Das war ein Krimi ganz nach meinem Geschmack!
Brundo Varese ist mit dem Roman " Die Tote am Lago Maggiore " ein sehr guter Krimi- -Auftakt gelungen. Er hat einen angenehmen Schreibstil und vor Allem mit seinen Beschreibungen der oberitalienischen Orte und Landschaft gelingt es ihm schnell, den
Leser direkt in den Roman hineinzuziehen. Die Beschreibungen von Cannobio und Umgebung machen Lust,…mehrDas war ein Krimi ganz nach meinem Geschmack!
Brundo Varese ist mit dem Roman " Die Tote am Lago Maggiore " ein sehr guter Krimi- -Auftakt gelungen. Er hat einen angenehmen Schreibstil und vor Allem mit seinen Beschreibungen der oberitalienischen Orte und Landschaft gelingt es ihm schnell, den Leser direkt in den Roman hineinzuziehen. Die Beschreibungen von Cannobio und Umgebung machen Lust, sich alles sofort anzugucken.
Ein ehm. Polizeipsychologe " Matteo Basso " - ist der Mittelpunkt der Erzählung, ihn begleitet der Leser zum Tatort, zu den Zeugen und Verdächtigen und zu seinen Piemonter Lieblingsorten. Der Charakter wird einem dabei besonders durch seine Verhaltensweisen nahegebracht und ist sehr sympathisch. Er gehört nicht zu der Sorte von Ermittlern, die sich – durch irgendein schreckliches Erlebnis traumatisiert oder völlig desillusioniert – durch den Tag quälen. Matteo Basso mag sein Leben, seine "neue" Stadt und seinen, wenn auch nicht immer einfachen, Neuanfang im beruflichen, nach der Übernahme des elterlichen Metzger-Betriebes. Dabei geht er aber durchaus nicht unkritisch durch die Welt, bildet sich seine eigene Meinung und steht auch dazu. Ein intelligenter Mann, der mir mit seiner trockenen und oftmals ironischen Art ans Herz gewachsen ist. Auch Kommissarin Zanetti, ist sympathisch und glaubwürdig. Hier wird keine Heldin dargestellt, sondern eine ganz normale Frau mit all ihren Emotionen, Ängsten und Eigenheiten. Auch das berufliche Umfeld wird mit seinen stetig wechselnden Anforderungen sehr gut dargestellt.
Dieser Krimi ist wunderbar unterhaltsam und zeichnet sich durch einen flüssigen Schreibstil aus. Mag es vom Plot her spannendere Krimis geben, hier stehen Lokalkolorit und italienische Lebensart im Vordergrund, dazu ein Schuss Philosophie und herrliche Dialoge. Die Geschichte ist also nicht spektakulär, im Gegenteil - eigentlich ganz einfach, wie sie sich wohl jeden Tag zutragen könnte.Aber die Art, wie Varese schreibt, geht dennoch unter die Haut. Die Stärke liegt in der Erzählung, den Typen und der Stimmung, während die Handlung stringent und ohne unnötige Verstrickungen voran geht. Es gibt keine blutrünstigen oder schockierenden Elemente, sondern einen klassischen Fall und eine bodenständige und nachvollziehbare Geschichte zum mitraten. Selbst wenn der Leser im letzten Drittel langsam eine Ahnung bekommen kann, lässt Varese den Leser durch neue Wendungen gekonnt im Dunkeln tappen. Was also genau geschehen war, wusste ich bis zum Schluss nicht. Seine Protaganisten überzeugen absolut und man kauft diesen alles ab, was sie sagen und tuen, beim Lesen des Buches muß man sich allerdings daran gewöhnen, daß der Kriminalfall und die Ermittlungen zwar ständig laufen, aber trotzdem irgendwie das Zwischenmenschliche und nicht die Lösung des Falles den Leser in den Bann zieht. Vor allem schafft der Autor es, einen wirklich spannenden Krimi in einer kleinen italienischen Stadt spielen zu lassen, ganz ohne Mafia-Intrigen und ältliche, notgeile, rauchende, rumlabernde Kommissare.
Eine beeindruckende Neuentdeckung für die europäische Krimilandschaft - mehr davon!