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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 790 Bewertungen
Bewertung vom 22.09.2024
Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
Westerbeke, Douglas

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel


sehr gut

Ich würde so gerne verweilen....
"Die unendliche Reise der Aubry Tourvel" ist der Debütroman von Douglas Westerbeke und hat es geschafft mich auf eine fantastische Reise mitzunehmen.
Aubry Tourvel hat einen Fluch oder eine Krankheit, wenn sie längere Zeit an einem Ort bleibt, geht es ihr schlecht und schlechter und sie muss schleunigst weiterreisen, auf unbekannten Strecken und zu Orten, an denen sie noch nie war.
Sie muss ihre Familie zurücklassen und lieb gewordene Freunde, von denen sie einige eine Zeit lang begleiten.
Alles verbindend taucht ab und an eine magische Bibliothek an unterschiedlichen Orten zu verschiedenen Zeiten auf, in der sie verweilen kann Hier gibt es Lesestoff fast endlos und doch fehlt eine Erklärung der Hintergründe hier.
Erzählt wird hier nicht chronologisch, die Geschichte erschließt sich aus einzelnen Erzählungen nach und nach und bleibt auch lückenhaft und unvollständig.
Sehr gut gefallen haben mir die Schilderungen der sehr verschiedenen Orte und Zeiten und auch der Menschen, mit denen sie länger Kontakt hat.
Auch Audry ist eine sehr starke und unabhängige Frau, sehr sympathisch, ich habe sie gerne begleitet.
Für mich ist das hier fast das geniale Buch, fehlt mir nicht wenigstens der Ansatz einer Erklärung, der Sinn hinter dem Ganzen. Aber auch so ist es ein sehr spannendes Buch, mal eine ganz andere Reise, eine sehr gute Grundidee mit kleinen Mängeln in der Umsetzung.

Bewertung vom 22.09.2024
Hast du Zeit?
Winkelmann, Andreas

Hast du Zeit?


sehr gut

Gewohnt spannend
"Hast du Zeit?" von Andreas Winkelmann ist bei weitem nicht der erste Thriller dieses Autors, den ich gelesen habe und wie immer wurde ich auch hier nicht enttäuscht. Das Buch war spannend, souverän aufgebaut und aufgelöst und sehr gut lesbar und doch fehlte mir hier irgendwie das gewisse Etwas, dass ich vom Autor gewohnt bin.
Die Zeit spielt hier eine zentrale Rolle, deine, meine, die des Täters und der Opfer. Wenn du die Zeit hast, kannst du dich darauf einlassen.
Eine Freundin wird ermordet, eine andere entführt. Die Ermittler hier sind nicht die üblichen, wir haben hier die Freundin der Entführten und einen pensionierte Polizisten, der von seiner Tochter auf diese Sache gebracht wurde.
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven geschildert, was die Spannung steigert und etwas rasant macht.
Auch aus Tätersicht sind so einige Kapitel, obwohl er uns ziemlich lange verborgen und unbekannt bleibt.
Man brauchte hier schon einiges an Konzentration, um hinter die vielen Perspektiven und ihre Beziehungen untereinander zu blicken. Am Ende wurde alles aufgelöst und es ergab vieles im Nachhinein auch Sinn.
Spannende Idee mit der Liste von "Zeiträubern" der Lebenszeit, allerdings verzettelt sich die Handlung hier auch schon ab und an mal.

Bewertung vom 21.09.2024
Unendlicher Friede
Poniewaz, Edward

Unendlicher Friede


gut

Brisantes Thema
"Unendlicher Friede" von Edward Poniewaz ist ein Thriller mit einem hochinteressanten Thema, das sich aber erst nach und nach in den Mittelpunkt stellt. Deshalb möchte ich hier auch nicht allzu viel verraten.
Dr. Stefan Heimer ist in Berlin als Psychologe tätig und wird von einer schwangeren Frau um Hilfe gebeten, die Angst vor der Reaktion ihres Mannes hat, Dieser ist ein bekannter Arzt, Neurologe und Besitzer einer berühmten Klinik.
Heimer folgt seiner Patientin dann sogar in die Schweiz, er will ihr helfen, ist sogar in sie verliebt. Es geht sehr schnell und Heimer ist in fiese Machenschaften von Gewalt, Betrug, Entführungen und Schlimmerem verstrickt. So wirklich glaubhaft ist keiner der Protagonisten, aber das ist hier Absicht.
Kann man seinen Erinnerungen trauen, an Erlebtes, an Taten und Gedanken, an Worte, hier sollte man alles hinterfragen.
Die Protagonisten, keiner wird mir hier sympathisch, kommt mir nahe. Das Buch beginnt spannend, verliert mich aber auch sehr schnell wieder an Handlungen, die ich nicht nachvollziehen kann. Das ist auch mein größter Kritikpunkt, dass ich so oft denke, warum macht er oder sie das denn jetzt, wie kann er oder sie nur so handeln.
Im letzten Drittel fängt mich die Geschichte dann auch wieder ein, allerdings wurden viele spannende Themen nicht weiter verfolgt und wieder neue eingeführt, fast etwas viel für ein Buch.
Das Thema an sich, mit den Erinnerungen und den Manipulationen ist hochinteressant und hat mich auch zum nachdenken angeregt, dem Buch fehlt es für mich, als Thriller, deutlich an Spannung.

Bewertung vom 21.09.2024
Moments in Nature
López, Gamander;López, Una

Moments in Nature


ausgezeichnet

Faszinierende Naturaufnahmen
"Moments in Nature" von Una und Gamander López ist ein großartiges Buch für jeden, der sich für unsere Natur interessiert oder gerne fotografiert oder beides.
Mir gefallen die Aufnahmen in diesem Buch sehr, man sieht, wie viel Zeit und Geduld darin steckt, sie so zu machen. Die Tiere, die hier in Bild und auch in Worten vorgestellt werden, sind Tiere aus der Umgebung, Tiere, die man selbst beobachten kann, ohne irgendwo weithin zu reisen. Man braucht nur Ruhe und Geduld. Tipps für Orte, Zeiten und Situationen dazu geben die Autoren hier jeweils ab.
Sehr gut gefällt mir hier wirklich die Zusammenarbeit der Geschwister, die Texte von Una ergänzen die herrlichen Aufnahmen von Gamander perfekt.
Zu jedem Bild gibt es auch Beschreibungen, wie es entstanden ist, in welcher Situation sich die Tiere und der Fotograf befanden.
Auch für die Ausrüstung und Tarnung in der Natur und den achtsamen und respektvollen Umgang mit den Tieren gibt es Hinweise.
Ich finde die Fotos so gelungen, dass ich manchen Vogel auf meiner Terrasse jetzt eindeutig zuordnen kann, obwohl es kein Bestimmungsbuch ist.
Auch mit Kindern kann man sich hier gut an die Tiere unserer Umgebung herantasten und ihre Schönheit zeigen, um zu betonen, wie sehr wir sie schützen müssen.

Bewertung vom 21.09.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


sehr gut

Sehr emotional und berührend
"Alte Eltern" von Volker Kitz ist ein Essay mit einem gewaltigen Sog.
Der Autor erzählt hier seine letzten Monate mit seinem Vater, wo er versucht eine Nähe herzustellen, die der Vater nicht mehr vollständig herstellen kann. Es ist an Demenz erkrankt und in ein Pflegeheim gezogen, vom Sohn Residenz genannt.
In Rückblicken erfährt man auch von früheren Tagen, vom Familienleben, vom Tod der Mutter, von einem guten Vater-Sohn-Verhältnis.
Auch das langsame Verschwinden des Vaters wird mehr aus den Rückblicken ersichtlich.
Mir gefällt hier sehr, wie ehrlich und offen der Autor mit der Situation umgeht, uns seine Gefühle darstellt. Er schildert kleine Situationen und Momente, die das Ganze dann greifbar und vorstellbar werden lassen. Man spürt aber auch seine Hilflosigkeit gegenüber der Größe und Endgültigkeit dieser Situation.
Seine Mutter ist eines plötzlichen Todes gestorben, der Vater wird jetzt sterben, er ist hilflos vor Kummer und auch Angst, nicht alles richtig zu machen, etwas zu verpassen. Ich mag seinen Schreibstil und seine Betrachtungen sehr.
Ich hätte gerne etwas mehr über die Demenz an sich und die Perspektiven, die Hilfen erfahren, aber mir gefällt, dass dieses wichtige Thema jetzt schon öfter literarisch aufgegriffen wird.

Bewertung vom 20.09.2024
Verlassene Nester
Hempel, Patricia

Verlassene Nester


gut

Tolle Bilder, fehlender Abschluss
"Verlassene Nester" von Patricia Hempel ist ein Roman über Veränderungen und gleichzeitig über Stillstand.
Wir reisen hier ins Jahr 1992, kurze Zeit nach der Wiedervereinigung, direkt an die Elbe, in einen fiktiven Ort. Pilly ist dreizehn, ein Mädchen im Umbruch, im Aufbruch, sie versucht sich in dieser neuen Welt wiederzufinden. Pilly hat es nicht leicht, ihre Mutter verschwand vor Jahre schon, ihr Vater trinkt sich sein Leben erträglich und Pilly pendelt zwischen einem Leben bei ihren Tanten, in einem verwunschenen Hexengarten, und auf einem Spielplatz zwischen Betonbauten mit gleichaltrigen Mädchen.
Einzelne Tage sind hier sehr schön eingefangen und geschildert, die Situation und die Stimmung ist dann fast greifbar. Auch gibt es einige, wenige, Charaktere, die sehr gut gezeichnet sind und fast lebensecht erscheinen, viele andere bleiben platte Randfiguren.
In diesem Buch wurden sehr viele Themen und Handlungsstränge eingeführt, die mich auch sehr interessiert haben, einige davon wurden aber nicht wieder aufgegriffen und aufgelöst. Das fand ich sehr schade, hier wurde mehr gewollt, als in einer Erzählung zu leisten ist.
Durch das ständige wechseln der Perspektive und der Erzählstränge irrte ich beim Lesen selber manchmal ziellos umher, der Faden ging mir verloren.
Es gibt hier sehr viele Bilder, die mich berührt haben und sehr viele Themen, die mich bewegen, aber leider wurden diese alle nicht konsequent vertieft und verfolgt.
Was mir hier sehr gut gefallen hat, ist die erzeugte Stimmung, man kann die Trostlosigkeit fast spüren, die Resignation, dann teilweise den Aufbruch, das Verlassen der Nester, in verschiedenen Ebenen.

Bewertung vom 20.09.2024
Die Abschaffung des Todes
Eschbach, Andreas

Die Abschaffung des Todes


sehr gut

Ewige Freude oder Leid?
"Die Abschaffung des Todes" von Andreas Eschbach ist nicht mein erstes Buch dieses Autors und dementsprechend waren meine Erwartungen sehr hoch. Er schafft es immer wieder ein hochaktuelles und spannendes Thema sorgfältig zu verarbeiten und zum nachdenken anzuregen. Das hat er hier auch definitiv geschafft, sehr informativ und auch voller unerwarteter Wendungen, als Thriller würde ich diesen Roman aber nicht unbedingt einordnen. Auch die Spannung war über längere Strecken nicht vorhanden, mich hat es aber in meinem Lesefluss nicht gestört.
James Windover, unser Protagonist, gibt eine sehr exklusive Zeitschrift heraus, gedacht für die Superreichen, alle relevanten Informationen auf einen Blick, ohne Wertung, aber in mühevoller Recherche beschafft.
Eine seiner wichtigsten Kundinnen und Geldgeberin bittet Windover um seine Meinung zu einem neuen Projekt, in dem es um nichts weniger als das ewige Leben geht.
Also stürzt sich Windover in die Ermittlungen von Methoden und Hintergründen, von Folgen und wissenschaftlichen Auswirkungen und nimmt uns als Leser mit.
Das alles ist sehr unterhaltsam und es macht viel Freude den Gedankengängen zu folgen und eigene dazu zu entwickeln. Ich habe viel über das Gehirn und seine Funktionsweise gelernt und mich mit philosophischen Themen über den Tod und seine Folgen, bzw. die Folgen seiner Abschaffung beschäftigt.
Das alles war in eine gute Geschichte verpackt, in der es sogar Action und Verfolgung gab, also es war schon eine gewisse Spannung vorhanden.
Mir hat der Umfang des Buches gefallen, ich mag sehr weitschweifige Erklärungen und einen umfangreichen Aufbau des Settings, für schnelle Leser mag das alles etwas zuviel sein.
Die Recherche ist hier wie gewohnt sehr gut und auch der Schreibstil gekonnt und souverän.

Bewertung vom 20.09.2024
Selbstversorgung im Winter
Genrich, Til

Selbstversorgung im Winter


ausgezeichnet

Geniales Werk für die Selbstversorgung
"Selbstversorgung im Winter" von Til Genrich aus dem Löwenzahn-Verlag ist ein rundum gelungenes Gesamtpaket.
Das Buch ist ein Hardcover, stabil gebunden und reich illustriert und mit vielen Fotos versehen. Es sind aber nicht nur Bilder, die das Buch so nutzerfreundlich machen, sondern vor allem die vielen Übersichten, Tabellen und Grafiken.
Es ist ein Buch, das man von vorne bis hinten durchlesen kann oder es als Nachschlagewerk nutzen. Ich habe es gelesen und jetzt kommt es ins Regal, für späteres Nachlesen. Da kommt mir eine sehr sinnvolle und übersichtliche Gliederung gerade recht.
Im Buch werden viele Themen behandelt, fast schon zu viele, bei einigen muss man sich zum vertiefen dann weitere Literatur zu Rate ziehen.
Es geht um den eigenen Anbau im Garten und auf dem Feld, schon die Auswahl der Pflanzen samt Porträts macht viel Spaß. Hinweise gibt es auch zum sammeln auf der Wiese und im Wald.
Ganz großen Wert wird hier auf die Haltbarmachung, die Weiterverarbeitung von den Sachen gelegt, wie man selber gesunde und wertvolle Lebensmittel schafft und sich einen Vorrat für den Winter anlegt. Hier geht es auch um gute Lagersorten, aber nicht nur.
Vieles war mir bekannt, wie einkochen, einfrieren und fermentieren, es wurden mir aber auch viele neue Tipps und Tricks mit auf den Weg gegeben, und das alles auf eine sehr sympathische und verständliche Art und Weise.
Wer hier ein reines Gartenbuch oder ein Kochbuch erwartet, sollte vor dem Kauf ins Inhaltsverzeichnis schauen, alle anderen werden, so wie ich selber auch, begeistert sein.

Bewertung vom 15.09.2024
Partikel
Harlander, Wolf

Partikel


ausgezeichnet

Bedrohung Plastik
"Partikel" von Wolf Harlander ist schon der vierte Thriller des Autors, den ich gelesen habe. Wie auch in den anderen hat er sich wieder ein aktuelles Thema aus dem ökologischen und gesellschaftlichem Geschehen gesucht und in eine spannende Form gebracht.
Hier ist das große Thema das riesige Plastik-Problem, vor allem um Mikroplastik und seine weitreichenden Folgen für die Umwelt und auch uns Menschen geht es hier.
Harlander schreibt wieder in seinem bekannten Stil mit den wechselnden Perspektiven, der sich hier aber absolut gut einfügt. Man fliegt gerade so durch die Kapitel, weil sie sehr rasant aufgebaut sind, es ist ein Zeitfaktor vorhanden.
Dieser Plastikmüll ist für die einen eine akute Bedrohung ihres Lebens, für die anderen ein Millionengeschäft. Wie weitreichend das alles ist und vor allem auch, wie ineinander vernetzt von der Verschmutzung unserer Meere bis hin zur Verschmutzung unserer Organe, wird hier sehr gut recherchiert und eindrücklich mit eingebracht.
Durch die Erkrankung mehrerer Menschen und die Entführung eines Kindes wird das Thema hier auch sehr spannend und auch emotional aufgearbeitet.
Der Schreibstil ist einfach zu lesen, die Protagonisten gut angelegt und glaubwürdig.
Für mich gab es hier keine Längen und auch das Ende hat alle losen Faäden wieder aufgegriffen.
Für mich das bisher beste Buch aus der Reihe des Autors, es hat mich zu weiteren Nachforschungen angeregt.

Bewertung vom 15.09.2024
Darwyne
Niel, Colin

Darwyne


sehr gut

Sehr bildgewaltige, starke Erzählung
"Darwyne" von Colin Niel ist eine ganz außergewöhnliche Erzählung.
Ganz großartig gelungen sind hier die Beschreibungen der Orte und auch der Menschen dort. Ich habe mich fast gefühlt, als würde ich gemeinsam mit Darwyne durch den riesigen des Amazonasdschungels streifen, um danach wieder in den verborgenen Slum Bois Sec von Französisch-Guayana zu landen.
Darwyne ist ein außergewöhnlicher Junge, der mit aller Liebe an seiner Mutter Yolanda hängt. Yolanda lebt am Rande der Existenz, sie ist bitterarm, arbeitet viel, hat eine kleine Hütte direkt am Waldrand und wechselnde Stiefväter für Darwyne. Diese verschwinden auf ungewöhnliche Weise.
Mathurine ist die zuständige Sozialarbeiterin, die auch sehr naturverbunden ist und wirklich helfen will. Auch sie macht sich ihre Gedanken.
Durch die abwechselnd erzählten Perspektiven hat man hier die Möglichkeit tief in das Geschehen und den Regenwald einzutauchen. De Geschichte hatte für mich einen unglaublichen Sog, eine Wucht und machte mich teilweise wütend und fassungslos. Also waren auch die Emotionen hier gut beschrieben.
Von der Handlung selbst kann man nicht allzu viel vorwegnehmen, ich mochte das Buch und vor allem auch Darwyne, der von seiner eigenen Mutter als Monster dargestellt und behandelt wurde.