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Christina P.
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Hamburg

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Insgesamt 1103 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2025
Arena , Brittney

A Dance of Lies


gut

Die Spionin war nur eine Marionette
Nach zwei Jahren im Kerker ist die einstmalige Tänzerin Vasalie ein körperliches Wrack. Nun schlägt ihr König Illian, für den sie damals alles getan hätte, einen Deal vor: entweder arbeitet sie beim nächsten Treffen der Königreiche als tanzende Spionin für ihn, oder der Kerker ist weiterhin für sie gebucht. Vasalie geht auf die Erpressung ein und trainiert trotz ihrer Schmerzen hart, um als Künstlerin bei dem Event zugelassen zu werden.
Tanzende Spionin und königliche Intrigen, das klang für mich vielversprechend und zunächst ist es auch ganz spannend mitzuverfolgen, wie Vasalie mit ihren körperlichen Einschränkungen zu kämpfen hat und diese trickreich zu kaschieren versucht. Auch waren ihre Tanzaufführungen zunächst eine willkommene Abwechslung, allerdings wünschte ich mir schon bald, die Autorin hätte mit dem Rest des Romans ebenso überzeugen können.
Vasalie hält sich für eine starke Frau, und zunächst wirkt sie tatsächlich auch so, wenn man bedenkt, wie sie anfangs zu kämpfen hat. Leider entpuppt sie sich jedoch als eine Frau, die das macht, was ein Mann ihr sagt. Spionin? Von wegen, eine Marionette ist sie, die brav die Aufgaben ausführt, welche der König ihr zukommen lässt. Skrupel redet sie sich zwar ein, Widerstand konnte ich keinen erkennen. Ebensowenig kommt nicht einmal die Idee bei ihr, zu fliehen oder sich Verbündete zu suchen. Sie glaubt weiterhin an die leeren Versprecher, pardon, Versprechungen ihres Königs. Dem Mann, durch dessen Lügen sie überhaupt erst im Kerker landete! Jeder Mensch würde doch daraufhin dessen anderen Äusserungen ebenfalls mal infrage stellen. Vasalie nicht. Zu König Illian kann ich übrigens sagen, als Antagonist war er angenehm perfide, seine Pläne gut durchdacht.
Auch in anderen Punkten hakte für mich die Story schnell. Allem voran diese wochenlange Veranstaltung, bei der sich die Herrschenden der Nachbarländer samt Hofstaat und Soldaten an einem Ort versammeln, ihr Land führungslos zurücklassen. Und wofür? Für Dauervergnügungen? Gerade wenn ein Land sich steter Bedrohung durch Nachbarländer ausgesetzt sieht, wie es bei einem teilnehmenden Land der Fall ist, sehe ich ein derartiges Vorgehen als höchst fahrlässig. Stattdessen wirkt das Spektakel wie eine entspannte Sommerfrische, auf der König Illian seine intriganten Pläne verfolgen kann.
Am meisten ging mir recht schnell Vasalie selbst auf den Keks, sie ist naiv wie ein Teenager, lässt sich von Männern herumschubsen, verwechselt Aufmerksamkeit mit Liebe und wirft sich dem erstbesten an den Hals, unnötige Eifersuchtsgedanken inklusive. Wobei der Typ ihr mit seiner besitzergreifenden Eifersucht in nichts nachsteht. Als sie mit einem weiteren der drei Königsbrüder anbandelt, drei Narzissten mit unterschiedlich hohem Gewaltpotential übrigens, wirft sie ihm wie eine Schallplatte mit Sprung vor, er hätte sich einen Pseudoharem zusammengeraubt, weil dessen Bruder Illian das so behauptet. Was wieder der Punkt wäre, dass sie nichts hinterfragt. Auch gewisse Erinnerungen an ihre Stiefmutter werden bis zum Erbrechen wiedergekaut.
Mit der Zeit funktioniert die geplante Handlung hauptsächlich, weil gewisse Leute sich selten dämlich verhalten. Und am Schluss wird man, nach einer fantasyfreien Story, mit einem Fantasypart überfallen, der stilistisch nicht so recht zum Rest passt.
Wobei zum Thema Stil anzumerken ist, dass mir so manche Ausdrücke zu modern sind im Roman. Getoppt hat das die wiederholte Aussage, sie würden Champagner trinken. Ich bezweifle doch sehr, dass es in dieser Welt eine namensgebende, französische Champagne gibt.
Leider konnte sich Vasalie mit dieser Erzählung nicht vollständig in mein Herz tanzen, dazu war sie mir zu naiv und zu sehr Marionette. Ebenso weist der Roman hier und da einige Längen auf, wenn der Fokus sich detailreich auf Tänze und Kostüme verschiebt. Die Darstellung ihrer körperlichen Probleme war hingegen sehr gut dargestellt. Romantik oder das versprochene Liebesdreieck konnten mich überhaupt nicht abholen, dafür war sie zu sehr Mäuschen, dass sich von Kerlen dirgieren lässt. Die Gestaltung des Buch ist übrigens wunderschön passend an die Glaskunst angelegt, welche im Roman eine gewisse Rolle spielt.

Bewertung vom 10.07.2025
Petrowitz, Michael

Dragon Ninjas, Band 1 - Der Drache der Berge


ausgezeichnet

Wer will kein cooler Ninja sein?
Eben noch wollte Liam die Kerzen auf seiner Geburtstagstorte auspusten, und kurz darauf findet er sich im Ninja-Internat Chipanea wieder, wo er als Drachenblut zum Dragon Ninja ausgebildet werden soll. Doch die feindlichen Tiger Ninjas, angeführt vom bösen Drachen O-Gonsho, wollen die Macht an sich reißen. Hierfür benötigen sie die vier magischen Waffen, welche von Drachen bewacht werden. Das will Liam um jeden Preis verhindern und macht sich mit seinen neugewonnenen Freunden Sui und Pepp auf, den Tiger Ninjas zuvor zu kommen.
Dragon Ninjas ist ein gelungenes Abenteuer für junge Leser. Obwohl Liam neu an der Ninjaschule ist, ist er natürlich ungeduldig und möchte am liebsten sofort mit Schwert und Wurfstern loslegen. Stattdessen bekommt er ein Holzschwert zum üben - wie öde. Trotzdem stürzt er sich in ein gefährliches Abenteuer und versucht, das Geheimnis um die erste der vier magischen Waffen zu lösen: Wo ist es versteckt und wie bekommt man es?
Das Buch ist spannend und pfiffig, es geht schnell voran und man lernt nebenbei einige Ninjabegriffe kennen. Die drei Freunde haben jeweils ihre besonderen Fähigkeiten, wodurch sie sich recht gut ergänzen und ein super Team bilden. Sehr schön sind auch die vielen Graphiken im Buch, welche im Stil des Covers gehalten sind und das Buch wundervoll aufpeppen. Da es vier magische Waffen gibt wird es für jede Waffe einen eigenen Band geben, wodurch sich je Buch auch eine angenehme Länge für die jungen Leser ergibt. Für Ninja-Fans und junge AbenteurerInnen zu empfehlen.

Bewertung vom 10.07.2025
Clark, Julie

Die unsichtbare Hand


sehr gut

Was vor 50 Jahren wirklich geschah
Olivia Dumont ist eine Ghostwriterin, die sich durch einen Karriereknick samt Geldproblemen kämpft. Retten könnte sie die neueste Jobanfrage, welche ihre Agentin ihr vorschlägt: Der berühmte Autor Vincent Taylor hat sie angefragt, um ein Buch für ihn zu schreiben. Ein Mann, um den sich Gerüchte ranken, er hätte in seiner Jugend seine eigenen Geschwister ermordet. Was kaum jemand weiß: Dieser Mann ist Olivias Vater, dem sie vor langer Zeit den Rücken kehrte.
Der Roman begleitet die Leserschaft auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart versucht Olivia nicht nur, ihr Leben und die Beziehung zu ihrem Vater auf die Reihe zu bekommen, sondern entwickelt ein Interesse daran, die Wahrheit über die Morde vor rund 50 Jahren aufzuklären. In der Vergangenheit kann man einige Szenen sowohl aus Vincents als auch auch als Poppys Perspektive erleben, seiner jüngeren Schwester, die ziemlich aufgeweckt und mit einer kleinen Videokamera durchs Leben lief. Dabei sind die Szenen so geschickt angeordnet, dass sich Details in der Gegenwart, wie z. B. aus Vincents Erzählungen oder anderen Aufzeichnungen, mit den damaligen Ereignissen ergänzen.
Durch das Buch zieht sich eine gewisse Distanziertheit. Einige mag dies stören, ich empfand es als passend zu den Charakteren von Olivia und Vincent. Getragen wird die Handlung vor allem durch das Geheimnis, was vor 50 Jahren wirklich geschah. So ab der Hälfte des Romans hatte ich eine erste Vermutung, doch schafft es die Autorin geschickt, bis zum Schluss ein Detail nach dem nächsten zu enthüllen.
Das Buch ist kein Krimi, sondern ein Roman mit Krimi- und Drama-Elementen. Stärke und Schwäche zugleich, denn dadurch hing der Spannungsbogen einige Male etwas durch. Dafür gibt es eine gelungene Auflösung des Geheimnisses um den Cold Case.

Bewertung vom 10.07.2025
Kempton, Beth

Kokoro


weniger gut

Dreht sich inhaltlich zu viel um die Autorin
Zu Beginn erhält man von der Autorin und Japanologin eine recht lange Einleitung zum Begriff Kokoro (was man für sich übersetzen kann mit Bedeutungen wie Herz/Herzlichkeit, Achtsamkeit, Instinkt) und den 12 Prinzipien für ein gelungenes Leben, inspiriert von japanischer Weisheit (Zitat). Verteilt auf die Besuche der drei Berge Hagurosan, Gassan und Yudonosan (deren Bedeutung erklärt sie kurz im Buch), denen sie drei Abschnitte des Buch mit jeweils vier Prinzipien widmet. Entsprechend hatte ich erwartet, Gedankenanreize zu einem achtsameren Leben sowie zu Perspektivenwechseln zu erhalten.
Ich sag es mal ganz direkt: Ein Großteil des Buches wirkte auf mich wie eine Art Schreibtherapie der Autorin, um über den Tod der eigenen Mutter hinweg zu kommen. Weder gibt es einen Warnhinweis, dass es über mehrere Kapitel um den Tod geht (was nicht jede Person seelisch grad vertragen könnte), noch wirklich viele Gedankenanreize. Ab und zu hat sie ein paar Fragen oder Übungen formuliert, doch im Großen und ganzen dreht es sich in dem Buch viel zu sehr um sie. Es gibt natürlich auch schöne oder interessante Erlebnisse und Begegnungen, welche das Buch bereichern. Dem gegenüber stehen leider seitenweise Abschnitte, in denen sie über ihre Mutter, ihre Familie und ihre Trauer erzählt. Ich konnte fast den ganzen Mittelteil auslassen, weil sie da gefühlt fast nur auf der Stelle trat. Ich empfand das Buch über Längen eher als belastend denn als bereichernd zu lesen.
So schade, denn optisch macht das Buch einen gelungenen ersten Eindruck, nur der Inhalt will m.E. nicht so recht zum Titel passen.

Bewertung vom 10.07.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken


sehr gut

Zwei Familien und ein Schicksal
Diese Erzählung handelt von zwei Familien, welche über das Schicksal eines Mädchens miteinander verbunden sind.
Jeden Sommer kommen Familen der Mi'kmaq aus Nova Scotia zur Beeren-Ernte auf die Felder Maines. So auch im Jahr 1962. Mit dabei der sechsjährige Joe, der auf seine vierjährige Schwester Ruthie aufpassen soll. Doch plötzlich ist Ruthie verschwinden, wie vom Erdboden verschluckt. Die Polizei ist den Fremden keine große Hilfe. Zurück bleibt eine trauernde Familie.
Ungefähr zur selben Zeit hatte die jetzt über 50-jährige Norma damals in ihrer Kindheit merkwürdige Träume, welche ihre Eltern mit irgendwelchen Ausreden erklärten. Norma wuchs als Einzelkind einer gutsituierten, weißen Familie auf, das Verhältnis zu ihren Eltern war teilweise erdrückend.
Die Verbindung zwischen den beiden Familien lässt sich schnell erahnen, da gleich zu Beginn erwähnt wird, dass die kleine Ruthie auffällig helle Haut besitzt im Vergleich zu ihrer Familie. Zumal die Handlung auch zu einer Zeit beginnt, als den Natives von den Weißen die Rechte beschnitten und die Kinder weggenommen wurden, natürlich alles für den guten Zweck einer wohlfunktionierenden Gesellschaft. Entsprechend ist die kindliche Perspektive des kleinen Joe zu Beginn, der vom damaligen Leben der Mi'kmaq sowie den Erlebnissen berichtet, umso erschütternder. Ein Junge, der sich den Verlust seiner Schwester über Jahre hinaus sehr zu Herzen nimmt, sich für den Verlust die Schuld gibt. Ein Gefühl, welches ein Kind in dem Alter nie haben sollte. Genaugenommen geht es also um zwei Schicksale, die von Joe und Norma. Aus deren Perspektiven erlebt man die Schicksale dann auch. Das geschehene Unrecht ist einem wie bereits erwähnt schnell klar, der Weg der beiden aufeinander zu ist in diesem Buch das Ziel. Bewegend, vielleicht mit einigen Längen. Dennoch ein Thema, was nicht vergessen werden darf und hier symbolhaft erzählt wird. In meinen Augen ein überzeugendes Roman-Debut der Autorin.

Bewertung vom 29.06.2025
Priest

Guardian 1. Seelenwächter / Zhen Hun Bd.1


sehr gut

Suche nach verschollenen Heiligtümern der Unterwelt
Endlich gibt es Guardian auch als deutsche Version, da war ich sofort dabei.
Guardian ist eine Danmei Light Novel, also ein chinesicher Roman mit Boys-Love, und spielt in diesem Fall in unserer Welt, also quasi vergleichbar mit Urban Fantasy. Zu einigen kulturellen bzw. mythologischen Besonderheiten gibt es ein Glossar, ebenso wie eine Übersicht zur Aussprache der Hauptcharaktere.
Zhao Yunlan (auf dem Cover rechts) ist ein sexy Chaot, besitzt das Dritte Auge und leitet als Seelenwächter des Seelenschutzordens die Abteilung für Sonderermittlungen, Kontakte zur magischen Unterwelt inklusive. Neben einer Gruppe mehr oder minder ausgefallener Angestellter hat er einen dicken schwarzen Kater namens Daqing (gesprochen: da tsching) an seiner Seite, der sowohl magisch als auch sarkastisch so einiges auf dem Kasten hat. Gemeinsam mit dem jungen, soziophoben Guo Changcheng, der überraschend einen Job in dieser Abteilung zugeteilt bekommen hat und nun zu seinem ersten Tag dort antritt, lernen wir diese Leute nach und nach kennen.
Der erste Fall, in dem der junge Mann mit seinem Direktor ermitteln muss, lässt ihn Geister und gruselige Schatten sehen und bringt ihn echt an seine Grenzen. Dabei lernen sie den Uniprofessor Shen Wei kennen (links auf dem Cover), einen unterkühlten Typen, der sofort Zhao Yunlans Jagdinstinkt erotischer Natur weckt. Die Andeutung, dass der Prof den Ermittler bereits kennt, lässt natürlich auch die Leser hellhörig werden und, ja, da kommt noch so einiges an Überraschungen.
Im Großen und Ganzen geht es ansonsten um vier magische Artefakte, sogenannte Heiligtümer der Unterwelt, mit deren Hilfe sich so einiger Schaden anrichten ließe und die vor langer Zeit verschwunden sind. In diesem ersten Band der Trilogie sind die ersten beiden von insgesamt 4 Teilen enthalten, wobei es jeweils um eines der Heiligtümer geht. Den ersten Teil fand ich deutlich knackiger, im zweiten Teil hatte ich zwischendurch einen argen Spannungsknick. Das wäre inhaltlich das einzige, was mir nicht so gefiel, die Charaktere an sich sind herrlich ausgefallen und der Humor kommt auch nicht zu kurz.
Von der Aufmachung des Buches bin ich in einigen Punkten etwas enttäuscht. Ja, der Buchschnitt ist klasse und die beiliegende Charakterkarte gefällt mir ebenfalls sehr. Dafür Daumen hoch! Das Covermotiv entspricht der englischen Version, ebenso sind die Illustrationen im Buch dieselben. Nur dass diese in der deutschen Version leider nicht so schön ausfallen, da das Papier recht grob und leicht graustichig ist. Nicht grad die perfekte Wahl für Illustrationen. Und der silbern aufgedruckte Titel hat sich leider während des Lesens vom Softtouch-Cover gelöst und ist nun vorne nur noch anteilig lesbar. Davon abgesehen kann ich das Buch allen empfehlen, die auf Danmei/BL und/oder Urban Fantasy mit Fernost-Mythologie stehen.

Bewertung vom 29.06.2025
Taylor, D. L.

The Beasts We Bury (Band 1)


weniger gut

Leider nicht so spannend wie erhofft
Auf dieses Buch hatte ich mich so gefreut, allein schon das Cover sieht vielversprechend aus, so voller Energie. Todbringende Magie reizt mich deswegen, weil diese Gabe stets zwei Seiten der Medaille aufweist und herrlich viel Potential bietet. Trotzdem, oder deswegen (?), wurden meine Erwartungen leider nicht erfüllt.
Erzählt wird die Handlung aus zwei Perspektiven, jeweils aus der Ich-Perspektive. Auf diesen Personen liegt auch primär der Fokus der Handlung, ein richtiges Worldbuilding gibt es nicht. Es gibt Mancella, eine Herrschertochter, die eine Art Nekromanten-Gabe abbekommen hat und nun von ihrem Vater gezwungen wird, Tiere zu töten, damit sie diese anschließend beschwören kann. Erinnert in der Grundidee stark an Solo Leveling. Und dann gibt es Silver, so eine Art Waisen-Straßenkid, der unter der unfairen Regierung von Mancellas Vater leidet und nun einen Auftrag angenommen hat, für den er in die Burg von Mancellas Familie einbrechen muss.
Grad bei Mancella wunderte ich mich schnell, warum sie sich von ihrem Vater dazu zwingen lässt, große Raubtiere barhändig umzubringen, wobei sie selber fast draufgeht. Zwar werden die Hintergründe nach und nach erzählt, doch da fehlte mir umso mehr ein Teenager-rebelliert-gegen-die-Eltern. Stattdessen nichts, weder Rebellion noch eine Flucht ins Nachbarland, die sich angeboten hätte. Dafür bekam ich eine entsprechende Kampfszene präsentiert, auf die ich gern verzichtet hätte. Machte es nicht besser. Wobei sie auch an anderer Stelle erschreckend naiv handelt. Und warum der Vater das Ganze verlangt? Nunja, es wirkte schnell, als hätte dieser (oder die Autorin) sich von Solo Leveling inspirieren lassen. Aber nicht mal das hinterfragt die brave Tochter. WARUM?!
Silver als mutmaßlicher Love Interest war mir zu sehr von sich selbst überzeugt, wie ein Fantasy-Sunnyboy, und das Slow Burn hat bei mir so gar nicht ge-burn-t.
Auch stilistisch war ich schnell enttäuscht. Nicht nur übertriebene oder völlig unnötige Kampfszenen, die mich einmal sogar an eine alberne Schulhofrangelei unter Pubertieren erinnerte. Die Autorin ist zudem völlig auf übertrieben poetische Darstellungen von Augenfarben fixiert, lässt ein Boot zwischendurch zu einem Schiff werden, verleiht Sonnenschein einen Duft, lässt die Kids bei einem Einbruch erstmal eine gefühlte Ewigkeit am Tatort rumdiskutieren statt schnell zu verschwinden und so einiges mehr. Nicht selten hab ich gedanklich die Augen verdreht beim Lesen. Zum Ende hin gibt es zwar noch eine (vorhersehbare) Überraschung, mit einer Anspielung für eine Fortsetzung, doch an der habe ich gar kein weiteres Interesse mehr. In sich würde ich das Buch bis auf ein kleines Details als in sich abgeschlossen bezeichnen, kein fieser Cliffhanger.
Mir ist das Buch zu oberflächlich, zu unlogisch, zu vorhersehbar und den Romance-Anteil konnte ich auch nicht nachvollziehen. Loben möchte ich hingegen die Aufmachung mit dem schönen Cover, der Illustration in der Buchklappe und dem schönen, dreiseitigen Farbschnitt.

Bewertung vom 14.06.2025
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


weniger gut

Langatmige Familiengeschichten
Der Aufhänger der Story ist schnell zusammengefasst: Eine Autorin und ein Autor im einmonatigen Wettbewerb, wer von ihnen die Biographie der Nachfahrin einer einflussreichen Mediendynastie schreiben darf. Neben dem Interesse am Job haben die beiden auch irgendwann Interesse aneinander.
So kurz wie die Beschreibung ist auch das anfängliche Knistern zwischen den beiden. Meine Hoffnung, dass sie als Rivalen zunächst voneinander lassen und es dadurch spannender wird, zerschlug sich, als die beiden wirklich nach kurzer Zeit schon spitz wie Lumpi am liebsten übereinander her gefallen wären. Spannung weg. Stattdessen erzählen sie sich gegenseitig ihre Familienprobleme, welche sie noch aufarbeiten sollten, gähn. Das, was die Auftraggeberin erzählt, zieht sich auch stark in die Länge, da sie bei ihrem x-ten Vorfahr beginnt, bis sie zu ihrem Ehemann kommt, der als berühmter Sänger bei einem Unfall viel zu früh starb. Diverse Male wirkte es so, dass andere sie rein über diesen Typen definieren, weil es wie ein anfixiertes Ziel dargestellt wird. Das war jetzt auch nicht so spannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte, eher im Gegenteil. Zum Schluss wartet die Dame mit einer Überraschung auf, die doch sehr an den Haaren herbeigezogen ist. Und was ich auch nicht mag ist, wenn die Handlung zum Ende über Monate ausfaded mit dem Ziel, da noch ein Happy Ever After dranzuhängen. Von der überzogenen Dauer-lockerflockig-fröhlichkeit der Autorin ganz zu schweigen. Generell blieben die Charaktere hier größtenteils zweidimensional
Wer auf ein langatmiges Sammelsurium an Familienproblemen steht mit ein wenig Bettgeschichten könnte das Buch mögen, ich fand des langweilig.

Bewertung vom 14.06.2025
Smith, Sally

Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Ein Kronanwalt ermittelt in den eigenen Reihen
Das Leben des Kronanwalts und Barristers Sir Gabriel Ward läuft in unauffälligen Bahnen im Londoner Temple Bezirk. Die Aussenwelt erlebt er nur über seine vielen Bücher, gern bei einem Glas Sherry. Dies hätte auch weiterhin so bleiben können, nur leider liegt die Leiche des Lordoberrichters Lord Dunning vor seiner Kanzlei und Sir Gabriel Ward wird dazu verdonnert, im Temple Bezirk die Leute zu befragen, bevor die Polizei offiziell ermitteln darf. Unterstützung erhält er von einem jungen Polizisten, der begeistert ist von den neuen Untersuchungsmethoden der Spurensicherung.
Der Krimi ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Zum Einen spielt der Fall im Temple Bezirk, in dem eine eigene Gerichtsbarkeit herrscht. Dann ist Sir Gabriel zwar intelligent und fast schon ein wandelndes Lexikon, allerdings auch ein wenig soziophob und hat zunächst seine Schwierigkeiten, aus sich und dem Temple Bezirk herauszukommen. Neben dem Mord an dem Richter bearbeitet er zudem einen ganz besonderen Fall, in dem es um ein erfolgreiches Kinderbuch geht und die Frage, wer das Buch in Wahrheit geschrieben hat.
Die etwas eigene Welt im Temple Bezirk zur Zeit Londons 1901 empfand ich als sehr interessant, eine Karte im Buch hat es mir erleichtert, mir die Szenerie vorzustellen. Auch Sir Gabriel ist ein sympathischer Charakter, auf eine gewisse Art hat ihm der Fall gut getan ebenso wie der Umgang mit dem jungen Polizisten. Und sein aktueller Rechtsstreit war nicht minder spannend zu verfolgen.
Die Autorin hat einen angenehm fokussierten Schreibstil, der es mir ermöglichte, mir die Orte und Gegebenheiten ebenso gut vorzustellen wie die im Buch vorkommenden Personen. Die Handlung bietet ausreichend Spannung und die beiden Fälle ergänzen sich hervorragend. Bei Sir Gabriels nächstem Fall bin ich gern wieder dabei.

Bewertung vom 14.06.2025
Park, Esther

The Legend of Lady Byeoksa


sehr gut

Göttliche Pläne und wütende Geister
Seit ihrer Kindheit nimmt Bin Seomoon die Welt der Lebenden ebenso wie Geister des Jenseits wahr. Als Seelenjägerin, auch Byeoksa genannt, bekämpft sie nun diese Geister, ausgestattet mit praktischer Männerkleidung und speziellen Waffen. Die dabei manchmal anfallenden Perlen haben für sie eine besondere Bedeutung. Ebenso wie Eunho, der junge Minister des Königs, auf den sie bei einer Geisterjagd trifft und der sich nicht mehr an ihre gemeinsame Vergangenheit erinnern kann.
Insgesamt beinhaltet das Buch eine sehr schöne Geschichte, in der Göttinnen der Unterwelt ebenso ihre Pläne der Macht verfolgen wie die Gemahlin des jungen Königs in der Menschenwelt. Und zwischendrin die Seelenjägerin Bin, ein arroganter Schlangengott und diverse rachsüchtige Geister. Die Schauplätze wechseln, neben den Intrigen am Königshof und in der Unterwelt jagt Bin Geister, klärt einen Todesfall auf und nähern sich Bin und Eunho an. Es gibt also Spannung, Mythologie und Romantik. Ebenso kommen hier die weiblichen Hauptcharaktere stark zum tragen und die Frauen-unterdrückende Gesellschaft wird hier beispielhaft kritisiert.
Womit ich mich vor allem zu Beginn schwertat ist der Schreibstil. Von einem Satz zum nächsten kann die Perspektive oder die Szene wechseln und nicht immer war mir sofort klar, wer denn nun am Sprechen ist. Mit dem leicht distanzierten Stil kann ich wiederum leben, den kenne ich bereits von anderen Romanen aus Fernost. Wobei die Szenen, in denen es um die Liebe zwischen Bin und Eunho geht, emotional deutlich bewegender geschrieben sind. Doch grad zu Beginn empfand ich diesen sprunghaften Stil unnötig anstrengend und verwirrend, da ich an dieser Stelle noch keine wirklichen Bezugspunkte hatte.
Von der Idee und der Aufmachung her eine wirklich schöne Erzählung mit einer aussergewöhnlichen Protagonistin, nur der Schreibstil hat mir vor allem zu Beginn einige unnötige Hürden bereitet.