Delia Owens
Gebundenes Buch
Der Gesang der Flusskrebse
Roman
Übersetzer: Wasel, Ulrike; Timmermann, Klaus
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"Ein schmerzlich schönes Debüt, das eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert." The New York TimesChase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben - mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon,...
"Ein schmerzlich schönes Debüt, das eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert." The New York TimesChase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben - mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.
Delia Owens, geboren in Georgia, lebt in North Carolina. Über zwanzig Jahre erforschte die Zoologin in verschiedenen afrikanischen Ländern Elefanten, Löwen und Hyänen. "Der Gesang der Flusskrebse" ist ihr Romandebüt und stand als Hardcover 91 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, 6 davon auf der 1. Das Taschenbuch ist fast durchgängig seit Erscheinen auf Platz 1. Es ist eines der erfolgreichsten amerikanischen Debüts aller Zeiten.
Produktdetails
- Verlag: hanserblau
- Originaltitel: Where the Crawdads Sing
- Artikelnr. des Verlages: 550/26419
- 38. Aufl.
- Seitenzahl: 464
- Erscheinungstermin: 22. Juli 2019
- Deutsch
- Abmessung: 207mm x 133mm x 34mm
- Gewicht: 551g
- ISBN-13: 9783446264199
- ISBN-10: 3446264191
- Artikelnr.: 55963687
Herstellerkennzeichnung
hanserblau
Lehrter Straße 57/4
10557 Berlin
info@hanser.de
"Ein ganz wundervolles Buch, eines der schönsten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Ein einzigartiges Buch." Elke Heidenreich, WDR4, 30.09.19 "Delia Owens einzigartige Schöpfung aber, das Marschmädchen Kya, gehört schon jetzt in eine Reihe mit Mark Twains Huckleberry Finn, J. D. Salingers Holden Caulfield oder Harper Lees Scout Finch, den ikonischen Figuren des Coming-of-Age-Romans." Marcus Müntefering, SPIEGEL online, 24.07.19 "Ich habe selten in einem Roman so beeindruckende, schwärmerische Naturschilderungen gelesen. Delia Owens hat ein modernes Märchen geschrieben. Ein herzergreifender, berührender Schmöker." Johannes Kaiser, hr2 Kultur, 02.08.19 "Eine Verbeugung vor der Schönheit dieser Sumpflandschaft, eine grandios erzählte
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Liebesgeschichte und ein packender Kriminalroman. Insgesamt ein Lektüreerlebnis, wie man es selten findet." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 30.07.19 "Zauberhaft schön." SPIEGEL, 14.09.19 "Noch nie wurde Einsamkeit so bittersüß beschrieben. Es ist ein unwiderstehliches Stück Literatur. Ein Buch von außergewöhnlicher Schönheit und Poesie." Roana Brogsitter, BR 5, 28.09.19 "Ein Buch für Menschen, die gern mit dem Kopf verreisen." Denis Scheck, Der Tagesspiegel, 01.11.20 "Ein Schmöker, aber einer mit literarischen DNA. Ein Debüt, das durch unvergessliche Naturschilderungen besticht." Denis Scheck, Tagesspiegel, 15.09.19 "Eine wundervolle Hommage an eine dem Untergang geweihte Natur." Brigitte Woman, 05.09.19 "Einer der großartigsten Romane des Jahres. Die Passagen von der Stille, der Einsamkeit und dem Alltag inmitten der Wildnis sind von erhabener Intensität und Schönheit und voller hinreißender Naturbeschreibungen. Ein großartiges Stück Literatur mit fesselnder Handlung und endloser Faszination der Natur." Wilhelmshavener Zeitung, 16.08.19 "Die Schilderungen der Natur und ihrer Kraft, die einfach nur begeistern können, weil sie packend und treffend erzählt sind. Ein wirklich tolles Buch. Es treibt einem zum Schluss die Tränen in die Augen." WDR 2 Kultur, Dr. Walter Vennen, Buchhandlung Schmetz am Dom, Aachen, 14.08.19 "Bezaubernd, berührend, dramatisch: 'Der Gesang der Flusskrebse' von Delia Owens ist ein literarisches Naturereignis." Werner Krause, Kleine Zeitung, 10.08.19 "Verwunschen, wild, bewegend und hochspannend." Stern, 25.07.19 "Der Gesang der Flusskrebse ist ein umwerfendes Leseerlebnis." Madame, Oktober 2019 Es gibt Romane, die lange nachwirken: 'Der Gesang der Flusskrebse' ist eine besondere Entdeckung." Anke Jahns, NDR 1, 15.12.29 Ein wortgewaltige, poetisches Buch. Die Worte gehen sofort ins Herz." Evelyn Röwekamp, NDR Kultur 15.12.19 "Eine Ode an die Natur und Liebe." Angela Wittmann, Brigitte, 15.1.20 "Spannung und großartige Naturbeschreibungen zeichnen dieses Romandebut der studierten Zoologin aus, die lange in der afrikanischen Wildnis lebte." Martin Bewerunge, Rheinische Post, 02.11.20
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Sumpf ist Trumpf
Der riesige Erfolg des Romans „Der Gesang der Flusskrebse“ von
Delia Owens kam völlig überraschend und hält verblüffend lange an. Woran liegt’s?
VON CORNELIUS POLLMER
Wie seit dieser Woche aktenkundig ist, spielt das in Deutschland meistverkaufte Buch des vergangenen Jahres an einem Ort, der sonst egal ist, in einer Zeit, die kaum noch jemanden interessiert und es wurde geschrieben von einer Rentnerin, die bis zu seinem Erscheinen zwei Sommer zuvor (!) keine Schriftstellerin gewesen war. Aber, aber, fragt da Kommissar Hugendubel, dann muss doch wenigstens der Titel ein prächtiger Lockvogel gewesen sein, mit bunten Federn und monströser Flügelspannweite? Nun, das Mega-, nein, Tera-Erfolgsbuch
Der riesige Erfolg des Romans „Der Gesang der Flusskrebse“ von
Delia Owens kam völlig überraschend und hält verblüffend lange an. Woran liegt’s?
VON CORNELIUS POLLMER
Wie seit dieser Woche aktenkundig ist, spielt das in Deutschland meistverkaufte Buch des vergangenen Jahres an einem Ort, der sonst egal ist, in einer Zeit, die kaum noch jemanden interessiert und es wurde geschrieben von einer Rentnerin, die bis zu seinem Erscheinen zwei Sommer zuvor (!) keine Schriftstellerin gewesen war. Aber, aber, fragt da Kommissar Hugendubel, dann muss doch wenigstens der Titel ein prächtiger Lockvogel gewesen sein, mit bunten Federn und monströser Flügelspannweite? Nun, das Mega-, nein, Tera-Erfolgsbuch
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von Delia Owens heißt „Der Gesang der Flusskrebse“. Die Autorin könnte unter dieser Zeile auch ein schlecht gebuchtes Naturschutzbund-Seminar anbieten. Und wer je Flusskrebse gesehen hat, will nicht zwingend wissen, wie sie klingen, wenn sie singen.
Die New York Times jedenfalls nannte „Where the Crawdads Sing“ in gerade so noch nobler Zurückhaltung einen „seltsamen Titel“ für ein Buch. Sie trug aber Ende 2019 auch einige interessante Beobachtungen zu einem Phänomen zusammen, das in den mehr als zwei Jahren seitdem nur noch phänomenaler geworden ist. Demnach umfasste die englische Erstauflage der Flusskrebse bei Putnam sehr überschaubare 28 000 Bücher, ein kleiner Stapel, der fast verschwindet gemessen an den weltweit zehn Millionen verkauften Exemplaren, die vor einem knappen Jahr in der Zwischenbilanz standen.
Der Erfolg lässt sich noch anders messen als einzig im Verkauf. So krabbelte die Vokabel „Flusskrebs“ seinerzeit in die Top Ten der meistgesuchten Wörter im Online-Nachschlagewerk von Merriam-Webster, nachdem die Anfragen um 1200 Prozent zugelegt hatten. Als bemerkenswert stellte sich auch die Breite der Leserschaft nach Parametern heraus, etwa der politischen Einstellung. In einer Umfrage von Codex unter 4000 Käufern und Lesern des Buches bezeichneten sich 55 Prozent als progressiv und 30 Prozent als konservativ, der Rest sortierte sich dazwischen ein.
Diese Erstaunlichkeiten im amerikanischen Markt brachte in der New York Times Jaci Updike auf einen Punkt, President of sales for Penguin Random House und vermarktungsstrategisch geschult an vorherigen Übertiteln wie dem „Da Vinci Code“ oder „Gone Girl“. Nie zuvor in dreißig Jahren habe sie derlei erlebt, sagte Updike, „dieses Buch hat alle Regeln gebrochen“. Damit meinte Updike auch den erstaunlichen Verlauf der Verkaufskurve, die nicht wie anderen Titel üblich ihr Maximum mit dem Erscheinen erreichte.
Auch in Deutschland war es so, dass die Flusskrebse 2019 zunächst lediglich von den Buchhändlern als Lieblingstitel benannt wurden, dass es 2020 für Platz zwei in den Jahresverkaufscharts reichte und das erst ein weiteres Jahr später mit 700 000 verkauften Büchern in 2021 der erste Platz steht. Hauptursächlich dafür ist die in Deutschland vor etwa einem Jahr erschienene Taschenbuchausgabe – und wie über vieles andere lässt sich auch über Owens’ Flusskrebse sagen: Corona hat diesen heftigen Ausschlag nicht verursacht, doch aber sicher mit begünstigt.
Damit zu ein paar Mutmaßungen über Muscheln, Flusskrebse, Federn – also zum Inhalt des Buches. Zu verfolgen ist das Coming-of-Age der Robinson-Figur Kya in der Sumpf- und Marschlandschaft North Carolinas in den 1950er und 1960er Jahren, zu verfolgen ist also ein früh auf sich allein gestelltes Mädchen, das fernab fast aller Zivilisation und ohne engeren Kontakt zu anderen Menschen in der Wildnis heranwächst wie auch selbst verwildert. Die Zoologin Owens, inzwischen 72 Jahre alt, packt in den Plot von Kya unter anderem die Größtthemen Familie, Einsamkeit, Liebe und Kriminalität, sie packt all dies in diese Geschichte wie etwas zu viele Sachen in einen etwas zu kleinen Koffer. Das Ergebnis ist fantastischer gehobener Kitsch, in dem seltsamer Weise ausgerechnet die Naturbeschreibungen ein wenig hinter andere Qualitäten des Buches zurückbleiben. Es klingelt kein Handy in diesem Buch, es sind kaum fahrende Autos zu sehen, die Landschaft ist einfach nur Landschaft und muss sich nicht als Hintergrund für Selfies bei Instagram prostituieren. An einen solchen Ort zu reisen, wenigstens in Gedanken, wirkt in der gegenwärtigen Gegenwart dauerattraktiv. Und es wirkte noch attraktiver in Zeiten lockdownähnlicher Zustände, in denen man nicht mal mehr an andere Orte fahren konnte, an denen zwar Handys klingelten und Autos fuhren, an denen es aber wenigstens warm gewesen wäre und sonnig.
Natürlich lässt sich das gewaltige Interesse an den Flusskrebse auch küchenpsychologisch ausdeuten, das mag jeder für sich in der eigenen Küche gerne tun, hier soll es vorrangig die Autorin selbst. Sie sagte in einem Interview, die Erfahrung existenzieller Einsamkeit sei sicher für Leser des Buches von Interesse, darüber hinaus ließe sich von der Natur selbst viel lernen über die Natur des Menschen. Die Wildnis sei das Ur-Zuhause aller Menschen und lehre diese Menschen alles mögliche, etwa Instinkt und Stärke, selbst gegen größte Widerstände zu überleben.
„Der Gesang der Flusskrebse“ ist ein Zeit- und Fernreisevergnügen in diese Wildnis. Im Verlauf des Lesens dieses Buches kann der Wunsch wachsen, sich noch stärker von der restlichen Welt zu isolieren. Stärker, als das schon vor Corona der Fall gewesen sein mag und stärker sogar, als es mit dem Aufkommen von Corona plötzlich geraten war. Das Einzelgängertum und die Introvertiertheit der Heldin Kya, ja, sogar ihre Misanthropie, all das ist in ihrer persönlichen Lebenswelt nicht ausschließlich eine Bürde.
Wiederum zu den äußerlichen Erfolgsfaktoren dieses Buches schließlich gehört auch die teilweise bedauernswerte Vermarktungslogik, dass erst großer Erfolg noch größeren Erfolg herbeiführen kann. Große Verkäufe von Büchern führen zu großer Sichtbarkeit und vielen Empfehlungen dieser Bücher, die dann zu noch größeren Verkäufen, und so weiter. Das Prinzip „Winner takes it all“ gilt, aber es begünstigt eben manchmal auch Sympathieträger wie dieses Buch und dessen Autorin.
Jede Wette, dass im garstigen Jahr 2021 mindestens hundertfach Menschen irgendwo mit einem leichten Film auf den Augen dieses Buch ausgelesen und zugeklappt haben, dass sie sich für ein paar Stunden nicht vom Lockdown erdrückt, von Einsamkeit zersetzt oder sonst wie verloren oder einfach nur beschissen fühlten. Dass sie sich stattdessen verbunden fühlten, konkret mit der sehr ambivalenten Heldin dieser Geschichte oder auch ganz abstrakt mit so etwas wie Sinn, „und letzten Endes“, schreibt Delia Owens, „ist alles, was wir haben, Verbundenheit“.
Marschland, auf den ersten Blick nicht unbedingt das spannendste Romansetting.
Foto: PantherMedia /Lee Torrens
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die New York Times jedenfalls nannte „Where the Crawdads Sing“ in gerade so noch nobler Zurückhaltung einen „seltsamen Titel“ für ein Buch. Sie trug aber Ende 2019 auch einige interessante Beobachtungen zu einem Phänomen zusammen, das in den mehr als zwei Jahren seitdem nur noch phänomenaler geworden ist. Demnach umfasste die englische Erstauflage der Flusskrebse bei Putnam sehr überschaubare 28 000 Bücher, ein kleiner Stapel, der fast verschwindet gemessen an den weltweit zehn Millionen verkauften Exemplaren, die vor einem knappen Jahr in der Zwischenbilanz standen.
Der Erfolg lässt sich noch anders messen als einzig im Verkauf. So krabbelte die Vokabel „Flusskrebs“ seinerzeit in die Top Ten der meistgesuchten Wörter im Online-Nachschlagewerk von Merriam-Webster, nachdem die Anfragen um 1200 Prozent zugelegt hatten. Als bemerkenswert stellte sich auch die Breite der Leserschaft nach Parametern heraus, etwa der politischen Einstellung. In einer Umfrage von Codex unter 4000 Käufern und Lesern des Buches bezeichneten sich 55 Prozent als progressiv und 30 Prozent als konservativ, der Rest sortierte sich dazwischen ein.
Diese Erstaunlichkeiten im amerikanischen Markt brachte in der New York Times Jaci Updike auf einen Punkt, President of sales for Penguin Random House und vermarktungsstrategisch geschult an vorherigen Übertiteln wie dem „Da Vinci Code“ oder „Gone Girl“. Nie zuvor in dreißig Jahren habe sie derlei erlebt, sagte Updike, „dieses Buch hat alle Regeln gebrochen“. Damit meinte Updike auch den erstaunlichen Verlauf der Verkaufskurve, die nicht wie anderen Titel üblich ihr Maximum mit dem Erscheinen erreichte.
Auch in Deutschland war es so, dass die Flusskrebse 2019 zunächst lediglich von den Buchhändlern als Lieblingstitel benannt wurden, dass es 2020 für Platz zwei in den Jahresverkaufscharts reichte und das erst ein weiteres Jahr später mit 700 000 verkauften Büchern in 2021 der erste Platz steht. Hauptursächlich dafür ist die in Deutschland vor etwa einem Jahr erschienene Taschenbuchausgabe – und wie über vieles andere lässt sich auch über Owens’ Flusskrebse sagen: Corona hat diesen heftigen Ausschlag nicht verursacht, doch aber sicher mit begünstigt.
Damit zu ein paar Mutmaßungen über Muscheln, Flusskrebse, Federn – also zum Inhalt des Buches. Zu verfolgen ist das Coming-of-Age der Robinson-Figur Kya in der Sumpf- und Marschlandschaft North Carolinas in den 1950er und 1960er Jahren, zu verfolgen ist also ein früh auf sich allein gestelltes Mädchen, das fernab fast aller Zivilisation und ohne engeren Kontakt zu anderen Menschen in der Wildnis heranwächst wie auch selbst verwildert. Die Zoologin Owens, inzwischen 72 Jahre alt, packt in den Plot von Kya unter anderem die Größtthemen Familie, Einsamkeit, Liebe und Kriminalität, sie packt all dies in diese Geschichte wie etwas zu viele Sachen in einen etwas zu kleinen Koffer. Das Ergebnis ist fantastischer gehobener Kitsch, in dem seltsamer Weise ausgerechnet die Naturbeschreibungen ein wenig hinter andere Qualitäten des Buches zurückbleiben. Es klingelt kein Handy in diesem Buch, es sind kaum fahrende Autos zu sehen, die Landschaft ist einfach nur Landschaft und muss sich nicht als Hintergrund für Selfies bei Instagram prostituieren. An einen solchen Ort zu reisen, wenigstens in Gedanken, wirkt in der gegenwärtigen Gegenwart dauerattraktiv. Und es wirkte noch attraktiver in Zeiten lockdownähnlicher Zustände, in denen man nicht mal mehr an andere Orte fahren konnte, an denen zwar Handys klingelten und Autos fuhren, an denen es aber wenigstens warm gewesen wäre und sonnig.
Natürlich lässt sich das gewaltige Interesse an den Flusskrebse auch küchenpsychologisch ausdeuten, das mag jeder für sich in der eigenen Küche gerne tun, hier soll es vorrangig die Autorin selbst. Sie sagte in einem Interview, die Erfahrung existenzieller Einsamkeit sei sicher für Leser des Buches von Interesse, darüber hinaus ließe sich von der Natur selbst viel lernen über die Natur des Menschen. Die Wildnis sei das Ur-Zuhause aller Menschen und lehre diese Menschen alles mögliche, etwa Instinkt und Stärke, selbst gegen größte Widerstände zu überleben.
„Der Gesang der Flusskrebse“ ist ein Zeit- und Fernreisevergnügen in diese Wildnis. Im Verlauf des Lesens dieses Buches kann der Wunsch wachsen, sich noch stärker von der restlichen Welt zu isolieren. Stärker, als das schon vor Corona der Fall gewesen sein mag und stärker sogar, als es mit dem Aufkommen von Corona plötzlich geraten war. Das Einzelgängertum und die Introvertiertheit der Heldin Kya, ja, sogar ihre Misanthropie, all das ist in ihrer persönlichen Lebenswelt nicht ausschließlich eine Bürde.
Wiederum zu den äußerlichen Erfolgsfaktoren dieses Buches schließlich gehört auch die teilweise bedauernswerte Vermarktungslogik, dass erst großer Erfolg noch größeren Erfolg herbeiführen kann. Große Verkäufe von Büchern führen zu großer Sichtbarkeit und vielen Empfehlungen dieser Bücher, die dann zu noch größeren Verkäufen, und so weiter. Das Prinzip „Winner takes it all“ gilt, aber es begünstigt eben manchmal auch Sympathieträger wie dieses Buch und dessen Autorin.
Jede Wette, dass im garstigen Jahr 2021 mindestens hundertfach Menschen irgendwo mit einem leichten Film auf den Augen dieses Buch ausgelesen und zugeklappt haben, dass sie sich für ein paar Stunden nicht vom Lockdown erdrückt, von Einsamkeit zersetzt oder sonst wie verloren oder einfach nur beschissen fühlten. Dass sie sich stattdessen verbunden fühlten, konkret mit der sehr ambivalenten Heldin dieser Geschichte oder auch ganz abstrakt mit so etwas wie Sinn, „und letzten Endes“, schreibt Delia Owens, „ist alles, was wir haben, Verbundenheit“.
Marschland, auf den ersten Blick nicht unbedingt das spannendste Romansetting.
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Chase Andrews stirbt und plötzlich steht Kya, das Marschmädchen, in Verdacht, ihn ermordet zu haben. Kya lebt isoliert im Marschland, nachdem erst ihre Mutter, dann ihre Geschwister und am Ende ihr Vater sie verlassen haben. Zu dem Zeitpunkt war Kya sieben Jahre alt. Allein und mit der …
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Chase Andrews stirbt und plötzlich steht Kya, das Marschmädchen, in Verdacht, ihn ermordet zu haben. Kya lebt isoliert im Marschland, nachdem erst ihre Mutter, dann ihre Geschwister und am Ende ihr Vater sie verlassen haben. Zu dem Zeitpunkt war Kya sieben Jahre alt. Allein und mit der Natur der Marsch verbunden, schlägt sie sich durch. Sammelt Muscheln und räuchert Fisch, um sich ernähren zu können. Bis sie älter wird und Chase Andrews kennenlernt. Doch nun steht sie als Mordverdächtige vor Gericht und glaubt, die ganze Stadt, die sie nur das Marschmädchen nennt, ist gegen sie.
Die Geschichte um Kya spielt in North Carolina, in der Küstenstadt Barkley Cove. Kya ist scheu, da sie alleine zurückgezogen in der Hütte wohnt, mit der sie vorher mit der ganzen Familie gelebt hatte. Sie hat keine Freunde, keine Familie. Einzig Jumpin und seine Frau Mabel, ihm gehört ein kleiner Laden am Meer, wo auch die Boote betankt werden, stehen hinter ihr und helfen ihr ein wenig.
Ich habe lange kein so schön und liebevoll geschriebenes Buch gelesen. Die Geschichte um Kya ging mir sehr ans Herz. Der Aufbau der Geschichte, die einzelnen Charaktere, die Landschaft und die detailreiche Beschreibung der Marsch waren hervorragend beschrieben und man hatte nicht nur Kya selbst, sondern die gesamte Umgebung bildlich vor Augen.
Die Autorin Delia Owens hat mit so einer Hingabe und Liebe zur Natur geschrieben, dass sie mich völlig in ihren Bann gezogen hat. Der Hype um dieses besondere Buch war diesmal völlig treffend. Ich hoffe sehr, dass Delia Owens noch viele Romane schreiben wird, auf die ich mich jetzt schon freue.
Dieser Roman ist für mich das Lesehighlight dieses Jahres. Es hat mich sehr berührt und begeistert und ich war teilweise so ergriffen, dass ich die eine oder andere Träne vergossen habe. Ich habe jede einzelne Seite genossen.
Fazit:
Ein wunderschön, liebevoll und ergreifend geschriebener Roman, der mir sehr zu Herzen ging und mich total begeistert hat.
Mein Lesehighlight in diesem Jahr!
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Antworten 43 von 49 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 43 von 49 finden diese Rezension hilfreich
Ein unglaublich fesselndes Romandebüt, emotional und mit atemberaubenden Naturschilderungen
Delia Owens ist Zoologin und schrieb ihren ersten Roman mit dem Titel "Der Gesang der Flusskrebse". Ihr Debüt erscheint als deutsche Übersetzung durch Ulrike Wasel und Klaus …
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Ein unglaublich fesselndes Romandebüt, emotional und mit atemberaubenden Naturschilderungen
Delia Owens ist Zoologin und schrieb ihren ersten Roman mit dem Titel "Der Gesang der Flusskrebse". Ihr Debüt erscheint als deutsche Übersetzung durch Ulrike Wasel und Klaus Timmermann im Hanserblau Verlag.
Kya Clark ist 6 Jahre alt, als sie ihre instabile Familie zerbricht und sie von ihrer Familie in der unwegsamen Einsamkeit des Marschlandes allein zurückgelassen wird. Man nennt sie das Marschmädchen, sie lebt unter einfachsten Bedingungen und kämpft um jede Mahlzeit. Die Natur wird ihr Freund, sie beobachtet die Seevögel, die Fische, Pflanzen und die Muscheln am Ufer. Mit Menschen hat Kya nur wenig Kontakt, sie sind ihr fremd, eine Schule besucht sie deshalb nicht, nur dank eines Jugendfreundes ihres Bruders lernt sie Lesen und Schreiben und reift zu einer Künstlerin heran. In der nahen Küstenstadt Barkley Cove wird über Kya geredet und sie lernt Chase Andrews kennen und lieben, doch sie bleibt misstrauisch und vertraut niemandem. Als Chase tot aufgefunden wird, wird Kya zur Verdächtigen.
"Es mochte ein hartes Land sein, aber es war keineswegs karg. Vielschichtiges Leben - wuselige Strandkrabben, schlammstakende Sumpfkrebse, Wasservögel, Fische, Garnelen, Austern, fette Hirsche und dicke Gänse - tummelte sich an Land oder im Wasser." Zitat Seite 17
Die Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Zeitebenen erzählt, es beginnt 1952 als Kyas Mutter verschwindet und zeigt dann im Jahr 1969 den Tod von Chase Andrews und die nachfolgenden Ermittlungen.
Mit der Protagonistin tauchen wir ein in das als Kind Erlebte, in die ärmlichen Lebensverhältnisse der Sumpfhütte, die dank ihrer liebevollen Mutter und der Geschwister zu einem besonderen und heimischen Ort wurde. Doch nach dem Weggang der Mutter ändert sich das Leben für Kya, nach und nach verlassen auch die anderen Geschwister die Hütte im Marschland und Kya muss mit ihrem gewalttätigen und trinkenden Vater allein auskommen. Anfangs hat man noch Hoffnung, das ein Zusammenleben beider Personen möglich sein könnte, doch dann stirbt auch diese Hoffnung. Kya bleibt als einzige zurück und ist auf sich allein gestellt. In dieser Einsamkeit findet sie nur Trost bei den Tieren, den Strandmöwen und in der Natur. Und sie findet einen Weg, zu überleben und sich mit dieser menschenlosen Umgebung zu arrangieren und sie zu lieben. Menschen geht sie aus dem Weg, nur wenige lässt sie an sich heran. Aber auch daraus erwächst dann später eine Problematik, die sie und ihr Leben im Sumpf bedroht.
Die Ermittlungen zum Todesfall von Chase bringen immer wieder neue Einblicke in das Geschehen, während man die Außenseiterin Kya zu einer schönen Frau heranwachsen sieht, beginnen die Vorverurteilungen über ihren Lebenswandel durch die Bewohner von Barkley Cove.
Diese Mischung aus Heranwachsen unter schwierigsten Bedingungen, ohne liebevolle Zuwendung von anderen Menschen und die aktuelle Mordermittlung sorgen für einen unglaublichen Lesesog, man kann diesen Roman nur gefesselt verschlingen.
Der Erzählstil der Autorin ist ein besonderer Genuss, bei dem mich mit die einzigartigen Naturschilderungen in ihren Bann gezogen haben. Man erlebt die Flora und Fauna aus allernächster Nähe und erkennt, nicht immer ist die Natur gut und wunderschön, auch im Tierreich verschlingt die Gottesanbeterin ihren Partner.
"Der Gesang der Flusskrebse" erinnert mich ein wenig an den Thriller Die Moortochter von Karen Dionne, auch dort hat die Protagonistin die Leser auf ihre Seite gezogen.
Dieser Roman ist sensationell mitreißend geschrieben, man erlebt die Einsamkeit und Schönheit der Wildnis im Marschland und wie Kya allein auf sich gestellt ums Überleben kämpft, eins wird mit der Natur und dort Schutz findet.
Für mich die Buchentdeckung im Juli!
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Antworten 20 von 22 finden diese Rezension hilfreich
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Das Cover des Buches hat etwas romantisches, aber auch etwas düsteres. Nachdem man das Buch gelesen hat, passt es aber absolut zum Inhalt.
Inhalt: Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark …
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Das Cover des Buches hat etwas romantisches, aber auch etwas düsteres. Nachdem man das Buch gelesen hat, passt es aber absolut zum Inhalt.
Inhalt: Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.
Meine Meinung: Delia Owens hat mit „Der Gesang der Flußkrebse“ ein wirklich tolles Buch geschrieben. Der Schreibstil ist sehr flüssig, interessant und gefühlvoll.
Die Hauptprotagonistin Kya ist mir gleich zu Beginn ans Herz gewachsen. Eine 6 jährige, die von allen verlassen nur mit ihrem doch sehr herrischen Vater aufwächst und sich trotz allem zu einer bewunderswerten Frau entwickelt. Die einzelnen Szenen werden sehr bildlich und detailliert dargestellt, so das man die kleine Hütte im Marsch genau vor Augen hat. Auch Kyas Entwicklung wird sehr genau beschrieben und man kann als Leser immer besser verstehen, warum Kya so geworden ist, wie sie ist.
Komisch fand ich hingegen die Dorfbewohner, die selbst einem kleinen Mädchen keine Chance gegeben haben. Aber letztendlich hat es Kya nicht wirklich geschadet.
Besonders gefallen hat mir auch, das man sehr viel aus der Natur erfährt, gerade das ist echt spannend. Gerade wie Kya sich um die Wildtiere kümmert, diese beobachtet, diese beschützt.
Der Tod von Chase Andrews ist für mich letztendlich nebensächlich, auch wenn mich das anfangs gereizt hat. Doch aufgrund der wunderbaren Naturbeschreibungen und Kyas toller Entwicklung, spielt er nur eine Nebenrolle.
Mein Fazit: Eine ganz wunderbare, tragische Lebensgeschichte, die ich sehr gerne weiterempfehle.
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Melancholische Geschichte, die berührt
Zwei Jungen finden einem Toten im Marschland – und für die Bewohner der nahe gelegenen Stadt steht schnell die vermutliche Täterin fest: Es kann nur die weit weg von der Stadt lebende und von allen isolierte Frau Kya sein, die auch als …
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Melancholische Geschichte, die berührt
Zwei Jungen finden einem Toten im Marschland – und für die Bewohner der nahe gelegenen Stadt steht schnell die vermutliche Täterin fest: Es kann nur die weit weg von der Stadt lebende und von allen isolierte Frau Kya sein, die auch als Marschmädchen bekannt ist. Nach und nach von Eltern und Geschwistern verlassen, lebt sie bereits seit vielen Jahren ganz alleine in einer kleinen Hütte am Meer.
Das Buch ist in zwei Erzählstränge aufgeteilt, was einen sehr guten Lesefluss ermöglicht und die Spannung aufrechterhält – obwohl an sich nicht viel passiert: Die Handlung und damit der erste Erzählstrang beginnt im Jahr 1952 mit der sechsjährigen Kya Clark. Ihre Familie ist sehr arm, lebt von der Rente des Vaters und hat kaum genug zu essen, da der Vater einen Großteil vertrinkt. Die ärmlichen Verhältnisse werden besonders durch die Beschreibungen der Hütte deutlich, die kaum genug Platz für eine Familie bietet. Dieser erste Erzählstrang beschreibt die Kindheit und Jugend Kyas, wie sie lernte in der Marsch zu überleben, alleine zur Frau wurde und wie sie sich verliebte. Besonders gefesselt haben hier die detaillierten Naturbeschreibungen und die dichte Atmosphäre, der immer eine leichte Melancholie anhängt. Allerdings ist die Erzählung auch etwas düster und traurig. Kya ist viel allein, hungrig und oft einsam, auch scheint im Marschland nie die Sonne zu scheinen. Parallel zu der Entwicklung Kyas wird die Geschichte des (vermutlichen) Mordes im Jahr 1969 erzählt.
„Der Gesang der Flusskrebse“ ist ein sehr ruhiges Buch und scheint in einer eigenen kleinen Welt zu spielen, in der politisches Geschehen und Zeitgeschichte keine Bedeutung haben. Lediglich durch einzelne Personen, die von „außen“ in die Handlung eintreten, wird bewusst gemacht, dass es nicht nur das Marschland und seine kleine Stadt gibt. Das macht es einem leicht, tief in die Handlung und in das Buch zu versinken und sich die Landschaftsbeschreibungen vor Auge zu führen. Der Leser fühlt mit Kya, hat Mitleid mit ihr und wünscht ihr von ganzem Herzen, dass sie doch endlich glücklich wird.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch: Gegen Ende (ca. die letzten 100 Seiten) zieht sich das Buch leider etwas in die Länge. Hier werden wiederholt Dinge erzählt und benannt, die dem Leser schon bekannt sind, was dem Lesevergnügen leider einen kleinen Abbruch tut.
Übrigens: Wer hier einen klassischen Krimi erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Zwar gibt es einen (vermutlichen) Mord und das typische Ermittler-Duo, ansonsten fehlen dem Buch jedoch die üblichen Kriminalroman-Züge wie beispielsweise ein kontinuierlicher Spannungsaufbau. „Der Gesang der Flusskrebse“ ist ein Buch für alle, die nicht zwangsläufig eine spannende Handlung erwarten, sondern atmosphärische Naturbeschreibungen schätzen und eine bildhafte Sprache wertlegen.
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Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
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Mit 69 Jahren veröffentlichte Zoologin Delia Owens ihren Debütroman, und ich kann nur sagen: Chapeau!
Die Geschichte stellt eine ungewöhnliche Mischung aus Coming of Age, Krimi, Liebesgeschichte und Nature Writing dar. Und genauso ungewöhnlich ist die Sprache. Owens …
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Mit 69 Jahren veröffentlichte Zoologin Delia Owens ihren Debütroman, und ich kann nur sagen: Chapeau!
Die Geschichte stellt eine ungewöhnliche Mischung aus Coming of Age, Krimi, Liebesgeschichte und Nature Writing dar. Und genauso ungewöhnlich ist die Sprache. Owens erzählt auf ganz eigene Weise, dies ist kein Roman, den man Mal so schnell nebenbei liest. Nein, dieses Buch erfordert ganze Konzentration. Der Leser, der sich darauf einlässt, wird reichlich belohnt. Die Autorin schreibt wunderbar atmosphärisch - ein Begriff der oft leichtfertig benutzt wird, hier hat er seine Berechtigung!
Protagonistin Kya wächst allein im Marschland von North Carolina auf, und den detaillierten Beschreibungen von Flora und Fauna merkt man das biologische Fachwissen der Autorin an. Dabei bleibt die Sprache ungewöhnlich zart, behutsam und dennoch eindringlich.
Aber Owens kann mehr als Landschaftsbeschreibungen: Auch die Charaktere sind hervorragend gelungen, vielschichtig, ungewöhnlich und dennoch glaubwürdig. Auch der Kriminalfall, der in die Geschichte eingebettet ist, braucht keinen Vergleich mit renommierten Autoren zu scheuen: ein guter Spannungsbogen, eine Gerichtsverhandlung, bei der ich förmlich den Atem angehalten habe, und ein überraschender Twist am Ende haben mich aufs Beste unterhalten.
Ein schönes Detail stellt eine Karte mit der Küstenregion dar, in der die Handlung spielt.
Zu guter Letzt möchte ich die hervorragende Übersetzung durch Ulrike Wasel und Klaus Timmermann erwähnen, vielen Dank!
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Antworten 4 von 6 finden diese Rezension hilfreich
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Es tut einem Buch manchmal nicht gut, wenn es zu hymnisch besungen und in eine zu große Tradition gerückt wird. Das war hier der Fall. Ich bin daher mit geradezu immensen Erwartungen an die Lektüre gegangen. Auch wenn ich überwiegend gefesselt war, ist bei mir dennoch nicht der …
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Es tut einem Buch manchmal nicht gut, wenn es zu hymnisch besungen und in eine zu große Tradition gerückt wird. Das war hier der Fall. Ich bin daher mit geradezu immensen Erwartungen an die Lektüre gegangen. Auch wenn ich überwiegend gefesselt war, ist bei mir dennoch nicht der Eindruck eines modernen Klassikers entstanden.
Kya wird von allen nur das Marschmädchen genannt. Ihre Mutter und ihre Geschwister lassen sie mit dem gewalttätigen und trunksüchtigen Vater allein im Marschland zurück. Schon mit sechs Jahren muss Kya weitestgehend für sich selbst sorgen. Sie muss ungewöhnliche Wege finden, Geld zu verdienen und erhält auch keine Schulbildung. Die Natur wird ihr einziges Heil und ihre große Liebe. Lesen lernt sie nur durch einen Kindheitsfreund ihres Bruders. Zwischen den beiden keimen im Laufe der Jahre tiefere Gefühle auf, doch als Tate ans College geht, ist Kya erneut vollkommen allein. In ihrer Einsamkeit verliebt sie sich ausgerechnet in den Frauenheld Chase. Doch dieser liegt eines Morgens tot im Sumpf.
Dass die Autorin Zoologin ist, kommt dem Buch sehr zugute. Die Naturbeschreibungen sind authentisch und eindringlich. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass sich Kyas Kindheit für manchen, der weniger naturverbunden ist als ich, gelegentlich doch ziemlich hinzieht.
Der Roman spielt von Beginn an auf zwei Zeitebenen: Die Leser erleben in einem Erzählstrang Kyas Entwicklung. Der zweite beginnt mit dem Auffinden der Leiche und den darauffolgenden Entwicklungen. Dieser letztere blieb für mich im Vergleich leider sehr an der Oberfläche. Dies setzt sich fort, als die beiden Zeitstränge aufeinandertreffen und Kya zu einer jungen Frau geworden ist. Bis zu diesem Zeitpunkt hat man sehr viel über ihr Innenleben, das sich in der Naturbeschreibung wiederspiegelte, erfahren. Nun läuft die Erzählung einheitlich weiter, erreicht aber nicht mehr die anrührende Tiefe, mit der die Vergangenheit geschildert wurde. Es ist sicher dem Umstand geschuldet, dass so die Spannung über die Auflösung des Kriminalfalls aufrechterhalten werden kann, was auch gelingt. Der Erzählung hat das aber geschadet, da sie damit das Besondere verloren hat.
Die Wahrheit über Chases Tod hat mich persönlich reichlich schockiert und einige moralische Fragen aufgeworfen. Leider kann ich aber auf meinen Kritikpunkt nicht näher eingehen, ohne zu viel zu verraten.
Als Fazit kann ich sagen, dass das Buch für mich durch die eindringliche Schilderung einer Kindheit, die nur durch die Natur vor völliger Einsamkeit bewahrt wird, heraussticht. In der zweiten Hälfte konnte die Autorin jedoch das hohe Niveau leider nicht ganz halten und verschenkt etwas Potential.
Als unnötige und unübliche Bevormung der Leser habe ich den Tick der Übersetzenden empfunden, das gemeine Schimpfwort, das in der Zeit, in der die Geschichte spielt, für Afroamerikaner tragischerweise verwendet wurde, durch Sternchen zu ersetzen. Das steht im Gegensatz zu dem, was die Autorin wollte und spielt die Geschichte sinnlos weich, ohne die Vergangenheit besser machen zu können.
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Meine Meinung:
Welch ein großartiges und inspirierendes Debüt, vielleicht ist "Der Gesang der Flusskrebse" die Neuentdeckung des Jahres 2019 (zumindest für mich)!
Zum einen ist der Schreibstil, der amerikanischen Schriftstellerin Delia Owens wahre Poesie, denn sie …
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Meine Meinung:
Welch ein großartiges und inspirierendes Debüt, vielleicht ist "Der Gesang der Flusskrebse" die Neuentdeckung des Jahres 2019 (zumindest für mich)!
Zum einen ist der Schreibstil, der amerikanischen Schriftstellerin Delia Owens wahre Poesie, denn sie schlägt die leisen und dabei dennoch so aussagekräftigen und starken Töne an, die in einem melodischen Satzgefüge den Leser in eine Handlung versinken lassen, die dabei nicht weniger beeindruckend und bewegend ist !
Die Landschaftsbeschreibungen sind von unterschiedlichen Stimmungen und einer atmosphärischen Dichte geprägt und dabei entsteht eine perfekte Symbiose zu einer einmaligen Handlung. Denn diese ist ein Abbild eine Reflexion über das Menschenbild (der Frau), über das Verständnis von Freiheit und Gerechtigkeit und einfach über und Menschen.
Mein Fazit:
Ein herausragendes Debüt, welches eine literarische Tiefe und Kraft besitzt, wie man es als Leser (leider) nur sehr selten zu lesen bekommt. Ein wichtiges, ein gelungenes Buch!
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Das Marschmädchen von North Carolina
Nachdem ich wiederholt in den sozialen Netzwerken auf das Buch aufmerksam wurde, habe ich bei einem Sonderverkauf ohne zu überlegen zugeschlagen. Ich wollte mir eine eigene Meinung bilden. Obwohl ich trotz medialer Aufmerksamkeit nur bedingt wusste, …
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Das Marschmädchen von North Carolina
Nachdem ich wiederholt in den sozialen Netzwerken auf das Buch aufmerksam wurde, habe ich bei einem Sonderverkauf ohne zu überlegen zugeschlagen. Ich wollte mir eine eigene Meinung bilden. Obwohl ich trotz medialer Aufmerksamkeit nur bedingt wusste, was mich erwarten würde, haben mich sowohl der ungewöhnliche Schauplatz als auch die gewählte Zeit angesprochen.
Der Klappentext in Verbindung mit gemischten Rezensionen hat mich in diesem Fall zwar neugierig gemacht, aber aufgrund seiner poetischen Beschreibung lange zurückgehalten. Zu Unrecht: der Roman fängt die angedeutete Stimmung und Atmosphäre der Marsch gut ein - ohne dass dabei Langeweile aufkommt. Themen wie Einsamkeit, Vertrauen und Familie werden vielschichtig dargestellt.
Der Hauptteil der Geschichte spielt im Zeitraum von 1952 bis 1970: der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt aufgrund der Jahrenzahlen zu Beginn jedes Kapitels. Im Vordergrund steht die Kindheit von Kya, dem Marschmädchen. Trotz unvorstellbarer Grausamkeiten wird sie unter ihrem Geburtsnamen Catherine Danielle Clark zu einer Legende… Im zweiten Handlungsstrang folgt der Lesen den Ermittlungen im Mord eines jungen Mannes im Jahre 1969.
Ich mochte die unterschwellige Spannung, wollte wissen wie die Ereignisse zusammenhängen und wie es Kya ergeht. Der Roman ist eine vielschichtige Studie über die Gesellschaft und das Leben im Süden der USA. Neben naturgetreuen Beschreibungen der Flora und Fauna sind es die menschlichen Details, welche mich berührt haben. (z.B. die Verkäuferin, die Kya in ihrer Kindheit zu viel Wechselgeld gegeben hat)
Da ich weitestgehend ohne Erwartungen an das Buch herangegangen bin, war ich positiv überrascht und empfehle es gern weiter. Der Punktabzug resultiert der etwas zu stark durchblickenden Konstruktion der Handlung. (z.B. einige zu glückliche Zufälle oder gezielt ausbleibende Einblicke bei der Mordermittlung)
Das Ende war für mich teils unerwartet, teils überraschend. Begleiten Sie Kya auf ihrem Weg…bis dahin, wo die Flusskrebse singen
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Zum Inhalt:
Kyas Mutter verschwindet als sie sechs ist, einige Jahre später verschwindet ihr Vater auch noch und so wird sie völlig allein im Marschland groß und muss sich irgendwie durchschlagen. Jahre später stirbt Chase durch einen Sturz von einem Turm und prompt wird Kya, …
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Zum Inhalt:
Kyas Mutter verschwindet als sie sechs ist, einige Jahre später verschwindet ihr Vater auch noch und so wird sie völlig allein im Marschland groß und muss sich irgendwie durchschlagen. Jahre später stirbt Chase durch einen Sturz von einem Turm und prompt wird Kya, das sonderbare Marschmädchen verdächtigt.
Meine Meinung:
Eigentlich kann man in der Inhaltsbeschreibung dem Buch kaum gerecht werden, da das Buch soviel mehr als das ist. Es ist der Weg eines einsamen Mädchens, dass auf sich allein gestellt ein unglaubliches Leben führt und einerseits so verschlossen, andererseits so offen ist. Ihre Entwicklung wird so eindringlich und gut beschrieben, dass es einen berührt und mitfühlen lässt. Der Schreibstil ist extrem gut und das Buch liest sich so flott weg, dass es kaum zu glauben ist. Mich hat das Buch ungeheuer und ich fand es einfach nur schön.
Fazit:
Beeindruckendes Debüt.
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Bildgewaltig und berührend
„Der Gesang der Flusskrebse“ ist der gelungene Debütroman der Autorin und Zoologin Delia Owens.
Als Kya Clark sechs Jahre alt ist, verlässt ihre Mutter sie und ihre Familie. Ihr Vater ist ein Kriegsveteran, der gewaltätig ist, trinkt …
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Bildgewaltig und berührend
„Der Gesang der Flusskrebse“ ist der gelungene Debütroman der Autorin und Zoologin Delia Owens.
Als Kya Clark sechs Jahre alt ist, verlässt ihre Mutter sie und ihre Familie. Ihr Vater ist ein Kriegsveteran, der gewaltätig ist, trinkt und sich oft wochenlang nicht blicken lässt. Auch Kyas Geschwister verlassen einer nach dem Anderen das heruntergekommene Haus im Marschland. Von den Einwohnern der angrenzenden Stadt Barkley Cove hat sie keine Hilfe zu erwarten. Diese reden nur abfällig - als das Marschmädchen - über sie. Aber Kya ist clever, lernt sich selbst zu helfen und weiß eine Menge über die Natur und die Tiere. Als Chase Andrews stirbt, steht für die Bewohner von Barkley Cove direkt fest, dass Kya daran Schuld sein muss.
Der Schreibstil der Autorin liest sich ausgesprochen angenehm und flüssig. Durch leicht verständliche Worte und bildgewaltige Sätze versteht sie es zu fesseln. Sie erzählt im Wechsel aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Es gibt einen Zeitstrang in der Vergangenheit im Jahr 1952 als Kyas Mutter die Familie verlassen hat und den im Jahr 1969 als die Leiche von Chase Andrews entdeckt wurde. Durch diesen Wechsel wird eine Spannung aufgebaut, die es mir schwer gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen.
Mit Kya hat Delia Owens eine sehr sympathische, wilde und gleichzeitig zurückhaltende Protagonistin geschaffen, die man einfach mögen muss und deren Leben durch ihre Einsamkeit berührt. Auch die Nebencharaktere werden authentisch dargestellt.
Mich hat das Buch berührt und gefesselt. Die intensive, bildgewaltige Sprache hat mich einfach gepackt und ich bin schon sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin.
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