Wenn die Schrecken der Vergangenheit zum Grauen der Gegenwart werden
Südtirol, im Winter. Marlene ist auf der Flucht, panisch steuert sie ihr Auto durch den Schneesturm. Im Gepäck: ein Beutel mit Saphiren, den sie ihrem skrupellosen Ehemann aus dem Safe entwendet hat. Wegener ist der Kopf einer mafiösen Erpresserbande, und Marlene weiß, dass er seine Killer auf sie hetzen wird. Da stürzt ihr Wagen in eine Schlucht. Marlene erwacht in einer abgelegenen Berghütte, gerettet von einem wortkargen Alten. Bei ihm und seinen Schweinen glaubt sie sich in Sicherheit vor ihrem Mann. Bald jedoch stellt sie mit Entsetzen fest, dass von dem Einsiedler eine noch größere Gefahr ausgeht ...
Südtirol, im Winter. Marlene ist auf der Flucht, panisch steuert sie ihr Auto durch den Schneesturm. Im Gepäck: ein Beutel mit Saphiren, den sie ihrem skrupellosen Ehemann aus dem Safe entwendet hat. Wegener ist der Kopf einer mafiösen Erpresserbande, und Marlene weiß, dass er seine Killer auf sie hetzen wird. Da stürzt ihr Wagen in eine Schlucht. Marlene erwacht in einer abgelegenen Berghütte, gerettet von einem wortkargen Alten. Bei ihm und seinen Schweinen glaubt sie sich in Sicherheit vor ihrem Mann. Bald jedoch stellt sie mit Entsetzen fest, dass von dem Einsiedler eine noch größere Gefahr ausgeht ...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.04.2018Virtuos beiläufig
Luca D’Andreas zweiter Thriller als Hörbuch
Luca D’Andreas zweiter Thriller nach seinem Bestsellerdebüt „Der Tod so kalt“ trägt märchenhafte Züge: Robert Wegener, ein brutaler Mafioso, hört auf den Spitznamen „Kobold“. Seine Frau Marlene, 22 Jahre alt, naiv und sehr schön, hat immer eine Ausgabe von Grimms Märchen als „Glücksbringer“ auf dem Nachttisch liegen.
Im Original heißt das Buch, für das D’Andrea im vergangenen Jahr die renommierteste Krimiauszeichnung Italiens gewann, schlicht „Lissy“. Nach der schwarzen Sau, die immer Hunger hat. Wieder ist der Schauplatz Südtirol, sind es die Berge, eine archaische Welt, abweisend, kalt und menschenfeindlich. Überdies spielt die Geschichte in den Siebzigerjahren, die Gespenster der Vergangenheit – die Armut und der (Aber)Glauben, der Krieg und die Kollaboration – geistern noch munter herum. Als Marlene herausfindet, womit ihr Mann Geld verdient, raubt sie ihm seine Saphire, verunglückt auf der Flucht. Ihr Retter ist Simon Keller, Bergbauer und Einsiedler. Er nimmt sie auf, während im Tal unten der „Kobold“ schon seinen „Mann des Vertrauens“ auf ihre Fährte setzt. Doch ist Marlene bei Simon, der von Stimmen heimgesucht wird, wirklich in Sicherheit?
Luca D’Andrea bedient sich nicht nur geschickt der klassischen Thriller-Elemente, sondern wechselt beständig die Perspektiven, erzählt unnachahmlich dicht. Virtuos in seiner Beiläufigkeit etwa, wie er zu Beginn den unheilvollen Schneefall einsetzen lässt. Zunächst schreibt er von „ersten Flocken“, doch schon wenige Sätze später liegt bereits „der Schnee in dicken Schichten über der Fahrbahn“. Das Entscheidende geschieht hier stets zwischen den Zeilen. Matthias Koeberlin widersteht bei seiner Einlesung der Versuchung, mit der Stimme zusätzlich für Thrill zu sorgen. Er forciert nichts, liest so klar und kalt wie Luca D’Andrea schreibt. „Kälte hat einen ganz bestimmten Geruch (…). Wie geronnenes Blut.“
FLORIAN WELLE
Luca Dʼ Andrea: Das Böse, es bleibt. Aus dem Italienischen von Susanne Van Volxem und Olaf Roth. Gekürzte Lesung mit Matthias Koeberlin. 1 mp3-CD, Laufzeit ca. 7 h 49 min. Der Hörverlag, München 2018. 14,99 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Luca D’Andreas zweiter Thriller als Hörbuch
Luca D’Andreas zweiter Thriller nach seinem Bestsellerdebüt „Der Tod so kalt“ trägt märchenhafte Züge: Robert Wegener, ein brutaler Mafioso, hört auf den Spitznamen „Kobold“. Seine Frau Marlene, 22 Jahre alt, naiv und sehr schön, hat immer eine Ausgabe von Grimms Märchen als „Glücksbringer“ auf dem Nachttisch liegen.
Im Original heißt das Buch, für das D’Andrea im vergangenen Jahr die renommierteste Krimiauszeichnung Italiens gewann, schlicht „Lissy“. Nach der schwarzen Sau, die immer Hunger hat. Wieder ist der Schauplatz Südtirol, sind es die Berge, eine archaische Welt, abweisend, kalt und menschenfeindlich. Überdies spielt die Geschichte in den Siebzigerjahren, die Gespenster der Vergangenheit – die Armut und der (Aber)Glauben, der Krieg und die Kollaboration – geistern noch munter herum. Als Marlene herausfindet, womit ihr Mann Geld verdient, raubt sie ihm seine Saphire, verunglückt auf der Flucht. Ihr Retter ist Simon Keller, Bergbauer und Einsiedler. Er nimmt sie auf, während im Tal unten der „Kobold“ schon seinen „Mann des Vertrauens“ auf ihre Fährte setzt. Doch ist Marlene bei Simon, der von Stimmen heimgesucht wird, wirklich in Sicherheit?
Luca D’Andrea bedient sich nicht nur geschickt der klassischen Thriller-Elemente, sondern wechselt beständig die Perspektiven, erzählt unnachahmlich dicht. Virtuos in seiner Beiläufigkeit etwa, wie er zu Beginn den unheilvollen Schneefall einsetzen lässt. Zunächst schreibt er von „ersten Flocken“, doch schon wenige Sätze später liegt bereits „der Schnee in dicken Schichten über der Fahrbahn“. Das Entscheidende geschieht hier stets zwischen den Zeilen. Matthias Koeberlin widersteht bei seiner Einlesung der Versuchung, mit der Stimme zusätzlich für Thrill zu sorgen. Er forciert nichts, liest so klar und kalt wie Luca D’Andrea schreibt. „Kälte hat einen ganz bestimmten Geruch (…). Wie geronnenes Blut.“
FLORIAN WELLE
Luca Dʼ Andrea: Das Böse, es bleibt. Aus dem Italienischen von Susanne Van Volxem und Olaf Roth. Gekürzte Lesung mit Matthias Koeberlin. 1 mp3-CD, Laufzeit ca. 7 h 49 min. Der Hörverlag, München 2018. 14,99 Euro.
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»Luca D'Andrea bedient sich nicht nur geschickt der klassischen Thriller-Elemente, sondern wechselt beständig die Perspektiven, erzählt unnachahmlich dicht. Virtuos in seiner Beiläufigkeit...« Süddeutsche Zeitung