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14 Kundenbewertungen

"Wenn ich vor dir sterbe", sagte ich, "werde ich ein Buch über dich schreiben." "Wenn ich vor dir sterbe", sagte Julian, "dann habe ich keinen Bruder mehr." Quentins Buch hält der Leser in den Händen. Er schreibt über die Kindheit mit seinem Bruder Julian, bis dieser in den Spanischen Bürgerkrieg zieht. Vom englischen Landleben der zwanziger und dreißiger Jahre, den Künstlern, die in ihrem Haus ein und aus gehen und von einem schrecklichen Geheimnis, das ans Licht kommt und alles verändert. Brüder für Immer beruht auf wahren Begebenheiten und realen Personen. Quentin, Julian und ihre kleine…mehr

Produktbeschreibung
"Wenn ich vor dir sterbe", sagte ich, "werde ich ein Buch über dich schreiben." "Wenn ich vor dir sterbe", sagte Julian, "dann habe ich keinen Bruder mehr." Quentins Buch hält der Leser in den Händen. Er schreibt über die Kindheit mit seinem Bruder Julian, bis dieser in den Spanischen Bürgerkrieg zieht. Vom englischen Landleben der zwanziger und dreißiger Jahre, den Künstlern, die in ihrem Haus ein und aus gehen und von einem schrecklichen Geheimnis, das ans Licht kommt und alles verändert. Brüder für Immer beruht auf wahren Begebenheiten und realen Personen. Quentin, Julian und ihre kleine Schwester Angelica waren die Kinder der Malerin Vanessa Bell. Vanessa und ihre Schwester Virginia Woolf waren zentrale Figuren der sogenannten Bloomsbury Group, einer bunten Gemeinschaft von Künstlern, die Anfang des vorigen Jahrhunderts in England wohnten und wirkten.
Autorenporträt
Rindert Kromhout, geboren 1958 in Rotterdam, veröffentlichte seine erste Geschichte im Alter von 19 Jahren in einem Kindermagazin. Bis heute sind von ihm 143 Bücher in vielen Genres erschienen. Kromhouts Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden und gewannen zahlreiche Preise. Der Autor lebt und schreibt in Amsterdam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2017

Julians Zorn, Virginias Welt der Bücher
Rindert Kromhout erzählt von einer freiheitstrunkenen Jugend in Bloomsbury

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts versammelten sich Hochtalentierte, Liederliche, Freigeister und Bohemiens um die Künstlerschwestern Vanessa Bell und Virginia Woolf zunächst in Londons Stadtquartier Bloomsbury, später auch in Landhäusern in Sussex. In der Sonderwelt des Freundeskreises "Bloomsbury Group" entfloh man viktorianischen Prägungen in einer permanenten Revolution der Manieren.

Diesen Mythos beschwört nun Rindert Kromhouts von Briefen und Tagebüchern inspiriertes, in Holland bereits 2010 unter dem Titel "Soldaten weinen nicht" erschienenes Jugendbuch. Es ist eine Anleitung zum Eigensinn im Zerrspiegel autoritärer Interessen und Ideologien: "Krieg vernichtet die Kultur, und ohne Kultur sind wir erledigt. Europa ist großartig mit seinen Schriftstellern und Malern und Komponisten. Ihnen sollten die Leute hinterherlaufen, sie sollten die wahren Führer sein."

Der Roman, angesiedelt zwischen 1925 und 1937, porträtiert zwei ungleiche Brüder: den Abenteurer Julian und den literarisch begabten jüngeren Ich-Erzähler Quentin Bell, Söhne der Malerin Vanessa und des Kritikers Clive Bell. Den Rahmen setzt Quentins Ehrenwort, sollte Julian vor ihm sterben, dessen Biographie zu schreiben. Nach der Trennung von Clive zieht Vanessa mit dem genialischen Maler Duncan Grant aus Londons Nebel in das Landhaus "Charleston". Neben dem ebenfalls in Sussex gelegenen "Monk's House", wo Quentins Idol "Tante Virginia" und der Verleger Leonard Woolf leben, avanciert Charleston zum Fixstern Bloomsburys. Mit dem alten Haus werden überkommene Ideen in einem "Fest aus Farben und Formen" generalüberholt. Man taucht mit Vanessas Kindern Julian, Quentin und Angelica ein in den Traum eines Gesellschaftsexperiments, in Spielwiesen und Enklaven für Künstler, Mäzene, Passionierte - ein Universum zwischen Avantgarde und altmodisch, freiheitstrunken und elitär.

Symbolisch sind die im Haus Einzug haltenden Standards Grammophon und Radio: Dank Ersterem lernt Quentin die ewige Kunst Mozarts kennen, das Radio leitet Julians Politisierung zum Kommunisten ein. Das Buch zeigt in Diskussionen mit dem Vater, der oft zu Gast ist, Spannungsfelder zwischen Kunst und Politik, die ambivalente Macht der Worte in Literatur und Propaganda. Es erkennt Bequemlichkeit und Empathiearmut als Ende der Politik und Todsünde der Kunst und beleuchtet die Natur des Kolonialismus. Der Zweifel ist Lebensquell und seine Abwesenheit Voraussetzung aller Kriege. Das Buch fördert die Skepsis gegenüber Worten, Parolen, Verlautbarungen.

Die Zeitgeschichte wirft bald Schatten über Bloomsbury: Das Dekor bilden Bergarbeiterstreiks, Lindberghs Atlantikflug, der Börsenkrach oder totalitäre Signale vom europäischen Festland. Beim Sommerurlaub in Italien spürt die Familie inmitten des Zaubers aus Licht und Farben den aufziehenden Faschismus, wenn ein Olivenbauer vom piekfeinen Mussolini schwärmt. Die Geschichte einer Jugend zwischen den Weltkriegen und über das Moratorium Bloomsbury ist auch eine Parabel auf das Erwachsenwerden.

Da wäre das Baumhaus als Refugium der Kindheit, die Erfahrung der Sterblichkeit eines Igels, ein Mitglied des Leseclubs als Quentins erste große Liebe. Metaphorisch ist auch Julians Versuch eines Blicks über den Klippenrand der Kreidefelsen von Dover. Ein sein Ende vorausahnender Freiheitsgeist durchweht die Buchseiten, Wolken erscheinen am Horizont des Sittengemäldes.

Aufschlussreich sind die Reaktionen der Landbewohner auf die Paradiesvögel: Als die Künstlergruppe zum Kostümfest für die Leute der Gegend lädt, kommen die Gäste unverkleidet. Die vielen Zeitgenossen suspekte Idylle wird durch eine Lebenslüge gestört, die als heilsame Entmystifizierung der Musterkommune das Beziehungsgeflecht Bloomsbury auf die Probe stellt: Julian belauscht ein Gespräch, in dem seine Eltern darüber sinnieren, ob sie den Kindern eröffnen, dass Angelicas wahrer Vater Duncan ist. Das große Jugendbuch begann und endet damit, dass Julian zur Bestürzung der pazifistisch-konzilianten Umgebung auf Seite der Internationalen Brigaden in den Spanischen Bürgerkrieg zieht.

"Virginias Welt" der Bücher steht hier "Julians Zorn" gegenüber. Kromhout gelingt es, den Geist Bloomsburys für Jugendliche tiefenscharf einzufangen. Zu Beginn unseres Jahrhunderts, in dem vielerorts Freiheit und Kritik beschnitten werden, ist die Botschaft Bloomsburys wieder aktuell. Und als Magnet für Freigeister war die Kommune auch ein Stück gelebte Willkommenskultur.

STEFFEN GNAM

Rindert Kromhout: "Brüder für immer". Roman.

Aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann. Mixtvision Verlag, München 2016. 256 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.02.2017

Ein Baumhaus auf dem Lande
Da waren auch Kinder in der Bloomsbury Group, der Künstlergemeinschaft um Virginia Woolf
VON CHRISTINE KNÖDLER
Das Haus auf dem Lande wird zur überdimensionalen Leinwand, Wände, Türen, Möbel, alles wird bemalt, wird zum Gesamtkunstwerk. Für Quentin und Julian ist dieses Haus, Charleston, ihr Zuhause. Ihre Mutter ist die Malerin Vanessa Bell, deren Freund der Maler Duncan Grant, ihr Vater der Kunstkritiker Cliff Bell, ihre Tante Virginia Woolf. Sie alle gehörten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der sogenannten Bloomsbury Group an.
Für Autor Rindert Kromhout war Charleston eine zufällige Entdeckung. Auf den Spuren Virginia Woolfs hat ihn das Landhaus derart verzaubert, dass er es zur Kulisse einer außergewöhnlichen Kindheitsgeschichte gemacht und dem Haus wie den Bewohnern ein Denkmal gesetzt hat. Quentin und seinen älteren Bruder Julian lässt Kromhout ein Baumhaus bauen und einander nachts Gruselgeschichten erzählen. Sie gehen zur Schule und fahren zu ihrer Tante Virginia, um dort selbst verfasste Theaterstücke aufzuführen, sie feiern Feste, lauschen den Diskussionen der Eltern und deren Freunde. Dass das berühmte Künstler und Intellektuelle ihrer Zeit sind, ist den Brüdern genauso egal wie die verschiedenen Lebensentwürfe und Liebeskonzepte, die sie ganz nebenbei mitbekommen."
„Wir saßen in unserem Baumhaus und spionierten die Erwachsenen unter uns aus, die am Teich Tee tranken", heißt es an einer Stelle. Es lässt sich wie ein Abbild für die Erzählperspektive lesen: Mit Abstand, aus einem gewissen Überblick heraus, fern und nah genug, unvoreingenommen aus Sicht des Kindes und später des Heranwachsenden, wird Quentin zum Chronisten der Jahre zwischen 1925 und 1937. Persönliche Erfahrungen notiert er dabei genauso wie Ereignisse von weltgeschichtlicher Dimension: der aufkommende Faschismus in Europa. Sätze wie diese hinterlassen dabei Spuren: „Lauft nicht irgendwelchen Schreihälsen hinterher. Glaubt nicht einfach das, was irgendjemand euch erzählt. Denkt immer erst selbst nach“. Gerade heute von kaum zu überbietender Aktualität stehen sie im Roman für eines der vielen Gespräche zwischen Erwachsenen und Kindern, der explizit geführten Kunst- und Literatur-Betrachtungen und politischen Debatten.
Indem Rindert Kromhout sie Ich-Erzähler Quentin nachvollziehen lässt, gelingt ihm ein bemerkenswertes Kunststück: Er macht sie Kindern im doppelten Sinn des Wortes zugänglich und führt über die exakt recherchierten biografischen Bezüge hinaus grundsätzlich vor, wie Menschen denken, fühlen, handeln können. Quentin wird Schriftsteller werden. Julian wird sich als überzeugter Kommunist für den Spanischen Bürgerkrieg melden und fallen.
Am Ende ist „Brüder für immer“ Kindheitsgeschichte, Künstlerroman, biografisch-historischer Roman. Eine Geschichte des Liebens und Scheiterns, des Ausprobierens, Zweifelns, Weitermachens. Dass sie auch außerhalb des kulturgeschichtlichen Kontexts funktioniert, ist Teil eines Experiments, das aufgegangen ist: Man muss nichts über die Bloomsbury Group wissen, um über Konvention und Freiheit, über Eigenverantwortung, Selbstverwirklichung, politisches Handeln nachzudenken. Aber am Ende weiß man über all das mehr. (ab 12 Jahre und Erwachsene)
Rindert Kromhout: Brüder für immer. Aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann. Mixtvision Verlag, München 2016. 304 Seiten, 14,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Quentin und Julian, die Protagonisten aus Rindert Kromhouts Jugendbuch "Brüder für immer", sind die Kinder der englischen Malerin Vanessa Bell und des Kunstkritikers Cliff Bell, die zusammen mit dem Maler Duncan Grant und Vanessas Schwester Virginia Woolf die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Künstlergemeinschaft Bloomsbury Group bildeten, weiß Christine Knödler. Doch auch wer das alles nicht weiß, wird Freude an diesem Buch haben, versichert sie, weil der Autor seine Figuren und ihre Zeit anschaulich und zugänglich darzustellen versteht. Wenn Quentin als Chronist die Jahre zwischen 1925 und 1937 verfolgt, dann finden sich darin zudem Passagen "von kaum zu überbietender Aktualität", etwa hinsichtlich des aufkommenden Faschismus, staunt Knödler.

© Perlentaucher Medien GmbH
Rindert Kromhout schreibt "Brüder für immer" so, dass man sich mitten in der Gesellschaft fühlt, das Vertrauen der Brüder zueinander spürt und selbst den Moment dramatisch miterlebt, da das ganze Familiengebäude einen gefährlichen Knacks bekommt, der nachwirkt.
Cornelia Geißler, Berliner Zeitung

Das ist ein Kunststück. Mehr noch, es gibt diesem Buch einen ganz eigenen Sound, eine sehr eigene Energie, der man sich nur schwer entziehen kann.
Dr. Sylvia Schwab, Deutschlandradio Kultur

... eine großartige Leseerfahrung, ein toller Lesesog.
Deutschlandfunk: Die Besten 7esten 7

"Kromhout gelingt es, den Geist der Bloomsburys tiefenscharf einzufangen."
Steffen Gnam, FAZ

"...eine durch und durch glaubwürdige Geschichte."
Dana Hartmann, Plus 5