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Die 17-jährige Tochter des Grafen Neville gibt Anlass zur Sorge. Eines Nachts wird sie im Wald halberfroren von einer Wahrsagerin aufgefunden. Als der Vater das Mädchen abholt, prophezeit ihm die Hellseherin, er werde demnächst einen Menschen töten. Die Tochter macht sich diese Weissagung zunutze. Sie versucht den Vater davon zu überzeugen, dass sie das perfekte Opfer ist.
Amélie Nothomb, geboren 1967 in Kobe, Japan, hat ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines belgischen Diplomaten hauptsächlich in Fernost verbracht. Seit ihrer Jugend schreibt sie wie besessen. In Frankreich stürmt sie mit jedem neuen Buch die Bestsellerlisten und erreicht Millionenauflagen. Ihre Romane erscheinen in 39 Sprachen. Für 'Mit Staunen und Zittern' erhielt sie den Grand Prix de l'Académie française. Amélie Nothomb lebt in Paris und Brüssel.
Produktdetails
- Verlag: Diogenes
- Seitenzahl: 112
- Erscheinungstermin: 22. August 2017
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 137mm x 13mm
- Gewicht: 184g
- ISBN-13: 9783257069891
- ISBN-10: 3257069898
- Artikelnr.: 47001379
Herstellerkennzeichnung
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Amélie Nothomb lässt sterben
Der Graf Neville ist ein glücklicher Mann. Das merkt man allein daran, dass es niemanden in seinem Umfeld gibt, den er gerne erschießen würde. Aber gut, er ist eben eine Romanfigur, da mag das vorkommen. Dafür hat der Graf Geldsorgen, so wie alle anständigen Adeligen mit einem feudalen Schloss, das würdevoll zerbröckelt, und Sorgen um seine schwierige jüngste Tochter. Ein Setting, das in seiner bodenständigen Noblesse noch besser zu Amélie Nothomb passt als dieses, hätte die Autorin kaum finden können.
Dass auch ihre eigene Familie früher ein Schloss zu unterhalten hatte, erwähnt sie selbst im Roman: "Die Nothombs verkauften ihr Schloss Le Pont d'Oye", heißt es nebenbei, als der Graf
Der Graf Neville ist ein glücklicher Mann. Das merkt man allein daran, dass es niemanden in seinem Umfeld gibt, den er gerne erschießen würde. Aber gut, er ist eben eine Romanfigur, da mag das vorkommen. Dafür hat der Graf Geldsorgen, so wie alle anständigen Adeligen mit einem feudalen Schloss, das würdevoll zerbröckelt, und Sorgen um seine schwierige jüngste Tochter. Ein Setting, das in seiner bodenständigen Noblesse noch besser zu Amélie Nothomb passt als dieses, hätte die Autorin kaum finden können.
Dass auch ihre eigene Familie früher ein Schloss zu unterhalten hatte, erwähnt sie selbst im Roman: "Die Nothombs verkauften ihr Schloss Le Pont d'Oye", heißt es nebenbei, als der Graf
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darüber sinniert, wie viele Bekannte sich ihre Behausungen nicht mehr leisten können. Es handelt sich dabei tatsächlich um das Schloss in der belgischen Provinz Luxembourg, das ihr Vorfahr Pierre Nothomb 1932 kaufte und zur Begegnungsstätte für Künstler machte. Diese Bestimmung hat sich erhalten, doch das Schloss gehört der Familie nicht mehr.
So soll es auch den Nevilles mit ihrem Château du Pluvier bald ergehen. Zuvor aber plant der Graf seine alljährliche Gartenparty. Aber seine Tochter Sérieuse (so hätte Thomas Mann sie wohl auch genannt) landet zuvor durch eine seltsame Verkettung von Umständen bei einer Wahrsagerin, und als der Vater sie abholt, bekommt er prophezeit: Er werde auf seiner Party einen Gast töten.
Das stürzt ihn in entsetzliche Nöte. Vor allem, weil er sich auf seine Qualitäten als Gastgeber so viel zugutehält. Er möchte die Wahl des Opfers keinesfalls dem Schicksal überlassen, also muss jemand gezielt sterben. Aber wer?
Die Suche nach einem potentiellen Opfer gestaltet sich überaus amüsant. Der Graf erkundigt sich etwa bei seiner Gattin, wen sie denn so gar nicht leiden könne. "Letzten Monat bei den Wouters besaß Charles-Édouard van Yperstal die Unverschämtheit, mir zu sagen, dass ich immer noch schön sei", antwortet sie. Brigitte Große hat diesen und andere wundervolle Sätze mit einer großen Leichtigkeit übersetzt, die der Eleganz der französischen Vorlage absolut gerecht wird.
Immer noch schön - es wurden Leute wahrhaftig schon für weniger zur Rechenschaft gezogen. Aber es findet sich kein geeigneter Kandidat, bis Sérieuse sich anbietet. Sie empfinde seit Jahren nichts mehr, der Tod komme ihr gelegen. Es folgen zähe Verhandlungen mit dem Vater, die die schriftstellerische Qualität von Amélie Nothomb fassbar machen: Der Gedanke, die Tochter zu erschießen, wirkt beim Lesen kaum absonderlich. Einer muss ja nun sterben, und der Ruf der Familie darf nicht über Gebühr leiden.
Man hofft, dass Amélie Nothomb niemals auf den Gedanken kommt, eine Sekte anzuführen. Jeder, der ihrem feinen Witz erliegt, würde ihr in allem folgen. Zum Glück bleibt ihr beim enormen Output von einem Roman pro Jahr kaum Zeit für eine Zweitkarriere als Sektenguru. Sie möge also immer so weiterschreiben: Die Literatur profitiert von ihrer charmanten Überzeugungskraft.
JULIA BÄHR.
Amélie Nothomb: "Töte mich". Roman.
Aus dem Französischen von Brigitte Große. Diogenes Verlag, Zürich 2017. 112 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So soll es auch den Nevilles mit ihrem Château du Pluvier bald ergehen. Zuvor aber plant der Graf seine alljährliche Gartenparty. Aber seine Tochter Sérieuse (so hätte Thomas Mann sie wohl auch genannt) landet zuvor durch eine seltsame Verkettung von Umständen bei einer Wahrsagerin, und als der Vater sie abholt, bekommt er prophezeit: Er werde auf seiner Party einen Gast töten.
Das stürzt ihn in entsetzliche Nöte. Vor allem, weil er sich auf seine Qualitäten als Gastgeber so viel zugutehält. Er möchte die Wahl des Opfers keinesfalls dem Schicksal überlassen, also muss jemand gezielt sterben. Aber wer?
Die Suche nach einem potentiellen Opfer gestaltet sich überaus amüsant. Der Graf erkundigt sich etwa bei seiner Gattin, wen sie denn so gar nicht leiden könne. "Letzten Monat bei den Wouters besaß Charles-Édouard van Yperstal die Unverschämtheit, mir zu sagen, dass ich immer noch schön sei", antwortet sie. Brigitte Große hat diesen und andere wundervolle Sätze mit einer großen Leichtigkeit übersetzt, die der Eleganz der französischen Vorlage absolut gerecht wird.
Immer noch schön - es wurden Leute wahrhaftig schon für weniger zur Rechenschaft gezogen. Aber es findet sich kein geeigneter Kandidat, bis Sérieuse sich anbietet. Sie empfinde seit Jahren nichts mehr, der Tod komme ihr gelegen. Es folgen zähe Verhandlungen mit dem Vater, die die schriftstellerische Qualität von Amélie Nothomb fassbar machen: Der Gedanke, die Tochter zu erschießen, wirkt beim Lesen kaum absonderlich. Einer muss ja nun sterben, und der Ruf der Familie darf nicht über Gebühr leiden.
Man hofft, dass Amélie Nothomb niemals auf den Gedanken kommt, eine Sekte anzuführen. Jeder, der ihrem feinen Witz erliegt, würde ihr in allem folgen. Zum Glück bleibt ihr beim enormen Output von einem Roman pro Jahr kaum Zeit für eine Zweitkarriere als Sektenguru. Sie möge also immer so weiterschreiben: Die Literatur profitiert von ihrer charmanten Überzeugungskraft.
JULIA BÄHR.
Amélie Nothomb: "Töte mich". Roman.
Aus dem Französischen von Brigitte Große. Diogenes Verlag, Zürich 2017. 112 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Amélie Nothomb ist eine Meisterin darin, die dunklen Seiten des Menschen aufzuzeichnen, die Wunden, die wir einander zufügen.« Kronen Zeitung Kronen Zeitung
"Es ist in der Tat notwendig, entweder in aller Öffentlichkeit zu töten oder zuzugeben, daß man sich nicht berechtigt fühlt zu töten." (Albert Camus)
Als die 17-jährige Sérieuse sich eines Nachts aus dem Hause schleicht und davon läuft, wird sie …
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"Es ist in der Tat notwendig, entweder in aller Öffentlichkeit zu töten oder zuzugeben, daß man sich nicht berechtigt fühlt zu töten." (Albert Camus)
Als die 17-jährige Sérieuse sich eines Nachts aus dem Hause schleicht und davon läuft, wird sie halb erfroren von der Wahrsagerin Madame Portenduére gefunden. Diese ruft umgehend bei Sérieuses Eltern an und der Graf holt seine Tochter ab. Das Gespräch mit Madame Portenduére endet in dem sie dem Grafen voraussagt, dass er bei seinem nächsten großen Empfang einen Gast töten wird, aber alles gut ausgehen wird. Der Graf weist diese Prophezeiung erst weit von sich, da er der Frau nicht glaubt, aber die Worte lassen ihn nicht mehr los. Er überlegt, wen er töten könnte und welche Konsequenzen dies für ihn und seine Familie hätte. Doch da unterbreitet seine Tochter Sérieuse die merkt, wie ihr Vater leidet, das es das beste wäre, sie zu töten.
Meine Meinung:
Für mich war es das erste Buch von der Autorin Amélie Nothomb gewesen. Ich war erstaunt was für ein kurzes aber literarisches Meisterwerk sie hier dem Leser präsentiert. Durch Rückblenden macht der Leser erst noch eine Reise in die Vergangenheit des Grafen Neville. Man erlebt wie es dem Adel erging und was für Nöte die Familie damals erleiden musste. Unter anderem das die Garden Party auf Le Pluvier schon von jeher immer ein großes Ereignis war. Wir erleben aber auch den wunderbaren Dialog zwischen Vater und Tochter, der mich entsetzt und sehr erstaunt hat. Vor allem der Vorschlag der Tochter, die mit ihrem Leben unzufrieden ist und keinen besseren Ausweg findet, als das der Vater sie töten soll. Doch Amélie Nothomb hat für den Leser in dieser Art Märchen eine wunderbare Wendung mit eingeflochten, die mich sogar schmunzeln hat lassen. Wer in 110 Seiten so eine Geschichte schreibt, der ist eine wahre Meisterin der Wörter, Chapeau. Ich kann es nur jedem ans Herz legen, wer gerne ironische, makabere und spitzfindige Geschichten liebt, der sollte es lesen. Das Cover ist dagegen wieder sehr speziell, wie oft beim Diogenes Verlag. Von mir gibt es 5 von 5 Sterne für dieses grandiose Werk.
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Die Romane, die im Diogenes Verlag erscheinen finde ich schon wegen der schlichten fast immer gleich wirkenden Optik interessant. Auf diesem Cover schaut mich eine junge Frau an, die mit der Tapete auf der Wand hinter ihr zu verschmelzen scheint. Will sie sich verstecken, unscheinbar wirken oder …
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Die Romane, die im Diogenes Verlag erscheinen finde ich schon wegen der schlichten fast immer gleich wirkenden Optik interessant. Auf diesem Cover schaut mich eine junge Frau an, die mit der Tapete auf der Wand hinter ihr zu verschmelzen scheint. Will sie sich verstecken, unscheinbar wirken oder sich aus der Hülle befreien? Der Titel " Töte mich " wirkt dann noch verwirrend, deutet auf einen Krimi hin. Beim näheren Betrachten des Klappentextes dachte ich dann aber eher an ein Märchen.
Es ist übrigens das erste Buch das ich von dieser Autorin lese.Der Inhalt hat mich dann auch dementsprechend überrascht.
Die Charaktere, märchenhaft, skurril, stellenweise makaber und mit einer gehörigen Portion schwarzen Humor dargestellt. Da hat die Autorin wirklich versucht die Protagonisten bildhaft ins Licht zu stellen.Der Schreibstil ist allerdings eigenwillig und den muß man mögen. Da mußte ich mich erst eine Zeit einlesen.
Es handelt sich um eine belgische Adelsfamilie die schon seit Generationen versucht ihr Schloss zu erhalten. Leider droht nun allerdings trotz aller Versuche eine Insolvenz.Letztmalig will der Schlossherr mit seiner Familie seine alljährlich stattfindende große Party mit vielen Gästen feiern. Leider wird das Fest von einer düsteren Prophezeihung überschattet.
Das Ende fand ich jetzt leider zu vorhersehbar - passt aber hervorragend.
Kann ich jedem empfehlen der mal ein Buch etwas anderer Art lesen möchte.
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Graf Neville lebt mit seiner Familie in einem Schloss, das er wahrscheinlich wegen Geldmangels aufgeben muss. Doch das ist nicht die einzige Sorge des Grafen: Seine 17-jährige Tochter Sérieuse glaubt, empfindungslos geworden zu sein. Sie verletzt sich selber, um etwas zu spüren. …
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Graf Neville lebt mit seiner Familie in einem Schloss, das er wahrscheinlich wegen Geldmangels aufgeben muss. Doch das ist nicht die einzige Sorge des Grafen: Seine 17-jährige Tochter Sérieuse glaubt, empfindungslos geworden zu sein. Sie verletzt sich selber, um etwas zu spüren. Eines Abends geht sie in einen Wald und wäre fast erfroren, hätte nicht eine Wahrsagerin sie gefunden. Diese nimmt sich ihrer an und lässt den Grafen seine Tochter abholen. Bei dieser Gelegenheit prophezeit sie ihm, dass er bei seinem in Kürze stattfindenden Gartenfest jemanden töten wird. Als Sérieuse das hört, versucht sie ihren Vater zu überzeugen, sie zu töten, denn sie möchte nicht mehr weiterleben. Eine schreckliche Situation für den Grafen…
„Töte mich“ ist ein kleiner Roman der erfolgreichen Autorin Amélie Nothomb. Sie entführt uns in eine Welt, die die meisten von uns wohl so nicht kennen. Das Leben auf dem Schloss der Nevilles ist von Entbehrungen gezeichnet, den Schein zu wahren ist das wichtigste, dem hat sich alles unterzuordnen. Mit den Personen in diesem Buch konnte ich nicht so recht warm werden, dafür ist ihr Handeln in meinen Augen zu unrealistisch. Der Schreibstil hingegen gefällt mir recht gut, er ist flüssig und passt zu den Schlossbewohnern. Die 111 Seiten dieses Büchleins sind schnell gelesen. Für mich liest sich dieses Buch eher wie ein langes Märchen als wie ein Roman. Gerade zum Schluss wird es ziemlich märchenhaft.
Das Cover ist typisch für den Diogenes-Verlag: Das Coverbild ist in einen dünnen „Rahmen“ eingefasst. Das Foto darauf ist super gemacht, es zeigt eine Frau, die dadurch, dass ihr Kleid das gleiche Muster wie die Wand dahinter hat, fast unsichtbar wird. Der Titel macht neugierig und passt zum Buch.
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Amüsement auf 110 Seiten
Amélie Nothomb hat mit "Töte mich" einen amüsanten Roman geschaffen, der mich zwar erheiterte aber das war es dann auch schon.
Graf Henri Neville besitzt zwar ein Schloss, Le Pluvier, in den belgischen Ardennen, sein Adel ist aber so …
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Amüsement auf 110 Seiten
Amélie Nothomb hat mit "Töte mich" einen amüsanten Roman geschaffen, der mich zwar erheiterte aber das war es dann auch schon.
Graf Henri Neville besitzt zwar ein Schloss, Le Pluvier, in den belgischen Ardennen, sein Adel ist aber so verarmt, dass er dieses auch bald veräußern muss. Seine Garden Parties sind berüchtigt, sein ganzer Stolz, einmal noch will er sich den restlichen Leuten von Rang und Namen zeigen und alles perfekt machen.
Als seine jüngste Tochter Serieuse von einer Wahrsagerin mitten in der Nacht im Wald aufgegriffen wird, macht diese ihm eine Weissagung die es in sich hat. Er, Henri, wird bei diesem Fest einen Gast töten. Dies alles ist noch im Bereich des vorstellbaren, doch als Henri nun beginnt über einen echten Mord nachzudenken, driftete für mich der Witz ins makabre ab.
Henris Tochter bietet ihm sogar noch einen Ausweg in seiner Not, so ziemt es sich ja nicht einen Gast umzubringen, warum nicht die leidgeplagte Tochter?
Schön sind an diesem Roman die Wortspielchen mit den Namen die einem bekannt sind und einen interessanten Bezug zur Geschichte darstellen. Die beiden Erstgeborenen von Henri und seiner Frau Alexandra heißen beispielsweise Oreste und Electre ( Vater - und Muttermord), diese Wortspielchen machten es für mich dann wieder wett, das Buch doch lesenswert.
Das Ende nehme ich hier natürlich nicht vorweg, aber es kam sehr abrupt und leider überhaupt nicht plausibel.
Habe lange überlegt ob ich 3 oder 4 Sterne verteilen soll.......habe eine Nacht drüber geschlafen, und es reicht leider nur für 3 Sterne.
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Spitzzüngig, schwarzhumorig, bitterböse, düster, spannungsgeladen, tiefgründig, klug, metaphorisch – das sind alles Eigenschaften, die einen Nothomb für mich beschreiben und mit denen die Autorin sich in die Riga meiner Lieblingsautoren längst eingereiht hat. …
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Spitzzüngig, schwarzhumorig, bitterböse, düster, spannungsgeladen, tiefgründig, klug, metaphorisch – das sind alles Eigenschaften, die einen Nothomb für mich beschreiben und mit denen die Autorin sich in die Riga meiner Lieblingsautoren längst eingereiht hat.
Genau deshalb war „Töte mich“ (erschienen 2017) für mich selbst auferlegte Pflichtlektüre.
Worum geht es?
Eine Inhaltsangabe wäre bei einem knapp über 100 Seiten starken Buch wahrscheinlich zu viel des Guten und ich denke sowieso, dass man Amélie Nothomb relativ unvoreingenommen lesen sollte. Es geht um sich selbst erfüllende Prophezeiungen, um den Adel, dessen einziges Bestreben darin zu liegen scheint, eine gesellschaftlich auferlegte Etikette zu wahren und sich damit selbst zu Grunde richtet und es geht um Emotionen, allerdings vermutlich in einem anderen Sinne, als man es sich bei dieser Beschreibung vorstellen würde.
Es ist wieder mit messerscharfen Dialogen zu rechnen, mit makabren Wendungen und Charakteren, die, da überspitzt dargestellt, die Thematik sehr „besonders“ machen.
Kurzum: Ein Nothomb hat mich nie enttäuscht. Manche gefielen mir besser als andere, aber im Grunde wurde meine Zeit immer bereichert. Genau das ist auch von „Töte mich“ zu erwarten, das hoffentlich einigen Lesern auf die Füße tritt.
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Modernes Märchen
„Töte mich“ von Amélie Nothomb liest sich wie ein modernes Märchen. Es geht um die Familie des Grafen Neville. Die beiden älteren Kinder, Oreste und und Électre, sind so schön und begabt, dass sie aufgrund ihrer Vollkommenheit …
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Modernes Märchen
„Töte mich“ von Amélie Nothomb liest sich wie ein modernes Märchen. Es geht um die Familie des Grafen Neville. Die beiden älteren Kinder, Oreste und und Électre, sind so schön und begabt, dass sie aufgrund ihrer Vollkommenheit keinen Partner finden, während die Jüngste, Sérieuse, ihrem Namen (die Ernste) alle Ehre macht und mit ihren 17 Jahren keinen Spaß am Leben hat.
Sie beschließt, die Nacht im Wald zu verbringen, weil sie ausprobieren will, ob diese Erfahrung Gefühle in ihr weckt. Dort wird sie allerdings mitten in der Nacht von der Wahrsagerin Rosalba gefunden, die sie mit nach Hause nimmt und am nächsten Morgen den Grafen benachrichtigt. Rosalba ermahnt den Grafen, sehr zu dessen Missfallen, sich besser um Sérieuse zu kümmern und gibt ihm die ungebetene Weissagung auf den Weg, dass er auf dem in wenigen Tagen stattfindenden Empfang auf dem Schloss einen Gast töten wird. Obwohl Neville nicht viel von Rosalba hält, versetzt ihn die Vorstellung, jemanden zu töten, in Angst und Schrecken. Er fängt an, sich Gedanken zu machen, wer seiner Gäste das beste Opfer wäre, denn er ist der festen Überzeugung, dass er diesem Schicksal nicht entgehen kann. Sérieuse, die dem Leben sowieso nichts abgewinnen kann, bittet ihn, sie zu töten...
„Töte mich“ ist voller hintergründigem Wortwitz und Anspielungen, es macht viel Vergnügen, den wortgewandten Schlagabtausch zwischen den einzelnen Personen zu lesen. Obwohl die Geschichte so skurril ist, dass sie mit der Realität wenig zu tun hat – welcher Vater überlegt sich ernsthaft, dem Wunsch seiner jüngsten Tochter zu entsprechen und sie umzubringen? – macht es Spaß, sie zu lesen. Im Übrigen ist sie auch ganz hervorragend aus dem Französischen übersetzt.
Was mir auch richtig gut gefällt, ist das Cover: eine junge Frau, deren Kleid und Kopftuch dasselbe Muster wie die Stofftapete hat, vor der sie steht, und die somit fast mit dem Hintergrund verschmilzt.
Bis auf ein paar Längen – den Dialog zwischen dem Grafen und Sérieuse, in dem sie ihn davon überzeugen will, sie zu töten, fand ich sehr ermüdend – hat mir das Buch gut gefallen. Auf jeden Fall ist es ein Buch, das aus der Masse hervorsticht!
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Die Macht des Schicksals
Ist ein Happy End trotz einer Leiche möglich? Oder gar erst wegen der Leiche? Bei Amélie Nothomb wird man positiv überrascht!
Zunächst einmal sollte man sich nicht vom Umfang des Büchleins täuschen lassen: Äußerlich zwar ein …
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Die Macht des Schicksals
Ist ein Happy End trotz einer Leiche möglich? Oder gar erst wegen der Leiche? Bei Amélie Nothomb wird man positiv überrascht!
Zunächst einmal sollte man sich nicht vom Umfang des Büchleins täuschen lassen: Äußerlich zwar ein Leichtgewicht, verbirgt sich zwischen den Buchdeckeln eine grandiose Novelle über den belgischen Adel, welcher sich Dank seiner selbst auferlegten Etikette zielsicher in die Insolvenz steuert. Und zwischen all den teils spitzzüngigen, teils schwarzhumorigen Einblicken in die Adelsfamilie Neville die Frage, ob das Schicksal sich am Ende selbst erfüllen wird. So wurde das Drittgeborene, nach den ersten beiden Kindern Oreste und Électre, nicht sinngemäß Iphigénie benannt, da nach altgriechischem Vater- und Muttermöder ein Kindsmord dem Grafen nicht angemessen erschien. Doch droht genau dies den Vater einzuholen: Nachdem ihm weisgesagt wird, er werde auf seiner Gartenparty einen Gast umbringen, fordert seine depressive, jüngste Tochter das ihr zustehende Schicksal ein und verlangt von ihrem Vater "Töte mich!"
Allerfeinste Unterhaltung mit Esprit und Niveau!
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Schon das Cover entbehrt nicht einer gewissen Komik. Die Frau ist fast unsichtbar, verschmilzt mit ihrer Umgebung. Man muss schon zweimal hinsehen.
Was der Satz der Wahrsagerin "Sie werden einen Gast töten" nicht alles auslöst. Wobei die Tatsache an sich gar nicht erst in …
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Schon das Cover entbehrt nicht einer gewissen Komik. Die Frau ist fast unsichtbar, verschmilzt mit ihrer Umgebung. Man muss schon zweimal hinsehen.
Was der Satz der Wahrsagerin "Sie werden einen Gast töten" nicht alles auslöst. Wobei die Tatsache an sich gar nicht erst in Zweifel gezogen wird. Es wird so sein, Punkt.
Nun beginnen die Überlegungen, wen könnte man töten, wer hätte es verdient und wie macht man es am besten?
Das Büchlein liest sich sehr flott weg. Zum einen fesselt einen die Frage, wird er wirklich jemanden töten, zum anderen ist es aber der sehr schöne Schreibstil.
Das Buch ist sehr schön aufgebaut und der Leser wird gut durch das selbige geführt. Es ist wirklich lesenswert.
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>> Daher sah er in der Weissagung Rosalba Portendueres die Vernichtung seines Glaubens und seiner Kunst. Genauso gut hätte man einem Chefkoch das Misslingen jenes Gerichtes ankündigen können, das ihn in den Rang einer Legende erhoben hatte; oder noch schlimmer: das er mit seinem …
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>> Daher sah er in der Weissagung Rosalba Portendueres die Vernichtung seines Glaubens und seiner Kunst. Genauso gut hätte man einem Chefkoch das Misslingen jenes Gerichtes ankündigen können, das ihn in den Rang einer Legende erhoben hatte; oder noch schlimmer: das er mit seinem Essen einen Star der Restaurantkritik vergiften würde. >>
Graf Neville hatte es in der hohen Kunst seine Gäste glücklich zu machen, zu einer wahren Meisterschaft gebracht. Das ist sein höchstes Gut und Streben.
Nachdem er sich letztendlich damit abgefunden hat, sein Schloss zu verlieren, bereitet ihm allein seine Jüngste, Serieuse, mit ihren immer riskanteren Aktionen langsam Sorgen.
Als sie eines Nachts von einer Wahrsagerin halb erfroren im Wald aufgelesen wird, prophezeit diese ihm, er werde auf seinem nächsten Fest einen Gast töten!
Erst belächelt lässt es Neville schon bald nicht mehr schlafen, ist es doch sein letztes Fest auf dem Familiensitz. Aber auch Serieuse macht sich so ihre Gedanken....
~ * ~ * ~ *
Der Anfang hat mich schlichtweg begeistert; locker, mit leichter Hand und einem Augenzwinkern, erzählt Amelie Nothomb und lässt den Grafen in einer herrlich schrulligen Einzigartigkeit über sich selbst und seine Familie sinnieren. Und das mit einer ansprechenden Tiefe.
Das ist schon großes Kino, das ich da Seite um Seite genussvoll verschlungen habe. Ja, ich habe diese kleine Geschichte in einer Nacht gelesen, umso bewusster fiel dann auf, das mir irgendwann die Richtung, der Verlauf, den sie nahm, nicht mehr gefiel. Mir gingen die Gedanken des Grafen, anfangs noch recht amüsant: wen bringe ich am geschicktesten wie um, so dass meine Familie auch weiterhin gern gesehene Gäste sind..., zum Schluss ein wenig zu vehement zu weit. Und auch das Ende konnte mich nicht wirklich versöhnen.
Ich bin hin- und hergerissen und habe es erst einmal ein wenig sacken lassen. Im Endeffekt muss ich zugeben, dass es mich einfach sehr gut unterhalten hat - Ende hin oder her.
Fazit: Mein erstes Buch der Autorin, deren Schreibstil und Ideen mich begeistert haben, so dass es mit Sicherheit nicht mein letztes war.
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Jugendlicher Leichtsinn oder doch ein Zeichen für ihren schlimmen Zustand? Der Graf Neuville muss seine Tochter Sérieuse bei einer Wahrsagerin abholen, nachdem diese das Mädchen völlig durchgefroren nachts im Wald auffand. Zum Abschied prophezeit sie dem Vater, dass er bei …
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Jugendlicher Leichtsinn oder doch ein Zeichen für ihren schlimmen Zustand? Der Graf Neuville muss seine Tochter Sérieuse bei einer Wahrsagerin abholen, nachdem diese das Mädchen völlig durchgefroren nachts im Wald auffand. Zum Abschied prophezeit sie dem Vater, dass er bei einem Empfang einen seiner Gäste töten werde. Die beeindruckt Neuville zunächst nur mäßig. Geldsorgen plagen ihn und am 4. Oktober 2014 wird seine letzte große Garden Party im Château du Pluvier steigen, bei der alles perfekt sein muss. Danach wird das Schloss veräußert und die Familie sich in ein kleineres Domizil zurückziehen. Doch die Voraussagungen der Frau lassen ihm keine Ruhe. Vielleicht wäre es besser, sich auf das Ereignis vorzubereiten. So beschließt er eine Liste derjenigen Gäste zu machen, der Tod nicht nur verzeihlich, sondern sogar wünschenswert wäre. Bald hat er auch einen passenden Kandidaten ausgemacht. Doch dann überrascht ihn Sérieuse mit einem Vorschlag: er solle sie doch töten. Seit fünf Jahren bereits ist sie unglücklich und hat den Eindruck, nie mehr etwas fühlen zu können. Der Tod wäre eine Erlösung und durchaus in klassischer Tradition und somit verzeihlich. Wie kann der Graf aus dieser unsäglichen Geschichte entkommen?
Amélie Nothombs aktueller Roman ist ein herrliches Spiel mit den Klassikern der Literatur. Sie macht sich gar nicht erst die Mühe, dies groß zu verschleiern, sondern spielt ihre Persiflage en détail aus. Der verarmte Graf, geradezu ein Musterbeispiel einer Figur, die gerade zu der Commedia dell’arte entsprungen sein könnte in ihrer Schablonenhaftigkeit und Eindimensionalität der verarmten Noblesse. Er weiß um die Konventionen und was man von ihm erwartet und zelebriert die Kunst des Gastgebens in extremo, so dass diese Absurdität kaum mehr zu überbieten ist. Seine Kinder nennt er Oreste und Électre – beide schuldig gewordene Figuren der griechischen Mythologie, doch er schreckte davor zurück die Jüngste nach Iphigénie zu benennen, die durch die Hand des Vaters starb – doch wo endet er? Genau wie Agamemnon sieht er sich schon als Kindsmörder. Doch auch der Grundkonflikt ist ohne Verschleierung übernommen, die Autorin treibt ihren Spaß sogar so weit, dass sie Neuville die Geschichte Oscar Wildes um das Verbrechen von Lord Arthur Savile lesen lässt, dem von einem Wahrsager ein Mord angekündigt wurde. Ob er in Anbetracht der Hiobs-Botschaft zum Mörder zu werden wohl in der Bibel Trost und Hilfe finden kann?
Hätte sie ihren Roman in fünf Akten geschrieben, er wäre in bester Tradition sehr gut auf der Bühne aufgehoben gewesen. Doch auch zu lesen macht eine herrliche Freude nicht nur ob der zahlreichen Anspielungen und Figuren, sondern auch die gelungenen Formulierungen sind ein Genuss:
Neuville weiß um seinen Status und seine Perfektion als Gastgeber: „Ich bin der letzte Vertreter dieser altmodischen Höflichkeit und exquisiten Kunst des Zusammenseins. Nach mir wird es nur noch Events geben.“ Und Kritik an der Namensgebung seines Nesthäkchens weist er deutlich von sich und verweist darauf, dass „Ernest“ auch nichts Anderes bedeute als Sérieuse, die zwar selbst auch nicht hübsch, aber wenigstens bezaubernd sei und damit nicht wie ihre Eltern einen Namen wie „Hinz und Kunz“ trage.
Ein kurzer Spaß, der in der französischen Ausgabe mit dem Satz « Ce qui est monstrueux n'est pas nécessairement indigne. » begleitet wird. Nur weil etwas monströs ist, muss es nicht würdelos sein. Die Figuren wahren den Schein und die Contenance. Der Leser bekommt ein riesiges Bouquet, in dem er vieles wiederkennen kann oder an dessen äußerer Erscheinung er sich einfach erfreut.
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