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»Nicht nur Freundschaft, sondern die ganze verrückte, ungerechte Welt wird einem präzisen prüfenden Blick unterzogen.« New York Magazine.Beim Tanzunterricht lernen sich zwei kleine Mädchen kennen und werden Freundinnen. Beide träumen davon, Tänzerinnen zu werden. Doch nur die eine hat Talent. Die andere hat Ideen: über Rhythmus und Zeit, über schwarze Haut und schwarze Musik, über Stammeszugehörigkeit, Milieu, Bildung und Chancengleichheit.Als sich die beiden Mädchen zum ersten Mal begegnen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen. Die gleiche Leidenschaft fürs Tanzen und f...
»Nicht nur Freundschaft, sondern die ganze verrückte, ungerechte Welt wird einem präzisen prüfenden Blick unterzogen.« New York Magazine.Beim Tanzunterricht lernen sich zwei kleine Mädchen kennen und werden Freundinnen. Beide träumen davon, Tänzerinnen zu werden. Doch nur die eine hat Talent. Die andere hat Ideen: über Rhythmus und Zeit, über schwarze Haut und schwarze Musik, über Stammeszugehörigkeit, Milieu, Bildung und Chancengleichheit.
Als sich die beiden Mädchen zum ersten Mal begegnen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen. Die gleiche Leidenschaft fürs Tanzen und für Musicals verbindet sie, doch auch derselbe Londoner Vorort und die Hautfarbe. Ihre Wege trennen sich, als Tracey tatsächlich Tänzerin wird und erste Rollen in Musicals bekommt. Ihre Freundin wiederum jettet als Assistentin der berühmten Sängerin Aimee um die Welt. Als Aimee in Afrika eine Schule gründen will, reist sie ihr voraus und lässt sich durch das Land, in dem ihre Wurzeln liegen, verzaubern und aus dem Rhythmus bringen.
Dieser grandiose Roman von Zadie Smith, der in den USA und in Großbritannien von Presse und Publikum gefeiert wird, erzählt am Beispiel zweier Freundinnen vom Siegen und Scheitern, vom Beginnen und Enden.
»Bewegend, lustig und wahrhaftig analysiert dieser Roman mit der Eleganz von Fred Astaire oder Michael Jackson Themen wie Hautfarbe und Weltpolitik.« Kirkus Reviews
Als sich die beiden Mädchen zum ersten Mal begegnen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen. Die gleiche Leidenschaft fürs Tanzen und für Musicals verbindet sie, doch auch derselbe Londoner Vorort und die Hautfarbe. Ihre Wege trennen sich, als Tracey tatsächlich Tänzerin wird und erste Rollen in Musicals bekommt. Ihre Freundin wiederum jettet als Assistentin der berühmten Sängerin Aimee um die Welt. Als Aimee in Afrika eine Schule gründen will, reist sie ihr voraus und lässt sich durch das Land, in dem ihre Wurzeln liegen, verzaubern und aus dem Rhythmus bringen.
Dieser grandiose Roman von Zadie Smith, der in den USA und in Großbritannien von Presse und Publikum gefeiert wird, erzählt am Beispiel zweier Freundinnen vom Siegen und Scheitern, vom Beginnen und Enden.
»Bewegend, lustig und wahrhaftig analysiert dieser Roman mit der Eleganz von Fred Astaire oder Michael Jackson Themen wie Hautfarbe und Weltpolitik.« Kirkus Reviews
Smith, ZadieZadie Smith, geboren 1975 im Norden Londons, lebt heute in New York. Ihr erster Roman »Zähne zeigen«, 2001 erschienen, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, von der Kritik gelobt und ein internationaler Bestseller. Der Roman »Von der Schönheit«, 2006 erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, war auf der Shortlist des Man Booker Prize 2005 und gewann 2006 den Orange Prize. U.a. erhielt Zadie Smith im November 2016 den Welt-Literaturpreis und 2018 den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur.
Handels, TanjaTanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur, u.a. von Zadie Smith, Regina Porter, Bernadine Evaristo und Charlotte McConaghy. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis.
Handels, TanjaTanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur, u.a. von Zadie Smith, Regina Porter, Bernadine Evaristo und Charlotte McConaghy. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis.
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- Artikelnr. des Verlages: 4002397
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 640
- Erscheinungstermin: 14. August 2017
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 135mm x 40mm
- Gewicht: 741g
- ISBN-13: 9783462049473
- ISBN-10: 346204947X
- Artikelnr.: 48162626
Herstellerkennzeichnung
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Sie gab ihm Sex, er gab ihr Klasse
Zadie Smiths neuer Roman schildert eine Mädchenfreundschaft und erzählt von Aufbrüchen, verpassten Chancen und dem Tanz als universeller Sprache.
Schon als Kind ist sie vom Tanzen fasziniert. Und obwohl sie Plattfüße und kein Talent hat wie ihre beste Freundin aus der nachbarlichen Sozialwohnung, geht sie mit dem gleichen Elan zum Tanzunterricht wie Tracey. Nachmittagelang hocken die beiden Mädchen vor dem Fernseher und träumen sich in alte Musicals, "42nd Street", "Broadway-Melodie 1936" und die aktuellen Videos von Michael Jackson. Zadie Smiths neuer Roman, benannt nach dem Musikfilm "Swing Time" mit Fred Astaire und Ginger Rogers, über die Katherine Hepburn einst sagte "Sie gab
Zadie Smiths neuer Roman schildert eine Mädchenfreundschaft und erzählt von Aufbrüchen, verpassten Chancen und dem Tanz als universeller Sprache.
Schon als Kind ist sie vom Tanzen fasziniert. Und obwohl sie Plattfüße und kein Talent hat wie ihre beste Freundin aus der nachbarlichen Sozialwohnung, geht sie mit dem gleichen Elan zum Tanzunterricht wie Tracey. Nachmittagelang hocken die beiden Mädchen vor dem Fernseher und träumen sich in alte Musicals, "42nd Street", "Broadway-Melodie 1936" und die aktuellen Videos von Michael Jackson. Zadie Smiths neuer Roman, benannt nach dem Musikfilm "Swing Time" mit Fred Astaire und Ginger Rogers, über die Katherine Hepburn einst sagte "Sie gab
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ihm Sex, er gab ihr Klasse", rollt eine Lebensgeschichte in der Rückschau auf. Die namenlose Erzählerin, inzwischen in ihren Dreißigern, findet sich nach einem Leben, das sie jahrelang durch die Welt jetten ließ, plötzlich allein und ratlos in London wieder. Noch immer ist sie vom Tanz begeistert, seiner universellen Sprache, die Geschlecht, Klasse, ja sogar Zeit zu überwinden scheint.
Geschichten, die das belegen, hat sie immer verschlungen, etwa jene, dass der Stepptanz einst erfunden worden sein soll, als Sklaven und ihre irischen Bewacher gemeinsam auf den Schiffen im Takt wippten. Auf die Naivität dieses Gedankens macht sie erst ein Studienfreund aufmerksam. Und auch die Legende, dass Fred Astaire einst Michael Jackson bekniete, ihm den Moonwalk beizubringen, betrachtet sie heute in einem anderen Licht. Denn wenn der Tänzer "keine Zeit kennt und keine Generationen", sondern sich "für immer und ewig durch die Weltgeschichte" bewege, auf dass ihn jeder Tänzer zu jeder Zeit erkennen könne, warum ließ Michael Jackson dann seine Haut bleichen? Und senkte auf der Couch von Oprah Winfrey verschämt den Blick, als die ihn darauf ansprach? Auch der Tänzer steht niemals außerhalb von Zeit und Raum.
Anhand einer Mädchenfreundschaft, die manchen Leser an die erfolgreiche Tetralogie der Italienerin Elena Ferrante erinnerte, kreist der fünfte Roman von Zadie Smith aufs Neue um Themen, die sie seit jeher umtreiben: Woher stammen wir? Welche Chancen tun sich auf, das eigene Milieu zu verlassen? Sollte man überhaupt danach streben? Welche Bedeutung kommt Hautfarben im einundzwanzigsten Jahrhundert zu?
Bei aller inhaltlichen Nähe hat die einundvierzigjährige Britin in "Swing Time" literarisch eine neue Form gewählt. Erstmals lässt sie eine Protagonistin in der Ichform erzählen. In der geschmeidigen Übersetzung von Tanja Handels folgen wir diesen Erinnerungen an die Arbeitergegend im Londoner Nordwesten, dem auch die Autorin entstammt, über die Studienjahre und ersten Gehversuche in der Berufswelt, bis sich der Erzählerin eine vermeintlich große Chance auftut: Sie wird Assistentin eines weltberühmten Popstars, der, unschwer zu erkennen, dem Vorbild von Madonna nachempfunden ist. Zadie Smith lässt ihre Protagonistin aber nicht etwa chronologisch erzählen, vielmehr folgt das fiktive Memoir den assoziativen Gedankenströmen eines erinnernden Ichs, das mal ins London der achtziger Jahre schweift, um sich im nächsten Kapitel in der jüngeren Gegenwart New Yorks wiederzufinden oder in einem westafrikanischen Dorf.
Über mehr als sechshundert Seiten liest sich das leicht wie ein Swingklassiker. Das Buch wurde prompt für den britischen Booker Prize nominiert und von Kolleginnen wie Taiye Selasi hoch gelobt. Die zahlreichen Reminiszenzen an die Musical- und Tanzgeschichte ziehen sich als musikalisches Leitmotiv durch den gesamten Roman, so dass man während der Lektüre immer wieder Lust bekommt, den Laptop aufzuklappen, um sich die Tanzeinlagen bei Youtube im Original anzuschauen.
Was Zadie Smith aber vor allem kann, ist das Destillieren tieferer Wahrheiten aus scheinbar alltäglichen Momenten und Situationen. Insbesondere in der Schilderung der beiden so unterschiedlichen Freundinnen auf dem Weg in die Erwachsenenwelt, die ihre Fragen nach Zugehörigkeit, Ablehnung und Selbstermächtigung stets im Spiegel der anderen verorten, findet die Autorin hinreißende Bilder. Beide Mädchen stammen aus gemischten Beziehungen, sie gelten als "braun" und fühlen sich nirgends wirklich zugehörig. Weder in der black community noch im Tanzunterricht, wo sie die einzigen Farbigen sind. Eingeladen zur Geburtstagsparty einer Klassenkameradin, die nicht wie sie in einer Wohnung, sondern in einem ganzen Haus lebt, stehen sie in adretten Kleidchen vor der Tür, nicht ahnend, dass die anderen Kinder ganz zwanglos in Jeans und T-Shirts gekleidet sind. Unentwegt sind Tracey und die Erzählerin damit beschäftigt, die unsichtbaren Codes ihrer Umwelt zu entschlüsseln.
Tracey ist die Begabtere, aber auch die Gefährdetere von beiden. Sie wächst bei ihrer weißen Mutter in verwahrlosten Verhältnissen auf. Weshalb die aus Jamaika stammende Mutter der Erzählerin, selbst Feministin und Autodidaktin, die es als Politikerin irgendwann ins Parlament schafft, ihrer Tochter den Umgang mit Tracey am liebsten verbieten würde.
Doch Tracey schafft es eines Tages tatsächlich auf die Bühne des Londoner Westend, während ihre Freundin zum Verdruss der Mutter nur an einer mäßigen Hochschule angenommen wird - da tröstet es sie auch nicht, dass sie die Erste in ihrer Familie ist, die studiert. Als die Erzählerin der Sängerin Aimee begegnet, die selbst eine weite Strecke aus einer entlegenen Ecke des Empire auf die Bühnen der Welt zurückgelegt hat, gelangt sie ins New Yorker Milieu der Reichen und Berühmten. Zwar ist ihr Leben ein berufliches Provisorium, glamourös, doch zunehmend unbefriedigend, aber den Absprung schafft sie nicht. Der Clou des Romans ist, dass beide Freundinnen, über die Jahre längst zerstritten, zuletzt ebendort wieder landen, von wo sie einst aufgebrochen waren. Doch kehren sie nicht als Siegerinnen zurück: Traceys Bühnenkarriere endete so schnell, wie sie begann. Nun lebt sie alleinerziehend mit drei Kindern und Stütze in der Wohnung, in der sie aufgewachsen ist.
Der Tief- und Wendepunkt im Leben der Erzählerin kommt ungleich dramatischer als finaler Paukenschlag daher. Nach einem Streit vor die Tür gesetzt, begreift sie erst in diesem Moment, dass sie in der Scheinwelt nicht nur alle Bindungen verloren hat, sondern auch die Fähigkeit, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Als sie in London eintrifft, hat sie keinen blassen Schimmer, dass ihre Mutter todkrank im Hospiz liegt. So fragt der Roman, in dem alle immerzu aufbrechen und fortgehen, sich im Anderswo Besseres erhoffen, nicht zuletzt danach, welcher Preis am Ende zu zahlen ist.
An die sprachliche Herausforderung von Zadie Smiths vorherigem Buch kommt dieser Roman gleichwohl nicht heran. Hatte sie in "London NW" in einer Art Polyphonie der Stimmen jenem Londoner Stadtteil Willesden, der auch hier eine zentrale Rolle spielt, ein literarisches Denkmal gesetzt, verliert "Swing Time" immer dann an Flughöhe, wenn sich die Heldin im Bannkreis von Aimee befindet.
Während in den Londoner wie auch in den afrikanischen Szenen Zadie Smiths ureigener Sound unverkennbar ist, bleibt die Darstellung der Sphäre der Superreichen, die sich mit Geld nicht nur Menschen, sondern auch Moral erkaufen, schablonenhaft und flach wie aus einer Illustrierten. Die Revierkämpfe innerhalb der Entourage klingen so ausgedacht wie die Launen des Superstars, der unangreifbar über allem thront. Für den Roman gilt, was er selbst einmal über Musicals sagt: dass die Story nicht zähle, sondern sie der Preis sei, den man zahlen müsse, um die Musik zu hören.
SANDRA KEGEL.
Zadie Smith: "Swing Time". Roman.
Aus dem Englischen von Tanja Handels. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017. 627 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Geschichten, die das belegen, hat sie immer verschlungen, etwa jene, dass der Stepptanz einst erfunden worden sein soll, als Sklaven und ihre irischen Bewacher gemeinsam auf den Schiffen im Takt wippten. Auf die Naivität dieses Gedankens macht sie erst ein Studienfreund aufmerksam. Und auch die Legende, dass Fred Astaire einst Michael Jackson bekniete, ihm den Moonwalk beizubringen, betrachtet sie heute in einem anderen Licht. Denn wenn der Tänzer "keine Zeit kennt und keine Generationen", sondern sich "für immer und ewig durch die Weltgeschichte" bewege, auf dass ihn jeder Tänzer zu jeder Zeit erkennen könne, warum ließ Michael Jackson dann seine Haut bleichen? Und senkte auf der Couch von Oprah Winfrey verschämt den Blick, als die ihn darauf ansprach? Auch der Tänzer steht niemals außerhalb von Zeit und Raum.
Anhand einer Mädchenfreundschaft, die manchen Leser an die erfolgreiche Tetralogie der Italienerin Elena Ferrante erinnerte, kreist der fünfte Roman von Zadie Smith aufs Neue um Themen, die sie seit jeher umtreiben: Woher stammen wir? Welche Chancen tun sich auf, das eigene Milieu zu verlassen? Sollte man überhaupt danach streben? Welche Bedeutung kommt Hautfarben im einundzwanzigsten Jahrhundert zu?
Bei aller inhaltlichen Nähe hat die einundvierzigjährige Britin in "Swing Time" literarisch eine neue Form gewählt. Erstmals lässt sie eine Protagonistin in der Ichform erzählen. In der geschmeidigen Übersetzung von Tanja Handels folgen wir diesen Erinnerungen an die Arbeitergegend im Londoner Nordwesten, dem auch die Autorin entstammt, über die Studienjahre und ersten Gehversuche in der Berufswelt, bis sich der Erzählerin eine vermeintlich große Chance auftut: Sie wird Assistentin eines weltberühmten Popstars, der, unschwer zu erkennen, dem Vorbild von Madonna nachempfunden ist. Zadie Smith lässt ihre Protagonistin aber nicht etwa chronologisch erzählen, vielmehr folgt das fiktive Memoir den assoziativen Gedankenströmen eines erinnernden Ichs, das mal ins London der achtziger Jahre schweift, um sich im nächsten Kapitel in der jüngeren Gegenwart New Yorks wiederzufinden oder in einem westafrikanischen Dorf.
Über mehr als sechshundert Seiten liest sich das leicht wie ein Swingklassiker. Das Buch wurde prompt für den britischen Booker Prize nominiert und von Kolleginnen wie Taiye Selasi hoch gelobt. Die zahlreichen Reminiszenzen an die Musical- und Tanzgeschichte ziehen sich als musikalisches Leitmotiv durch den gesamten Roman, so dass man während der Lektüre immer wieder Lust bekommt, den Laptop aufzuklappen, um sich die Tanzeinlagen bei Youtube im Original anzuschauen.
Was Zadie Smith aber vor allem kann, ist das Destillieren tieferer Wahrheiten aus scheinbar alltäglichen Momenten und Situationen. Insbesondere in der Schilderung der beiden so unterschiedlichen Freundinnen auf dem Weg in die Erwachsenenwelt, die ihre Fragen nach Zugehörigkeit, Ablehnung und Selbstermächtigung stets im Spiegel der anderen verorten, findet die Autorin hinreißende Bilder. Beide Mädchen stammen aus gemischten Beziehungen, sie gelten als "braun" und fühlen sich nirgends wirklich zugehörig. Weder in der black community noch im Tanzunterricht, wo sie die einzigen Farbigen sind. Eingeladen zur Geburtstagsparty einer Klassenkameradin, die nicht wie sie in einer Wohnung, sondern in einem ganzen Haus lebt, stehen sie in adretten Kleidchen vor der Tür, nicht ahnend, dass die anderen Kinder ganz zwanglos in Jeans und T-Shirts gekleidet sind. Unentwegt sind Tracey und die Erzählerin damit beschäftigt, die unsichtbaren Codes ihrer Umwelt zu entschlüsseln.
Tracey ist die Begabtere, aber auch die Gefährdetere von beiden. Sie wächst bei ihrer weißen Mutter in verwahrlosten Verhältnissen auf. Weshalb die aus Jamaika stammende Mutter der Erzählerin, selbst Feministin und Autodidaktin, die es als Politikerin irgendwann ins Parlament schafft, ihrer Tochter den Umgang mit Tracey am liebsten verbieten würde.
Doch Tracey schafft es eines Tages tatsächlich auf die Bühne des Londoner Westend, während ihre Freundin zum Verdruss der Mutter nur an einer mäßigen Hochschule angenommen wird - da tröstet es sie auch nicht, dass sie die Erste in ihrer Familie ist, die studiert. Als die Erzählerin der Sängerin Aimee begegnet, die selbst eine weite Strecke aus einer entlegenen Ecke des Empire auf die Bühnen der Welt zurückgelegt hat, gelangt sie ins New Yorker Milieu der Reichen und Berühmten. Zwar ist ihr Leben ein berufliches Provisorium, glamourös, doch zunehmend unbefriedigend, aber den Absprung schafft sie nicht. Der Clou des Romans ist, dass beide Freundinnen, über die Jahre längst zerstritten, zuletzt ebendort wieder landen, von wo sie einst aufgebrochen waren. Doch kehren sie nicht als Siegerinnen zurück: Traceys Bühnenkarriere endete so schnell, wie sie begann. Nun lebt sie alleinerziehend mit drei Kindern und Stütze in der Wohnung, in der sie aufgewachsen ist.
Der Tief- und Wendepunkt im Leben der Erzählerin kommt ungleich dramatischer als finaler Paukenschlag daher. Nach einem Streit vor die Tür gesetzt, begreift sie erst in diesem Moment, dass sie in der Scheinwelt nicht nur alle Bindungen verloren hat, sondern auch die Fähigkeit, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Als sie in London eintrifft, hat sie keinen blassen Schimmer, dass ihre Mutter todkrank im Hospiz liegt. So fragt der Roman, in dem alle immerzu aufbrechen und fortgehen, sich im Anderswo Besseres erhoffen, nicht zuletzt danach, welcher Preis am Ende zu zahlen ist.
An die sprachliche Herausforderung von Zadie Smiths vorherigem Buch kommt dieser Roman gleichwohl nicht heran. Hatte sie in "London NW" in einer Art Polyphonie der Stimmen jenem Londoner Stadtteil Willesden, der auch hier eine zentrale Rolle spielt, ein literarisches Denkmal gesetzt, verliert "Swing Time" immer dann an Flughöhe, wenn sich die Heldin im Bannkreis von Aimee befindet.
Während in den Londoner wie auch in den afrikanischen Szenen Zadie Smiths ureigener Sound unverkennbar ist, bleibt die Darstellung der Sphäre der Superreichen, die sich mit Geld nicht nur Menschen, sondern auch Moral erkaufen, schablonenhaft und flach wie aus einer Illustrierten. Die Revierkämpfe innerhalb der Entourage klingen so ausgedacht wie die Launen des Superstars, der unangreifbar über allem thront. Für den Roman gilt, was er selbst einmal über Musicals sagt: dass die Story nicht zähle, sondern sie der Preis sei, den man zahlen müsse, um die Musik zu hören.
SANDRA KEGEL.
Zadie Smith: "Swing Time". Roman.
Aus dem Englischen von Tanja Handels. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017. 627 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Jens Jessen warnt davor, sich von Zadie Smith' bedächtigem Erzählton irreführen zu lassen, denn sie hat einiges zu sagen und das ist wohl überlegt und von höchster Dringlichkeit. Ihr Roman über zwei Mädchen, beide Töchter eines weißen und eines afroamerikanischen Elternteils, die vom Erfolg als Tänzerinnen träumen, arbeitet mit klug eingesetzter Dialektik, die Gegensätze sind klar und sorgsam konstruiert und bilden das Grundgerüst der Geschichte, lesen wir. Viel Platz für "verdreht Emotionales" oder "rhetorisch schön Verpacktes" ist darin nicht, dafür aber für eine Fülle an vernünftigen Gedanken und darum geht es Smith: Sie will zeigen, wie "vernünftiges Denken" aussieht, sie will Klischees hinterfragen, dabei gerät die Handlung manchmal zur Nebensache. Für Leser, die sich nach Ernsthaftigkeit und Erkenntnis sehnen, wird das kein Problem sein, aber andere Leser könnte dieses "epische Lehrgedicht" mit seinem ernsthaften Tonfall eher abschrecken, vermutet der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein zärtlicher Abgesang auf das Wir. Ein Buch zur richtigen Zeit: Während sich politische Debatten aufheizen, zeigt Zadie Smiths neuer Roman Swing Time, wie mannigfaltig Gender, Race und Klasse verwoben sind. « Eva Thöne spiegel.de 20170819
Zwei kleine Mädchen, die die Liebe zum Tanz und zur Musik verbindet, werden die besten Freundinnen. Doch obwohl sich ihre Leben in gegenläufige Richtungen entwickeln, kreuzen sich ihre Wege immer wieder.
Berichtet wird die Geschichte der namenlosen Ich-Erzählerin, die von Beginn an …
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Zwei kleine Mädchen, die die Liebe zum Tanz und zur Musik verbindet, werden die besten Freundinnen. Doch obwohl sich ihre Leben in gegenläufige Richtungen entwickeln, kreuzen sich ihre Wege immer wieder.
Berichtet wird die Geschichte der namenlosen Ich-Erzählerin, die von Beginn an in den Bann der dominanten, tanztalentierten Tracey gezogen wird. Zwar leben beide in einem eher ärmlichen Vorort Londons, doch ihr familiäres Umfeld unterscheidet sich deutlich. Während Tracey in einem sozial schwierigen Elternhaus groß wird (Mutter alleinerziehend, Vater kriminell, Bildung (außer Tanz) zweitrangig), entspricht die Familie der Ich-Erzählerin eher dem bildungsbürgerlichen Ideal. Insbesondere ihre Mutter, die aus Jamaica stammt, ist politisch interessiert und voller Wissensdurst und versucht diese Neigungen ihrer Tochter zu vermittlen, während ihr britischer Vater mehr für die emotionalen Belange zuständig ist.
Tracey macht Tanzen zu ihrem Beruf, ihre Freundin geht auf's College. Durch einen Zufall wird sie die persönliche Assistentin einer weltberühmten Sängerin und jettet fortan mit dieser durch die Welt, sodass die Freundinnen sich aus den Augen verlieren.
Tja, und mein Resümee? Ich tat mich schwer mit dieser Geschichte, die so nüchtern und sachlich erzählt wurde, als würde es sich um eine Dokumentation handeln. Nur war das Thema bei Weitem nicht so fesselnd wie man es von einer Solchen erwarten würde. Die Ich-Erzählerin ist ein eher farbloser Charakter, der sich sein Leben lang von Anderen sagen lässt, was zu tun ist: zuallererst die Mutter, dann Tracey und am Ende Aimee, die Sängerin. Auch die anderen Figuren hinterließen keinen großen Eindruck bei mir - vielleicht liegt es an der nüchternen Darstellungsweise, mit der sie beschrieben werden. Obwohl es in diesem Buch auch viel um Freundschaft geht, ist davon nur wenig zu spüren; Wärme und Nähe zu den ProtagonistInnen sind Mangelware.
Es gibt viele wichtige Themen, die in diesem Buch angesprochen werden, keine Frage: Rassendiskriminierung, Kindesmissbrauch, Verhältnis Arm-Reich undundund. Doch gemeinhin geht es nur einen Schritt in diese Richtung, das Meiste wird nur angedeutet, nichts mutet wirklich so wichtig an, dass es eine intensivere Betrachtung wert wäre. Vielleicht liegt es an dem, was die Protagonistin gegen Ende sagt: "Ich will nur für mich selbst verantwortlich sein." Dieser Satz scheint das Motto zu sein, das das ganze Buch durchzieht. So liest man diese durchaus gut geschriebene Lebensbeschreibung, die einen mit kaum einer Gefühlsregung zurücklässt und kann nur hoffen, dass der offene Schluss zu einem besseren Weiterleben der Ich-Erzählerin führt.
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Ein wilder Tanz durch Zeit und Raum, ein Tanz der Freundschaft sozusagen, der Freundschaft zwischen Tracey und der Ich-Erzählerin, einer Freundschaft, die zerbricht: aus vielen Gründen, doch bleiben die beiden weiterhin aufeinander fokussiert. Tracey feiert zwischenzeitlich Erfolge als …
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Ein wilder Tanz durch Zeit und Raum, ein Tanz der Freundschaft sozusagen, der Freundschaft zwischen Tracey und der Ich-Erzählerin, einer Freundschaft, die zerbricht: aus vielen Gründen, doch bleiben die beiden weiterhin aufeinander fokussiert. Tracey feiert zwischenzeitlich Erfolge als Tänzerin, ihre Freundin wird nach vollendetem Studium eine Art moderne Sklavin - als Assistentin in der Entourage einer weltberühmten Popsängerin.
Willkommen in der modernen, der globalen Welt mit allen Faktoren, die darin eine Rolle spielen! Gentrifizierung, soziales Denken und Leben (schwer gemacht), soziale (Un)Gerechtigkeit, Stalking, Neid, Sehnsucht, Konkurrenz, Ausbeutung, Egoismus, Egozentrik, Popkultur, Starkult und, und und - aus der Sicht einer wahrhaft intellektuellen Autorin.
Diese hat es mir wahrlich nicht leicht gemacht, so sehr habe ich mir gewünscht, dieses Buch zu lieben, ihm zu verfallen, wie es bei Smiths Erstling "Zähne zeigen" der Fall war, ganz und gar in dem Buch zu versinken.
Es ist mir nicht gelungen, ich habe mich damit genauso schwer getan wie mit "Von der Schönheit". Zadie Smith, die kluge Stimme der britischen und inzwischen auch amerikanischen Welt der Migranten, trifft den Puls der Zeit, nicht jedoch meinen. Dafür ist mir der Roman zu hektisch, zu vollgestopft sowohl mit Figuren als auch mit Locations. Es fiel mir zunehmend schwerer, ihr zu folgen, die ganzen weiteren Akteure, die die beiden Kindheitsfreundinnen und ihre Familien mit Fortschreiten des Romans mehr und mehr flankierten, auch richtig einzuorden. Kurzum: am Ende der Handlung war ich verwirrt. Ich bin überaus irritiert aus einem ausgesprochen zeitgemäßen Roman aufgetaucht, einem Roman, für den offenbar ich selbst nicht genug am Puls der Zeit klebe.
Zu viele Wechsel, ja, zu atemlos ging es für mich zu - mir fiel es vor allem in der zweiten Hälfte des Romans schwerer und schwerer, dem Rhythmus der Autorin zu folgen. Ganz klar KEIN Rhythmus, bei dem ich mitmuss ungeachtet aller Elogen, die dieser Roman bereits erfahren hat.
Etwas für Leser, die das Schnelle, das Atemlose lieben, gerne flink voran schreiten bei ihrer Lektüre, von den Ereignissen quasi überrollt werden. Sicher ein Buch, das viele Anhänger finden wird und auch mir tut es überhaupt nicht Leid, es gelesen zu haben, auch wenn ich nicht ganz mithalten konnte!
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Zwiespältig
Die Leseprobe hatte mir gut gefallen: Im Prolog kehrt die (namenlos bleibende) Ich-Erzählerin unter merkwürdigen Umständen und anscheinend eher unfreiwillig nach London zurück. Unter ihren E-Mails findet sie eine seltsame Nachricht: "Jetzt weiß …
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Zwiespältig
Die Leseprobe hatte mir gut gefallen: Im Prolog kehrt die (namenlos bleibende) Ich-Erzählerin unter merkwürdigen Umständen und anscheinend eher unfreiwillig nach London zurück. Unter ihren E-Mails findet sie eine seltsame Nachricht: "Jetzt weiß endlich jeder, wer du wirklich bist." Zitat: "Eine Nachricht, wie man sie von einer gehässigen Siebenjährigen mit einer klaren Vorstellung von Gerechtigkeit bekommt. Und wenn man einmal ausblendet, wie viel Zeit dazwischen lag, dann war es ja auch genau das." Und damit erinnert sie sich an das Jahr 1982, in dem sie ihre spätere Freundin Tracey beim Ballettunterricht kennenlernte. Beide sind Kinder eines Schwarzen und eines weißen Elternteils und fühlen sich sofort zu einander hingezogen. Traceys Mutter ist weiß, unattraktiv und bewundert ihre Tochter, die sie gern herausputzt. Die Mutter der Ich-Erzählerin ist schwarz, will höher hinaus im Leben und besitzt einen unbedingten Stilwillen.
Tracey ist eine begabte Tänzerin, die plattfüßige Ich-Erzählerin eher nicht. Trotzdem kommen die beiden sich näher. Smith skizziert mit wenigen Pinselstrichen die unterschiedlichen Familienkonstellationen, das Verhältnis zu Mutter und Vater, das Verhältnis der Eltern untereinander.
So weit, so gut. Doch dann geht es in den Zeitebenen ständig hin und her, die Ich-Erzählerin hatte zwischenzeitlich zehn Jahre lang einen Job als persönliche Assistentin einer erfolgreichen Sängerin namens Aimee und jettet mit dieser und deren Entourage zwischen London, den USA und Afrika hin und her. Dort, in einem unbenannten afrikanischen Land beaufsichtigt sie den Aufbau einer Mädchenschule - ein Charity-Projekt von Aimee.
Die Autorin schreibt sehr gut, einzelne Passagen sind sehr interessant, aber insgesamt ist der Roman sehr unrund, vermochte mich nicht wirklich zu fesseln. Im Gegenteil, ich habe mich mehr oder weniger durch die gut 600 Seiten gequält, immer in Versuchung, abzubrechen; das ging soweit, dass ich nach zwei Dritteln erst einmal einen Krimi zur Entspannung dazwischen geschoben habe. Ich wollte doch noch wissen, wie es ausgeht und habe dann die restlichen 200 Seiten relativ schnell geschafft. Leider war das Ende eher nichtssagend und unbefriedigend und viele Fragen blieben offen. Vor allem die: Was wollte die Autorin uns mit diesem Buch sagen? Ganz offensichtlich hat das Buch eine starke autobiographische Komponente. Außerdem geht es um die Probleme und Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß, darum, was es bedeutet, von gemischtrassigen Eltern abzustammen, um Freundschaft, Bildung, sozialen Auf-, bzw. Abstieg, Entwicklungshilfeprojekte, die an der Realität vorbeigehen, und und und ... Vielleicht hat Zadie Smith sich da etwas zu viel vorgenommen, sie verzettelt sich und geht nicht wirklich in die Tiefe. Auch bietet sich keine der Personen als Identifikationsfigur an, man bleibt eher distanziert, niemand ist wirklich sympathisch. Am rätselhaftesten war für mich Traceys Verhalten, dafür fehlte es mir an Erklärungen.
Der Roman ist nicht schlecht, dafür kann die Autorin zu gut schreiben, aber empfehlen würde ich ihn auch niemandem.
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Viele Denkanstöße, aber nicht durchweg fesselnd
Bereits im Klappentext wird die Protagonistin nur als "die andere" bezeichnet. Diese bis zum Schluss namenlose junge Frau erzählt ihre Geschichte, die in einem Problemviertel in London beginnt und sie über die USA bis …
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Viele Denkanstöße, aber nicht durchweg fesselnd
Bereits im Klappentext wird die Protagonistin nur als "die andere" bezeichnet. Diese bis zum Schluss namenlose junge Frau erzählt ihre Geschichte, die in einem Problemviertel in London beginnt und sie über die USA bis nach Afrika führen wird. Während der Grundschulzeit lernt die gemischtrassige Erzählerin die ebenfalls gemischtrassige Tracey kennen und beginnt mit ihr gemeinsam den Tanzunterricht. Allerdings ist nur Tracey darin wirklich begabt. Traceys Wahrheiten und Stimmungen bestimmen das Leben der Anderen. Doch mit dem jungen Erwachsenenalter ist plötzlich Schluss mit dieser Freundschaft und nur langsam wird aufgedeckt warum.
"Swing Time" ist sehr schwer einzuordnen. Es ist kein Buch nur über Freundschaft. Auch stehen Musik und Tanz nicht dauerhaft im Fokus. Unter anderem geht es auch um Identität, Herkunft und Wurzeln, Rasse, das Pop-Business, falsch verstandene Wohltätigkeit, Familie und Verantwortung. Es geht auch um manipulative Menschen und solche, die sich ausnutzen lassen. Das eigentliche, zentrale Thema lässt sich schwer einfangen. Viel zu viele Themen werden dafür angerissen und auch kaum eines abschließend zuende gebracht. Das Ende ist sehr offen für Interpretationen.
Stilistisch ist das Buch anspruchsvoll, aber nicht immer packend. Es ist vielschichtig und nicht immer einfach. Einiges an Sozialkritik lässt einen zustimmend nicken, an anderen Stellen hat man als weiße Leserin vielleicht nicht so umfangreiche Vorkenntnisse. Das Buch bietet an diesen Stellen gute Einblicke und Denkanstöße. Auf jeden Fall ist "Swing Time" keine herkömmliche Freundschaftsgeschichte und keine seichte Unterhaltung.
Die Protagonistin ist wie ein blanker Spiegel für die anderen Figuren des Romans. Sie selbst vertritt keine eigenen Interessen und begnügt sich damit, Spielball ihrer Umgebung zu sein. Das ist beim Lesen manchmal frustrierend, da diese namenlose Figur genauso wie ihr nicht vorhandener Name ungreifbar bleibt und somit wenig Identifikationsfläche bietet. Vielmehr erlebt der Leser seine Empörung dadurch noch potenziert, dass die Protagonistin sich nie zur Wehr setzt und der ewige "Sidekick" bleibt. So endet das Buch auch für sie profillos und für mich leicht enttäuschend, da sie für mich am Ende letztlich verschwand und förmlich mit dem Hintergrund verschmolz, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass daraus etwas Großes entstanden sei. Insgesamt ist das Buch trotzdem aufgrund seiner vielen Anregungen und denkwürdigen Themen empfehlenswert, gerade auch, weil Zadie Smith schon eine der Großen der Gegenwartsliteratur ist,was sie auch hier wieder beweist.
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Tracey und die Ich-Erzählerin lernen sich als kleine Mädchen beim Ballettunterricht kennen. Die Liebe zum Tanzen verbindet sie, auch wenn sie sich aus den Augen verlieren und ihre Leben trotz ähnlicher Herkunft ganz unterschiedlich verlaufen. Mit der Erzählerin lernen wir die …
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Tracey und die Ich-Erzählerin lernen sich als kleine Mädchen beim Ballettunterricht kennen. Die Liebe zum Tanzen verbindet sie, auch wenn sie sich aus den Augen verlieren und ihre Leben trotz ähnlicher Herkunft ganz unterschiedlich verlaufen. Mit der Erzählerin lernen wir die Welt der Popstars kennen, denn sie wird persönliche Assistentin der erfolgreichen Aimée. Und verliert die eigene Herkunft, das eigene Leben dabei völlig aus den Augen…
Zadie Smith nimmt uns mit in eine Welt der Musik und des Tanzes, aber auch in eine Welt, in der die eigene Hautfarbe das Leben bestimmt, die Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen und das Engagement der Eltern dem eigenen Werdegang Grenzen setzen. Einerseits steckt viel Wahrheit in der Geschichte, andererseits wirkte sie oft sehr konstruiert und als ob die Autorin ihre Themencheckliste abgearbeitet hätte. Der Spagat zwischen glitzernder Popwelt und ärmlichem Afrika beispielsweise ist der Autorin nur mäßig gelungen, ich fand die Handlung in dieser Beziehung doch sehr klischeebeladen. Mir hat eigentlich der Anfang des Buches am besten gefallen, die Freundschaft der jungen Mädchen und ihre Jugend sind sehr authentisch und glaubhaft gelungen. Danach entwickelt sich die Handlung etwas zäh und eben auch zu sehr gewollt. Sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen, Smith hält ihr gewohntes Niveau. Nur inhaltlich konnte sie mich diesmal nicht so recht überzeugen.
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Swing Time ist mit Sicherheit kein einfaches Buch das nur mit seinem Volumen beeindruckt. Es ist eine (autobiographische?) Lebensgeschichte zweier Freundinnen, die sich im Tanzunterricht kennenlernen. Und obwohl die Ich-Erzählerin den Traum zur Tänzerin hatte, reicht ihr Talent nicht aus …
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Swing Time ist mit Sicherheit kein einfaches Buch das nur mit seinem Volumen beeindruckt. Es ist eine (autobiographische?) Lebensgeschichte zweier Freundinnen, die sich im Tanzunterricht kennenlernen. Und obwohl die Ich-Erzählerin den Traum zur Tänzerin hatte, reicht ihr Talent nicht aus und sie bleibt dem Rampenlicht fern. Doch auch ihr Charakter ist weniger für den großen Ruhm geeignet, da sie mehr im Hintergrund steht, hinter der begabten Freundin und später hinter der Pop Sängerin Aimee, für welche sie als Assistentin arbeitet. Als Letzere in einem Dorf in Ghana eine Mädchenschule eröffnen will findet sich die Protagonistin zwischen zwei Welten.
Tiefgründig und eindrucksvoll berichtet die Autorin neben der Lebensgeschichten über aktuelle Thematiken der Gesellschaft, wie Rassismus, Idealismus und die Suche nach dem eigenen Ich. Der Schreibstil hat mich sehr angesprochen und obwohl er nicht immer leicht verständlich und einfach zu lesen ist, würde ich das Buch wärmstens jedem empfehlen der ein wenig in die Welt der zwei zum Teil farbigen Mädchen tauchen will und sich selbst vielleicht am Ende etwas näherkommen möchte.
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Das Buch hat mich als Thema ein wenig an die Ferrante Saga erinnert, auch hier geht es an erster Stelle um eine lebenslange Freundschaft zweier Mädchen aus der gesellschaftigen Unterschicht, aus denen die eine Tänzerin wird und die andere eine Angestellte eines Pop Stars, trotz …
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Das Buch hat mich als Thema ein wenig an die Ferrante Saga erinnert, auch hier geht es an erster Stelle um eine lebenslange Freundschaft zweier Mädchen aus der gesellschaftigen Unterschicht, aus denen die eine Tänzerin wird und die andere eine Angestellte eines Pop Stars, trotz Universitätsausbildung.
Inmitten dieser Freundschaft, die mit den Jahren and Intensivität etwas verliert jedoch sich niemals ganz auflöst, werden wichtige Themen aufgegriffen. Rassismus, Gesellschaftstatus, Religion, Selbsterkenntnis, Globalisierung sind manche der Gebiete die das Buch analysiert. Mit einer bewegenden Sprache erzählt Zadie Smith von Rassenunterschieden und der Suche nach der eigenen Identität. Die Erzählerin bleibt im ganzen Buch über namenlos, was eine gewisse Distanz ihr gegenüber verursacht, mich aber ansosten nicht gestört hat.
Das Cover der Buches sticht mit seinen intensiven Farben direkt ins Auge, obwohl es an sich schlicht gehalten ist. Meine Gesamtnote für dieses Buch beträgt demnach 4 Sterne.
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Zwischen den Welten
Die Ich-Erzählerin, deren Namen nicht genannt wird, wächst im Norden Londons auf, als Tochter einer schwarzen Mutter aus Jamaika und eines weißen Vaters. Die Mutter ist sehr ehrgeizig. Sie will studieren und Karriere machen, Mann und Kind sind dabei eher …
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Zwischen den Welten
Die Ich-Erzählerin, deren Namen nicht genannt wird, wächst im Norden Londons auf, als Tochter einer schwarzen Mutter aus Jamaika und eines weißen Vaters. Die Mutter ist sehr ehrgeizig. Sie will studieren und Karriere machen, Mann und Kind sind dabei eher hinderlich. So wird die Tochter auch hauptsächlich vom Vater betreut, bekocht und erzogen.
Als kleines Mädchen lernt sie beim Ballettunterricht Tracey kennen, deren Vater schwarz und die Mutter weiß ist („richtig herum“, wie Tracey es nennt). Die beiden werden beste Freundinnen, wenngleich von Anfang an viel Konkurrenzdenken vorhanden ist. Bald stellt sich heraus, dass Tracey die begabtere Tänzerin von beiden ist, die sogar später an einer Tanzschule angenommen wird.
Die Beschreibung der Schulzeit ist ziemlich langatmig und enthält einige für meine Begriffe ziemlich abstoßende Szenen, so dass ich drauf und dran war, das Buch wegzulegen. (Stichwort „Scheidengrapschen“, meiner Meinung nach etwas unglücklich übersetzt, denn welches 9jährige Mädchen spricht denn von seiner „Scheide“?)
Mit Anfang 20 lernt die Protagonistin die Sängerin Aimée kennen, für die sie fortan für viele Jahre als persönliche Assistentin arbeitet. Ihr eigenes Leben gibt sie völlig auf, es sind nur noch Aimée und deren Bedürfnisse, die zählen. Tracey, die mittlerweile als Tänzerin in Nebenrollen auf der Bühne steht, sieht sie auch nur noch durch Zufall.
Aimée jettet durch die Welt, beginnt ein Hilfsprojekt für Mädchen in Afrika, und ihre Assistentin ist immer an ihrer Seite bzw. bereitet Aimées großen Auftritt vor. Die Ehe der Eltern ist längst geschieden, die Mutter ist politisch tätig, für persönliche Beziehungen bleibt keine Zeit.
Die Beschreibung der Verhältnisse in dem afrikanischen Dorf, in dem Aimée ihr Hilfsprojekt ansiedelt, gehört zu den Highlights des Buchs. Idealismus und Naivität treffen auf die Realität und das vollkommen andere Leben in einem armen afrikanischen Land, in dem außerdem Korruption und politische Vetternwirtschaft herrschen. Ein perfekter Nährboden für religiöse Fanatiker.
Bei ihren Aufenthalten im Dorf wohnt die Protagonistin bei der lebenslustigen Hawa, die mit Mitte 20 allerdings schon als alte Jungfer gilt, was Hawa mehr ausmacht, als zunächst ersichtlich ist.
Die Verhältnisse im Dorf werden zunehmend schwierig. Aimée hat ein Auge auf einen attraktiven jungen Mann geworfen und will ihn zu sich in die USA holen. Ihm gefällt ihre Aufmerksamkeit, doch er wünscht sich eine jüngere Frau und Kinder. Aimées Assistentin wiederum bekommt eine Liebeserklärung eines Mannes, für den sie nichts empfindet. Sie weist ihn ab, mit weitreichenden Folgen, wie sich herausstellt...
„Swing Time“ ist ein sehr vielschichtiges Buch, das hauptsächlich von starken Frauen handelt, die Männer spielen eine eher untergeordnete Rolle. Die starke Mutter, Aimée, sogar Tracey mit all ihren Problemen, sie alle prägen die Protagonistin, die am Ende des Buches vor einem Scherbenhaufen steht, jedoch endlich die Chance hat, ihr Leben nach ihren eigenen Bedürfnissen auszurichten.
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Swing Time ist ein sorgfältig durchgearbeiteter Roman, der mehr als 25 Jahre umfasst und von zwei Mädchen in London erzählt. Bei haben ein Elternteil, das weiß und eins, dass jamaikanischer Herkunft ist. Aufgrund ihrer gemeinsamen Hautfarbe schließen sich zusammen, sie …
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Swing Time ist ein sorgfältig durchgearbeiteter Roman, der mehr als 25 Jahre umfasst und von zwei Mädchen in London erzählt. Bei haben ein Elternteil, das weiß und eins, dass jamaikanischer Herkunft ist. Aufgrund ihrer gemeinsamen Hautfarbe schließen sich zusammen, sie teilen auch die Begeisterung für Tanz, z.B. in alten Filmmusicals mit Fred Astaire und Ginger Rogers.
Die glaubhaft geschilderten Kindheitsszenen nehmen einen guten Anteil in der Handlung ein und sind für beide auch als Erwachsene noch bestimmend. Die Erzählweise einer Icherzählerin und ihrer Freundin Tracy, einer Protagonistin, die nur aus deren Perspektive geschildert wird, eingebettet in relativ schwierige Familienverhältnisse, erinnert mich stark an Elena Ferrante´s Neapel-Saga. Diese Erzählweise erweist sich auch hier als zwingend. Tracy ist ein Maßstab für die Icherzählerin.
Als Erwachsene trennen sich die Wege. Während die begabte Tracy sich als Tänzerin versucht, wird die Icherzählerin Assistentin von Amelie, einem Star (erinnert leicht an Madonna), die sie auch auf Reisen begleitet. Ihre Wege werden sich aber wieder kreuzen und ihre Entwicklung beeinflussen.
Der Roman ist einigermaßen lang, liest sich aber gut weg. Es gab aber auch ein paar Passagen, wo mich die zaudernde Protagonistin leicht nervt. Sie ist immer wieder mit ihrem eigenen Leben unzufrieden und hat starke Bindungsängste. Aber langsam versteht man als Leser, wie wichtig die Identitätssuche für sie ist.
Auch die Zerbrechlichkeit von Freundschaft wird deutlich im Zusammenhang mit der Herkunft gezeigt.
Zadie Smith hat hier ein wichtiges Buch vorgelegt, das an ihren großen Erfolg, den Debütroman White Teeth aus dem Jahr 2000 heranreicht, vielleicht sogar übertrifft. Ein lohnens-und lesenswertes Buch mit interessanten Themen wie Freundschaft, Erfolg, Familie und Herkunft.
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Die Ich-Erzählerin in „Swing Time“ ist noch ein kleines Mädchen, als wir sie kennen lernen. Sie ist begeistert von alten Musik-Filmen und nimmt selbst Tanzstunden. Aber sie ahnt, dass sie niemals so gut sein wird wie ihre Freundin, die im Gegensatz zu ihr keine …
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Die Ich-Erzählerin in „Swing Time“ ist noch ein kleines Mädchen, als wir sie kennen lernen. Sie ist begeistert von alten Musik-Filmen und nimmt selbst Tanzstunden. Aber sie ahnt, dass sie niemals so gut sein wird wie ihre Freundin, die im Gegensatz zu ihr keine Plattfüße hat, Tracey. Und die Mutter der Erzählerin möchte, dass aus ihrer Tochter etwas Besseres wird als eine Tänzerin. Die beiden Mädchen haben die gleiche Hautfarbe, ein helles braun, da sie „Mischlinge“ sind, wie sie es selbst nennen.
Im späteren Verlauf des Buches erfährt der Leser auch, wie es der Ich-Erzählerin als Erwachsenen geht. Durch Zufall ist sie die persönliche Assistentin eines Popstars geworden, die ein Hilfsprojekt in Afrika aufzieht.
Die Handlung springt zwischen den verschiedenen Zeiten. Manchmal hatte ich Probleme mich zu orientieren, obwohl ich eine solche Erzählstruktur sonst sehr reizvoll finde. Die Passagen, in denen sie als Assistentin arbeitet, empfand ich teilweise als etwas langatmig. Nach einiger Zeit wird sehr klar, dass dieser Popstar ein reales Vorbild hat, auch wenn einige Details verändert wurden. Da habe ich mir gedacht: darf man das? Eine reale, lebende Person nehmen und eine fiktive Geschichte darum erzählen? Mir hat das nicht so richtig gefallen!
Ansonsten entwickelt das Buch aber durchaus einen Sog. Obwohl man nicht mal den Namen der Erzählerin erfährt, kommt man ihr doch sehr nahe. Manches Mal wollte ich ihr allerdings einen Tritt in den Hintern verpassen. Einige der Nebenfiguren mochte ich auch sehr gern.
Das Buch hat zwei große Themen: das Tanzen und die Identität, die sich über die Abstammung definiert. Der Vater der Erzählerin ist weiß, die Mutter schwarz, und ebenso zerrissen fühlt sie sich auch. Das Hilfsprojekt in Afrika konfrontiert sie mit ihren Wurzeln, obwohl ihr das alles so fremd ist.
Vom Schreibstil her hat mir das Buch sehr gefallen. Aber das Thema blieb mir ein wenig fremd und die realen Bezüge haben mich irritiert. Deswegen gebe ich 4 Sterne.
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