Constanze Neumann
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Wellenflug (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 541 Min.
Sprecher: Teltz, Vera
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Wenn alles verloren geht, was bleibt von den Familientraditionen, der Liebe und den Menschen? Als ihr Sohn Heinrich 1881 zur Welt kommt, setzt Anna Reichenheim große Hoffnungen auf diesen Erstgeborenen. Doch Heinrich schert sich nicht um die Konventionen seiner großbürgerlichen jüdischen Familie. Er erliegt den Verlockungen des Berliner Nachtlebens und verliebt sich in die ganz gewöhnliche Marie, die seine Mutter nicht akzeptieren kann. Gemeinsam suchen Heinrich und Marie in den USA ihr Glück, bis der Erste Weltkrieg sie zurück nach Deutschland holt. Sie bleiben ausgeschlossen aus der F...
Wenn alles verloren geht, was bleibt von den Familientraditionen, der Liebe und den Menschen? Als ihr Sohn Heinrich 1881 zur Welt kommt, setzt Anna Reichenheim große Hoffnungen auf diesen Erstgeborenen. Doch Heinrich schert sich nicht um die Konventionen seiner großbürgerlichen jüdischen Familie. Er erliegt den Verlockungen des Berliner Nachtlebens und verliebt sich in die ganz gewöhnliche Marie, die seine Mutter nicht akzeptieren kann. Gemeinsam suchen Heinrich und Marie in den USA ihr Glück, bis der Erste Weltkrieg sie zurück nach Deutschland holt. Sie bleiben ausgeschlossen aus der Familie, auch als die Schatten der Weltwirtschaftskrise und des aufkommenden Nationalsozialismus sich über das Land legen. Anna stirbt 1932 unversöhnt mit Heinrich, nicht ahnend, was ihrer Familie bevorsteht. Während seine Geschwister fliehen oder vertrieben werden, bleibt Heinrich in Deutschland zurück. Wieder ist es Marie, die ihm Halt gibt, als sie ums Überleben kämpfen. Ein feinfühliger Roman über zwei ganz unterschiedliche Frauen, über zwei Leben reich an Liebe und Verlust in einem Jahrhundert voller Extreme – mitreißend gelesen von Vera Teltz.
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Constanze Neumann, geboren in Leipzig, studierte Anglistik, Romanistik und Germanistik. Sie arbeitete als Übersetzerin aus dem Italienischen und zwanzig Jahre in verschiedenen Verlagen.
Produktdetails
- Verlag: Hörbuch Hamburg
- Erscheinungstermin: 30. August 2021
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844927979
- Artikelnr.: 62249957
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Man sollte meinen, Verlagsleiter haben eigentlich genug zu tun, aber Zeit zum Bücherschreiben ist immer. Rezensent Ulrich Greiner beugt sich also gespannt über die Romane von Hanser Herausgeber Jo Lendle und Aufbau Verlegerin Constanze Neumann. Beides sind Familienromane, stellt er fest, stark von der Familiengeschichte der beiden Autoren geprägt. Bei Constanze Neumann ist er jüdisch geprägt. Sie erzählt von ihrem Urgroßonkel, der nach Berlin zog, seine ostjüdische Herkunft in die Schublade packte, zum Protestantismus konvertierte und einen erfolgreichen Tuchhandel betrieb, über den Nationalsozialismus, die Repressalien in der DDR und die Flucht in die BRD. Bei Lendle wiederum gehts vor allem um einen Großonkel, Pharmakologe, und seine Beziehung zum Patenkind Alma, einer Waise. Alles ganz ordentlich recherchiert, aber, fragt Greiner: Wo bleibt die Pointe?
© Perlentaucher Medien GmbH
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Rasend geht es auf und ab
Constanze Neumanns Roman "Wellenflug" über die eigene Familiengeschichte von 1850 bis 1950
"Zahlen sind wichtig." Diesen Satz hörte die zwölfjährige Constanze Neumann aus dem Mund ihres Großvaters, während sie in Judith Kerrs Roman "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" las. Und dann: "Am 26. März 1943 haben sie meinen Vater, deinen Urgroßvater, abgeholt. Und fast auf den Tag genau dreißig Jahre später bist du zur Welt gekommen." Das Mädchen, das Judith Kerr einmal war und dessen Fluchtgeschichte aus NS-Deutschland im "Rosa Kaninchen" erzählt wird, kannte Neumanns Großvater persönlich; es war die Tochter seiner Cousine Julia Weismann, der zweiten Frau von Alfred Kerr. Wer aber war dieser
Constanze Neumanns Roman "Wellenflug" über die eigene Familiengeschichte von 1850 bis 1950
"Zahlen sind wichtig." Diesen Satz hörte die zwölfjährige Constanze Neumann aus dem Mund ihres Großvaters, während sie in Judith Kerrs Roman "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" las. Und dann: "Am 26. März 1943 haben sie meinen Vater, deinen Urgroßvater, abgeholt. Und fast auf den Tag genau dreißig Jahre später bist du zur Welt gekommen." Das Mädchen, das Judith Kerr einmal war und dessen Fluchtgeschichte aus NS-Deutschland im "Rosa Kaninchen" erzählt wird, kannte Neumanns Großvater persönlich; es war die Tochter seiner Cousine Julia Weismann, der zweiten Frau von Alfred Kerr. Wer aber war dieser
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Großvater, dessen eigentümlich schwankenden Gang Großmutter und Mutter damit erklärten, dass er seinen Gleichgewichtssinn verloren habe, als "sie ihn zusammengeschlagen haben, auf dem Heimweg aus dem Lager"?
Wenig blieb von ihm außer seinen bruchstückhaften Erinnerungen, ein paar Fotos und einer kopierten Familienchronik aus dem Jahr 1936. Fakten und Zahlen, gegen die drohende Auslöschung festgehalten. Die in Leipzig geborene Constanze Neumann, als Verlagsleiterin von Aufbau, der Anderen Bibliothek, Blumenbar, Edition Braus und Chr. Links kürzlich in die Geschäftsführung der Aufbau-Gruppe aufgestiegen, hat das Faible ihres Opas für Mathematik nicht geerbt, kann die Leerstellen aber anders füllen: "Die Zahlen sprachen nicht zu mir, ich brauchte Geschichten, auch dort, wo es keine mehr gab."
Im Zentrum ihres Romans, dessen Handlungszeit rund hundert Jahre deutscher Geschichte umfasst, stehen zwei starke Frauen. "Die Zukunft gehört dir. Vergiss das nie!", schärft der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts aus der schlesischen Enge in die Messestadt Leipzig gekommene Isidor Eisner seiner Lieblingstochter Anna, Neumanns Ururgroßmutter, ein. Isidor setzt auf Assimilation; das Jiddische, das man in Gleiwitz und Sohrau noch gesprochen hatte, stört da nur. Anna scheint seine Überzeugung, man könne alles erreichen, wenn man mit der neuen Zeit geht, idealtypisch zu verkörpern: Ihre Einheirat in die schwerreiche Berliner Tuchhändlerdynastie Reichenheim katapultiert sie in die obersten Kreise der Gesellschaft. Ein Aufstieg, den auch persönliche Schicksalsschläge nicht stoppen können.
Verlust und Überforderung lassen Anna kurzzeitig den Boden unter ihren Füßen verlieren: "Das schreiende Bündel mit dem Gesicht eines wütenden Zwerges, das man ihr in den Arm gelegt hatte, war ihr fremd." Solch eindringliche Sätze, ebenso wie elegant gesetzte Zeitsprünge und Rückblenden, zeigen das Selbstbewusstsein, mit dem die Autorin die wenigen überlieferten Fakten in atmende Literatur verwandelt. Anna, die in der noblen Tiergarten-Villa Kind um Kind zur Welt bringt und zum Christentum konvertiert, verhärtet zusehends. 1905, im Todesjahr ihres Mannes, das den ersten Teil des Romans beschließt, wird Anna den ältesten Sohn Heinrich wegen dessen notorischer Spielsucht und der Beziehung zu einer "bescholtenen Frauensperson" verstoßen; mit ihm wird sie nie wieder ein Wort wechseln.
Aus der Perspektive der Frau ihres Urgroßvaters Heinrich Reichenheim erzählt Neumann den zweiten Teil des Romans. Diese Marie, mit elf Geschwistern in Burg bei Magdeburg vaterlos aufgewachsen, verliebt sich als Wintergarten-Garderobiere in den windhundhaften Heinrich und wird bei einer Wohnzimmer-Trauung in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, binnen fünf Minuten zu Mary Reichenheim. Nach fast fünfzehn Jahren in Erie, Pennsylvania, kehrt das kinderlose Paar nach Deutschland zurück. Heinrich wird Kino-Geschäftsführer im sächsischen Pirna, und Marie hält auch zu ihm, als sie von der Existenz eines unehelichen Sohns erfährt. Sie holt diesen Heinz aus dem Kinderheim und nimmt ihn wie ein eigenes Kind auf - es ist der Großvater der Autorin Constanze Neumann. Warum Heinrich sich und die Seinen nicht vor dem aufkommenden Nationalsozialismus in Sicherheit bringt, wird nur angedeutet. Umso deutlicher dann: "1943, hundert Jahre nachdem Isidor Eisner Schlesien für immer verlassen hatte, wurde sein Enkel Heinrich Reichenheim nach Auschwitz deportiert."
Nicht alle Teile dieses groß angelegten Familienromans erreichen die Intensität der im Dresden des Zweiten Weltkriegs handelnden Passagen, die an Victor Klemperers Tagebücher erinnern, und nicht jede Szene gerät der Autorin so beklemmend wie Maries letzter vergeblicher Versuch, im Juni 1929 ihren Sohn Heinz seiner Großmutter Anna Reichenheim vorzustellen. Angesichts der schieren Zeitspanne, die bewältigt werden will, muss der Jahrhundert-Bilderbogen stellenweise Dekor bleiben. Da geht's in der Villa Reichenheim schon mal zu wie in einer gut ausgestatteten Netflix-Serie, während die rasant wachsende Metropole draußen vor der Tür, Überraschung, "unerbittlich" zu denen ist, "die keinen Platz in ihr hatten, kein Geld oder keine Arbeit". Zu Inflationszeiten geht man "mit Taschen voller Geld in die Geschäfte". Das hat dann doch etwas vom "Wellenflug", dem titelgebenden Kettenkarussell auf einem Rummelplatz in Pirna, mit dem Heinrich und Marie symbolhaft auf und ab rasen.
Dennoch ist Constanze Neumanns zweiter Roman lesenswert, weil er - jenseits aller simplen Lebbe-geht-weider-Rhetorik - plastisch und mitreißend zeigt, wie der Einzelne in den Lauf der Geschichte eingewoben ist. Dass Heinz, der Junge, der den Holocaust knapp überlebt hat, nach dem Krieg ausgerechnet mit jenen, deren Väter und Mütter seinen Vater umgebracht und die Familie verjagt hatten, ein neues Land aufbauen wollte, gehört zu den Paradoxien einer Familiensaga, deren Fortsetzung man sich von Constanze Neumann gern erzählen lassen möchte. NILS KAHLEFENDT
Constanze Neumann: "Wellenflug". Roman.
Ullstein Verlag,
Berlin 2021. 336 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenig blieb von ihm außer seinen bruchstückhaften Erinnerungen, ein paar Fotos und einer kopierten Familienchronik aus dem Jahr 1936. Fakten und Zahlen, gegen die drohende Auslöschung festgehalten. Die in Leipzig geborene Constanze Neumann, als Verlagsleiterin von Aufbau, der Anderen Bibliothek, Blumenbar, Edition Braus und Chr. Links kürzlich in die Geschäftsführung der Aufbau-Gruppe aufgestiegen, hat das Faible ihres Opas für Mathematik nicht geerbt, kann die Leerstellen aber anders füllen: "Die Zahlen sprachen nicht zu mir, ich brauchte Geschichten, auch dort, wo es keine mehr gab."
Im Zentrum ihres Romans, dessen Handlungszeit rund hundert Jahre deutscher Geschichte umfasst, stehen zwei starke Frauen. "Die Zukunft gehört dir. Vergiss das nie!", schärft der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts aus der schlesischen Enge in die Messestadt Leipzig gekommene Isidor Eisner seiner Lieblingstochter Anna, Neumanns Ururgroßmutter, ein. Isidor setzt auf Assimilation; das Jiddische, das man in Gleiwitz und Sohrau noch gesprochen hatte, stört da nur. Anna scheint seine Überzeugung, man könne alles erreichen, wenn man mit der neuen Zeit geht, idealtypisch zu verkörpern: Ihre Einheirat in die schwerreiche Berliner Tuchhändlerdynastie Reichenheim katapultiert sie in die obersten Kreise der Gesellschaft. Ein Aufstieg, den auch persönliche Schicksalsschläge nicht stoppen können.
Verlust und Überforderung lassen Anna kurzzeitig den Boden unter ihren Füßen verlieren: "Das schreiende Bündel mit dem Gesicht eines wütenden Zwerges, das man ihr in den Arm gelegt hatte, war ihr fremd." Solch eindringliche Sätze, ebenso wie elegant gesetzte Zeitsprünge und Rückblenden, zeigen das Selbstbewusstsein, mit dem die Autorin die wenigen überlieferten Fakten in atmende Literatur verwandelt. Anna, die in der noblen Tiergarten-Villa Kind um Kind zur Welt bringt und zum Christentum konvertiert, verhärtet zusehends. 1905, im Todesjahr ihres Mannes, das den ersten Teil des Romans beschließt, wird Anna den ältesten Sohn Heinrich wegen dessen notorischer Spielsucht und der Beziehung zu einer "bescholtenen Frauensperson" verstoßen; mit ihm wird sie nie wieder ein Wort wechseln.
Aus der Perspektive der Frau ihres Urgroßvaters Heinrich Reichenheim erzählt Neumann den zweiten Teil des Romans. Diese Marie, mit elf Geschwistern in Burg bei Magdeburg vaterlos aufgewachsen, verliebt sich als Wintergarten-Garderobiere in den windhundhaften Heinrich und wird bei einer Wohnzimmer-Trauung in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, binnen fünf Minuten zu Mary Reichenheim. Nach fast fünfzehn Jahren in Erie, Pennsylvania, kehrt das kinderlose Paar nach Deutschland zurück. Heinrich wird Kino-Geschäftsführer im sächsischen Pirna, und Marie hält auch zu ihm, als sie von der Existenz eines unehelichen Sohns erfährt. Sie holt diesen Heinz aus dem Kinderheim und nimmt ihn wie ein eigenes Kind auf - es ist der Großvater der Autorin Constanze Neumann. Warum Heinrich sich und die Seinen nicht vor dem aufkommenden Nationalsozialismus in Sicherheit bringt, wird nur angedeutet. Umso deutlicher dann: "1943, hundert Jahre nachdem Isidor Eisner Schlesien für immer verlassen hatte, wurde sein Enkel Heinrich Reichenheim nach Auschwitz deportiert."
Nicht alle Teile dieses groß angelegten Familienromans erreichen die Intensität der im Dresden des Zweiten Weltkriegs handelnden Passagen, die an Victor Klemperers Tagebücher erinnern, und nicht jede Szene gerät der Autorin so beklemmend wie Maries letzter vergeblicher Versuch, im Juni 1929 ihren Sohn Heinz seiner Großmutter Anna Reichenheim vorzustellen. Angesichts der schieren Zeitspanne, die bewältigt werden will, muss der Jahrhundert-Bilderbogen stellenweise Dekor bleiben. Da geht's in der Villa Reichenheim schon mal zu wie in einer gut ausgestatteten Netflix-Serie, während die rasant wachsende Metropole draußen vor der Tür, Überraschung, "unerbittlich" zu denen ist, "die keinen Platz in ihr hatten, kein Geld oder keine Arbeit". Zu Inflationszeiten geht man "mit Taschen voller Geld in die Geschäfte". Das hat dann doch etwas vom "Wellenflug", dem titelgebenden Kettenkarussell auf einem Rummelplatz in Pirna, mit dem Heinrich und Marie symbolhaft auf und ab rasen.
Dennoch ist Constanze Neumanns zweiter Roman lesenswert, weil er - jenseits aller simplen Lebbe-geht-weider-Rhetorik - plastisch und mitreißend zeigt, wie der Einzelne in den Lauf der Geschichte eingewoben ist. Dass Heinz, der Junge, der den Holocaust knapp überlebt hat, nach dem Krieg ausgerechnet mit jenen, deren Väter und Mütter seinen Vater umgebracht und die Familie verjagt hatten, ein neues Land aufbauen wollte, gehört zu den Paradoxien einer Familiensaga, deren Fortsetzung man sich von Constanze Neumann gern erzählen lassen möchte. NILS KAHLEFENDT
Constanze Neumann: "Wellenflug". Roman.
Ullstein Verlag,
Berlin 2021. 336 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Constanze Neumanns zweiter Roman ist lesenswert, weil er - jenseits aller simplen Lebbe-geht-weidder-Rhetorik - plastisch und mitreißend zeigt, wie der Einzelne in den Lauf der Geschichte eingewoben ist.« Nils Kahlefendt Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220111
Gern lässt sich Rezensent Nils Kahlefendt die persönliche Familiengeschichte der Aufbau-Verlegerin Constanze Neumann in "Wellenflug" erzählen. Über ein gesamtes Jahrhundert hinweg illustriert sie in zwei Teilen jeweils das bewegte Leben der Frauen Anna und Marie. Erstere war mit ihrer Familie aus Schlesien nach Leipzig gezogen und heiratete sich in eine wohlhabende Berliner Tuchhändlerdynastie ein, letztere heiratete Annas Sohn und kehrte nach langer Zeit in den USA mit diesem zurück nach Sachsen, ins Deutschland des aufkommenden Nationalsozialismus, berichtet Kahlefendt. "Jahrhundertbögen" wie der, dass Maries Ehemann Heinrich hundert Jahre nachdem Anna mit ihrem Vater aus Schlesien emigrierte, nach Auschwitz deportiert wird, bleiben für den Rezensenten stellenweise reiner "Dekor", um die umfassende Epoche zu überbrücken. Dabei ginge teils auch die Intensität von Passagen verloren und die "beklemmende" Stimmung könne nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden, meint der Rezensent und zieht den etwas krassen Vergleich zu einer "gut ausgestatteten Netflix-Serie". Nichtsdestotrotz lohnt sich für Kahlefendt die Lektüre dieses Epochenromans, in dem die Autorin aus den kargen Informationen über ihre Familiengeschichte "atmende Literatur" zaubert.
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Eine Villa im Tiergarten
Die Verlegerin Constanze Neumann spürt in ihrem Roman „Wellenflug“ ihrer großbürgerlich-jüdischen Familie nach
Die Familie ist oft die direkteste Verbindung mit der Geschichte. Verwandtschaft ist nicht nur eine Imagination, sie kann auch ein Prisma sein, sie bietet einen persönlichen Zugang zur Vergangenheit. Je mehr man weiß über die eigene Herkunft, desto deutlicher steht einem auch eigene Stellung in der Welt vor Augen.
Auf diese Weise schreibt sich Constanze Neumann, Leiterin des Berliner Aufbau-Verlages, in ihrem zweiten Roman in das Leben von Figuren aus ihrer Familie hinein. Anna Reichenheim, eine von zwei starken Frauen dieses Romans, ist ihre Ururgroßmutter, von der außer einem
Die Verlegerin Constanze Neumann spürt in ihrem Roman „Wellenflug“ ihrer großbürgerlich-jüdischen Familie nach
Die Familie ist oft die direkteste Verbindung mit der Geschichte. Verwandtschaft ist nicht nur eine Imagination, sie kann auch ein Prisma sein, sie bietet einen persönlichen Zugang zur Vergangenheit. Je mehr man weiß über die eigene Herkunft, desto deutlicher steht einem auch eigene Stellung in der Welt vor Augen.
Auf diese Weise schreibt sich Constanze Neumann, Leiterin des Berliner Aufbau-Verlages, in ihrem zweiten Roman in das Leben von Figuren aus ihrer Familie hinein. Anna Reichenheim, eine von zwei starken Frauen dieses Romans, ist ihre Ururgroßmutter, von der außer einem
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Gemälde und verstreuten Hinweisen wenig überliefert ist. Sie war die strenge Matriarchin eine großbürgerlichen, schwerreichen, jüdischen Familie im Berlin der Belle Époque, früh verwitwet nach dem Tod des kränkelnden Gatten, doch dann in zweiter Ehe mit dessen deutlich älterem Bruder Julius Reichenheim verheiratet. Mit ihrer Kindheit setzt der Roman im Jahr 1864 ein. Constanze Neumann zeichnet das Bild einer Tuchhändlerdynastie, die in den obersten Kreisen der Gesellschaft verkehrte, eine Villa in Berlin-Tiergarten baute und mit dem Handel guter englischer Stoffe viel Geld verdiente.
Annas ältester Sohn Heinrich interessiert sich nicht für die Geschäfte des Vaters, sondern verbringt seine Nächte lieber in fragwürdigen Etablissements, um seiner Spielsucht nachzugehen. Nachdem er einen Wechsel mit der Unterschrift des Vaters fälscht, weil er seine Schulden nicht bezahlen kann, und das alles andere als standesgemäße Garderobenmädchen Marie heiratet, wird er vom Vater enterbt und von der Mutter verstoßen, die für den Rest ihres Lebens unversöhnlich bleibt. Aus Anna, die als junges Mädchen so liebenswert erschien, wird eine hartherzige Matrone, die wie eine Spinne im Zentrum sitzt und weder mit Marie noch mit ihrem Enkel je reden wird.
Der zweite Romanteil ist aus der Perspektive Maries erzählt. Sie ist ihrem unzuverlässigen Mann eine treue Begleiterin, geht mit ihm in die USA, zunächst nach New York, dann nach Erie in Pennsylvania, wo er hofft, als Mitarbeiter einer Papiermühle endlich Erfolg zu haben. Es kommt, wie immer, anders. Mit dem Ersten Weltkrieg gehen beide, die kinderlos bleiben, zurück nach Deutschland und erleben dort, in Dresden, die unmittelbaren Kriegsfolgen: Inflation, Weltwirtschaftskrise und den Aufstieg der Nazis. Heinrich wird schließlich, im Jahr 1943, nach Auschwitz deportiert.
Warum er Deutschland nicht verließ, ist seither in der Familie, die in die ganze Welt, von Brasilien über Jamaika bis nach Indien verstreut wurde, ein Rätsel, das auch der Roman von Constanze Neumann nicht lösen kann und vielleicht auch nicht möchte. Marie entdeckt zuvor ein ganz anderes Geheimnis: Heinrich hat einen unehelichen Sohn aus einer seiner vielen Affären, den er in einem Kinderheim versteckt. Marie holt ihn dort heraus, nimmt ihn auf wie einen eigenen Sohn, bis er sich vor den Nazis auf einem Bauernhof verbergen muss. Dieser Sohn, der den Holocaust überlebte, ist der Großvater der Autorin. Mit persönlichen Erinnerungen an ihn setzt das Buch ein.
Die erste Romanhälfte um Anna liest sich in ihrer raschen Folge von Todesfällen, Heiraten und Geburten wie eine Chronik. Teil zwei um Marie als Hauptfigur ist emotionaler, dichter und packender. Das hat auch damit zu tun, dass Reichtum weniger interessant ist als die Irrungen und Wirrungen des entbehrungsreicheren Lebens, des Ringens um Eigenständigkeit und des Kampfes gegen die Armut. Die beiden Teile verhalten sich zueinander wie Innen- und Außenseite der Familiengeschichte, die aber gerade aus der Distanz des verstoßenen Sohnes und seiner Frau zu schillern beginnt. Besonders ergreifend ist die Szene, in der Marie mit dem kleinen Sohn, um ihn der Großmutter vorzustellen, in der Berliner Villa vorspricht, dort aber nach langer Wartezeit nicht empfangen wird.
Constanze Neumann hat gründlich recherchiert. Sie hat mit Familienmitgliedern gesprochen, mit denen sie bis dahin nichts zu tun hatte, hat in Archiven geforscht, war auch in Auschwitz, um dort Genaueres über den Tod des Urgroßvaters zu erfahren. Dabei hat sie die Erfahrung gemacht, dass alle Orte – Berlin, Dresden, Leipzig, und schließlich auch Auschwitz – nichts mehr preisgeben, weil sie mit den Orten von damals nichts mehr zu tun haben.
Alles ist gründlich zerstört und verwandelt. Das ist Teil der deutschen Geschichte, aber mehr noch der jüdischen. Mit den Juden wurden auch ihre Orte vernichtet, die Auslöschung war total. Deshalb können erst der Roman und damit die Fantasie der Autorin die verlorene Welt rekonstruieren und dem Vergessen lebende Figuren entgegensetzen. Nur in Amerika ist das anders: In Erie steht noch das Wohnhaus von Heinrich und Marie, die Straßen sehen so aus wie damals.
Einige Briefe hat Constanze Neumann wortwörtlich in den Roman integriert, so auch den kleinen, bescheidenen Abschiedsbrief, den Marie kurz vor ihrem Tod an den Sohn schrieb, um ihn zu bitten, sich um ihre Beerdigung und eine Urne zu kümmern. Brüche zwischen dokumentarischem Material, recherchierten Fakten und ausschmückender Fiktion in Gesprächen, Gedanken und Empfindungen der Figuren sind aber nirgendwo zu erkennen.
Das hat damit zu tun, dass Constanze Neumann einen Stil gewählt hat, der so wirkt, als handle es sich tatsächlich um einen Gesellschaftsroman aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert, vielleicht von Georg Hermann, der in seinen Erfolgsbüchern ein ganz ähnliches Bild vom Berlin der Kaiserzeit überliefert. „Wellenflug“ steht in dieser Erzähltradition, realistisch, unterhaltsam, ereignishaft, und zeichnet das eindrückliche Bild einer versunkenen Epoche.
JÖRG MAGENAU
Mit den Juden wurden auch
ihre Orte vernichtet,
die Auslöschung war total
Constanze Neumann:
Wellenflug. Roman.
Ullstein, Berlin 2021.
336 Seiten, 22 Euro.
Die Schriftstellerin und Verlegerin Constanze Neumann leitet den Berliner Aufbau Verlag. „Wellenflug“ ist ihr
zweiter Roman.
Foto: Mathias Bothor
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Annas ältester Sohn Heinrich interessiert sich nicht für die Geschäfte des Vaters, sondern verbringt seine Nächte lieber in fragwürdigen Etablissements, um seiner Spielsucht nachzugehen. Nachdem er einen Wechsel mit der Unterschrift des Vaters fälscht, weil er seine Schulden nicht bezahlen kann, und das alles andere als standesgemäße Garderobenmädchen Marie heiratet, wird er vom Vater enterbt und von der Mutter verstoßen, die für den Rest ihres Lebens unversöhnlich bleibt. Aus Anna, die als junges Mädchen so liebenswert erschien, wird eine hartherzige Matrone, die wie eine Spinne im Zentrum sitzt und weder mit Marie noch mit ihrem Enkel je reden wird.
Der zweite Romanteil ist aus der Perspektive Maries erzählt. Sie ist ihrem unzuverlässigen Mann eine treue Begleiterin, geht mit ihm in die USA, zunächst nach New York, dann nach Erie in Pennsylvania, wo er hofft, als Mitarbeiter einer Papiermühle endlich Erfolg zu haben. Es kommt, wie immer, anders. Mit dem Ersten Weltkrieg gehen beide, die kinderlos bleiben, zurück nach Deutschland und erleben dort, in Dresden, die unmittelbaren Kriegsfolgen: Inflation, Weltwirtschaftskrise und den Aufstieg der Nazis. Heinrich wird schließlich, im Jahr 1943, nach Auschwitz deportiert.
Warum er Deutschland nicht verließ, ist seither in der Familie, die in die ganze Welt, von Brasilien über Jamaika bis nach Indien verstreut wurde, ein Rätsel, das auch der Roman von Constanze Neumann nicht lösen kann und vielleicht auch nicht möchte. Marie entdeckt zuvor ein ganz anderes Geheimnis: Heinrich hat einen unehelichen Sohn aus einer seiner vielen Affären, den er in einem Kinderheim versteckt. Marie holt ihn dort heraus, nimmt ihn auf wie einen eigenen Sohn, bis er sich vor den Nazis auf einem Bauernhof verbergen muss. Dieser Sohn, der den Holocaust überlebte, ist der Großvater der Autorin. Mit persönlichen Erinnerungen an ihn setzt das Buch ein.
Die erste Romanhälfte um Anna liest sich in ihrer raschen Folge von Todesfällen, Heiraten und Geburten wie eine Chronik. Teil zwei um Marie als Hauptfigur ist emotionaler, dichter und packender. Das hat auch damit zu tun, dass Reichtum weniger interessant ist als die Irrungen und Wirrungen des entbehrungsreicheren Lebens, des Ringens um Eigenständigkeit und des Kampfes gegen die Armut. Die beiden Teile verhalten sich zueinander wie Innen- und Außenseite der Familiengeschichte, die aber gerade aus der Distanz des verstoßenen Sohnes und seiner Frau zu schillern beginnt. Besonders ergreifend ist die Szene, in der Marie mit dem kleinen Sohn, um ihn der Großmutter vorzustellen, in der Berliner Villa vorspricht, dort aber nach langer Wartezeit nicht empfangen wird.
Constanze Neumann hat gründlich recherchiert. Sie hat mit Familienmitgliedern gesprochen, mit denen sie bis dahin nichts zu tun hatte, hat in Archiven geforscht, war auch in Auschwitz, um dort Genaueres über den Tod des Urgroßvaters zu erfahren. Dabei hat sie die Erfahrung gemacht, dass alle Orte – Berlin, Dresden, Leipzig, und schließlich auch Auschwitz – nichts mehr preisgeben, weil sie mit den Orten von damals nichts mehr zu tun haben.
Alles ist gründlich zerstört und verwandelt. Das ist Teil der deutschen Geschichte, aber mehr noch der jüdischen. Mit den Juden wurden auch ihre Orte vernichtet, die Auslöschung war total. Deshalb können erst der Roman und damit die Fantasie der Autorin die verlorene Welt rekonstruieren und dem Vergessen lebende Figuren entgegensetzen. Nur in Amerika ist das anders: In Erie steht noch das Wohnhaus von Heinrich und Marie, die Straßen sehen so aus wie damals.
Einige Briefe hat Constanze Neumann wortwörtlich in den Roman integriert, so auch den kleinen, bescheidenen Abschiedsbrief, den Marie kurz vor ihrem Tod an den Sohn schrieb, um ihn zu bitten, sich um ihre Beerdigung und eine Urne zu kümmern. Brüche zwischen dokumentarischem Material, recherchierten Fakten und ausschmückender Fiktion in Gesprächen, Gedanken und Empfindungen der Figuren sind aber nirgendwo zu erkennen.
Das hat damit zu tun, dass Constanze Neumann einen Stil gewählt hat, der so wirkt, als handle es sich tatsächlich um einen Gesellschaftsroman aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert, vielleicht von Georg Hermann, der in seinen Erfolgsbüchern ein ganz ähnliches Bild vom Berlin der Kaiserzeit überliefert. „Wellenflug“ steht in dieser Erzähltradition, realistisch, unterhaltsam, ereignishaft, und zeichnet das eindrückliche Bild einer versunkenen Epoche.
JÖRG MAGENAU
Mit den Juden wurden auch
ihre Orte vernichtet,
die Auslöschung war total
Constanze Neumann:
Wellenflug. Roman.
Ullstein, Berlin 2021.
336 Seiten, 22 Euro.
Die Schriftstellerin und Verlegerin Constanze Neumann leitet den Berliner Aufbau Verlag. „Wellenflug“ ist ihr
zweiter Roman.
Foto: Mathias Bothor
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Gebundenes Buch
"Das Herz kennt Gründe, die der Verstand nicht begreift." (Blaise Pascal)
Anna wächst behütet in einer jüdischen Familie auf und wurde dem damaligen Rollenbild entsprechend so erzogen, dass sie ihre Bestimmung als Ehefrau und Mutter sieht. Sie heiratet betuchten Adolph …
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"Das Herz kennt Gründe, die der Verstand nicht begreift." (Blaise Pascal)
Anna wächst behütet in einer jüdischen Familie auf und wurde dem damaligen Rollenbild entsprechend so erzogen, dass sie ihre Bestimmung als Ehefrau und Mutter sieht. Sie heiratet betuchten Adolph Reichenheim, der allerdings früh verstirbt und Anna als junge Witwe mit einer kleinen Tochter zurücklässt. Als ihr Adolphs Bruder Julius einen Antrag macht, stimmt sie zu und gründet mit ihm eine große Familie. Ihr ältester Sohn Heinrich, 1881 geboren, ist Annas Sorgenkind, denn er schert sich weder um jüdische Traditionen noch Standesdünkel, sondern erforscht lieber das Berliner Nachtleben und ehelicht dann auch noch mit Marie eine Frau, die Anna von vornherein ablehnt, da sie der unteren Gesellschaftsschicht entstammt. Heinrich ist in der Familie nicht länger willkommen und wandert mit Marie in die USA aus. Doch der Erste Weltkrieg bringt sie zurück nach Deutschland, wenn auch nicht zurück in die Familie. Bis zu Annas Tod 1932 gibt es keine Aussöhnung mit ihrem Sohn. Als die Nationalsozialisten immer mehr an Macht gewinnen, versuchen Heinrichs Geschwister ihre Familien und ihr Leben zu retten, während Heinrich selbst mit Marie in Deutschland bleibt…
Constanze Neumann hat mit „Wellenflug“ einen berührenden und spannenden Roman vorgelegt, der nicht nur auf realen Personen und Ereignissen beruht, sondern auch zwei Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten gegenüberstellt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil stellt den Leser sowohl an die Seite von Anna als auch an die von Marie, um das Leben beider Frauen genau kennenzulernen. Gleichzeitig lässt die Autorin mit ihrer akribischen Recherche aus alten Briefen, Dokumenten und der eigenen Familienchronik den historischen Hintergrund der Vergangenheit wunderbar miteinfließen, so dass die Geschichte wie ein wahres Zeitdokument der damaligen Ereignisse wirkt. Anna entstammt einer gutsituierten Familie, hat ein enges Verhältnis zum Vater, während die Mutter eher streng ist. Erst mit dem einen, dann mit dem anderen Sohn der Reichenbachs verheiratet, ist es Anna vor allem wichtig, jenes von der Gesellschaft von ihr erwartete Bild zu erfüllen. Sie muss einige Schicksalsschläge verkraften, verliert aber mit ihnen auch ihre Leichtigkeit, während die Härte wächst. Marie dagegen stammt aus ärmlichen Verhältnissen, musste sich immer durchkämpfen und so einiges durchleben. Heinrich, der sich als Lebemann und Filou entpuppt, hat gerade mit Marie eine wunderbare Wahl getroffen, denn sie unterstützt ihn in jeder Weise, liebt ihn und gibt ihm vor allem immer Kraft. In der Beziehung ist sie der Fels in der Brandung. Der Autorin ist die Darstellung der Gegensätze zwischen den beiden Frauen hervorragend gelungen. Beide lieben den gleichen Mann, die eine als Mutter, die andere als Ehefrau, doch ist die Mutter so sehr im gesellschaftlichen Denken verhaftet, dass sie mit dem Sohn bricht, weil er ihren Wünschen nicht nachkommt und dieser Bruch niemals gekittet wird, bevor die Mutter stirbt. Die historischen Ereignisse wie Weltwirtschaftskrise, vor allem aber der Nationalsozialismus mit seiner Judenfeindlichkeit und den immer schärferen Restriktionen und Bestrafungen, geben der Handlung einen Rahmen, der sowohl düster als auch atmosphärisch dicht ist.
Die Charaktere sind authentisch und lebendig gezeichnet, geben dem Leser das Gefühl, sie zu kennen, der unsichtbar in ihren Spuren wandelt, um die Ereignisse aus erster Hand mitzuerleben. Als junge Frau ist Anna fröhlich und unbeschwert, doch je älter sie wird, umso unterkühlter, herrischer und unnachgiebiger wirkt sie. Marie ist trotz vieler Schicksalsschläge eine mutige, starke und kämpferische Frau, die nie aufgibt und alle Kräfte mobilisiert, die sie hat.
„Wellenflug“ ist ein tiefgründiger Roman, der die Familiengeschichte der Autorin auf eindrucksvolle Weise abbildet und gleichzeitig eine Gesellschaftsstudie vor historischen Hintergrund präsentiert. Absolute Le
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Gebundenes Buch
Absolut ergreifend und großartig geschrieben
Constanze Neumann lässt in ihrem Buch „Wellenflug“ die Geschichte ihrer eigenen deutsch-jüdischen Familie wieder aufleben. Es beginnt mit Anna im Jahre 1864. Sie wächst als zweitälteste Tochter eines erfolgreichen …
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Absolut ergreifend und großartig geschrieben
Constanze Neumann lässt in ihrem Buch „Wellenflug“ die Geschichte ihrer eigenen deutsch-jüdischen Familie wieder aufleben. Es beginnt mit Anna im Jahre 1864. Sie wächst als zweitälteste Tochter eines erfolgreichen Tuchhändlers in Leipzig auf und wird als erwachsene Frau in die gerade entstehende Weltstadt Berlin ziehen. Dort wird sie gut verheiratet und gründet eine kinderreiche Familie. Einer der Söhne allerdings schlägt aus der Art. Er verspielt Unsummen und heiratet am Ende die nicht standesgemäße Marie. Die beiden wandern nach Amerika aus und versuchen dort ihr Glück. Um Marie und ihr Leben bis 1957 geht es dann im zweiten Teil des Buches.
Die Autorin spannt hier einen großen zeitlichen Bogen von fast hundert Jahren und beschreibt hier wirklich großartig die Lebenswege zweier Frauen. Zweier Frauen, die zwar zu einer Familie gehören, sich aber nie persönlich begegnen.
Die Autorin hat es mir ihrer bildhaften Sprache geschafft, mich in die damalige Zeit zu versetzen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und es ist für mich am Ende tatsächlich ein Jahreshighlight geworden. Ich habe parallel immer wieder Bilder im Internet dazu recherchiert, um noch tiefer in die Geschichte eintauchen zu können. Ein großartiges und ergreifendes Buch.
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Gebundenes Buch
Klappentext:
„Als ihr Sohn Heinrich 1881 zur Welt kommt, setzt Anna Reichenheim große Hoffnungen auf diesen Erstgeborenen. Doch Heinrich schert sich nicht um die Konventionen seiner großbürgerlichen jüdischen Familie. Er erliegt den Verlockungen des Berliner …
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Klappentext:
„Als ihr Sohn Heinrich 1881 zur Welt kommt, setzt Anna Reichenheim große Hoffnungen auf diesen Erstgeborenen. Doch Heinrich schert sich nicht um die Konventionen seiner großbürgerlichen jüdischen Familie. Er erliegt den Verlockungen des Berliner Nachtlebens und verliebt sich in die ganz gewöhnliche Marie, die seine Mutter nicht akzeptieren kann. Gemeinsam suchen Heinrich und Marie in den USA ihr Glück, bis der Erste Weltkrieg sie zurück nach Deutschland holt. Sie bleiben ausgeschlossen aus der Familie, auch als die Schatten der Weltwirtschaftskrise und des aufkommenden Nationalsozialismus sich über das Land legen. Anna stirbt 1932 unversöhnt mit Heinrich, nicht ahnend, was ihrer Familie bevorsteht. Während seine Geschwister fliehen oder vertrieben werden, bleibt Heinrich in Deutschland zurück. Wieder ist es Marie, die ihm Halt gibt, als sie ums Überleben kämpfen….“
Die Geschichte von Constanze Neumann hat mir eine sehr gute Leseunterhaltung beschert und genau deshalb gab es auch 4 von 5 Sterne. Es sei hier gleich vorweg festgehalten, dass die Autorin hier ihre ganz persönliche Geschichte erzählt und aus diesem Grund wirklich sehr intim und privat wird. Man merkt an ihrem Schreibstil wie viel Freude sie dabei hatte, die Geschichte nochmal zu beleuchten und sie für die Leserschaft zu öffnen.
Die Story rund um einerseits Anna und eben auch um Marie ist sehr faszinierend und ja, hier war der Lesesog recht schnell da. Die beiden Damen, aber auch die andere Charaktere werden sehr bildhaft und detailliert beschrieben, wir dürfen erfahren Wie und Was und Warum und haben dadurch eine besondere Bindung zu beiden. Schnell ist aber klar, dass diese Bindung vom Unmut der Anderen überschattet wird und als Leser mag man sich nicht für eine „Lieblingsfigur“ entscheiden - warum auch?! Hat doch jede ihren Charakter. Das eine Mutter/Schwiegertochter-Geschichte so besonders und fesselnd sein kann, hätte ich so nicht hinter diesem soften Cover vermutet. Schnell wird aber klar, dass das Leben in dieser Beziehung bestimmt vielen Frauen aus der Seele spricht und viele Leserinnen hier kopfnickend so einigen Situationen zustimmen und eine gewisse Kommunikation mit sich selbst anfangen und selber mal reflektieren…..und eben auch dadurch diese Geschichte bewerten….
Eine wirklich fesselnde und sehr besondere Geschichte! Hier gibt es eine klare Leseempfehlung!
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Gebundenes Buch
Von 1864 bis 1957
Das Cover, der Antlitz einer jungen Frau, gefällt mir sehr gut. Zum einen verrät es, dass es mit dem Buch in die Vergangenheit geht und zum anderen ist mindestens eine Frau Protagonistin.
Hier sind es dann zwei.
Erzählt wird das Leben von Anna, von 1864 bis …
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Von 1864 bis 1957
Das Cover, der Antlitz einer jungen Frau, gefällt mir sehr gut. Zum einen verrät es, dass es mit dem Buch in die Vergangenheit geht und zum anderen ist mindestens eine Frau Protagonistin.
Hier sind es dann zwei.
Erzählt wird das Leben von Anna, von 1864 bis 1905, und Marie, von 1905 bis 1957. Anna ist die Schwiegermutter von Marie. Und Marie die ungewollte, nicht akzeptierte Schwiegertochter.
Bindungsglied ist Heinrich Reichenbach, Annas Sohn, ein gewiefter Filou, den Marie sehr liebt und mit dem sie nach Amerika geht und auch wieder nach Deutschland zurück kommt.
Anfangs hatte ich Schwierigkeiten in den Roman einzusteigen. Ich wurde schnell mit einer Menge von Personen konfrontiert, dass ich Mühe hatte, alle Namen einordnen zu können. Da hätte sich ein Stammbaum oder eine Personenliste als sehr hilfreich erwiesen. Nach etwa 70 Seiten hat sich das dann aber gegeben und ich konnte dem Romangeschehen gut folgen.
Constanze Neumann hat die Geschichte ihres Buches an die Geschichte ihrer Familie angelehnt. Jener Heinrich reichenbauch ist wohl ihr Urgroßvater.
Man bemerkt auch eine gute Recherche, nicht nur in der Familiengeschichte sondern auch in den historischen Begebenheiten.
Ich bin aber mit beiden Hauptfiguren nicht so ganz warm geworden. Und das liegt an dem zwar angenehmen, aber doch ausgesprochen distanzierten Schreibstil. Die Autorin beschreibt die Ereignisse, aber sie verwebt sie nicht direkt. So bleiben Anna und Marie ein wenig zu eindimensional.
Aufgrund der aufgeführten, mich etwas störenden Dinge, ziehe ich einen Stern ab, gebe aber trotzdem eine Leseempfehlung. Vor allem Leser*innen mit einer Vorliebe von besonderen Familiengeschichten werden hier sicher zu einem interessanten Leseerlebnis kommen.
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Gebundenes Buch
Angekündigt als das Doppelporträt zweier starker Frauen - was das Buch durchaus auch ist - ist es vielmehr das Porträt einer jüdischen Familie von den 1860er Jahren bis in die Jetztzeit.
Natürlich sind die Protagonistinnen - Anna und Marie - tonangebend in dem Buch, das …
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Angekündigt als das Doppelporträt zweier starker Frauen - was das Buch durchaus auch ist - ist es vielmehr das Porträt einer jüdischen Familie von den 1860er Jahren bis in die Jetztzeit.
Natürlich sind die Protagonistinnen - Anna und Marie - tonangebend in dem Buch, das sich in zwei Teile aufteilt. Teil eins ist Anna und Teil zwei Marie gewidmet.
Doch unbeeinflusst von ihrer Erziehung, der Umgebung, der Familie und der Politik sind diese beiden Frauen nie. Sie sind auch Kinder ihrer Zeit, die durch eigene Erfahrungen und Gedanken versuchen, sich ein eigenes lebenswertes Leben aufzubauen.
Die Autorin versucht sehr viel Zeitgeschichte, auf für mich viel zu wenig Seiten unterzubringen. So schnell ich mit Anna warm geworden bin und ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen kann, so schwer habe ich mich mit Marie getan. Doch am Ende des Buches passte es für mich wieder zusammen und fühlte sich rund an; wozu auch der unaufgeregte Schreibstil der Autorin einen guten Teil beigetragen hat.
Es ist für mich ein rundum gelungenes Buch, das ich gerne weiter empfehle.
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Gebundenes Buch
Das wirklich wundervoll gestaltete Cover möchte ich an erster Stelle erwähnen. Anna oder Marie? Welche der starken Frauenfiguren blickt den Leser so eindringlich an? Der Roman nimmt uns mit auf eine Reise in Zeiten des Wandels. Zwei Frauen, stark und doch in den Zwängen der …
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Das wirklich wundervoll gestaltete Cover möchte ich an erster Stelle erwähnen. Anna oder Marie? Welche der starken Frauenfiguren blickt den Leser so eindringlich an? Der Roman nimmt uns mit auf eine Reise in Zeiten des Wandels. Zwei Frauen, stark und doch in den Zwängen der Gesellschaft gefangen. Liebe, Verlust, Leid und Glück gibt es auf ihren sehr unterschiedlichen Lebenswegen. Die eine, Anna, ist Mutter und Ehefrau eines aufstrebenden Unternehmers, die Haushalt und Familie zusammenhält. Für Träume ist kein Platz. Die andere, Marie, stammt aus einfachen Verhältnissen und Wurf der Rettungsanker im Leben von Annas Sohn Heinrich. Der Sohn, der es der reichen jüdischen Familie nicht recht machen kann und den Weg und seinen Platz einfach nicht findet. Das Paar geht nach Amerika und versucht dort glücklich zu werden. Doch der Krieg durchkreuzt die Pläne. Ihr Leben gleicht dem Wellenflug, einem Karussell, das mal auf und ab geht. Glück und Unglück ganz nah beieinander. Anna kann die Schwiegertochter nicht akzeptieren und nicht über ihren Schatten springen. Tragisch finde ich besonders Heinrichs Figur, der sein Leben lang zwischen Sehnsucht nach Akzeptanz und dem Drang nach einem selbstbestimmten Leben schwankt. Der Schreibstil ist sehr berührend und besonders. Beide Frauengeschichten beeindrucken mich und jede steht für sich und ist doch wieder verbunden. Maries Geschichte bewegt mich aufgrund ihres Ausgangs etwas stärker, aber rund wird das Buch durch das Nebeneinander der Figuren und Geschichten. Toll.
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Der erste Teil dieses Romans berichtet über das Leben Anna Reichenbachs. Sie heiratet den jüngsten Sohn eines Textilhändlers und bekommt bald ihre Tochter Gertrud. Nur 3 Monate nach der Geburt stirbt ihr Mann und sie geht eine zweite Ehe mit dem älteren Bruder Julius ein. Sie …
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Der erste Teil dieses Romans berichtet über das Leben Anna Reichenbachs. Sie heiratet den jüngsten Sohn eines Textilhändlers und bekommt bald ihre Tochter Gertrud. Nur 3 Monate nach der Geburt stirbt ihr Mann und sie geht eine zweite Ehe mit dem älteren Bruder Julius ein. Sie führt ein herrschaftliches Haus, es gibt viele Empfänge, auch wenn bereits Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts ihr jüdischer Glaube bei einigen Menschen zu Ausgrenzung führt. Auch als sie zum evangelischen Glauben konvertieren ändert sich nichts. Sie bekommt weitere Kinder, wobei Heinrich, ihr ältester Sohn, ihr Liebling ist. Er gerät jedoch nicht nach Wunsch, seine Zeit verbringt er in Spielsalons und mit immer wechselnder Damenbegleitung in Etablissements und Varietes. Dort trifft er auf die Garderobiere Marie.
Im zweiten Teil geht es um das Leben Maries und Heinrichs, Marie, die aus sehr einfachen Verhältnisse stammt, wird von Anna nicht empfangen, nicht als Schwiegertochter anerkannt. Um Heinrichs Spielsucht in den Griff zu bekommen wird er zu Geschäftsfreunden nach New York geschickt. Er träumt immer von einer Rückkehr nach Berlin und als dann der erste Weltkrieg ausbricht, kehrt er als Soldat zurück. Eine Rückkehr in die USA bleibt ihm danach verwehrt.
Hoch interessant erzählt Constanze Neumann ihre eigene Familiengeschichte, Lücken in den Aufzeichnungen ihrer Vorfahren wird durch literarische Freiheit ergänzt. Gute 100 Jahre umfasst die Handlung, vom Aufstieg der Kaufmannsfamilie bis zu der Judenverfolgung. Besonders die Lebensgeschichte Maries hat mich stark gefesselt.
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Anna Reichenheim ist jüdischen Ursprungs und in ihrer Zeit war es eminent „richtig“ zu heiraten. Genau das ist ihr gelungen und sie gebar einige Kinder, um deren Wohl sie ständig gemüht war. Einzig der Älteste schlägt aus der Reihe und vergnügt sich lieber …
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Anna Reichenheim ist jüdischen Ursprungs und in ihrer Zeit war es eminent „richtig“ zu heiraten. Genau das ist ihr gelungen und sie gebar einige Kinder, um deren Wohl sie ständig gemüht war. Einzig der Älteste schlägt aus der Reihe und vergnügt sich lieber im nächtlichen Treiben Berlins. Dort trifft er auf Marie, eine junge Frau, die alles andere als standesgemäß, aber herzensgut ist. Reibereien und Streit innerhalb der Familie sind vorprogrammiert.
In ersten Teil geht es um die Geschichte Annas, die als Kind schon irgendwie ihren eigenen Kopf hatte und sehr gerne mit dem Vater im Kontor unterwegs war – auch wenn die Mutter das nicht sehr gerne sah. Mit dem Tod ihrer Schwester muss Anna schnell erwachsen werden. Fortan wurde Wert daraufgelegt, dass sie standesgemäß heiraten wird und einen großen Haushalt führen kann. Anna findet dann tatsächlich einen passenden Mann, den sie auch gernhat, doch Adolph Reichenheim war immer schon kränklich und verstirbt früh. Dessen Bruder nimmt jedoch seine Stelle ein und Anna lebt mit ihren Kindern wohlhabend mitten in Berlin. Immer mehr Kinder kommen zur Welt und alle sind wohl geraten – nur der älteste Sohn Heinrich hat nur Flausen im Kopf. Statt im Textilbetrieb seines Vater zu arbeiten oder anderweitig Karriere zu machen, ist er auf seinen Lustgewinn aus und schert sich nicht um Familientraditionen.
Im zweiten Teil geht es um Marie, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und die es auch in Berlin nicht so richtig voran schafft, trotz ihrer Bemühungen. Sie trifft auf Heinrich und Welt prallen aufeinander. Marie heiratet Heinrich, obwohl einiges im Argen liegt und sie nicht von dessen Mutter akzeptiert wird. Die beiden Frauen sind so unterschiedlich in ihrem Denken und Handeln, sind dazwischen nicht nur eine Generation, sondern eben auch eklatante Standesunterschiede, die unüberbrückbar scheinen.
Beide Frauen sind etwas Besonderes und ich mochte auch beide, denn aus ihrem Blickwinkel betrachtet haben sie immer nur das Beste gewollt und versucht. Im ersten Teil war mir Anna ziemlich sympathisch und man verstand ihre Beweggründe sehr gut anhand ihrer Biografie. Auch Annas Handeln ist verständlich – nur in der Geschichte der jeweils anderen hält sich die Sympathie dann in Grenzen. Hier wird sehr deutlich, dass an dem Spruch – „Bevor du urteilst, ziehe meine Schuhe an und gehe meinen Weg“ – schon einiges dran sein kann.
Besonders reizvoll ist natürlich, dass der Geschichte reale Personen und Ereignisse zu Grunde liegen und die Geschichte somit noch deutlich mehr Tiefe hat, als ein rein fiktionale. Die Verbindung der beiden Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, eingebettet in den historischen Hintergrund, der immerhin die beiden Weltkriege beinhaltet, ist richtig gut gelungen.
Der Schreibstil ist ansprechend, fesselnd, spannend und unterhaltsam. Die Autorin schafft es, trotz schier endloser Figuren, die wesentlichen Charaktere so gut zu beschreiben, dass man sie auseinanderhalten kann. Die Entwicklung des Nationalsozialismus ist sehr gut nachvollziehbar dargestellt, auch das manche eben nicht direkt verstanden, wie schlimm noch alles werden würde.
Mich hat das Buch wirklich begeistert und ich empfehle es daher auch gerne weiter, besonders an Leser mit Faible für besondere Familiengeschichten.
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Gebundenes Buch
Lesenwerte Familiengeschichte!
In diesem, dem neuen Buch von Constanze Neumann, geht es um die Zeitspanne von etwa 1850-1950. Somit werden in etwa 100 Jahre umspannt, in welchen diese Familiengeschichte spielt.
Dieser Roman ist dabei untergliedert in zwei Teile. Im ersten geht es um die …
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Lesenwerte Familiengeschichte!
In diesem, dem neuen Buch von Constanze Neumann, geht es um die Zeitspanne von etwa 1850-1950. Somit werden in etwa 100 Jahre umspannt, in welchen diese Familiengeschichte spielt.
Dieser Roman ist dabei untergliedert in zwei Teile. Im ersten geht es um die frühen Jahre und der zweite Teil setzt dann mit der rasanten Lebensgeschichte eines jüngeren Familienmitglieds an und endet einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg.
Die Sprache, in der Frau Neumann schreibt ist sehr flüssig und dadurch ist dieser Roman gut zu lesen.
Passend zu dem Buch ist auch das sehr ansprechend gestaltete Cover.
Generell ist das Buch meiner Meinung nach ein lesenswertes, bei dessen Lektüre man sowohl gut unterhalten, als auch in die damaligen Zeiten hineinversetzt wird und zudem etwas zeitgeschichtliches Wissen vermittelt bekommt. Für jeden, der sich für historische Themen und Familienromane interessiert, ist dieses Buch zu empfehlen.
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Gebundenes Buch
Das Porträt zweier Frauen - da wäre mehr möglich gewesen
Im vorliegenden Roman wird die Geschichte zweier Frauen erzählt: Anna Eisner und Marie Stahmann.
Die Autorin hat ihre eigene Familiengeschichte fiktional verarbeitet, wie im Nachwort ersichtlich ist.
Der Zeithorizont …
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Das Porträt zweier Frauen - da wäre mehr möglich gewesen
Im vorliegenden Roman wird die Geschichte zweier Frauen erzählt: Anna Eisner und Marie Stahmann.
Die Autorin hat ihre eigene Familiengeschichte fiktional verarbeitet, wie im Nachwort ersichtlich ist.
Der Zeithorizont erstreckt sich vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs.
Im ersten Teil geht es um Anna Eisner. Sie entstammt einer (groß)bürgerlichen jüdischen Familie und heiratet ebenso standesgemäß.
Eines ihrer sechs Kinder, der Sohn Heinrich, bricht mit diesen Konventionen. Er führt ein "wildes" Leben mit unsteter Arbeitsbiografie und heiratet die Marie, die aus keiner großbürgerlichen jüdischen Familie stammt.
Die Biografie Maries ist Gegenstand des zweiten Teils. Schwerpunkt ist hier ebenfalls die Unstetigkeit Heinrichs, der sie von Deutschland nach Amerika und wieder schließlich nach Deutschland zurück führt. Seine häufigen Berufswechsel, seine Spielsucht und seine Affären ziehen sich wie ein Roter Faden durch. Marie ist ebenfalls nicht ganz unschuldig und leidet zunächst unter ihrer Kinderlosigkeit.
Insgesamt ein Buch, das sich zwar flüssig liest, viele Ereignisse aber nur anreißt ohne dabei in die Tiefe zu gehen. Den zweiten Teil fand ich persönlich besser, hier finden sich aber ebenfalls viele Zeitsprünge. Einen richtigen Spannungsbogen gibt es nicht.
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