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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 186 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2024
Voll ungerecht!
Frauhammer, Assata

Voll ungerecht!


ausgezeichnet

Das ist ja voll ungerecht! Diesen Satz hat wohl jeder schon mal gesagt oder gedacht. Doch, was ist eigentlich gerecht? Dass man die Frage gar nicht so einfach beantworten kann, zeigen Assata Frauhammer und Meike Töpperwien in ihrem Buch „Voll ungerecht! Über Fairness und Gerechtigkeit“.

Denn was dem einen vielleicht völlig gerecht erscheint, kann für den anderen pure Ungerechtigkeit sein. Es gibt immer verschiedene Blickwinkel, die zu betrachten sind. Aber selbst, wenn man alle Meinungen einholt, scheint der gerechteste Weg nicht automatisch klar zu sein. Das ist im Kleinen so, also z. B. unter Geschwistern, die sich über die zugestandene Medienzeit streiten, aber auch im Großen, also z. B. in der Politik verschiedener Länder.

Die studierte Journalistin Assata Frauhammer zeigt neben unzähligen Beispielen für Un-/Gerechtigkeit auch, wie man eine möglichst gerechte Entscheidung treffen kann und was man selbst z. B. durch Spenden oder Demonstrationen tun kann. Besonders gut gefallen mir auch die vielen kleinen Impulse, die man im täglichen Leben bedenken und umsetzen kann.

Die kindgerecht formulierten und verständlichen Texte werden toll durch Meike Töpperwiens Illustrationen ergänzt. Die comicartigen Sprechblasen der abgebildeten Menschen zeigen kurz und knapp viele Beispiele und Situationen, in denen es um Gerechtigkeit geht.

Zusammen schaffen es Assata Frauhammer und Meike Töpperwien ein ziemlich schwieriges und vielschichtiges Thema kindgerecht zu erklären und tragen so hoffentlich zu einer faireren Welt bei.

Bewertung vom 10.04.2024
Einfach selbst bestimmt

Einfach selbst bestimmt


ausgezeichnet

„Identität ist nicht verhandelbar, wer es dennoch tut, macht freie Subjekte zu fremdbestimmten Objekten.“ – Nora Eckert

Dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt, sollte sich ja inzwischen überall angekommen sein. Dass gerade die Politik und gesellschaftliche Strukturen da noch weit hinterherhinken, zeigt das von Janka Kluge und Julia Monro herausgegebene Buch „Einfach selbst bestimmt - Texte zur Lebensrealität jenseits der Geschlechternormen“, das 18 Texte verschiedener Autor*innen beinhaltet.

Die Texte reichen von trans*-Menschen, die über ihre Erfahrungen mit der Selbstfindung, dem Outing, den rechtlichen Hürden, (De-) Transition und Alltagsproblemen handeln. Aber auch von Eltern, die oft plötzlich mit der neuen Identität ihres Kindes konfrontiert werden, die Wege finden müssen, ihr Kind bestmöglich zu unterstützen, allen gesellschaftlichen und gesetzlichen Widrigkeiten zum Trotz. Es gibt zudem auch Erfahrungsberichte von Mitarbeitenden von Beratungsstellen und sogar eine religiöse Auseinandersetzung mit dem Thema.

Ich bin selbst nicht betroffen, fühle mich in meinem mir bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht sehr wohl, dennoch sehe ich es wie Felicia Ewert in ihrem Essay schreibt: „Und dennoch weiß ich, dass es meine verdammte Verantwortung ist, mich selbst über Diskriminierungsmechanismen zu informieren, von denen ich nicht betroffen bin. Mich zu bilden, um andere Menschen schützen und unterstützen zu können.“

Genau dazu trägt dieses großartige, vielschichtige und abwechslungsreiche Buch sicher bei. Man lernt verschiedenste Perspektiven kennen und kann sich besser in andere hineinversetzen. Ich hoffe, dass ich durch mein gesammeltes Wissen in der nächsten Diskussion um trans*-Sein als angebliche „Modeerscheinung“ oder dem Festhalten an der Zweigeschlechtlichkeit mit meinen Gegenargumenten zum Umdenken beitragen kann. Um noch einmal Felicia Ewert zu zitieren: „Smash the Cistem!“

Bewertung vom 24.03.2024
Frida: eine Stilikone
Collins, Charlie

Frida: eine Stilikone


sehr gut

»Ich male, weil ich muss. Und ich male alles, was mir durch den Kopf geht, ohne darüber nachzudenken.«

Wenn man an Frida Kahlo denkt, dann sieht man unweigerlich bunte Röcke, farbenfrohe Muster und üppig mit Blumen geschmückte Frisuren vor seinem inneren Auge. Ja, Frida Kahlo war definitiv eine Stilikone und eben dieser widmet sich Stylistin Charlie Collins in ihrem gleichnamigen Buch.

Sie erzählt zunächst kurz vom Leben und den Werken der Ausnahmekünstlerin, kommt dann zu ihren Outfits, ihrem Schmuck, ihrem unverwechselbaren Style, um zum Schluss ihr Nachwirken auf spätere Designer*innen und Künstler*innen wie Alexander McQueen und Jean Paul Gaultier zu zeigen.

Die bunten Illustrationen von Camilla Perkins sind nah am
Original und wecken die bekannten, teilweise nur monochromen Fotografien von Frida Kahlo zum Leben. Ich hätte mir aber dennoch das ein oder andere Foto, von dem im Text gesprochen wird, im Original gewünscht, wovon man wohl leider aus Kostengründen abgesehen hat.

Bewertung vom 17.03.2024
Erzähl's nicht deinem Bruder
Shalev, Meir

Erzähl's nicht deinem Bruder


gut

Ich bin großer Fan des im letzten Jahr verstorbenen israelischen Schriftstellers Meir Shalev. Entsprechend habe ich mich sehr auf seinen letzten Roman „Erzähl’s nicht meinem Bruder“ aus dem Diogenes-Verlag gefreut.

Itamar ist ein Bild von einem Mann und kehrt jedes Jahr für ein paar Tage nach Israel zurück, wo er mit seinem jüngeren Bruder Boas traditionell ihre Brüdernacht veranstaltet, in viel Selbstgebrannter fließt und beide Geschichten aus Ihrer Vergangenheit auspacken. In diesem Jahr erzählt Itta von seiner großen verlorenen Liebe, von den verstorbenen Eltern und von einer Nacht mit einer geheimnisvollen Frau.

Was spannend beginnt, hat sich im Verlauf für mich leider als nicht ganz so spannend entpuppt. Die Geschichte mit der unbekannten Liebschaft hat ihren Reiz, aber ich war zusehends von beider Verhalten genervt. Einzig die Neugier, was hinter all dem steckt, konnte mich zum Weiterlesen animieren. Leider hat sich das nicht gelohnt, denn vor allem der Schluss konnte mich gar nicht überzeugen.

Schriftstellerisch bewegt sich Meir Shalev auf gewohnt hohem Niveau. Was das Lesen etwas erschwert, sicher aber genau so gewollt war, ist, dass er ohne erkennbare Zeichen ständig zwischen den Zeitebenen springt. Spricht gerade die Frau in der Vergangenheit, antwortet im nächsten Satz Boas in der zweiten Erzählebene, die ebenfalls in der Vergangenheit liegt. Das hält den Lesenden definitiv auf Trab.

Bewertung vom 10.03.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

„Ich fürchte, es ist so weit: Es kommt zum Äußersten...«
„Arbeiten? Kommt nicht infrage!«“

Einmal König sein - das wär‘s doch! So ähnlich hat sich das auch Otto Witte im Jahr 1913 gedacht. Eigentlich ist er ein Lebenskünstler, der echte Arbeit scheut, wie Vampire Sonnenlicht. Seinen Lebensunterhalt „verdient“ er sich zusammen mit seinem Kompagnon Max in Konstantinopel durch Tricks, Schaustellerei und kleine Betrügereien. Sein Herz trägt er dabei aber an der rechten Stelle.

In den Wirren des Kriegs um Albanien ergibt sich für ihn die Chance, mit falscher Identität den Königsthron dieses Landes zu erobern und für 5 Tage zu halten, bevor der Coup auffliegt. Ob diese Anekdote wahr ist oder eher ein Schelmenstreich á la Münchhausen, lässt sich heute nicht ganz klären. So oder so, Andreas Izquierdo hat aus dem Stoff einen grandiosen Abenteuerroman gemacht. Seinen Otto muss man einfach lieben!

„Die lügen. Wir lügen. Das ist eine gute orientalische Verhandlung.“

Gewohnt spannend und mit viel Gespür und Liebe zum Detail nimmt uns der Autor auf eine Reise durch den historischen Balkan. Seine Figuren sind charmant und perfekt aufeinander abgestimmt, sodass man auf allen Handlungsebenen mitfiebert und trotz der stattlichen über 500 Seiten nur so durch den Roman fliegt.

Tolle Unterhaltung! Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.03.2024
Endlich wieder im Gleichgewicht bei Hashimoto
Klasen, Jörn

Endlich wieder im Gleichgewicht bei Hashimoto


sehr gut

Ich habe wieder mal ein Buch über die Schilddrüsen-Erkrankung Hashimoto Thyreoiditis gelesen, da ich, wie 5-10 % der Deutschen davon betroffen bin: „Dr. Jörn Klasen - Endlich wieder im Gleichgewicht bei Hashimoto“.

Zunächst baut der Internist und Ernährungsmediziner Dr. Klasen die Grundlagen zum Verständnis der betroffenen Körperregionen und Organe sowie der Zusammenhänge und Funktionen auf. Er erklärt, wie die Schilddrüse arbeitet bzw. arbeiten sollte und wie wichtig sie ist. Danach erklärt er das Krankheitsbild der Hashimoto Thyeroiditis, wie man diese diagnostiziert und behandelt.

Dabei stellt er neben der bekannten medikamentösen Herangehensweise auch alternative Therapien vor und rückt die Ernährung in den Fokus der Behandlung. Weit über die Hälfte des Buchs machen dann Rezepte aus.

Die Erklärungen des Arztes sind gut verständlich und einleuchtend. Auch der große Effekt der Ernährung und einer gesunden Lebensweise auf Erkrankungen wie Hashimoto ist wichtig und sollte von Patienten beachtet werden. Die Ratschläge und Infos bleiben mir dabei aber zu sehr an der Oberfläche. Ich habe in diesem Bereich in den vergangenen Jahren schon wesentlich tiefergehende Informationen gesammelt. Für den Einstieg in eine ganzheitliche Therapie ist das Buch aber definitiv geeignet. Die Rezepte sind sehr vielfältig, aber entsprechend auch teilweise sehr aufwändig. Das ein oder andere werde ich aber ausprobieren oder als Inspiration nutzen. Die Aufmachung des Buchs ist hochwertig und es ist übersichtlich gestaltet.

Als Einstieg in die Unterstützung bei der Behandlung von Hashimoto kann ich das Buch definitiv empfehlen.

Bewertung vom 25.02.2024
Arctic Mirage
Kokkonen, Terhi

Arctic Mirage


weniger gut

„Karo sah sich nicht mehr als Opfer, sondern als Heldin in einer Welt, die anders war, als sie gedacht hatte, absurd und ungerecht.“

Karo und ihr Mann Risto checken nach einem Autounfall im titelgebenden Luxushotel „Arctic Mirage“ ein. Karo ist sich sicher, dass ein zweites Fahrzeug in den Unfall verwickelt war - Risto bestreitet das, aber Karo findet auch schon seit längerem Socken und Tassen nicht mehr… Kann Sie ihren Sinnen trauen?

Für diesen Debütroman hat die finnische Autorin Terhi Kokkonen bereits einen Literaturpreis gewonnen. Entsprechend vielversprechend lesen sich Klappentext, Prolog und die ersten Seiten. Doch der zur Szenerie passende kühle Schreibstil zieht sich so konsequent durchs Buch, dass mir das Lesen immer unangenehmer wurde - was möglicherweise von Kokkonen bewusst herbeigeführt wurde, um die Lesenden näher in die Gefühlswelt der Protagonistin zu bringen. Dennoch konnte ich keinerlei Sympathien zu ihr oder einer anderen Figur entwickeln, geschweige denn ihre Handlungen nachvollziehen.

Überhaupt ist mir die Figurenzeichnung zu übertrieben, zu gewollt, zu eindimensional. Auch die Geschichte, die durchaus spannend ist, wirkt unausgegoren. Zu viele irrelevante Nebenschauplätze, zu viele offene Fragen, zu wenig Hintergründe. Es gibt Bücher, die leben vom Nichtgesagten, hier ist es aber eher so, dass einiges fehlt, um ein stimmiges Gesamtbild zu ergeben. Und natürlich muss nicht jedes Buch ein Wohlgefühl beim Lesen erzeugen, aber hier habe ich mich immer unwohler gefühlt und bleibe am Ende ziemlich ratlos zurück. Leider keine Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 21.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


weniger gut

„Wenn man als Erwachsener an einen Ort zurückkehrt, an dem man zuletzt als Kind war, ist plötzlich alles zusammengeschrumpft und eng.“

Es ist Jirka, der nach über 5 Jahren zurück auf den Hof seiner Familie im „Krummen Holz“ kommt. Doch das Wiedersehen ist nicht herzlich, vielmehr bleibt die Stimmung zwischen ihm und seiner Schwester kühl und distanziert. Und dann gibt es noch Leander, den Sohn des ehemaligen Gutsverwalters, zu dem Jirka ebenfalls ein kompliziertes Verhältnis hat.

Schreiben kann Julja Linhof definitiv! Sie schafft mit ihren Worten ein kleines Kunstwerk, allerdings zu Leiden der Lesbarkeit. Die unzähligen Zeitsprünge sind nicht gekennzeichnet, von einem auf den nächsten Satz springt die Handlung auch schon mal um Jahrzehnte. Da sie vieles nur recht kryptisch erzählt, bleibt es oft nur beim Raten der Handlung.

Überhaupt konnte ich die Handlungen der Protagonisten, allen voran die des Ich-Erzählers selten nachvollziehen. Obwohl er uns an vielen Gedankengängen teilhaben lässt, bleiben sie dennoch diffus. So bleibt von der Geschichte mit viel Potential und der sprachlichen Finesse leider nicht viel übrig. Enttäuschend.

Bewertung vom 18.02.2024
Be Your Own F*cking Hero - das Workbook
Onaran, Tijen

Be Your Own F*cking Hero - das Workbook


weniger gut

Ich hatte die Tage ja schon ihr empowerndes Buch „Be your own f*cling Hero“ vorgestellt. Nun folgt Tijen Onarans gleichnamiges Workbook.

Wer den Ratgeber bereits gelesen hat, wird vieles wiedererkennen, was sie hier noch einmal aufgreift und in verkürzter Version als Grundlage ihrer 7 Kapitel noch einmal erzählt. Von daher kann das Workbook auch ohne vorherige Lektüre des Ratgebers selbständig gelesen und bearbeitet werden.

Auch das Workbook enthält entsprechend einige Inspirationen und bietet Denkanstöße. Ich finde, es geht dabei aber an keiner Stelle tief genug, um wirklich große Veränderungen voranzutreiben oder anzustoßen. Außerdem bleibt es sehr im Dunstkreis der Autorin, also im Bereich Social Media und sich als Marke zu präsentieren, was die Ziele zu sehr in diesem Bereich fokussiert, als dass es universell einsetzbar wäre. Zum selbstbestimmten Leben, zu dem es laut Cover verhelfen soll, gehören meines Erachtens eher andere Bereiche als Social Media und Mode.

Enttäuschend finde ich die unheimlich vielen leeren Notizseiten, die in ein Notizbuch und weniger in ein Workbook gehören und noch enttäuschender finde ich, dass die Inspirationsseite unabhängig vom Thema des jeweiligen Kapitels fast immer dasselbe Zitat enthält: „In einer Welt, in der du alles sein kannst, sei du selbst!“ – fertig, das wars. Hier hätte ich mir schon ein bisschen mehr Mühe der Autorin gewünscht.

Als Zusatzmaterial zum Ratgeber kann mich das Workbook leider nicht überzeugen: zu viele Wiederholungen, zu wenig neue Inspirationen, eher ein Notizbuch mit Struktur.
Als eigenständiges Buch statt des Ratgebers kann das Workbook sicher ein paar neue Inspirationen und Denkanstöße bringen, aber auch hier kauft man sehr viele leere Seiten mit.

★★★☆☆ 2,5/5

Bewertung vom 11.02.2024
Be Your Own F*cking Hero
Onaran, Tijen

Be Your Own F*cking Hero


sehr gut

„Ich kann Lippenstift tragen, mich pink anziehen und trotzdem Businessdeals verhandeln. Denn Lippenstift lässt mein Hirn nicht schrumpfen. Verrückt, ich weiß.“

Tijen Onaran fällt auf - sie ist laut, bunt, kraftvoll und erfolgreich - dennoch kannte ich sie bis dato nicht. Ihr neues Buch „Be your own f*cking Hero“ hat mich dennoch auf den ersten Blick angesprochen, genau mein Thema: Empowerment.

Die Autorin möchte anhand ihres eigenen Werdegangs und Erfolgs andere Frauen dazu empowern, ihren eigenen Weg zu gehen und ebenfalls erfolgreich zu werden. Das finde ich ein ausgesprochen ehrbares Ziel und finde Vorbilder und Bücher mit solchen Messages entsprechend wichtig.

„Wenn mich jemand unterbricht, sage ich gern: »Willkommen in meinem Satz, ich bin gespannt, wie Sie ihn zu Ende führen ...«“

In weiten Teilen des Buchs findet sich dann auch eher eine zerstückelte Biografie als ein hilfreicher Ratgeber. Überhaupt fehlt mir die Struktur, vielmehr springt Tijen Onaran von Gedanken zu Gedanken, von Zitat zu Zitat. Dabei sind glücklicherweise aber auch einige wertvolle Ratschläge und Inspirationen im Buch zu finden und ja, die Erfolgsstory von der jungen Frau mit Migrationshintergrund und ohne Geld zur Business-Frau, die mehrere Firmen leitet, macht Mut.

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