Delphine Vigan
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Nach einer wahren Geschichte
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Ein raffiniertes literarisches Spiel mit Fiktion, Wirklichkeit und IdentitätZwei Frauen lernen sich auf einer Party kennen. Die zurückhaltende Delphine, die sich mit fremden Menschen meist sehr schwer tut, ist sofort fasziniert von der klugen und eleganten L., die als Ghostwriter arbeitet. Aus gelegentlichenTreffen werden regelmäßige, man erzählt einander das eigene Leben, spricht über Familie und Freunde, vor allem über Freundinnen. Und natürlich über Bücher und Filme, die man liebt und bewundert. Delphine ist glücklich über die Gemeinsamkeiten und fühlt sich verstanden wie schon...
Ein raffiniertes literarisches Spiel mit Fiktion, Wirklichkeit und IdentitätZwei Frauen lernen sich auf einer Party kennen. Die zurückhaltende Delphine, die sich mit fremden Menschen meist sehr schwer tut, ist sofort fasziniert von der klugen und eleganten L., die als Ghostwriter arbeitet. Aus gelegentlichenTreffen werden regelmäßige, man erzählt einander das eigene Leben, spricht über Familie und Freunde, vor allem über Freundinnen. Und natürlich über Bücher und Filme, die man liebt und bewundert. Delphine ist glücklich über die Gemeinsamkeiten und fühlt sich verstanden wie schon lange nicht mehr. Ganz entgegen ihrer Gewohnheit gibt sie in einem Gespräch über das Schreiben die Idee für ihr nächstes Buch preis. L. reagiert enttäuscht: Wie nur könne Delphine ihre Zeit auf eine erfundene Geschichte verschwenden? Eine Autorin ihres Formats müsse sich der Wahrheit verschreiben. Delphine ist entsetzt. L.s leidenschaftlich vorgetragene Forderung löst eine tiefe Verunsicherung in ihr aus. Bald kann sie weder Papier noch Stift in die Hand nehmen. L. scheint völlig unglücklich über das zu sein, was sie in der Freundin ausgelöst hat. Selbstlos übernimmt sie die Beantwortung von E-Mails, das Absagen von Lesungen und Interviews, das Vertrösten des Verlags, der auf einen neuen Roman wartet. Und all das in Delphines Namen. Keiner weiß davon, keiner kennt L., und so ist Delphine allein, als sie feststellt, dass L. ihr immer ähnlicher wird ...Das Hörbuch ist zeitgleich bei Random House Audio erschienen, gelesen von Martina Gedeck.Verfilmt von Roman Polanski, mit Emmanuelle Seigner und Eva Green in den Hauptrollen
DELPHINE DE VIGAN, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman ¿No & ich¿ (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman ¿Nach einer wahren Geschichte¿ (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Zuletzt erschien bei DuMont ihre Romane ¿Dankbarkeiten¿ (2019) und ¿Das Lächeln meiner Mutter¿ (2020). Die Autorin lebt mit ihren DORIS HEINEMANN, geboren 1957, studierte Romanistik und Germanistik in Köln und Montpellier, arbeitete als Sprachlehrerin, als Übersetzerin im Generalsekretariat des EG-Ministerrats und übersetzt seit 1997 Literatur, u. a. von Christian Gailly, Gabriel Chevallier, Theresa Révay, Yann Queffélec, Jean-Claude Derey und Olivier Rolin.
Produktdetails
- DuMont Taschenbücher Nr.6425
- Verlag: DuMont Buchverlag
- Originaltitel: D'après une histoire vraie
- Artikelnr. des Verlages: 64095781
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungstermin: 22. August 2017
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 126mm x 32mm
- Gewicht: 341g
- ISBN-13: 9783832164256
- ISBN-10: 3832164251
- Artikelnr.: 48173008
Herstellerkennzeichnung
DuMont Buchverlag GmbH
Amsterdamer Strasse 192
50735 Köln
»Einen so klugen Roman über das Schriftstellersein muss man erst mal schreiben.« Claudia Voigt, LITERATUR SPIEGEL »Delphine de Vigan will nicht mehr brav sein, sie hat beschlossen, uns zu täuschen. Und das kann sie verdammt gut.« Annabelle Hirsch, F. A. S. »Spannender Roman über die Macht der Bücher« Tina Rausch, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Magazin Stil Leben »Es ist ein extrem spannendes Buch, [...] ein sehr, sehr kluges Buch.« Alain Claude Sulzer, SRF KULTUR »Das Buch ist ein grandioses Spiel mit der Autofiktion, aber vor allen Dingen ist es ein Buch, das man nicht weglegen will, ein Buch, zu dem man immer zurückmuss, und seien wir ehrlich: Solche Bücher gibt es eigentlich gar nicht.« Hannah Lühmann, LITERARISCHE WELT »Vigan spielt bis hin zum
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Titel mit Wahrheit und Schein [...]. Hier wird daraus ein Psychothriller nach dem Geschmack von Stephen King, fast ohne Gewalt, fesselnd erzählt und gelungen übersetzt.« Rudolf von Bitter, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Ein überraschender, spielerischer und raffinierter Roman.« Dina Netz, DEUTSCHLANDFUNK Büchermarkt »Sehr gescheiter, interessant zu lesender Roman« Elke Heidenreich, SRF KULTUR »Großartiges Vexierspiel [...] eine großartige Story übers Schreiben« Anne Haeming, SPIEGEL ONLINE »Es ist die Geschichte, die nach der wahren Geschichte kommt - und vielleicht auch wahr ist. De Vigan hat in diesem Buch das Spielen entdeckt.« Hannah Lühmann, DIE DAME »Ganz große Erzählkunst!« Astrid Mayerle, BR DIWAN »Das Spiel der Autorin mit den komplexen Identitäten ihrer Protagonistin, deren Antagonistin und ihrer eigenen Person verwirrt, fasziniert und betört.« Jeanette Villachica, NEUE ZÜRCHER ZEITUNG »Dies ist ein verdammt gutes Buch.« Anne-Dore Krohn, RBB KULTURRADIO »Kluges und geheimnisvolles Spiel um Literatur und Wahrheit, Identität und Künstlertum. Ein wunderbarer Text.« MARTINA GEDECK »Frankreichs neue Starautorin Delphine de Vigan hat ein fesselndes Buch über eine zerstörerische Frauenfreundschaft geschrieben.« Martina Meister, DIE WELT »Ein überaus spannender Literaturkrimi und ein fulminanter Roman über das Thema Freundschaft. [...] Die Autorin spielt virtuos mit dem Doppelgängermotiv.« Jochen Kürten, DEUTSCHE WELLE »Zum Schluss hat man ein kluges Buch mit vielen wundervoll formulierten Sätzen über das Leben, das Schreiben, den Ruhm und seine Schattenseiten gelesen.« Annemarie Stoltenberg, NDR KULTUR »Täuschung ist schließlich eines der großen Motive in Delphine de Vigans subtilem Psychothriller 'Nach einer wahren Geschichte', bei dem man herrlich mitpsychologisieren kann.« Judith Liere, STERN »Ein Gefühl von Angst überkommt den Leser, atemlos blättert man um, fürchtet ums Wohl der Icherzählerin - oder doch um das der Autorin? Hoch spannend und hochvergnüglich, sich so in die Irre führen zu lassen.« Janis Voss, EMOTION »Ein fesselnder Versuch über das Autobiografische.« Hannah Lühmann, DIE WELT »Dieses als Reißer maskierte Literaturexperiment fesselt in seinen emotionalen Abgründen ebenso wie in seinen intellektuellen.« Ralf Stiftel, FREITAG »Ein beängstigendes Verwirrspiel mit Wirklichkeit und Fiktion.« Katja Engler, HAMBURGER ABENDBLATT »Auf hohem Niveau erzählt, [...] mit großer Eleganz geschrieben.« Annemarie Stoltenberg, NDR KULTUR GEMISCHTES DOPPEL »Der Bestseller aus Frankreich erzählt eine Story, in der sich Realität und Fantasie genial vermischen.« Sonja Baulig, MAXI »Raffiniert, beklemmend und unterhaltsam.« Hendrik Werner, WESER-KURIER »Ich glaube, das könnte ein echt großer Bestseller werden.« Petra Hartlieb, ORF HEUTE LEBEN »Eine eindrucksvolle Verteidigung der literarischen Imagination.« Oliver Pfohlmann, TAGESSPIEGEL »Die französische Bestsellerautorin schreibt sensationell gut und betreibt ein raffiniertes literarisches Spiel.« JOURNAL FRANKFURT »Ein toller Thriller.« Tina Uhlmann, BERNER ZEITUNG »Eine atmosphärisch dichte Geschichte um Wirklichkeit und Illusion, Gewissheit und Zweifel.« Rainer Schaper, SRF »Eine Hommage an die Literatur und daran, was sie uns schenken kann, wenn wir uns auf sie einlassen.« Anne Burgmer, KÖLNER STADT-ANZEIGER »Ein gelungener Zwitter: gleichermaßen ein raffiniertes metareflexives Spiel um Wahrheit, Erfindung und Identität wie ein packender Psychothriller.« Oliver Pfohlmann, DER STANDARD »Wieder ein Roman der französischen Autorin, der den Leser gefangen nimmt.« ECHO »Raffiniert, klug und atemberaubend.« Sarah-Maria Deckert, MYSELF
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Täuschen Sie sich da mal nicht!
Delphine de Vigan wurde mit "Das Lächeln meiner Mutter" berühmt. Ihr neuer Roman kommt wie eine Autobiographie daher. Aber sollte man ihr glauben? Eine Begegnung in Paris
Der Erfolg eines Buchs ist ein Unfall, aus dem man nicht unversehrt hervorgeht. Er ist, sagt Delphine eines nachts, ganz beiläufig, zwischen zwei Gläsern Wodka und einer Runde auf der Tanzfläche, ein heftiges, brutales Ereignis, wie ein Zusammenprall, der noch lange nachhallt. Sie schiebt sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht: Der Erfolg eines Buchs ist eine unsichtbare Wunde, die sich langsam durch den Körper frisst, bis sie ihn schließlich lahmlegt. Delphine, die Protagonistin und Erzählerin in Delphine de
Delphine de Vigan wurde mit "Das Lächeln meiner Mutter" berühmt. Ihr neuer Roman kommt wie eine Autobiographie daher. Aber sollte man ihr glauben? Eine Begegnung in Paris
Der Erfolg eines Buchs ist ein Unfall, aus dem man nicht unversehrt hervorgeht. Er ist, sagt Delphine eines nachts, ganz beiläufig, zwischen zwei Gläsern Wodka und einer Runde auf der Tanzfläche, ein heftiges, brutales Ereignis, wie ein Zusammenprall, der noch lange nachhallt. Sie schiebt sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht: Der Erfolg eines Buchs ist eine unsichtbare Wunde, die sich langsam durch den Körper frisst, bis sie ihn schließlich lahmlegt. Delphine, die Protagonistin und Erzählerin in Delphine de
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Vigans neuem Roman "Nach einer wahren Geschichte", weiß, wovon sie spricht. Sie selbst hat gerade "aus Versehen" einen Bestseller geschrieben. Sie hat den Unfall er- und überlebt und versucht jetzt, die aufgesprengten Teile ihres selbst wieder zusammenzukleben, nur gelingt ihr das nicht so richtig. Sie fühlt sich bedrängt, beobachtet, überfordert, sie fühlt sich schuldig: War es richtig, die Geschichte ihrer Familie aufzuschreiben? Hatte sie das Recht dazu? Oder ist sie vielleicht doch die Betrügerin, als die sie die anonymen Briefe, die sie seit der Veröffentlichung erhält, bezeichnen?
Auf die wiederkehrende Frage nach dem "Danach", "Was schreibt man nach so einem Buch? Schreibt man überhaupt noch etwas?", findet die Schriftstellerin keine Antwort.
Delphine steckt fest. Delphine ist schutzlos. Delphine weiß nicht, wohin mit sich und ihren Zweifeln. Und dann lernt Delphine an jenem Abend, an dem viel Wodka getrunken wird, eine gewisse L. kennen. L. oder phonetisch "elle", sie, also die Andere, ist eine Frau, wie Delphine sie gerne wäre: selbstbewusst, beherrscht, stark, immer perfekt - perfekt geschminkt, perfekt gekleidet, perfekt frisiert. Sie ist faszinierend, sie versteht sie, sie ist für sie da. Dass L. auch manipulativ und vollkommen wahnsinnig ist, fällt Delphine erst auf, als die mysteriöse Unbekannte längst das Steuer ihres Lebens übernommen hat. L. ist eine ripleysche Figur, ein böswilliger Doppelgänger.
Ohne zu viel verraten zu wollen: Es wird bedrückend. Sogar sehr. Nicht nur weil es immer bedrückend ist, dabei zuzusehen, wie eine Person Macht über eine andere gewinnt, sondern weil man als Leser irgendwann das Gefühl hat, nicht mehr zu wissen, was real ist und was erfunden, wer hier eigentlich wer ist und was das alles soll.
Mit ihrem neuen Roman wagt die französische Bestsellerautorin Delphine de Vigan, die man in Frankreich bis zum Erfolg von "Das Lächeln meiner Mutter" eher für freundliche Sozialgeschichten kannte, zum ersten Mal, wirklich mit ihren Lesern zu spielen. Es ist, als habe sie endlich den Rat befolgt, den eine Figur in ihrem allerersten, 2001 unter Pseudonym geschriebenen autobiographischen Roman "Jours sans faim" (es geht um Anorexie, leider nicht übersetzt), gibt: "Hör doch endlich einmal auf, das gute Mädchen sein zu wollen!" Delphine de Vigan, so scheint es, will nicht mehr brav sein, sie hat beschlossen, uns zu täuschen. Und sie kann das verdammt gut.
Am Anfang scheint noch alles klar: Diese leicht verwirrte Frau, diese Delphine, ist natürlich Delphine de Vigan selbst. Sie trägt ihren Namen, ist in ihrem Alter (Ende vierzig), hat zwei Kinder, lebt im 11. Arrondissement von Paris und sieht aus wie sie (blond, strubbelig, groß, immer in Jeans, Pulli und Stiefeletten). So wie die reale Schriftstellerin ist auch die Delphine des Buchs mit einem gewissen "François" liiert (de Vigan ist seit Jahren mit dem Literaturkritiker und Fernsehmoderator François Busnel zusammen) und hat mit ihrem siebten Buch, dem zweiten autobiographischen, einen phänomenalen Erfolg erlebt. Es passt alles herrlich zusammen, man geht davon aus, de Vigan sei eben endgültig auf den Geschmack des Über-sich-selbst-Schreibens gekommen und erzähle uns jetzt die Zeit nach dem Bestseller, die inneren Kämpfe, die Einsamkeit, den Erwartungsdruck, die Angst, den drohenden Fall und so weiter. Man stellt das erst mal gar nicht in Frage.
Man will mehr hören von dieser Frau, die die Geschichte ihrer bipolaren Mutter vor vier Jahren in "Das Lächeln meiner Mutter" so liebevoll und schonungslos erzählte, dass ihr fast eine Millionen Leser weltweit folgten. Man will ihr einfach glauben, will wissen, wie sie mit den Wunden, nicht des Erfolgs, sondern ihrer Lebensgeschichte, weiterlebt, und ignoriert deshalb die eigenen Zweifel. Denn die gibt es von Anfang an: Warum lässt eine Frau wie Delphine eine Frau wie L. so einfach und so total in ihr Leben eindringen? Warum geht ihr dieses Ich-verstehe-dich-ich-will-deine-Freundin-sein-Getue nicht auf die Nerven? Wie kann sie es zulassen, dass eine Wildfremde ihr erklärt, was sie nun zu schreiben habe, nämlich auf jeden Fall etwas "Wahres"? Weshalb haben die Ghostwriterin L. und sie keine gemeinsamen Bekannten, wo das Pariser Literaturmilieu doch so klein ist wie eine Walnussschale? Wie kann es sein, dass nie jemand L. begegnet? Kann die Angst vor dem Schreiben wirklich so groß sein, dass man sich nicht einmal mehr in der Nähe seines Computers aufhalten kann, ohne sich zu übergeben? All das macht im Laufe des Buchs immer weniger Sinn, bis es zum Schluss wirkt, als würde de Vigan für die ganz Hartnäckigen mit einem "Achtung! Fiktion!"-Schild über die Seiten laufen.
"Täuschen Sie sich da mal nicht", sagt sie, als sie mir an einem verregneten Nachmittag in einem Café am Square Gardette in Paris gegenübersitzt. "Ich habe mehrmals Leser getroffen, die davon überzeugt waren, das sei alles von Anfang bis Ende wahr, alles genau so passiert. Eine Frau meinte: Ein bisschen übertrieben haben Sie aber schon, oder? Sie wollte lieber glauben, ich sei Mythomanin als Romancière."
Delphine de Vigan ist groß, hat blondes, leicht krauses Haar, trägt ein kariertes Hemd, Jeans und Stiefeletten. Sie sieht genauso aus wie die Figur ihres Romans und wirkt ebenso, wenn auch beherrschter, fragil. Selbst jetzt, wo klar ist, dieses Buch ist ein Roman im klassischen Sinn, bleibt ein winziger Zweifel. Was davon ist wirklich passiert? Schulterzucken, Lächeln. Konnte sie wirklich nicht mehr schreiben? "Sagen wir so: Ich denke bei jedem Buch: Vielleicht ist dieses das letzte." Und gibt es diese L. wirklich? "Ja, natürlich . . . In der ein oder anderen Form." Also ist sie ihr selbstzerstörerisches Alter Ego, der böse Geist, der ihr zuflüstert, sie sei ein lächerliches Nichts? "Hm, vielleicht. Wie Sie wissen, heißt meine Figur, also das magersüchtige Mädchen in ,Jours sans faim', Laura. L. / Laura . . . Wer weiß?" Mehr wird de Vigan dazu nicht sagen. Sie freut sich zu sehr darüber, die Leute dermaßen zu verwirren, die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion so gekonnt zu verwischen. Es macht ihr eindeutig Spaß.
Die Frage nach der Wahrheit ist natürlich das zentrale Thema des Buchs und wird permanent besprochen: L. und Delphine diskutieren beziehungsweise streiten seitenweise über die Wahrheit in der Literatur, die neue Lust der Leser an "wahren Geschichten" und den Einfluss von Social Media und Reality TV. L. meint, das Wahre sei das einzig Wahre, Delphine glaubt an die Fiktion. De Vigan offensichtlich auch, wobei die starke Präsenz des vorherigen Buchs in diesem keine reine Erfindung ist.
Nach dem für sie überraschenden Erfolg von "Das Lächeln meiner Mutter" hat sich die Frage nach der Wahrheit zwangsläufig gestellt - schon allein, weil sie tatsächlich Drohbriefe erhalten hat: Ein sich aus der Geschichte ausgeschlossen fühlendes Familienmitglied fand, sie würde lügen, alles falsch darstellen. "Natürlich ist es nur meine Wahrheit. Hätte sie ein anderer meiner Familie aufgeschrieben wäre es eine andere Geschichte geworden. Das ist ja klar. Ich glaube, jede Erzählung, selbst wenn sie autobiographisch ist, bleibt eine Form von Fiktion und umgekehrt. Das gilt auch für das Buch über meine Mutter."
Was beide Romane (auch "Das Lächeln meiner Mutter" ist als Roman gekennzeichnet), abgesehen von der potentiell gleichen Erzählerin, verbindet, ist das gebrochene Verhältnis zur Realität. Die Delphine des aktuellen Buchs scheint den Zugang dazu immer mehr zu verlieren, sie entgleitet ihr, so wie sie Lucile, de Vigans manisch-depressiver Mutter, mehrmals entglitten ist. Der Autorin selbst geht es da nicht viel anders: "Ich habe selbst ein sehr komplexes Verhältnis zur Wirklichkeit. Die Krankheit meiner Mutter war ein solcher Bruch, ein solcher Einschnitt in unser bisheriges Leben, eine 360-Grad-Drehung, dass danach nichts mehr ganz eindeutig war. Ich denke, ich habe deshalb angefangen zu schreiben, um meine Wirklichkeit festzuhalten."
Mittlerweile fühlt sie sich in der Lage, damit zu spielen, und wird dafür belohnt: Mit "Nach einer wahren Geschichte", ihrem achten Roman, hatte die ehemalige Meinungsforscherin als Schriftstellerin ihren endgültigen Durchbruch. Im vergangenen Herbst war sie in der ersten Runde des Prix Goncourt nominiert und wurde mit dem prestigereichen Prix Renaudot und dem Goncourt des Lycéens ausgezeichnet. Für die Verfilmung haben sich Roman Polanski und Olivier Assayas schon im Frühling gemeldet, Ende des Jahres sollen die Dreharbeiten beendet sein. Es läuft also weiterhin sehr gut für Delphine de Vigan. Wie übersteht sie diesen erneuten Unfall?
Ganz okay, sie schaut dem nächsten schon lächelnd entgegen.
ANNABELLE HIRSCH
Delphine de Vigan: "Nach einer wahren Geschichte". Roman. Aus dem Französischen von Doris Heinemann. Dumont-Verlag, 350 Seiten, 23 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf die wiederkehrende Frage nach dem "Danach", "Was schreibt man nach so einem Buch? Schreibt man überhaupt noch etwas?", findet die Schriftstellerin keine Antwort.
Delphine steckt fest. Delphine ist schutzlos. Delphine weiß nicht, wohin mit sich und ihren Zweifeln. Und dann lernt Delphine an jenem Abend, an dem viel Wodka getrunken wird, eine gewisse L. kennen. L. oder phonetisch "elle", sie, also die Andere, ist eine Frau, wie Delphine sie gerne wäre: selbstbewusst, beherrscht, stark, immer perfekt - perfekt geschminkt, perfekt gekleidet, perfekt frisiert. Sie ist faszinierend, sie versteht sie, sie ist für sie da. Dass L. auch manipulativ und vollkommen wahnsinnig ist, fällt Delphine erst auf, als die mysteriöse Unbekannte längst das Steuer ihres Lebens übernommen hat. L. ist eine ripleysche Figur, ein böswilliger Doppelgänger.
Ohne zu viel verraten zu wollen: Es wird bedrückend. Sogar sehr. Nicht nur weil es immer bedrückend ist, dabei zuzusehen, wie eine Person Macht über eine andere gewinnt, sondern weil man als Leser irgendwann das Gefühl hat, nicht mehr zu wissen, was real ist und was erfunden, wer hier eigentlich wer ist und was das alles soll.
Mit ihrem neuen Roman wagt die französische Bestsellerautorin Delphine de Vigan, die man in Frankreich bis zum Erfolg von "Das Lächeln meiner Mutter" eher für freundliche Sozialgeschichten kannte, zum ersten Mal, wirklich mit ihren Lesern zu spielen. Es ist, als habe sie endlich den Rat befolgt, den eine Figur in ihrem allerersten, 2001 unter Pseudonym geschriebenen autobiographischen Roman "Jours sans faim" (es geht um Anorexie, leider nicht übersetzt), gibt: "Hör doch endlich einmal auf, das gute Mädchen sein zu wollen!" Delphine de Vigan, so scheint es, will nicht mehr brav sein, sie hat beschlossen, uns zu täuschen. Und sie kann das verdammt gut.
Am Anfang scheint noch alles klar: Diese leicht verwirrte Frau, diese Delphine, ist natürlich Delphine de Vigan selbst. Sie trägt ihren Namen, ist in ihrem Alter (Ende vierzig), hat zwei Kinder, lebt im 11. Arrondissement von Paris und sieht aus wie sie (blond, strubbelig, groß, immer in Jeans, Pulli und Stiefeletten). So wie die reale Schriftstellerin ist auch die Delphine des Buchs mit einem gewissen "François" liiert (de Vigan ist seit Jahren mit dem Literaturkritiker und Fernsehmoderator François Busnel zusammen) und hat mit ihrem siebten Buch, dem zweiten autobiographischen, einen phänomenalen Erfolg erlebt. Es passt alles herrlich zusammen, man geht davon aus, de Vigan sei eben endgültig auf den Geschmack des Über-sich-selbst-Schreibens gekommen und erzähle uns jetzt die Zeit nach dem Bestseller, die inneren Kämpfe, die Einsamkeit, den Erwartungsdruck, die Angst, den drohenden Fall und so weiter. Man stellt das erst mal gar nicht in Frage.
Man will mehr hören von dieser Frau, die die Geschichte ihrer bipolaren Mutter vor vier Jahren in "Das Lächeln meiner Mutter" so liebevoll und schonungslos erzählte, dass ihr fast eine Millionen Leser weltweit folgten. Man will ihr einfach glauben, will wissen, wie sie mit den Wunden, nicht des Erfolgs, sondern ihrer Lebensgeschichte, weiterlebt, und ignoriert deshalb die eigenen Zweifel. Denn die gibt es von Anfang an: Warum lässt eine Frau wie Delphine eine Frau wie L. so einfach und so total in ihr Leben eindringen? Warum geht ihr dieses Ich-verstehe-dich-ich-will-deine-Freundin-sein-Getue nicht auf die Nerven? Wie kann sie es zulassen, dass eine Wildfremde ihr erklärt, was sie nun zu schreiben habe, nämlich auf jeden Fall etwas "Wahres"? Weshalb haben die Ghostwriterin L. und sie keine gemeinsamen Bekannten, wo das Pariser Literaturmilieu doch so klein ist wie eine Walnussschale? Wie kann es sein, dass nie jemand L. begegnet? Kann die Angst vor dem Schreiben wirklich so groß sein, dass man sich nicht einmal mehr in der Nähe seines Computers aufhalten kann, ohne sich zu übergeben? All das macht im Laufe des Buchs immer weniger Sinn, bis es zum Schluss wirkt, als würde de Vigan für die ganz Hartnäckigen mit einem "Achtung! Fiktion!"-Schild über die Seiten laufen.
"Täuschen Sie sich da mal nicht", sagt sie, als sie mir an einem verregneten Nachmittag in einem Café am Square Gardette in Paris gegenübersitzt. "Ich habe mehrmals Leser getroffen, die davon überzeugt waren, das sei alles von Anfang bis Ende wahr, alles genau so passiert. Eine Frau meinte: Ein bisschen übertrieben haben Sie aber schon, oder? Sie wollte lieber glauben, ich sei Mythomanin als Romancière."
Delphine de Vigan ist groß, hat blondes, leicht krauses Haar, trägt ein kariertes Hemd, Jeans und Stiefeletten. Sie sieht genauso aus wie die Figur ihres Romans und wirkt ebenso, wenn auch beherrschter, fragil. Selbst jetzt, wo klar ist, dieses Buch ist ein Roman im klassischen Sinn, bleibt ein winziger Zweifel. Was davon ist wirklich passiert? Schulterzucken, Lächeln. Konnte sie wirklich nicht mehr schreiben? "Sagen wir so: Ich denke bei jedem Buch: Vielleicht ist dieses das letzte." Und gibt es diese L. wirklich? "Ja, natürlich . . . In der ein oder anderen Form." Also ist sie ihr selbstzerstörerisches Alter Ego, der böse Geist, der ihr zuflüstert, sie sei ein lächerliches Nichts? "Hm, vielleicht. Wie Sie wissen, heißt meine Figur, also das magersüchtige Mädchen in ,Jours sans faim', Laura. L. / Laura . . . Wer weiß?" Mehr wird de Vigan dazu nicht sagen. Sie freut sich zu sehr darüber, die Leute dermaßen zu verwirren, die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion so gekonnt zu verwischen. Es macht ihr eindeutig Spaß.
Die Frage nach der Wahrheit ist natürlich das zentrale Thema des Buchs und wird permanent besprochen: L. und Delphine diskutieren beziehungsweise streiten seitenweise über die Wahrheit in der Literatur, die neue Lust der Leser an "wahren Geschichten" und den Einfluss von Social Media und Reality TV. L. meint, das Wahre sei das einzig Wahre, Delphine glaubt an die Fiktion. De Vigan offensichtlich auch, wobei die starke Präsenz des vorherigen Buchs in diesem keine reine Erfindung ist.
Nach dem für sie überraschenden Erfolg von "Das Lächeln meiner Mutter" hat sich die Frage nach der Wahrheit zwangsläufig gestellt - schon allein, weil sie tatsächlich Drohbriefe erhalten hat: Ein sich aus der Geschichte ausgeschlossen fühlendes Familienmitglied fand, sie würde lügen, alles falsch darstellen. "Natürlich ist es nur meine Wahrheit. Hätte sie ein anderer meiner Familie aufgeschrieben wäre es eine andere Geschichte geworden. Das ist ja klar. Ich glaube, jede Erzählung, selbst wenn sie autobiographisch ist, bleibt eine Form von Fiktion und umgekehrt. Das gilt auch für das Buch über meine Mutter."
Was beide Romane (auch "Das Lächeln meiner Mutter" ist als Roman gekennzeichnet), abgesehen von der potentiell gleichen Erzählerin, verbindet, ist das gebrochene Verhältnis zur Realität. Die Delphine des aktuellen Buchs scheint den Zugang dazu immer mehr zu verlieren, sie entgleitet ihr, so wie sie Lucile, de Vigans manisch-depressiver Mutter, mehrmals entglitten ist. Der Autorin selbst geht es da nicht viel anders: "Ich habe selbst ein sehr komplexes Verhältnis zur Wirklichkeit. Die Krankheit meiner Mutter war ein solcher Bruch, ein solcher Einschnitt in unser bisheriges Leben, eine 360-Grad-Drehung, dass danach nichts mehr ganz eindeutig war. Ich denke, ich habe deshalb angefangen zu schreiben, um meine Wirklichkeit festzuhalten."
Mittlerweile fühlt sie sich in der Lage, damit zu spielen, und wird dafür belohnt: Mit "Nach einer wahren Geschichte", ihrem achten Roman, hatte die ehemalige Meinungsforscherin als Schriftstellerin ihren endgültigen Durchbruch. Im vergangenen Herbst war sie in der ersten Runde des Prix Goncourt nominiert und wurde mit dem prestigereichen Prix Renaudot und dem Goncourt des Lycéens ausgezeichnet. Für die Verfilmung haben sich Roman Polanski und Olivier Assayas schon im Frühling gemeldet, Ende des Jahres sollen die Dreharbeiten beendet sein. Es läuft also weiterhin sehr gut für Delphine de Vigan. Wie übersteht sie diesen erneuten Unfall?
Ganz okay, sie schaut dem nächsten schon lächelnd entgegen.
ANNABELLE HIRSCH
Delphine de Vigan: "Nach einer wahren Geschichte". Roman. Aus dem Französischen von Doris Heinemann. Dumont-Verlag, 350 Seiten, 23 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Eine schillernde, mal jugendlich aufgelöste, mal lebenserfahrene und ernste Person stellt uns Rezensentin Jeannette Villachica in ihrer Rezension zu "Nach einer wahren Geschichte" vor. Mit Adjektiven wie "faszinierend", "hinreißend", "verwirrend" und "betörend" beschreibt sie sowohl die Protagonistin des Romans, als auch die gleichnamige Autorin Delphine de Vigan und scheint sich damit auf de Vigans raffiniertes Spiel mit den Lesern nicht nur einzulassen sondern es selbst aufzugreifen. Wer ist wer, wer ist Antagonist und wer Protagonist oder sind beide die selbe Person? Die Rezensentin weiß es nicht und ist entzückt darüber, wie de Vigan ihre Leser täuscht, verwirrt und am Ende aus einem "Wechselbad der Gefühle" entlässt, wenn es einen denn loslässt...
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gebundenes Buch
Delphine ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, die mit ihrem letzten Buch, einer wahren Geschichte über ihre Mutter schrieb. Mit diesem Buch hat sie sehr viel Aufsehen erregt, vor allem im positiven Sinne, da viele Leser gerade wegen der Realität und der Echtheit dieses Buch mochten. …
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Delphine ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, die mit ihrem letzten Buch, einer wahren Geschichte über ihre Mutter schrieb. Mit diesem Buch hat sie sehr viel Aufsehen erregt, vor allem im positiven Sinne, da viele Leser gerade wegen der Realität und der Echtheit dieses Buch mochten.
Auf einer Party lernt die eher zurückhaltende Delphine eine Frau namens L. kennen. Delphine ist von der klugen und eleganten L. sofort fasziniert, die als Ghostwriterin arbeitet. L. drängt in ihr Leben und sorgt dafür, dass sie sich immer öfter und regelmäßig sehen, zu engen Freundinnen werden.
L. kritisiert den Wunsch von Delphine, die gerne ihr nächstes Buch als fiktiven Roman schreiben möchte. L. versucht sie zu überzeugen, dass nur die Realität und eine wahre Geschichte bei den Lesern ankommt und sie begeistert, und kein Mensch mehr fiktive Sachen lesen will.
Delphine wird dadurch verunsichert und fällt in eine schwere Krise und Depression. Sie entwickelt sogar eine völlige Schreibphobie, sie kann sich nicht einmal mehr vor ihren Computer setzen, ohne dass ihr übel wird, geschweige denn einen Stift in die Hand nehmen.
L. zieht bei Delphine ein, übernimmt alle anfallenden Arbeiten, beantwortet Delphins Emails, das Absagen von Veranstaltungen und Interviews sowie das Vertrösten des Verlages, der auf einen neuen Roman wartet. Und L. schreibt Emails an Delphins Freunde, die sie doch bitte in Ruhe lassen mögen, da sie an einem neuen Buch arbeitet. All dies in Delphins Namen, ohne dass jemand weiß, dass diese ganzen Nachrichten gar nicht von Delphine stammen, sondern von L., die niemand kennt. L. sorgt dafür, dass weder Delphins Kinder, ihre Freunde noch ihr Partner Francois sie je zu Gesicht bekommen.
Eines Tages fällt Delphine auf, dass L. ihr immer ähnlicher wird. Sie kleidet sich genauso wie sie, sie bewegt sich genauso wie sie. Schließlich ist Delphine aber der Meinung, sie würde sich all dies nur einbilden. Bis es dann durch verschiedene Ereignisse zur Eskalation kommt und Delphine sich plötzlich in großer Gefahr befindet.
Der Schreibstil der Autorin war für mich nicht ganz flüssig zu lesen, anspruchsvoll, und durch lange und verschachtelte Sätze musste ich viele Passagen mehrmals lesen.
Delphine kam mir oft etwas unbeholfen, naiv und exzentrisch vor, was ihre Sichtweise auf L. noch untermauerte. Sie fand in und an L. die Dinge, die sie bei sich selbst vermisste.
Sehr interessant zu verfolgen war das Thema um Fiktion oder realem Erleben. Ist es wirklich so, dass Leser nur noch auf wahre Geschichten fixiert sind und keine fiktiven mehr lesen wollen? Und stimmt es, dass Fiktion und Wahrheit nur zusammen existieren, weil bei der Wahrheit immer etwas Fiktion und bei der Fiktion immer persönliche und reale Dinge des Autors mit einfließen?
Und natürlich auch interessant das Verhalten und die Persönlichkeit von L., bei der man immer ahnte, dass sie etwas Böses im Sinn hat, es aber nicht exakt benennen konnte. Ich schwang als Leser, genauso wie Delphine, mit den Vermutungen hin und her, ob L. nun wirklich böse ist und schlimme Hintergedanken hat oder bildete man es sich nur ein und sah in manchen Dingen Bösartigkeiten, die gar nicht vorhanden waren.
Delphine äußert in diesem Buch, bei einer Lesung von Lesern darauf angesprochen, dass sie fest davon überzeugt sei, dass ein guter Autor eine fiktive Geschichte als wahre Geschichte den Lesern verkaufen und sie somit täuschen könne. Daraufhin fragt man sich als Leser natürlich sofort, ob dieses Buch, „nach einer wahren Geschichte" nun wirklich passiert ist, oder ob sich die Autorin einen Spaß gemacht hat, und alles Geschehene irreal und fiktiv ist und sie sich alles nur ausgedacht hat, um den Leser wirklich zu täuschen und ihm dieses Buch als reale, wirklich geschehene Geschichte zu verkaufen.
Fazit:
Ein anspruchsvoller, interessanter, verwirrender und undurchschaubarer Roman, der mir viel Lesevergnügen bereitet hat.
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Gebundenes Buch
Delphine ist völlig überrollt vom Erfolg ihres vorhergehenden Romans, als L. in ihr Leben tritt. Sie leidet unter einer Schreibblockade und schafft es einfach nicht, ihr neues Buch zu beginnen, sie ist unsicher, zerrissen und müde. In dieser Situation schleicht L. sich in ihr Leben …
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Delphine ist völlig überrollt vom Erfolg ihres vorhergehenden Romans, als L. in ihr Leben tritt. Sie leidet unter einer Schreibblockade und schafft es einfach nicht, ihr neues Buch zu beginnen, sie ist unsicher, zerrissen und müde. In dieser Situation schleicht L. sich in ihr Leben und scheint es regelrecht zu übernehmen. Sie beeinflusst Delphine und gibt vor, sie auf die richtige Bahn bringen zu wollen, während Delphine unter ihrem Einfluss immer kleiner zu werden scheint. Doch was will L. eigentlich von Delphine? Will sie ihre Freundin sein, ihr helfen oder einfach sie sein, die Person Delphine, die so erfolgreich ist?
Delphine die Vigan nimmt den Leser in „Nach einer wahren Geschichte“ mit in eine Welt, in der sich Fiktion und Realität überschneiden und sich gegenseitig aufzulösen scheinen. Ist die Erzählerin in dem Roman, Delphine, wirklich Delphine de Vigan, die Autorin? Ist die Geschichte wahr, gab es im Leben der Autorin diese L., die ihr Leben geradezu manipuliert hat? Wir wissen es als Leser nicht und müssen es auch nicht wissen, um uns von dieser psychologisch so fein ausgearbeiteten Geschichte völlig fesseln zu lassen. So subtil geht L. vor, dass ihre Freundschaft zu Delphine zunächst eine Hilfe für sie zu sein scheint. Doch L.s radikale Vorstellung von einer Literatur, die nur die Realität beschreiben dürfe, treibt die Erzählerin Delphine immer mehr in die Ecke und in ihre totale Isolation. Am Ende scheint L. der letzte Anker zum wahren Leben zu sein, während sie gleichzeitig Delphines Verbindung zu eben diesem Leben kappt.
Delphine de Vigan beschreibt die Beziehung der beiden Frauen auf eine sehr ruhige und unaufgeregte Weise, dennoch entwickelt sich vor den Augen des Lesers ein regelrechter Psychothriller, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Die Abhängigkeit zwischen zwei Menschen beschreibt die Autorin so realistisch und L.s scheinbar zufälliges Handeln so glaubwürdig und nachvollziehbar, dass man als Leser ganz dicht dran ist an den Figuren und immer wieder das Bedürfnis empfindet, selbst einzugreifen und Delphine zu warnen. Delphines Gefühle erreichen uns völlig dabei anscheinend ungefiltert und sind daher umso eindringlicher beim Lesen.
Was an „Nach einer wahren Geschichte“ letztendlich Fiktion und was Realität ist, ist völlig egal. Delphine di Vigan spielt so großartig mit Erwartungen ihrer Leser, dass man von der ersten Seite gefesselt ist und wie Delphine von L. von der Geschichte völlig gefangen ist. Delphine de Vigan ist ein außergewöhnliches Buch gelungen, das einen als Leser auf beeindruckende Weise mitnimmt und auch nach der letzten Seite lange nicht mehr loslässt.
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Gebundenes Buch
Nach ihrem großen Erfolg mit dem autobiographischen Roman „Rien ne s’oppose à la nuit“, der das Leben ihrer Mutter rekonstruiert, begibt sich Delphine de Vigan auf Lesereise und absolviert zahlreiche Pressetermine. Nahezu ausgelaugt von der öffentlichen Erwartung, …
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Nach ihrem großen Erfolg mit dem autobiographischen Roman „Rien ne s’oppose à la nuit“, der das Leben ihrer Mutter rekonstruiert, begibt sich Delphine de Vigan auf Lesereise und absolviert zahlreiche Pressetermine. Nahezu ausgelaugt von der öffentlichen Erwartung, der sie – schon als Kind auffällig schüchtern und zurückhaltend – kaum gerecht werden kann, trifft sie zufällig auf eine Frau, L., die sie fasziniert. Ihre Selbstsicherheit und Gelassenheit, Freiheit von jeder Erwartung der Außenwelt. Sie freunden sich an und mehr und mehr rückt L. in das Leben der Autorin. Diese versinkt derweil in einer regelrechten Depression, das Leben geht weiter, aber ihre Arbeit nicht. Ihre einzige Verbindung zu anderen Menschen wird L., ansonsten zieht sie sich mehr und mehr zurück. Die Frauen kommen sich näher, diskutieren über Literatur und die Aufgabe eines Autors. Ab und ab beschleicht die Erzählerin jedoch das Gefühl, dass L. sie kopiere, ihr immer ähnlicher wird und geradezu ihr Leben, das sie nicht mehr leben kann, übernimmt.
Wer die Bücher von Delphine de Vigan kennt, weiß, dass sie einem unmittelbar packen und an den Roman fesseln kann. So ist es auch dieses Mal, die hohen Erwartungen werden nicht enttäuscht. Doch es ist nicht nur der Schreibstil, der überzeugen kann, sondern ihr Spiel mit dem Leser und das Springen zwischen Wahrheit und Fiktion. Schon der Titel legt nahe, dass sie sich wieder realer Erfahrungen bedient hat, um einen Roman zu schreiben – doch ist dem wirklich so? Kann man der Autorin bzw. Erzählerin wirklich Glauben schenken? Diese Unsicherheit fasziniert und lässt einem immer weiterlesen in der Hoffnung, eine Antwort auf diese so relevante Frage zu finden, denn wie soll man das Gelesene einordnen: Realität oder Konstruktion? Soll man Mitleid mit der Autorin haben, die auf eine solch heimtückische Betrügerin reingefallen ist oder soll man ihr applaudieren, weil sie geschickt mit dem Leser spielt?
Unabhängig von dieser die ganze Lektüre überlagernden Frage bietet der Roman jedoch auch interessante Einsichten in das Innenleben eines Autors, der seine Geschichten nicht aufs Papier respektive in den Computer bringt: Die Zweifel, die immer mehr Raum einnehmen; die Gedanken, die manisch und schließlich lähmend werden. Aber auch die Thematik zwischen öffentlichem und privaten Bild – was sehen wir von einem Menschen und was davon ist nur Fassade? Kann man immer schauspielern oder gar lernen, jemand zu sein, der man gerne sein möchte? Da es sich um eine französische Autorin handelt, die noch dazu in Paris lebt, fand ich die erste Begegnung zwischen Erzählerin und L. besonders spannend, denn L. ist genau das, was man sich unter einer erfolgreichen und attraktiven Französin vorstellt – und wird von ihresgleichen bewundert und beneidet, wo man doch immer denkt, dass ihnen Selbstbewusstsein und Attraktivität in die Wiege gelegt worden sei.
Ein durch und durch faszinierendes Buch, das zudem von Dumont in eine wunderschöne Verpackung gehüllt wurde, in diesem Falle lohnt es sich wirklich nicht zur elektronischen, sondern zur Hardcover Version zu greifen.
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Im Wesentlichen ist es ein Stück, das von zwei Profi-Schreiberinnen Anfang-Mitte vierzig handelt, die sich ausgiebig zum Thema Schreiben und Literatur austauschen. Aber auch andere Kernthemen wie Freundschaft, Liebe, Familie, das Leben insg. werden recht tiefgründig wie geistreich …
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Im Wesentlichen ist es ein Stück, das von zwei Profi-Schreiberinnen Anfang-Mitte vierzig handelt, die sich ausgiebig zum Thema Schreiben und Literatur austauschen. Aber auch andere Kernthemen wie Freundschaft, Liebe, Familie, das Leben insg. werden recht tiefgründig wie geistreich ausdiskutiert.
Die eine, Delphine, hat es zum nennenswerten Erfolg geschafft und die andere, L. genannt, betätigt sich nach eigenen Angaben als Ghostwriterin. Die Kernfrage, zu der die Diskussionen immer wieder zurückkehren, ist, was die Leser wirklich wollen. Die Ghostwriterin vertritt vehement die Meinung, die Leser wollen das wahre Leben, Realismus, übersetzt in Literatur. Delphine sieht es anders: Fiktion ist der Weg zum Erfolg. Bloß der lässt sich nicht mehr für Delphine einstellen. Sie befindet sich in einer Schaffenskrise und schlittert immer weiter hinein, je mehr Zeit sie mit L. verbringt. Delphine ahnt nicht, was L. eigentlich vorhat und lässt sich von Ausführungen ihrer neuen Freundin mitreißen. L. spielt eine fürsorgliche Freundin, ist immer für Delphine da, hat stets ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Probleme. Als es schon zu spät ist und Delphine diese Freundschaft fast mit dem Leben bezahlt, fallen ihr Schuppen von Augen.
Die Frage der eigenen Identität ist in dieser Geschichte aktiv, anhand des eigenen Beispiels, „einer wahren Geschichte“, wie der Titel besagt, angegangen worden. Als erfolgreiche Schriftstellerin sieht sich Delphine gezwungen, sich immer neu erfinden zu müssen. In die Richtung, in die L. sie drängt, will sie aber nicht gehen, etwas Eigenes will ihr auch nicht recht gelingen, nicht zuletzt, weil L. sich dazwischen stellt und dafür sorgt, dass Delphine immer weiter in die krankhafte Schreibblockade abgleitet.
Auch das Thema der Einsamkeit in der modernen Großstadtgesellschaft schwingt aktiv mit. Paris ist voll von Menschen, Delphine ist aber einsam wie in der Wüste. Selbst ihrem Freund kann sich Delphine nicht anvertrauen und landet immer mehr in der Isolation.
Die Art der Stoffdarbietung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Es ist, als ob die Autorin den Verlauf ihrer Krankheit vor Augen der Leser Schritt für Schritt freilegt. Sie blickt auf die Geschehnisse zurück und versucht dabei zu erklären, wie es dazu kommen konnte. Sie zeigt, wie arglos und einsam sie war, nennt aber auch die Punkte, die sie aufhorchen ließen, sie dazu brachten, Verdacht zu schöpfen. Diese vorausschauenden, auf den bekannten Ausgang der Geschichte gerichteten Kommentare nahmen leider Spannung weg, von der die Geschichte auch sonst nicht gerade strotzt.
Delphine war mir leider zu naiv. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sich eine Frau mit Lebenserfahrung, eine gefeierte Schriftstellerin und sonst nicht auf den Kopf gefallen, so benehmen, bzw. hinters Licht führen lassen kann. Und je näher sich die Geschichte dem Schluss neigte, desto konstruierter und unglaubwürdiger kam sie mir vor: Drama auf Teufel komm raus. Ohne diese Naivität wäre diese Geschichte gar nicht möglich.
Auf der anderen Waageschale gibt es Vorzüge wie Fragestellungen zu akuten Themen des heutigen Lebens, leise Kritik der modernen Gesellschaft und eine Menge von geistreichen Sätzen. Es ist schon psychologisch fein, mir fehlte dennoch ein Quäntchen Raffinesse.
Die Länge der Kapitel ist sehr gut, passend ausgewählt. Es ist die Art von Stoff, der durchaus genug Zwischenraum braucht. Manchmal, nach drei-vier Seiten, ein Kapitelende zu sehen war schon eine Wohltat.
Fazit: Ein geistreicher, lesenswerter Roman, der gut unterhält und zum Nachdenken über die eigene Identität, ihre Fragilität, uvm. anregt. Interessant vor allem für Schreiberlinge und diejenigen, die es werden wollen, aber auch für passionierte LeserInnen, denn Delphine erzählt aus dem Nähkästchen, wie sich eine erfolgreiche Schriftstellerin nach einem Erfolg fühlt und wie ihre Arbeit und damit verbundenen Schwierigkeiten aussehen.
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Gebundenes Buch
Die Autorin Delphine de Vigan ist eine zurückhaltende Person und lernt auf einer Party die faszinierende L. kennen, die als als Ghostwriterin arbeitet. Die beiden Frauen lernen sich näher kennen und treffen sich regelmäßig. Dabei sprechen sie über ihr Leben, über ihr …
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Die Autorin Delphine de Vigan ist eine zurückhaltende Person und lernt auf einer Party die faszinierende L. kennen, die als als Ghostwriterin arbeitet. Die beiden Frauen lernen sich näher kennen und treffen sich regelmäßig. Dabei sprechen sie über ihr Leben, über ihr Schreiben, Bücher und über ihre Familie. Sie entdecken viele Gemeinsamkeiten und Delphine geniesst die Gesellschaft von L.
L. kritisiert in ihren Gesprächen über Delphines Bücher die fiktiven Themen, sie solle sich der Wahrheit verschreiben. Delphine stürzt in eine tiefe depressive Krise, in der sie nicht mehr schreiben kann. Scheinbar betroffen übernimmt L. in Delphines Namen die Kontakte und Mails zur Außenwelt. Alle warten auf den neuen Roman.
"Ja, Schreiben ist eine Waffe... eine Rakete, ein Flammenwerfer, eine Kriegswaffe. Es kann alles zerstören, aber es kann genauso gut alles wieder aufbauen. " Zitat S. 153
Die Schriftstellerin Delphine beschreibt ihr Schreiben und Leben und ihre Freundschaft zu L., einer Frau, mit der sie auf einer Wellenlänge zu sein scheint.
Bei diesem Roman wird dem Seelenleben der Frauen und ihren Übereinstimmungen viel Raum gegeben. Anfangs sind sie mir nicht besonders nahe, zu diffus bildet sich die Persönlichkeit ab. Man fragt sich, wohin der Roman einen führt. Aber allmählich steht man inmitten der Personen und erlebt ein seltsames Spiel mit.
Die Gedanken kreisen um die Delphines Kinder, den Freund und natürlich L.
Aber was geschieht wirklich? Die einseitige Betrachtung aus der Sicht von Delphine verwehrt uns den wahren Blick. Nichts kann für wahr hingenommen werden.
Delphine hat eine Art Verrücktheit. "Ich dachte, L. habe meine kleine Verrücktheit erkannt und ich ihre. Vielleicht ist eine Begegnung, ob nun eine amouröse oder freundschaftliche, genau das, zwei Funken Wahnsinn, die sich erkennen und gefangen nehmen." Zitat S. 129
In der Beschreibung von L. erklärt Delphine sie so tief verstehend, dass man sich fragt, ob sie nicht doch ein und dieselbe Person sein könnten. Oder ist es nur ein Teil von Delphine, die sich nach einer solchen Person und guten Freundin sehnt? Hier meint man eventuell eine schizophrene Ausprägung bei Delphine zu sehen, es bleibt jedoch ungewiss.
Als L. bei Delphine einzieht, übernimmt sie die Kontrolle über Delphine, diese erlebt eine Schreibblockkade und verliert die Kontakte zur Außenwelt. Die Korrespondenz erledigt nun L.
Von diesem Moment an fragt man sich, was hat L. vor?
Das kann ich nun nicht weiter ausführen, der weitere Inhalt würde sonst verraten.
Die Geschichte wirkt empathisch und detailliert aus der Sicht von Delphine erzählt. Der Schreibstil ist angenehm und klug und man ist in einem Spiel um Wahrheit und Fiktion gefangen.
Ein interessanter Roman mit tiefen Einblicken in die wahre Geschichte, bei der man erstaunt liest.
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Gebundenes Buch
„Nach einer wahren Geschichte“ – ein für mich zu Anfang merkwürdiger Titel, der nicht darauf schließen lässt, um was es in dem Buch von Delphine De Vigan geht. Auch das Cover des Buches lässt nicht sonderlich viel erahnen und so las ich mir zunächst …
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„Nach einer wahren Geschichte“ – ein für mich zu Anfang merkwürdiger Titel, der nicht darauf schließen lässt, um was es in dem Buch von Delphine De Vigan geht. Auch das Cover des Buches lässt nicht sonderlich viel erahnen und so las ich mir zunächst einmal den Klappentext durch. In dem Buch geht es um die Autorin selbst, Delphine De Vigan, die nach einem großen Bucherfolg versucht an diesen anzuknüpfen und etwas Neues zu schreiben. Dies gestaltet sich jedoch schwieriger als zunächst erwartet. Delphine lernt in dieser Zeit L. kennen. Eine geheimnisvolle Dame, die ihr, so scheint es zu Anfang, durch Zufall begegnet ist. Doch der Schein trügt, denn L. hat alles genau geplant und schleicht sich langsam komplett in Delphines Leben. Sie treffen sich regelmäßig und werden gute Freundinnen. L. beginnt sogar bei Delphine zu wohnen und sie führen schon bald ein gemeinsames Leben, wo jeder den anderen haargenau kennt. Das glaubt zumindest Delphine, doch sie hat sich getäuscht, denn L. hat sicherlich nichts Gutes im Sinn. Währenddessen versucht Delphine weiterhin ein neues Buch zu beginnen, aber sie fällt in ein Loch, aus dem sie nicht mehr heraus kommt. Sie leidet sehr darunter ein neues Buch fertigzustellen, auf das alle warten, sodass sie plötzlich nicht mal mehr einen Stift in die Hand nehmen kann. Auch den Computerbildschirm starrt sie an, ohne auch nur ein Wort zu schreiben. Irgendwann bemerkt L. dies und hilft ihr aus der Klemme. Sie übernimmt alle wichtigen Aufgaben in Delphines Namen und gibt sich quasi als diese aus. Sie schreibt an Fans, gibt dem Verlag Bescheid und irgendwann geht sie sogar auf eine Vorlesung und behauptet dort, dass sie Delphine sei. Diese stimmt all dem zu und ist sichtlich erleichtert, dass diese Aufgaben nicht an ihr hängen bleiben. L. hat sich zu einem wichtigen Bestandteil in ihrem Leben entwickelt, ohne den sie nicht mehr leben möchte oder besser gesagt leben kann. Seltsam ist aber, dass Delphines Freunde und die Familie L. nie zu Gesicht bekommen. Denn diese vermeidet es tunlichst nicht mit Delphines Umfeld in Kontakt zu kommen. Bald wird L. immer gefährlicher und Delphine ist ihr komplett ausgeliefert ohne jegliche Hilfe. Denn niemand außer sie kennt L. und weiß, wer diese Frau ist.
Ich muss gestehen, dass ich mir am Anfang sehr durch dieses Buch quälte. Ich habe es sogar ein paar Wochen zur Seite gelegt, da mich die Geschichte einfach nicht packte. Doch letztendlich fand ich das Buch nicht so schlecht, da es den Leser zum nachdenken bringt und doch noch einige Fragen offen lässt. Wie das Buch ausgeht, möchte ich euch jetzt selbstverständlich nicht verraten. Ich kann euch jedoch so viel erzählen, dass Delphine irgendwann doch die Erleuchtung kommt und sie merkt, was L. für ein perfides Spiel mit ihr treibt. Ist es dann aber vielleicht schon zu spät?
„Nach einer wahren Geschichte“ ist ein Buch, welches den Leser am Ende doch in seinen Bann ziehen kann und diesen sogar ein bisschen verwirrt. Zumindest war es bei mir so. Ich wusste dann gar nicht mehr, ist dies nun eine wahre Geschichte oder hat die Autorin alles frei erfunden? Existiert L. wirklich oder ist sie eine Einbildung von Delphine, die in eine Art Depression fällt? Spielt ihr da eine höhere Macht böse mit oder versucht sie sich selbst anzutreiben ein neues Buch zu schreiben, um an ihren Erfolg anzuknüpfen? Fragen über Fragen, die ich selbst nicht beantworten kann. Da das Buch diese Fragen in mir zurück gelassen hat, kann ich sagen, dass es doch ein gutes Buch ist. Am Ende wollte ich unbedingt wissen, wie es ausgeht. Da es aber eigentlich nicht die Art von Buch ist, das ich gerne lese, hätte ich wahrscheinlich nicht zu diesem Buch gegriffen. An manchen Stellen fand ich es ein wenig schwierig zu lesen, da die Autorin viele verschachtelte Sätze verwendet hat. Das ist vielleicht auch ein Grund, warum ich das Buch erst einmal zur Seite gelegt habe. Letztendlich bin ich aber froh, dass ich es gelesen habe, auch WENN es nicht mein Buch ist.
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Gebundenes Buch
Die Suche nach der Wahrheit
Delphine hat einen erfolgreichen Roman über ihre Mutter geschrieben. Für die schüchterne und zurückhaltende Autorin ist die darauf folgende Aufregung eine große Belastung. Auf einer Party begegnet sie der Ghostwriterin L., die so mühelos …
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Die Suche nach der Wahrheit
Delphine hat einen erfolgreichen Roman über ihre Mutter geschrieben. Für die schüchterne und zurückhaltende Autorin ist die darauf folgende Aufregung eine große Belastung. Auf einer Party begegnet sie der Ghostwriterin L., die so mühelos elegant und selbstbewusst ist, dass Delphine sie nur bewundern kann. Die beiden freunden sich an und während Delphine eine ausgewachsene Schreibblockade entwickelt und sich immer weiter zurückzieht, dringt L. immer weiter in ihr Leben vor und übernimmt schließlich sogar Delphines Korrespondenz unter deren Namen. L.s. Einfluss wird immer mächtiger.
Delphine de Vigan spielt in diesem Roman geschickt mit Fiktion und Wahrheit. Ihre Protagonistin hat ihren Namen und suggeriert somit einen autobiographischen Bezug, vor allem auch durch die Handlung um den Roman über die Mutter, den es tatsächlich gibt. Letztlich ist es aber egal, wie viel dieses Romans tatsächlich wahr ist, weil es hier nicht um einen Erlebnisbericht, sondern um das Wesen der Literatur geht. Abgesehen vom persönlichen Handlungsstrang, der sich zwischen den beiden Frauen entspinnt und in dem L. immer manipulativer in Delphines Leben und Schreiben eingreift, bereichern die eher literaturwissenschaftlichen Dialoge und Diskussionen den Leser. Den vieles dreht sich darum, was ein Schriftsteller schreiben will im Konflikt dazu, was das Publikum lesen will. Ob wahr oder erfunden, gibt das Buch einen tiefen Einblick in das Seelenleben von Autoren und ich vermute, dass hier viele autobiographische Anteile verarbeitet wurden. Letztlich ist das auch wieder egal, denn es geht nicht darum, was wahr ist, sondern was der Leser als wahr glauben könnte.
"Nach einer wahren Geschichte" ist kein Spannungsroman. Natürlich eskaliert die Sache und Delphine analysiert, wie es soweit kommen konnte, doch es ist kein thrillermäßiger, übertriebener Showdown. Es ist eher eine stille Entwicklung mit einem raffinierten Ausgang, der noch einmal kräftig mit dem Dualismus Fiktion vs. Wahrheit spielt.
Leider kann ich trotzdem nicht die volle "Punktzahl" vergeben, da das Buch zwischenzeitlich immer einmal Längen hatte und bei mir das Gefühl aufkam, dass sich Delphine einige Male in ihrer Erzählung im Kreis drehte und dadurch Dinge unnötig wiederholt wurden. Es war an einigen wenigen Stellen etwas zäh. Ansonsten habe ich den Einblick in den Literaturbetrieb, eine manipulative Freundschaft und das Seelenleben einer Schriftstellerin gern gelesen und genossen.
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Gebundenes Buch
Literarischer Thriller!
Die französische Schriftstellerin Delphine de Vigan versteht das Spiel mit Worten, Motiven und autobiographischen Elementen. Ist die Figur der Delphine in diesem Buch wirklich die Autorin oder eine Kunstfigur?
Die Icherzählerin Delphine hatte mit einem Roman …
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Literarischer Thriller!
Die französische Schriftstellerin Delphine de Vigan versteht das Spiel mit Worten, Motiven und autobiographischen Elementen. Ist die Figur der Delphine in diesem Buch wirklich die Autorin oder eine Kunstfigur?
Die Icherzählerin Delphine hatte mit einem Roman über ihre Mutter einen großen Erfolg. Danach fühlt sie sich erschöpft und dem Erwartungsdruck kaum gewachsen.
Dann erreichen sie auch noch bösartige anonyme Briefe, in denen sie wegen ihres Buches angegriffen wird.
Zu diesem Zeitpunkt begegnet sie L., die von Delphines literarischer Bedeutung überzeugt ist und hohe Erwartungen aufbaut.
Mit den Stephen King-Zitaten, vor allen Misery, wird zusätzlich Gefahr ausgesendet, die auf Schriftsteller von fehlgeleiteten Fans ausgehen kann.
Die Autorin erzählt rückblickend von ihren Erlebnissen mit L., die Anfangs eine Freundin zu werden verspricht. Doch durch diese Erzählweise geht mit der Figur L. von Anfang an mit Bedrohung einher.
Dennoch sind zunächst eigentlich harmlose Phasen der Freundschaft zu beobachten.
Delphine gerät vollends in eine Schreibblockade, eine Depression droht.
Die Intensität der Beziehung zu L. nimmt zu, bis es Delphine unwohl wird und die Situation allmählich auf eine Eskalation hinausläuft. Dabei bleibt sich Delphine lange im unklaren, ob sie sich das alles nicht nur einbildet.
Es gleicht die Stalker-Story einem Thriller, wobei zugleich mit dem autobiographischen Elementen gespielt wird. Das verstärkt die Wirkung.
Dazu gehört auch die vorherrschende Sachlichkeit beim Erzählen, da De Vigan sich selbst als Erzählfigur einsetzt. Das Schreiben spielt also eine Rolle. Grundsätzlich mag ich Bücher, in denen es auch um Literatur und Literaturbetrieb geht.
Hier ist ein Thema die Wahrhaftigkeit der Literatur an sich. Das ist es woran Delphine und L. sich in ihren Gesprächen abarbeiten.
Delphine De Vigan hat einen eleganten, unaufdringlichen Stil. Sie hat die Begabung, Atmosphäre aufzubauen. Mich hat das Buch geradezu fasziniert. Fünf Sterne, ohne Frage!
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Gebundenes Buch
Delphine lernt auf einer Party L. kennen und ist fasziniert von ihr. Beide werden bald gute Freundinnen. Bei einer Schreibblocke hilft L. ihrer Freundin aus. Ab nun übernimmt sie immer mehr Aufgaben von Delphine und ein grandioses Verwirrspiel für die Leser nimmt seinen Lauf. Was ist …
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Delphine lernt auf einer Party L. kennen und ist fasziniert von ihr. Beide werden bald gute Freundinnen. Bei einer Schreibblocke hilft L. ihrer Freundin aus. Ab nun übernimmt sie immer mehr Aufgaben von Delphine und ein grandioses Verwirrspiel für die Leser nimmt seinen Lauf. Was ist Wahrheit was Fiktion? Dies Frage stellt sich immer wider und man ist hin und her gerissen.
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Gebundenes Buch
Als Schriftstellerin ist Delphine in einer Phase, in der sie Schreib-/und Denkblockaden einholen. In dieser Zeit lernt Sie L. kennen, eine Frau, die Delphine anzieht, bei der sie sich verstanden fühlt, sie vertraut ihr, doch das Vertrauen wird irgendwann verletzt.
Der Weg der Erzählung, …
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Als Schriftstellerin ist Delphine in einer Phase, in der sie Schreib-/und Denkblockaden einholen. In dieser Zeit lernt Sie L. kennen, eine Frau, die Delphine anzieht, bei der sie sich verstanden fühlt, sie vertraut ihr, doch das Vertrauen wird irgendwann verletzt.
Der Weg der Erzählung, bis die Schriftstellerin ans Tageslicht bringt, warum L. Eine Enttäuschung in ihrem Leben war, zieht sich sehr lange. Sie deutet bereits anfangs darauf hin, dass L. nicht die Person auf ihrem Lebensweg weg, die ihr nur gut tat, aber das warum zieht sich meines Erachtens " wie ein Kaugummi " durch das Buch. Der Schreibstil gefällt mir leider nicht, morgen fehlt Spannung, Biss & Handlung.
Es war leider kein Buch, dass ich gerne immer wieder zur Hand genommen habe.
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