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Harlem, 60er Jahre: die Geschichte eines einfachen Mannes, der so ehrlich wie möglich versucht aufzusteigen. Der neue Roman des zweifachen Pulitzerpreisträgers und Bestsellerautors Colson Whitehead Eigentlich würde Ray Carney am liebsten ohne Betrügereien auskommen, doch die Einkünfte aus seinem Laden reichen nicht aus für den Standard, den die Schwiegereltern erwarten. Cousin Freddy bringt gelegentlich eine Goldkette vorbei, die Ray bei einem Juwelier versetzt. Doch was tun mit dem Raubgut aus dem Coup im legendären "Hotel Theresa" im Herzen Harlems, nachdem Freddy sich verdünnisiert ...
Harlem, 60er Jahre: die Geschichte eines einfachen Mannes, der so ehrlich wie möglich versucht aufzusteigen. Der neue Roman des zweifachen Pulitzerpreisträgers und Bestsellerautors Colson Whitehead Eigentlich würde Ray Carney am liebsten ohne Betrügereien auskommen, doch die Einkünfte aus seinem Laden reichen nicht aus für den Standard, den die Schwiegereltern erwarten. Cousin Freddy bringt gelegentlich eine Goldkette vorbei, die Ray bei einem Juwelier versetzt. Doch was tun mit dem Raubgut aus dem Coup im legendären "Hotel Theresa" im Herzen Harlems, nachdem Freddy sich verdünnisiert hat? Als Polizei und Gangster Ray in seinem Laden aufsuchen, steht sein waghalsiges Doppelleben auf der Kippe. Der mitreißende Roman des zweifachen Pulitzer-Preisträgers Colson Whitehead ist Familiensaga, Soziographie und Ganovenstück, vor allem aber eine Liebeserklärung an New Yorks berühmtestes Viertel.
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Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, studierte an der Harvard University und arbeitete für die New York Times, Harper's und Granta. Whitehead erhielt den Whiting Writers Award (2000) und den Young Lion's Fiction Award (2002) und war Stipendiat des MacArthur "Genius" Fellowship. Für seinen Roman "Underground Railraod" wurde er mit dem National Book Award 2016 und dem Pulitzer-Preis 2017 ausgezeichnet. Für seinen Roman "Die Nickel Boys" erhielt er 2020 erneut den Pulitzer-Preis. Bei Hanser erschienen bisher "John Henry Days" (Roman, 2004), "Der Koloß von New York" (Eine Stadt in dreizehn Teilen, 2005), "Apex" (Roman, 2007), "Der letzte Sommer auf Long Island" (Roman, 2011), "Zone One" (Roman, 2014), "Underground Railroad" (Roman, 2017), "Die Nickel Boys" (Roman, 2019), "Harlem Shuffle" (Roman, 2021) und "Die Regeln des Spiels" (Roman, 2023). Der Autor lebt in Manhattan.
Produktdetails
- Verlag: Carl Hanser Verlag
- Seitenzahl: 384
- Erscheinungstermin: 23. August 2021
- Deutsch
- ISBN-13: 9783446271630
- Artikelnr.: 61470189
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Meilenweit entfernt vom ernsten Sklaverei-Epos "Underground Railroad" sieht Rezensentin Sonja Zekri Colson Whiteheads heitere Gaunerkomödie "Harlem Shuffle". Vergnügt folgt sie dem Möbelhändler Raymond Carney ins Harlem der sechziger Jahre, in dem Hehler, Cops, Nutten und Messerschwinger versuchen, sich ein solides Leben aufzubauen oder wenigstens eine solide Fassade. Zekri hält Whitehead für einen exzellenten Unterhalter, der souverän Tempo und Stil beherrscht, wie sie versichert, wobei sie es ihm allerdings fast schon als Eitelkeit ankreidet, dass er seine Brillanz dermaßen zur Schau stellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein hinreißender Möbelhändler
Colson Whitehead schreibt weiter an seinem Projekt schwarzer Geschichte, diesmal als Thriller: "Harlem Shuffle"
Die Straßen von Harlem verlaufen noch immer so wie früher: Riverside Drive, 125th Street, Lenox Avenue. Aber längst wohnen dort, oberhalb des Central Parks von Manhattan, andere, weißere Leute als zu jener Zeit, die Colson Whitehead jetzt in seinem neuen Roman beschreibt: "Harlem Shuffle" spielt Ende der Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre. Mitten im Aufbruch der schwarzen Bürgerrechtsbewegung gegen rassistische Diskriminierung und Ausgrenzung. Eine Phase unter Hochspannung in der Geschichte der Vereinigten Staaten, als es auch in New York zu Protesten und Randalen kam. Nach
Colson Whitehead schreibt weiter an seinem Projekt schwarzer Geschichte, diesmal als Thriller: "Harlem Shuffle"
Die Straßen von Harlem verlaufen noch immer so wie früher: Riverside Drive, 125th Street, Lenox Avenue. Aber längst wohnen dort, oberhalb des Central Parks von Manhattan, andere, weißere Leute als zu jener Zeit, die Colson Whitehead jetzt in seinem neuen Roman beschreibt: "Harlem Shuffle" spielt Ende der Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre. Mitten im Aufbruch der schwarzen Bürgerrechtsbewegung gegen rassistische Diskriminierung und Ausgrenzung. Eine Phase unter Hochspannung in der Geschichte der Vereinigten Staaten, als es auch in New York zu Protesten und Randalen kam. Nach
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den Vorkämpfern der schwarzen Emanzipationsbewegung jener Jahre sind seither einige der Straßen in Harlem umbenannt worden: Die Lenox Avenue wurde zum Malcolm X Boulevard. Ein Teil der 125. Straße heißt heute Martin Luther King Boulevard. Das schwarze Harlem drum herum, "die Hauptstadt aller Städte mit Ghettos", wie Bobby Womack es einmal besungen hat, verschwindet dagegen langsam, aber unaufhörlich. Die Gentrifizierung der letzten beiden Jahrzehnte hat es verwandelt.
Colson Whiteheads Geschichte vom Möbelhändler und Teilzeitgangster Ray Carney spielt vor dieser Verwandlung. Und doch ist sie in "Harlem Shuffle" angelegt und immer präsent. Vermutlich hätte sich dieser Ray Carney gar nicht vorstellen können, dass es einmal dazu kommt: Dass also eines Tages seine Kinder und die seiner schwarzen Nachbarn von weißen Zuzüglern aus Vierteln verdrängt werden, die man zu Rays Zeit lieber jetzt als gleich freiwillig verlassen hätte - um vor Gewalt, Drogen, Armut und Perspektivlosigkeit zu fliehen. Und doch ist das seit Langem Alltag.
Das ist eine der Pointen dieses komplexen Romans, der sich so zugänglich liest wie kaum ein zweiter von Colson Whitehead: der gewaltige Umbruch sozialer und geographischer Zugehörigkeit, den Gentrifizierung mit sich bringt - und die Widersprüche, die sie zugleich produziert. Whitehead bringt es zwar so nicht explizit zur Sprache in diesem Buch. Aber man kann es nicht lesen, ohne permanent darüber nachzudenken, was aus diesen Straßen von Harlem heute geworden ist. Und deshalb kann man "Harlem Shuffle" auch genauso wenig ohne eine Straßenkarte lesen. Sonst verläuft man sich zwischen den vielen Adressen.
Und Ray Carney, der Möbelhändler und Teilzeitgangster, sammelt Adressen. Er wächst als Halbwaise auf zwischen der 127. und der 129. Straße - und will dorthin nur noch zurück, wenn er seine Tante besucht. Er will an den Riverside Drive, in eines der großen Apartment-Häuser, wo neuerdings weiße und schwarze Familien Seite an Seite zusammenwohnen. Und wo der Blick auf den mächtigen Hudson River fällt - und nicht auf Stundenhotels und Pfandhäuser und Junkies. "So wie er es sah", das ist Rays Maxime seit Schulzeiten, "lehrte einen das Leben, dass man nicht so leben musste, wie es einem gelehrt worden war. Man kam von einem bestimmten Ort, aber wichtiger war, wo man landen wollte."
Und Ray will landen. Er geht aufs College in Queens, studiert Betriebswirtschaft. Er heiratet eine Frau aus einer gutbürgerlichen schwarzen Familie, Elizabeth, und entdeckt ein Faible für Möbel. Er baut seinen eigenen Laden auf, "Carney's Furniture" auf der 125. Straße. Er träumt davon, Vertragspartner der Firma Bella Fontaine zu werden, Essecken aus Birkenholzfurnier, seidig glänzende Klapptische, mehrtürige Sideboards, die "Monte-Carlo-Kollektion". Aber Ray verkauft bis dahin auch Möbel aus Haushaltsauflösungen. Wobei sich manche dieser Haushalte vielleicht nicht ganz freiwillig aufgelöst haben und Ray aus diesen Auflösungen vielleicht nicht nur Möbel weiterverkauft, sondern auch schon mal Schmuck an die jüdischen Juweliere in Midtown. Einiges von diesem Zeug schafft Rays Cousin Freddie ran. Die beiden sind seit Kindertagen unzertrennlich. Aber Freddie bringt Ray nicht nur Hehlerware aus Einbrüchen, sondern regelmäßig großen Ärger. Und irgendwann ist der Ärger zu groß, und dann muss sein Cousin Ray alles riskieren, damit es doch gut ausgeht, und das ist das Fundament dieses Romans, der sich wie ein entspannter Thriller liest.
Über diesen Thriller hinweg hat der clevere Bestsellerautor Whitehead einen schwarzen Großstadtroman für ein Weltpublikum geschrieben. Er hat dafür wiedererkennbare Figuren geschaffen, irgendwo zwischen epischen und Comic-Helden: der Aufsteiger Ray, sein treulos krimineller Vater, der unverbesserliche Cousin Freddie, der gutherzige Berufsschläger Pepper, der kalte weiße Millionär Van Wyck und seine plumpen Schergen - und schließlich Elizabeth, Rays Ehefrau. Die vielleicht als Einzige wirklich versteht, was vor sich geht, die aber die coolste von allen sein könnte. Weil sie ahnt, was ihr Mann treibt, aber darüber hinwegsieht, weil auch sie nicht zurückwill in die gutbehütete Ödnis ihres Elternhauses in einem der guten schwarzen Viertel von Harlem.
Whitehead nutzt die Wiedererkennbarkeit seiner Figuren also, um eine Sozialstudie des kleineren und größeren schwarzen Bürgertums von Harlem zu schreiben, das Harlem nicht der schwarzen Show und der Musik, sondern der schwarzen Immobilien. Ein weiteres Element seines Projekts historischer Romane aus der Geschichte der Schwarzen seit den Zeiten der Sklaverei. "Harlem Shuffle" ist dabei ein witziges Buch, oft fast slapstickhaft, oft auch subtil, wenn sich Pepper, der Schläger, für einen Job von Ray mit einem Sessel aus dessen Laden bezahlen lässt und vorher Probe sitzt oder sich weiße und schwarze Gangster einfach nicht einigen können, wie man nur diesen Van Wyck richtig ausspricht. Weik? Oder Wick?
Doch auch wenn es deswegen so wirken könnte, als habe Colson Whitehead zwischen gewichtigeren Projekten hier einmal kurz durchgeatmet - nachdem er zuletzt 2019 mit "Underground Rail-road" den Jahrhundertroman der amerikanischen Sklaverei geschrieben hat, aufsehenerregend preisgekrönt, als Serie verfilmt: Dieser neue Roman wirkt nur leicht, wirkt nur wie Genre-Imitat, wirkt nur so, als würde Whitehead sich an Kulissen bedienen, die wie von selbst Atmosphäre erzeugen: schäbige Bars, Puffs, Hotels, die ihre besseren Tage hinter sich haben, New York.
Denn hinter diesen Kulissen verbirgt sich abermals die große Erzählung der schwarzen Emanzipation. Im Juli 1964 kommt es nach dem gewaltsamen Tod eines fünfzehnjährigen schwarzen Jungen, erschossen von einem weißen Polizisten, zu Ausschreitungen in Harlem: ein wahres Kapitel aus der unendlichen Geschichte weißer Polizeigewalt gegen schwarze Amerikanerinnen und Amerikaner jedes Alters, die bis heute anhält. Ray Carney läuft mitten in die Proteste hinein. Kriegt ein Flugblatt in die Hand, auf dem beschrieben ist, wie man einen Brandsatz baut, und hält es fest - und sorgt sich zugleich, wie sich die Randale auf seine neuen Geschäftsbeziehungen zur Möbelfirma Bella Fontaine auswirken. Dieser Ray Carney, der die feinen und nicht so feinen Unterschiede zwischen ihm und dem Rest der Welt genauestens studiert, um die Armut hinter sich lassen zu können, ohne seine schwarze Identität dabei preiszugeben, ist eine ambivalente, stolze, unvergessliche Figur.
Einmal fragt ihn der weiße Cop, den Ray besticht, damit er in Ruhe seine Zeitung lesen kann, ob Ray heute schon die Zeitung gelesen hat. "Wie kommen Sie darauf, dass wir dieselbe Zeitung lesen?", fragt Ray zurück, und in dieser kleinen Szene liegt die große Geschichte eines fundamentalen Risses begründet, den die Vereinigten Staaten bis heute nicht überwunden haben. Und es vielleicht auch niemals werden. TOBIAS RÜTHER.
Colson Whitehead, "Harlem Shuffle". Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Hanser, 384 Seiten, 25 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Colson Whiteheads Geschichte vom Möbelhändler und Teilzeitgangster Ray Carney spielt vor dieser Verwandlung. Und doch ist sie in "Harlem Shuffle" angelegt und immer präsent. Vermutlich hätte sich dieser Ray Carney gar nicht vorstellen können, dass es einmal dazu kommt: Dass also eines Tages seine Kinder und die seiner schwarzen Nachbarn von weißen Zuzüglern aus Vierteln verdrängt werden, die man zu Rays Zeit lieber jetzt als gleich freiwillig verlassen hätte - um vor Gewalt, Drogen, Armut und Perspektivlosigkeit zu fliehen. Und doch ist das seit Langem Alltag.
Das ist eine der Pointen dieses komplexen Romans, der sich so zugänglich liest wie kaum ein zweiter von Colson Whitehead: der gewaltige Umbruch sozialer und geographischer Zugehörigkeit, den Gentrifizierung mit sich bringt - und die Widersprüche, die sie zugleich produziert. Whitehead bringt es zwar so nicht explizit zur Sprache in diesem Buch. Aber man kann es nicht lesen, ohne permanent darüber nachzudenken, was aus diesen Straßen von Harlem heute geworden ist. Und deshalb kann man "Harlem Shuffle" auch genauso wenig ohne eine Straßenkarte lesen. Sonst verläuft man sich zwischen den vielen Adressen.
Und Ray Carney, der Möbelhändler und Teilzeitgangster, sammelt Adressen. Er wächst als Halbwaise auf zwischen der 127. und der 129. Straße - und will dorthin nur noch zurück, wenn er seine Tante besucht. Er will an den Riverside Drive, in eines der großen Apartment-Häuser, wo neuerdings weiße und schwarze Familien Seite an Seite zusammenwohnen. Und wo der Blick auf den mächtigen Hudson River fällt - und nicht auf Stundenhotels und Pfandhäuser und Junkies. "So wie er es sah", das ist Rays Maxime seit Schulzeiten, "lehrte einen das Leben, dass man nicht so leben musste, wie es einem gelehrt worden war. Man kam von einem bestimmten Ort, aber wichtiger war, wo man landen wollte."
Und Ray will landen. Er geht aufs College in Queens, studiert Betriebswirtschaft. Er heiratet eine Frau aus einer gutbürgerlichen schwarzen Familie, Elizabeth, und entdeckt ein Faible für Möbel. Er baut seinen eigenen Laden auf, "Carney's Furniture" auf der 125. Straße. Er träumt davon, Vertragspartner der Firma Bella Fontaine zu werden, Essecken aus Birkenholzfurnier, seidig glänzende Klapptische, mehrtürige Sideboards, die "Monte-Carlo-Kollektion". Aber Ray verkauft bis dahin auch Möbel aus Haushaltsauflösungen. Wobei sich manche dieser Haushalte vielleicht nicht ganz freiwillig aufgelöst haben und Ray aus diesen Auflösungen vielleicht nicht nur Möbel weiterverkauft, sondern auch schon mal Schmuck an die jüdischen Juweliere in Midtown. Einiges von diesem Zeug schafft Rays Cousin Freddie ran. Die beiden sind seit Kindertagen unzertrennlich. Aber Freddie bringt Ray nicht nur Hehlerware aus Einbrüchen, sondern regelmäßig großen Ärger. Und irgendwann ist der Ärger zu groß, und dann muss sein Cousin Ray alles riskieren, damit es doch gut ausgeht, und das ist das Fundament dieses Romans, der sich wie ein entspannter Thriller liest.
Über diesen Thriller hinweg hat der clevere Bestsellerautor Whitehead einen schwarzen Großstadtroman für ein Weltpublikum geschrieben. Er hat dafür wiedererkennbare Figuren geschaffen, irgendwo zwischen epischen und Comic-Helden: der Aufsteiger Ray, sein treulos krimineller Vater, der unverbesserliche Cousin Freddie, der gutherzige Berufsschläger Pepper, der kalte weiße Millionär Van Wyck und seine plumpen Schergen - und schließlich Elizabeth, Rays Ehefrau. Die vielleicht als Einzige wirklich versteht, was vor sich geht, die aber die coolste von allen sein könnte. Weil sie ahnt, was ihr Mann treibt, aber darüber hinwegsieht, weil auch sie nicht zurückwill in die gutbehütete Ödnis ihres Elternhauses in einem der guten schwarzen Viertel von Harlem.
Whitehead nutzt die Wiedererkennbarkeit seiner Figuren also, um eine Sozialstudie des kleineren und größeren schwarzen Bürgertums von Harlem zu schreiben, das Harlem nicht der schwarzen Show und der Musik, sondern der schwarzen Immobilien. Ein weiteres Element seines Projekts historischer Romane aus der Geschichte der Schwarzen seit den Zeiten der Sklaverei. "Harlem Shuffle" ist dabei ein witziges Buch, oft fast slapstickhaft, oft auch subtil, wenn sich Pepper, der Schläger, für einen Job von Ray mit einem Sessel aus dessen Laden bezahlen lässt und vorher Probe sitzt oder sich weiße und schwarze Gangster einfach nicht einigen können, wie man nur diesen Van Wyck richtig ausspricht. Weik? Oder Wick?
Doch auch wenn es deswegen so wirken könnte, als habe Colson Whitehead zwischen gewichtigeren Projekten hier einmal kurz durchgeatmet - nachdem er zuletzt 2019 mit "Underground Rail-road" den Jahrhundertroman der amerikanischen Sklaverei geschrieben hat, aufsehenerregend preisgekrönt, als Serie verfilmt: Dieser neue Roman wirkt nur leicht, wirkt nur wie Genre-Imitat, wirkt nur so, als würde Whitehead sich an Kulissen bedienen, die wie von selbst Atmosphäre erzeugen: schäbige Bars, Puffs, Hotels, die ihre besseren Tage hinter sich haben, New York.
Denn hinter diesen Kulissen verbirgt sich abermals die große Erzählung der schwarzen Emanzipation. Im Juli 1964 kommt es nach dem gewaltsamen Tod eines fünfzehnjährigen schwarzen Jungen, erschossen von einem weißen Polizisten, zu Ausschreitungen in Harlem: ein wahres Kapitel aus der unendlichen Geschichte weißer Polizeigewalt gegen schwarze Amerikanerinnen und Amerikaner jedes Alters, die bis heute anhält. Ray Carney läuft mitten in die Proteste hinein. Kriegt ein Flugblatt in die Hand, auf dem beschrieben ist, wie man einen Brandsatz baut, und hält es fest - und sorgt sich zugleich, wie sich die Randale auf seine neuen Geschäftsbeziehungen zur Möbelfirma Bella Fontaine auswirken. Dieser Ray Carney, der die feinen und nicht so feinen Unterschiede zwischen ihm und dem Rest der Welt genauestens studiert, um die Armut hinter sich lassen zu können, ohne seine schwarze Identität dabei preiszugeben, ist eine ambivalente, stolze, unvergessliche Figur.
Einmal fragt ihn der weiße Cop, den Ray besticht, damit er in Ruhe seine Zeitung lesen kann, ob Ray heute schon die Zeitung gelesen hat. "Wie kommen Sie darauf, dass wir dieselbe Zeitung lesen?", fragt Ray zurück, und in dieser kleinen Szene liegt die große Geschichte eines fundamentalen Risses begründet, den die Vereinigten Staaten bis heute nicht überwunden haben. Und es vielleicht auch niemals werden. TOBIAS RÜTHER.
Colson Whitehead, "Harlem Shuffle". Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Hanser, 384 Seiten, 25 Euro
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"Ein großer Spaß! Colson Whitehead spielt mit dem Krimi-Genre so lässig wie ein Jazzvirtuose mit einem Broadway-Schlager. Doch hinter der Schurkengeschichte aus dem Harlem der Sechzigerjahre steckt ein zeitloses Sittengemälde Amerikas." Andrian Kreye, Süddeutsche Zeitung, 27.11.21
"Eine Gaunergeschichte auf allerhöchstem Niveau und Lesefreude pur ... Grandios unterhaltsam und humorvoll ... Endlich hat die Literatur ihr schwarzes Ocean's Eleven. Ein smartes, leichtfüßiges Gaunerstück ... Harlem Shuffle ist leicht und geht doch tief unter die Haut." ARD titel, thesen, temperamente, 24.10.21
"Whitehead beleuchtet das Leben in Harlem, nicht nur das der Gangster, mit viel Liebe zum Detail - und natürlich geht es ihm dabei auch
"Eine Gaunergeschichte auf allerhöchstem Niveau und Lesefreude pur ... Grandios unterhaltsam und humorvoll ... Endlich hat die Literatur ihr schwarzes Ocean's Eleven. Ein smartes, leichtfüßiges Gaunerstück ... Harlem Shuffle ist leicht und geht doch tief unter die Haut." ARD titel, thesen, temperamente, 24.10.21
"Whitehead beleuchtet das Leben in Harlem, nicht nur das der Gangster, mit viel Liebe zum Detail - und natürlich geht es ihm dabei auch
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um das Porträt einer Gesellschaft, in der Schwarze und Weiße nicht dieselben Rechte und Perspektiven haben." Süddeutsche Zeitung, 07.10.21
"Großes Kino ... Das Buch groovt locker im titelgebenden Rhythmus dahin ... Angesichts der Düsterkeit des Szenarios hat Whitehead einen fast vergnüglichen Roman geschrieben. Das Buch lässt sich auf mehreren Ebenen genießen ... Der vielleicht größte Trumpf von 'Harlem Shuffle' ist Whiteheads Fähigkeit, Atmosphäre zu erzeugen." Sebastian Fasthuber, Falter, 07.10.21
"Ich habe viel Spaß gehabt ... Eine virtuos erzählte und historisch sorgfältig recherchierte Milieustudie über den Stadtteil Harlem" Simon Leuthold, SRF1 BuchZeichen, 05.10.21
"In 'Harlem Shuffle' ist der tiefe Ernst früherer Romane verspielten Geschichten über Kampf und Konsum des schwarzen New York gewichen ... Whitehead ist ein blendender Unterhalter. Leichthändig spielt er mit Stil und Tempo." Sonja Zekri, Süddeutsche Zeitung, 22.09.21
"Eine Hommage auf das Harlem der frühen sechziger Jahre, Ganovenperspektive, Jazz-Rhythmen und anschwellende Proteste inklusive." Eva Behrendt, taz, 02.09.21
"Whitehead porträtiert in seinem wundervollen neuen Roman das Harlem der sechziger Jahre. ... 'HarlemShuffle' ist gleichermaßen unterhaltsam wie Gesellschaftsstudie und Zeitporträt. Dass sich die Verhältnisse zwischen Weißen und Schwarzen nur unwesentlich verbessert haben, 'Harlem Shuffle' durchaus Gegenwartsbezüge hat - das darf man mitlesen, ohne dass es Colson Whitehead gezielt beabsichtigt hätte." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 30.08.21
"Harlem Shuffle ist weit mehr als ein Kriminalroman - es ist ein Buch über Amerika im Umbruch. ... Es zählt zu den Großen Stärken von Whiteheads Roman, wie filigran er seine Figuren zeichnet, ihre Schwächen und Abgründe, aber auch ihre Vorurteile und Ressentiments." René Pfister, Der Spiegel, 28.08.21
"'Harlem Shuffle' ist intimer, burlesker, schneller, böser, auch humorvoller als die Vorgängerromane und belegt einmal mehr, dass dieser Autor aus jedem Werk etwas neues machen will." Florian Balke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.21
"Colson Whitehead wäre nicht Colson Whitehead, wenn er nicht ein Stück afroamerikanische Geschichte miterzählen würde. ... Der Roman spielt zwar in den 50er und 60er Jahren, aber man kommt gar nicht umhin, Bezüge zum Heute zu ziehen. ... Super spannend. ... Ein absoluter Page Turner." Julia Riedhammer, rbb Kultur, 23.08.21
"'Harlem Shuffle' hat alles, was einen guten Roman ausmacht ... ihr Tempo aber hat sich die Geschichte vom Kino geborgt." Wieland Freund, Welt am Sonntag, 22.08.21
"Ein rhythmischer Roman, der viel Musik in sich trägt, der eine Richtung vorgibt, der pulsiert, mal verspielt, mal gnadenlos hart. ... Der Slang ist ungewohnt, die Dialoge sind cool, manchmal witzig und da ist dieses Schwingen der Sprache, ihre Leichtigkeit." Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 21.08.21
"Großes Kino ... Das Buch groovt locker im titelgebenden Rhythmus dahin ... Angesichts der Düsterkeit des Szenarios hat Whitehead einen fast vergnüglichen Roman geschrieben. Das Buch lässt sich auf mehreren Ebenen genießen ... Der vielleicht größte Trumpf von 'Harlem Shuffle' ist Whiteheads Fähigkeit, Atmosphäre zu erzeugen." Sebastian Fasthuber, Falter, 07.10.21
"Ich habe viel Spaß gehabt ... Eine virtuos erzählte und historisch sorgfältig recherchierte Milieustudie über den Stadtteil Harlem" Simon Leuthold, SRF1 BuchZeichen, 05.10.21
"In 'Harlem Shuffle' ist der tiefe Ernst früherer Romane verspielten Geschichten über Kampf und Konsum des schwarzen New York gewichen ... Whitehead ist ein blendender Unterhalter. Leichthändig spielt er mit Stil und Tempo." Sonja Zekri, Süddeutsche Zeitung, 22.09.21
"Eine Hommage auf das Harlem der frühen sechziger Jahre, Ganovenperspektive, Jazz-Rhythmen und anschwellende Proteste inklusive." Eva Behrendt, taz, 02.09.21
"Whitehead porträtiert in seinem wundervollen neuen Roman das Harlem der sechziger Jahre. ... 'HarlemShuffle' ist gleichermaßen unterhaltsam wie Gesellschaftsstudie und Zeitporträt. Dass sich die Verhältnisse zwischen Weißen und Schwarzen nur unwesentlich verbessert haben, 'Harlem Shuffle' durchaus Gegenwartsbezüge hat - das darf man mitlesen, ohne dass es Colson Whitehead gezielt beabsichtigt hätte." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 30.08.21
"Harlem Shuffle ist weit mehr als ein Kriminalroman - es ist ein Buch über Amerika im Umbruch. ... Es zählt zu den Großen Stärken von Whiteheads Roman, wie filigran er seine Figuren zeichnet, ihre Schwächen und Abgründe, aber auch ihre Vorurteile und Ressentiments." René Pfister, Der Spiegel, 28.08.21
"'Harlem Shuffle' ist intimer, burlesker, schneller, böser, auch humorvoller als die Vorgängerromane und belegt einmal mehr, dass dieser Autor aus jedem Werk etwas neues machen will." Florian Balke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.21
"Colson Whitehead wäre nicht Colson Whitehead, wenn er nicht ein Stück afroamerikanische Geschichte miterzählen würde. ... Der Roman spielt zwar in den 50er und 60er Jahren, aber man kommt gar nicht umhin, Bezüge zum Heute zu ziehen. ... Super spannend. ... Ein absoluter Page Turner." Julia Riedhammer, rbb Kultur, 23.08.21
"'Harlem Shuffle' hat alles, was einen guten Roman ausmacht ... ihr Tempo aber hat sich die Geschichte vom Kino geborgt." Wieland Freund, Welt am Sonntag, 22.08.21
"Ein rhythmischer Roman, der viel Musik in sich trägt, der eine Richtung vorgibt, der pulsiert, mal verspielt, mal gnadenlos hart. ... Der Slang ist ungewohnt, die Dialoge sind cool, manchmal witzig und da ist dieses Schwingen der Sprache, ihre Leichtigkeit." Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 21.08.21
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Rezensentin Maike Albath schildert ausführlich den Inhalt von Colson Whiteheads neuem Buch "Harlem Shuffle". Whitehead erzählt in Form eines "swingenden Stadtporträts" aus der Perspektive von Ray Carney, einem ehrbar geworden Ganoven von der dunklen Seite Harlems in den fünfziger und sechziger Jahren, erklärt Albath. Der Aufbau des Buches - Romanteile mit einem Abstand von jeweils drei Jahren - erinnert sie stark an einen aus dem Jazz und Blues stammenden Shuffle. Die vielen Markennamen, Anspielungen auf die damalige Popkultur und detaillierten Beschreibungen von New York bremsen der Rezensentin zufolge an manchen Stellen den Erzählfluss ein wenig aus, aber alles in allem sei die Geschichte leicht und musikalisch erzählt, bediene dabei absichtlich Klischees und vermeidee politisch korrekte Sprache, um authentisch zu bleiben. Die deutsche Übersetzung kommt den Wünschen des Autors nach, bestätigt Albath. Eines macht ihr das Buch besonders deutlich: egal ob es 1964 oder 2021 ist, schwarze junge Männer erfahren noch immer brutale Willkür, resümiert die Rezensentin.
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Gebundenes Buch
Ray ist Ladenbesitzer in Harlem. Sein Möbelgeschäft bringt ihn und seine Familie gerade so über die Runden, aber die nächste Miete aufzubringen, das ist immer ein Kampf.
Seine Schwiegereltern vermitteln ihn auch noch ständig das Gefühl, dass er weit unter ihrer …
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Ray ist Ladenbesitzer in Harlem. Sein Möbelgeschäft bringt ihn und seine Familie gerade so über die Runden, aber die nächste Miete aufzubringen, das ist immer ein Kampf.
Seine Schwiegereltern vermitteln ihn auch noch ständig das Gefühl, dass er weit unter ihrer Würde ist und dann sind die Enkelkinder auch noch richtig dunkelhäutig, auch das ein stillschweigender Vorwurf an Ray.
Irgendwie schliddert Ray von kleinen Betrügereien in immer größere Raubzüge, obwohl er eigentlich nur still und zufrieden mit seiner Familie leben will.
Das alles in Harlem, in den 60ern, verbunden mit einer Liebeserklärung an das berühmte Viertel in New York (so zumindest die Kurzbeschreibung des Romans).
So - mit großen Erwartungen habe ich zu lesen begonnen, doch die ersten hundert Seiten waren unglaublich zäh. Ständige Sprünge, für mich zusammenhanglose Absätze ohne wirkliche Aussage, ich habe mich richtig geplagt beim Lesen.
Das wurde leider im Verlauf des Buches nicht besser, ich hatte gehofft, dass es Einstiegsschwierigkeiten sind, aber das Buch und ich wurden keine Freunde.
Whitehead erzählt in epischer Breite, etwa beim Beschreiben des Einrichungsstils einer Wohnung. Ja, Ray ist als Möbelladenbesitzer vom Fach - aber ich kenne mich mit Möbelmarken der 60er weder aus, noch interessiert es mich so sehr, dass ich da eine halbe Seite darüber lesen will.
Nur ein Beispiel.
Lesefluss stellte sich bei mir nie (!) ein.
Was ich dem Buch aber zugute halten muss: Die Diskriminierung, der POC damals ausgesetzt waren, ist ständiger Begleiter, oft in Nebensätzen.
Sei es, dass Rays Frau in einem Reisebüro arbeitet, das gefahrloses Reisen für Schwarze anbietet (also sichere Hotels bzw. Reiserouten fernab von Klu-Klux-Klan Schwerpunkten), Alltagsrassismus, in dem dunkelhäutige Menschen in vielen Geschäften einfach nicht bedient werden.
Das fand ich sehr gelungen, auf den Alltag heruntergebrochen und erschütternd zu lesen, gerade weil der Autor das so nüchtern in seine Sätze einbaute.
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Gebundenes Buch
Harlem in den Sechzigern: Ray Carney kommt aus üblen und ärmsten Verhältnissen, die Mutter früh verstorben, sein Vater ein Harlemweit bekannter Kleinkrimineller. Doch Ray nimmt sich fest vor, seinem Vater nicht nachzueifern. Er absolviert ein Wirtschaftsstudium und nach diversen …
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Harlem in den Sechzigern: Ray Carney kommt aus üblen und ärmsten Verhältnissen, die Mutter früh verstorben, sein Vater ein Harlemweit bekannter Kleinkrimineller. Doch Ray nimmt sich fest vor, seinem Vater nicht nachzueifern. Er absolviert ein Wirtschaftsstudium und nach diversen Jobs eröffnet er seinen eigenen Möbelladen, heiratet Elizabeth aus gutem Hause und beide erwarten bald ihr zweites Kind. Doch das Geld ist knapp; es reicht kaum für die Miete und die Schwiegereltern, unzufrieden mit der Wahl ihrer Tochter, lassen ihn spüren, dass er für sie nur ein Underdog ist. So macht er hin und wieder kleine und etwas größere nicht ganz so legale Geschäfte mit seinem Cousin Freddie, der für ihn wie ein Bruder ist. Doch als der plötzlich bei den Großen mitmischen will, steht für Ray sein bürgerliches Leben auf der Kippe.
Colson Whitehead beschreibt das Harlem dieser Jahre 1959 bis ca. 1965 unglaublich bildreich und anschaulich, sodass man es förmlich vor sich sieht. Doch das hat auch eine nicht so schöne Seite. Der Autor ergänzt seine Beschreibungen um derart viele Menschen, Gruppen und Dinge, die damals eine Rolle spielten, dass ich immer wieder den Überblick verlor. Um es verständlicher zu machen: Auf den Seiten 136 bis 138 tauchen die folgenden Namen und Bezeichnungen auf: Adam Clayton Powell Jr., Clarence Darrow, NAACP, Dyckman Six, WASP. Für US-AmerikanerInnen dürften die Namen kein Problem sein, für EuropäerInnen aber schon viel eher. Ein Glossar wäre sehr sehr hilfreich gewesen, denn das ständige Suchen unterbricht den Lesefluss immens.
Zudem wird man mit Orts- und Straßennamen regelrecht zugeschüttet. Hätte man einen Stadtplan Harlems jener Zeit vor sich, könnte man Rays Wege sicherlich exakt nachvollziehen, aber so liest man bei dieser großen Anzahl über die Ortsangaben irgendwann einfach hinweg.
Schade, denn die Geschichte Rays, die auch eine Geschichte Harlems ist, wäre mit diesen Ergänzungen vermutlich richtig grandios geworden; ein regelrechtes Eintauchen in eine vergangene Zeit in einer für uns fremden Stadt. So ist es immerhin kein schlechter, aber verwirrender Roman mit viel Atmosphäre, für den es dreieinhalb Sterne gibt.
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„Harlem Shuffle“ bringt uns ins Harlem der sechziger Jahre. Harlem wird von Gangstern regiert und mittendrin lernen wir unseren Protagonisten Ray Carney kennen. Ray stammt aus ärmlichen Verhältnissen und konnte sich ohne Betrügereien und Kriminalität hocharbeiten. Er …
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„Harlem Shuffle“ bringt uns ins Harlem der sechziger Jahre. Harlem wird von Gangstern regiert und mittendrin lernen wir unseren Protagonisten Ray Carney kennen. Ray stammt aus ärmlichen Verhältnissen und konnte sich ohne Betrügereien und Kriminalität hocharbeiten. Er ist Besitzer eines Einrichtungsladens auf der 125th Street, welcher seinen Lebensunterhalt finanziert. Dann erwartet seine Frau jedoch das zweite Kind und die Einkünfte reichen nicht mehr aus. Als sein Cousin Fred-die, der ab und zu mal eine Goldkette vorbeibringt, nun mit Raubgut aus dem Coup im Hotel Theresa vor ihm steht, weiß Ray nicht mehr, was er machen soll. Wie soll der Mann, der eigentlich ohne Kriminalität leben möchte, reagieren, wenn plötzlich Polizei und Gangster vor ihm stehen?
Den Namen Colson Whitehead sollte jeder kennen. Einer der wichtigsten Autoren der neuen amerikanischen Literatur, ausgezeichnet mit dem National Book Award und dem Pulitzer-Preis. Sein Werk „Underground Railroad“ muss man gelesen haben. Eine bedeutende Erzählung über die Sklaverei in den USA und die nicht enden wollende Kraft einer jungen Sklavin, die über die unterirdische Railroad zu fliehen versucht. Eben da der Name Colson Whitehead für bedeutende und bewegende Literatur steht, habe ich mich unglaublich gefreut, als ich „Harlem Shuffle“ auf Vorablesen entdeckt habe und habe direkt meine Punkte eingelöst. Jedoch wurden meine Erwartungen enttäuscht. Während der Einblick in das Harlem der sechziger Jahre ein unglaublich Spannender ist und die für Whitehead typische Gesellschaftskritik (Rassismus, Klassizismus, Armut, Polizeikriminalität) den Leser zum Nachdenken anregt und unverwechselbar für die Kunst Whiteheads steht, wurde diese bedeutenden Themen durch einige Mängel gestört. Die Handlung zieht sich über große Teile des Werkes, die vielen Personen führen zu Verwirrung aufseiten des Lesers, Zeitsprünge machen alles noch verwirrender und irgendwie ist Ray Carney auch kein Protagonist, mit dem man wirklich warm wird.
Auch wenn Harlem Shuffle viel Potenzial hatte, konnte es mich am Ende nicht überzeugen. An den Erfolg von „Underground Railroad“ und „The Nickel Boys“ kann Colson Whitehead mit Harlem Shuffle nicht anknüpfen.
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Hauptfigur in Colson Whiteheads "Harlem Shuffle" ist Ray. Anders als sein Vater strebt Ray keine kriminelle Laufbahn an. Er betreibt ein Möbelgeschäft in Harlem. Dass das Geld dafür aus den Machenschaften seines Vaters kommt und er auch das ein oder andere Stück …
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Hauptfigur in Colson Whiteheads "Harlem Shuffle" ist Ray. Anders als sein Vater strebt Ray keine kriminelle Laufbahn an. Er betreibt ein Möbelgeschäft in Harlem. Dass das Geld dafür aus den Machenschaften seines Vaters kommt und er auch das ein oder andere Stück verkauft, das " vom LKW gefallen ist" soll seine Frau nicht erfahren. Und dann ist da noch Cousin Freddie, der wie ein Bruder für Ray ist und ein Talent dafür hat in Schwierigkeiten zu geraten.
Ray Alltag wird bestimmt von dem ewigen Zwiespalt. Einerseits möchte er nicht so sein wie sein Vater aber dessen Vergangenheit und Umfeld holen ihn immer wieder ein. Er möchte angesehen sein von den guten Familien in Harlem, allen Voran der seiner Frau, allerdings sind gerade die nicht legalen Geschäfte oft finanziell interessant...
Man bekommt als Leser einen guten Eindruck vom Harlem der späten 50er und frühen 60er. Die Hauptfigur ist toll beschrieben und macht einem eindrucksvoll wieder klar, dass Menschen meist eben nicht entweder "gut" oder "böse" sind, sondern zeigt auf, dass es meist viele Abstufungen gibt.
Ich muss sagen, dass ich erst mit dem Roman warmwerden musste. Durch die vielen Zeitsprünge ist er nicht immer leicht zu lesen. Lesenswert ist er aber trotzdem!
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Mikrokosmos
Harlem: der schwarze Teil des Big Apple, der eine Vielzahl von Assoziationen wachruft. Colson Whitehead engt diese Bandbreite an unterschiedlichen Vorstellungen ein. Im Zentrum steht Ray Carney, ein aufstiegsorientierter kleiner Geschäftsmann, der in seinem alltäglichen …
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Mikrokosmos
Harlem: der schwarze Teil des Big Apple, der eine Vielzahl von Assoziationen wachruft. Colson Whitehead engt diese Bandbreite an unterschiedlichen Vorstellungen ein. Im Zentrum steht Ray Carney, ein aufstiegsorientierter kleiner Geschäftsmann, der in seinem alltäglichen Leben laviert zwischen seiner Abkehr vom Kleinkriminellentum seines Vaters, um mit seinem festen Vorsatz, durch Ehrlichkeit zu einem geachteten Mitglied der Gesellschaft zu werden, und seinem Nachgeben gegenüber den vielfältigen Versuchungen und Anreizen, wodurch der Weg zu Ansehen und Besitz etwas abgekürzt werden kann.
Whitehead kultiviert einen witzigen Tonfall, dessen lakonische Wortwahl das Geschehen zunächst als turbulente Gaunerkomödie erscheinen lässt. Dahinter verbirgt sich aber das viel ernstere Anliegen des Autors. Es sind drei Episoden, die den Blick öffnen auf die Veränderungen im American Way of Life.
Während der erste Abschnitt noch burlesk ein Gaunerstück schildert, das für alle Beteiligten aus dem Ruder läuft, ist das zweite große Kapitel bereits auf einen weiteren Blickwinkel fokussiert: was an der Oberfläche sich als Rachefeldzug präsentiert, mit dem Ray eine persönliche Demütigung und Zurücksetzung quittiert, zeichnet sich in Wahrheit bereits die Unerbittlichkeit des gesellschaftlichen Überlebenskampfes ab. Der letzte Erzählstrang lässt den Leser bereits die Verbindung zur Jetztzeit knüpfen. Das Big Business rückt in den Fokus, repräsentiert durch den Bau des World Trade Center, in den sich unser unaufhaltbar aufgestiegene Ray sich als involviert erweist.
Überschaubar und tiefgründig - kleinbürgerlich und kleinkriminell - traditionsverhaftet und aufstrebend: Harlem erscheint in Whiteheads neuem Roman als Mikrokosmos, in dem der Leser ethnographische, soziologische und historische Studien treiben kann. Ray erweist sich als prototypischer Vertreter einer lokalen Species, dessen Mutationen und Milieuanpassungen im Verlaufe des Romans atemlos verfolgt werden: schwarzer Sozialdarwinismus!
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Überleben in der Hackordnung von Harlem
Ray Carney hat es geschafft - nicht in allen, aber doch in wesentlichen Aspekten. Er lebt im Gegensatz zu seinem verstorbenen Vater ein mehr oder weniger ehrenhaftes Leben als Möbelhändler und hat ein Mädchen aus der Oberklasse …
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Überleben in der Hackordnung von Harlem
Ray Carney hat es geschafft - nicht in allen, aber doch in wesentlichen Aspekten. Er lebt im Gegensatz zu seinem verstorbenen Vater ein mehr oder weniger ehrenhaftes Leben als Möbelhändler und hat ein Mädchen aus der Oberklasse geheiratet - sehr zum Verdruß von deren Eltern. Aber Elisabeth hält zu ihm, sie sind inzwischen sogar Eltern. Carver gibt sich Mühe, seine kleinen kriminellen Kuhhandel von seiner Frau fernzuhalten, deren Eltern sich ihrerseits bemühen, ihn zu demütigen, ohne es die Enkel spüren zu lassen.
Diesmal hat Colson Whitehead, ohne von seinem Anspruch, das (Über)leben der Afroamerikaner in den USA vergangener Zeiten in all seinen Facetten schonungslos und offen zu vermitteln, abzulassen, einen überaus stilvollen Unterhaltungsroman geschrieben.
Einen, der zwar stellenweise sehr wehtut, aber bei dem man auf der anderen Seite nicht selten das Gesicht zum Lächeln verzieht.
Die Story spielt im Harlem der frühen 1960er Jahre und einige der Benachteiligten haben Mechanismen entwickelt, um nicht ganz so benachteiligt zu sein wie ihre Schicksalsgenossen.
Als eines der Qualitätsmerkmale gilt es, hellere Haut als andere zu haben, im Idealfall sogar gelegentlich für einen Weißen gehalten zu werden, ein äußeres Merkmal, dessen sich beispielsweise Carneys Schwiegermutter Alma rühmen kann - ganz im Gegensatz zu ihm selbst, was sie ihn nicht selten spüren lässt.
Doch neue Zeiten sind im Anmarsch, nicht nur dadurch, dass Martin Luther King und seine Gesinnungsgenossen ihre Stimme immer lauter erheben.
Wie auch immer, jedenfalls schaffen es auch Dunkelhäutige, Weißen und nicht ganz Weißen ein Schnippchen zu schlagen. Vielleicht ja sogar mehrere? Gewissermaßen hat Colson Whitehead, ohne sein Können in irgendeiner Form einzuschränken, hier einen Schelmenroman geschaffen. Mit ernstem Hintergrund natürlich! Aber mit nicht nur einem Augenzwinkern!
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Nachdem ich von Whiteheads Roman "Die Nickelboys" sehr begeistert war, wollte ich natürlich auch sein neues Werk unbedingt lesen.
Schon der Umschlag des Buches führt die Leser direkt hinein in das Harlem der 1960er Jahre. Brownstone-Häuser, Polizisten, die eine …
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Nachdem ich von Whiteheads Roman "Die Nickelboys" sehr begeistert war, wollte ich natürlich auch sein neues Werk unbedingt lesen.
Schon der Umschlag des Buches führt die Leser direkt hinein in das Harlem der 1960er Jahre. Brownstone-Häuser, Polizisten, die eine Straßenkreuzung beobachten, fette Straßenkreuzer, wenige Menschen und das alles in einem Blickwinkel von schräg oben, als unbeteiligter Zuschauer. Genau das ist auch der Punkt, aus dem Whitehead seine Protagonisten beobachtet: mit Distanz, sachlich, und lakonisch.
Die Hauptperson des Buches ist Ray Carney, der einen kleinen Möbelladen besitzt und mit gebrauchtem Zeug handelt, das ihm auch manchmal sein Cousin Freddie beschafft. Angeblich ist es "vom Lastwagen gefallen". Ray bemüht sich um ein ehrliches Leben, will seiner Frau den der kleinen Tochter etwas bieten und spart auf eine schönere Wohnung abseits der Hochbahngleise. Die Eltern seiner Frau üben großen Druck auf ihn aus, er ist ihnen zu schwarz und zu arm. Seine Bemühungen scheitern immer wieder. Als Freddie ihn in einen gefährlichen Raub in einem Hotel hineinzieht, wird es noch gefährlicher.
Ray ist ein Mensch zwischen allen Stühlen. Auf der einen Seite ist er der ehrlich bemühte Möbelhändler, muss aber Schutzgeld zahlen, um überleben zu können und ab und zu eine kleine oder größere Straftat begehen, um im Leben voran zu kommen. Eine andere Chance bekommt er nicht und so führt er zwei Leben, eins am Tag und ein geheimes in der Nacht.
Das alles spielt vor dem Hintergrund der Rassentrennung am Ende der 1950er Jahre und der Hoffnung auf Besserung unter Kennedy. Der politische Aspekt ist im Hintergrund immer präsent und hat Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Harlem. Man schlägt sich durch, auch manchmal illegal, aber das alles ist nichts gegen das, was die reichen weißen Menschen an illegalen Praktiken anwenden. Zwischen diesen Fronten stehen auch Ray und seine Familie.
Whitehead schreibt klug und sachlich, bringt immer wieder Rückblicke auf die Geschichte der handelnden Personen und hat die politische Situation immer im Blick. Er vermeidet Schwarz-weiß-Malerei, alle Personen sind vielschichtig beschrieben und ihre Motive nachvollziehbar. Seine klare Sprache hat eine Melodie, die immer unterschwellig mitschwingt.
Das Buch erfordert Aufmerksamkeit, man kann es nicht nebenbei lesen.
Obwohl mich das Buch nicht so begeistert hat wie "Die Nickelboys" ist es doch ein unbedingt lesenswertes Buch.
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Leben in Harlem
"Harlem Shuffle" von Colson Whitehead erzählt hier die Geschichte des Möbelhändlers Ray Carney. Eigentlich ist es aber auch die Geschichte eines Stadtteils und des Lebensgefühls dort. Beschrieben werden die Jahre 1959 - 1961 - 1964 aus der Sicht von …
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Leben in Harlem
"Harlem Shuffle" von Colson Whitehead erzählt hier die Geschichte des Möbelhändlers Ray Carney. Eigentlich ist es aber auch die Geschichte eines Stadtteils und des Lebensgefühls dort. Beschrieben werden die Jahre 1959 - 1961 - 1964 aus der Sicht von Ray.
Der Vater von Carney hat sein Geld nicht auf ganz legale Weise verdient, aber Carney will raus aus dem Milieu. Er hat eine Familie und will sich ein besseres Leben aufbauen. Der Zeitgeist, die Kriminalität, der Rassismus, das alles kommt sehr gut raus in der Beschreibung von Carneys Alltag.
Sein Cousin Freddie bringt ihm aber immer mal wieder Dinge aus Diebstählen, um sie zu Geld zu machen und Familie ist immer noch das Wichtigste. Deshalb kommt er nie so ganz raus aus dem Kreislauf, obwohl er sich bemüht stets ehrlich und auch menschlich zu bleiben.
Es ist ein ruhiges Buch, mit langen und gründlichen Beschreibungen, Spannung oder Action gibt es nur am Rande, aber der Autor versteht es trotzdem einen in die Geschichte zu ziehen. Man kann sehr gut nachvollziehen, wie sich Ray und sein Umfeld persönlich verändert haben und auch die komplette Stadt und die Stimmung dort. Ich empfand es als sehr interessante Lektüre, die mir den Zeitgeist näher brachte.
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Harlem in Aufruhr
An Harlem Shuffle überraschte mich, wie verhalten der Roman erzählt ist, jedenfalls verglichen mit dem hochemotionalen Underground Railroad.
Auch die Hauptfigur wirkt zurückhaltend, aber das mag plotbedingt so angelegt sein und für den Protagonisten Ray …
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Harlem in Aufruhr
An Harlem Shuffle überraschte mich, wie verhalten der Roman erzählt ist, jedenfalls verglichen mit dem hochemotionalen Underground Railroad.
Auch die Hauptfigur wirkt zurückhaltend, aber das mag plotbedingt so angelegt sein und für den Protagonisten Ray Carney spricht seine Eigenwilligkeit.
Einige Nebenfiguren, wie Carneys Cousin Freddie oder der Gangster Pepper sind sehr gelungen und glaubhaft dargestellt.
Wie Colson Whitehead die frühen sechziger Jahre in Harlem einsetzt ohne auf übliche zeitliche Verweise zu setzen, finde ich sehr respektabel. Er kann sehr gut Details beschreiben und das Zeitgefühl entsteht daraus, wie sich die Leute verhalten und wie sich unterhalten.
Harlem Shuffle ist dann auch mehr Gesellschaftsporträt als Gangsternovel, obwohl es im Milieu angesiedelt ist.
Colson Whitehead ist ein starker Autor, aber ich wünschte er hätte sich diesmal nicht ganz so selbst zurückgenommen. Es reichte aber dennoch zu einem eindrucksvollen Roman.
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Flott geschriebene, atmosphärische New Yorker Gaunergeschichte
Obwohl ich New York nur aus Filmen und Büchern kenne, hatte ich das Gefühl, dass der Autor die Armosphäre im Harlem der Sechziger Jahre sehr authentisch und treffend geschildert hat, sehr lebendig, man hat das …
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Flott geschriebene, atmosphärische New Yorker Gaunergeschichte
Obwohl ich New York nur aus Filmen und Büchern kenne, hatte ich das Gefühl, dass der Autor die Armosphäre im Harlem der Sechziger Jahre sehr authentisch und treffend geschildert hat, sehr lebendig, man hat das Gefühl man sei mittendrin.
Der Protagonist ist der umtriebige Familienvater Ray Carney, ein Möbelhändler, der versucht, seinen Lebensuntehalt auf möglichst ehrliche Weise zu verdienen, aber zwischendurch durchaus auch mal Hehlerware verhökert - schließlich hat er eine Familie zu ernähren. Sein Vater war ein Krimineller, dem er möglichst nicht nacheifern möchte, und auch sein Cousin Freddy ist ein Ganove, der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat und Ray, der ihn wie einen Bruder liebt, immer wieder in brenzlige Situationen hineinmanövriert. Whitehead schildert drei Phasen in Rays Leben, 1958, 1961 und 1964. Er hat einen mitreißend lässigen und humorvollen Schreibstil, es gibt atmosphärische Ortsbeschreibungen und viele Nebenfiguren, die meisten davon recht skurrile Charaktere, so dass man sich gut in die damaligen Lebensumstände hineinversetzen kann.
Der Autor schreibt nicht mit erhobenem Zeigefinger, aber natürlich ist der Roman auch sozialkritisch, beschreibt erschreckende Rassendiskriminierung, z.B. dadurch, dass Rays Ehefrau im Reisebüro "Black Star Travel" arbeitet, das seinen schwarzen Kunden "sichere" Reiserouten ausarbeitet mit Empfehlungen für Hotels und Restaurants, in denen sie nicht diskriminiert, angepöbelt oder gar zusammengeschlagen werden. Und man erkennt auch, dass es seit damals leider nur kleine Fortschritte gegeben hat.
Ich weiß gar nicht so recht, welchem Genre man diese Buch zuordnen könnte, vielleicht ist es ein Entwicklungsroman, denn Ray macht in den drei Abschnitten eine ziemliche Entwicklung durch.Es ist aber auch eine Liebeserklärung an Harlem und seine Bewohner. Die Lektüre war manchmal ein wenig anstrengend, hat sich aber gelohnt und ich bin froh, diesen Autor kennengelernt zu haben und werde auch seine früheren Werke lesen. Empfehlenswert für Freunde etwas anspruchsvollerer Literatur.
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