. Ein Schlag mit der Axt, der alte Strukturen aufbricht, Vertrautes verschwinden lässt, das Leben im Geestdorf nachhaltig verändert.
Ein Roman über Verwurzelung, über Kindheit und Erwachsenwerden, über Weggehen und Heimkommen. Nie sentimental, aber immer mit einem melancholischen Blick auf das, was verloren ist. Um mit Joni Mitchell zu sprechen: „Du weißt nicht, was du hattest, bis es verschwunden ist…sie haben das Paradies gepflastert und einen Parkplatz daraus gemacht“ (übersetzte Textzeile aus: Big yellow taxi).
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✿ Meine Meinung ✿
Mein erster Roman von Dörte Hansen und nach der letzten Seite ist mir klar, das ich den Vorgänger "Altes Land" auch noch unbedingt lesen muss. Die Autorin hat mich in eine Welt entführt, die ich irgendwie noch kenne. Durch manche Erwähnung, auch …
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✿ Meine Meinung ✿
Mein erster Roman von Dörte Hansen und nach der letzten Seite ist mir klar, das ich den Vorgänger "Altes Land" auch noch unbedingt lesen muss. Die Autorin hat mich in eine Welt entführt, die ich irgendwie noch kenne. Durch manche Erwähnung, auch wenn es nur kurz und knapp war, hat sie bei mir Erinnerungen wachgerufen und ich schwelgte zwischen den Seiten in den alten 1970er Jahren. Ja, vieles habe ich wiedererkannt, das Leben früher auf dem Dorf. Zwar leider nicht auf dem platten Land in Nordfriesland, aber ist das Dorfleben nicht überall gleich? Man lässt Türen offen, die Nachbarn schlurfen herein, manch einer weiß mehr über den Anderen, als dieser selbst und geschnackt wird über Gott und die Welt. Während des Lesens habe ich oftmals das Buch zur Seite gelegt und die Gedanken schweifen lassen. Die Charaktere sind einzigartig ausgearbeitet. Genauso stelle ich mir die Dorfbewohner in Nordfriesland vor, nicht zu gesprächig, alles beobachtend und wenn jemand Neues im Ort auftaucht wird dieser erstmal genau im Auge behalten. Wie benimmt er sich, grüßt er, schnackt er mit den Leuten, passt er sich an, oder will er für sich sein. Alles wird zuerst abgecheckt und dann lässt man ihn am Dorfleben teilhaben, wenn er die Prüfungen gut gemeistert hat. Der Schreibstil ist zwar zu Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber es passt zu Land und Leute, etwas skurril, oftmals schrullig lustig, aber auch nachdenklich.
✿ Fazit ✿
Dörte Hansen ist eine wunderbare und großartige Geschichten-Erzählerin.
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eBook, ePUB Wunderbar geschrieben. Erweckt viele Erinnerungen aus der Kindheit
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Audio CD
In Brinkebüll ticken die Uhren anders. Oder doch nicht so anders, eher stellvertretend. Stellvertretend für viele Dörfer im hohen Norden, die einstmals von Landwirtschaft geprägt waren, in denen es nicht viel mehr gab, als einen Dorfladen und eine Wirtschaft.
Orte, an denen …
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In Brinkebüll ticken die Uhren anders. Oder doch nicht so anders, eher stellvertretend. Stellvertretend für viele Dörfer im hohen Norden, die einstmals von Landwirtschaft geprägt waren, in denen es nicht viel mehr gab, als einen Dorfladen und eine Wirtschaft.
Orte, an denen heute Zugereiste mit modernsten Viehbetrieben und Pendler aus der Stadt ihren Traum vom Landleben verwirklichen oder zumindest dem, was sie unter Dorfromantik verstehen.
Nicht die zugige Lebensart bei der Mensch und Natur dicht beieinander hockten und man während der Mittagsstunde annehmen musste, das Dorf sei ausgestorben.
Als Lehrer noch Heimatkunde unterrichteten und die Schüler gerne mal ein Heft um die Ohren bekamen und die Lautstärke des Mopeds, das Einzige war, was die Stille störte.
Davon erzählt uns Dörte Hansen in ihrer einzigartigen Weise. Sie schafft es Bilder, Stimmungen und Eigenheiten einzufangen und sie genau auf den Punkt zu bringen. Dabei sind ihre Wort gleichermaßen nordisch kühl wie warmherzig, ruppig wie liebevoll.
Hansen lässt einen miterleben was die Enge eines Dorfes bedeutet, im Guten wie im Schlechten. Was der Wandel der Zeit aus den Menschen macht und warum wir trotzdem nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.
Und dem geneigten Zuhörer bleibt dabei nichts anderes übrig, als Teil dieses Dorfes zu werden - ein echter Brinkebüller. Der mit dem Lehrer auf den morgendlichen Spaziergang durch die Heide geht, mit Sönke den letzten Tanz genießt, mit Ella schweigt oder mit Ingwer neue Wege geht.
Nachdem ich nun diese Reise mit den Brinkebüllern gemacht habe, kann ich euch nur empfehlen dabei zu sein. Es wird nicht immer einfach, aber immer lohnenswert. Als Reiseleiterin fungiert dafür übrigends Hannelore Hoger, die als Sprecherin Geschmacksache ist, treffender aber nicht sein könnte.
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Broschiertes Buch
Flurbereinigung auf den Mädchenköpfen
Dem Genre ‹Heimatroman› haftet nicht ohne Grund der Verdacht auf Kitsch an, «Mittagsstunde» von Dörte Hansen ist der schlagende Beweis für das Gegenteil. Ganz ohne jede Rührseligkeit wird darin die Geschichte …
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Flurbereinigung auf den Mädchenköpfen
Dem Genre ‹Heimatroman› haftet nicht ohne Grund der Verdacht auf Kitsch an, «Mittagsstunde» von Dörte Hansen ist der schlagende Beweis für das Gegenteil. Ganz ohne jede Rührseligkeit wird darin die Geschichte eines Dorfes erzählt, das sich im Wandel befindet und in dem die alten Gewissheiten und Angewohnheiten sich dem Zeitgeist entsprechend verändern, so dass irgendwann auch die titelgebende «Mittagsstunde» der Vergangenheit angehört. Seit alters her als ‹Mittagsschlaf› von allen Bewohnern praktiziert, strukturiert er als Arbeitspause zeitlich das Leben des Dorfes und bildet dementsprechend auch den roten Faden in dieser Geschichte aus Nordfriesland. In ihrer Familie, hat die Autorin wissen lassen, wird untereinander nur Plattdeutsch gesprochen. Und so finden sich auch in ihrem Roman entsprechend viele mundartliche Dialoge, die das Lokalkolorit überaus stimmig abbilden.
Dörte Hansen erzählt von dem fiktiven nordfriesischen Geestdorf Binkebüll, oder, wie sie es erklärt hat, «vom Ende der Sesshaftigkeit». Der Archäologe Dr. Ingwer Feddersen hat sein Dorf vor 25 Jahren verlassen, um in Kiel zu studieren. Der inzwischen 47jährige Hochschullehrer kehrt im Rahmen eines Sabbaticals dorthin zurück, um sein Leben neu zu ordnen. Er ist immer noch Single und lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten in Kiel in einer Wohngemeinschaft mit einer gleichaltrigen Architektin und einem Freund aus Studienzeiten. Ob in einer Menage á trois, wie man vermuten könnte, bleibt unklar, es wird nicht mal versteckt irgendwo angedeutet in diesem absolut ‹jugendfreien› Roman. Seine Großeltern betreiben seit Jahrzehnten den alten Dorfkrug, der neben Kirche, Rathaus und Schule eine der Institutionen dieses verschlafenen Dorfes darstellt. Ingwers ledige Mutter ist geistig zurück geblieben und kam als Erbin nicht in Frage. Er selbst aber wollte den Gasthof nicht übernehmen, er war einer der wenigen Hochbegabten, denen der Dorfschul-Lehrer dringend geraten hatte, nicht zu bleiben, sondern studieren zu gehen.
Der Niedergang des Dorfes begann in den siebziger Jahren, äußeres Anzeichnen dafür war die Flurbereinigung, die das Kleinklein der bäuerlichen Strukturen und das Ungeplante und Zufällige der Jahrhunderte alten Infrastruktur beseitigte. Während die großen Höfe investierten und immer größer wurden, verschwanden nach und nach die kleinen, bis schließlich nur noch vier Vollerwerbs-Landwirte übrig blieben. Monokulturen und Großbetrieben bilden fortan die ökonomischen Grundlagen von Binkbüll. Auch einige Städter drängen nach, kaufen für wenig Geld die aufgegebenen, maroden Bauerhäuser und etablieren sich darin mit alternativen, das urbane Zeitalter strikt ablehnenden Lebensentwürfen. Auf Freiflächen entstehen zudem neue Siedlungen mit modernen Häusern, die ebenfalls von Zugezogenen gekauft werden, die als Pendler zur Arbeit in die Stadt fahren. Die ehemals fest verschworene Dorfgemeinschaft, in der jeder jeden gekannt hat und alles seine festen Regeln hatte, löst sich zunehmend auf, und viele der Einheimischen ziehen weg.
Zeitlich zwischen Jetztzeit und siebziger Jahre angesiedelt, wird hier mit viel Witz und ohne sentimentale Schönfärberei vom Strukturwandel erzählt, detailreich und mit einem durchweg sympathischen Figuren-Ensemble. Leider stören einige Ungereimtheiten im Plot, insbesondere das plötzliche und spurlose Verschwinden der schwachsinnigen Mutter von Ingwer Feddersen, das von allen ungerührt hingenommen wird, so als wäre nur ein Wellensittich entflogen. – na und? Aber nicht nur die Störche bleiben weg, weil die Feuchtwiesen trocken gelegt wurden, auch die Menschen ändern sich in Binkebüll. Beim Vergleich zweier Klassenfotos stellt der alte Dorflehrer fest, dass die kleinen Mädchen heute ja alle keine Zöpfe mehr haben, nur noch Kurzhaarfrisuren! «Flurbereinigung jetzt auch schon auf den Mädchenköpfen», denkt er resignierend. Auch für Leser, die keine Nordlichter sind, ist «Mittagsstunde» als stimmig beschriebenes, unsentimentales Zeitzeugnis eine bereichernde und unterhaltsame Lektüre.
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Schade, dass Dörte Hansen das Hörbuch nicht selber liest
Bei allem Respekt für und vor Hannelore Hoger, aber als Sprecherin dieses erfreulicherweise ungekürzten Hörbuchs halte ich sie nicht für die optimale Besetzung. Sie liest die „Mittagsstunde“ zwar …
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Schade, dass Dörte Hansen das Hörbuch nicht selber liest
Bei allem Respekt für und vor Hannelore Hoger, aber als Sprecherin dieses erfreulicherweise ungekürzten Hörbuchs halte ich sie nicht für die optimale Besetzung. Sie liest die „Mittagsstunde“ zwar durchaus stimmig und mit dem passenden hanseatischen Unterton, für meinen Geschmack jedoch insgesamt deutlich zu langsam, zu monoton und manchmal auch etwas undeutlich. Bei manchen Passagen, insbesondere bei längeren Sätzen, wird das Zuhören dadurch wirklich anstrengend und erforderte bei mir einiges an Konzentration.
Vermutlich wäre mir das gar nicht so aufgefallen (bei „Altes Land“ hat es mich nicht so gestört), hätte ich nicht vor kurzem die Gelegenheit gehabt, die Autorin persönlich bei einer ihrer Lesungen von „Mittagstunde“ live erleben zu dürfen. Sie liest – und ich denke das ist nicht übertrieben – in ungefähr der doppelten Geschwindigkeit wie Frau Hoger. Dadurch gewinnt die Zeitreise durch das fiktive norddeutsche Dorf Brinkebüll jedoch spürbar an Leichtig- und Fröhlichkeit. Frau Hansen liest in Dur, Frau Hoger in Moll. Wenn die Autorin selbst liest, merkt man auch, wie präzise sie bei Wortwahl, Satzbau und Satzmelodie gearbeitet hat. Sie hat einen ganz eigenen, flotten Erzählrhythmus. Bei der eher schleppenden Lesung von Frau Hoger kommt dies nur leider kaum zur Geltung.
Daher in der Hörbuchfassung 1 Stern Abzug für eine ansonsten wunderbare Geschichte mit vielen fein gezeichneten Charakteren.
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Warmherziges Porträt eines Dorfes und seiner Bewohner
Im Mittelpunkt dieses großartigen (Hör)Buchs von Dörte Hansen steht der 48jährige Ingwer Feddersen mit seiner Familie. Geboren und aufgewachsen in dem kleinen nordfriesischen Dorf Brinkebüll, schafft er es auf die …
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Warmherziges Porträt eines Dorfes und seiner Bewohner
Im Mittelpunkt dieses großartigen (Hör)Buchs von Dörte Hansen steht der 48jährige Ingwer Feddersen mit seiner Familie. Geboren und aufgewachsen in dem kleinen nordfriesischen Dorf Brinkebüll, schafft er es auf die Oberschule und promoviert später sogar in Kiel. Die Großeltern Ella und Sönke, die ihn aufgezogen haben, waren damals nicht glücklich darüber, lieber wäre es ihnen gewesen, der Junge hätte die Gastwirtschaft der Familie, den alten Dorfkrug, weitergeführt. Jetzt sind die Großeltern alt und brauchen Hilfe, woraufhin Ingwer sich ein Sabbatjahr nimmt und nach Brinkebüll zurückkehrt. Für ihn bietet sich dadurch die Gelegenheit, sein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen und zu überlegen, wie er sich seine Zukunft vorstellt.
Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen erzählt, wir lernen das heutige Brinkebüll ebenso wie das Dorf, wie es in den 70er Jahren war, kennen. Vieles hat sich in der Zeit verändert. Die alten Dorfkastanien mussten weichen, die Landwirtschaft rentierte sich plötzlich nicht mehr, in der Stadt eröffnet ein Supermarkt und der von Dora Koopmann straff geführte Dorfladen (keine Selbstbedienung!) muss zumachen. Auf den alten Höfen ziehen junge Familien ein, die aus der Großstadt kommen, ihre Kinder „Fidel“ (nach ihrem Idol Fidel Castro) nennen und in Brinkebüll das Landleben zelebrieren, während die alten Brinkebüller ihre Einfahren zubetonieren und froh darüber sind, dass der Fortschritt auch ihr Dorf erreicht hat. Die Beschreibungen sind von Wehmut durchzogen, aber viele davon sind auch urkomisch. Dörte Hansen hat eine ganz besondere Begabung, Menschen und ihre Eigenheiten warmherzig und genau zu beschreiben, ohne dabei jemals verletzend zu sein. Es ist schön, dieses Dorf und seine knorrigen Bewohner so genau kennenzulernen. Am Ende des Buchs hatte ich das Gefühl, mich von guten alten Bekannten verabschieden zu müssen.
Mit „Altes Land“ hatte Dörte Hansen die Messlatte schon sehr hoch gelegt, „Mittagsstunde“ hat mir sogar noch besser gefallen. Es ist ein Buch der leisen Töne, im übrigen auch sehr gut gelesen von Hannelore Hoger, deren ruhige, fast schon eintönige Sprechweise mir zunächst nicht gefallen hat, dann habe ich aber festgestellt, dass sie die Nordfriesen sehr gut darstellt (nur ihr Singen ist ziemlich gewöhnungsbedürftig). Ich habe das (Hör)Buch sehr genossen und kann es nur empfehlen.
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