Fünf alte Briefe und die Wahrheit
Frassek, ganz ohne Vorname, ist ein Berliner Polizist. Er drückt sich vor der Beerdigung seines Vaters und fährt nach St. Margareten in Österreich. Er spricht nicht viel, bleibt nicht lange und ist bald wieder weg. Kein Wunder, dass er als Verdächtiger gilt, als
der 104jährige Alois Kroisleitner tot aufgefunden wird. Die Umstände sind seltsam und das ganze Dorf…mehrFünf alte Briefe und die Wahrheit
Frassek, ganz ohne Vorname, ist ein Berliner Polizist. Er drückt sich vor der Beerdigung seines Vaters und fährt nach St. Margareten in Österreich. Er spricht nicht viel, bleibt nicht lange und ist bald wieder weg. Kein Wunder, dass er als Verdächtiger gilt, als der 104jährige Alois Kroisleitner tot aufgefunden wird. Die Umstände sind seltsam und das ganze Dorf ist verwundert. In Berlin hält es Frassek schnell nicht mehr aus und er begibt sich wieder nach Österreich, um seine Unschuld zu beweisen. Er hört sich um und erfährt immer seltsamere Dinge. Dann taucht auch noch Emma auf, die zehn Jahre nicht mehr da war und bringt noch mehr durcheinander. Als sie fünf ungeöffnete, uralte Briefe entdeckt, kommt mehr ans Licht, als man ahnen konnte …
Die Dorfbewohner von St. Margareten haben alle einen ganz besonderen Charme – so schrullig sie fast alle dargestellt sind, so sehr schließt man sie dennoch ins Herz. Auch wenn sehr viel Humor, teils in Form von Satire, zu finden ist, baut sich doch immer wieder Spannung auf. Wer hat den alten Kroisleitner ermordet? Und vor allem: warum eigentlich? Was hat es mit Emma auf sich? Und wieso sollte sie vom Josef ferngehalten werden? Fragen über Fragen und nicht nur der Leser setzt mühsam Puzzlesteinchen zusammen, auch die Dorfbewohner. Im Valentiner probt die Wirtin das Königinnensein, die Gäste den Aufstand und die Liebe den Frühling. Langweilig wird es an keiner Stelle. Nein, ein echter, harter Krimi ist das nicht, aber ein Buch, das zum Sommer passt und Laune macht. So nach und nach kommen immer mehr Details zutage und das große Ganze führt quasi wieder zum Anfang zurück. Die Vorstellung, dass das Wasser der Grund ist, weshalb die Einwohner so alt werden, macht am Ende ein ganz anderes Bild.
Der Schreibstil von Martin Schult ist erfrischend anders. Er erinnert mich an das „Königlich Bayerische Amtsgericht“, nur moderner. Eine ganze Reihe der Figuren versinnbildlicht reale Personen und nimmt sie mehr oder weniger auf die Schippe. Eine ganze Reihe Themen werden angeschnitten, ohne sie breitzutreten. Der Leser kann sich hier jedes Mal seine eigenen Gedanken machen. Die Ideen sind toll und gar nicht so unwahrscheinlich. Man kann über einiges dann trotz aller Schmunzler auch lange nachdenken.
Das übliche Stilmittel, dass die Lösung in der Vergangenheit liegen muss, wird hier auf ganz spezielle Art und Weise auf den Gipfel getrieben. Vermutlich ist das ein kleiner Seitenhieb auf das Krimigenre, aber ich finde ihn sehr gelungen und erkenne das Zwinkern darin. Auch dass ein gutes Buch unbedingt mehrere Stränge braucht, die am Ende zusammenlaufen, wurde hier humorvoll und ein klein wenig bissig eingebracht.
Für mich ist dieses Buch mehr, als einfach nur ein Regional-Krimi. Es ist der gelungene Versuch, Autoren und Leser ein wenig zu veräppeln, aber auf nette Weise. Die Story ist dabei dennoch rund geworden und gar nicht ganz so abwegig, wie man erst mal meinen möchte. Alles in allem ergibt das bei mir sehr gute vier Sterne.