Faszinierendes Science Fiction Epos
Nach Eragon war ich neugierig, ob Christopher Paolini auch in der Science Fiction Fuß fassen kann. Zumal Infinitum mit knapp 1000 Seiten Platz genug bietet, um eine futuristische Welt mitsamt ihrer Technologien sowie Aliens unterzubringen. Der Klappentext selbst
gibt zunächst einmal nicht viel her. So macht die junge Exobiologin Kira Navárez bei der…mehrFaszinierendes Science Fiction Epos
Nach Eragon war ich neugierig, ob Christopher Paolini auch in der Science Fiction Fuß fassen kann. Zumal Infinitum mit knapp 1000 Seiten Platz genug bietet, um eine futuristische Welt mitsamt ihrer Technologien sowie Aliens unterzubringen. Der Klappentext selbst gibt zunächst einmal nicht viel her. So macht die junge Exobiologin Kira Navárez bei der Untersuchung eines potentiellen Kolonialplaneten eine nicht nur für sie gravierende Entdeckung, die fortan das Schicksal aller Lebewesen beträchtlich beeinflussen wird. Und tatsächlich wird bereits nach wenigen Seiten ein erster Vektor in der Story vorgegeben, welcher jedoch noch ein paar Kurskorrekturen erfährt, um die Spannung gleichbleibend hoch zu halten.
"Der Pfad an unser Ziel ist selten gerade. Er ist oft verschlungen, das macht die Reise unterhaltsamer, als sie es sonst wäre." Zitat S. 180
Über den Inhalt selbst werde ich nichts weiter schreiben, um keinen potentiellen Leser dieses Romans zu spoilern. Als angenehm empfand ich, dass nicht nur die Hauptprotagonistin Kira früh und umfangreich beschrieben, sondern auch das entscheidende Schlüsselerlebnis zeitig platziert wurde. Primär geschrieben aus Kiras Sicht erlebt man ihre Emotionen und Abenteuer ebenso mit wie man zunächst wie sie vor dem Rätsel steht, welche Bedeutung das alles haben könnte. Wissenshappen sowie weitere Erkenntnisse ergeben sich nach und nach im Laufe des Romans, Überraschungen nicht ausgeschlossen. Entsprechend waren Spannung und Unterhaltungswert gleichbleibend hoch und angenehm komplex.
„Sie hatte gelernt, dass man manchmal eine Wahl treffen musste, irgendeine, selbst wenn nicht ganz sicher war, welcher Weg der richtige war. Denn diesen Luxus gab es im Leben nur ganz selten.“
Zitat S. 910
Was das Worldbuilding betrifft, hat der Autor sich nicht mit halben Sachen zufrieden gegeben. In einem der Anhänge beschreibt er in einem Auszug die fiktive Einheitliche Feldtheorie, basierend auf erweiterter Quantenphysik, welcher die Raumfahrt in der Zukunft zugrunde liegt. Ich habe mir den Spaß gegönnt und diesen Teil vorweg gelesen, so dass ich zu Beginn des Romans bereits diesbezüglich eine Vorstellung im Kopf hatte. Empfehlenswert ist es auch, sich den Anhang mit der zeitlichen Übersicht bisheriger Ereignisse durchzulesen, bevor es an den eigentlichen Roman geht. Der dritte Anhang ist ein Glossar vieler Begriffe und deren Erklärungen, umfangreich und ebenfalls sehr hilfreich.
Neben der Physik hat der Autor sich auch Gedanken gemacht zur gesellschaftlichen Gestaltung, dem medizinischen Fortschritt, futuristischen Glaubensrichtungen sowie der ein oder anderen weiteren Erfindung. Erfrischend zu lesen war zudem die Schiffsintelligenz mit Persönlichkeitsstörung, ein weiteres sehr interessantes Thema.
"Jawoll, Captain. Verfahren zum verdammt noch mal hier Rausbringen startet."
Zitat S. 659
Neben all diesen vielen Themen und Überlegungen hat der Autor es sich auch nicht nehmen lassen, das große Thema der Frage nach dem Ursprung des Lebens in seine Story einzuweben. Eine Frage, die bei der Erkundung so vieler Planeten und exobiologischer Lebensformen einfach zu einem Epos dazugehört. Eine interessante Idee, die er für sein Werk entwickelt hat, auch wenn wie immer einige Fragen offen bleiben.
Mein Fazit: Infinitum ist ein Buch, für welches man sich ein wenig Zeit nehmen sollte. Dafür wird man belohnt mit einem umfangreichen Weltraumabenteuer, futuristischer Technik sowie spektakulären Lebensformen. Die Hintergründe wirken durchdacht, die Charaktere sind vielschichtig, die Handlung komplex und alles in seinem ihm eigenen Universum realistisch. An einigen wenigen Stellen kamen mir ein paar Möglichkeiten etwas zu überzogen vor, auch wenn es unter schriftstellerische Freiheit fällt. Da ich es dennoch als störend empfand, ziehe ich einen halben Punkt von der Gesamtbewertung ab und vergebe 4,5 von 5 Sternen.