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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1814 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2024
Letztes Gefecht am Saber River
Leonard, Elmore

Letztes Gefecht am Saber River


sehr gut

Western mit Niveau

Letztes Gefecht am Saber River von Krimi-Legende Elmore Leonard ist ein Western, geschrieben mit den Mitteln des Genre, aber sehr sorgfältig und es ist wirklich ein Buch mit Niveau. Elmore Leonard konnte einfach schreiben und so ist dieser Roman von 1959 auch heute noch gut lesbar.
Das Buch wurde aus dem Englischen von Florian Grimm übersetzt-

Der Roman ist charaktergetrieben und nicht sehr actionreich, vom Finale angesehen. Es wird viel geredet und die Dialoge sind gut gemacht.

Es wird eine Zeit getroffen, gegen Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs. Der Protagonist Cable hat für die Konföderierten gekämpft. Verwundet kehrt er zurück und zieht mit Frau und Kinders in seine ehemalige Heimat. Da gibt es Konflikte, doch Cable bleibt standhaft. Seine Geradlinigkeit zeichnet ihn aus. Damit steht er für einen Typ, der typisch ist für einen Helden des amerikanischen Westerns.
Wer gerne Western liest ist hier richtig.

Der Roman wurde auch verfilmt. Den Film würde ich gerne einmal sehen.

Bewertung vom 15.03.2024
Lockvogel
Shualy, Daria

Lockvogel


sehr gut

Neo Noir in Tel Aviv

Der Lockvogel ist ein eigenwilliger Roman einer neuen Autorin aus Israel. Daria Shualy! Wohl ein Name, den man sich merken muss.
Ebenso eigenwillig wie bemerkenswert ist die toughe Protagonistin Masi, die auf der Suche nach einer verschwundenen Frau in Tel Aviv ist.
Es ist ein Kriminalroman, dann aber auch mehr, denn das Verhalten der Figuren ist mehr im Mittelpunkt als die eigentliche Ermittlung. Manche sprechen bei diesem Buch von Neo Noir. Das ist ja eigentlich ein Begriff aus der Welt des Films, aber doch scheint er hier interessanterweise zu passen. Überhaupt hat das Buch einige filmhafte Passagen und Momente.

Ich muss sagen, ich hatte meine Probleme mit dem Stil, aber ich erkenne die Qualität.
Das Buch ist atmosphärisch! Die Hitze in Tel Aviv vermag man beim Lesen zu spüren.

Bewertung vom 15.03.2024
Wie Inseln im Licht
Gänsler, Franziska

Wie Inseln im Licht


sehr gut

Odas Verschwinden

Wie Inseln im Licht von Franziska Gänsler ist ein lesenswertes Buch.
3 Jahre hat die 27jährige Zoey ihre Mutter gepflegt, bis diese starb. Jetzt ist Zoey an einem Ort in Frankreich, wo sie die Asche der Mutter verstreuen will. Hier hatte sie vor 20 Jahren als Kind gelebt, hier war ihre kleine Schwester spurlos verschwunden. Zoey und ihre Mutter zoen nach Berlin. Von Oda haben sie nie wieder etwas gehört.
Doch jetzt beginnt Zoey zu forschen, was damals passiert sein könnte.

Franziska Gänsler hat einen ruhigen Ton gefunden und kreiert Sätze, die zur Stimmungslage der Figur passen und diese vermitteln. Melancholie durchzieht den Text. Man ist nahe bei Zoey, folgt ihren Gedanken und Erinnerungen durch das ganze Buch.
Ich denke, die Autorin verdichtet den Text auf ein stimmiges Maß.

Bewertung vom 14.03.2024
Nachtblaue Blumen
Kamber, Alexander

Nachtblaue Blumen


sehr gut

Das Buch handelt von Frauen, die wegen angeblicher Hysterie in einem Sanatorium behandelt wurden. Es ist 1890 und die Behandlungsmethoden sind mehr als fragwürdig, z.B. Hypnose.
Dieses Thema wurde schon öfter in der Literatur beschrieben. Der Autor Alexander Kamber verfügt über die Sensibilität, die Gefühlswelt seiner Protagonistin zu erfassen. Sie ist 16 und Waise.
Ihre Berichtsform funktioniert für das Buch. Mit Cleo, mit der sie sich im Sanatorium befreundet, gibt es eine weitere interessant Figur. Das Buch lässt einen als Leser nicht unberührt.
Es ist ein kurzer, aber lesenswerter Roman.

Bewertung vom 14.03.2024
Babas Schweigen
Çimen, Özlem

Babas Schweigen


gut

3 Sommer

Die Erzählerin ist als Tochter türkischer Einwanderer in der Schweiz geboren. In diesem Buch werden 3 Sommer geschildert, die sie in einem Dorf in der Türkei bei den Großeltern und der Familie verbringt.
Die Abschnitte wechseln kontinuierlich.
1990 ist sei gerade mal eine Jugendliche, 2013 erstmals schwanger. Dann in der Gegenwart ist sie Mutter zweier Kinder.

Sie beginnt sich mit der Familiengeschichte zu beschäftigen. Als Schweizerin ist sie überrascht von der Zugehörigkeit ihres Vaters zu einer kurdischen Minderheit. Auch der Genozid an den Armeniern spielt eine Rolle.

Sprachlich hat das Buch viele poetische Momente.
Es ist ein schmales Buch. Man hat nicht das Gefühl schon fertig zu sein. Mal sehen, was die Autorin Özlem Çimen noch schreiben wird.

Bewertung vom 14.03.2024
Der ehrliche Finder
Spit, Lize

Der ehrliche Finder


gut

Jimmy und Tristan

Der ehrliche Finder ist ein kurzer Roman über zwei Jungen. Jimmy und Tristan.
Angesiedelt ist die Geschichte in Belgien, aber Tristan ist ein Flüchtlingskind aus dem Kosovo.
Es wird leider nie aus Tristans Perspektive erzählt, daher bleibt er dem Leser ein wenig fremd.
Die Erlebiswelt von Jimmy aber lernt man gut kennen, doch auch hier ist kein Erzählen aus erster Person, dennoch erfährt man seine Eindrücke.
Bisher hatte ich noch kein Buch von Lize Spit gelesen, auch nicht ihren Erfolgsroman Und es schmilzt. Ich war ein wenig überrascht, über die mehr oder weniger schlichte Sprache. eigentlich hat Lize Spit überhaupt keine Sprache. Literarisch war ich enttäuscht. Doch das der Text präzise verfasst wurde, kann ich zugestehen. Auch sind einige Passagen mit den beiden Jungs durchaus ergreifend. Doch als Flüchtlingsgeschichte hat es mich zu wenig erreicht. Meine Wertung bewegt sich daher im Mittelfeld.

Bewertung vom 13.03.2024
Annas Lied
Koppel, Benjamin

Annas Lied


sehr gut

Annas Lied ist eine groß angelegte Familiengeschichte um eine jüdische Familie in den dreißiger/vierziger Jahren in Dänemark. Hannah ist die jüngste in der Familie, mit 4 Brüdern. Sie ist musikalisch begabt, soll aber dennoch verheiratet werden, um die Tradition zu erfüllen.
Man bekommt das erwartbare. Aber auch nicht weniger.
Die Handlung geht über die Zeit des Kriegs hinaus über die Jahrzehnte. Man folgt dem Leben der Protagonistin, bis Hannah auf fast 100 Jahre zurückblicken kann. Dabei blieb die Musik für sie immer eine wichtige Komponente in ihrem Leben, wie es auch für ihren Neffen gilt. Und der hat Ähnlichkeiten mit Benjamin Koppel selbst, dem Autor dieses Buch, der ein Musiker ist.

Wer Familiensagas mag, kommt hier auf seine Kosten.

Bewertung vom 08.03.2024
Das Schachbrett
Toussaint, Jean-Philippe

Das Schachbrett


sehr gut

Literatur, Film und Schach

Der in Brüssel geborene Schriftsteller Jean-Philippe Toussaint hat schon einige interessante, meist schmale Bücher geschrieben. Die Bücher kennzeichnet eine besondere Nachdenklichkeit. Das neue gehört auch dazu, das von Autofiktionalität geprägt ist.
In der Gegenwart ist es die Zeit des Lockdowns.
Der Autor bildet in diesen Buch zum Teil auch Kindheits- und Jugenderinnerungen ab.
Er war ein sehr sensibles Kind und die Empfindsamkeit hat er teilweise auch als Erwachsener noch behalten.
Sein Leben wird das Schreiben, aber auch der Film. Und Schach ist ihm wichtig.
Ein Schwerpunkt ist die Arbeit an der Übersetzung von Stefan Zweigs berühmter Schachnovelle. Das macht der Autor äußerst geschickt und zieht überzeugend Vergleiche. Das Buch hat mich animiert, auch den berühmten Film noch einmal anzusehen.
Auch die Beschreibungen über seine Filmarbeiten sind beeindruckend.

Es ist literarisch ein Leckerbissen!

Bewertung vom 07.03.2024
Nochmal von vorne
Suffrin, Dana von

Nochmal von vorne


sehr gut

Nochmal von vorne

Eine deutsch-jüdische Familiengeschichte.

Die Familie, das sind die Erzählerin Rosa, ihre Schwester Nadja, die deutsche Muttern, der aus Israel stammende Vater und Onkel Ari.

Erzählt wird aus Anlaß des Todes des Vaters. Daher wird nicht linear sondern in der Zeit springend zurückerinnert.
Es war keine einfache Kindheit für Rosa. Die ewig streitenden Eltern, die eigenwillige Schwester. Das überforderte das ruhige, harmoniesüchtige Kind.
Dana von Suffrin hat einen eigenständigen Stil und sie versteht es, die Emotionen der Figuren zu vermitteln.

Fazit: Eine bemerkenswerte Familiengeschichte, mit Figuren, die beim Lesen lebendig werden.

Bewertung vom 06.03.2024
Undurchschaubar
Oppermann, Swantje

Undurchschaubar


ausgezeichnet

intensives Jugendbuch


Noa hat ihre beste Freundin verloren und wechselt die Schule. Die Sehnsucht nach einer neuen besten Freundin bringt sie zum Ausspionieren und Lügen. Mit einer Spyware erfährt sie mehr von Olivia, mit der sie sich anfreunden will. Es ist nicht einfach zu Olivia durchzudringen und in ihre Clique zu kommen. Doch mit Tricks schafft Noa das.

Selten das man in einem Roman so dicht an einer Figur ist, die man doch klar zu den Tätern rechnen muss. Aber ihre Gefühle werden nachvollziehbar. Verstehen heißt ja nicht gleich akzeptieren. Was Noa da macht, ist falsch, aber sie ist zu sehr in ihrem „Spiel“ verstrickt.

Die ganze Situation zeigt die Autorin Swantje Oppermann geschickt und man ist vom Buch gefesselt.
Und wenn ich als Oldtimer das schon bin, muss es für Kids, die sich hier vielleicht sogar identifizieren können, noch viel intensiver sein.

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