
© Rafaela Pröll / Suhrkamp Verlag
Robert Menasse
Autorenporträt Robert Menasse
Kaum jemand ist mehr dafür bestimmt, einen Roman über die Europäische Union zu schreiben, als der Österreicher Robert Menasse. Seit mehr als zehn Jahren setzt er sich in Essays, politischen Diskussionen und Reden mit der EU intensiv auseinander. Am 21. März 2017 hielt Robert Menasse die Festrede zum 60. Geburtstag der Römischen Verträge im Europäischen Parlament, in der er die konsequente Überwindung der Nationalstaaten forderte. Bereits 2012 erschien "Der europäische Landbote", ein leidenschaftliches Traktat, in dem er sich für ein Europa einsetzt, das ohne Nationalstaaten auskommt, ein Europa der vielen Regionen. Eine Zeitlang hatte Menasse einen Zweitwohnsitz in Brüssel.
Menasse wurde am 21. Juni 1953 in Wien geboren, wo er auch aufwuchs. Er studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft. 1980 promovierte er mit einer Arbeit zu dem Thema "Der Typus des Außenseiters im Literaturbetrieb". Im Jahr 1988 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Sinnliche Gewissheit", den ersten Teil seiner "Trilogie der Entgeisterung", in der er Hegels "Phänomenologie des Geistes", in welcher der Autor von einer Entwicklung des menschlichen Bewusstseins zu einem allumfassenden Geist ausgeht, umzudrehen sucht, um stattdessen eine regressive Entwicklung zu postulieren. 1991 folgte der Roman "Selige Zeiten, brüchige Welt", 1995 schließlich der Roman "Schubumkehr", mit dem Menasse einem breiten Publikum bekannt wurde.
Im Jahr 2001 erschien der Familienroman "Die Vertreibung aus der Hölle", in dem Menasse die Geschichte seines entfernten Verwandten Rabbi Samuel Menasse aus dem Amsterdam des 17. Jahrhunderts mit einer Geschichte aus den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhundert verknüpfte. 2007 folgte der Roman "Don Juan de la Mancha", der aus dem fiktiven Leben des Zeitungsredakteurs Nathan und von einer Generation erzählt, die in den siebziger Jahren mit der Vorstellung der sexuellen Revolution aufgewachsen ist.
In seinen Essays setzt sich Menasse immer wieder auf kritisch-ironische Weise mit dem politischen Geschehen, mit Geschichte und Literatur auseinander. Seit 2005 arbeitet er verstärkt zu EU- und Globalisierungsthemen. Menasse ist engagierter Europäer. "Es gibt derzeit keinen deutschsprachigen Autor", schreibt "Der Tagesspiegel", "der sich wie er so entschieden für die Stärkung des europäischen Einigungsprojekts einsetzt."
Robert Menasse lebt heute hauptsächlich in Wien. Er ist der Halbbruder der Journalistin und Schriftstellerin Eva Menasse.
Kaum jemand ist mehr dafür bestimmt, einen Roman über die Europäische Union zu schreiben, als der Österreicher Robert Menasse. Seit mehr als zehn Jahren setzt er sich in Essays, politischen Diskussionen und Reden mit der EU intensiv auseinander. Am 21. März 2017 hielt Robert Menasse die Festrede zum 60. Geburtstag der Römischen Verträge im Europäischen Parlament, in der er die konsequente Überwindung der Nationalstaaten forderte. Bereits 2012 erschien "Der europäische Landbote", ein leidenschaftliches Traktat, in dem er sich für ein Europa einsetzt, das ohne Nationalstaaten auskommt, ein Europa der vielen Regionen. Eine Zeitlang hatte Menasse einen Zweitwohnsitz in Brüssel.
Menasse wurde am 21. Juni 1953 in Wien geboren, wo er auch aufwuchs. Er studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft. 1980 promovierte er mit einer Arbeit zu dem Thema "Der Typus des Außenseiters im Literaturbetrieb". Im Jahr 1988 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Sinnliche Gewissheit", den ersten Teil seiner "Trilogie der Entgeisterung", in der er Hegels "Phänomenologie des Geistes", in welcher der Autor von einer Entwicklung des menschlichen Bewusstseins zu einem allumfassenden Geist ausgeht, umzudrehen sucht, um stattdessen eine regressive Entwicklung zu postulieren. 1991 folgte der Roman "Selige Zeiten, brüchige Welt", 1995 schließlich der Roman "Schubumkehr", mit dem Menasse einem breiten Publikum bekannt wurde.
Im Jahr 2001 erschien der Familienroman "Die Vertreibung aus der Hölle", in dem Menasse die Geschichte seines entfernten Verwandten Rabbi Samuel Menasse aus dem Amsterdam des 17. Jahrhunderts mit einer Geschichte aus den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhundert verknüpfte. 2007 folgte der Roman "Don Juan de la Mancha", der aus dem fiktiven Leben des Zeitungsredakteurs Nathan und von einer Generation erzählt, die in den siebziger Jahren mit der Vorstellung der sexuellen Revolution aufgewachsen ist.
In seinen Essays setzt sich Menasse immer wieder auf kritisch-ironische Weise mit dem politischen Geschehen, mit Geschichte und Literatur auseinander. Seit 2005 arbeitet er verstärkt zu EU- und Globalisierungsthemen. Menasse ist engagierter Europäer. "Es gibt derzeit keinen deutschsprachigen Autor", schreibt "Der Tagesspiegel", "der sich wie er so entschieden für die Stärkung des europäischen Einigungsprojekts einsetzt."
Robert Menasse lebt heute hauptsächlich in Wien. Er ist der Halbbruder der Journalistin und Schriftstellerin Eva Menasse.
Brüsseler Panorama mit Schwein: "Die Hauptstadt" von Robert Menasse
Da läuft ein Schwein! Mitten in Brüssel! In einem lächerlichen Galopp, die kurzen vor- und zurückschwingenden Beinchen unter dem runden schweren Körper, rennt ein verdrecktes, aber eindeutig rosa Hausschwein durch die Gassen des Zentrums. Es hat "etwas Irres, etwas Bedrohliches". Mit einem quietschenden Keuchen ist es auf der Flucht. Aber wovor? Vor dem rätselhaften Mord, der im "Hotel Atlas" passiert ist? Vor den Plänen der Europäischen Union zum Fleischhandel? Woher kommt dieses Schwein? Und wieso steht es…mehr
Da läuft ein Schwein! Mitten in Brüssel! In einem lächerlichen Galopp, die kurzen vor- und zurückschwingenden Beinchen unter dem runden schweren Körper, rennt ein verdrecktes, aber eindeutig rosa Hausschwein durch die Gassen des Zentrums. Es hat "etwas Irres, etwas Bedrohliches". Mit einem quietschenden Keuchen ist es auf der Flucht. Aber wovor? Vor dem rätselhaften Mord, der im "Hotel Atlas" passiert ist? Vor den Plänen der Europäischen Union zum Fleischhandel? Woher kommt dieses Schwein? Und wieso steht es…mehr
Brüsseler Panorama mit Schwein: "Die Hauptstadt" von Robert Menasse
Da läuft ein Schwein! Mitten in Brüssel! In einem lächerlichen Galopp, die kurzen vor- und zurückschwingenden Beinchen unter dem runden schweren Körper, rennt ein verdrecktes, aber eindeutig rosa Hausschwein durch die Gassen des Zentrums. Es hat "etwas Irres, etwas Bedrohliches". Mit einem quietschenden Keuchen ist es auf der Flucht. Aber wovor? Vor dem rätselhaften Mord, der im "Hotel Atlas" passiert ist? Vor den Plänen der Europäischen Union zum Fleischhandel? Woher kommt dieses Schwein? Und wieso steht es nun da? Mit dem aufgescheuchten Borstentier, einer Miniatur-Groteske, beginnt der österreichische Autor Robert Menasse seinen fulminanten Roman "Die Hauptstadt" über die europäische Metropole Brüssel und die Europäische Union.
Im Universum Brüssel herrscht nicht nur in der Innenstadt rege Betriebsamkeit, sondern vor allem auch in den Büros der EU. Die Romanhandlung dreht sich hauptsächlich um die Planungen des bevorstehenden Jubiläums der Europäischen Kommission. Das Kulturressort ist beauftragt, ein "Big Jubilee Project" ins Leben zu rufen, mit dem das lädierte Image der Kommission aufpoliert werden soll. Fenia Xenopoulou, Leiterin des Kulturressorts, fordert ihren Mitarbeiter Martin Susman auf, ein Konzept für das Projekt zu entwerfen. Sie stimmt zu, als dieser die kuriose Idee hat, den Geburtstag als Gedenktag für Auschwitz zu inszenieren und ausgerechnet die letzten KZ-Überlebenden als Zeugen für den Ursprungsgedanken der EU aufzubieten. Ein Plan, der schnell von den erfahrenen Spitzenbeamten verworfen wird. Derweil soll Kommissar Brunfaut die Ermittlungen am Mord im "Hotel Atlas" einstellen - aus politischen Gründen.
Wer den neuen Roman Menasses liest, will ihn nicht mehr aus den Händen legen. Denn er erzählt äußerst kenntnisreich und unterhaltsam aus dem Innenleben der EU und zeigt, wie deren Vertretern mit nationalen Interessen kämpfen. Die Biografien der Protagonisten werden von Menasse fein gezeichnet und über mehrere historische Ebenen in die unterschiedlichen EU-Länder verfolgt.
Da ist beispielsweise die aus Zypern stammende Griechin Fenia Xenopoulou, die sich überhaupt nicht für ihr eigenes Ressort, die Kultur, interessiert, sondern dieses vor allem als Sprungbrett in das einflussreichere Handelsressort sieht. Dabei soll ihr der deutsche Liebhaber Kai-Uwe Frigge helfen. Ihr Mitarbeiter, der Österreicher Susman, liegt derweil im Konflikt mit seinem Bruder Florian, dem Vertreter eines Interessenverbandes der Fleischindustrie, der wiederum seine familiären Verbindungen nutzen will, um Einfluss zu bekommen. Der polnische Auftragskiller Mateusz Oswiecki hat in seiner Familiengeschichte drei Generationen von Widerstandskämpfern und den flämischen KZ-Überlebenden David de Fried, der in einem Seniorenheim der Demenz entgegendämmert. Nicht zuletzt ist da der emeritierte Wirtschaftswissenschaftler Dr. Alois Erhart, der sich in einem skurrilen Thinktankfür die Gründung einer europäischen Hauptstadt einsetzt - in Auschwitz! Ein Vorschlag, mit dem sich der EU-Utopist ganz bewusst ins Abseits manövriert.
Von einem misstrauischen, von einer schweren Krankheit geplagten Kommissar, der am System zweifelt, über die karrierebewusste Leiterin des Kulturressorts bis hin zum Holocaust-Überlebenden zeigt Menasse seine Protagonisten als Menschen, die zwar in Brüssel leben, jedoch in unterschiedlichen Parallelwelten. Er zeigt sie mit all ihren Gedanken, Motivationen und Lebensentwürfen und verbindet diese brillant zu einem großen Panorama des Lebens in Brüssel und in der supranationalen Verwaltung der Europäischen Union. Von der Kritik wurde Menasses Roman bereits einhellig gefeiert. So lobt ihn "Die Zeit" als "elegant geschriebenen, fabelhaft gebauten, pointen- und gedankenreichen Roman" und "Der Tagesspiegel" nennt ihn gar "einen der bestgeschriebenen Romane der Gegenwart."
Da läuft ein Schwein! Mitten in Brüssel! In einem lächerlichen Galopp, die kurzen vor- und zurückschwingenden Beinchen unter dem runden schweren Körper, rennt ein verdrecktes, aber eindeutig rosa Hausschwein durch die Gassen des Zentrums. Es hat "etwas Irres, etwas Bedrohliches". Mit einem quietschenden Keuchen ist es auf der Flucht. Aber wovor? Vor dem rätselhaften Mord, der im "Hotel Atlas" passiert ist? Vor den Plänen der Europäischen Union zum Fleischhandel? Woher kommt dieses Schwein? Und wieso steht es nun da? Mit dem aufgescheuchten Borstentier, einer Miniatur-Groteske, beginnt der österreichische Autor Robert Menasse seinen fulminanten Roman "Die Hauptstadt" über die europäische Metropole Brüssel und die Europäische Union.
Im Universum Brüssel herrscht nicht nur in der Innenstadt rege Betriebsamkeit, sondern vor allem auch in den Büros der EU. Die Romanhandlung dreht sich hauptsächlich um die Planungen des bevorstehenden Jubiläums der Europäischen Kommission. Das Kulturressort ist beauftragt, ein "Big Jubilee Project" ins Leben zu rufen, mit dem das lädierte Image der Kommission aufpoliert werden soll. Fenia Xenopoulou, Leiterin des Kulturressorts, fordert ihren Mitarbeiter Martin Susman auf, ein Konzept für das Projekt zu entwerfen. Sie stimmt zu, als dieser die kuriose Idee hat, den Geburtstag als Gedenktag für Auschwitz zu inszenieren und ausgerechnet die letzten KZ-Überlebenden als Zeugen für den Ursprungsgedanken der EU aufzubieten. Ein Plan, der schnell von den erfahrenen Spitzenbeamten verworfen wird. Derweil soll Kommissar Brunfaut die Ermittlungen am Mord im "Hotel Atlas" einstellen - aus politischen Gründen.
Wer den neuen Roman Menasses liest, will ihn nicht mehr aus den Händen legen. Denn er erzählt äußerst kenntnisreich und unterhaltsam aus dem Innenleben der EU und zeigt, wie deren Vertretern mit nationalen Interessen kämpfen. Die Biografien der Protagonisten werden von Menasse fein gezeichnet und über mehrere historische Ebenen in die unterschiedlichen EU-Länder verfolgt.
Da ist beispielsweise die aus Zypern stammende Griechin Fenia Xenopoulou, die sich überhaupt nicht für ihr eigenes Ressort, die Kultur, interessiert, sondern dieses vor allem als Sprungbrett in das einflussreichere Handelsressort sieht. Dabei soll ihr der deutsche Liebhaber Kai-Uwe Frigge helfen. Ihr Mitarbeiter, der Österreicher Susman, liegt derweil im Konflikt mit seinem Bruder Florian, dem Vertreter eines Interessenverbandes der Fleischindustrie, der wiederum seine familiären Verbindungen nutzen will, um Einfluss zu bekommen. Der polnische Auftragskiller Mateusz Oswiecki hat in seiner Familiengeschichte drei Generationen von Widerstandskämpfern und den flämischen KZ-Überlebenden David de Fried, der in einem Seniorenheim der Demenz entgegendämmert. Nicht zuletzt ist da der emeritierte Wirtschaftswissenschaftler Dr. Alois Erhart, der sich in einem skurrilen Thinktankfür die Gründung einer europäischen Hauptstadt einsetzt - in Auschwitz! Ein Vorschlag, mit dem sich der EU-Utopist ganz bewusst ins Abseits manövriert.
Von einem misstrauischen, von einer schweren Krankheit geplagten Kommissar, der am System zweifelt, über die karrierebewusste Leiterin des Kulturressorts bis hin zum Holocaust-Überlebenden zeigt Menasse seine Protagonisten als Menschen, die zwar in Brüssel leben, jedoch in unterschiedlichen Parallelwelten. Er zeigt sie mit all ihren Gedanken, Motivationen und Lebensentwürfen und verbindet diese brillant zu einem großen Panorama des Lebens in Brüssel und in der supranationalen Verwaltung der Europäischen Union. Von der Kritik wurde Menasses Roman bereits einhellig gefeiert. So lobt ihn "Die Zeit" als "elegant geschriebenen, fabelhaft gebauten, pointen- und gedankenreichen Roman" und "Der Tagesspiegel" nennt ihn gar "einen der bestgeschriebenen Romane der Gegenwart."