Ferdinand von Schirach
Audio-CD
Der Fall Collini
Ungekürzte Lesung. 224 Min.. CD Standard Audio Format.Lesung.Ungekürzte Ausgabe
Gesprochen: Klaußner, Burghart
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Was treibt einen Menschen, der sich ein Leben lang nichts hat zuschulden kommen lassen, zu einem Mord?Vierunddreißig Jahre hat der Italiener Fabrizio Collini als Werkzeugmacher bei Mercedes-Benz gearbeitet. Unauffällig und unbescholten. Und dann ermordet er in einem Berliner Luxushotel einen alten Mann. Grundlos, wie es scheint. Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung in diesem Fall zugewiesen. Wieder und wieder versucht er die Tat zu verstehen. Vergeblich, denn Collini gesteht zwar den Mord, aber zu seinem Motiv schweigt er. Und so muss Leinen einen Mann verteidigen, ...
Was treibt einen Menschen, der sich ein Leben lang nichts hat zuschulden kommen lassen, zu einem Mord?
Vierunddreißig Jahre hat der Italiener Fabrizio Collini als Werkzeugmacher bei Mercedes-Benz gearbeitet. Unauffällig und unbescholten. Und dann ermordet er in einem Berliner Luxushotel einen alten Mann. Grundlos, wie es scheint. Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung in diesem Fall zugewiesen. Wieder und wieder versucht er die Tat zu verstehen. Vergeblich, denn Collini gesteht zwar den Mord, aber zu seinem Motiv schweigt er. Und so muss Leinen einen Mann verteidigen, der nicht verteidigt werden will. Ein zunächst aussichtsloses Unterfangen, aber schließlich stößt er auf eine Spur, die weit hinausgeht über den Fall Collini und Leinen mitten hineinführt in ein erschreckendes Kapitel deutscher Justizgeschichte ...
Vierunddreißig Jahre hat der Italiener Fabrizio Collini als Werkzeugmacher bei Mercedes-Benz gearbeitet. Unauffällig und unbescholten. Und dann ermordet er in einem Berliner Luxushotel einen alten Mann. Grundlos, wie es scheint. Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung in diesem Fall zugewiesen. Wieder und wieder versucht er die Tat zu verstehen. Vergeblich, denn Collini gesteht zwar den Mord, aber zu seinem Motiv schweigt er. Und so muss Leinen einen Mann verteidigen, der nicht verteidigt werden will. Ein zunächst aussichtsloses Unterfangen, aber schließlich stößt er auf eine Spur, die weit hinausgeht über den Fall Collini und Leinen mitten hineinführt in ein erschreckendes Kapitel deutscher Justizgeschichte ...
Der SPIEGEL nannte ihn einen »großartigen Erzähler«, die NEW YORK TIMES einen »außergewöhnlichen Stilisten«, der INDEPENDENT verglich ihn mit Kafka und Kleist, der DAILY TELEGRAPH schrieb, er sei »eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur«. Ferdinand von Schirachs Erzählungsbände »Verbrechen« und »Schuld« und seine Romane »Der Fall Collini« und »Tabu« wurden zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern, die bisher in mehr als 40 Ländern erschienen sind. Sein erstes Theaterstück »Terror« wurde parallel am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Frankfurt uraufgeführt. Schirach wurde mit mehreren - auch internationalen - Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kleist-Preis. Seinen Erfolg erklärt die französische LIBÉRATION so: »Schirachs Meisterleistung ist, uns zu zeigen, dass - egal wie monströs dessen Taten zunächst scheinen mögen - ein Mensch doch immer ein Mensch ist.« Ferdinand von Schirach lebt in Berlin.
Burghart Klaußner, vielseitiger Bühnen-, Fernseh- und Filmschauspieler, ist bekannt aus Filmen wie »Der Vorleser«, »Das weiße Band« sowie »Nachtzug nach Lissabon«. Er wurde mit dem Deutschen Filmpreis und dem Silbernen Leoparden ausgezeichnet. Neben der Schauspielerei ist er mit seinem musikalischen Bühnenprogramm »Zum Klaußner« auf Tournee. Seine Leistung als Hörbuchsprecher wurde mehrfach mit dem Deutschen Hörbuchpreis gewürdigt.
Burghart Klaußner, vielseitiger Bühnen-, Fernseh- und Filmschauspieler, ist bekannt aus Filmen wie »Der Vorleser«, »Das weiße Band« sowie »Nachtzug nach Lissabon«. Er wurde mit dem Deutschen Filmpreis und dem Silbernen Leoparden ausgezeichnet. Neben der Schauspielerei ist er mit seinem musikalischen Bühnenprogramm »Zum Klaußner« auf Tournee. Seine Leistung als Hörbuchsprecher wurde mehrfach mit dem Deutschen Hörbuchpreis gewürdigt.
Produktdetails
- Verlag: Osterwoldaudio
- Anzahl: 3 Audio CDs
- Gesamtlaufzeit: 224 Min.
- Altersempfehlung: ab 16 Jahren
- Erscheinungstermin: 31. August 2011
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783869521039
- Artikelnr.: 33695191
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Diese fatale Schwäche für Pralinen oder Sellerie
Wenn die banalsten Dinge zur Chiffre der Undurchschaubarkeit des menschlichen Lebens werden: Ferdinand von Schirach schreibt einen Roman.
Von Patrick Bahners
Er darf das. Seinen ersten Roman zusammenzimmern und über der Eingangstür einen Satz von Großpapa Hemingway ans Gebälk nageln: "Wir sind wohl alle für das geschaffen, was wir tun." Bei jedem anderen Krimiautor sähe das affig aus. Nicht bei Ferdinand von Schirach, dem schreibenden Rechtsanwalt. Er ist ein harter Bursche, der als Kleinwildjäger durch das Unterholz der eigenen Prosa streift. Ungerührt bringt er Nebenfiguren zur Strecke, die getan haben, was sie zu tun hatten, und für mehr nicht geschaffen
Wenn die banalsten Dinge zur Chiffre der Undurchschaubarkeit des menschlichen Lebens werden: Ferdinand von Schirach schreibt einen Roman.
Von Patrick Bahners
Er darf das. Seinen ersten Roman zusammenzimmern und über der Eingangstür einen Satz von Großpapa Hemingway ans Gebälk nageln: "Wir sind wohl alle für das geschaffen, was wir tun." Bei jedem anderen Krimiautor sähe das affig aus. Nicht bei Ferdinand von Schirach, dem schreibenden Rechtsanwalt. Er ist ein harter Bursche, der als Kleinwildjäger durch das Unterholz der eigenen Prosa streift. Ungerührt bringt er Nebenfiguren zur Strecke, die getan haben, was sie zu tun hatten, und für mehr nicht geschaffen
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waren. Philipp, der Freund des Helden aus dem Internat am Bodensee, kommt kurz nach dem Abitur durch einen Holztieflader zu Tode, der plötzlich schräg auf der Straße steht. Die Eltern sitzen praktischerweise ebenfalls im Auto. Caspar Leinen, der Held, naturgemäß nicht. So ist von der Familie, als Caspar später den Mörder von Philipps Großvater verteidigen muss, weil er den Hörer des Notruftelefons der Pflichtverteidiger abgehoben hat, nur Johanna übrig, die verehrte ältere Schwester.
Während der ewigen Internatszeit war Johanna für Caspar unerreichbar gewesen, dann aber, in seinen letzten Ferien mit Philipp, kam sie netterweise aus London nach Venedig angereist, um ihm am allerletzten Abend einen Kuss zu geben. "Er sah ihr nach, und später konnte er sich an keine Zeit erinnern, in der er so glücklich war wie an diesen hellblauen Tagen am Meer." Wir sind wohl alle auch für das geschaffen, was uns angetan wird.
Der Großvater wird mit vollem Namen eingeführt, Hans Meyer. Und in der langen Rückblende auf lange Spätsommernachmittage voll von Schachpartien und Baumhausbauplanungen wird dem alten Herrn bei jeder Erwähnung die Ehre der vollständigen Namensnennung erwiesen. Er ist nie Philipps Großvater, sondern immer Hans Meyer. Aufgeweckte Leser - bei Wolfgang Ecke wurde man einst süchtig nach diesen kleinen Belohnungen! - haben sich gemerkt, dass der Name des Mordopfers bei der Eröffnung des Haftbefehls im Amtsgericht Berlin-Tiergarten mit Jean-Baptiste Meyer angegeben worden ist. Caspar Leinen erkennt den Namen aus dem Pass seines mit vier Schüssen in den Hinterkopf getöteten Ziehgroßvaters nicht, muss von Johanna darüber aufgeklärt werden, wen sein Mandant in der Brandenburg-Suite des Hotels Adlon aufgesucht hatte.
Der Autor, der als eiskalter Engel durch die Reihen seines Personals streicht, hält für den Erklärungsnotfall eine neue Nebenfigur in Reserve. Er dichtet Hans Meyer eine französische Mutter an: Sie nannte ihn "Jean-Baptiste nach Johannes dem Täufer". Und nicht nach Colbert oder Lully. Hans alias Jean-Baptiste Meyer, als Aufsichtsratschef eines Maschinenbaukonzerns einer der letzten Wirtschaftswundermänner, wird in der zweiten Romanhälfte als SS-Sturmbannführer enttarnt. In Italien hatte er nach einem Anschlag auf deutsche Soldaten die Tötung einer zehnmal größeren Gruppe von Partisanen angeordnet. Der Rentner Fabrizio Collini, der sich in der Lobby des Adlon widerstandslos festnehmen ließ, aber über das Tatmotiv jede Aussage verweigert, ist der Sohn eines Mannes, der auf Befehl Meyers erschossen wurde.
Dass der Kriegsverbrecher Meyer ausweislich der vom Autor angelegten Akten ein halber Franzose ist, geht in das Persönlichkeitsbild nicht ein, das der Roman von ihm zu geben versucht. Dabei sollte das Buch statt "Der Fall Collini" besser "Der Fall Meyer" heißen: In dem Kreuzverhör, das nach gängigem Muster die Spannung dem Höhepunkt zuführen soll, geht es nicht um die Bluttat im Hotelzimmer, sondern um die Rechtmäßigkeit von Geiselerschießungen im Zusammenhang der Partisanenbekämpfung. Seltsam, dass auch der Ermittlungsrichter den Fall nicht als Mordsache Meyer, sondern als Mordsache Collini führt, als wäre die Schuld des Italieners von Anfang an bewiesen.
In der Geschäftsstelle der für Kapitaldelikte zuständigen Staatsanwaltschaft, die wir mit den Augen des jungen Anwalts Leinen betrachten, stapeln sich überall die Akten, "geordnet nach einem undurchschaubaren Prinzip". Angeblich hat Leinen vor zwei Jahren eine Station seines Referendariats genau in dieser Abteilung absolviert. Sollte das Prinzip nicht doch das Alphabet oder das Eingangsdatum sein? Oder einfach das Aktenzeichen? Die banalste Einzelheit kann unter dem Blick des Desinteressierten zur Chiffre der Undurchschaubarkeit des Menschenlebens werden: Nach diesem Gesetz entsteht Ferdinand von Schirachs Prosa.
Den Effekt existentialistischer Abkühlung, der den Erzählungsbänden "Verbrechen" und "Schuld" maßloses Lob eingetragen hat, erzielt der Autor mit einem simplen Trick: Er baut Protokollsätze ein, die für die Sache ohne Belang sind und in der Geschichte ohne Bezug bleiben. Diese als Lakonismus bewunderte Manier ist in Wahrheit in grotesker Weise redundant. "Zwei Polizisten hatten die Vernehmung vorbereitet, die Akten der Staatsanwaltschaft lagen vor ihnen, gelbe Zettel klebten auf den Seiten, zu denen sie Fragen stellen wollten." Solche Sätze sollen gerade keine Atmosphäre schaffen. Der ältere der beiden Beamten "hatte drei erwachsene Kinder und eine Schwäche für Pralinen". Er könnte auch in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben und im Garten Sellerie anbauen.
Aus solchen nutzlosen Informationen spricht der Rechtsanwalt, der Beweise seiner Objektivität anhäuft: Organ der Rechtspflege, auch wenn er im Café gegenüber vom Gericht Wartezeit absitzt. "Nachdem er an der Theke bezahlt hatte, ging er über die Straße zum Haupteingang." Er bezahlte also nicht am Tisch bei der Kellnerin ("eine hübsche Türkin, über die es in Moabit viele Geschichten gab") und nahm nicht die Unterführung, die in der Turmstraße noch nicht gegraben worden ist. Im Gericht kommt der Kaffee "aus einem Automaten, er schmeckte nach Plastik und Milchpulver".
Wenn Caspar Leinen an handgeschöpftem Milchkaffee gelegen wäre, hätte er eine der vier Einladungen zu Vorstellungsgesprächen in großen Wirtschaftskanzleien annehmen müssen, die ihm nach dem zweiten Examen zugestellt wurden. Aber Leinen mag diese Sozietäten nicht. Dort geht es nur ums Geld! Und wer eine Sache nicht durch Geld aus der Welt geschafft hat, bevor sie bei Gericht zum Aufruf kommt, gilt als Verlierer. Leinen will bei Gericht auftreten. Will über "den geschundenen Menschen" reden und für den geschundenen Menschen. Und schon bei der ersten Pflichtverteidigung bebt der Boden der bürgerlichen Existenz, und die Kluft reißt auf, eine schauerlich gähnende Schlucht, zwischen der Pflicht und dem schönen Leben als eingebildeter Erbe. "Als er zu lesen begann, wusste er, dass er heute seine Kindheit zerstören würde und dass Johanna nicht mehr zurückkäme. Und dass all das keine Rolle spielte." Es muss auch keine Rolle spielen, denn auf der letzten Seite des Romans kommt Johanna zurück. Der Prozess ist eingestellt, der Angeklagte hat sich umgebracht, der Verteidiger muss nicht plädieren.
Was hat nun der Autor für den von ihm erfundenen geschundenen Menschen getan? Als schwitzenden Riesen führt er ihn ein. Im Land der Täter hat Fabrizio Collini sein Arbeitsleben verbracht, als Werkzeugmacher beim Daimler. Er schweigt. Statt seiner spricht sein Anwalt. Aber Leinen vervollständigt lediglich die Akten um die Akte Meyer, versetzt sich nicht in Collini hinein. Der Täter wird in dem Verfahren, das Ferdinand von Schirach veranstaltet, nicht zur Person. Vor dem Moment der Wahrheit nimmt der Autor Collini aus dem Spiel. Es bleibt eine kurze Botschaft an den Anwalt, eine Bitte um Verzeihung, "in der ungelenken Schrift seines Mandanten". Demnach hat dieser lebenslängliche Gastarbeiter, der "zuletzt" Meister war, nie ordentlich zu schreiben gelernt.
Apropos. Auch dieses Buch Ferdinand von Schirachs strotzt von falschen Konjunktiven, schiefen Bildern und kitschigen Sentenzen. Die Fans des Autors nehmen diese Unbeholfenheiten wohl als Indizien dafür, dass er Wahres berichte. Johanna Meyer fragt Caspar Leinen zum Schluss nach dem Erbgut des bösen Großvaters: "Bin ich das alles auch?" Und erhält die Antwort: "Du bist, wer du bist." Das ist bestenfalls ein Freispruch zweiter Klasse. Mit einem zweiten Roman, über Schuldvererbung in den besseren Kreisen unter Berücksichtigung der Hirnforschung, muss gerechnet werden. Daher sei hier in revisionssicherer Deutlichkeit festgestellt: Hemingway ist unschuldig.
Ferdinand von Schirach: "Der Fall Collini". Roman.
Piper Verlag, München 2011. 198 S., geb., 16,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Während der ewigen Internatszeit war Johanna für Caspar unerreichbar gewesen, dann aber, in seinen letzten Ferien mit Philipp, kam sie netterweise aus London nach Venedig angereist, um ihm am allerletzten Abend einen Kuss zu geben. "Er sah ihr nach, und später konnte er sich an keine Zeit erinnern, in der er so glücklich war wie an diesen hellblauen Tagen am Meer." Wir sind wohl alle auch für das geschaffen, was uns angetan wird.
Der Großvater wird mit vollem Namen eingeführt, Hans Meyer. Und in der langen Rückblende auf lange Spätsommernachmittage voll von Schachpartien und Baumhausbauplanungen wird dem alten Herrn bei jeder Erwähnung die Ehre der vollständigen Namensnennung erwiesen. Er ist nie Philipps Großvater, sondern immer Hans Meyer. Aufgeweckte Leser - bei Wolfgang Ecke wurde man einst süchtig nach diesen kleinen Belohnungen! - haben sich gemerkt, dass der Name des Mordopfers bei der Eröffnung des Haftbefehls im Amtsgericht Berlin-Tiergarten mit Jean-Baptiste Meyer angegeben worden ist. Caspar Leinen erkennt den Namen aus dem Pass seines mit vier Schüssen in den Hinterkopf getöteten Ziehgroßvaters nicht, muss von Johanna darüber aufgeklärt werden, wen sein Mandant in der Brandenburg-Suite des Hotels Adlon aufgesucht hatte.
Der Autor, der als eiskalter Engel durch die Reihen seines Personals streicht, hält für den Erklärungsnotfall eine neue Nebenfigur in Reserve. Er dichtet Hans Meyer eine französische Mutter an: Sie nannte ihn "Jean-Baptiste nach Johannes dem Täufer". Und nicht nach Colbert oder Lully. Hans alias Jean-Baptiste Meyer, als Aufsichtsratschef eines Maschinenbaukonzerns einer der letzten Wirtschaftswundermänner, wird in der zweiten Romanhälfte als SS-Sturmbannführer enttarnt. In Italien hatte er nach einem Anschlag auf deutsche Soldaten die Tötung einer zehnmal größeren Gruppe von Partisanen angeordnet. Der Rentner Fabrizio Collini, der sich in der Lobby des Adlon widerstandslos festnehmen ließ, aber über das Tatmotiv jede Aussage verweigert, ist der Sohn eines Mannes, der auf Befehl Meyers erschossen wurde.
Dass der Kriegsverbrecher Meyer ausweislich der vom Autor angelegten Akten ein halber Franzose ist, geht in das Persönlichkeitsbild nicht ein, das der Roman von ihm zu geben versucht. Dabei sollte das Buch statt "Der Fall Collini" besser "Der Fall Meyer" heißen: In dem Kreuzverhör, das nach gängigem Muster die Spannung dem Höhepunkt zuführen soll, geht es nicht um die Bluttat im Hotelzimmer, sondern um die Rechtmäßigkeit von Geiselerschießungen im Zusammenhang der Partisanenbekämpfung. Seltsam, dass auch der Ermittlungsrichter den Fall nicht als Mordsache Meyer, sondern als Mordsache Collini führt, als wäre die Schuld des Italieners von Anfang an bewiesen.
In der Geschäftsstelle der für Kapitaldelikte zuständigen Staatsanwaltschaft, die wir mit den Augen des jungen Anwalts Leinen betrachten, stapeln sich überall die Akten, "geordnet nach einem undurchschaubaren Prinzip". Angeblich hat Leinen vor zwei Jahren eine Station seines Referendariats genau in dieser Abteilung absolviert. Sollte das Prinzip nicht doch das Alphabet oder das Eingangsdatum sein? Oder einfach das Aktenzeichen? Die banalste Einzelheit kann unter dem Blick des Desinteressierten zur Chiffre der Undurchschaubarkeit des Menschenlebens werden: Nach diesem Gesetz entsteht Ferdinand von Schirachs Prosa.
Den Effekt existentialistischer Abkühlung, der den Erzählungsbänden "Verbrechen" und "Schuld" maßloses Lob eingetragen hat, erzielt der Autor mit einem simplen Trick: Er baut Protokollsätze ein, die für die Sache ohne Belang sind und in der Geschichte ohne Bezug bleiben. Diese als Lakonismus bewunderte Manier ist in Wahrheit in grotesker Weise redundant. "Zwei Polizisten hatten die Vernehmung vorbereitet, die Akten der Staatsanwaltschaft lagen vor ihnen, gelbe Zettel klebten auf den Seiten, zu denen sie Fragen stellen wollten." Solche Sätze sollen gerade keine Atmosphäre schaffen. Der ältere der beiden Beamten "hatte drei erwachsene Kinder und eine Schwäche für Pralinen". Er könnte auch in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben und im Garten Sellerie anbauen.
Aus solchen nutzlosen Informationen spricht der Rechtsanwalt, der Beweise seiner Objektivität anhäuft: Organ der Rechtspflege, auch wenn er im Café gegenüber vom Gericht Wartezeit absitzt. "Nachdem er an der Theke bezahlt hatte, ging er über die Straße zum Haupteingang." Er bezahlte also nicht am Tisch bei der Kellnerin ("eine hübsche Türkin, über die es in Moabit viele Geschichten gab") und nahm nicht die Unterführung, die in der Turmstraße noch nicht gegraben worden ist. Im Gericht kommt der Kaffee "aus einem Automaten, er schmeckte nach Plastik und Milchpulver".
Wenn Caspar Leinen an handgeschöpftem Milchkaffee gelegen wäre, hätte er eine der vier Einladungen zu Vorstellungsgesprächen in großen Wirtschaftskanzleien annehmen müssen, die ihm nach dem zweiten Examen zugestellt wurden. Aber Leinen mag diese Sozietäten nicht. Dort geht es nur ums Geld! Und wer eine Sache nicht durch Geld aus der Welt geschafft hat, bevor sie bei Gericht zum Aufruf kommt, gilt als Verlierer. Leinen will bei Gericht auftreten. Will über "den geschundenen Menschen" reden und für den geschundenen Menschen. Und schon bei der ersten Pflichtverteidigung bebt der Boden der bürgerlichen Existenz, und die Kluft reißt auf, eine schauerlich gähnende Schlucht, zwischen der Pflicht und dem schönen Leben als eingebildeter Erbe. "Als er zu lesen begann, wusste er, dass er heute seine Kindheit zerstören würde und dass Johanna nicht mehr zurückkäme. Und dass all das keine Rolle spielte." Es muss auch keine Rolle spielen, denn auf der letzten Seite des Romans kommt Johanna zurück. Der Prozess ist eingestellt, der Angeklagte hat sich umgebracht, der Verteidiger muss nicht plädieren.
Was hat nun der Autor für den von ihm erfundenen geschundenen Menschen getan? Als schwitzenden Riesen führt er ihn ein. Im Land der Täter hat Fabrizio Collini sein Arbeitsleben verbracht, als Werkzeugmacher beim Daimler. Er schweigt. Statt seiner spricht sein Anwalt. Aber Leinen vervollständigt lediglich die Akten um die Akte Meyer, versetzt sich nicht in Collini hinein. Der Täter wird in dem Verfahren, das Ferdinand von Schirach veranstaltet, nicht zur Person. Vor dem Moment der Wahrheit nimmt der Autor Collini aus dem Spiel. Es bleibt eine kurze Botschaft an den Anwalt, eine Bitte um Verzeihung, "in der ungelenken Schrift seines Mandanten". Demnach hat dieser lebenslängliche Gastarbeiter, der "zuletzt" Meister war, nie ordentlich zu schreiben gelernt.
Apropos. Auch dieses Buch Ferdinand von Schirachs strotzt von falschen Konjunktiven, schiefen Bildern und kitschigen Sentenzen. Die Fans des Autors nehmen diese Unbeholfenheiten wohl als Indizien dafür, dass er Wahres berichte. Johanna Meyer fragt Caspar Leinen zum Schluss nach dem Erbgut des bösen Großvaters: "Bin ich das alles auch?" Und erhält die Antwort: "Du bist, wer du bist." Das ist bestenfalls ein Freispruch zweiter Klasse. Mit einem zweiten Roman, über Schuldvererbung in den besseren Kreisen unter Berücksichtigung der Hirnforschung, muss gerechnet werden. Daher sei hier in revisionssicherer Deutlichkeit festgestellt: Hemingway ist unschuldig.
Ferdinand von Schirach: "Der Fall Collini". Roman.
Piper Verlag, München 2011. 198 S., geb., 16,99 [Euro].
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»Fesselnd wie ganz großes Kino.« Brigitte
Eine Lektion in Rechtsgeschichte
34 Jahre hat Collini als unbescholtener Werkzeugmacher bei Mercedes gearbeitet. Und dann ermordet er anscheinend grundlos einen alten Mann. Ein Albtraum für Anwalt Caspar Leinen, der die Pflichtverteidigung übernimmt: Das Opfer, ein hoch angesehener …
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Eine Lektion in Rechtsgeschichte
34 Jahre hat Collini als unbescholtener Werkzeugmacher bei Mercedes gearbeitet. Und dann ermordet er anscheinend grundlos einen alten Mann. Ein Albtraum für Anwalt Caspar Leinen, der die Pflichtverteidigung übernimmt: Das Opfer, ein hoch angesehener Mann, ist der Großvater seines besten Freundes. Schlimmer noch, Collini schweigt beharrlich zu seinem Motiv. Leinen beginnt zu recherchieren und stößt auf eine Spur, die ihn mitten hineinführt in ein erschreckendes Kapitel deutscher Justizgeschichte …
»Ein messerscharfer Beobachter, ein spannender Roman, eine Lektion in Rechtsgeschichte, die einen nicht mehr loslässt.« ARD, Tagesthemen
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Ein junger Pflichtverteidiger versucht das Motiv eines Mörders zu erfahren. Der Mörder gibt zwar die Tat zu, schweigt aber zu dem Motiv. Der Verteidiger entschlüsselt durch einen Zufall und Beharrlichkeit das Rätsel und lässt sich auch durch seine persönliche Beziehung …
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Ein junger Pflichtverteidiger versucht das Motiv eines Mörders zu erfahren. Der Mörder gibt zwar die Tat zu, schweigt aber zu dem Motiv. Der Verteidiger entschlüsselt durch einen Zufall und Beharrlichkeit das Rätsel und lässt sich auch durch seine persönliche Beziehung zum Opfer nicht beeinflussen. Am Ende erfährt der Jurist von einer grausamen Geschichte und von einem Skandal zum Thema Umgang mit den Verbrechen und Verbrechern des Krieges.<br />Mir hat das Buch gut gefallen, weil es spannend, überraschend und informativ ist. Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.
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Was geschah?
Der junge Anwalt Caspar Leinen übernimmt die Pflichtverteidigung von Fabrizio Collini nur allzu eifrig. Collini hat nach 34 Arbeitsjahren als Werkzeugmacher in Deutschland einen Industriellen umgebracht, in einem Hotel. Doch eigentlich gibt es keine Verbindung zwischen Collini …
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Was geschah?
Der junge Anwalt Caspar Leinen übernimmt die Pflichtverteidigung von Fabrizio Collini nur allzu eifrig. Collini hat nach 34 Arbeitsjahren als Werkzeugmacher in Deutschland einen Industriellen umgebracht, in einem Hotel. Doch eigentlich gibt es keine Verbindung zwischen Collini und dem Toten- oder doch? Und auch Anwalt Caspar Leinen muss feststellen, dass er den Toten gut gekannt hat, was die Verteidigung für ihn schwer macht.
Auf die Geschichte des Romans war ich ziemlich gespannt, vor allem da ich schon andere Bücher von Ferdinand von Schirach gelesen habe. Der Schreibstil des Autoren gefällt mir gut, er ist sachlich und klar und enthält doch soviele Informationen und auch Emotionen. Ich mag die Art und Weise wie er schreibt sehr gerne, denn es wird nicht lange um etwas herum geredet, sondern kommt kurz und knapp daher, aber eben mit Worten voller Inhalt.
Fremdwörter oder großartige Fachbegriffe gab es für mich im Fall Collini nicht wirklich, eine gute und verständliche Sprache, ebenso der Satzbau.
Inhaltlich ist die Geschichte absolut keine einfache Erzählung. Und es ist auch nicht so, dass man vorab schon irgendetwas folgern kann, man eine Ahnung hat, wie sich die Geschichte weiter entwickelt. Genau das hat mir am Buch sehr gut gefallen. Es ist unheimlich spannend und interessant geschrieben, man möchte es quasi nicht mehr aus der Hand legen. Doch die Geschichte lässt einen nicht kalt, berührt durchaus. Wie würde man selbst handeln?
Mir hat „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach sehr gut gefallen. Ein Buch, das wieder einmal brillant geschrieben ist, unheimlich spannend und absolut nicht vorhersehbar. Von mir gibt es hier 5 von 5 Sternen und eine absolute Empfehlung.
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Vollwertiges Kopfkino in Spielfilmlänge
Das Hörspiel zur aktuellen Romanverfilmung „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach ist eine gelungene Kombination aus Erzähler und akustischen Einspielungen des Films. Thematisch behandelt der Roman den Mord von Fabrizio …
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Vollwertiges Kopfkino in Spielfilmlänge
Das Hörspiel zur aktuellen Romanverfilmung „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach ist eine gelungene Kombination aus Erzähler und akustischen Einspielungen des Films. Thematisch behandelt der Roman den Mord von Fabrizio Collini, einem seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Italiener, an dem Industriellen Jean-Baptiste Meyer. Collinis Verteidigung übernimmt der junge Anwalt Caspar Leinen. Brisant ist, dass der Ermordete der Großvater von Caspars Jugendliebe war und diesen während seiner Kindheit wie einen Sohn behandelte. Und obwohl der erfolgreiche Strafverteidiger Professor Richard Mattinger ihm einen Deal vorschlägt, falls Collini sich für schuldig erklärt, geht Caspar Leinen seinen eigenen Weg und versucht, Collinis Tat zu verstehen. Dabei deckt er im Rahmen des Mordprozesses Fakten auf, welche einst geschickt unter den Tisch gekehrt wurden.
Nicht nur die Story selbst ist sehr gut erdacht, auch das Hörspiel zum Film konnte mich überzeugen. Der Erzähler Stephan Schad macht seine Rolle sehr gut und verbindet gekonnt die Originaleinspielungen aus dem Film zu einer stimmigen Erzählung. Zudem nutzt er die Möglichkeit, die Story um Wissen und Gedanken der Protagonisten zu ergänzen. Das Hörspiel liegt mit 140 Minuten Spielzeit nahe der Spielfilmlänge , was bei Hörspielen selten ist. Und dennoch hatte ich nicht das Gefühl, dass Wichtiges fehlen würde. Meiner Meinung nach ist dieses Hörspiel zum Film ein gelungenes, vollwertiges Kopfkino!
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Broschiertes Buch
DER FALL COLLINI
Ferdinand von Schirach,
gelesen von Burghart Klaußner
Der 1934 geborene Fabrizio Collini geht in ein Berliner Luxushotel und erschießt den 85-jährigen Industriellen Hans Meyer mit vier Schüssen. Anschließend benachrichtigt er die Rezeption und wird …
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DER FALL COLLINI
Ferdinand von Schirach,
gelesen von Burghart Klaußner
Der 1934 geborene Fabrizio Collini geht in ein Berliner Luxushotel und erschießt den 85-jährigen Industriellen Hans Meyer mit vier Schüssen. Anschließend benachrichtigt er die Rezeption und wird ohne Widerstand von der Polizei verhaftet.
Der blutjunge und frischvereidigte Anwalt Caspar Leinen wird sein Pflichtverteidiger - viel zu spät realisiert er, wer das Opfer in seinem ersten Fall ist. Hans Meyer war der Großvater seines besten Freundes während seiner Schulzeit. Viele glückliche Tage hatten sie gemeinsam bei ihm verbracht.
Den Fall kann er allerdings aufgrund Befangenheit auch nicht mehr abgeben. Alles scheint aussichtslos.
Es gibt einfach keine Verbindung zwischen Meyer und Collini. Aber warum sollte Collini, der sich in seinem ganzen Leben nie etwas zu Schulden kommen lassen hat, Hans Meyer erschießen? Sein Mandant schweigt dazu und gesteht seine Schuld ein.
Erst als er im Archiv in Ludwigsburg recherchiert, holt er es ans Licht: Den Grund, warum Collini Hans Meyer tötete.
Auch wenn diese Geschichte ein wenig vorhersehbar war, mag ich die Bücher von Schirach einfach gerne. Es ist dieser sachlich-kühle Stil, diese großartige Kompetenz im Gerichtssaal und dass er es immer wieder schafft, mich selbst wie ein Fähnlein im Winde zu fühlen. Kaum denke ich: Ja, der ist schuld, bin ich in der nächsten Minute vom Gegenteil überzeugt.
Ich bin ein Ferdinand von Schirach-Fan und freue mich auf sein neues Buch “Regen“, welches am 23.08.2023 erscheint.
4/ 5
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Eine lebenslange Trauer und ihr Ende
Caspar Leinen ist seit wenigen Monaten Anwalt. Ihm wird als Pflichtverteidiger ein Fall übertragen. Als er erfährt, dass das Opfer der Großvater seiner Jugendliebe Johanna ist, den er als Hans Meyer und nicht als Jean Baptiste Meyer kannte, …
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Eine lebenslange Trauer und ihr Ende
Caspar Leinen ist seit wenigen Monaten Anwalt. Ihm wird als Pflichtverteidiger ein Fall übertragen. Als er erfährt, dass das Opfer der Großvater seiner Jugendliebe Johanna ist, den er als Hans Meyer und nicht als Jean Baptiste Meyer kannte, will er das Mandat niederlegen. Doch das ist nicht so einfach und so sucht Leinen nach den Gründen für Collinis Tat. Was er entdeckt, verändert alles …
Fast fehlen mir die Worte – dieses Hörspiel ist einfach extrem bewegend. Es fängt recht harmlos an, steigert sich aber sehr schnell durch die Entdeckung, dass Hans Meyer eigentlich Jean Baptiste heißt, wächst sich immer mehr aus und zieht dann immer mehr den Boden unter den Füßen des Lesers/Hörers weg. Was Leinen herausfindet – teils mit Zufällen, die ein bisschen schwach sind für die Klasse der Story – kann niemanden kalt lassen. Die Vorstellung, welche Ungerechtigkeit vielen Opfern zuteilwurde, macht mich wütend und traurig, sprach- und hilflos. Die Tat Collinis ist schlimm, das streite ich nicht ab, doch was andere taten, welche Ungerechtigkeit Collini und seiner Familie widerfahren ist, ist noch schlimmer.
Der Stil ist genial. Hier wird nicht mit der üblichen Art von Spannung gespielt. Man weiß, wer der Täter ist. Man weiß nur nicht, wieso er tat, was er tat. Nur Leinens Neugier, sein unbedingter Wille, herauszufinden, worin die Gründe liegen, seine Nachforschungen, seine „Wegbegleiter“ und die Entdeckungen machen die Wirkung der Story aus. Nur? Es ist große Kunst, die Ereignisse für sich sprechen zu lassen.
Auch wir, die wir die Gnade der späten Geburt erlebt haben, und dennoch nicht die Augen verschlossen haben vor den Gräueln des Zweiten Weltkrieges, informiert sind und alles dafür tun, dass sich das nie wiederholen wird, können noch immer schockiert werden. Denn was Schirach hier zum Thema macht, ist mir so nicht bewusst gewesen und ich denke, das geht nicht wenigen ebenso.
Das Hörspiel ist wunderbar gelungen. Die Teile mit den Textstellen der Schauspieler sind sehr gut gewählt, in allen Belangen, den Stellen selbst und der Masse. Stephan Schad ist ein wunderbarer Sprecher, der die Betonung und Wortmelodie wunderbar setzt.
Mich hat die Story rundum beeindruckt. Sie hinterlässt ein starkes Echo und ich lege jedem nahe, das Buch zu lesen, das Hörspiel oder Hörbuch zu hören oder den Film zu sehen. Aufarbeitung kann nervig sein, aber diese Story ist in meinen Augen wichtig. Fünf Sterne!
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Broschiertes Buch
Der Italiener Fabrizio Collini ermordet den Großindustrieller Hans Meyer in seinem Hotelzimmer. Dieser war ein vermeintlich harmloser, alter Mann und es scheint als wäre er ohne jeden Grund getötet worden, denn Collini schweigt über sein Motiv.
Der Junge Anwalt Casper Leinen …
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Der Italiener Fabrizio Collini ermordet den Großindustrieller Hans Meyer in seinem Hotelzimmer. Dieser war ein vermeintlich harmloser, alter Mann und es scheint als wäre er ohne jeden Grund getötet worden, denn Collini schweigt über sein Motiv.
Der Junge Anwalt Casper Leinen vertritt Collini als Pflichtverteidiger. Was er jedoch zunächst nicht weiß ist, dass er den Toten sehr gut kannte. Es handelt sich dabei um den Großvater seines besten Freundes und seiner Jugendliebe. Er verschreibt sich der Aufgabe herauszufinden, was Collini zu dieser Tat getrieben hat und beginnt mit Recherchen, die ein erschreckendes Kapitel deutscher Justizgeschichte aufdecken.
Beschrieben wird nicht nur die Vorbereitung auf den Prozess, die Prozesstage und die Recherchearbeit, es geht auch um zwischenmenschliche Beziehungen. Wir tauchen außerdem in eine ferne Vergangenheit ein, welche die Frage nach Gerechtigkeit und die Frage der Schuld aufwirft.
Leider kommt es zu einem sehr abrupten Ende, welches den Leser mit einem komischen und bedrückendem Gefühl zurück lässt. Das liegt keinesfalls am Buch oder an der Geschichte, sondern eher daran, was der Autor einem vermitteln will. Was zwingt einen Menschen zu unaussprechlichen Taten? Wann sind diese Taten legitim und wer entscheidet darüber? Schuld, Sühne, Gerechtigkeit und Rache, all dies sind Themen, die Schirach in diesem wichtigen Roman aufgreift.
Der Schreibstil ist nüchtern, stellenweise etwas langatmig und detailreich, aber dennoch auf den Punkt gebracht. Man kann sich alles gut vorstellen, es läuft direkt ein Film vor den Augen ab. Sehr lesenswert!
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Broschiertes Buch
Als in einem Berliner Luxushotel ein hoch angesehener Industrieller ermordet wird, wartet der Täter geduldig in der Lobby auf das Eintreffen der Polizei. Der junge Anwalt Caspar Leinen übernimmt die Pflichtverteidigung in diesem ungewöhnlichen Fall, zunächst ohne zu ahnen, dass …
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Als in einem Berliner Luxushotel ein hoch angesehener Industrieller ermordet wird, wartet der Täter geduldig in der Lobby auf das Eintreffen der Polizei. Der junge Anwalt Caspar Leinen übernimmt die Pflichtverteidigung in diesem ungewöhnlichen Fall, zunächst ohne zu ahnen, dass er selbst eine ganz besondere Verbindung zum Opfer hatte. Nichtsdestotrotz ist er bereit Fabrizio Collini zur Seite zu stehen, denn es scheint als stecke hinter der Tat eine lange zurückliegende und weit verzweigte Geschichte…
Nach der Beschreibung der Tat, die sogleich am Anfang des Buches steht, geht es dem Leser sicherlich ebenso wie Ermittlern, Staatsanwaltschaft, Richtern und Anwälten, man stellt sich die Frage: Was trieb Collini zu diesem Mord, den er augenscheinlich begangen hat? Er schweigt beharrlich ob der Offenlegung des Motivs, man fragt sich schon, ob dieses überhaupt irgendwann aufs Tapet gebracht wird.
Caspar Leinen wirkt zunächst leicht unbedarft, doch schon bald wird deutlich, dass er trotz geringer Erfahrung keineswegs unterschätzt werden sollte. Sicherlich, ein bisschen Anleitung ist nötig, doch im Großen und Ganzen hat er den richtigen Riecher und beißt sich fest, sobald er glaubt die richtige Richtung eingeschlagen zu haben. Ihm wird eine große Zukunft prophezeit, was natürlich auch mit seiner Leistung im vorliegenden Fall zusammenhängt.
Der Leser rätselt natürlich selbst über die Hintergründe der Tat und ahnt, dass es nicht so einfach sein kann wie der ein oder andere es gerne darlegen würde. Hier liegen Ereignisse zugrunde, die in etwas entfernterer Vergangenheit zu suchen sind und unglaubliche Erkenntnisse zutage fördern, so dass schnell noch einmal resümiert werden sollte wer nun Opfer und wer Täter ist beziehungsweise inwiefern die Grenzen sich vermischen.
Innerhalb mancher Passagen verliert der Autor sich, trotz relativ geringer Seitenanzahl, in zu vielen Details, so dass die Handlung leicht ins Stocken gerät, obwohl man eigentlich lieber weiter voranpreschen würde, um hinter des Rätsels Lösung zu kommen. Ansonsten sind Charaktere wie Geschehen authentisch dargestellt, man darf gespannt sein inwiefern die Verfilmung sich an die Vorlage hält.
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Broschiertes Buch
Ein zutiefst berührendes Buch, zugleich verstörend ob der geschilderten Geschehnisse in Collinis Vergangenheit und auch ob manchen Gesetzes. Traurige Geschichte- im Sinne von der des Herrn Collini als auch im Sinne von Historie.
Der Schreibstil ist hervorragend. Es ist alles …
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Ein zutiefst berührendes Buch, zugleich verstörend ob der geschilderten Geschehnisse in Collinis Vergangenheit und auch ob manchen Gesetzes. Traurige Geschichte- im Sinne von der des Herrn Collini als auch im Sinne von Historie.
Der Schreibstil ist hervorragend. Es ist alles stimmig.
Mir hat das Buch allerdings in der Ausgabe aus dem Piper Verlag vorgelegen.
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eBook, ePUB
„Der Fall Collini“ war mein erstes Buch von Ferdinand von Schirach und wird definitiv nicht mein Letztes sein. Der Autor schafft es, auf den Punkt genau Sachverhalte wiederzugeben und diesen trotzdem eine emotionale Note zu verleihen, wodurch ich beim Lesen komplett gefesselt war.
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„Der Fall Collini“ war mein erstes Buch von Ferdinand von Schirach und wird definitiv nicht mein Letztes sein. Der Autor schafft es, auf den Punkt genau Sachverhalte wiederzugeben und diesen trotzdem eine emotionale Note zu verleihen, wodurch ich beim Lesen komplett gefesselt war.
Die Geschichte hat mich komplett packen können und ich habe meinen eigenen Horizont beim Lesen erweitern können.
Definitiv ein literarisches Meisterwerk, was ich jedem empfehlen kann, der auch gerne aus seiner Komfortzone ausbrechen möchte.
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