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Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden. In hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust ihrer Selbständigkeit. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist die b...
Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden. In hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust ihrer Selbständigkeit. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können. Klarsichtig und scharfsinnig zeigt Delphine de Vigan, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl und Dankbarkeit.
DELPHINE DE VIGAN, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman ¿No & ich¿ (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman ¿Nach einer wahren Geschichte¿ (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Zuletzt erschien bei DuMont ihre Romane ¿Dankbarkeiten¿ (2019) und ¿Das Lächeln meiner Mutter¿ (2020). Die Autorin lebt mit ihren DORIS HEINEMANN, geboren 1957, studierte Romanistik und Germanistik in Köln und Montpellier, arbeitete als Sprachlehrerin, als Übersetzerin im Generalsekretariat des EG-Ministerrats und übersetzt seit 1997 Literatur, u. a. von Christian Gailly, Gabriel Chevallier, Theresa Révay, Yann Queffélec, Jean-Claude Derey und Olivier Rolin.
Produktdetails
- Verlag: DuMont Buchverlag
- Originaltitel: Les gratitudes
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 12. April 2021
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 123mm x 17mm
- Gewicht: 177g
- ISBN-13: 9783832165802
- ISBN-10: 3832165800
- Artikelnr.: 60561969
Herstellerkennzeichnung
DuMont Buchverlag GmbH
Amsterdamer Strasse 192
50735 Köln
Michèle Seld, genannt Michka, ist eine alte Dame, die ihre Wörter verliert. Sie, die immer ein unabhängiges Leben geführt hat, kann plötzlich nicht mehr alleine leben. Marie, eine junge Frau, um die sich Michka gekümmert hat, seit sie ein kleines Mädchen war, …
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Michèle Seld, genannt Michka, ist eine alte Dame, die ihre Wörter verliert. Sie, die immer ein unabhängiges Leben geführt hat, kann plötzlich nicht mehr alleine leben. Marie, eine junge Frau, um die sich Michka gekümmert hat, seit sie ein kleines Mädchen war, bringt Michka in einem Seniorenheim unter. Dort findet sich Michka nur schlecht zurecht, sie vermisst gerade in ihren hellen Momenten ihre Unabhängigkeit. Doch sie bemüht sich, im Seniorenheim zurecht zu kommen. Der junge Logopäde Jérome scheint Michka zu verstehen und kümmert sich liebevoll um sie, genau wie Marie, die Michka so oft besuchen kommt, wie sie es einrichten kann. Michka zeigt den beiden auf ihre Art, wie wichtig es ist Zuneigung und tiefes Verständnis zu bekommen, egal wie alt man ist.
Michka hat seit langem einen dringenden Wunsch, das Ehepaar zu finden, welches sie als Kind für 3 Jahre aufgenommen und ihr damit das Leben gerettet hat. Michka möchte sich endlich bei ihnen bedanken. Doch sie hat nur die beiden Vornamen und den Ort des Ehepaares.
Ich mag die Bücher und den Schreibstil von Delphine de Vigan sehr. Sie hat es wieder geschafft, mich mit ihrer kurzen und doch eindringlichen Geschichte zu begeistern und zu berühren. In der kurzen Zeit, in der man Michka kennengelernt hat, hat man sie sofort ins Herz geschlossen.
Es geht in diesem Roman ums alt werden, um Menschlichkeit und Dankbarkeit. So liebevoll und verständnisvoll, wie Marie und Jérome mit Michka umgehen und sie verstehen, wünscht man sich, dass mit allen alten Menschen so umgegangen wird, was in der Realität natürlich nicht machbar ist. Die Ärzte und Pflegerinnen werden weder die Zeit noch das Verständnis für jeden einzelnen Bewohner eines Altenheims aufbringen können. Doch es ist denke ich so, wie Jérome es geäußert hat, manche Patienten liegen einem einfach mehr am Herzen.
Fazit:
Ein wunderschön geschriebener Roman über das Alter, Menschlichkeit und Dankbarkeit. Intensiv und sehr berührend.
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163 Seiten hat dieses schmale Büchlein, doch gut 40 davon sind nicht bedruckt. Bleiben also noch rund 120 Seiten Lektüre mit großzügig gesetztem Text - und das für 20 €. Wäre der Inhalt nicht so grandios, wäre dies eine Ein- oder Zwei-Sterne-Bewertung …
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163 Seiten hat dieses schmale Büchlein, doch gut 40 davon sind nicht bedruckt. Bleiben also noch rund 120 Seiten Lektüre mit großzügig gesetztem Text - und das für 20 €. Wäre der Inhalt nicht so grandios, wäre dies eine Ein- oder Zwei-Sterne-Bewertung geworden. Aber der Text lässt mich dann doch darüber hinwegsehen ;-)
Michka ist eine ältere Dame, die irgendwann an einen Punkt gelangt ist, an dem sie nicht mehr alleine in ihrer Wohnung bleiben kann. Nicht nur ihre körperlichen Gebrechen machen ihr zu schaffen, auch die Schatten ihrer Vergangenheit rücken näher und versetzen sie mit Alpträumen in Angst und Schrecken. Dazu kommt der Verlust der Sprache, mit dem sie schwer zu kämpfen hat. Denn Sprache hat ihr Leben bestimmt als Korrektorin einer großen Zeitschrift und nun verliert sie Wort um Wort. Marie, eine junge Frau die ihr sehr nahe steht, kümmert sich um ihre Unterbringung in ein Pflegeheim, wo sie mit Jérôme, einem jungen Logopäden, zweimal die Woche Übungen macht.
Diese beiden Menschen berichten abwechselnd von ihrem Zusammensein mit Michka und dazwischen erfährt man nach und nach, woher ihre Alpträume kommen. Delphine de Vigans Sprache vermittelt voller Zartheit und Sanftmut, wie Michka um ihr Leben, ihre Sprache, ihre Würde kämpft. Der Verlust ihrer Worte ist beeindruckend und wirkungsvoll umgesetzt, indem zuerst nur Buchstaben verdreht werden, dann aber neue Wörter die alten ersetzen bis sie endgültig verschwinden.
Es ist ein trauriges Buch, doch mit vielen heiteren und warmherzigen Momenten. Und auch wenn ich am Schluss einige Tränen vergoss - es geht weiter. Ein altes Leben verschwindet, ein neues wird geboren.
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Es geht um das Bewusstsein, dass ein Leben immer von anderen abhängig ist und sein wird.
Dass es Versäumnisse geben kann, die unkorrigierbar bleiben.
So wie im Leben der alt gewordenen Michka, die als Kind einst von einer Familie aufgenommen wurde, die in den Wirren des tobenden Krieges …
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Es geht um das Bewusstsein, dass ein Leben immer von anderen abhängig ist und sein wird.
Dass es Versäumnisse geben kann, die unkorrigierbar bleiben.
So wie im Leben der alt gewordenen Michka, die als Kind einst von einer Familie aufgenommen wurde, die in den Wirren des tobenden Krieges von ihrer Mutter verlassen wurde. Einer Jüdin die auf der Flucht war.
Jetzt wohnt Michka in einem Seniorenheim und zunehmend quält sie der Gedanke sich bei ihren Rettern nie bedankt zu haben. Dazu kommt das sie so langsam ihre Worte verliert. Sie, die früher mal so viel mit Worten gearbeitet hat. Immer ist sie auf der Suche nach Wörtern, ersetzt sie durch ähnlich klingende.
Die Autorin beschreibt dieses Schreckliche so behutsam und schön.
Mit Sätzen wie:
Alt werden heißt verlieren lernen.
Das verlieren, was einem geschenkt wurde, wofür man gekämpft hat,
und wo von man geglaubt hat, man würde es für immer behalten.
Sich neu anpassen.
Sich neu organisieren.
Ohne zurechtzukommen.
Darüber hinweggehen.
Nichts mehr zu verlieren haben.
Was bleibt, wenn die Sprache nicht mehr da ist?
Michka hat Angst das alles zu verlieren, ohne sich vorher noch richtig bedankt zu haben.
Es gibt dann auch noch Marie, die schon in der Wohnung für sie sorgte. Michka hat sich viel um Marie gekümmert. Sie war wie eine Mutter für sie, weil Maries eigene Mutter kaum da oder einfach überfordert war.
Und Jérôme, der Logopäde, der Michka zweimal pro Woche besucht und mit Übungen versucht gegen Michkas Vergessen anzukämpfen. Und wie Michka kämpft.
Wort für Wort versucht sie Sätze zu formen, die bisweilen unfreiwilligen Witz entfalten.
Michka hat aber auch zunehmende Ängste alles immer mehr im Vergessen zu verlieren.
Nachts hat sie die schlimmsten Alpträume, die sie nicht zur Ruhe kommen und schlafen lassen.
Aber Michka verstummt nicht. Im Gegenteil. Mit ihren letzten klaren Gedanken ist sie bis zuletzt um das Leben anderer bemüht. Auch, wenn ihr das Formulieren immer schwerer fällt.
In dieser Dreiecksgeschichte wird deutlich was Dankbarkeit bedeutet, wie unterschiedlich sie sein kann.
Dankbarkeit kann am Lebensende eine Herzensangelegenheit sein und sie kann auch bestehende Beziehungen festigen und vertiefen.
Das alles wird in einer wunderschönen Sprache erzählt. Mit wundervollen Charakteren.
Es ist ein sehr einfühlsamer Roman über das Alt werden.
Mit der Message das im Grunde genommen für nichts zu spät ist und schon gar nicht die Hoffnung.
Eine Lesehighlight!
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Schwierige Themen packt die Autorin in diesem Roman an, aber sie hat die Herausforderung gut gemeistert.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Michka, eine ältere Dame, die sich immer weniger alleine versorgen kann, weil sie körperlich abbaut, die vor allem aber darunter leidet, dass sie …
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Schwierige Themen packt die Autorin in diesem Roman an, aber sie hat die Herausforderung gut gemeistert.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Michka, eine ältere Dame, die sich immer weniger alleine versorgen kann, weil sie körperlich abbaut, die vor allem aber darunter leidet, dass sie ihre Worte verliert, ihr die passenden nicht einfallen, sie neue erfindet oder gesuchte durch fehlerhafte ersetzt. Sie kommt in ein Pflegeheim, wird dort regelmäßig von Maire besucht, die sie schon seit vielen Jahren kennt und die sich ihr verbunden fühlt. Jerome ist ein Logopädie, der Michka auch regelmäßig aufsucht, mit ihr aber nicht nur Übungen gegen die Aphasie macht, sondern auch einfach so mit ihr redet – und so entwickelt sich auch zwischen diesen beiden eine innige Freundschaft. Neben dem körperlich Verfall quält Michka vor allem auch noch der Gedanke, dass sie sich nie bei dem Ehepaar bedankt hat, das sie vor vielen Jahren vor der Deportation gerettet hat – und Marie und Jerome geben alles, um dieses Ehepaar zu finden.
Ich mochte das Buch – vor allem, weil die Autorin trotz ihrer knappen und präzisen Sprache dennoch Emotionen bei mir geschaffen hat. Ich konnte Michkas Schmerz geradezu spüren, den Schmerz, bei wachem Verstand den körperlichen Verfall zu erleben, aber auch den Schmerz um verlorene Chancen, ihren Schmerz, dieses ihr Leben rettende Ehepaar nicht mehr aufgesucht zu haben. Michka hat mich sehr gerührt und ich habe den Schmerz des Altwerdens hautnah gespürt. Und trotz des ganzen Schmerzes hat die Geschichte am Ende bei mir ein gutes Gefühl zurückgelassen, denn Michka findet doch noch Ruhe und ist mit sich im Reinen – sie ist dankbar. Jerome mochte ich auch sehr, er hat einfach eine sehr gefühlvolle, aber unaufdringliche Art zu helfen – er ist wirklich ein wahrer Freund, genauso wie Marie, von der man im Verlauf erfährt, was sie genau mit Michka verbindet.
Nicht so gefallen hat mir die Kürze der Geschichte – ich hätte mir gewünscht, mehr über das Ehepaar zu erfahren, über die Suche und auch über die Zeit, die Michka bei ihm verbracht hat. Das war mir zu knapp erzählt. Trotzdem empfehle ich das Buch gerne weiter und gebe 4 von 5 Sternen.
Mein Fazit
Ein berührendes Buch, das den körperlichen Verfall einer alten Dame zeigt und den Schmerz, den sie dabei empfindet. Trotzdem ist das Ende versöhnlich und hat mich zufrieden zurückgelassen. Der Schreibstil ist knapp und präzise, trotzdem schafft er es, Emotionen zu erzeugen. Ich mochte das Buch und gebe ihm 4 von 5 Sternen.
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Alt werden ist ein Privileg, alt sein ist manchmal nur schwer zu ertragen. Um das Altsein geht es in diesem kleinen aber überaus feinen Roman von Delphine de Vigan.
Dankbarkeiten ist ein wundervolles Buch! Ganz schlicht eigentlich und dennoch unendlich berührend! Die vertauschten …
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Alt werden ist ein Privileg, alt sein ist manchmal nur schwer zu ertragen. Um das Altsein geht es in diesem kleinen aber überaus feinen Roman von Delphine de Vigan.
Dankbarkeiten ist ein wundervolles Buch! Ganz schlicht eigentlich und dennoch unendlich berührend! Die vertauschten Wörter von Mischka sorgten bei mir für so manchen Lacher. Und das, obwohl es ja eigentlich ein Thema ist das alles ist, nur nicht witzig. Das mag ich an diesem Buch gerade so sehr. Ein ernstes, sensibles Thema wird mit ganz viel Humor und Wärme und Liebe angegangen. Es macht so einen Spaß, Mischka´s Geschichte zu lesen, in sie einzutauchen und leider-leider ist das Buch viel zu schnell zu Ende.
„Dankbarkeiten“ ist so menschlich und so feinfühlig und sensibel und dennoch oder gerade deswegen umso kraftvoller, intensiver und beeindruckender. Ein wirkliches kleines Juwel!
5 von 5 Sterne und eine von Herzen kommende Leseempfehlung für all jene, die auch mal die leisen, sanften, intensiven und berührenden Töne mögen.
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Ihr Leben lang hat sie mit Worten gearbeitet, als Journalistin und Korrektorin, doch nun entweichen sie ihr, verschwinden einfach, die falschen tauchen auf, wo sie nicht sollen. Michèle Seld, genannt Michka, muss sich der Wahrheit stellen: sie kann nicht mehr alleine wohnen, muss ihre …
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Ihr Leben lang hat sie mit Worten gearbeitet, als Journalistin und Korrektorin, doch nun entweichen sie ihr, verschwinden einfach, die falschen tauchen auf, wo sie nicht sollen. Michèle Seld, genannt Michka, muss sich der Wahrheit stellen: sie kann nicht mehr alleine wohnen, muss ihre Unabhängigkeit aufgeben. Marie, um die sich Michka häufig gekümmert hat als das Mädchen klein war, ist nun diejenige, die sich um Michka kümmert und sie ins Wohnheim begleitet. Die Umstellung fällt der alten Dame schwer, sie entwickelt Wahnvorstellungen, fühlt sich vom Personal und den anderen Bewohnern bedroht und wird zunehmend ängstlicher. Aber einen Wunsch hat sie noch, so viel kann sie dem Logopäden Jérôme mitteilen: sie will denjenigen danken, die sie einst gerettet und beschützt haben.
Delphine de Vigan hat mit ihrem Roman „Dankbarkeiten“ eine Hommage an all jene geschrieben, die die Alten und Gebrechlichen nicht vergessen, sondern sie in den letzten Jahren zugewandt und fürsorglich begleiten, um den Abschied vom Leben möglichst angenehm zu gestalten. Wie schwer dieser Weg für die Betroffenen ist, wird am Beispiel von Michka unmittelbar klar. Das, was ihr besonders wichtig war, droht sie nun zu verlieren: den scharfen Verstand, die Worte, die Kommunikationsfähigkeit mit der Welt. All dies ist aber kein Grund, das Wesentliche zwischen den Menschen zu vergessen, Michka hält durch, bis erledigt ist, was noch getan werden muss: Dank aussprechen.
Ein kurzer Roman, der viele offenen Stellen bietet, die man als Leser füllen kann. Wie will man seinen Lebensabend zubringen, wie geht man damit um, wenn man seine Eigenständigkeit verliert und auf andere angewiesen ist? Allein die Hilflosigkeit ist schon gedanklich schwer zu ertragen, ebenso das vertraute Umfeld verlassen zu müssen, um in fremder Umgebung mit fremden Menschen leben zu müssen und das zu einem Zeitpunkt, wo man sich an alles Bekannte klammert, weil dies noch Halt bietet.
Die Gespräche zwischen Michka und Jérôme bringen aber auch diesen zum Nachdenken. So manches Porzellan wird zu Lebzeiten zerschlagen, aber kann und sollte man nicht über den Scherben stehen? Es braucht vielleicht die Erkenntnis, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um diesen Punkt zu erreichen.
Michkas Aphasie wirkt natürlich bisweilen charmant, gerade dieses stelle ich mir jedoch als besonders belastend vor. Zwar kompensieren Marie und Jérôme hervorragend, aber das Gefühl sich zunehmend nicht mehr verständlich zu machen und selbst auch die Welt nur noch begrenzt zu verstehen, schmerzt doch ungeheuerlich. Ihre Lebensgeschichte wird nur angerissen, das Schicksal des jüdischen Mädchens, das gerettet werden konnte, trotz aller Widrigkeiten. Es wäre eine interessante Geschichte gewesen und genau dadurch, dass Delphine de Vigan sie nicht erzählt, wird umso deutlicher, was wir verlieren, wenn wir den Menschen nicht zuhören und ihre Erinnerungen nicht bewahren. Auch wenn man den Roman recht rasch gelesen hat, ist er doch einer, der noch nachwirkt und bei einem bleibt, auch wenn die letzte Seite umgeblättert wurde.
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Emotionaler und ergreifender Roman
Michka ist eine selbstbewusste Frau, die auf eigenen Beinen steht. Sie hat sehr unter den Folgen des Älterwerdens zu leiden, da sie immer häufiger Sachen vergisst. In erster Linie fehlen ihr immer häufiger die Worte um sich auszudrücken, so …
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Emotionaler und ergreifender Roman
Michka ist eine selbstbewusste Frau, die auf eigenen Beinen steht. Sie hat sehr unter den Folgen des Älterwerdens zu leiden, da sie immer häufiger Sachen vergisst. In erster Linie fehlen ihr immer häufiger die Worte um sich auszudrücken, so dass sie auf ähnlich klingende ausweicht. Marie, die Michka vieles zu verdanken hat, erkennt die Situation und bemüht sich um einen Platz im Seniorenheim. Dort kommt Michka aber nur sehr schwer mit dem Verlust ihrer Selbstständigkeit klar...
Die erfolgreiche Autorin Delphine de Vigan konnte mich schon öfter mit ihren Büchern berühren und so war ich sehr gespannt, wie sie in ihrem neuen Roman das Thema "Dankbarkeiten" verarbeitet. Nach den ersten Seiten war ich wieder gefangen von ihrem präzisen und auf den Punkt gebrachten Schreibstil. Die Hauptprotagonistin Michka wird interessant charakterisiert und drückt gerade mit ihrem sympathischen Auftritt und ihrem Umgang mit der immer weiter ausufernden Krankheit dem Roman seinen Stempel auf. Hier gelingt der Autorin aus meiner Sicht auch ein genialer Zug, indem sie Michka im Verlauf immer häufiger falsche Wörter in den Mund legt und so den Fortgang ihrer Demenz beschreibt. Das Ganze bleibt stets auf einer sehr emotionalen Ebene, da Delphine de Vigan viel Wert auf die Gefühle und Gedanken der Protagonisten legt.
"Dankbarkeiten" ist aus meiner Sicht ein äußerst gut gelungener Roman über das Älterwerden und dem Wunsch eines Menschen, für die entgegen-gebrachten Aufmerksamkeiten danke sagen zu können. Der Autorin ist es mit ihrem Erzähltalent gelungen, mich als Leser zu packen und so den Roman auch länger nachwirken zu lassen. Ich halte das Buch für sehr lesenswert, empfehle es daher gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.
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Für kurzweilige Stunden
Mischka, die an einer speziellen Form der Demenz leidet, verliert nach und nach ihren Wortschatz. Auch in ihren Träumen werden ihre Verlustängste deutlich.
Mischka kann nicht mehr alleine leben und kommt in eine Pflegeeinrichtung.
Marie, wie eine Tochter …
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Für kurzweilige Stunden
Mischka, die an einer speziellen Form der Demenz leidet, verliert nach und nach ihren Wortschatz. Auch in ihren Träumen werden ihre Verlustängste deutlich.
Mischka kann nicht mehr alleine leben und kommt in eine Pflegeeinrichtung.
Marie, wie eine Tochter für die alte Dame, und ein junger Mann, Angestellter Logopäde, kümmern sich rührend um sie.
Eine alte Schuld lässt Mischka keine Ruhe. Sie möchte sie begleichen und Marie hilft ihr dabei.
Ich hatte unmittelbar vor der Lektüre von "Dankbarkeiten" den Vorgängerroman "Loyalitäten" von Delphine de Vigan gelesen.
Für mich war "Dankbarkeiten" sowohl was die Figuren, als auch was die Handlung an sich betraf, weitaus weniger bemerkenswert.
Die Charaktere hätten für mich noch stärker herausgearbeitet werden können und die Dialoge wirkten manchmal etwas unpassend und gewollt.
Alles in allem aber ein schönes Buch mit dem man kurzweilige Stunden verbringen kann.
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Dieses Buch ist ein wahrer Schatz. Ich lese die Bücher von Delphine de Vigan unglaublich gern und auch mit "Dankbarkeiten" hat sie mich wieder tief berührt und mit ihren Worten sehr begeistert. Es ist eine kleine, aber tief bewegende Geschichte, die die Autorin ihren Lesern …
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Dieses Buch ist ein wahrer Schatz. Ich lese die Bücher von Delphine de Vigan unglaublich gern und auch mit "Dankbarkeiten" hat sie mich wieder tief berührt und mit ihren Worten sehr begeistert. Es ist eine kleine, aber tief bewegende Geschichte, die die Autorin ihren Lesern präsentiert. Sie nimmt sich nicht viel Zeit für ausschweifende Beschreibungen der Charaktere und der Handlungsumgebung. Stattdessen fokussiert sie sich sehr auf das Handeln der Figuren, aber noch mehr auf das, was sie sagen. Denn "Dankbarkeiten" erzählt von der Kraft der Sprache, von dem Verlust von Worten, vom Älterwerden, von Verbundenheit und nicht zuletzt von Dankbarkeit. Es steckt so viel in diesen Seiten, so viel mehr als das, was gesagt wird. Es ist wundervoll, wie sich die Geschichte mit jeder weiteren Seite vor den Augen des Lesers entfaltet, wie die Bindung zu den Charakteren enger und tiefgründiger wird, wie sehr Michka mich zum Lachen gebracht, aber auch tief bewegt hat. Ich habe jede Zeile, jedes einzelne Wort so sehr genossen und bin so froh über diesen wundervollen Buchschatz. Es ist ein wahres Geschenk, dieses Buch, und ich nehme es voller Dankbarkeit an.
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TYPISCH DEPHINE DE VIGAN- GRANDIOS!
Das Cover ist schlicht, aber dennoch ansprechend.
Der Einstieg in die Geschichte um die befreundeten Frauen Marie und Michka ist typisch de Vigan: eine sehr klare Sprache, eindringlich und sehr berührend.
Michka war früher …
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TYPISCH DEPHINE DE VIGAN- GRANDIOS!
Das Cover ist schlicht, aber dennoch ansprechend.
Der Einstieg in die Geschichte um die befreundeten Frauen Marie und Michka ist typisch de Vigan: eine sehr klare Sprache, eindringlich und sehr berührend.
Michka war früher Lektorin und hat immer sehr unabhängig gelebt. Sie muß nun aber feststellen, daß sie nicht mehr allein leben kann, da sie unter schrecklichen Albträumen leidet.
So glaubt sie, sie würde wichtige Dinge zu verlieren oder könne z.B. nicht mehr aus dem Sessel aufstehen.
Sie leidet an Paraphasie- ihr entfallen die richtigen Worte und häufig ersetzt sie sie durch ähnlich klingende- "dante" statt "danke" oder "oje" statt "ok". Wenn man dies' im Text liest und wie sehr Michka unter ihrer Einschränkung leidet, ist das sehr emotional- bewegend und traurig.
Ihre Freundin Marie, deutlich jünger- die Tochter, die Michka nie hatte- kümmert sich nun um Michka, wie diese um sie, als Marie noch ein Kind war. Bald muß Michka aber doch in ein Heim. Sie findet sich dort kaum zurecht, muß sie sich doch allem unterordnen.
Da sie früher so brilliant mit Worten umgehen konnten, schmerzt sie nun der Verlust ihrer Eigenständigkeit und ihres Wortschatzes umso mehr. Ein Lichtblick neben Marie bietet der junge Logopäde Jerome, der es meisterhaft versteht, sensibel auf seine Patientin einzugehen.
Michka hat noch ein wichtiges Ziel- sie möchte sich bei dem Ehepaar bedanken, das sie im Krieg aufnahm und so ihr Leben rettete. Marie findet diese über eine Annonce und Michka kann in Frieden gehen.
Dieser kleine, wertvolle Buch-Schatz der brillianten Delphine de Vigan zeigt einmal mehr, was wir am Ende (und auch zuvor) des Lebens brauchen: Mitgefühl, Miteinander, Zuneigung und Verständnis.
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