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"Ein wunderschöner, ein perfekter Text."Klaus Kastberger, Jurymitglied des Bachmann-Preises"Kraftlos ließ er sich auf die Matratze fallen und legte den Kopf auf das Kissen. Durch die weit geöffneten Fenster drang die warme, duftende Sommerluft und bewegte die Blätter über seinem Kopf. Erich schloss die Augen und lauschte für einige Sekunden dem leisen Knistern, das die Äste an der Tapete erzeugten. Der Stamm reichte bis zur Decke und sorgte dafür, dass die Krone sich fächerförmig ausbreitete.Erich liebte den Geruch der Pflanzen, er erleichterte ihm den Schlaf. Seit die Nachbarin unte...
"Ein wunderschöner, ein perfekter Text."
Klaus Kastberger, Jurymitglied des Bachmann-Preises
"Kraftlos ließ er sich auf die Matratze fallen und legte den Kopf auf das Kissen. Durch die weit geöffneten Fenster drang die warme, duftende Sommerluft und bewegte die Blätter über seinem Kopf. Erich schloss die Augen und lauschte für einige Sekunden dem leisen Knistern, das die Äste an der Tapete erzeugten. Der Stamm reichte bis zur Decke und sorgte dafür, dass die Krone sich fächerförmig ausbreitete.
Erich liebte den Geruch der Pflanzen, er erleichterte ihm den Schlaf. Seit die Nachbarin unter ihm gefragt hatte, ob auch er ein Problem mit feuchten Decken habe, war er noch vorsichtiger geworden. Niemand sollte ihm seinen Wald nehmen. Es war alles, was er noch hatte."
Erich ist über achtzig und verliert Stück für Stück seine Unabhängigkeit. Außerdem trauert er um die Liebe seines Lebens. Als junger Forscher hatte Erich eine Expedition in die Taiga unternommen. In jener Zeit hat er Schuld auf sich geladen, die bis heute nachwirkt und Erich vereinsamen lässt. Dann jedoch tritt Katharina in sein Leben. Sie ist von zu Hause ausgerissen, als ihr Vater die Familie verlassen hat.
Berührend und poetisch beschreibt Ada Dorian die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, die um Schuld und Verrat, um Heimat und Entwurzelung kreist.
Klaus Kastberger, Jurymitglied des Bachmann-Preises
"Kraftlos ließ er sich auf die Matratze fallen und legte den Kopf auf das Kissen. Durch die weit geöffneten Fenster drang die warme, duftende Sommerluft und bewegte die Blätter über seinem Kopf. Erich schloss die Augen und lauschte für einige Sekunden dem leisen Knistern, das die Äste an der Tapete erzeugten. Der Stamm reichte bis zur Decke und sorgte dafür, dass die Krone sich fächerförmig ausbreitete.
Erich liebte den Geruch der Pflanzen, er erleichterte ihm den Schlaf. Seit die Nachbarin unter ihm gefragt hatte, ob auch er ein Problem mit feuchten Decken habe, war er noch vorsichtiger geworden. Niemand sollte ihm seinen Wald nehmen. Es war alles, was er noch hatte."
Erich ist über achtzig und verliert Stück für Stück seine Unabhängigkeit. Außerdem trauert er um die Liebe seines Lebens. Als junger Forscher hatte Erich eine Expedition in die Taiga unternommen. In jener Zeit hat er Schuld auf sich geladen, die bis heute nachwirkt und Erich vereinsamen lässt. Dann jedoch tritt Katharina in sein Leben. Sie ist von zu Hause ausgerissen, als ihr Vater die Familie verlassen hat.
Berührend und poetisch beschreibt Ada Dorian die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, die um Schuld und Verrat, um Heimat und Entwurzelung kreist.
Dorian, Ada
Ada Dorian, geboren 1981, studierte Literaturwissenschaften und Philosophie. Sie forschte in Osnabrück über Erich Maria Remarque, wo sie nach langem Aufenthalt in Hamburg lebt. Sie gewann den Literaturförderpreis der Stadt Hamburg 2009, ist Trägerin des Literaturstipendiums des Landes Niedersachsen 2016 und war nominiert für den Ingeborg-Bachmann-Preis 2016.
Ada Dorian, geboren 1981, studierte Literaturwissenschaften und Philosophie. Sie forschte in Osnabrück über Erich Maria Remarque, wo sie nach langem Aufenthalt in Hamburg lebt. Sie gewann den Literaturförderpreis der Stadt Hamburg 2009, ist Trägerin des Literaturstipendiums des Landes Niedersachsen 2016 und war nominiert für den Ingeborg-Bachmann-Preis 2016.
Produktdetails
- Verlag: Ullstein fünf
- Seitenzahl: 272
- Erscheinungstermin: 20. Februar 2017
- Deutsch
- Abmessung: 198mm x 125mm x 30mm
- Gewicht: 323g
- ISBN-13: 9783961010011
- ISBN-10: 3961010013
- Artikelnr.: 46449276
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Was reizt die junge Frau am Greis?
Nicht ganz stilsicher: Ada Dorians Roman "Betrunkene Bäume"
"Ullstein fünf" heißt ein neuer Imprint des Berliner Traditionsverlags. Dabei bezieht sich "fünf" auf die fünf Söhne des Zeitungsverlegers Leopold Ullstein, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts den Ullstein Buchverlag gründeten. Autorennamen wie Irmgard Keun, Erich Maria Remarque oder Vicki Baum stehen für das damalige Haus Ullstein.
Die neue Reihe möchte an diese Tradition mit Büchern junger deutschsprachiger Autoren anknüpfen, die stark "im Heute verankert" und spannend erzählt sein sollen. Kein bescheidener Anspruch. Pro Halbjahr sollen vier Bücher erscheinen, fünf wären noch passender gewesen. Ada
Nicht ganz stilsicher: Ada Dorians Roman "Betrunkene Bäume"
"Ullstein fünf" heißt ein neuer Imprint des Berliner Traditionsverlags. Dabei bezieht sich "fünf" auf die fünf Söhne des Zeitungsverlegers Leopold Ullstein, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts den Ullstein Buchverlag gründeten. Autorennamen wie Irmgard Keun, Erich Maria Remarque oder Vicki Baum stehen für das damalige Haus Ullstein.
Die neue Reihe möchte an diese Tradition mit Büchern junger deutschsprachiger Autoren anknüpfen, die stark "im Heute verankert" und spannend erzählt sein sollen. Kein bescheidener Anspruch. Pro Halbjahr sollen vier Bücher erscheinen, fünf wären noch passender gewesen. Ada
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Dorian hat es in diese Buchreihe geschafft. Sie las in Klagenfurt, erhielt Förderungen und Aufenthaltsstipendien. Sie eröffnet das Programm mit ihrem Roman "Betrunkene Bäume".
Was kann es mit dem Titel auf sich haben? "Bäume, die mit ihren Wurzeln fest im sibirischen Permafrostboden verankert waren, geraten bei dem vom Klimawandel ausgelösten Tauwetter in Schräglage. Sie versuchen diese durch verdreht-schiefes Wachstum auszugleichen." Man kann das als Metapher auf Menschen anwenden, die ihren Halt verloren haben.
Ada Dorian erzählt ihren Roman aus drei Perspektiven. Eine gehört einem russischen Obdachlosen in Sibirien: Wolodja aus Srednekolymsk. Die zweite Erich, einem Naturforscher mit DDR-Vergangenheit, schon sehr alt. Und die dritte Katharina, einer noch sehr jungen Ausreißerin. Alle drei führt der Zufall zusammen.
Katharina fühlt sich von ihrer Mutter vernachlässigt. Die ist ständig auf Nachtschicht und ihr Vater auf Montage in Sibirien. Auch Erich hat eine Verbindung zur Taiga: Seine Frau stammt daher, ist aber vor zwanzig Jahren allein dorthin zurückgekehrt. Das Versprechen, ihr irgendwann zu folgen, hat Erich nicht eingehalten. Die Ausreißerin Katharina wird von einem Drogendealer nicht ganz ohne Hintergedanken in eine leerstehende Wohnung einquartiert. Dort schläft sie nicht auf der Matratze, sondern schlägt ihr Zelt im Wohnzimmer auf. Die Heringe verankert sie in den Lücken zwischen den Dielenbrettern. Erich ist Katharinas Nachbar auf der gleichen Etage. Seine Art zu wohnen ist noch skurriler. Er hat in seinem Schlafzimmer in großen Töpfen und sogar mit aufgeschütteter Erde einen Wald gepflanzt, der ihn an Sibirien erinnern soll. Als Katharina erfährt, dass Erich Russland-Experte ist, wird sie hellwach.
Zwischen den beiden Alleingelassenen entwickelt sich eine Bindung. Katharina wird zum Lichtblick in Erichs trostlosem Leben, und auch sie findet in ihm jemanden, der sich noch für sie interessiert und ihrer Existenz einen Sinn verleiht. Beide träumen davon, nach Sibirien zu reisen. Katharina und Erich sind demnach wohl auch mit der Metapher des Buchtitels in Verbindung zu bringen: zwei geschädigte Großstadtpflanzen, die ihren sicheren Halt verloren haben und diesen in exotischer Ferne wiederzufinden hoffen.
"Betrunkene Bäume" ist allerdings eine Lektüre mit Hindernissen. Es beginnt schon beim ersten Satz: "In der Ferne lagen die Berge wie unter einer weichen Bettdecke." Je nach ästhetischem Empfinden nimmt man einen solchen Vergleich irritiert oder verärgert zu Kenntnis. Weitere schiefe Vergleiche und stilistische Ausrutscher folgen. Wenn Erich in seinen alten Opel steigt, heißt es: "Der Commodore klang, wie sich sein Knie beim Treten des Gaspedals anfühlte." An anderer Stelle folgt ein Hund jemandem "mäandernd durch das Viertel". Die häufigen Perspektivwechsel können bisweilen verwirren, aber stärker noch tut dies die Mischung der Zeitebenen. Der alte Erich in Berlin und der jungen in Sibirien, vielleicht vierzig Jahre früher; Wolodja im GULag und als Fremdenführer Erichs Jahre danach - der Roman wird dominiert von Rückblenden und will sich nicht recht nach vorn entwickeln.
Im Allgemeinen interessieren sich Teenager wie Katharina nicht für Greise. Warum ist das hier anders? Vermutlich, weil der Plan dahinter steckt, zwei verlorene Seelen durch ähnliche Sehnsüchte aneinanderzubinden. Das wäre erfreulich, wirkt aber auch geschönt. Die Motive sind zu schwach, um einem Roman, der realitätsnah sein soll, wirkliche Relevanz zu verleihen.
Ada Dorian glänzt jedoch mit eindrucksvollen Sibirien-Passagen. Und sie zeigt zumindest in Wolodja eine Figur, die viel härter im Nehmen ist als der verweichlichte Deutsche. So bleibt der Lese-Eindruck zwiespältig. Wenn Ada Dorian einen etwas weniger vertrackten Plot fände, wäre sie sicher eine exzellente Erzählerin.
MELINA SAVVIDOU.
Ada Dorian: "Betrunkene Bäume". Roman.
Ullstein Verlag, Berlin 2017. 268 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was kann es mit dem Titel auf sich haben? "Bäume, die mit ihren Wurzeln fest im sibirischen Permafrostboden verankert waren, geraten bei dem vom Klimawandel ausgelösten Tauwetter in Schräglage. Sie versuchen diese durch verdreht-schiefes Wachstum auszugleichen." Man kann das als Metapher auf Menschen anwenden, die ihren Halt verloren haben.
Ada Dorian erzählt ihren Roman aus drei Perspektiven. Eine gehört einem russischen Obdachlosen in Sibirien: Wolodja aus Srednekolymsk. Die zweite Erich, einem Naturforscher mit DDR-Vergangenheit, schon sehr alt. Und die dritte Katharina, einer noch sehr jungen Ausreißerin. Alle drei führt der Zufall zusammen.
Katharina fühlt sich von ihrer Mutter vernachlässigt. Die ist ständig auf Nachtschicht und ihr Vater auf Montage in Sibirien. Auch Erich hat eine Verbindung zur Taiga: Seine Frau stammt daher, ist aber vor zwanzig Jahren allein dorthin zurückgekehrt. Das Versprechen, ihr irgendwann zu folgen, hat Erich nicht eingehalten. Die Ausreißerin Katharina wird von einem Drogendealer nicht ganz ohne Hintergedanken in eine leerstehende Wohnung einquartiert. Dort schläft sie nicht auf der Matratze, sondern schlägt ihr Zelt im Wohnzimmer auf. Die Heringe verankert sie in den Lücken zwischen den Dielenbrettern. Erich ist Katharinas Nachbar auf der gleichen Etage. Seine Art zu wohnen ist noch skurriler. Er hat in seinem Schlafzimmer in großen Töpfen und sogar mit aufgeschütteter Erde einen Wald gepflanzt, der ihn an Sibirien erinnern soll. Als Katharina erfährt, dass Erich Russland-Experte ist, wird sie hellwach.
Zwischen den beiden Alleingelassenen entwickelt sich eine Bindung. Katharina wird zum Lichtblick in Erichs trostlosem Leben, und auch sie findet in ihm jemanden, der sich noch für sie interessiert und ihrer Existenz einen Sinn verleiht. Beide träumen davon, nach Sibirien zu reisen. Katharina und Erich sind demnach wohl auch mit der Metapher des Buchtitels in Verbindung zu bringen: zwei geschädigte Großstadtpflanzen, die ihren sicheren Halt verloren haben und diesen in exotischer Ferne wiederzufinden hoffen.
"Betrunkene Bäume" ist allerdings eine Lektüre mit Hindernissen. Es beginnt schon beim ersten Satz: "In der Ferne lagen die Berge wie unter einer weichen Bettdecke." Je nach ästhetischem Empfinden nimmt man einen solchen Vergleich irritiert oder verärgert zu Kenntnis. Weitere schiefe Vergleiche und stilistische Ausrutscher folgen. Wenn Erich in seinen alten Opel steigt, heißt es: "Der Commodore klang, wie sich sein Knie beim Treten des Gaspedals anfühlte." An anderer Stelle folgt ein Hund jemandem "mäandernd durch das Viertel". Die häufigen Perspektivwechsel können bisweilen verwirren, aber stärker noch tut dies die Mischung der Zeitebenen. Der alte Erich in Berlin und der jungen in Sibirien, vielleicht vierzig Jahre früher; Wolodja im GULag und als Fremdenführer Erichs Jahre danach - der Roman wird dominiert von Rückblenden und will sich nicht recht nach vorn entwickeln.
Im Allgemeinen interessieren sich Teenager wie Katharina nicht für Greise. Warum ist das hier anders? Vermutlich, weil der Plan dahinter steckt, zwei verlorene Seelen durch ähnliche Sehnsüchte aneinanderzubinden. Das wäre erfreulich, wirkt aber auch geschönt. Die Motive sind zu schwach, um einem Roman, der realitätsnah sein soll, wirkliche Relevanz zu verleihen.
Ada Dorian glänzt jedoch mit eindrucksvollen Sibirien-Passagen. Und sie zeigt zumindest in Wolodja eine Figur, die viel härter im Nehmen ist als der verweichlichte Deutsche. So bleibt der Lese-Eindruck zwiespältig. Wenn Ada Dorian einen etwas weniger vertrackten Plot fände, wäre sie sicher eine exzellente Erzählerin.
MELINA SAVVIDOU.
Ada Dorian: "Betrunkene Bäume". Roman.
Ullstein Verlag, Berlin 2017. 268 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Poetisch, warmherzig, bewegend.", Elle, 07.03.2017
Betrunkene Bäume bezeichnet man Bäume die unter ähnlichen Bedingungen im Permafrostboden in Schieflage geraten. Sie verlieren ihren Halt und kippen in den tauenden Matsch. Der Baum versucht dies auszugleichen und der Stamm schlängelt sich deshalb wie eine Pflanze.
Erich ein …
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Betrunkene Bäume bezeichnet man Bäume die unter ähnlichen Bedingungen im Permafrostboden in Schieflage geraten. Sie verlieren ihren Halt und kippen in den tauenden Matsch. Der Baum versucht dies auszugleichen und der Stamm schlängelt sich deshalb wie eine Pflanze.
Erich ein über 80-Jähriger verliert mehr und mehr sein Gedächtnis und seine Sehkraft. Früher war er als junger Forscher in Russland tätig und noch immer verfolgt ihn die Vergangenheit in seinen Träumen. Seine größte Liebe gehört seiner Frau Dascha und den Bäumen, leidenschaftlich zieht er kleine Setzlinge groß. Erich hütet ein großes Geheimnis das nicht einmal seine Tochter weiß, den niemand soll ihm seinen Wald nehmen. Da lernt er Katharina kennen, sie ist von zu Hause abgehauen, weil ihr Vater die Familie verlassen hat, um nach Sibirien zu gehen. Katharina gibt ihrer Mutter die Schuld, deshalb hat sie diese verlassen und auch zur Schule geht sie nicht mehr. Erich bittet Katharina ihm ein wenig im Haushalt zu helfen, dabei erfährt sie immer mehr aus Erichs Leben und seinem Geheimnis.
Meine Meinung:
Ein wunderschönes Buch über Freundschaft zwischen den Generationen, Heimat, über Verlust und die Liebe zur Natur. Ada Dorian hat dies in ihrem Debütroman wunderschön beschrieben, es soll gleichzeitig dazu anregen sich mehr Gedanken zu machen über unsere Welt, die Natur und das älter werden. Der Schreibstil ist flüssig, informativ, teils auch traurig und spiegelt unseren heutigen Zeitgeist. Ich konnte mir nach der Beschreibung im Buch, diese betrunkenen Bäume bildlich vorstellen. Auch in die beiden Hauptpersonen mit ihren Zweifeln und Ängsten konnte ich mich sehr gut hinein versetzen. Braucht die Welt so ein Buch, definitiv ja den es spiegelt in Erich unsere ältere und in Katharina teils unsere jüngere Generation wider. Ich hätte niemals hinter diesem Cover ein solches philosophisch, weises und liebevolles Buch vermutet. Schön fand ich auch den Satz des Mannes im Altenheim: "Für die meisten ist das eine Ort, an den man zum Sterben geht, nicht einer, an dem man noch ein paar schöne Jahre hat." Von mir 5 von 5 Sterne für dieses gelungene Werk, ich kann es nur weiterempfehlen.
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Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Sehr still und leise liest es sich und der Nachhall war bei mir jedoch laut und lang.
Zunächst war ich irritiert, denn bis die Handlung in Gang kommt und sich die einzelnen Handlungsstränge und Personen eine gemeinsame, gesamte Geschichte ergeben, …
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Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Sehr still und leise liest es sich und der Nachhall war bei mir jedoch laut und lang.
Zunächst war ich irritiert, denn bis die Handlung in Gang kommt und sich die einzelnen Handlungsstränge und Personen eine gemeinsame, gesamte Geschichte ergeben, dauert es etwas. Bis dahin ist es jedoch in keinster Weise langweilig oder öde.
Da wären zunächst der Obdachlose Wolodja mit dem Hund in Sibirien, dann der über 80 jährige Wissenschaftler Erich in einer Dreizimmerwohnung in Berlin, der immer mehr seine Selbstbestimmtheit verliert, um seine Frau trauert und nun droht er auch seinen privaten Wald in seinem Schlafzimmer zu verlieren und dann gibt es noch Katharina, eine Oberstufenschülerin, die von zuhause abgehauen ist, weil es zu einem großen Streit mit ihrer Mutter kam, nachdem ihr Vater die Familie verlassen hat, um in Russland zu arbeiten.
Erich vereinsamt immer mehr seit seine Frau Dascha nicht mehr bei ihm ist, die vielen Stufen aus und in die 5. Etage sind sehr viele und das Knie mag nicht mehr so recht. Er bekommt eine neue Nachbarin, Katharina und die kommt genau zur rechten Zeit oder kommt Erich zur rechten Zeit in Katharina`s Leben?
Freundschaft, Liebe, Verrat, Schuld, Würde, Entwurzelung, Entfremdung, Hilfsbereitschaft, Verständnis, Verlust,Trauer und vieles mehr findet man in diesem kleinen Buch, vor allem aber viele Bäume. Wunderschön, gefühlvoll und philosophisch geschrieben.
Betrunkene Wälder gibt es wirklich, wegen dem Klimawandel, Boden, der immer gefroren war, taut plötzlich und bietet den Bäumen bzw ihren Wurzeln weniger Halt, sie neigen sich zur Seite, wirken betrunken.
Ich werde mich wohl noch lange an Woldja mit seinem Laika, Erich und Katharina erinnern, ich werde Wälder und Bäume, ihren Geruch und Farbe anders wahrnehmen. "Betrunke Bäume" hat mich selber sehr nachdenklich gemacht, über Werte, Freiheit und eigene Grenzen.
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INHALT
Professor Erich Warendorf ist weit über 80 und etwas verwirrt.
Es fällt ihm mehr und mehr schwer, den Alltag allein zu bewältigen. Einzig für seine geliebten Bäume, die er heimlich im Schlafzimmer seiner Wohnung züchtet, hat er noch Kraft und Interesse. …
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INHALT
Professor Erich Warendorf ist weit über 80 und etwas verwirrt.
Es fällt ihm mehr und mehr schwer, den Alltag allein zu bewältigen. Einzig für seine geliebten Bäume, die er heimlich im Schlafzimmer seiner Wohnung züchtet, hat er noch Kraft und Interesse.
Als eines Tages die 16-jährige Ausreißerin Katharina in der Wohnung nebenan einzieht, freundet man sich schnell an. Der einstige Experte für Permafrost und Physische Geografie findet in Katharina nicht nur eine Haushaltshilfe, sondern auch eine Gesprächspartnerin.
Und beide verbindet eine Sehnsucht nach Sibirien...
MEINUNG
Ada Dorians Erstling "Betrunkene Bäume" ist eine leise, aber durchaus komplexe Geschichte, die sich dem Leser erst nach und nach erschließt. Am Beginn der Lektüre hatte ich mit den einzelnen Charakteren und Handlungssträngen so meine Schwierigkeiten, die sich im Laufe der Handlung aber legten.
Dorians gemächliche, fast schon dahinplätschernde Erzählweise passt zum eng verwobenem Plot.
Erich als auch Katharina vermissen jeweils eine geliebte Person in Sibirien. Während Erich jahrelang seiner Frau Dascha nachweint, sorgt sich Trennungskind Katharina um ihren Vater Rolf. Damit ist Sibirien der Anker bzw. das Pflaster zwischen den beiden ungleichen Freunden. Katharina hofft durch Erich mehr über ihren Vater zu erfahren und Erich will noch einmal seine Dascha sehen.
Doch inhaltlich hat dieser Roman mit dem ulkigen Titel "Betrunkene Bäume" - eine Anspielung auf durch den Klimawandel geschädigte Wälder - noch mehr zu bieten. So geht es u. a. um diese Folge der Erderwärmung, was ich sehr lehrreich und aufschlussreich fand. Darüber hinaus beschäftigt sich der Roman mit so großen Themen wie Heimat, Entwurzelung, Verrat und Schuld. So erfährt man beispielsweise durch geschickte Rückblenden in Erichs Vergangenheit von einer besonderen wie tragischen Freundschaft mit einem sibirischen Eigenbrötler. Ebenso wird man emotional von Katharinas zerütteten Familienverhältnissen gepackt.
Das Besondere an Dorians Werk sind die häufigen Perspektivwechsel und seelisch gebrandmarkten Charaktere. Nur Stück für Stück dringt man in dieser engmaschigen Geschichte vor.
Das Ende, bei dem alle Stränge dann harmonisch zusammenfinden, ist gelungen und war mein persönliches Highlight.
FAZIT
Ein faszinierender Roman über das Festhalten und Loslassen im Leben, der berührt und zugleich nachdenklich stimmt.
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Ein Gleichnis zwischen Bäumen und Menschen
Im Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erzählt Ada Dorian in einfachen, schönen Worten die Lebensgeschichte von Erich Warendorf. Er, der als junger Mann im fernen Sibirien in Einsamkeit mit dem jungen einheimischen Wolodja …
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Ein Gleichnis zwischen Bäumen und Menschen
Im Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erzählt Ada Dorian in einfachen, schönen Worten die Lebensgeschichte von Erich Warendorf. Er, der als junger Mann im fernen Sibirien in Einsamkeit mit dem jungen einheimischen Wolodja unterwegs war, hatte nur zwei große Lieben in seinem 80jährigen Leben, die Bäume und seine Frau Dascha.
Erich lebt immer häufiger in seinen Gedanken, in seinen Träumen in der Vergangenheit. Das Alter macht ihm zu schaffen, aber die Pflanzen interessieren ihn immer noch. Die Bäume sind seine Obsession. Der alte Mann hat einen skurillen, absonderlichen, unglaublichen Spleen, seinen Wald im Schlafzimmer! Hier fühlt er sich wohl und geborgen, einfach befreit von der Last des Alters. Doch Erich muss einsehen, dass er wegen seiner Gebrechen der Wissenschaft keinen großen Nutzen mehr bringen kann. Er fühlt sich wie ein „altes Messgerät“, das gegen ein modernes ausgetauscht werden muss.
In der 17jährigen, eigenwilligen, sich unverstanden und verlassen fühlenden Katharina, die von zu Hause abgehauen ist und die Schule schwänzt, findet er so etwas wie eine Verbündete. Erich lügt und laviert, um seine Selbständigkeit zu behalten, auch um der Bevormundung durch seine Tochter Irina und der Pflegerin zu entgehen. Er will nicht ins Heim. Als alles auffliegt, will er zu seiner geliebten Dascha nach Sibirien. Katharina soll mitkommen, da der Vater dort an einer Pipeline arbeitet.
„Betrunkene Bäume“, es war dieser Titel, der mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Die Geschichte besitzt eine besondere philosophische Tiefe. Die betrunkenen Bäume spielen im Roman eher eine untergeordnete Rolle, aber die Metapher bleibt bei mir im Kopf hängen. Sowohl Erich als auch Katharina sind haltlos, haben ihre Wurzeln verloren. Sie versuchen sich gegenseitig zu stützen. Erichs Erkenntnisse über sein eigenes Leben kommen viel zu spät.
„Im Kopf ist endlich mal Ordnung.“ (S.235)
Der Schluss des Buches kommt überraschend, ist traurig, aber läßt auch hoffen...
Ada Dorian ist ein sehr menschliches, wertvolles, absolut lesenswertes Buch gelungen. Es erzählt von der Einsamkeit im Alter, von Isolation trotz sozialen Kontakten, von verpaßten Gelegenheiten, von dem Verlust der Selbstkontrolle, von mangelnder Kommunikation, von fehlendem Vertrauen,...
Die Geschichte läßt viel Raum für eigene Gedanken, Vergleiche. Erstaunlich, wie die Autorin die Befindlichkeiten des alten Mannes auf den Punkt bringt. Ihr sind natürliche, lebensechte Charaktere gelungen. Ohne Pathos! Nüchtern! Geradlinig!
Die Autorin hat ein großes, angenehmes Erzähltalent mit präziser Wortwahl. Ich möchte mehr von ihr lesen. Möglicherweise in einer Fortsetzung mit Katharina, Wolodja und Dascha? Und den „Betrunkenen Bäumen“?
Ich vergebe meine uneingeschränkte Leseempfehlung und fünf Sterne!
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Der Titel hat mich neugierig gemacht. Was sind betrunkene Bäume? Ich wollte eine Aufklärung und habe sie bekommen. Dieses Phänomen gibt es nur in Sibirien. Die Auflösung hierzu gibt es im Buch. Der junge Wissenschaftler Erich will dieses Phänomen ergründen. Mit einem …
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Der Titel hat mich neugierig gemacht. Was sind betrunkene Bäume? Ich wollte eine Aufklärung und habe sie bekommen. Dieses Phänomen gibt es nur in Sibirien. Die Auflösung hierzu gibt es im Buch. Der junge Wissenschaftler Erich will dieses Phänomen ergründen. Mit einem Forschungsauftrag reist er nach Sibirien, um die Bodenbeschaffenheit zu untersuchen. Da er weder die russische Sprache spricht noch sich in Sibirien auskennt, heuert er den aus einem sibirischen Gefangenenlager geflohenen Häftling Wolodja an. Gemeinsam durchkämmen sie die unendlichen Wälder Sibiriens bis sie sich eines Tages verlaufen haben und deshalb für lange Zeit aneinander gebunden sind..
Die Geschichte springt in der Zeit hin und her. Wir erleben Erich in Sibirien und im Heute zurück in der Heimat. Erich ist jetzt alt und seine körperlichen und geistigen Kräfte lassen nach. Er will das nicht wahrhaben, aber seine Tochter Irina sorgt sich um ihn und möchte ihm eine Pflegerin vermitteln oder einen Heimplatz für ihn suchen. Erich lehnt alles ab. Da lernt er die junge Katharina kennen, die in der Wohnung gegenüber lebt. Sie schließen einen Deal. Er braucht Hilfe, und sie benötigt Geld. Katharina ist von zu Hause ausgerissen, weil ihr Vater die Familie verlassen hat, um in Sibirien zu arbeiten. Sibirien ist das Bindeglied zwischen Erich und Katharina. Sie möche ihren Vater finden, aber Erich kann dorthin nicht zurückkehren, weil er dort, wie er glaubt, eine schwere Schuld auf sich geladen hat.
In einer wunderbaren Sprache erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Protagonisten. Beide haben den Boden unter den Füßen verloren, aber indem sie sich begegnen, können sie sich gegenseitig stützen. Für Katharina sind die Erzählungen Erichs über Sibirien ein Band, das sie beide verbindet und das Bindeglied zu ihrem Vater, von dem sie hofft, daß er wieder zur Familie zurückkehrt. Ein gelungener Debutroman, für den ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.
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Verwurzelung und Schieflage
"Betrunkene Bäume" ist der Titel des unaufgeregten Debütromans Ada Dorian, der 2016 für den Ingeborg Bachmann Preis nominiert war.
Betrunkene Bäume stehen in der sibirischen Taiga im Permafrostboden, sie entwurzeln und schwanken, wenn …
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Verwurzelung und Schieflage
"Betrunkene Bäume" ist der Titel des unaufgeregten Debütromans Ada Dorian, der 2016 für den Ingeborg Bachmann Preis nominiert war.
Betrunkene Bäume stehen in der sibirischen Taiga im Permafrostboden, sie entwurzeln und schwanken, wenn der Boden zu stark auftaut. Die Folge ist, dass sie durch schiefes Verwachsen das Ungleichgewicht auszugleichen suchen und in weitere Schieflagen geraten.
Wie die Bäume geraten auch die beiden Protagonisten des Romanes, der über 80 Jahre alte Erich und die jugendliche 17-jährige Katharina, in Schieflage.
Erich, der alte Professor eines Ost-Berliner Instituts, lebt alleine in seiner Wohnung, kämpft gegen das Altern an und versucht, trotz zunehmender körperlicher Schwäche und Eingeschränktheit seine Selbstbestimmung gegenüber der Tochter Irina zu bewahren. Er lehnt jegliche Unterstützung ab, außer die von Katharina, einer jungen Ausreißerin, die in der leergeräumten Wohnung gegenüber einen notdürftigen Unterschlupf gefunden hat. Katharina war gestrauchelt, als ihr Vater die Familie verließ, um in Sibirien zu arbeiten, und die Mutter konnte sie nicht halten. Erich hat früher für sein Institut auch in Sibirien geforscht, er hat die unermesslichen und wundervollen Baumlandschaften der Taiga im Herzen mit nach Hause gebracht, sie sind seither sein Lebensinhalt geblieben.
Nach den ersten flüchtigen Begegnungen der beiden verwurzeln Erich und Katharina tief miteinander, ohne zwangsläufig danach gesucht zu haben. Erich muss sich mit Vergänglichkeiten und den oftmals herben Problemen des Alterns herumschlagen, Katharina ist wie ein junges Bäumchen im Wind gebeutelt und sucht für sich, richtige Entscheidungen zu treffen. Unbewusst helfen und stützen sie einander, Katharina wird angeleitet und wächst, Erich öffnet sich der jungen Frau und vertraut ihr seine Geheimnisse an.
Die Autorin erzählt die Geschichte mäandernd, wechseln zwischen verschiedenen Zeitebenen und Orten. Allmählich erst bekommt man Einblick in Erichs früheres Leben und seine für ihn so eindrucksvolle Reise nach Sibirien, wo er mehr als ein halbes Jahr in den Wäldern verbrachte. Dort war er glücklich, er liebt die Bäume und spricht mit ihnen. Das verband ihn mit Wolodja, seinem damaligen wortkargem Scout und späterem Freund. Dort lernte er seine Geliebte und spätere Ehefrau Dascha kennen, die ihm nach Deutschland folgte.
Der heutige Erich wirkt einsam, traurig und verlassen, geplagt von Alltagsproblemen und der übereifrigen und dennoch kühlen Fürsorge seiner Tochter, die ihn am liebsten ins Heim stecken würde - hier wird für meinen Geschmack stellenweise ein wenig zu dick aufgetragen, Klischee blitzt aus manchen Passagen hervor.
Katharina fühlt sich von allen verlassen, vom Vater, der weit weg ist, von der Mutter, die seit Jahren einen ihr entgegengesetzten Tagesrhythmus hat und sämtlichen Mut und Stärke eingebüßt hat, und von ihrem Freund Felix, dem Streber, der im Gegensatz zu ihr aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammt und sich von ihr abwendet. Das Straßenkind, dass durch die Hilfe und das Interesse für einen einsamen alten Mann sich selbst helfen kann und auf den Weg zurück findet. Für Katharina - ein bisschen zu blauäugig für das, was sie hinter sich hat, musste ebenfalls in meinen Augen ein bisschen zu viel Schablonenhaftes herhalten.
Trotz der angebrachten Kritik handelt es sich um einen sehr lesenswerten Roman, der sprachlich dicht und klar formuliert einen ungewöhnliche und stellenweise auch berührende Geschichte von Heimat, Entwurzelung, Freundschaft und Schuld zu erzählen hat. 3,5 Sterne vergebe ich dafür.
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Sibirische Wurzeln.
Betrunkene Bäume ist nicht nur ein Roman mit originellem Titel sondern besitzt auch eine geschickte Erzählhaltung mit Handlung in Vergangenheit und Gegenwart.
Das erste Kapitel in Sibirien mit dem schweigsamen Wolodja, der einen jungen deutschen Forscher durch die …
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Sibirische Wurzeln.
Betrunkene Bäume ist nicht nur ein Roman mit originellem Titel sondern besitzt auch eine geschickte Erzählhaltung mit Handlung in Vergangenheit und Gegenwart.
Das erste Kapitel in Sibirien mit dem schweigsamen Wolodja, der einen jungen deutschen Forscher durch die Taiga führen wird, gehört für mich zu den besten Romananfängen seit langen.
Danach gibt es erst einmal einen Bruch in der Handlung und man erfährt von dem achtzigjährigen Erich, der alleine mit gesundheitlichen Beschwerden ein beschwerliches, einsames Leben führt. Die Beziehung zu seiner erwachsenen Tochter Irina ist schwierig, aber von der Autorin gut beschrieben. Dann gibt es noch die junge Ausreißerin Katharina, eine weitere gute Figur.
Sie wird Nachbarin von Erich und hat mit ihm sogar etwas gemeinsam. Sie verstehen sich gut!
Die Autorin schafft es, die Figuren so anzulegen, dass man sich für sie und ihr Leben interessiert.
Manchmal stockt die Handlung, einiges hätte weniger umständlich sein dürfen.
Es dauert eine Weile, bis man noch mal in die Taiga zurückkehrt und sich die Handlung wie ein Kreis umschließt.
Ada Dorian gehört zur neuen Generation deutscher Schriftsteller, die frisch wirken und sich nicht scheuen, Vergangenheit und Gegenwart einzubeziehen. Das ergibt ein gelungenes Debüt.
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Der über 80jährige Erich ist verlassen von Frau und Kindern und lebt nur noch für 'seine' Bäume, die er als Wissenschaftler sein Leben lang untersuchte. Katharina, die gerade einmal 17 Jahre alt ist, fühlt sich verlassen von Vater und Mutter und ist nun Erichs Nachbarin. Sie …
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Der über 80jährige Erich ist verlassen von Frau und Kindern und lebt nur noch für 'seine' Bäume, die er als Wissenschaftler sein Leben lang untersuchte. Katharina, die gerade einmal 17 Jahre alt ist, fühlt sich verlassen von Vater und Mutter und ist nun Erichs Nachbarin. Sie lernen sich kennen und ganz langsam entsteht eine Vertrautheit zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen, von denen jeder die Hilfe des Anderen braucht. Sie sind sich ähnlicher als sie denken, denn beide wollen sie unabhängig sein, was sowohl Katharina wie auch Erich nicht möglich ist - wenn auch bei jedem auf andere Weise.
Es ist kein großer Roman, den man hier auf etwas mehr als 260 Seiten liest. Erich versucht jeden Tag auf's Neue selbständig zu bleiben. Und Katharina bemüht sich, am Leben zu bleiben. Durch mehrere Erzählstränge lernt man die beiden Hauptfiguren genauer kennen, wobei aufgrund des höheren Alters meist die Vergangenheit von Erich dominiert. Was dieses Buch zu etwas Besonderem macht, ist die wunderbare Sprache der Autorin, in der ich mich sofort wohl fühlte. Es ist schwer zu beschreiben, denn weder findet man hier extrem bildhafte Darstellungen noch eine übermäßig poetische Wortwahl. Der Text ist schlicht mitfühlend und passt einfach perfekt zu den Figuren und den Geschehnissen, die er schildert. Man liest und liest und möchte nichts als weiterlesen, auch wenn man Katharina manchmal wegen ihrer Blauäugigkeit schütteln möchte oder Erich wegen seiner Sturköpfigkeit. Doch man lebt und fühlt mit ihnen und so ist es fast schon ein Gefühl der Trauer, wenn man die Beiden verlassen muss.
Und warum trotzdem nicht die volle Punktzahl? Weil manche der Beziehungen nicht wirklich überzeugend wirkten. Wolodja soll Erichs bester Freund gewesen sein? Und von ihm hat er am meisten gelernt? Obwohl sie praktisch nicht miteinander geredet haben? Seine geliebte Frau Dascha lässt er einfach ziehen? Obwohl er Sibirien auch so liebt? Noch einige solcher Sachverhalte sind mir aufgefallen, die ich mir nicht erklären kann, was meine Freude am Text damit etwas minderte. Dennoch, ein schönes Buch! Und ich bin gespannt, was die Autorin als Nächstes schreibt.
Übrigens, die 'Betrunkenen Bäume' gibt es tatsächlich, wenn auch nicht in Sibirien. Zumindest habe ich darüber nichts gefunden, doch einen Wald mit solchen Bäumen gibt es am Kurischen Haff. Auch wenn der Grund dafür offenbar ein anderer ist als im Buch.
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Erich ist weit über 80. Noch lebt er alleine in seiner Wohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus. Doch nicht nur seine Sehkraft schwindet, auch seine Kraft und seine Beweglichkeit. Seine Tochter Irina vermittelt ihm eine Pflegekraft, die er aber kategorisch ablehnt. Einzig seine …
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Erich ist weit über 80. Noch lebt er alleine in seiner Wohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus. Doch nicht nur seine Sehkraft schwindet, auch seine Kraft und seine Beweglichkeit. Seine Tochter Irina vermittelt ihm eine Pflegekraft, die er aber kategorisch ablehnt. Einzig seine Liebe zu seinen Bäumen und seine Obsession noch täglich Auswertungen von Daten eines russischen Wissenschaftlers durchführen zu wollen, halten ihn am Leben.
Katharina, 17, ist verzweifelt, nachdem die Ehe ihrer Eltern auseinandergebrochen ist und sich der Vater nach Russland aufgemacht hat. Sie, die kurz vorm Abitur steht, schmeißt die Schule und flieht von zu Hause. Über Umwege findet sie Schutz in der Nachbarwohnung von Erich. Die beiden lernen sich kennen und so entsteht durch gegenseitige Hilfe eine fragile, ungewöhnliche Freundschaft.
Ada Dorians Schreibstil ist ruhig. Abweschselnd erzählt sie von Erich und Katharina. Immer wieder gibt es Rückblenden. Anfangs sind es verschiedene Erzählstränge, die sich immer weiter annährern, bis Erich und Katharina das erste Mal aufeinander treffen. Immer weiter werden Schicht um Schicht der Protagonisten gelöst, so dass der Leser immer tiefer in sie schauen kann, sie verstehen lernt.
Der Autorin ist es m.E. dabei wunderbar gelungen die beiden sehr gekonnt auszuarbeiten.
Da ist der tattrige Erich, der am Ende seines Lebens kaum noch Hoffnung hat. Immer weiter zerbröselt seine Selbständigkeit, dennoch hält er sich klammerhaft an seinen Daten, seiner (kleinen) Aufgabe fest um sich nicht ganz zu verlieren. Dabei wächst ihm nicht nur das Leben buchstäblich über den Kopf.
Für Katharina hingegen hat sich das Leben um sie herum aufgelöst. Sie findet keinen Halt, keinen Anker und fühlt sich an den Rand geschoben.
Für beide geht es um Lebensängste, um Spurensuche, aber auch um Hoffnungen und den eigenen Willen und vor allem die eigenen Wurzeln.
Ada Dorian´s Roman hat mich berührt, hat mich nachdenklich gestimmt und hat mich beim Lesen gefesselt. Immer mehr wollte ich über die zwei so unterschiedlichen und doch so ähnlichen Protagonisten erfahren, wollte wissen, ob sie wieder zu ihren Wurzeln zurück finden oder sich im wirren Geäst verlieren.
Passend dazu der Titel und auch die im Text geschildernde "Betrunkenen Bäume". Bäume, die durch die Veränderung ihres Bodens den Halt verlieren, schief wachsen oder absterben. Ein passendes Symbol auch für die zwei Protagonisten.
Fazit:
Ein Roman um zwei verlorene Menschen - aus zwei verschiedenen Generationen mit Hoffnungen, Ängsten, Verzweiflung, auf der Suche nach ihren Wurzeln, hat mich gefesselt und sehr gut gefallen.
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Erich ist 80 Jahre alt und hat somit sein Leben fast hinter sich. Katharina wird demnächst 18 und fängt gerade erst an zu leben, indem sie als Erstes von Zuhause ausreist; um schließlich in der Wohnung neben Erich zu stranden. Erich war früher in Sibirien als Forscher …
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Erich ist 80 Jahre alt und hat somit sein Leben fast hinter sich. Katharina wird demnächst 18 und fängt gerade erst an zu leben, indem sie als Erstes von Zuhause ausreist; um schließlich in der Wohnung neben Erich zu stranden. Erich war früher in Sibirien als Forscher tätig, Katharinas Vater hat sich gerade dorthin abgesetzt. Bald wird aus der zufälligen Begegnung im Hausflur eine interessante Freundschaft.
Ada Dorian hat eine sehr feinfühlige Geschichte geschrieben, die den Leser trotz der vermeintlich banalen Handlung schnell fesselt. Es geht um große Gefühle, Familie, Freundschaft, Einsamkeit; Fehler, die man nie wieder gutmachen kann. Dem Ganzen liegt ein melancholischer Ton zugrunde, es fällt oft schwer Hoffnung für die Protagonisten zu finden. Trotzdem handelt es sich hierbei nicht um ein depressives Stück Literatur, sondern eine sensible Geschichte, die die verschiedenen Lebensabschnitte der Figuren gut zueinander fügt. Die Protagonisten sind nicht ganz einfach zugänglich, trotzdem fühlt man mit ihnen mit. Die Handlung plätschert leider etwas vor sich hin, ich hätte mir schon ein deutlicheres Ziel gewünscht. Das Ende war dann doch etwas vorhersehbar, aber zumindest stimmig, sodass alles in allem eine runde Geschichte herauskommt. Ein interessantes Debut, dass trotz kleiner Abstriche Lust auf mehr von der Autorin macht.
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