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Tauchen Sie ein in das vibrierende New York der 30er und 40er Jahre, folgen Sie einer unvergesslichen Heldin in eine Zeit, in der alles auf dem Spiel steht. New York - von der Marinewerft in Brooklyn zu den schillernden Nachtclubs in Manhattan, von den Villen auf Long Island zu den Absteigen in der Bronx. 1942 sind die Männer an der Front, die Frauen stehen in der Fabrik. Aber Anna möchte ein besseres Leben. Seitdem der Vater verschwunden ist, sorgt sie für ihre Mutter und die pflegebedürftige Schwester. Während Anna den Vater nicht vergessen kann, verfolgt sie bestimmt ihren großen Trau...
Tauchen Sie ein in das vibrierende New York der 30er und 40er Jahre, folgen Sie einer unvergesslichen Heldin in eine Zeit, in der alles auf dem Spiel steht. New York - von der Marinewerft in Brooklyn zu den schillernden Nachtclubs in Manhattan, von den Villen auf Long Island zu den Absteigen in der Bronx. 1942 sind die Männer an der Front, die Frauen stehen in der Fabrik. Aber Anna möchte ein besseres Leben. Seitdem der Vater verschwunden ist, sorgt sie für ihre Mutter und die pflegebedürftige Schwester. Während Anna den Vater nicht vergessen kann, verfolgt sie bestimmt ihren großen Traum: Unter die gigantischen Kriegsschiffe an den Docks möchte sie tauchen, um sie zu reparieren. Ein Beruf zu gefährlich für eine Frau - genauso wie die New Yorker Unterwelt, in der sich die Spur ihres Vaters verlor. Der Pulitzer-Preisträgerin und New York Times-Bestsellerautorin Jennifer Egan ist ein Meisterwerk mit erzählerischem Sog, mitreißender Atmosphäre und unvergesslichen Figuren gelungen - ein großes Zeitpanorama!
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Jennifer Egan wurde 1962 in Chicago geboren und wuchs in San Francisco auf. Sie lebt heute mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Brooklyn, New York. Neben ihren Romanen und Kurzgeschichten schreibt sie für den »New Yorker« sowie das »New York Times Magazine« und lehrt an der Columbia University Creative Writing. Für ihren Roman »Der größere Teil der Welt« erhielt sie 2011 den Pulitzer Prize, den National Book Critics Circle Award und den Los Angeles Times Book Prize. Zuletzt erschien ihr Roman »Manhattan Beach« (2017), der wochenlang auf der »New York Times«-Bestsellerliste stand. Henning Ahrens lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte diverse Lyrikbände sowie die Romane »Lauf Jäger lauf«, »Langsamer Walzer«, »Tiertage« und »Glantz und Gloria«. Für S. Fischer übersetzte er Romane von Richard Powers, Kevin Powers, Khaled Hosseini. Zuletzt erschien sein Roman »Mitgift«.
Produktdetails
- Verlag: FISCHER E-Books
- Seitenzahl: 496
- Erscheinungstermin: 29. August 2018
- Deutsch
- ISBN-13: 9783104906614
- Artikelnr.: 52460832
Der Roman - und wie er die Kraft und den Trost des Erzählens behauptet - kann einen doch ziemlich beschäftigen. Ich bleibe Fan. Dirk Knipphals taz 20180901
Heimatroman
für Großstädter
Gut geschrieben, aber nicht gut: Was hatte Jennifer
Egan mit dem Roman „Manhattan Beach“ nur vor?
VON BIRTHE MÜHLHOFF
Hörst du die Stille?“, fragt der Vater seine elfjährige Tochter Anna. „So hört sich ein Hafen während einer Wirtschaftskrise an.“ Aber die Stille kommt bekanntlich vor dem Sturm. Als Anna volljährig wird, ist der Vater verschwunden, die USA treten in den Weltkrieg ein und im Hafen von New York wird es lauter und lebendiger denn je. Für die Flüchtlinge aus Europa ist der Hafen das Symbol der Freiheit, für die Kriegsschiffe der Alliierten ist der Brooklyn Navy Yard die wichtigste Werft. Anna, die eigenwillige Protagonistin des neuen Romans der preisgekrönten
für Großstädter
Gut geschrieben, aber nicht gut: Was hatte Jennifer
Egan mit dem Roman „Manhattan Beach“ nur vor?
VON BIRTHE MÜHLHOFF
Hörst du die Stille?“, fragt der Vater seine elfjährige Tochter Anna. „So hört sich ein Hafen während einer Wirtschaftskrise an.“ Aber die Stille kommt bekanntlich vor dem Sturm. Als Anna volljährig wird, ist der Vater verschwunden, die USA treten in den Weltkrieg ein und im Hafen von New York wird es lauter und lebendiger denn je. Für die Flüchtlinge aus Europa ist der Hafen das Symbol der Freiheit, für die Kriegsschiffe der Alliierten ist der Brooklyn Navy Yard die wichtigste Werft. Anna, die eigenwillige Protagonistin des neuen Romans der preisgekrönten
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amerikanischen Schriftstellerin Jennifer Egan, beginnt in einem Bürogebäude auf dem Werftgelände zu arbeiten. Mit vielen weiteren Frauen muss sie Metallteile prüfen, weil die Männer fehlen. Diese stumpfsinnige Tätigkeit hält sie nicht lange aus, und als sie eines Tages beobachtet, wie Taucher in schweren Anzügen und kugelrunden Metallhelmen in die Bucht hinabgelassen werden, ist ihre Sehnsucht geweckt, auch Taucherin zu werden. Sie beginnt, dafür zu kämpfen, für die Tauchausbildung zugelassen zu werden. Eine Frau, die taucht, das scheint undenkbar zu sein. Gleichzeitig verkompliziert sich auch ihr Privatleben, denn das Hafenviertel ist in Zeiten der Prohibition tief verflochten mit der Unterwelt des illegalen Alkoholhandels und des organisierten Verbrechens. Die Verwicklungen führen sie schließlich, wer hätte das gedacht, zu einem waghalsigen nächtlichen Tauchgang.
Dass Jennifer Egan lebendig erzählen kann, beweist sie auch mit diesem Roman. Was sie aber erzählt, erinnert ein wenig an die Beschreibung eines Tauchgangs selbst. Unter Krächzen und Stöhnen wird die Protagonistin Anna an einem Seil ins Wasser gelassen, nur um nach einigen Hundert Seiten mühselig wieder herausgezogen zu werden. Der Plot verläuft, gelinde gesagt, ziemlich gradlinig, und ist wirklich mitreißend wohl nur dann, wenn man New York immer schon einmal von einer anderen Seite erleben wollte und sich seine Buntstifte der Marke Lokalkolorit bereitgelegt hat. Der Roman ist ein Porträt von New York als Hafenstadt, ein Heimatroman für Großstädter.
Und ähnlich wie in Heimatromanen, die vor allem eine weibliche Leserschaft adressieren, gibt sich die Geschichte über weite Strecken feministisch, ist aber eigentlich eher Erbauungsliteratur. Die Figur der nonkonformen Frau, die als Kind nicht mit Puppen spielt, sondern mit Jungs im Dreck rangelt, das ist Anna. Sie ist nicht naiv, nicht schüchtern, nicht schön und nicht blond. Schön und blond sind hingegen nahezu alle anderen, von der etwas jüngeren und sehr mädchenhaften Tochter des Gangsters Dexter Styles, bis hin zu Annas blonder Freundin aus der Werft, die sich von einem furchtbaren reichen Mann aushalten lässt. Auf die Spitze getrieben ist dieses Frauenbild in Annas Schwester, die umwerfend schön ist – und blond –, aber leider geistig und körperlich behindert. Das ist nicht nur ein merkwürdiges Feminismusverständnis nach Haarfarbe, es bewirkt außerdem, dass die Hauptfigur Anna erstaunlich vage bleibt. Als Leser muss man sich mit der Beschreibung begnügen, dass Anna eben immer schon „anders“ war als die anderen Mädchen.
Nur warum sollte man sich für Annas Geschichte interessieren? Man könnte, frei nach der besten Ausrede schlechter Schriftsteller, vermuten, die Geschichte beruhe auf wahren Begebenheiten. Doch das ist nicht einmal der Fall: Taucherinnen gab es nicht bei der US Navy. Dabei wäre die Frage, warum die Frau und das Meer in vielen Kulturen eine Unvereinbarkeit darstellen, selbst eine Untersuchung, und wer weiß, vielleicht auch einen Roman wert. Der französische Anthropologe Alain Testart ging in seinem letzten, 2014 posthum erschienenen Buch der Frage nach, wie und warum verschiedene Tätigkeiten von den verschiedenen Geschlechtern ausgeführt werden. Diese geschlechtliche Arbeitsteilung – meist in Form eines Verbots für die Frau – ist kaum in einem Bereich so stark ausgeprägt wie in der Seefahrt. Auch in Egans Brooklyn Navy Yard dürfen Frauen, selbst wenn sie in der Werft Arbeiten verrichten, die vor dem Krieg reine Männersache war, selbstverständlich nicht die Schiffe betreten.
Sollte es in diesem Roman eine Meta-Ebene geben, dann ist sie sehr gut versteckt. Dass Weltkriege gut für den Feminismus sind, weil es zu einem Mangel an männlichen Arbeitskräften kommt, wäre als Grundgedanke etwas morbide. Man beginnt sich während des Lesens zu fragen, ob dieses Buch vielleicht als Absage an die durchdachten, mehrschichtigen amerikanischen Konzeptromane gemeint ist, wie es zum Beispiel Jennifer Egans 2011 erschienener Roman „A Visit from the Goon Squad“ gewesen war, der im Deutschen den skurrilen Titel „Der größere Teil der Welt“ bekam. Das ist ein Roman über den Niedergang der Musikindustrie, über die Digitalisierung, über das Älterwerden von Musikern, Assistenten und Managern, und das, was das Ticken der Zeit mit allem anstellt, was ihr in den Weg kommt. Das macht auch vor der Sprache nicht halt. Ein ganzes Kapitel des Buches besteht aus einer Powerpoint-Präsentation. Pfeile, Kästchen, Stichworte sind alles, was Jennifer Egan braucht, um ein voll funktionstüchtiges Romankapitel zu verfassen.
Ähnlich interessant ist das Konzept von Egans Erzählung „Black Box“ von 2013. Der schmale Science-Fiction-Roman besteht nur aus einzelnen, auf 140 Zeichen beschränkte Tweets, die auch zunächst auf Twitter veröffentlicht wurden. Es ist bei Weitem nicht der erste Twitterroman gewesen, aber er ist eben so geschrieben, dass auch jemand, der mit Twitter nichts anfangen kann, sehr viel Freude daran haben kann. Eine 31-jährige Spionin ist da auf einen Verbrecher angesetzt, den sie auf einer einsamen Insel umgarnt, um an Informationen zu gelangen. Wie mit der Black Box eines Flugzeugs zeichnet sie auf einem in ihre Stirn transplantierten Chip auf, was sie erlebt, und kommentiert es. Auf diese Weise sollen auch im Falle ihres Todes ihre Beobachtungen, persönlichen Einschätzungen und Lebensweisheiten an spätere Agentinnen übermittelt werden können. Der Roman bedient sich also nicht nur der Tweets als Format, sondern besteht auch inhaltlich aus dem, was einem so auf Twitter entgegenkommt.
Das ist in den vergangenen Jahren das Besondere an der Schriftstellerin Jennifer Egan gewesen: Sie schaffte es, den klassischen Roman formal so weit aufzubrechen, dass es literarisch interessant war und zugleich für ein großes Publikum unterhaltsam. „Goon Squad“ war ein Bestseller und brachte ihr den Pulitzer-Preis ein. Es war ein postmoderner Roman, den man mit Genuss lesen konnte, auch wenn man nicht weiß, was mit Postmoderne eigentlich gemeint ist.
Aber was für ein Buch sie mit „Manhattan Beach“ schreiben wollte, ist unklar. Einen Bestsellerroman, zusammengesetzt aus den Elementen, aus denen Bestsellerliteratur eh immer schon besteht? Oder sollte damit bewiesen werden, dass ein Buch gut geschrieben sein kann, ohne ein gutes Buch zu sein?
Es gibt Romane, deren Genialität gerade aus ihrer Ambivalenz erwächst. Ihre Brillanz besteht darin, dass sich nicht eindeutig festmachen lässt, ob es sich um einfache Unterhaltungsliteratur handelt oder um einen komplexen Metakommentar auf den Literaturbetrieb. „Alle Pferde des Königs“ von Michèle Bernstein ist so ein Roman. Bernstein war mit dem Avantgarde-Künstler Guy Debord zusammen, brauchte Geld und schrieb dann 1960 diesen kleinen Roman, der 2015 in der Edition Nautilus auf Deutsch erschien. Sie erzählt darin eine so archetypische, südfranzösische Sommer-Lovestory, dass die Literaturkritiker damals nicht wussten, ob er ironisch gemeint war oder nicht. Man weiß es eigentlich bis heute nicht.
Michèle Bernstein macht sich mit ihrem Buch über die Literaturkritiker lustig, die immer fein säuberlich zwischen U und E, zwischen Bahnhofsbelletristik und ernster Literatur zu unterscheiden versuchen. (Ganz abgesehen davon, dass sie sich natürlich auch über die Unterhaltungsliteratur und, gleichermaßen, über die avantgardistische Literatur der Situationisten lustig macht). Das ist hohe Kunst: Ein ganzes Milieu, eine ganze Branche zu parodieren, ohne dass die Parodierten sich düpiert fühlen, sondern sich fleißig sogleich daran machen, den Zirkus, der parodiert wird, quasi „live“ noch einmal aufzuführen, wenn sich die Kritiker über das Buch den Kopf zerbrechen. Eine gute Absage an das Genre Konzeptroman ist „Manhattan Beach“ aber leider aber schon deshalb nicht, weil man das Buch zu gerne aus der Hand legen und stattdessen einen dieser Konzeptromane lesen will.
Hatte Jennifer Egan ihrem Roman über Zeitlichkeit ein Zitat aus Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ vorangestellt – auch das kann man prätentiös finden, zumindest aber ist es wagemutig – so stellt sie „Manhattan Beach“ ein Zitat aus Moby Dick voran: „Ja, wie jeder weiß, sind Besinnlichkeit und Wasser auf ewig vermählt“. Ein Zitat könnte nichtssagender kaum sein, wäre damit nicht eigentlich alles gesagt. Besinnlichkeit und Wasser, das sind wirklich die einzigen Dinge, die in diesem Buch zur Genüge betrachtet werden.
Jennifer Egan: Manhattan Beach. Aus dem amerikanischen Englisch von Henning Ahrens. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2018. 508 Seiten, 22 Euro.
Dass Jennifer Egan lebendig
erzählen kann, das
zeigt sie auch in diesem Buch
Ist es eine Bestseller-Parodie,
zusammengesetzt aus
den typischen Elementen?
Das größte Kriegsschiff der Welt: Die Iowa verlässt am 27. August 1942 den Brooklyn Navy Yard.
Foto: Associated Press
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Dass Jennifer Egan lebendig erzählen kann, beweist sie auch mit diesem Roman. Was sie aber erzählt, erinnert ein wenig an die Beschreibung eines Tauchgangs selbst. Unter Krächzen und Stöhnen wird die Protagonistin Anna an einem Seil ins Wasser gelassen, nur um nach einigen Hundert Seiten mühselig wieder herausgezogen zu werden. Der Plot verläuft, gelinde gesagt, ziemlich gradlinig, und ist wirklich mitreißend wohl nur dann, wenn man New York immer schon einmal von einer anderen Seite erleben wollte und sich seine Buntstifte der Marke Lokalkolorit bereitgelegt hat. Der Roman ist ein Porträt von New York als Hafenstadt, ein Heimatroman für Großstädter.
Und ähnlich wie in Heimatromanen, die vor allem eine weibliche Leserschaft adressieren, gibt sich die Geschichte über weite Strecken feministisch, ist aber eigentlich eher Erbauungsliteratur. Die Figur der nonkonformen Frau, die als Kind nicht mit Puppen spielt, sondern mit Jungs im Dreck rangelt, das ist Anna. Sie ist nicht naiv, nicht schüchtern, nicht schön und nicht blond. Schön und blond sind hingegen nahezu alle anderen, von der etwas jüngeren und sehr mädchenhaften Tochter des Gangsters Dexter Styles, bis hin zu Annas blonder Freundin aus der Werft, die sich von einem furchtbaren reichen Mann aushalten lässt. Auf die Spitze getrieben ist dieses Frauenbild in Annas Schwester, die umwerfend schön ist – und blond –, aber leider geistig und körperlich behindert. Das ist nicht nur ein merkwürdiges Feminismusverständnis nach Haarfarbe, es bewirkt außerdem, dass die Hauptfigur Anna erstaunlich vage bleibt. Als Leser muss man sich mit der Beschreibung begnügen, dass Anna eben immer schon „anders“ war als die anderen Mädchen.
Nur warum sollte man sich für Annas Geschichte interessieren? Man könnte, frei nach der besten Ausrede schlechter Schriftsteller, vermuten, die Geschichte beruhe auf wahren Begebenheiten. Doch das ist nicht einmal der Fall: Taucherinnen gab es nicht bei der US Navy. Dabei wäre die Frage, warum die Frau und das Meer in vielen Kulturen eine Unvereinbarkeit darstellen, selbst eine Untersuchung, und wer weiß, vielleicht auch einen Roman wert. Der französische Anthropologe Alain Testart ging in seinem letzten, 2014 posthum erschienenen Buch der Frage nach, wie und warum verschiedene Tätigkeiten von den verschiedenen Geschlechtern ausgeführt werden. Diese geschlechtliche Arbeitsteilung – meist in Form eines Verbots für die Frau – ist kaum in einem Bereich so stark ausgeprägt wie in der Seefahrt. Auch in Egans Brooklyn Navy Yard dürfen Frauen, selbst wenn sie in der Werft Arbeiten verrichten, die vor dem Krieg reine Männersache war, selbstverständlich nicht die Schiffe betreten.
Sollte es in diesem Roman eine Meta-Ebene geben, dann ist sie sehr gut versteckt. Dass Weltkriege gut für den Feminismus sind, weil es zu einem Mangel an männlichen Arbeitskräften kommt, wäre als Grundgedanke etwas morbide. Man beginnt sich während des Lesens zu fragen, ob dieses Buch vielleicht als Absage an die durchdachten, mehrschichtigen amerikanischen Konzeptromane gemeint ist, wie es zum Beispiel Jennifer Egans 2011 erschienener Roman „A Visit from the Goon Squad“ gewesen war, der im Deutschen den skurrilen Titel „Der größere Teil der Welt“ bekam. Das ist ein Roman über den Niedergang der Musikindustrie, über die Digitalisierung, über das Älterwerden von Musikern, Assistenten und Managern, und das, was das Ticken der Zeit mit allem anstellt, was ihr in den Weg kommt. Das macht auch vor der Sprache nicht halt. Ein ganzes Kapitel des Buches besteht aus einer Powerpoint-Präsentation. Pfeile, Kästchen, Stichworte sind alles, was Jennifer Egan braucht, um ein voll funktionstüchtiges Romankapitel zu verfassen.
Ähnlich interessant ist das Konzept von Egans Erzählung „Black Box“ von 2013. Der schmale Science-Fiction-Roman besteht nur aus einzelnen, auf 140 Zeichen beschränkte Tweets, die auch zunächst auf Twitter veröffentlicht wurden. Es ist bei Weitem nicht der erste Twitterroman gewesen, aber er ist eben so geschrieben, dass auch jemand, der mit Twitter nichts anfangen kann, sehr viel Freude daran haben kann. Eine 31-jährige Spionin ist da auf einen Verbrecher angesetzt, den sie auf einer einsamen Insel umgarnt, um an Informationen zu gelangen. Wie mit der Black Box eines Flugzeugs zeichnet sie auf einem in ihre Stirn transplantierten Chip auf, was sie erlebt, und kommentiert es. Auf diese Weise sollen auch im Falle ihres Todes ihre Beobachtungen, persönlichen Einschätzungen und Lebensweisheiten an spätere Agentinnen übermittelt werden können. Der Roman bedient sich also nicht nur der Tweets als Format, sondern besteht auch inhaltlich aus dem, was einem so auf Twitter entgegenkommt.
Das ist in den vergangenen Jahren das Besondere an der Schriftstellerin Jennifer Egan gewesen: Sie schaffte es, den klassischen Roman formal so weit aufzubrechen, dass es literarisch interessant war und zugleich für ein großes Publikum unterhaltsam. „Goon Squad“ war ein Bestseller und brachte ihr den Pulitzer-Preis ein. Es war ein postmoderner Roman, den man mit Genuss lesen konnte, auch wenn man nicht weiß, was mit Postmoderne eigentlich gemeint ist.
Aber was für ein Buch sie mit „Manhattan Beach“ schreiben wollte, ist unklar. Einen Bestsellerroman, zusammengesetzt aus den Elementen, aus denen Bestsellerliteratur eh immer schon besteht? Oder sollte damit bewiesen werden, dass ein Buch gut geschrieben sein kann, ohne ein gutes Buch zu sein?
Es gibt Romane, deren Genialität gerade aus ihrer Ambivalenz erwächst. Ihre Brillanz besteht darin, dass sich nicht eindeutig festmachen lässt, ob es sich um einfache Unterhaltungsliteratur handelt oder um einen komplexen Metakommentar auf den Literaturbetrieb. „Alle Pferde des Königs“ von Michèle Bernstein ist so ein Roman. Bernstein war mit dem Avantgarde-Künstler Guy Debord zusammen, brauchte Geld und schrieb dann 1960 diesen kleinen Roman, der 2015 in der Edition Nautilus auf Deutsch erschien. Sie erzählt darin eine so archetypische, südfranzösische Sommer-Lovestory, dass die Literaturkritiker damals nicht wussten, ob er ironisch gemeint war oder nicht. Man weiß es eigentlich bis heute nicht.
Michèle Bernstein macht sich mit ihrem Buch über die Literaturkritiker lustig, die immer fein säuberlich zwischen U und E, zwischen Bahnhofsbelletristik und ernster Literatur zu unterscheiden versuchen. (Ganz abgesehen davon, dass sie sich natürlich auch über die Unterhaltungsliteratur und, gleichermaßen, über die avantgardistische Literatur der Situationisten lustig macht). Das ist hohe Kunst: Ein ganzes Milieu, eine ganze Branche zu parodieren, ohne dass die Parodierten sich düpiert fühlen, sondern sich fleißig sogleich daran machen, den Zirkus, der parodiert wird, quasi „live“ noch einmal aufzuführen, wenn sich die Kritiker über das Buch den Kopf zerbrechen. Eine gute Absage an das Genre Konzeptroman ist „Manhattan Beach“ aber leider aber schon deshalb nicht, weil man das Buch zu gerne aus der Hand legen und stattdessen einen dieser Konzeptromane lesen will.
Hatte Jennifer Egan ihrem Roman über Zeitlichkeit ein Zitat aus Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ vorangestellt – auch das kann man prätentiös finden, zumindest aber ist es wagemutig – so stellt sie „Manhattan Beach“ ein Zitat aus Moby Dick voran: „Ja, wie jeder weiß, sind Besinnlichkeit und Wasser auf ewig vermählt“. Ein Zitat könnte nichtssagender kaum sein, wäre damit nicht eigentlich alles gesagt. Besinnlichkeit und Wasser, das sind wirklich die einzigen Dinge, die in diesem Buch zur Genüge betrachtet werden.
Jennifer Egan: Manhattan Beach. Aus dem amerikanischen Englisch von Henning Ahrens. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2018. 508 Seiten, 22 Euro.
Dass Jennifer Egan lebendig
erzählen kann, das
zeigt sie auch in diesem Buch
Ist es eine Bestseller-Parodie,
zusammengesetzt aus
den typischen Elementen?
Das größte Kriegsschiff der Welt: Die Iowa verlässt am 27. August 1942 den Brooklyn Navy Yard.
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Uff, endlich geschafft. So ein langweiliges Buch hatte ich ja schon lange nicht mehr. Der Klappentext und die Leseprobe haben mich echt neugierig gemacht, aber von einer „mitreißender Atmosphäre und unvergesslichen Figuren“ habe ich nichts gemerkt.
Mir schien, die Autorin …
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Uff, endlich geschafft. So ein langweiliges Buch hatte ich ja schon lange nicht mehr. Der Klappentext und die Leseprobe haben mich echt neugierig gemacht, aber von einer „mitreißender Atmosphäre und unvergesslichen Figuren“ habe ich nichts gemerkt.
Mir schien, die Autorin konnte sich nicht entscheiden, worüber der Roman denn nun handeln sollte: von einer mutigen, jungen Frau, die unbedingt tauchen wollte, von einem dubiosen Nachtclubbesitzer mit Verbindungen zum Syndikat oder einem geheimnisvollen Vater, der seine Familie verlässt.
Irgendwie und irgendwann wird alles zusammengewurschtelt, aber so völlig ohne Spannung und Tiefgang. Erst ganz am Ende kommt in einzelnen Kapiteln ansatzweise etwas Spannung auf, die aber leider nicht gehalten wird, weil die Erzählstränge nie ganz zu Ende erzählt werden und man sich auf einmal woanders wiederfindet.
Schade, dass Thema fand ich sehr vielversprechend. Vielleicht habe ich aber auch nur diese Art von Literatur nicht verstanden.
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Das wunderschöne Cover und der Titel haben meine Aufmerksamkeit auf das Buch gelenkt. Lassen sie doch beide auf einen tollen Roman hoffen. Von der Autorin habe ich bis jetzt noch nichts gelesen.
Der Schreibstil ist flüssig, jedoch erschwert das ständige Wechseln zwischen …
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Das wunderschöne Cover und der Titel haben meine Aufmerksamkeit auf das Buch gelenkt. Lassen sie doch beide auf einen tollen Roman hoffen. Von der Autorin habe ich bis jetzt noch nichts gelesen.
Der Schreibstil ist flüssig, jedoch erschwert das ständige Wechseln zwischen verschiedenen Zeiten und Erzählsträngen das Lesevergnügen erheblich. Man kommt nicht so richtig in Schwung. Auch gibt es irgendwie keinen so richtigen roten Faden im Buch. So dass es oft sehr langweilig und zäh wirkt.
Die einzelnen Personen sind recht oberflächlich gewählt und man bekommt nicht wirklich einen Bezug zu ihnen. Schade, ich hätte mir irgendwie mehr von dem Buch erwartet.
Zur Geschichte, in New York zu Kriegszeiten, sind die Männer an der Front und die Frauen übernehmen in den Fabriken ihre Arbeit. Anna träumt davon, einmal als Taucherin zu arbeiten. Dafür setzt sie so einiges ein.
Doch mehr möchte ich von der Handlung nicht verraten.
Ein Buch, das ich leider nicht wirklich empfehlen kann. Ich hatte mir mehr erwartet und habe mich mehr oder weniger durch das Buch durchgearbeitet.
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Im New York der Vorkriegs- und Kriegszeit des 2. Weltkrieges wächst Anna Kerrigan auf. Ihr Vater arbeitet für den zwielichtigen Dexter Styles, der legale wie illegale Spielsalons und diverse andere Aktivitäten ausführt. Anna wächst sehr liebevoll auf auch wenn die …
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Im New York der Vorkriegs- und Kriegszeit des 2. Weltkrieges wächst Anna Kerrigan auf. Ihr Vater arbeitet für den zwielichtigen Dexter Styles, der legale wie illegale Spielsalons und diverse andere Aktivitäten ausführt. Anna wächst sehr liebevoll auf auch wenn die Aufmerksamkeit der Mutter hauptsächlich ihrer behinderten Schwester gilt. In Annas Teenagerzeit verschwindet ihr Vater urplötzlich, ist wie vom Erdboden verschwunden. Durch ihre Fürsorge an ihrer Schwester ist Anna zu einer physisch wie psychisch starken jungen Frau herangewachsen und möchte in den Kriegszeiten da immer mehr junge Männer eingezogen werden ihren Wunsch, Taucherin zu werden, verwirklichen. Viele Hindernisse stehen ihr bevor, bis sie es schafft, als erste Frau diese körperlich sehr anstrengende Arbeit zu verrichten. Anfeindungen bestimmen zu Beginn ihr Leben bis sie den Respekt ihrer Kollegen und des Chefs erlangt. Das Verschwinden ihres Vater hingegen lässt ihr keine Ruhe und als sie Dexter Styles trifft sieht sie eine Chance, mehr über ihren Vater herauszufinden.
Der Roman ist sprachlich ganz hervorragend geschrieben, die Arbeiten als Marinetaucher werden sachlich interessant näher gebracht und das Leben und die Beweggründe Annas sind nachvollziehbar. Einzig beim Lebenslauf Eddies, Annas Vater, wird extrem dick aufgetragen. Hier scheinen mehrere Lebensläufe, die so während des 2. Weltkrieges möglich waren, in einem vereint.
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Inhalt :
Als die Weltwirtschaftskrise kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs über die Familie der jungen Anna hereinbricht verändert sich ihr ganzes Leben.
Anna wächst im Schatten der großen und beeindruckenden Marinewerften von New York zu einer jungen Frau …
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Inhalt :
Als die Weltwirtschaftskrise kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs über die Familie der jungen Anna hereinbricht verändert sich ihr ganzes Leben.
Anna wächst im Schatten der großen und beeindruckenden Marinewerften von New York zu einer jungen Frau heran, als sich die wirtschaftlich brenzlige Situation immer enger um ihre Familie zieht. Während sich ihre Mutter Zuhause um ihre wunderschöne, aber behinderte Schwester kümmert, gerät ihr Vater immer mehr in die illegalen Botengänge und Machenschaften der Mafia und ihrer Gangster. Als kurze Zeit später, der Vater spurlos verschwindet und die Familie im Stich lässt, verfolgt Anna als Versorgerin der Familie einen Traum, den vor ihr, keine Frau zu träumen wagte.
Sie sehnt sich danach Marinetaucherin zu werden, doch während der Schatten ihres Vaters weiterhin über der Familie schwebt, erlebt Anna einige Turbulenzen ihres Lebens und kreuzt Wege von Menschen, die ihr Leben für immer verändern sollen. .
Meinung :
Dies ist mein erstes Buch, der hochgelobten und mit Preisen überhäufen amerikanischen Schriftstellerin Jennifer Egan.
Bereits auf den ersten Kapitel war ich vollkommen im Bann der Geschichte versunken, selten hatte ich ein solch starkes Gefühl, eine solch starke emotionale Bindung zu der erzählten Geschichte, dass ich beinahe vergaß, dass ich ein Buch in der Hand hielt. Und genau hier liegt das Talent von Jennifer Egan, ihr unverwechselbarer Schreibstil, der mich von Seite eins an in seinen Bann zog und mir ein wohlwollendes und sehr heimisches Gefühl während des Lesens vermittelte.
Was mich ganz besonders an diesem Buch faszinierte, war der neue Blickwinkel, welchen wir geboten bekamen. Zwar spielt diese Geschichte, in einer, in der Literatur oft behandelten Zeit, dem zweiten Weltkrieg, dennoch bekommen wir durch die junge Frau Anna, andere Einblicke, die sehr emotional und interessant sind. Auch wenn ich mir an der ein oder anderen Stelle, intensivere Einblicke in genau dieses Leben, als Marinetaucherin gewünscht hätte, für mich verlegte sich der Fokus zu häufig auf Annas private Verstrickungen und Probleme, wodurch die Geschichte etwas zu viele triviale Aspekte bekam.
Dennoch ist die Zeit und deren Begebenheiten sehr gut, sehr authentisch geschildert, wodurch der Leser sich unsagbar gut mit den Charakteren identifizieren kann und gerade die Charaktere sind wirklich sehr sehr schön ausgearbeitet.
Trotz der großen erzählerischen Stärke der Autorin, begann die Geschichte als "literarisch sehr hochwertiges Werk", entwickelte sich in meinen Augen allerdings leider zu einem sehr schönen und dennoch sehr trivialen Werk.
Fazit :
Für mich ein sehr guter Unterhaltungsroman, dessen Stärken sicherlich im Schreibstil der Autorin und in ihren Charakteren liegt. Dennoch hatte ich mir einen literarischeren Aufbau der Handlung gewünscht, bekam allerdings nur einen sehr dem Mainstream folgenden, trivialen Stoff.
Dennoch ein Roman, der mir unsagbar viel Freunde bereitet hat und den ich auch nur weiterempfehlen kann, 4 Sterne !
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Eine Geschichte inmitten der New Yorker Verbrecherszene: das klingt wie etwas, das schon oft dagewesen ist. Aber hier geht es vor allem um Anna, die Tochter von Eddie, der, ursprünglich aus der Gewerkschaftsbewegung kommend, in die kriminelle Szene seiner Stadt hineingerät und nicht mehr …
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Eine Geschichte inmitten der New Yorker Verbrecherszene: das klingt wie etwas, das schon oft dagewesen ist. Aber hier geht es vor allem um Anna, die Tochter von Eddie, der, ursprünglich aus der Gewerkschaftsbewegung kommend, in die kriminelle Szene seiner Stadt hineingerät und nicht mehr rauskommt. Zudem belastet ihn seine häusliche Situation, auch wenn Tochter Anna ihm nur Freude macht - doch Lydia, die zweite Tochter ist schwerstbehindert und seine Frau Agnes widmet dieser ihr ganzes Leben - wobei sie eigentlich keine andere Wahl hat, erfährt sie doch so gut wie keine Unterstützung von Eddie. Und mehr noch, eines Tages ist er einfach weg. Die drei Frauen müssen nun allein klar kommen und das schaffen sie auch bis zu Lydias Tod.
Danach bricht auch die Restfamilie auseinander - Agnes zieht zurück zu ihrer Familie, Anna hingegen widmet sich ihrer Arbeit und verfolgt einen schon länger gehegten Traum: sie wird Marinetaucherin. Leicht ist es nicht, als einzige Frau zwischen den Männern klar zu kommen und sie erlebt Rückschläge noch und nöcher, wobei die eigentlich nie etwas mit ihren Fähigkeiten - sie hält allen Herausforderungen stand - zu tun haben, sondern immer nur mit der Benachteiligung durch Vorgesetzte oder Kollegen.
Und die ganzen Jahre hinweg ist sie auf der Suche nach ihrem Vater, denn sie ist überzeugt, dass er die Familie nicht freiwillig verlassen hat.
Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egan ist mit diesem Roman tief in die Vergangenheit getaucht - auf jeder Seite des Buches kann man ihre gründlichen Recherchen nachverfolgen. Doch sie schildert die Vergangenheit nicht so, wie sie war, sie hat sich die schriftstellerische Freiheit genommen, etwas dazuzuerfinden. Und zwar die Taucherin als Frauenberuf. In der US-Marine gab es nämlich im zweiten Weltkrieg keine einzige Taucherin. Damit befindet sie sich in der Nachbarschaft ihres Schriftstellerkollegen Colson Whitehead, der der "Underground Railroad" ein völlig neues Gesicht gab, das es in der Realität nicht gegeben hatte.
Egans Darstellung einer Frau, die ihren Berufswunsch realisiert, ist ebenso eindringlich wie ihre Schilderung von New York vor und während des zweiten Weltkriegs - es ist nicht schwer, die Situationen als Leser bildhaft nachzuempfinden. Zudem ist ihr Stil ebenso gekonnt wie fesselnd.
Dennoch hatte ich gelegentlich bei der Lektüre dieses vielschichtigen Romans ein wenig Schwierigkeiten mit den Übergängen, den Szenenwechseln, denn Egan springt in ihrem Roman öfter mal von der Vergangenheit in die Gegenwart und wieder zurück. Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau an einem ungewöhnlichen Roman, den ich so schnell nicht vergessen werde.
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Ich bin ehrlich, dieses Buch hat mich zeitweise etwas erschlagen. Ausgehende vom Klappentext und der Leseprobe hatte ich etwas ganz anders erwartet – Annas Geschichte und die Suche nach ihrem Vater.
Aber alles beginnt viel früher. Mit Eddies Leben als Laufbursche im Restaurant seines …
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Ich bin ehrlich, dieses Buch hat mich zeitweise etwas erschlagen. Ausgehende vom Klappentext und der Leseprobe hatte ich etwas ganz anders erwartet – Annas Geschichte und die Suche nach ihrem Vater.
Aber alles beginnt viel früher. Mit Eddies Leben als Laufbursche im Restaurant seines Vaters, wie er seine Frau fand, eine Familie gründete, groß herauskam und beim Börsencrash alles verlor. Auch Dexter hat sich vom Handlanger zum Boss hochgearbeitet, die Tochter eines reichen Bankiers geheiratet und dient als Mittler zwischen beiden Welten (Legalität und Illegalität) – das haben er und Eddie gemeinsam.
Annas Kampf gegen Vorgesetzte und Vorurteile darum, Tauchen zu dürfen, ist nur ein winziger Teil des Buches. Eigentlich geht es ums große Ganze. Den Krieg, das Lebensgefühl, Einzelschicksale.
Trotzdem habe ich mir Anna als Hauptperson ausgesucht, weil sie mich am meisten beeindruckt, ihr Schicksal mich gefesselt hat. Sie will mehr aus ihrem Leben machen. Nicht nur einen Mann finden der sie aushält oder heiratet, wie es sich die anderen Mädchen in der Werft wünschen. Nicht nur Sekretärin sein. Und Anderssein macht einsam. Sie ahnte, wie leicht sie in eine Ritze der verdunkelten Stadt gleiten und darin verschwinden konnte.“ (S. 228)
Vor allem in der zweiten Hälfte gab es Passagen, die mir leider zu weitschweifig und langatmig waren, seitenlange Rückblenden und Gespräche zum Beispiel. Hier hat die Autorin m.E. zu viel von dem reingepackt, was sie bei ihren Nachforschungen entdeckt hat und manchmal ist weniger dann doch mehr.
Fazit: Obwohl ich eigentlich etwas anderes erwartet hatte und mich das Buch nicht durchgehende fesseln konnte, hat mich Annas Leben tief beeindruckt. Ein komplexes, umfassend recherchiertes Werk über Manhattan in den 30er und 40er Jahren.
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Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park und vieles mehr, richtig.
Was passiert nun, wenn man sich in das New York der 40er Jahre …
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Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park und vieles mehr, richtig.
Was passiert nun, wenn man sich in das New York der 40er Jahre versetzt und dann auch noch die Navy Hafenanlage in den Fokus nimmt? Genau – mind blowing! Jennifer Egan zeigt uns New York aus einem unbekannten Blickwinkel mit ihrem Roman ‚Manhattan Beach‘. Im Grunde auch eher Brooklyn, aber eben auch New York! Dieser Blickwinkel ist so völlig anders ist als was man sonst literarisch über New York in die Hände bekommt.
Manhattan Beach ist witzigerweise ein Abschnitt in Brooklyn auf des weltbekannten Coney Island, man müsste praktisch heutzutage an der Haltestelle Brighton Beach aussteigen und noch weiter den letzten Zipfel zu erkunden.
Der Roman hat also schon mal ein ungewöhnliches Setting. Jetzt nehme man noch eine junge Frau dazu, Anna, die ein sehr offener und feministischer Charakter ist, die damals sicherlich eher als schwierig und aufmüpfig wahrgenommen wurde. Anna, die in dieser Zeit auch noch in den Navy Docs arbeitet und eben mehr will als die Damen um sie herum. Und nun, ein Geheimnis muss es geben, ihr Vater verschwindet spurlos als Anna ein Teenager ist…
Mit hat der Roman gut gefallen, weil er mir das Eintauchen in eine vergangenen Welt ermöglich hat, die ich so bisher nicht wahrgenommen habe. Nur auf Rundfahrten um Manhattan Island wird die Navy Werft erwähnt, aber ich schenkte dem wenig Beachtung. Fatal, wenn man die riesige Anlage von einst mit diesem Roman begreifen lernt.
Was macht den Roman aus? Vor allem der Schreibstill den Jennifer Egan, selbst in der Übersetzung, so überzeugend liefert, macht den Roman großartig. Sie schreibt einerseits melancholisch, aber so gar nicht kitschig, obwohl die Romanfiguren zum Teil harte Schläge ertragen müssen. Auch die Bilder die sie heraufbeschwört sind gut eingeflochten und wirken weder überfrachtend noch deplatziert.
Fazit: Ein schönes Stück Literatur. Lesenswert für jedermann!
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Anna Kerrigan lebt mit ihrer Mutter und der behinderten Schwester Lydia 1942 in New York. Ihr Vater ist seit Jahren verschwunden. Die Männer sind an der Front und die Frauen übernehmen die Arbeit in den Fabriken und auf der Werft, so wie Anna. Als Anna einen Taucher beobachtet, setzt sie …
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Anna Kerrigan lebt mit ihrer Mutter und der behinderten Schwester Lydia 1942 in New York. Ihr Vater ist seit Jahren verschwunden. Die Männer sind an der Front und die Frauen übernehmen die Arbeit in den Fabriken und auf der Werft, so wie Anna. Als Anna einen Taucher beobachtet, setzt sie alles daran, Marinetaucherin zu werden. Sie möchte die Kriegsschiffe in den Docks unter Wasser reparieren. Eigentlich unvorstellbar und doch spielt die Zeit ihr in die Hände, denn immer mehr Männer wurden eingezogen.
Die Weltwirtschaftskrise hat den Menschen zugesetzt und man macht sich nicht viele Gedanken, wenn man einen Job haben konnte. Da Annas Mutter sich um Lydia kümmern musste, nahm der Vater Gelegenheitsjobs an und geriet so an Dexter Styles, eine sehr zwielichtige Gestalt. Anna hatte Dexter früher mal getroffen. Dann war Eddie plötzlich verschwunden. Als Anna Dexter Styles wiedertrifft, macht sie sich auf die Suche nach ihrem Vater und bekommt es so mit der New Yorker Unterwelt zu tun.
Das Buch liest sich sehr angenehm.
Ich mochte Anna, die weiß was sie will und dafür kämpft, ihr Ziel zu erreichen. Dabei muss sie durchaus auch Rückschläge einstecken. Aber sie zeigt den Männern, was in ihr steckt. Auch die Suche nach ihrem Vater betreibt sie trotz der Gefahren zielstrebig. Aber auch die anderen Figuren sind interessant und authentisch dargestellt und so zeigen selbst Bösewichte schon mal auch eine nette Seite.
Mit diesem Buch taucht man ein in das pulsierende Leben im New York der 30er und 40er Jahre. Es zeigt die überschäumende Lebensfreude und auch die Schattenseiten.
Mich hat dieser Roman von Anfang an gepackt. Auch wenn es schon mal ein paar Längen gab, war die Geschichte dennoch spannend.
Ein interessanter und spannender Roman, der mich gut unterhalten hat.
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Episch und sehr amerikanisch
Die Pulitzerpreisträgerin Jennifer Egan hat mit ihrem neuesten Roman „Manhattan Beach“ ein vielschichtiges, spannendes und sehr amerikanisches Buch geschrieben, das Familiengeschichte, Frauenschicksal und ein Sittengemälde New Yorks in den 30er und …
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Episch und sehr amerikanisch
Die Pulitzerpreisträgerin Jennifer Egan hat mit ihrem neuesten Roman „Manhattan Beach“ ein vielschichtiges, spannendes und sehr amerikanisches Buch geschrieben, das Familiengeschichte, Frauenschicksal und ein Sittengemälde New Yorks in den 30er und 40er Jahren in sich vereint und sich locker wegliest. Wer allerdings höchsten Anspruch erwartet, wird enttäuscht werden, allerdings ist ihr Stil gewohnt gekonnt, ihre Recherchearbeit zum Buch äußerst gründlich und die fast episch zu nennende Geschichte verknüpft Wahrheit und Fiktion so geschickt, dass ein Buch vorliegt, bei dem das Lesen großes Vergnügen bereitet.
Im Mittelpunkt der in den 1930er und 1940er Jahren spielenden Geschichte steht die junge Anna Kerrigan, die für Kriegszwecke in der Marinewerft arbeitet. Ihre Mutter kümmert sich um die schwerstbehinderte Schwester Lydia, ihr Vater Eddie ist verschwunden. Annas Leben ändert sich, als sie einen Taucher beim Übungsgang beobachtet, sie kämpft mutig und sehr entschlossen darum, Marinetaucherin zu werden. Und sie trifft Dexter Styles, Verbrecher, Nachtclubbesitzer und Syndikatsmitglied. Für ihn hatte ihr Vater Eddie gearbeitet, bevor er verschwand.
Anna ist als Frauenfigur gezeichnet, die in einer Männerwelt ihren Weg sucht und eisern verfolgt. Sie hat es dabei nicht leicht und muss viele Rückschläge hinnehmen, die immer mit Vorurteilen ihrer Vorgesetzten zu tun haben, nie mit ihren mangelnden Fähigkeiten, denn alle Herausforderungen des Taucherberufes meistert sie gekonnt.
Jennifer Egan schreibt mit der Geschichte der Marinetaucherin Anna eine eindringliche Hommage an Frauen, die in Männerberufen bestehen, sich ihren Weg erkämpfen müssen. Sie taucht dazu in die Vergangenheit eintaucht und ergänzt diese durch Fiktion. Denn in der Realität gab es zu dieser Zeit nie Frauen, die als Taucherinnen in der Marine waren.
Ein großer Teil der Handlung spielt im Gangstermilieu, Anna ist auf der Suche nach ihrem Vater Eddie, und der Erzählstrang über ihn verfolgt seine Kindheit im Heim zu zwielichtigen Geschäften im Gewerkschafts- und Mafia-Umfeld.
Gekonnt verbindet die Autorin die verschiedenen Ebenen des Buches, allerdings erfordert das Lesen große Aufmerksamkeit, denn die Szenenwechsel und Übergänge bewegen sich hart an der Grenze des „Zuviel“, da die Autorin auch öfters Trips in die Vergangenheit und zurück einbaut.
Ich habe diesen ungewöhnlichen Roman sehr gerne gelesen, und auch wenn der Stoff für mehr als ein Buch gereicht hätte schaffte Jennifer Egan es die ganze Zeit, mich zu fesseln und zu beeindrucken. Völlig zu recht wurde ihr Buch mit Erscheinen in den USA von der Presse gefeiert und stand auf der New York Times-Bestsellerliste.
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„Sie hatte ihr Leben nur vom Krieg geborgt; der Krieg war ihr Leben.“
Auf „Manhattan Beach“ habe ich mich sehr gefreut, der Klappentext und die Leseprobe haben mich neugierig auf das Buch gemacht.
Es geht um die Familie Kerrigan, der Vater arbeitet für einen …
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„Sie hatte ihr Leben nur vom Krieg geborgt; der Krieg war ihr Leben.“
Auf „Manhattan Beach“ habe ich mich sehr gefreut, der Klappentext und die Leseprobe haben mich neugierig auf das Buch gemacht.
Es geht um die Familie Kerrigan, der Vater arbeitet für einen dubiosen Gangster, die Mutter, eine ehemalige Tänzerin, kümmert sich um die behinderte Tochter Lydia und Anna, die ältere Tochter, steht quasi zwischen allen Stühlen.
Als Kind durfte sie ihren geliebten Vater bei seinen Geschäftsgängen begleiten, das endet aber plötzlich als sie älter wird und eines Tages verschwindet ihr Vater.
Anna muss sich zusammen mit ihrer Mutter um ihre Schwester kümmern und durch die kriegsbedingte Abwesenheit vieler Männer eröffnen sich ihr beruflich Türen, die in Friedenszeiten damals kaum möglich gewesen wären.
Der zweite Erzählstrang schildert die damalige Unterwelt Manhattans in Person Dexters, dem Chef ihres Vaters.
Sehr detailreich und dadurch faszinierend, aber leider für mich oft auch ermüdend und ohne den Sinn der ausschweifenden Erzählweise zu sehen, schildert Jennifer Egan unter anderem das Erwachsenwerden von Anna, das Hafenleben in Kriegszeiten (das wird wirklich großartig beschrieben) und ganz viel Drumherum.
Insgesamt war es für mich einfach zu ausschweifend und damit über eine lange Strecke langweilig und schlichtweg uninteressant, ich hätte das Buch am liebsten abgebrochen, bin letztendlich aber doch froh, durchgehalten zu haben.
Die letzten 20 Prozent haben mich wieder mit dem Buch versöhnt, es hat Dynamik gewonnen und mich plötzlich gefesselt.
Mein Fazit: für Freunde von ausschweifenden Erzählungen sicherlich großartig, mir war es too much, allerdings hat mir die Schilderung der Lebensumstände von alleinstehenden Frauen in Kriegsjahren gut gefallen.
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