Starker erster Fall für die traumatisierte Ermittlerin Lilly Hed
Im Feuer ist der Auftakt einer Reihe um Lilly Hed. Lilly ist so authentisch wie sympathisch und mir gefällt, dass sie sich im Laufe dieses Krimis entwickelt. So lebt sie in Nynäshamn, nachdem sie ihre traumatischen Erfahrungen in
Stockholm zurückgelassen hat, Stück für Stück wieder auf. Ihre Arbeit - besonders in der Ermittlung,…mehrStarker erster Fall für die traumatisierte Ermittlerin Lilly Hed
Im Feuer ist der Auftakt einer Reihe um Lilly Hed. Lilly ist so authentisch wie sympathisch und mir gefällt, dass sie sich im Laufe dieses Krimis entwickelt. So lebt sie in Nynäshamn, nachdem sie ihre traumatischen Erfahrungen in Stockholm zurückgelassen hat, Stück für Stück wieder auf. Ihre Arbeit - besonders in der Ermittlung, die den Brand betrifft, der Kenneth Robertson tötete, gibt ihr Halt. Dabei zeichnet Lilly ihr empathischer Umgang mit Zeugen aus, der sie etwa nie eine angebotene Tasse Kaffee ablehnen lässt. Das Einfühlungsvermögen, das sie besitzt, bringt Zeugen, aber sogar Verdächtige in der Vernehmung dazu, sich zu öffnen und preiszugeben, was sie wissen.
Im Feuer wird von Pernilla Ericson abwechslungsreich erzählt, wozu die zweite Zeitebene beiträgt, die etwa zwanzig Jahre früher angesiedelt ist. Aus dieser Zeit werden aus Sicht des Opfers Szenen des von ihm erlittenen Mobbing durch eine Gruppe von jungen Männern geschildert. So wird sein Haus nicht nur mit üblen Beschimpfungen beschmiert, sondern er wird auch mit Steinen beworfen. Er leidet, doch ruft er nicht die Polizei. Zudem wird der Krimi im hier und jetzt aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Neben der Sichtweise von Protagonistin Lilly wird etwa die Sicht von Jesper Hansson - Wehrführer bei der Feuerwache in Nynäshamn, aber auch die der Opfer geschildert. So wird aus Sicht von Kenneth sein intensiver Überlebenskampf beschrieben, den er jedoch verliert, als er nicht aus seinem Haus entkommen kann und verbrennen muss.
Da das erste Kapitel den Brand beschreibt, wie Kenneth diesen erlebte, war ich lange Zeit ein wenig schlauer als Lilly, die da noch rätselte, ob der Brand denn nun ein Unfall, Selbstmord oder Mord gewesen ist. Für Lilly war nicht auszuschließen, dass Kenneth das Feuer selbst gelegt hatte, als er glaubte, seine Familie verloren zu haben. Und die Fenster könnte er zugenagelt haben, damit er es sich im letzten Moment nicht anders überlegen, sondern seinen Versuch auch durchziehen würde. Doch obwohl die Ermittlungen so eher schleppend vorangeschritten sind, ist der Krimi bald in die vollen und die Spannungskurve steil nach oben gegangen, als Jesper und Lilly gegen einen außer Kontrolle geratenen Brand zu kämpfen hatten.
Nach den verheerenden Bränden in Kalifornien und Spanien in den letzten Jahren ist das von Pernilla Ericson in ihrem Krimi aufgegriffene Thema aktueller denn je. Und Feuer begegnet Lilly in diesem Buch in jedweder Form. Als sie zu Beginn mit ihrer Kollegin Katja Streife fährt, hat sie einen Nachbarschaftsstreit zu schlichten, der über das aufgrund der Feuergefahr verhängte Grillverbot entbrannt ist. Im weiteren Verlauf gerät dann ein Brand außer Kontrolle, der sich zu einem verheerenden Waldbrand entwickelt, der Menschenleben gefährdet, bevor er gelöscht werden kann. Da kümmert sich Lilly zusammen mit Katja um Absperrungen, an denen sie oft verzweifelte, manchmal wütende Menschen abfängt, die in ihr Haus wollen oder ihren verschwundenen Ex-Mann bzw. ihre kleine Tochter suchen. Und nach dem Brand, der Kenneth das Leben kostete, zieht Lilly früh eine Profilerin hinzu, die sie mit Hintergrundinformationen zu Pyromanen versorgt und mögliche Verdächtige aus der Gegend nennt.
Die Beschreibungen sind so gelungen wie intensiv. Die flirrende Hitze und die ausgetrockneten Böden, die im niedrigen Grundwasserpegel begründet liegen und Grill- wie Bewässerungsverbote nach sich zogen, werden fast greifbar. Und die Stimmung ist aufgeheizt, weil der kleinste Funke ein verheerendes Feuer entfachen kann. Da hätte ich mir gewünscht, dass Pernilla Ericson ihre starken Bilder und eindrucksvollen Beschreibungen der Hitze des Sommers, aber auch des Feuers und der Brände für sich sprechen lässt. So hätte ich auf die zusätzlichen Kommentare zum Klimawandel verzichten können, die nebenher in Gesprächen von Lilly mit Kollegen oder durch Beiträge, die gerade im Radio laufen und so von