Die beiden Schwestern Luise und Clara sowie deren Bruder Wilhelm wachsen als Kinder des Grafen von Scheweney auf dem Gut Friesenhain wohlbehütet auf. Im gleichen Alter befindet sich Marie, Tochter des Stallmeisters des Gutes. Marie ist für die beiden Schwestern wie eine sehr gute
Freundin.Dementsprechend unternehmen die Drei sehr viel miteinander. Doch für die beiden Töchter und den Sohn des…mehrDie beiden Schwestern Luise und Clara sowie deren Bruder Wilhelm wachsen als Kinder des Grafen von Scheweney auf dem Gut Friesenhain wohlbehütet auf. Im gleichen Alter befindet sich Marie, Tochter des Stallmeisters des Gutes. Marie ist für die beiden Schwestern wie eine sehr gute Freundin.Dementsprechend unternehmen die Drei sehr viel miteinander. Doch für die beiden Töchter und den Sohn des Grafen ist das Leben vorprogrammiert: Wilhelm übernimmt das Gut und die 2 Schwestern sollen „gut“ von den Eltern verheiratet werden. Während sich Clara anscheinend mit ihrem Schicksal abgefunden hat, ist Luise ganz das Gegenteil von Clara. Sie hat Angst vor ihrer Ohnmacht und Hilflosigkeit. So kommt es ihr gelegen, dass sie eines Tages bei der schweren Geburt eines Fohlens ihr Können unter Beweis stellt. Das Fohlen und die Stute überleben die Geburt. Daraufhin erhält sie von ihrem Vater die Erlaubnis, an einer Veranstaltung des Frauenvereins, welcher sich für Frauenrechte einsetzt, teilzunehmen. Luise ist überwältigt von all den Frauen, die ohne jede Begleitung da sind und ganz offen „Reden schwingen“ , als wären sie Männer!!! Auf der Versammlung lernt Luise Paula und Hedwig sowie den Bruder von Paula, Max Brugge, kennen.
Dieser ist Luise zunächst unsympathisch. Um so mehr, als Luise erfährt, dass Max ein Sozialdemokrat ist. Sozialdemokraten sind in den Augen ihres Vaters politische Unruhestifter und galten zu damaliger Zeit als Vaterlandsverräter. Die Sozialdemokraten waren daher sogar von Bismarck in der Zeit von 1878 bis 1890 verboten.
Luise ist begeistert von der Veranstaltung, noch mehr, als sie hört, dass in Deutschland die Ansicht herrscht, dass die geistig unselbstständige Frau die Beste sei. Luise entschließt sich, diesen „Kampf“ gegen die ungerechte Behandlung der Frauen aufzunehmen und fasst den Entschluss, Tiermedizin in Hannover zu studieren. Zu ihrer Überraschung bekommt sie sogar Unterstützung in ihrem Vorhaben durch Max Brugge.
Während Luise an der Frauenversammlung teilnimmt, lernt Clara bei einem Ausritt den Nachbarn Richard von Thebe kennen. Ganz geheuer ist ihr das jedoch nicht, da es zwischen den beiden Nachbarfamilien seit Jahrzehnten Streit gibt.
Der 1. historische Roman von Lotte Grünewald ist ganz Klasse recherchiert und dementsprechend super geschrieben. Nach einer anfänglichen Skepsis, ob es überhaupt der richtige Roman für mich ist, bin ich, auch bedingt durch den flüssigen Schreibstil der Autorin, sehr leicht ins Geschehen hinein gekommen. Was für eine Zeit muss das damals gewesen sein. Heute unvorstellbar. Beim Lesen fand ich es hervorragend, dass die einzelnen Kapitel mit den jeweiligen Protagonisten überschrieben waren. Dadurch wurde man nicht im Lesefluss unterbrochen und man hatte immer den „richtigen Überblick“. Der Autorin ist es geschickt gelungen, 2 Themen gleichzeitig zu behandeln: auf der einen Seite der Eintritt/Kampf von Luise für die Frauenrechte und auf der anderen Seite eine „Liebesgeschichte“. Dadurch wird eine echte Spannung aufgebaut. Hinzu kommt die Beziehung zu den Nachbarn, dem Gutshof des von Thebe. Erst am Ende erfährt man, warum es unter den Nachbarfamilien zum Streit gekommen ist, also Spannung pur. Die Übersicht auf den letzten Seiten über die einzelnen Protagonisten hat mir sehr gut gefallen und auch geholfen.
Von mir gibt es eine mehr als klare Leseempfehlung und 5 Sterne.