*Frostiges Thriller-Debüt*
Mit ihrem viel versprechenden Debüt „Frostgrab“ ist der Autorin Allie Reynolds ein fesselnder Psychothriller gelungen, der mit seinem frostigen Setting hervorragend in die kommende Winterzeit passt und für reichlich Nervenkitzel sorgt.
Der Thriller spielt in der
faszinierenden Welt der Snowboard-Szene, in der sich die Autorin als ehemalige Top Ten Freestyle…mehr*Frostiges Thriller-Debüt*
Mit ihrem viel versprechenden Debüt „Frostgrab“ ist der Autorin Allie Reynolds ein fesselnder Psychothriller gelungen, der mit seinem frostigen Setting hervorragend in die kommende Winterzeit passt und für reichlich Nervenkitzel sorgt.
Der Thriller spielt in der faszinierenden Welt der Snowboard-Szene, in der sich die Autorin als ehemalige Top Ten Freestyle Snowboarderin bestens auskennt. Viel Insiderwissen und Sport-Fachbegriffe hat sie in die Handlung einfließen lassen, so dass Fans dieses Sport sicher begeistern sein werden, während Laien sicherlich nicht viel damit anfangen können.
Geschickt bedient die Autorin sich eines beliebten, altbewährten Thriller-Konzepts, das mit seinem Ausgangsszenario an einen Agatha Christie-Klassiker erinnert: In einem einsamen Berghotel eines Skigebiets inmitten von Eis und Schnee gelegen, treffen sich 5 Freunde einer Clique nach 10 Jahren zu einem Ehemaligentreffen wieder. Niemand weiß genau, wer dieses Treffen arrangiert hat, doch bemerkt die Gruppe rasch, dass sie allein dort oben am Gletscher und von der Außenwelt abgeschnitten sind, und jemand mit ihnen ein perfides Psychospiel treibt.
Die clever konstruierte, äußerst fesselnde Handlung ist auf zwei einander abwechselnden Handlungssträngen angelegt, die in verschiedenen Zeitebenen spielen. Zum einen erleben wir die Ereignisse im einsamen Berghotel in der Gegenwart mit und zum anderen springt die Geschichte immer wieder zu Rückblicken, die uns an den Erinnerungen der Protagonistin Milla an jenen tragischen Winter vor 10 Jahren teilhaben lassen. Aus ihrer Sicht erfahren wir neben unheilvollen Andeutungen immer mehr Details über die Vergangenheit - das Kennenlernen der sechs Snowboarder Milla, Saskia, Curtis, Dale, Heather und Brent, ihren Wettkampfvorbereitungen sowie der Gruppendynamik innerhalb der Clique mit ihren Liebeleien, Freundschaften, Intrigen und Rivalitäten.
Sehr authentisch stellt die Autorin die aufkommende Beklemmung, die Ängste, Paranoia und das allmähliche Hochschaukeln von gegenseitigen Verdächtigungen und Misstrauen innerhalb der Gruppe dar und steigert die Spannung immer weiter. Der Nervenkitzel wird zudem erhöht durch die unheilvolle Atmosphäre und den Verdacht, dass jemand ein raffiniertes Psychospiel mit ihnen treibt. Lange Zeit bleibt ungewiss, wer hinter dem Katz- und Mausspiel auf Leben und Tod stecken könnte. Die komplexe Geschichte gewinnt zusehends an Spannung und Dynamik, überrascht mit einigen Wendungen und sorgt immer wieder auch für den notwendigen Thrill.
Im Gegensatz zum clever inszenierten Setting sind die Charaktere zwar interessant, aber etwas klischeehaft und nicht sehr vielschichtig ausgearbeitet. Zudem war mir keiner von ihnen sonderlich sympathisch, so dass mir ein Mitfiebern mit ihnen schwer fiel. Recht lebendig und lebensnah hat die Autorin die jugendliche Snowboarder Clique angelegt und auch ihr Handeln absolut glaubwürdig dargestellt. Als aufstrebende, sehr talentierte Shooting-Stars sind sie extrem ehrgeizig, risikofreudig und halten sich alle für unbesiegbar. Nach dem harten Training vergnügen sie sich mit Alkohol, Partys und Affairen, und so pflegen sie eher unverbindliche, oberflächliche Beziehungen stets ihr eigens Fortkommen im Blick.
Mit ihrem mitreißenden Schreibstil und geschickt gesetzten Perspektivwechseln treibt die Autorin ihren packenden Psychothriller voran und lässt ihn schließlich in einem fesselnden, hochdramatischen Showdown gipfeln. Die Auflösung und Beweggründe sind zwar nachvollziehbar und glaubwürdig dargestellt, doch wirkte die Geschichte insgesamt etwas zu konstruiert auf mich.
FAZIT
Ein fesselnder, raffiniert angelegter Psychothriller, der in der Snowboarder-Szene spielt - mit tollem winterlichen Setting und reichlich Nervenkitzel, aber leider etwas eindimensional wirkenden Charakteren!