Rafik Schami
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Die Geheime Mission des Kardinals (Ungekürzt) (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 917 Min.
Sprecher: Tarrach, Jürgen; Schenk, Udo
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Der neue Roman von Rafik Schami - Spannender als ein Krimi! Ein italienischer Kardinal, eine geheime Mission, ein Mord in Damaskus. Die italienische Botschaft in Damaskus bekommt 2010 ein Fass mit Olivenöl geliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi will das Verbrechen aufklären; Mancini, ein Kollege aus Rom, unterstützt ihn und wird sein Freund. Auf welcher geheimen Mission war der Kardinal unterwegs? Bei ihrer Ermittlung südlich von Aleppo fallen die beiden Kommissare in die Hände bewaffneter Islamisten... Große Sommerlesung des ARD Radiofestivals. Eine Produktion der...
Der neue Roman von Rafik Schami - Spannender als ein Krimi! Ein italienischer Kardinal, eine geheime Mission, ein Mord in Damaskus. Die italienische Botschaft in Damaskus bekommt 2010 ein Fass mit Olivenöl geliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi will das Verbrechen aufklären; Mancini, ein Kollege aus Rom, unterstützt ihn und wird sein Freund. Auf welcher geheimen Mission war der Kardinal unterwegs? Bei ihrer Ermittlung südlich von Aleppo fallen die beiden Kommissare in die Hände bewaffneter Islamisten... Große Sommerlesung des ARD Radiofestivals. Eine Produktion der ARD-Kulturradios. Rafik Schami zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern deutscher Sprache. Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren und lebt seit 1971 in Deutschland. 1979 promovierte er im Fach Chemie. Seine Werke wurden in 32 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet u.a. mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis, dem Hermann-Hesse-Preis, dem Prix de Lecture und dem Hans-Erich-Nossack-Preis. Heute lebt er in der Pfalz.
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Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren und lebt seit 1971 in Deutschland. Sein umfangreiches Werk wurde in 35 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so u.a. mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Preis 'Gegen Vergessen - Für Demokratie', dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis, der Carl-Zuckmayer-Medaille und zuletzt der Grimm-Bürgerdozentur. Im Hanser Kinder- und Jugendbuch erschien u.a. 'Das ist kein Papagei' (illustriert von Wolf Erlbruch, 1994), 'Die Sehnsucht der Schwalbe' (2000), 'Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm' (2003, illustriert von Ole Könnecke), 'Der Kameltreiber von Heidelberg' (2006, illustriert von Henrike Wilson), 'Das Herz der Puppe' (2012, illustriert von Kathrin Schärer), 'Meister Marios Geschichte' (2013, illustriert von Anja Maria Eisen), 'Elisa oder Die Nacht der Wünsche' (2019, illustriert von Gerda Raidt); im Erwachsenenprogramm des Verlages 'Die dunkle Seite der Liebe' (Roman, 2004), 'Das Geheimnis des Kalligraphen' (Roman, 2008), 'Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte' (2011), 'Sophia oder Der Anfang aller Geschichten' (Roman, 2015), 'Die geheime Mission des Kardinals' (Roman, 2019), 'Mein Sternzeichen ist der Regenbogen' (2021) und 'Wenn du erzählst, erblüht die Wüste' (Roman, 2023).

© by root leeb
Produktdetails
- Verlag: SAGA Egmont
- Gesamtlaufzeit: 917 Min.
- Erscheinungstermin: 22. Juli 2019
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9788726225266
- Artikelnr.: 57142117
© BÜCHERmagazin, Margarete von Schwarzkopf (mvs)
Das große Fressen auf der Ölspur
Rafik Schami schickt einen Kommissar ins politisch explosive Vorkriegs-Syrien: Als Krimi etwas lahm, als landeskundliche Liebeserklärung aber märchenhaft spannend
Syrien ist eine Wunde, ein einfach nicht heilendes Mal gleich über dem Herzen aller leidenden Liebhaber des Vorderen Orients. Damaskus, Aleppo, Idlib, stolze, uralte Schönheiten, in den Staub gedrückt durch gewaltsames Machtstreben von allen Seiten. Nach Jahrzehnten des diktatorischen Absolutismus ("Wir sind bis in die kleinste Zelle der Gesellschaft hinein terrorisiert und korrumpiert"), nach acht Jahren eines selbstzerstörerischen Bürgerkriegs, der viele Paten und Nutznießer hat ("Was aber ist der Islamismus anderes als
Rafik Schami schickt einen Kommissar ins politisch explosive Vorkriegs-Syrien: Als Krimi etwas lahm, als landeskundliche Liebeserklärung aber märchenhaft spannend
Syrien ist eine Wunde, ein einfach nicht heilendes Mal gleich über dem Herzen aller leidenden Liebhaber des Vorderen Orients. Damaskus, Aleppo, Idlib, stolze, uralte Schönheiten, in den Staub gedrückt durch gewaltsames Machtstreben von allen Seiten. Nach Jahrzehnten des diktatorischen Absolutismus ("Wir sind bis in die kleinste Zelle der Gesellschaft hinein terrorisiert und korrumpiert"), nach acht Jahren eines selbstzerstörerischen Bürgerkriegs, der viele Paten und Nutznießer hat ("Was aber ist der Islamismus anderes als
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ein Aberglaube, an dem Millionen heimlich oder offen hängen?"), fehlt selbst den visionärsten Beobachtern wie dem aus Damaskus stammenden, seit einem halben Jahrhundert in Deutschland lebenden Rafik Schami jede Hoffnung auf eine friedliche Zukunft des Landes. Vielleicht auch deshalb schickt er seine Protagonisten nun in den Februar 2011 zurück, unmittelbar vor Ausbruch der Proteste gegen Machthaber Baschar al Assad, als wenigstens die Häuser noch standen und so etwas wie geduckter Alltag möglich schien.
Dass die politische Situation bereits damals hochkomplex und explosiv war, wird schnell deutlich, denn der aufrechte, kurz vor der Pensionierung stehende, seit dem frühen Tod seiner Frau melancholische, aber der Liebe noch nicht ganz abgeneigte Kommissar Barudi, ein Christ, der den brutalen Mord an einem italienischen Kardinal aufklären soll, muss zunächst einmal wichtige Verbündete finden, um in einem Land mit nahezu allmächtigem, raffiniertem Geheimdienst überhaupt ermitteln zu dürfen. Das gelingt ihm, indem er die Botschaften Italiens und des Vatikans mit ins Boot holt. Bald gilt die Aufklärung der Tat als Staatsaktion, schließlich braucht Syrien gute Beziehungen nach Westen. Berlusconis Italien schickt zur Verstärkung (und Absicherung) einen eigenen Kommissar nach Damaskus, den perfekt Damaszener Arabisch sprechenden Marco Mancini.
Während die schnell zu Freunden werdenden Polizisten sich in zahllosen Unterhaltungen über die vom Aberglauben bis zur Korruption einander häufig ähnelnden Sitten ihrer Länder austauschen, rekonstruieren sie, was der Kardinal eigentlich in Syrien zu suchen hatte. Die offizielle Version der geheimen Mission ist bald entschlüsselt: Der abgeklärte Geistliche sollte einen zwar muslimischen, aber Jesus verehrenden "Bergheiligen" im Norden des Landes hinsichtlich seiner vielfach bezeugten Heilkräfte überprüfen, denn mächtige Interessenten innerhalb des Vatikans machten sich für dessen Anerkennung als Heiliger stark. Die im Norden sich ausbreitenden Islamisten könnten daher etwas mit dem Angriff zu tun haben, aber ein Motiv ließe sich auch anders finden. Diese Anlage des Romans erlaubt es dem Autor, mühelos und anhand wahrer Schauplätze wie des jesuitischen Klosters Dair Mar Musa al-Habaschi (der leitende Pater wurde vor sechs Jahren vom IS verschleppt) zum metaphysischen Überbau des multikonfessionellen Landes vorzustoßen. Islamische, alawitische und christliche Perspektiven treten dabei miteinander ins Gespräch. Der Geheimdienst hört mit.
Hier blüht der Autor auf, lässt sein aufgeklärtes Alter Ego in Tagebuchnotizen und Dialogen Kritik am autoritären Islam (etwa an der Verschleierung: "tiefste Stufe dieser Niederlage") ebenso üben wie am Pakt der Alawiten mit der Macht und an der Überheblichkeit des römischen Klerus. So wird die Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. zum Thema: Der ermordete Kardinal hatte den unklug scharfen Papstworten im Jahr 2006 widersprochen, was den Anhängern Mohammeds doch gefallen müsste.
Dass jedoch alle Beteiligten vom Scheich bis zum Mafiaboss offenherzig ihre jeweiligen Ansichten ausbreiten, führt nicht nur zu ziemlich papiernen Dialogen, sondern auch zu einem Glaubwürdigkeitsproblem, das beinahe alle Figuren außer dem Protagonisten betrifft. Besonders konstruiert wirkt ein junger, mit Barudi auf spezielle Weise verbundener Islamist, der als Emir eine bedeutende Position in der Hierarchie des Terrors einnimmt und zugleich durchdrungen sein soll von fast kindlichem Gerechtigkeitssinn. Selbst hier, soll das heißen, zähle der Einzelfall.
Wir kennen Barudi bereits aus dem großen westöstlichen Epos "Die dunkle Seite der Liebe" (2004). Während aber das kriminalistische Element in diesem Roman ganz zurücktrat zugunsten einer vielschichtig ornamental erzählten "Romeo und Julia"-Parabel vor syrischem Sippen-Tableau, erhebt Schami diesmal die - wenn auch letztlich aufgrund des inneren Widerspruchs (es gibt nichts Wahres im Falschen) zerstiebende - Kriminalhandlung tatsächlich zum Romangerüst. Und das war keine sonderlich gute Idee, denn als Krimi liest sich das von Abschweifung zu Abschweifung eilende, kaum wirkliche Überraschungen bereithaltende und stilistisch leicht onkelhafte Werk ("Er rief sie kurz vor acht an, wie immer mit einem Scherz auf den Lippen") doch eher mühselig. Alles dauert ewig.
Freilich ist es dem für seine narrative Sinnlichkeit bekannten Autor auch mehr darum zu tun, ein bei aller Zerrissenheit lebendiges Vorkriegssyrien auferstehen zu lassen, ein Land der Kaffeehausschwärmer und Schlitzohren, auch der Doppelmoral, des Opportunismus und der Brutalität. Sinnlichkeit, das heißt hier Farbenspiel, scheherazadeartiges Erzählen zum Anfassen und Liebe in allen Spielarten, auch und gerade der verzweifelten und der körperlichen. Mehr als alles andere aber geht Sinnlichkeit bei Rafik Schami durch den Magen. Literweise schlürfen die Protagonisten Kardamom-Mokka und Wein (wir befinden uns meist unter Christen), unablässig wird gemampft. Ganze Wagenladungen von Hummus verdrücken die Hauptfiguren. Wer sich liebt, bekocht sich. Dazu passt, dass das Mordopfer in Olivenöl eingelegt aufgefunden wurde und dass noch die letzten Sätze des Buches von unbändigem Hunger handeln.
Es reicht mitunter bis an die Grenze der Parodie, wenn jeder zehnte Satz sich in Gastroführerhymnik auf leibliche Genüsse bezieht, wenn selbst unter widrigsten Bedingungen immer wieder der Appetit des Kommissars thematisiert wird, wenn ein Mann beim Falafelverputzen "stöhnte vor Genuss" oder der italienische Gast im "Imbiss Sindbad" durch Geschmacksnervenkitzel "einem Orgasmus" nahe kommt. Man versteht dabei schnell, was man verstehen soll. Etwa, dass das Essen in arabischen Ländern eine noch größere soziale Bedeutung hat als in Italien. Dass die damit eng verwandte Gastfreundschaft eine der höchsten Tugenden in der arabischen Kultur ist. Auch deshalb ist Barudi, ein Stoiker der Werte, so sehr daran interessiert, der Ölspur zu folgen und den Mord an einem Gast aufzuklären - kurz bevor das ganze Land einem bis heute anhaltenden Mordrausch verfällt.
Der Bergheilige, der sogar seine Fürze als Heilmittel verkauft, ist übrigens ein gerissener Knilch. Er hat als Scharlatan allerlei Wandlungen durchgemacht, mal animalische Lust gepredigt, dann wieder Enthaltsamkeit, und er hat sich stets mit den Mächtigen arrangiert. Den Ungebildeten flunkerte er vor, er müsse die Bräute vor der Brautnacht innerlich reinigen: Die Menge brachte ihm ihre Jungfrauen. Damit hat Rafik Schami denn doch ein recht gelungenes Sinnbild für jene Sorte entrückter Machthaber geschaffen, die gerade in arabischen Gesellschaften so prächtig zu gedeihen scheinen. Auch sie haben Appetit. Sie fressen die Hoffnung und die Würde.
OLIVER JUNGEN
Rafik Schami: "Die geheime Mission des Kardinals". Roman.
Hanser Verlag, München 2019. 432 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass die politische Situation bereits damals hochkomplex und explosiv war, wird schnell deutlich, denn der aufrechte, kurz vor der Pensionierung stehende, seit dem frühen Tod seiner Frau melancholische, aber der Liebe noch nicht ganz abgeneigte Kommissar Barudi, ein Christ, der den brutalen Mord an einem italienischen Kardinal aufklären soll, muss zunächst einmal wichtige Verbündete finden, um in einem Land mit nahezu allmächtigem, raffiniertem Geheimdienst überhaupt ermitteln zu dürfen. Das gelingt ihm, indem er die Botschaften Italiens und des Vatikans mit ins Boot holt. Bald gilt die Aufklärung der Tat als Staatsaktion, schließlich braucht Syrien gute Beziehungen nach Westen. Berlusconis Italien schickt zur Verstärkung (und Absicherung) einen eigenen Kommissar nach Damaskus, den perfekt Damaszener Arabisch sprechenden Marco Mancini.
Während die schnell zu Freunden werdenden Polizisten sich in zahllosen Unterhaltungen über die vom Aberglauben bis zur Korruption einander häufig ähnelnden Sitten ihrer Länder austauschen, rekonstruieren sie, was der Kardinal eigentlich in Syrien zu suchen hatte. Die offizielle Version der geheimen Mission ist bald entschlüsselt: Der abgeklärte Geistliche sollte einen zwar muslimischen, aber Jesus verehrenden "Bergheiligen" im Norden des Landes hinsichtlich seiner vielfach bezeugten Heilkräfte überprüfen, denn mächtige Interessenten innerhalb des Vatikans machten sich für dessen Anerkennung als Heiliger stark. Die im Norden sich ausbreitenden Islamisten könnten daher etwas mit dem Angriff zu tun haben, aber ein Motiv ließe sich auch anders finden. Diese Anlage des Romans erlaubt es dem Autor, mühelos und anhand wahrer Schauplätze wie des jesuitischen Klosters Dair Mar Musa al-Habaschi (der leitende Pater wurde vor sechs Jahren vom IS verschleppt) zum metaphysischen Überbau des multikonfessionellen Landes vorzustoßen. Islamische, alawitische und christliche Perspektiven treten dabei miteinander ins Gespräch. Der Geheimdienst hört mit.
Hier blüht der Autor auf, lässt sein aufgeklärtes Alter Ego in Tagebuchnotizen und Dialogen Kritik am autoritären Islam (etwa an der Verschleierung: "tiefste Stufe dieser Niederlage") ebenso üben wie am Pakt der Alawiten mit der Macht und an der Überheblichkeit des römischen Klerus. So wird die Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. zum Thema: Der ermordete Kardinal hatte den unklug scharfen Papstworten im Jahr 2006 widersprochen, was den Anhängern Mohammeds doch gefallen müsste.
Dass jedoch alle Beteiligten vom Scheich bis zum Mafiaboss offenherzig ihre jeweiligen Ansichten ausbreiten, führt nicht nur zu ziemlich papiernen Dialogen, sondern auch zu einem Glaubwürdigkeitsproblem, das beinahe alle Figuren außer dem Protagonisten betrifft. Besonders konstruiert wirkt ein junger, mit Barudi auf spezielle Weise verbundener Islamist, der als Emir eine bedeutende Position in der Hierarchie des Terrors einnimmt und zugleich durchdrungen sein soll von fast kindlichem Gerechtigkeitssinn. Selbst hier, soll das heißen, zähle der Einzelfall.
Wir kennen Barudi bereits aus dem großen westöstlichen Epos "Die dunkle Seite der Liebe" (2004). Während aber das kriminalistische Element in diesem Roman ganz zurücktrat zugunsten einer vielschichtig ornamental erzählten "Romeo und Julia"-Parabel vor syrischem Sippen-Tableau, erhebt Schami diesmal die - wenn auch letztlich aufgrund des inneren Widerspruchs (es gibt nichts Wahres im Falschen) zerstiebende - Kriminalhandlung tatsächlich zum Romangerüst. Und das war keine sonderlich gute Idee, denn als Krimi liest sich das von Abschweifung zu Abschweifung eilende, kaum wirkliche Überraschungen bereithaltende und stilistisch leicht onkelhafte Werk ("Er rief sie kurz vor acht an, wie immer mit einem Scherz auf den Lippen") doch eher mühselig. Alles dauert ewig.
Freilich ist es dem für seine narrative Sinnlichkeit bekannten Autor auch mehr darum zu tun, ein bei aller Zerrissenheit lebendiges Vorkriegssyrien auferstehen zu lassen, ein Land der Kaffeehausschwärmer und Schlitzohren, auch der Doppelmoral, des Opportunismus und der Brutalität. Sinnlichkeit, das heißt hier Farbenspiel, scheherazadeartiges Erzählen zum Anfassen und Liebe in allen Spielarten, auch und gerade der verzweifelten und der körperlichen. Mehr als alles andere aber geht Sinnlichkeit bei Rafik Schami durch den Magen. Literweise schlürfen die Protagonisten Kardamom-Mokka und Wein (wir befinden uns meist unter Christen), unablässig wird gemampft. Ganze Wagenladungen von Hummus verdrücken die Hauptfiguren. Wer sich liebt, bekocht sich. Dazu passt, dass das Mordopfer in Olivenöl eingelegt aufgefunden wurde und dass noch die letzten Sätze des Buches von unbändigem Hunger handeln.
Es reicht mitunter bis an die Grenze der Parodie, wenn jeder zehnte Satz sich in Gastroführerhymnik auf leibliche Genüsse bezieht, wenn selbst unter widrigsten Bedingungen immer wieder der Appetit des Kommissars thematisiert wird, wenn ein Mann beim Falafelverputzen "stöhnte vor Genuss" oder der italienische Gast im "Imbiss Sindbad" durch Geschmacksnervenkitzel "einem Orgasmus" nahe kommt. Man versteht dabei schnell, was man verstehen soll. Etwa, dass das Essen in arabischen Ländern eine noch größere soziale Bedeutung hat als in Italien. Dass die damit eng verwandte Gastfreundschaft eine der höchsten Tugenden in der arabischen Kultur ist. Auch deshalb ist Barudi, ein Stoiker der Werte, so sehr daran interessiert, der Ölspur zu folgen und den Mord an einem Gast aufzuklären - kurz bevor das ganze Land einem bis heute anhaltenden Mordrausch verfällt.
Der Bergheilige, der sogar seine Fürze als Heilmittel verkauft, ist übrigens ein gerissener Knilch. Er hat als Scharlatan allerlei Wandlungen durchgemacht, mal animalische Lust gepredigt, dann wieder Enthaltsamkeit, und er hat sich stets mit den Mächtigen arrangiert. Den Ungebildeten flunkerte er vor, er müsse die Bräute vor der Brautnacht innerlich reinigen: Die Menge brachte ihm ihre Jungfrauen. Damit hat Rafik Schami denn doch ein recht gelungenes Sinnbild für jene Sorte entrückter Machthaber geschaffen, die gerade in arabischen Gesellschaften so prächtig zu gedeihen scheinen. Auch sie haben Appetit. Sie fressen die Hoffnung und die Würde.
OLIVER JUNGEN
Rafik Schami: "Die geheime Mission des Kardinals". Roman.
Hanser Verlag, München 2019. 432 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein sehr lesenswerter Kriminalroman vom Meistererzähler Rafik Schami." Denis Scheck, SWR Lesenswert, 26.09.19 "Dass die Bibel an 72 Stellen zur Gewalt aufruft, und damit mehr als der Koran, lässt sich aus diesem auch sonst sehr einsichtsreichen Krimi über ein Verbrechen in einem verbrecherischen Staat erfahren." Denis Scheck, Tagesspiegel, 15.09.19 "Schami schildert ein Land unter der Knute eines unbarmherzigen Regimes, das seinen Bürgern die Luft zum Atmen und die Fähigkeit zu denken nimmt. Und genau das ist es auch, was seinen Roman so lesenswert macht. ... Es macht Spaß, sich Schamis bedächtigem und manchmal orientalisch-ausuferndem Erzählfluss hinzugeben und den beharrlichen, immer wieder ins Leere laufenden Aufklärungsversuchen der
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beiden Kommissare zu folgen." Petra Pluwatsch, Frankfurter Rundschau, 13.08.19 "Rafik Schamis neuer Roman ist nur vordergründig ein Krimi. ... Zwischen den Zeilen analysiert der Deutschen liebster Syrer die Mechanismen von Diktatur und wie einSystem die Menschen verändert. ... Zwischen sinnfrohe Elogen auf die italienische wie auf die syrische Küche schleichen sich messerscharfe, beklemmende Analysen." Dagmar Gilcher, Die Rheinpfalz, 16.08.19 "Der Meistererzähler Rafik Schami überrascht mit einem unterhaltsamen Krimi über einen seltsamen Heiligen mit Wunderkräften, den Alltag in der uralten Stadt Damaskus vor dem Bürgerkrieg und die Abgründe der Assad-Diktatur." Denis Scheck, Der Tagesspiegel, 11.08.19 "Nicht einfach nur ein spannender Krimi. Schami beschreibt mit Liebe zum Detail die Verhältnisse in Syrien. ... Das farbenprächtige Gesamtbild, das er von Syriens Gesellschaft zeichnet, setzt er zum Teil aus den einzelnen Geschichten seiner Romanfiguren zusammen. Er geht bei jedem der wichtigen Charaktere in die Tiefe, erzählt von ihrer Vergangenheit, ihrem Leid und der Liebe." Wieland Schneider, Die Presse, 30.07.19
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Mit seinem neuen Roman 'Die geheime Mission des Kardinals', der jetzt als Taschenbuch bei dtv erschienen ist, meldet sich der deutsch-syrische Schriftsteller Rafik Schami wortgewaltig zurück. WILD Magazin 20210310
Es ist ein Krimi, sowohl der Form als auch dem Inhalt nach, aber ein sehr gut geschriebener: spannend, atmosphärisch, mit feiner Prise Humor, in der angenehmen Sprache verfasst uvm.
Klappentext beschreibt die Eckpunkte ganz gut.
Die beiden Ermittler konnte ich gleich zu Anfang ins Herz …
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Es ist ein Krimi, sowohl der Form als auch dem Inhalt nach, aber ein sehr gut geschriebener: spannend, atmosphärisch, mit feiner Prise Humor, in der angenehmen Sprache verfasst uvm.
Klappentext beschreibt die Eckpunkte ganz gut.
Die beiden Ermittler konnte ich gleich zu Anfang ins Herz schließen. Sie gehört schon zum älteren Semester: Barudi steht kurz vor der Pensionierung. Mancini ist etwas jünger, hat lange gegen Mafia gekämpft. Beide haben ihre Verletzungen im Laufe ihrer Leben geholt und vllt mehr schlecht als recht überwunden. Beide haben einen etwas bitteren Humor und gewisse Abgeklärtheit davongetragen. Aber sie haben nicht aufgehört, sich vom Leben überraschen zu lassen. Eine Portion Optimismus haben sie sich doch bewahrt. Sie ergänzen einander sehr gut. Das, was Barudi aufregt und die letzte Motivation raubt, nimmt Mancini gelassen und gibt dem Team die nötige Zuversicht und Energie weiterzumachen.
Der Autor entführt seine Leser in Damaskus vor dem Krieg und zeigt, wie das Leben und Arbeiten dort einmal waren. Gerade von Barudi und seinen Tagebuchaufzeichnungen erfährt man vom blühenden Nepotismus, von den Repressalien, die so mancher Kollege und er selbst ertragen mussten, weil sie einen der Söhne der Mächtigen mit Drogenhandel und ähnlichen Dingen erwischt hatten. Interessant war, wie diese ihre Probleme lösten, was einen über die Nachhaltigkeit solcher Systeme nachdenken lässt. Es wurden auch andere, einfache Menschen gezeichnet, wie sie lebten, was sie in ihrer Freizeit taten, was ihnen wichtig war. So entstand vorm inneren Auge der Leser ein lebendiges, authentisches Bild der damaligen Zeit in Syrien.
Recht gemütlich ging die Erzählung dahin. Es wurde recht viel gekocht und gut gegessen, und über das Leben und die Welt nachgedacht.
Den Erzählstil fand ich recht schön, zwar detailreich, aber doch nicht allzu ausufernd. Hier wurde mMn eine gute Balance zwischen der orientalisch üppigen Erzählweise und dem typischen Krimistil getroffen. Es gab kaum Längen. Das meiste, was dem Leser mitgeteilt wurde, hatte mit dem Geschehen früher oder später zu tun. Die Handlung wurde ganz gut vorangetrieben.
Spannend wurde, als die beiden Ermittler in die Hände bewaffneter Islamisten fielen, wie der Klappentext verrät, was nicht unbedingt hätte sein müssen. Knapp und griffig wurden ihre Motive, ihre Sicht des Geschehens zusammengefasst. Stimmt mit den mir bisher bekannten Sachbüchern zu dem Thema überein. Natürlich mischten sich die politischen mit den privaten Gründen, wie bei so vielen. Um der Romanform gerecht zu werden wurde hier eine herzzerreißende Liebesgeschichte aufgetischt. Aber gut, das bleibt der künstlerischen Freiheit überlassen. Insgesamt mangelt es hier an Liebes- und Lebensgeschichten wohl kaum.
Am Ende ist alles geklärt und aufgelöst.
Udo Schenk und Jürgen Tarrach haben großartig vorgetragen. Die beiden ergänzen einander prima. Ihre Art, ihre Stimmen haben den Figuren und dem Roman insg. das Leben eingehaucht. Kopfkino startete gleich von der ersten Minute und ließ noch lange nach dem Ende nicht los. Stundenlang konnte ich zuhören. An Pauseneinlegen war nicht zu denken. Überlege mir, das Hörbuch nochmals anzuhören. Schön war es.
Fazit: Ein sehr gut gelungener Krimi, auch wenn er als Roman deklariert wurde, in dem solche Themen wie Liebe, Familie, Freundschaft, Frieden, Krieg, Glaube, Religion, das Recht auf Selbstbestimmung, ob für Frauen oder auch für Männer, Völker, Länder, uvm. sehr kunstfertig, tiefgründig und zugleich unterhaltsam in Szene gesetzt wurden. Orientalisch atmosphärisch, in weiten Strecken gemütlich, toll geschrieben.
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Gebundenes Buch
Denn das ist Syrien im Jahre 2011 - die Zeichen des Wandels und einer gewissen Bedrohung werfen ihre Schatten voraus, wenn man auch noch nicht genau sagen kann, in welche Richtung diese sich entwickeln werden.
In der Stimmung der Unsicherheit erhält die Italienische Botschaft in Damaskus ein …
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Denn das ist Syrien im Jahre 2011 - die Zeichen des Wandels und einer gewissen Bedrohung werfen ihre Schatten voraus, wenn man auch noch nicht genau sagen kann, in welche Richtung diese sich entwickeln werden.
In der Stimmung der Unsicherheit erhält die Italienische Botschaft in Damaskus ein riesiges Fass mit Öl und kann diese Gabe zunächst nicht einordnen, bis sich erschreckenderweise herausstellt, dass es neben dem teuren Öl einen weiteren Inhalt gibt und zwar die Leiche eines Kardinals aus dem Vatikan, der sich für einige Zeit in Syrien aufhielt. In einer offiziellen und offenbar auch einer inoffiziellen Mission, wobei letztere seine Herzenssache zu sein schien.
Die Kommissare Barudi und Schukri von der syrischen Kripo erhalten bald Unterstützung aus Rom - Ermittler Mancini. Barudi, dessen Pensionierung kurz bevorsteht und der italienische Gast sind sofort ein Herz und eine Seele und gehen miteinander durch dick und dünn, was Barudi aufgrund des Arbeitsklimas im Kommissariat mit den meisten seiner Kollegen nicht tun kann. Denn hier herrscht eine Atmosphäre des Misstrauens und Schukri ist der einzige Kollege, der sein volles Vertrauen hat. Und das, obwohl er nach außen hin ein Weiberheld und absoluter Luftikus ist. Doch ist er auch ein Mann mit messerscharfen Verstand und einem offenen Herzen wie Barudi selbst.
Und wie Mancini, was Barudi auf den ersten Blick erkennt. Und das hat mich stutzig gemacht: Ich bin seit langen Jahren ein großer Fan des Autors Rafik Schami und habe seit Mitte der 1990er Jahre jedes, aber wirklich jedes Werk gelesen, das von ihm publiziert wurde. Und war immer angetan. Mehr oder weniger, meistens aber mehr. Diesmal geht mir hier einiges zu glatt: dass Barudi und Mancini sich vom ersten Moment an verstehen, das ist glaubwürdig, keine Frage. Denn es gibt Menschen, bei denen sofort klar ist, dass man auf der selben Schiene ist, was Werte und Ethik angeht. Aber trotzdem gibt es doch eine Phase des Kennenlernens, des Aufeinanderzugehens, des Abtastens sozusagen. Gerade auch, weil Barudi - und nicht nur er - im Land niemandem trauen kann und Syrien sich insgesamt in einer Phase der Auflösung befindet. Und nicht zuletzt, weil sie sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit kennenlernen, wo man sowieso vorsichtig sein sollte. Und mehr noch im Beruf eines Ermittlers.
So klar, wie Rafik Schami die Atmosphäre der Wandlung, darunter auch die Begegnung mit der Scharia, darstellt, so wenig passt Barudis Treuherzigkeit hier herein und zwar nicht nur in Bezug auf Mancini. Denn Barudis Herz wird von seiner Nachbarin in einer einzigen kurzen Nacht in wenigen Stunden auf der Treppe erobert. Dabei kannte er, der seine große Liebe viel zu früh verlor und seitdem allein ein durchs Leben geht, sie bis dahin nur vom Sehen. Diese Liebe auf einen Blick mag es geben, aber in dieser Situation und für diesen spezifischen Mann wirkt sie nicht glaubhaft. In der bereits beschriebenen Situation des Wandels nämlich. Man weiß einfach nicht, welcher Gefahr man sich aussetzt.
Deswegen hatte ich an diesem Roman nur eingeschränkt Freude, obwohl der eigentliche Kriminalfall wirklich spannend dargestellt war und der Autor auch eindringlich die ersten Regungen des Islamischen Staates verdeutlichte. Ein Roman, der mich ein wenig stutzig werden ließ. Und zwar wegen des Vertrauens, das hier in einigen Fällen Mitmenschen völlig vorbehaltlos entgegen gebracht wurde. Wobei Vertrauen natürlich ein, wenn nicht DAS lebenswichtige Elixier ist. Doch es passte nicht in die hier dargestellte Welt - es hätte einen Vorlauf geben müssen. So schien es - mir zumindest - ein wenig vereinfacht dargestellt, es fehlte ein ganz wichtiges Element.
Ich bin zwar nicht gerade enttäuscht von diesem Roman, aber als richtig rund habe ich ihn auch nicht empfunden. Auch, wenn mir der Stil des Autors - wie immer - in vielen Passagen ausgesprochen zusagte. Wobei ich die Lektüre zugegebenermaßen mit ausgesprochen hohen Erwartungen startete - wie es eben bei
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Gebundenes Buch
Wunderheiler, Mord und Liebe
Syrien, November 2010, noch herrscht Frieden in dem Land, aber man merkt, dass ungute Zeiten, ein Bürgerkrieg, in das Land hereinbrechen werden.
Kommissar Barudi steht kurz vor der Rente und wird beauftragt, den grausamen Mord an Kardinal Angelo Cornaro …
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Wunderheiler, Mord und Liebe
Syrien, November 2010, noch herrscht Frieden in dem Land, aber man merkt, dass ungute Zeiten, ein Bürgerkrieg, in das Land hereinbrechen werden.
Kommissar Barudi steht kurz vor der Rente und wird beauftragt, den grausamen Mord an Kardinal Angelo Cornaro aufzuklären, dessen übelst zugerichtete Leiche in einem Fass Olivenöl an die italienische Botschaft in Damaskus geliefert wurde. Da Barudi Christ ist, ist sein Chef der Meinung, dass er für diesen Fall prädestiniert sei. Da es sich hier aber um eine internationale Angelegenheit handelt, bekommt Barudi Hilfe aus Italien zugesprochen. Kommissar Mancini, der die arabische Kultur liebt und zudem perfekt Arabisch spricht, wird ihm und seinem Team zur Seite gestellt.
Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, warum der Kardinal auf solch bestialische Art und Weise sterben musste. Auch von einem ihm zur Seite gestellten Begleiter, einem Jesuiten, fehlt jede Spur. Immer ist von einer „Geheimen Mission“, die Cornaro zu erfüllen hatte und ihm letztendlich zum Verhängnis wurde, die Rede. Während Barudi in seiner Funktion als Kriminaler unterwegs ist, recherchiert Mancini getarnt als Journalist, der angeblich für eine wichtige italienische Zeitung einen Bericht schreiben soll. Langsam kommen sie voran und erfahren, dass Cornaro in dem kleinen Bergdorf Derkas, südwestlich von Aleppo, einen muslimischen Wunderheiler, der in eine Kirche weilt, aufsuchen wollte. Er wollte sich von seiner Heilkunst zu überzeugen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in dieses Bergdorf, das wie eine Insel im sonst von Islamisten beherrschten Gebiet, liegt und sein „normales“ Dasein behaupten kann. Die Reise in das von Rebellen dominierte Gebiet ist nicht ungefährlich; sie geraten sogar in Lebensgefahr, und kommen aufgrund einer glücklichen Fügung mit ihrem Leben davon und bekommen sogar noch unerwartete Unterstützung und bringen erstaunliche Erkenntnisse ans Licht.
Der Roman „Die geheime Mission des Kardinals“, der zweite Fall des Kommissars Barudi, ist in meinen Augen kein klassischer Krimi. Auch wenn der Mord an einem Kardinal der Aufhänger ist, ist es vielmehr ein Gesellschaftsroman, in dem das politische System, die Diktatur in Syrien, wo Korruption und Vetternwirtschaft an der Tagesordnung ist, kritisch beäugt wird. Auch die Macht der Geheimdienste wird deutlich. Es ist außerdem ein Buch über Glaube und Aberglaube, Vertrauen und Misstrauen, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, sowie Freundschaft und Liebe. Es ist fiktive Geschichte mit einem wahren politischen, soziokulturellen und religiösen Hintergrund.
Die beiden Hauptprotagonisten Barudi und Mancini habe ich gleich in mein Herz geschlossen. Es ist die perfekte Besetzung für diese warmherzige, tiefsinnige aber durchaus auch kritische Geschichte. Umso schöner ist es auch im Laufe der Geschichte mitzuerleben, dass sich aus der kriminalistischen Zusammenarbeit auch eine innige Freundschaft entwickelt. Auch seine mit unterschiedlichen Charakteren bestückten Kollegen Schukri, Ali und Nabil sind gut gezeichnet. Mir gefällt vor allem, dass Schami zeigt, dass die unterschiedliche Religionszugehörigkeit für ein gutes Miteinander eine Selbstverständlichkeit ist.
Nicht zuletzt wird noch eine Liebesgeschichte in den Roman eingewebt. Barudi, der seit längerer Zeit schon Witwer ist und immer noch seiner Frau Basma nachtrauert, öffnet sein Herz für eine neue Liebe.
Eine reizvolle Unterbrechung der Handlung sind die regelmäßigen Tagebuchaufzeichnungen vom Barudi. Hier bekommt man nicht nur Einblicke in seine Vergangenheit, hier äußert er auch unverblümt seine Ansichten zu Kollegen, seinem Chef, dem Regime und beschreibt, was ihn bewegt.
Für mich ist dieser Roman ein absolutes Sommerhighlight. Schami kann wirklich toll erzählen, ein flüssiger Schreibstil. Man wird gefangen von einer poetischen Sprache mit Tiefgang und hohem Niveau. Und man merkt, dass Schamis Herz nach wie vor für 'seine' Stadt Damaskus schlägt. ✭ ✭ ✭ ✭ ✭
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Gebundenes Buch
Portrait der syrischen Gesellschaft
Ungewöhnlich für Rafik Schami, dass er den Plot seines Buches in Form eines Kriminalromans fasst. Es ist natürlich doch in erster Linie ein Roman über das Leben in Damaskus
Es ist 2010, eine Zeit in Syrien vor dem Krieg.
Der 65jährige …
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Portrait der syrischen Gesellschaft
Ungewöhnlich für Rafik Schami, dass er den Plot seines Buches in Form eines Kriminalromans fasst. Es ist natürlich doch in erster Linie ein Roman über das Leben in Damaskus
Es ist 2010, eine Zeit in Syrien vor dem Krieg.
Der 65jährige Kommissar Barudi übernimmt mit seinem Team den Mordfall an einen Kardinal. Barudi ist ein melancholischer, unangepasster Typ, der nie in die Partei der Machthaber eingetreten war und daher nie aufstieg, aber er ist damit zufrieden. Er mischt sich politisch nie ein, das würde bedeuten, entweder das Lied der herrschenden zu singen oder im Gefängnis zu verfaulen. So kann er wenigstens gute Polizeiarbeit leisten. Zu seinen engsten Mitarbeitern gehört Hauptmann Schukri, der ebenfalls eine Persönlichkeit ist. Weiter im Team sind Ali und Babil. Interessanterweise bekommen sie noch Verstärkung durch einen italienischen Commissario namens Mancini.
Ein Teil des Textes ist in Tagebuchform gehalten. Kommissar Barudis Tagebucheintragungen erlauben es, die Figur gut kennenzulernen.
Darin geht er mit seinen Erinnerungen sogar bis in die ärmliche Kindheit und an seine beruflichen Anfänge zurück, die erste unangenehme Berührungspunkte mit dem skrupellosen Geheimdienst beinhalten.
Der Rest des Textes ist in der dritten Person.
Rafik Schami lässt es sich nicht nehmen, Syriens Kultur und Lebensweise einfließen zu lassen. Dem Gewürzmarkt, der beim Lesen den Geruch von Koriander und Kardamon entwickelt. Der Geschmack der Nachtigallennester, ein Pistaziengebäck, das Leben der verschiedenen Religionen zueinander und die christliche Religion als Minderheit im Land, die ärmlichen Marktgassen, wo keine Touristen hinkommen usw.
Teilweise ist der Roman ganz schön verplaudert, aber Rafik Schami-Fans werden damit kein Problem haben.
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Kurz vor seinem Ruhestand muss Kommissar Barudi einen brisanten Fall lösen: In einem Fass mit Olivenöl, das an die italienische Botschaft in Damaskus geliefert wurde, befindet sich die Leiche eines italienischen Kardinals, der auf einer geheimen Mission in Syrien unterwegs war. …
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Kurz vor seinem Ruhestand muss Kommissar Barudi einen brisanten Fall lösen: In einem Fass mit Olivenöl, das an die italienische Botschaft in Damaskus geliefert wurde, befindet sich die Leiche eines italienischen Kardinals, der auf einer geheimen Mission in Syrien unterwegs war. Verdächtige gibt es mehr als genug: 'einfache' Kriminelle, Islamisten, der Geheimdienst, Widersacher in den eigenen Reihen. Und wem kann man vertrauen? Der Geheimdienst hat seine Ohren überall.
Auch wenn das Buch wie ein typischer Kriminalroman beginnt (mit der Entdeckung des Toten), ist es viel mehr als das. Rafik Schami nutzt die Suche nach den Mördern, den Lesenden ein Bild des Syriens aus dem Jahr 2010 zu vermitteln. Noch herrscht Frieden, doch es wirkt mehr wie die Ruhe vor dem Sturm. Die Menschen sind arm, rechtlos und sie wissen, dass sie überall und ständig von Lauschern und Horchern des Geheimdienstes umgeben sind und jedes kritische Wort gegen den Präsidenten sie sofort ins Gefängnis bringen kann. Sicher sind nur die, die sich zu seinen Verwandten zählen können, und so suchen immer mehr Menschen ihr Heil in einem Aberglauben, um sich zu schützen.
Dies ist das zweite grosse Thema des Buches: wie Aberglaube und Religion Menschen dazu bringen kann, die unglaublichsten Dinge zu tun und zu ertragen - und nicht im positiven Sinn. Wer nun denkt: 'Na klar, diese zurückgebliebenen BewohnerInnen entfernt liegender Bergdörfer, kein Wunder, dass die Alles glauben.', der/die irrt. Hierzu ein schöner Satz, weshalb der Aberglaube auch in übersättigten Gesellschaften gedeiht (wenn auch in anderer Form): "Weil die Menschen dort durch nichts mehr Befriedigung finden. Unerträgliche Leere breitet sich in ihrer Seele aus. Deshalb suchen die Menschen in fernen Welten oder Sphären Befriedigung." Eine wirklich aufschlussreiche Lektüre zu diesem Thema.
Das hört sich nun vielleicht Alles ziemlich trist an - ist es aber überhaupt nicht. Rafik Schami schreibt sehr unterhaltsam, wenn auch für meinen Geschmack gelegentlich etwas weitschweifig, was aber wohl den orientalischen Gegebenheiten entspricht. Zudem kommt auch der Humor nicht zu kurz, denn trotz des allgegenwärtigen Geheimdienstes können sich Barudi sowie sein Freund, der Chef der Spurensicherung, ihre spitzen Kommentare nicht verkneifen und der hinzugezogene italienische Kollege hält sich ebenfalls nicht zurück.
Wer klare, stringente Handlungen mag, tut sich mit diesem Buch vermutlich keinen Gefallen. Denn der Autor nutzt bei jeder Gelegenheit die Chance etwas zu erzählen, was mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun hat. Und so erfährt man irgendwie nebenbei die Lebensläufe fast aller Beteiligten und viele viele Anekdoten. Mir hat es jedenfalls gefallen ;-)
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Die geheime Mission des Kardinals, Roman von Rafik Schami, 432 Seiten, erschienen im Hanser Verlag.
Ein italienischer Kardinal, eine geheime Mission, ein Mord in Damaskus
An der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass angeliefert, beim Öffnen des Fasses ergibt sich eine grausige …
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Die geheime Mission des Kardinals, Roman von Rafik Schami, 432 Seiten, erschienen im Hanser Verlag.
Ein italienischer Kardinal, eine geheime Mission, ein Mord in Damaskus
An der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass angeliefert, beim Öffnen des Fasses ergibt sich eine grausige Entdeckung, darin befindet sich die in Olivenöl eingelegte Leiche eines von Rom nach Syrien entsandten Kardinals. Kommissar Barudi der kurz vor seiner Pensionierung steht, ermittelt. An seiner Seite der aus Italien angeforderte Kollege Commissario Mancini. Die beiden ermitteln zusammen und werden Freunde, ob sie das Geheimnis um den Tod des Kardinals lösen können, schildert dieses Buch.
Der Plot klingt nach Krimi doch der Autor Rafik Schami erzählt viel mehr. Das Buch ist ein Porträt der syrischen Gesellschaft am Rande des bevorstehenden Bürgerkriegs, die Beschreibung einer beginnende Männerfreundschaft, eine Liebes- und Lebensgeschichte.
Schamis Erzählungen gehen nie den direkten Weg, sie führen über Umleitungen, Seitenstraßen und Sackgassen ans Ziel. Die Liebesgeschichte Barudis mit der Nachbarin ist ein Beispiel, seitenlang beschreiben Tagebucheinträge über seine schon früh verstorbenen Frau, die grenzenlose Liebe und die immerwährende Sehnsucht, seine Einsamkeit. Und plötzlich zaubert der Autor eine, für den Fall völlig unnötige Liebesgeschichte mit der Nachbarin Nariman aus dem Hut.
Mit der Lektüre des Buches habe ich mich schwergetan, eigentlich bin ich anhand der Leseprobe von einem spannenden Kriminalfall ausgegangen. Doch die eigentliche Geschichte handelt von der Kritik an der Regierung, von Clan-Wirtschaft, von korrupten Beamten, von Wunderheilern, Aberglauben und dem damit verbundenen Schwindel. Von mafiösen Strukturen bis in die höchste Kirchenhierarchie. Die Freundschaft mit dem italienischen Commissario, der perfekt arabisch spricht, dagegen, hat mir gefallen. Mancini teilt mit Barudi so manches. Die Liebe zu starkem Kaffee mit Koriander, zu Falafel und auch die kritische Einstellung gegenüber der jeweiligen Regierung. Die beiden teilen sich nicht nur die Ermittlungen sondern erzählen sich auch aus ihrem Leben. Mancini und Barudi sind beide höchst sympathische Figuren, sie agieren authentisch und nachvollziehbar. Die Vielzahl der Charaktere hat mir die Lektüre jedenfalls erschwert. Dieses Buch flüssig zu lesen ist schier unmöglich solange lese ich i. d. R. an keinem Buch, ich konnte es auch aus der Hand legen und ein paar Tage später erst weiterlesen. Immer wieder habe ich beim Lesen den Faden verloren und musste zurückblättern. Interessant war es, ja, aber nicht besonders spannend. Auch die Auflösung des Falles war kompliziert und für mich unbefriedigend, am Ende war ich so frustriert wie Barudi.
Ein Gesellschaftroman mit kriminalistischem Hintergrund. Eine Empfehlung von mir, hauptsächlich für die Fans des Autors und 3 Sterne.
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"Lass den Kardinal...Was ist passiert? Ich möchte dir zuhören. Vom Kardinal wirst du später noch genug erfahren", unterbrach Barudi ihn und verhielt sich in diesem Moment wie ein älterer Verwandter und nicht wie der untergebene Mitarbeiter. (S.170/171.)
Diese Zeilen …
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"Lass den Kardinal...Was ist passiert? Ich möchte dir zuhören. Vom Kardinal wirst du später noch genug erfahren", unterbrach Barudi ihn und verhielt sich in diesem Moment wie ein älterer Verwandter und nicht wie der untergebene Mitarbeiter. (S.170/171.)
Diese Zeilen habe ich herausgegriffen, weil ich darin die Hauptbotschaft in der Geschichte sehe.
Der Fall um den toten Kardinal geht in Beschreibungen von Situationen in denen die Protagonisten miteinander interagieren unter und wirkt zweitrangig.
Der übliche Erzählstil von Rafik Schami ist hier nicht oder nur im Ansatz zu finden. Wo der Autor in früheren Werken uns an seinen Erinnerungen an Syrien, seine Familie, die Gerüche, et cetera teilhaben lässt, sie ausschmückt und dem Leser wunderbar gefühlvoll vermitteln kann, wirkt "Die geheime Mission des Kardinals" wie eine mühsam konstruierte Geschichte um verbrecherische Machenschaften, welche nicht nur in Syrien stattfinden sondern auch im Vatikan.
Mit Herz jedoch folge ich Kommissar Barudi. Auch er ist ein Teil des von Korruption durchzogenen Polizei- und Staatsapparates, aber durch sein persönliches Leid und die in Tagebuchform eingestreuten Gedanken und Erinnerungen ist er mir sympathisch, ihm und seinen Vertrauten folge ich durch das Buch.
Das Zwischenmenschliche und die Botschaft wie wichtig ein Leben in Freiheit ist schwingt in diesem Roman, wie in allen anderen Büchern des Autors mit. Wer sich auf einen spannenden Kriminalfall einstellt, wird hier beim Lesen wahrscheinlich etwas enttäuscht werden.
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Ein aufschlussreiches Bild der syrischen Gesellschaft – verpackt in einen Kriminalroman
Ich hatte bisher noch kein Buch von Rafi Schamik gelesen, da kam es mir als bekennender Krimileserin sehr zupass, dass sein neuster Roman als Kriminalroman „getarnt“ daherkam.
Der …
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Ein aufschlussreiches Bild der syrischen Gesellschaft – verpackt in einen Kriminalroman
Ich hatte bisher noch kein Buch von Rafi Schamik gelesen, da kam es mir als bekennender Krimileserin sehr zupass, dass sein neuster Roman als Kriminalroman „getarnt“ daherkam.
Der mäandernde, opulente Erzählstil hat mir sehr gefallen und ich habe diesen Bericht aus dem Syrien des Jahres 2010 – kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges – mit großem Vergnügen gelesen. Wobei die Krimihandlung nicht im Vordergrund steht und somit auch der Spannungssog eines Pageturners fehlt; ich habe für meine Verhältnisse relativ lange für diesen Roman gebraucht, was aber nichts über das Lesevergnügen aussagt!
Kommissar Barudi aus Damaskus steht kurz vor der Pensionierung, als er seinen letzten Fall auf den Tisch bekommt: In der italienischen Botschaft wurde ein Fass mit Olivenöl abgeliefert, in dem sich die Leiche eines aus dem Vatikan besuchsweise in Syrien weilenden Kardinals befand. Ein hochbrisanter Fall! Um sich abzusichern schlägt Barudi vor, einen italienischen Polizisten hinzuzuziehen. Ein Glücksfall, wie sich herausstellt. Kommissar Mancini hat Arabistik studiert, spricht also fließend Arabisch, und er und Barudi sind auf Anhieb auf einer Wellenlänge.
Der Roman wechselt häufig die Perspektiven: mal wird in der dritten Person vom Fortschritt der Ermittlungen berichtet, mal erfahren wir durch Ausschnitte aus Barudis Tagebuch sehr viel über seine Persönlichkeit und Vorgeschichte. Auch Mancini und den dritten Verbündeten der beiden, den Spurensicherer Schukri, lernen wir recht gut kennen.
Schamis Erzählweise ist ausufernd orientalisch, er kommt sozusagen vom Hölzchen aufs Stöckchen, aber gerade das macht den Reiz dieser Erzählweise aus und lässt vor dem Auge des Lesers ein Kaleidoskop der syrischen Gesellschaft mit all ihren Facetten entstehen. Einer Gesellschaft, die von der Angst vor dem allgegenwärtigen Geheimdienst geprägt wird, von unterschiedlichen Religionen und von Aberglauben.
Barudi und Mancini machen sich auf zu einer Reise nach Norden, zu einem Bergheiligen, den auch der Kardinal aus Rom aufgesucht hatte. Dabei kommen sie durch das ländliche Syrien und werden schließlich von einer islamistischen Terrorgruppe gefangen genommen, dann aber von diesen beschützt. Mancini drängen sich immer wieder die Parallelen zwischen der mafiösen Gesellschaft Italiens und der geheimdienstverseuchten syrischen Gesellschaft auf.
Barudi hat im Laufe der Erzählung eine neue Liebe, eine Witwe aus der Nachbarschaft, und in Mancini einen neuen guten Freund gefunden. Er schafft es, den Fall aufzuklären, auch wenn er die Art, wie mit seinen Ermittlungsergebnissen umgegangen wird, als persönliche Niederlage empfindet.
Von nun an werde ich sicher noch mehr von Rafik Schami lesen – da habe ich wohl einiges nachzuholen. Durch die Lektüre dieses Romans habe ich sehr viel über Syrien erfahren und der Schreibstil hat mich begeistert. Klare Leseempfehung!
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Die geheime Mission des Kardinals beginnt mit einer früh morgendlichen Ölfasslieferung an die italienische Botschaft in Syrien. Als entdeckt wird, dass sich im Ölfass die Leiche eines Kardinals befindet, wird Kommissar Barudi, der kurz vor seiner Rente steht hinzugezogen, um den Mord …
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Die geheime Mission des Kardinals beginnt mit einer früh morgendlichen Ölfasslieferung an die italienische Botschaft in Syrien. Als entdeckt wird, dass sich im Ölfass die Leiche eines Kardinals befindet, wird Kommissar Barudi, der kurz vor seiner Rente steht hinzugezogen, um den Mord und die Hintergründe aufzuklären. Ihm zur Seite steht sein Freund Schukri, Leiter der Spurensicherung, seine Assistenten und später auch ein italienischer Kommissar, mit dem sich Barudi auf Anhieb gut versteht. Diesen Einstieg finde ich schon sehr spannend und als später auch noch nähere Umstände der Leiche bekannt werden, hat es mich noch mehr gepackt.
Rafik Schami erzählt viel über die Situation in Syrien, das Verhältnis zu Italien, zum Vatikan. Und er schildert glaubhaft die Korruption und die Sabotage der syrischen Geheimdienste. Das erschwert in mancher Hinsicht die polizeilichen Ermittlungen und Barudi versucht sich dem ganzen politischen zu entziehen, indem er in keine Partei eintritt und ihm Beförderungen egal sind. Ich hatte richtig das Gefühl, in dieses Land einzutauchen, der Schreibstil ist wunderbar, einige Vergleiche und Ausdrücke sind einfach großartig.
Rafik Schami zeichnet ein Bild von Syrien, was einerseits erschreckend ist und gleichzeitig nehmen einen die Schilderungen der Landschaft, der Menschen, dem Essen ..gefangen. So konnte ich den Kaffee z.b schon beinahe riechen….Das hat mich sehr fasziniert.
Besonders gut haben mir auch Barudis Tagebucheinträge, die er auf Rat seines Arztes wegen seiner Schlafstörungen machen sollte, gefallen. Ich habe mich immer gefreut, wenn diese Kapitel kamen, mir hat es den sympathischen Kommissar noch näher gebracht und außerdem habe ich durch diese Einträge viel mehr über ihn, die Lage in Syrien, und seinen Konflikten bei der Arbeit erfahren.
Die Lage spitzt sich zu, als erste Spuren zu einem muslimischen Wunderheiler führen und es taucht noch jemand auf, mit dem ich nicht mehr gerechnet habe...
Ein schönes Buch über Religion und Aberglaube, über die Regierung und den Geheimdienst, über Misstrauen, Mord, Fanatismus aber auch über Freundschaft, Vertrauen, Treue, Loyalität und Liebe –das hat mir sehr gefallen!
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In Damaskus fiebert Kommissar Barudi seiner Pensionierung entgegen, nur noch wenige Wochen trennen ihn vom wohlverdienten Ruhestand. Doch sein letzter Fall verlangt ihm noch einmal alles ab. In der italienischen Botschaft wird die Leiche eines Kardinals in einem Fass Olivenöl aufgefunden. …
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In Damaskus fiebert Kommissar Barudi seiner Pensionierung entgegen, nur noch wenige Wochen trennen ihn vom wohlverdienten Ruhestand. Doch sein letzter Fall verlangt ihm noch einmal alles ab. In der italienischen Botschaft wird die Leiche eines Kardinals in einem Fass Olivenöl aufgefunden. Zusammen mit seinem extra aus Italien eingeflogenen Kollegen Mancini macht sich Barudi auf Spurensuche, und verstrickt sich in einem Netz aus Glauben und Aberglaube, Macht und Korruption.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich vom Klappentext mehr als angetan war. Ein Krimi mit Gehalt wurde versprochen. Im Prinzip habe ich vor allem letzteres auch bekommen, trotzdem konnte mich das Buch nicht recht überzeugen. Ich mochte die Auszüge aus Barudis Tagebuch sehr, hier kann man ihn denken hören. Die restliche Handlung ist sehr distanziert erzählt, die Protagonisten agieren ein bisschen im luftleeren Raum, das Geschehen kam einfach nicht an mich heran. Natürlich gibt es viele Konflikte, zwischen Muslimen und Christen, zwischen dem tiefverwurzeltem Glauben und denjenigen, die an gar nichts mehr glauben können. Auch die Übermacht der Obrigkeit kommt gut rüber, wenn hier etwas vertuscht werden soll, wird es für Barudi und Kollegen schnell lebensbedrohlich. Die Unsicherheit, die ständige Bedrohung von verschiedensten Seiten und die Stimmung in der Gesellschaft werden gut wiedergegeben. Ich war v.a. von den Figuren enttäuscht, gerade Barudi handelt sehr unglaubwürdig. Er, der sich seiner Bedrohung durch falsche Freunde ständig bewusst ist, ausgerechnet er schließt quasi auf den ersten Blick Freundschaft mit einem Ausländer? Auch seiner großen Liebe trauert er seit Jahren hinterher, wird dann aber doch innerhalb von Minuten im Sturm erobert? Glatter und konstruierter geht es kaum. Auch der Krimiaspekt war eher enttäuschend, Spannung gibt es kaum, eher verliert sich die Handlung in nüchternen und eher langatmigen Schilderungen. „Die geheime Mission des Kardinals“ punktet mit Beschreibungen zu Land und Leuten; ansonsten aber eher nicht.
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