Mareike Fallwickl
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Die Wut, die bleibt
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Mareike Fallwickls Roman über die Last, die auf den Frauen abgeladen wird, und das Aufbegehren: radikal, wachrüttelnd, empowernd.Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit.Helenes beste Freundin Sarah, die Helene ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die älteste Tochter von Helene, sucht nach einer Möglichke...
Mareike Fallwickls Roman über die Last, die auf den Frauen abgeladen wird, und das Aufbegehren: radikal, wachrüttelnd, empowernd.
Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit.
Helenes beste Freundin Sarah, die Helene ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die älteste Tochter von Helene, sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut.
Drei Frauen: Die eine entzieht sich dem, was das Leben einer Mutter zumutet. Die anderen beiden, die Tochter und die beste Freundin, müssen Wege finden, diese Lücke zu schließen. Ihre Schicksale verweben sich in diesem bewegenden und kampferischen Roman darüber, was esheißt, in unserer Gesellschaft Frau zu sein.
Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit.
Helenes beste Freundin Sarah, die Helene ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die älteste Tochter von Helene, sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut.
Drei Frauen: Die eine entzieht sich dem, was das Leben einer Mutter zumutet. Die anderen beiden, die Tochter und die beste Freundin, müssen Wege finden, diese Lücke zu schließen. Ihre Schicksale verweben sich in diesem bewegenden und kampferischen Roman darüber, was esheißt, in unserer Gesellschaft Frau zu sein.
Mareike Fallwickl debütierte 2018 mit Dunkelgrün fast schwarz, 2019 folgte Das Licht ist hier viel heller. Die Wut, die bleibt (2022) war ein großer Erfolg bei Presse und Publikum, kam bei den Salzburger Festspielen auf die Bühne und wird fürs Kino verfilmt. Und alle so still(2024) gelangte in die Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste und wird ebenfalls an verschiedenen Theatern inszeniert. Mareike Fallwickl lebt im Salzburger Land und setzt sich online wie offline für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen und diversen Erzählstimmen.
Produktdetails
- Verlag: Rowohlt, Hamburg
- Artikelnr. des Verlages: 37687
- 8. Aufl.
- Seitenzahl: 377
- Erscheinungstermin: 22. März 2022
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 134mm x 37mm
- Gewicht: 462g
- ISBN-13: 9783498002961
- ISBN-10: 3498002961
- Artikelnr.: 62928201
Herstellerkennzeichnung
Rowohlt Verlag GmbH
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Kritiker Kevin Hanschke lernt von Mareike Fallwickl, wie wichtig die meist von Frauen geleistete Care-Arbeit, also die Versorgung von Familie, Haushalt, Kind und Kegel, ist und wie sehr sie in der öffentlichen Debatte vernachlässigt wird. In Fallwicks Roman geht es um drei Frauen, so Hanschke, Helene, die den Druck nicht mehr aushält und vom Balkon springt, ihre Tochter Lola, die nach dem Suizid ihrer Mutter ihrer Wut auf das patriarchale System freien Lauf lässt, und Sarah, Helenes beste Freundin, die gewissermaßen deren Rolle einnimmt und die Versorgung der Familie übernimmt, so dass für den hinterbliebenen Ehemann Helene eigentlich alles beim alten bleißt, was wiederum Lola auf die Palme bringt. Der Rezensent bewundert dabei, wie die Autorin ihr Anliegen deutlich, aber nicht aufdringlich vermittelt und nimmt den Anreiz mit, für mehr - auch finanzielle - Beachtung dieser Art von Arbeit einzustehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Im Spinnennetz des Patriarchats
Mareike Fallwickls Romanplädoyer für eine größere Beachtung der Care-Arbeit
Das Familienessen beginnt routiniert und endet in einer Tragödie. Erdäpfel mit Butter gibt es. Dem Vater fehlt das Salz. Die Kinder schreien. Die Mutter ist verzweifelt. Sie steht auf, macht drei Schritte zur Balkontür, "öffnet sie, schaut nicht zurück, macht noch zwei weitere Schritte. Und dann diesen einen." Sie stirbt. Und das schon auf Seite eins.
Diese energetisch beschriebene Szene aus dem neuen Roman von Mareike Fallwickl, "Die Wut, die bleibt", ist der Auftakt für eine Geschichte, die das Schicksal dreier Frauen - Helene, Sarah und Lola - nicht nur verhandelt, sondern den Leser in ihren
Mareike Fallwickls Romanplädoyer für eine größere Beachtung der Care-Arbeit
Das Familienessen beginnt routiniert und endet in einer Tragödie. Erdäpfel mit Butter gibt es. Dem Vater fehlt das Salz. Die Kinder schreien. Die Mutter ist verzweifelt. Sie steht auf, macht drei Schritte zur Balkontür, "öffnet sie, schaut nicht zurück, macht noch zwei weitere Schritte. Und dann diesen einen." Sie stirbt. Und das schon auf Seite eins.
Diese energetisch beschriebene Szene aus dem neuen Roman von Mareike Fallwickl, "Die Wut, die bleibt", ist der Auftakt für eine Geschichte, die das Schicksal dreier Frauen - Helene, Sarah und Lola - nicht nur verhandelt, sondern den Leser in ihren
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Gedankenkosmos führt und dabei seziert, was es bedeutet, in dieser Zeit Frau zu sein. Helene, die beschriebene Mutter, und Sarah, die zweite Hauptfigur, sind Freundinnen aus Kindheitstagen, Lola hingegen ist die fünfzehnjährige und damit älteste Tochter Helenes.
Ihre Entscheidungen, mit dem Suizid umzugehen, sind dramatisch unterschiedlich. Lola sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertig zu werden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut. Sarah hingegen auf Fürsorge. Dieser Unterschied sorgt für Spannung, denn Helene hinterlässt mit ihrem Suizid eine Leere im Leben ihres Mannes Johannes, ihrer Kinder und der besten Freundin Sarah, die ein gegenteiliges Leben lebt, als junge Autorin gefragt ist und sich gegen Kinder entschieden hat. Zudem hat Sarah eine Affäre mit einem viel jüngeren Mann.
Doch als Johannes sie um Hilfe bittet, springt sie mit Selbstverständlichkeit ein - wieder kümmert sich eine Frau fürsorglich um den Witwer. Auch bei Sarah entsteht Bitterkeit über die Passivität von Johannes und über ihren Partner Leon, der es sich allzu bequem bei ihr macht. Trotz ihres Selbstbewusstseins kann sie dem patriarchalen Gebaren der beiden Pantoffelhelden nichts entgegensetzen.
Anders entwickelt sich Helenes Tochter Lola. Nach dem Tod der Mutter wird sie aus der Bahn geworfen und zur Aktivistin: als Vertreterin der jüngsten Feministinnen-Generation. Sie ist woke, gendert, liest das Missy Magazin, ist politiktheoretisch und soziologisch auf dem neuesten Stand, fährt Skateboard, trägt kurze Haare und lange Klamotten. "Du bist erbärmlich", sagt Lola, "ihr alle. Ihr denkt, ihr habt die große Freiheit, dabei seid ihr umgeben von den Gitterstäben der Gesellschaft und checkt nicht mal, dass ihr im Käfig hockt."
Fallwickl wurde 1983 im Salzburger Land geboren und hat sich auch in anderen Romanen mit der Rolle von Frauen in der Gesellschaft auseinandergesetzt. Ihre Frauenfiguren sind stark und dennoch von Widersprüchen geprägt. Auch Lola ist trotz allem Aufbegehren und der Kritik an der alten Feminismusgeneration - "Ihr hattet alle Möglichkeiten, ihr konntet studieren und kocht dennoch für die Männer" - von den gesellschaftlichen Konventionen geprägt.
Lola und ihre Freundin Sunny wollen der erlebten Ohnmacht etwas entgegensetzen und besuchen einen Selbstverteidigungskurs. Daraus entwickelt sich eine Frauenkampfgruppe, die sich uniformiert, kahl rasiert und durch unzerbrechliche Schwesternschaft auszeichnet. Sie genießen es, sich an den Männern zu rächen, zurückzuschlagen, und berauschen sich an der Macht, die ihnen körperliche Gewalt verleiht: "Die Kraft in ihrem Faustschlag ist die Wut aller Frauen dieser Welt." Trotz aller Aktionen ist ein Ende des patriarchalen "Spinnennetzes" nicht in Sicht. Doch die Rachemomente sind so humorvoll aufgeschrieben, dass der Kampf der Mädchengruppe durchaus sinnvoll wirkt.
Doch die Stärke des Romans liegt in einem anderen Bereich. Ganz subtil greift Fallwickl gesellschaftliche Phänomene der Gegenwart auf und arbeitet sie in den Roman ein. Die dreifache Mutter Helene ist besonders wegen der Corona-Pandemie und der Schulschließungen am Ende ihrer Kräfte. Der Alltag der Mütter besteht aus dem Organisieren des Alltags - diese "Care-Arbeit" werde kaum wertgeschätzt, insbesondere von Männern, ist Fallwickls These. Sie beschreibt das Gefühl des Eingeengt-Seins und den Wunsch der Frauen nach einem Ausbruch aus diesen Strukturen. Immer wieder tauchen auch Diskussionen auf, ob solche Tätigkeiten des Sorgens und Sich-Kümmerns entlohnt werden sollten - Kinderbetreuung, Altenpflege und familiäre Unterstützung. All diese Arbeiten sind fürs Funktionieren einer Gesellschaft essenziell, das zeigt auch Fallwickls Roman, nach dessen Lektüre man nur einen Schluss ziehen kann: Sie müssen noch mehr wahrgenommen und im besten Fall auch monetarisiert werden. KEVIN HANSCHKE
Mareike Fallwickl: "Die Wut, die bleibt". Roman.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022. 384 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ihre Entscheidungen, mit dem Suizid umzugehen, sind dramatisch unterschiedlich. Lola sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertig zu werden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut. Sarah hingegen auf Fürsorge. Dieser Unterschied sorgt für Spannung, denn Helene hinterlässt mit ihrem Suizid eine Leere im Leben ihres Mannes Johannes, ihrer Kinder und der besten Freundin Sarah, die ein gegenteiliges Leben lebt, als junge Autorin gefragt ist und sich gegen Kinder entschieden hat. Zudem hat Sarah eine Affäre mit einem viel jüngeren Mann.
Doch als Johannes sie um Hilfe bittet, springt sie mit Selbstverständlichkeit ein - wieder kümmert sich eine Frau fürsorglich um den Witwer. Auch bei Sarah entsteht Bitterkeit über die Passivität von Johannes und über ihren Partner Leon, der es sich allzu bequem bei ihr macht. Trotz ihres Selbstbewusstseins kann sie dem patriarchalen Gebaren der beiden Pantoffelhelden nichts entgegensetzen.
Anders entwickelt sich Helenes Tochter Lola. Nach dem Tod der Mutter wird sie aus der Bahn geworfen und zur Aktivistin: als Vertreterin der jüngsten Feministinnen-Generation. Sie ist woke, gendert, liest das Missy Magazin, ist politiktheoretisch und soziologisch auf dem neuesten Stand, fährt Skateboard, trägt kurze Haare und lange Klamotten. "Du bist erbärmlich", sagt Lola, "ihr alle. Ihr denkt, ihr habt die große Freiheit, dabei seid ihr umgeben von den Gitterstäben der Gesellschaft und checkt nicht mal, dass ihr im Käfig hockt."
Fallwickl wurde 1983 im Salzburger Land geboren und hat sich auch in anderen Romanen mit der Rolle von Frauen in der Gesellschaft auseinandergesetzt. Ihre Frauenfiguren sind stark und dennoch von Widersprüchen geprägt. Auch Lola ist trotz allem Aufbegehren und der Kritik an der alten Feminismusgeneration - "Ihr hattet alle Möglichkeiten, ihr konntet studieren und kocht dennoch für die Männer" - von den gesellschaftlichen Konventionen geprägt.
Lola und ihre Freundin Sunny wollen der erlebten Ohnmacht etwas entgegensetzen und besuchen einen Selbstverteidigungskurs. Daraus entwickelt sich eine Frauenkampfgruppe, die sich uniformiert, kahl rasiert und durch unzerbrechliche Schwesternschaft auszeichnet. Sie genießen es, sich an den Männern zu rächen, zurückzuschlagen, und berauschen sich an der Macht, die ihnen körperliche Gewalt verleiht: "Die Kraft in ihrem Faustschlag ist die Wut aller Frauen dieser Welt." Trotz aller Aktionen ist ein Ende des patriarchalen "Spinnennetzes" nicht in Sicht. Doch die Rachemomente sind so humorvoll aufgeschrieben, dass der Kampf der Mädchengruppe durchaus sinnvoll wirkt.
Doch die Stärke des Romans liegt in einem anderen Bereich. Ganz subtil greift Fallwickl gesellschaftliche Phänomene der Gegenwart auf und arbeitet sie in den Roman ein. Die dreifache Mutter Helene ist besonders wegen der Corona-Pandemie und der Schulschließungen am Ende ihrer Kräfte. Der Alltag der Mütter besteht aus dem Organisieren des Alltags - diese "Care-Arbeit" werde kaum wertgeschätzt, insbesondere von Männern, ist Fallwickls These. Sie beschreibt das Gefühl des Eingeengt-Seins und den Wunsch der Frauen nach einem Ausbruch aus diesen Strukturen. Immer wieder tauchen auch Diskussionen auf, ob solche Tätigkeiten des Sorgens und Sich-Kümmerns entlohnt werden sollten - Kinderbetreuung, Altenpflege und familiäre Unterstützung. All diese Arbeiten sind fürs Funktionieren einer Gesellschaft essenziell, das zeigt auch Fallwickls Roman, nach dessen Lektüre man nur einen Schluss ziehen kann: Sie müssen noch mehr wahrgenommen und im besten Fall auch monetarisiert werden. KEVIN HANSCHKE
Mareike Fallwickl: "Die Wut, die bleibt". Roman.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022. 384 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Eine wunderbare Mischung aus Liebesgeschichte, aus Trennungsgeschichte, aus Ich bin einsam... Das hat mir an diesem Buch so eine stille Freude bereitet, die Beobachtungsgabe dieses Schriftstellers. (Christine Westermann) Christine ; Mona Westermann ; Ameziane Zwei Seiten - Podcast mit Christine Westermann + Mona Ameziane 20240220
Meine Meinung
Nichts für zarte Seelen
Seit dem ich diesen Roman gelesen habe, betrachte ich das Salz zum Frühstücksei mit anderen Augen. Diese Geschichte habe ich zusammen mit einer Bücherfreundin gelesen. Wir waren uns beide einig. Man kann sie häppchenweise …
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Meine Meinung
Nichts für zarte Seelen
Seit dem ich diesen Roman gelesen habe, betrachte ich das Salz zum Frühstücksei mit anderen Augen. Diese Geschichte habe ich zusammen mit einer Bücherfreundin gelesen. Wir waren uns beide einig. Man kann sie häppchenweise genießen. Große Portionen wären für uns schwer verdaulich gewesen. Ach ja, Ihr fragt euch bestimmt, was es mit dem Salz auf sich hat. Die Familie sitzt beim Essen gemeinsam am Tisch. Der Vater meckert, weil kein Salz parat steht. Mutter Helene steht auf. Lola, die älteste Tochter denkt, nun holt das Muttertier das fehlende Salz. Sie geht zur Balkontür und öffnet diese. Die Tochter denkt: Prima! Frische Luft tut gut. Die Mutter springt vom Balkon. Innerhalb von Sekunden sitzen 3 Halbwaisen am Tisch. Und ein Witwer ohne Salz.
Der Titel passt wie die Faust aufs Auge. Die Wut hat sich auch bei mir kontinuierlich aufgebaut. Sarah, die beste Freundin der verstorbenen Helene, hat die Rolle der Mutter übernommen. Hatte sie einst Mitleid für Helene empfunden, so muss nun die erfolgreiche Krimiautorin feststellen, wie schnell mal im gleichen Fahrwasser schwimmt.
Eine wirklich unrühmliche Rolle spielen die Männer in diesem Roman. Nachdem Lola ein schlimmes Erlebnis mit einem Jungen hatte, beschließen sie und ihre beste Freundin eine Kampfsportart zu erlernen. Sie lernen zwei weitere junge Frauen kennen. Alle vier sind traumatisiert. Alle vier haben sehr viel Wut im Bauch.
In diese knapp 400 Seiten wurden sehr viele verschiedene Themen gepackt. Die untergeordnete Rolle der Frau in einer Partnerschaft. Trauer, die jede der Frauen auf ihre eigene Art zu bewältigen versucht. Schuldgefühle und den Wunsch zu helfen bis zur Selbstaufgabe. Essstörungen und unheimliche Wut. Vor allem Angst, die Gewalttaten anzuzeigen. Sich keine Hilfe von der Polizei und unserem Rechtssystem zu erwarten.
Ich konnte die Frauen sehr gut verstehen. Ich weiß, Eigenjustiz ist keine Lösung und eine Straftat. Das sollte nicht nur uns Leser zu denken geben.
Fazit:
Dieser Roman erzeugt beim Lesen Wut. In einer wunderschönen Sprache geschrieben vermag er jedoch nicht, die Qualen zu lindern, die sämtliche Frauen erleiden mussten.
Das Ende ist irgendwie offen. Aber … die Wut, die bleibt! Danke Mareike Fallwickl
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Helene steht vom Abendbrot-Tisch auf, öffnet die Balkontür und stürzt sich zwölf Meter in die Tiefe. Zurück bleiben ihr Mann Johannes, die fast fünfzehnjährige Lola und die beiden Kleinen Maxi und Lucius. Sarah, Helenes Freundin seit Kindergartentagen, springt ein, …
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Helene steht vom Abendbrot-Tisch auf, öffnet die Balkontür und stürzt sich zwölf Meter in die Tiefe. Zurück bleiben ihr Mann Johannes, die fast fünfzehnjährige Lola und die beiden Kleinen Maxi und Lucius. Sarah, Helenes Freundin seit Kindergartentagen, springt ein, übernimmt die Rolle der Mutter und Putzfrau, während Johannes so weitermacht wie zuvor. Lola wird zunehmend wütender, während des Lockdowns ist sie auf feministische Bloggerinnen gestoßen, hat unzählige Bücher gelesen und sieht nun zu, wie die unabhängige Autorin genauso in eine Rolle gezwängt wird, die ihre Mutter nicht mehr ausgehalten hat. Doch nun geht Lola weiter, sie will nicht Opfer werden, sich von Männern erniedrigen lassen und Worte, das hat sie bereits gelernt, reichen im Notfall auch nicht, um sich zu verteidigen.
Mareike Fallwinckl verarbeitet in „Die Wut, die bleibt“ das, was inzwischen durch Statistiken mehr als gut belegt ist: all die Jahre des Kampfes um Emanzipation, für Gleichberechtigung und geteilte Familienarbeit wurden mit der Pandemie einfach weggewischt. Die Frauen sind beruflich zurückgetreten, haben Job, Familienarbeit und Homeschooling übernommen, während die Männer maximal das firmeneigene gegen das häusliche Büro getauscht haben. Im Fall von Helene war das Ende der Fahnenstange erreicht und sie hat den brutalen Ausweg gewählt. Die Frage nach dem Warum stellt sich niemandem wirklich.
Ohne Frage ist „Die Wut, die bleibt“ weniger eine Auseinandersetzung mit dem Verlust eines geliebten Menschen als ein radikal-feministischer Roman. Sarahs Reflex, Johannes nicht mit den Kindern allein lassen zu können, ungefragt für die Freundin einzuspringen und deren Rolle zu übernehmen unter Aufgabe ihres eigenen Lebens – niemand wundert sich wirklich darüber oder hinterfragt ihr Handeln. Der Vater muss gar nicht erst versuchen zurechtzukommen, es wird ihm schon abgenommen, bevor er es erkennt. Sarah merkt zwar, dass etwas schiefläuft, aber ihre Erziehung und ihre Rollenbilder erlauben ihr trotz des Glaubens an die vermeintliche Emanzipation nicht, das, was geschieht, ernsthaft infrage zu stellen.
Erst durch Lola und deren deutlich radikalere Ansichten, setzt ein Denkprozess ein. Bei dem Mädchen nimmt dieser durch den nicht verarbeiteten Verlust und die unwirkliche Situation deutlich schneller Fahrt auf. Die schützende Mutter ist weg und auch sonst niemand mehr da, der sich schützend vor sie stellen würde. Das Gefühl des Ausgeliefertseins und der Ohnmacht treiben sie an, etwas zu ändern. Doch sie schlägt nicht den intellektuellen, sondern den physischen Weg des Widerstands ein und findet Mitstreiterinnen, die sich gegenseitig antreiben.
Sarah und Lola ergänzen und spiegeln sich. Sie gehören zu unterschiedlichen Generationen und agieren entsprechend auch verschieden. Der jeweilige Verlust mag in der Intensität ähnlich sein und doch ist er nicht vergleichbar. Es liegt in der Natur des Teenager Daseins, ohne Rücksicht auf Verluste und Gefühle wahrgenommene Wahrheiten auszusprechen und man muss einräumen: wirklich falsch liegt Lola mit ihren Feststellungen nicht. Das kann natürlich keine Entschuldigung für die Gewalt sein, die sie als Antwort auf Ungerechtigkeit wählt, aber es fällt auch nicht wirklich schwer, ihren Gedanken zu folgen.
Die Positionen Sarahs und Lolas sind nicht weit auseinander und doch: es mag der Altersunterschied, die Erfahrung oder auch einfach die Aufgabe des Kampfes und der Weg des geringeren Widerstands in der Gesellschaft sein, der sie auf scheinbar unterschiedliche Seiten stellt. Sie suchen und brauchen beide ein Ventil. Als Leser spürt man ihre Wut, die verdrängten in ihren Körpern gefangene Emotion, die einen Weg nach draußen braucht, um wieder ein inneres Gleichgewicht herzustellen.
Ein Roman, der einem unmittelbar berührt, mitreißt und zwei starke Protagonistinnen, die man gerne wie beste Freundinnen in den Arm nehmen und drücken möchte, um ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind mit dem, was sie erleben, w
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Passend zum heutigen Muttertag habe ich eine Buchempfehlung für euch, allerdings ganz sicher kein Wohlfühlbuch! Kennt ihr das, wenn ihr euch selbst in einem Buch wiederentdeckt? So ging es mir mit „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl. Meine innere Stimme hat …
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Passend zum heutigen Muttertag habe ich eine Buchempfehlung für euch, allerdings ganz sicher kein Wohlfühlbuch! Kennt ihr das, wenn ihr euch selbst in einem Buch wiederentdeckt? So ging es mir mit „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl. Meine innere Stimme hat fortwährend gebrüllt: Ja! Jaaaa! So siehts aus! Endlich sagt mal einer die Wahrheit!
Die dreifache Mutter Helene stürzt sich vom Balkon – zurück bleibt ihr Mann, der einfach so weitermacht wie bisher, ihre zwei Kleinen, die noch nicht so recht verstehen, was da passiert ist, ihre Teenager-Tochter Lola, die sehr wohl versteht und ihre beste Freundin, Sarah, die für sie einspringt und in der ungewohnten Mutterrolle die volle Wucht des Patriarchats zu spüren bekommt.
Die Geschichte ist erschütternd und doch so nah an der Realität, dass sie wohl in fast jeder Familie so, oder so ähnlich hätte passieren können. Mareike Fallwickl zeigt die Probleme des Patriarchats, macht den Mental Load und Care Gap sichtbar, die Misogynie und das fatale Frauenbild, das auch im 21. Jahrhundert noch weitgehend vorherrscht und sie zeigt, wohin das führen kann, was das mit den Menschen, mit den Frauen macht.
Ganz nebenbei und dennoch wie der rote Faden durchziehen diese Themen den Roman, sodass er den Informationsgehalt eines Sachbuchs ganz nebenbei mitliefert und dennoch flüssig und spannend zu lesen ist. Sprachlich und stilistisch überzeugt die Autorin dabei auf ganzer Linie.
Für mich ist es schon jetzt eines meiner absoluten Jahreshighlights. Mich hat der Roman tief berührt und er hallt lange nach. Ich wünsche mir, dass ihn möglichst viele Frauen lesen, um zu verstehen, dass sie nicht alleine sind, dass sie gesehen werden und dass sich der Kampf lohnt, und ich wünsche mir, dass ihn alle Männer lesen, um zu verstehen, dass das Patriarchat ausgedient hat, dass es so nicht weitergeht, dass wir Frauen und andere unterdrückte Menschen nicht länger still bleiben!
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Helene, Mutter von drei Kindern, davon zwei im Vorschulalter, steht eines Abends vom Esstisch auf und stürzt sich vom Balkon. Übrig bleiben Lola, die älteste Tochter im Teenageralter mit ihren beiden kleinen Brüdern und Johannes, der Vater der Jungs.
Und Sarah. Helenes …
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Helene, Mutter von drei Kindern, davon zwei im Vorschulalter, steht eines Abends vom Esstisch auf und stürzt sich vom Balkon. Übrig bleiben Lola, die älteste Tochter im Teenageralter mit ihren beiden kleinen Brüdern und Johannes, der Vater der Jungs.
Und Sarah. Helenes Freundin seit Kindertagen. Sie hat Helene am längsten gekannt, hat mit ihr zeitweise zusammengelebt, als Lola noch klein war, ist mit ihr durch dick und dünn gegangen. Sie ist freischaffende Autorin, kinderlos, derzeit mit jüngerem Freund, der recht schnell bei ihr eingezogen ist - recht praktisch in Coronazeiten, wenn man den Mann, den man begehrt, gleich im Haus hat.
Wobei ich hier von der Autorin gleich eines auf die Finger bekommen würde, nehme ich mal an: nein, es heißt doch: der Mann den frau begehrt. Denn hier wird gnadenlos gegendert, was so gar nicht mein Ding ist.
Sarah sagt sofort zu, als Johannes sie um Hilfe bittet. Hilfe: das heißt bei ihm: sich alleine und bedingungslos um die Kinder, vor allem um die kleinen Jungs zu kümmern, mit etwas Unterstützung von Lola. Er selbst macht so weiter wie bisher, die Familie sieht ihn kaum. Sarah wird zur Bezugsperson.
Lola, die selbst einige Schlüsselerlebnisse mit Männern bzw. Jungs gehabt hat, macht sich so ihre Gedanken, die sie mit Sarah teilt, die quasi aufgerüttelt wird. Zunächst wehrt sich Lola mitsamt ihren gleichgesinnten Freundinnen - wird sie Sarah überzeugen können?
Keine Frage, die österreichische Autorin Mareike Fallwickl kann schreiben und so hatte ich auch kein Problem damit, ihren Roman schnell zu rezipieren. Doch ich muss gestehen, dass mir nach etwa der Hälfte des Romans Schauer über den Rücken liefen. Und das setzte sich bis zum Ende der Lektüre fort.
Denn hier werden Männer zu Feinden, gegen die Krieg geführt werden muss. Und zwar aus irgendwelchen Gründen alle, die im Roman eine größere Rolle spielen. Männer sind offen für die Bedürfnisse der Frauen, nein, sie tanzen ihnen vielmehr auf der Nase herum. Und hören nicht damit auf, bis sie diese ins Grab bringen.
So die Botschaft, jedenfalls diejenige, die mich erreicht hat. Ich - ein Kind der 1960er - bin entsetzt, bin ich doch in meinem Leben schon so einigen "frauenfreundlichen" Männern begegnet - nicht zuletzt meinem eigenen - und tue es weiterhin. Ich finde nicht, dass ein solches Thema derart einseitig und vor allem mit einer solchen Brutalität behandelt werden sollte. Auch wenn viele offenbar begeistert ist.
Einmal mehr wird deutlich: die Welt ist bunt!
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Nachdem mich der vorherige Roman "Das Licht ist hier viel heller" der Autorin schon sehr begeistern konnte, war ich umso gespannter auf das neue Werk. Und ich kann gut und gerne sagen: Das hier ist sogar noch besser geworden. Viele Geselleschaftskritische Themen die gut verpackt sind und …
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Nachdem mich der vorherige Roman "Das Licht ist hier viel heller" der Autorin schon sehr begeistern konnte, war ich umso gespannter auf das neue Werk. Und ich kann gut und gerne sagen: Das hier ist sogar noch besser geworden. Viele Geselleschaftskritische Themen die gut verpackt sind und einen Lesesog geschaffen haben.
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Die Flucht einer Mutter und das was bleibt
Helene ist Mutter von drei Kindern und ein einziger Satz am Abendbrot Tisch bringt das Fass zum überlaufen. Sie öffnet die Balkon Tür und stürzt sich in die Tiefe. Zurück bleiben eine Familie und die beste Freundin, was fehlt ist …
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Die Flucht einer Mutter und das was bleibt
Helene ist Mutter von drei Kindern und ein einziger Satz am Abendbrot Tisch bringt das Fass zum überlaufen. Sie öffnet die Balkon Tür und stürzt sich in die Tiefe. Zurück bleiben eine Familie und die beste Freundin, was fehlt ist ihr Fixpunkt im Chaos des Lebens. Eben jenes muss aber weitergehen schon allein für die Kinder. Doch das Leben anderer Menschen sieht bekanntlich immer leichter aus als es in Wirklichkeit ist. Nur wer fremde Schuhe trägt und fremde Wege geht, kann auch fremde Entscheidungen verstehen.
Zu aller erst hätte dem Hörbuch ein Nachwort gutgetan, ich hoffe sehr, dass es im Buch eines gibt. Diese Erzählung einfach so im Raum stehen zu lassen, unerklärt, fühlt sich unrund an. Was am Ende blieb war tatsächlich Wut. Doch nicht auf Helene und ihren Suizid, Sarahs anfänglich überhebliche Einstellung der Mutterrolle gegenüber oder Lolas Entwicklung in diesem Buch. Nicht einmal auf das System, wo sie berechtigt wäre, denn viele der angesprochenen Themen in diesem Buch sind real, präsent und grauenvoll, doch die Wut die blieb betraf allein das Buch selbst und seine Autorin. Was will sie uns als Müttern, Opfern oder Heranwachsenden mit diesem Werk sagen? Noch wichtiger, was will sie der Welt mit diesen Zeilen sagen? Der Suizid einer völlig ausgebrannten Mutter wird in keinster Weise hinterfragt bis auf ein beleidigtes „du hättest durchhalten müssen“ und die beiläufig gemachte Erkenntnis über diesen 24/7 Job. Die Kinder hätten dringend Therapie oder zumindest eine Trauerbegleitung gebraucht aber irgendwie musste man ja die Kurve zur ausflippenden Teeny Tochter schlagen. Alles kein Grund zur Sorge, die beste Freundin kommt ja und wuppt das, wie schwer kann das alles schon sein. Gott sei Dank merkt sie schnell, dass es eben nicht so einfach ist, doch sitzt das wirklich fest in jemandem, der jederzeit die Option hat zu gehen? Es werden unglaublich viele Themen angeschnitten, sozialer Druck, herabwürdigendes Verhalten untereinander, Gewalt gegen Frauen, sexuelle Übergriffe, Rollenbilder, die Genderfrage und Bodyshaming um nur ein paar zu nennen. Diese Themen sind wichtig, weil sie reale und gravierende Probleme unserer Gesellschaft sind, umso wütender lies mich das Buch zurück, weil sie angeschnitten, erwähnt werden, wütend machen, aufwiegeln und dann stehen gelassen werden. Der bittere Nachgeschmack, bleibt am Ende bestehen, dass all diese benutzt wurde um eine Story zu fabrizieren und nicht mehr. Männer wurden hier als alleiniges Feindbild dargestellt. Natürlich gibt es sie an jeder Ecke, sie akzeptieren kein nein, sie packen nicht mit an, sie greifen dazu, wo es sie es nicht dürfen, sie entziehen sich der Verantwortung. Doch in diesem Buch gab nicht einen einzigen Mann der eine positiv zu wertende Interaktion zeigte. Die Antwort darauf ist Gewalt, wir bekämpfen Feuer mit Feuer und was noch schlimmer ist, diese Gewalt wir verherrlicht und unter dem Deckmantel des Feminismus, der zur Wehrsetzung und das Aufbegehren gegen das System verkauft. Es gibt keine guten Täter und Rache als Symbol der Befreiung zu bezeichnen ist erschreckend. Es werden Grenzen überschritten und das ist in diesem Buch völlig okay. Ich bin als Mutter entsetzt wie diese fordernde und auszehrende Situation als Stilmittel benutzt, wie Wut und Angst junger Menschen instrumentalisiert wurde und der Mann zum gemeinsamen Feindbild erhoben wird. Seid lieber die Mütter und Vater der Söhne und Töchter, die es irgendwann besser machen werden, seid untereinander füreinander da. Lolas „Slang“ war manchmal anstrengend, die Kapitelüberschriften machten das Ganze auch nicht viel besser. Die Sprachliche Umsetzung des Hörbuches war gut, ich hatte nur anfänglich Schwierigkeiten mich an eine der beiden Sprecherinnen zu gewöhnen, da sie mir von einem anderen Buch mit polarisierender Rolle noch zu stark im Gedächtnis war.
Fazit: was bleibt ist Wut und Unverständnis über dieses Buch, der bittere Beigeschmack, dass sehr ern
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eBook, ePUB
Überwältigend und atemberaubend gut
Als die Mutter der Familie sich eines Tages ganz plötzlich vom Balkon stürzt, verändert das insbesondere für die Kinder alles. Wie geht es weiter, wenn auf einmal die wichtigste Person fehlt, und wie wird man fertig mit der Wut, …
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Überwältigend und atemberaubend gut
Als die Mutter der Familie sich eines Tages ganz plötzlich vom Balkon stürzt, verändert das insbesondere für die Kinder alles. Wie geht es weiter, wenn auf einmal die wichtigste Person fehlt, und wie wird man fertig mit der Wut, die – trotz der Trauer – bleibt?
Dieser Roman von Mareike Fallwickl klang schon im Klappentext interessant, aber tatsächlich war er überwältigend und atemberaubend gut. Selten hat mich ein Buch so gepackt und aufgewühlt zurückgelassen.
Die Nachwirkungen des Todes von Helene, der Mutter der Familie, werden aus der Perspektive von Lola, ihrer ältesten Tochter, und Sarah, ihrer besten Freundin, erzählt. Dadurch bieten sich zwei ganz und gar unterschiedliche, aber jeweils gleichermaßen ergreifende Sichtweisen auf die Katastrophe, die das Leben der Familie völlig aus der Bahn wirft. Sowohl bei Lola als auch bei Sarah sind die Entwicklungen recht extrem, kommen aber so schleichend, dass diese niemals unglaubwürdig sind – auch wenn man als Leser doch recht fassungslos ist.
Auch sprachlich konnte mich dieses Buch voll und ganz einnehmen. Der Autorin ist es hier wirklich meisterhaft gelungen, die deutsche Sprache in ihrer ganzen Bandbreite unglaublich wirkungsvoll für sich zu nutzen, ohne dass man als Leser jemals den Zugang dazu verliert.
Das Buch ist alles andere als angenehme Lektüre, aber Mareike Fallwickl hat hier aktuelle Themen so geschickt und emotional verpackt, dass man sich auf die Geschichte trotzdem einlassen möchte. Für mich war „Die Wut, die bleibt“ daher ein absolutes Lesehighlight, das noch lange nachwirken wird.
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Die Wut, die bleibt erzählt die Geschichte von Helene. Und wie Helene daran zerbricht Mutter zu sein. Nie allein zu sein. Nie sie selbst zu sein. Nie ihre Zuständigkeit und Verantwortung als Hausfrau und Mutter abgeben zu können. Nie Hilfe zu erhalten - sei es geforderte oder stumm …
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Die Wut, die bleibt erzählt die Geschichte von Helene. Und wie Helene daran zerbricht Mutter zu sein. Nie allein zu sein. Nie sie selbst zu sein. Nie ihre Zuständigkeit und Verantwortung als Hausfrau und Mutter abgeben zu können. Nie Hilfe zu erhalten - sei es geforderte oder stumm erbetene. Und daran, wie unser System, in dem wir aufgewachsen sind, auch keine wirkliche Hilfe bei all den Herausforderungen ist.
Helene ist eine typische junge Frau mit all ihren Wünschen, Hoffnungen, mit ihrer Lebenslust und dann wird sie Mutter. Sie bleibt alleinerziehend mit ihrer Tochter Lola zurück, während der Vater der Tochter weiterzieht, ins Ausland geht und in seinem Traumjob arbeitet.
Für Helenes Traumjob bleibt kein Platz. Stattdessen lernt sie ihren Mann Johannes kennen, bekommt mit ihm zwei weitere Kinder - und Johannes geht arbeiten. Helene bleibt zurück, kümmert sich um den Haushalt, die Kinder, das Essen, die Kita-Termine, die Schultermine, ihre pubertierende Tochter Lola und wird von ihrer Jugendfreundin Sarah abwechselnd belächelt und beneidet. Sarah lebt allein in einem großen Haus. Kein Partner, keine Erfüllung ihres Kinderwunsches - nur eine Katze und ein Tinderdate, das sich bei ihr eingenistet hat.
Als Helene eines Abends vom Abendbrottisch aufsteht, auf den Balkon geht und ohne sich noch einmal umzudrehen springt, bleibt ein Teil einer stummen, fassungslosen und unselbstständigen Familie zurück. Nur Lola gibt Laut. Lola teilt ihre feministischen Gedanken mit ihrer Schulfreundin Sunny und teilt auch ordentlich gegen Sarah aus. Sarah, die sich Lolas Meinung nach viel zu viel von den Männern gefallen lässt. Weil es unbequem ist, weil es Arbeit macht, weil sie es ohnehin so gewohnt ist. Doch, wer soll diesen Männern Einhalt gebieten?
Das Hörbuch ist im Wechsel von Marie-Isabel Walke und Ulrike Kapfer gesprochen, die sehr charakteristisch die Erzählebenen von Sarah und Lola betonen. Lolas Stimme ist laut und kämpferisch. Die Stimme einer jungen Rebellin, die das Leben verändern möchte. Nichts akzeptieren möchte. Die Stimme von Sarah ist sanfter. Die Stimme einer Frau, die schon einiges erlebt hat, die resigniert, die ihren Kampfgeist und ihre Freundin vermisst. Die sich fragt, warum sie nicht gehandelt hat und trotzdem nicht handelt.
Was von dieser Geschichte bleibt, ist diese unfassbare Wut. Die Wut, die bleibt zeigt ganz klar die Problematik auf, die wir in der Gesellschaft haben. Männer, die sich ihre Rechte nehmen und Frauen, die nicht für ihre Rechte einstehen. Männer, die letztendlich zu Männern halten und Frauen, die nicht zu Frauen stehen.
Ich finde es krank, dass Frauen beigebracht wird, wie sie sich verteidigen können, statt Männern beizubringen, dass sie sich an Frauen nicht zu vergehen haben - und an Männern auch nicht.
Die Wut, die bleibt zeigt auf, wie es um die gesellschaftliche Stellung der Frau steht. Die Aufgaben in der Familie, in der Care-Arbeit. Und die mangelnde Wertschätzung und fehlende Unterstützung.
Die Wut, die bleibt ist auch eine Mahnung, wie das Zusammenleben in eine gewalttätige Schieflage geraten kann.
Ich habe die Geschichte sehr gern gehört und empfehle sie weiter.
Fazit
Die Wut, die bleibt ist ein Buch, das das gesellschaftliche Leben verbildlicht zusammenfasst.
Die Wut, die bleibt ist eine Geschichte, die jeder gelesen haben sollte. Mit wachem Verstand, Mut zur Veränderung und Kraft zur Durchsetzung. Nicht durch Gewalt, sondern durch Regeln und Wertschätzung.
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Die Wut, die bleibt
Mareike Fallwickl
Gelesen von Marie-Isabel Walke & Ulrike Kapfer
Helena steht während des gemeinsamen Abendessens auf, geht auf den Balkon und springt in den Tod.
Zurück bleiben ihr Mann Johannes, ihre zwei kleinen Söhne und ihre 15-Jährige Tochter …
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Die Wut, die bleibt
Mareike Fallwickl
Gelesen von Marie-Isabel Walke & Ulrike Kapfer
Helena steht während des gemeinsamen Abendessens auf, geht auf den Balkon und springt in den Tod.
Zurück bleiben ihr Mann Johannes, ihre zwei kleinen Söhne und ihre 15-Jährige Tochter Lola aus erster Ehe.
Nachdem die Schockstarre und die erste Trauer vorbei sind, bemerkt die Familie schnell, wie und wo die Mutter überall fehlt. Der Vater ist komplett überfordert, findet keine Kindergartenplätze für die Kleinen und die dreckige Wäsche füllt die ganze Badewanne. Helenes beste Freundin Sarah springt kurzerhand ein.
Doch bei diesem einem Mal bleibt es nicht. Sarah wird mehr und mehr zur Babysitterin, Putz- und Waschfrau, während sich Johannes immer weiter von seiner Pflicht zurückzieht.
Abwechselnd erzählen Lola und Sarah ihre Geschichten:
Sarah, Bestsellerautorin, wohnt mit ihrem jüngerem Freund zusammen. So richtig will er sich nicht binden und ein Kind mit ihr will er schon gar nicht. Ihre Vorzüge, mit dem guten Einkommen und dem großen Haus, nimmt er aber gerne mit.
Helene und sie kennen sich bereits aus dem Kindergarten. Sie kennt alle ihre Geheimnisse, aber warum hat Helene ihr nichts von ihrer Überforderung erzählt?
Lola, die selbst kaum mit ihrem Leben und Teenie-Dasein zurechtkommt, ist Sarah keine Hilfe. Als sie von einem Jungen überfallen wird, möchte sie nie wieder Opfer sein und schlägt eine ganz andere Richtung ein.
Mir hat das Hörbuch unglaublich gut gefallen. Es hat mich regelrecht in seinen Bann gezogen und die Sprecherinnen sind toll!
Ja, Lola war oft nicht einfach zu ertragen und ich hätte sie gerne ein paar Mal gerüttelt und ihr gesagt: „Hey wach auf, da kümmert sich jemand um dich und diejenige ist nicht dein Feind“ und Sarah dich habe ich bewundert: Dass du dich nicht einfach umgedreht hast und weggegangen bist!
Aber hätte Lola auf mich gehört? Nein, eher nicht.
Fazit:
Man muss durch das Teenie-Alter durch und springt als Mutter nicht vom Balkon! (An dieser Stelle: Gruß an meine Tochter ;)
4½ Sterne und eine Lese/Hörempfehlung von mir.
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