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Olivier Guez
eBook, ePUB
Das Verschwinden des Josef Mengele (eBook, ePUB)
Roman
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Auf den Spuren des Bösen ... 1949 flüchtet Josef Mengele, der bestialische Lagerarzt von Auschwitz, nach Argentinien. In Buenos Aires trifft er auf ein dichtes Netzwerk aus Unterstützern, unter ihnen Diktator Perón, und baut sich Stück für Stück eine neue Existenz auf. Mengele begegnet auch Adolf Eichmann, der ihn zu seiner großen Enttäuschung nicht einmal kennt. Der Mossad sowie Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer nehmen schließlich die Verfolgung auf. Mengele rettet sich von einem Versteck ins nächste, lebt isoliert und wird finanziell von seiner Famil...
Auf den Spuren des Bösen ... 1949 flüchtet Josef Mengele, der bestialische Lagerarzt von Auschwitz, nach Argentinien. In Buenos Aires trifft er auf ein dichtes Netzwerk aus Unterstützern, unter ihnen Diktator Perón, und baut sich Stück für Stück eine neue Existenz auf. Mengele begegnet auch Adolf Eichmann, der ihn zu seiner großen Enttäuschung nicht einmal kennt. Der Mossad sowie Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer nehmen schließlich die Verfolgung auf. Mengele rettet sich von einem Versteck ins nächste, lebt isoliert und wird finanziell von seiner Familie in Günzburg unterstützt. Erst 1979, nach dreißig Jahren Flucht, findet man die Leiche von Josef Mengele an einem brasilianischen Strand. Dieser preisgekrönte Tatsachenroman von Olivier Guez, der in Frankreich sofort zum Sensationsbesteller wurde, liest sich wie ein rasanter Politthriller und wahrt zugleich die notwendige Distanz. "Olivier Guez schuf mit diesem bekannten Verfahren eine phantastische neue Romanform." Frédéric Beigbeder in Le Figaro Magazine.
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Olivier Guez, 1974 in Straßburg geboren, ist Autor und Journalist. Er arbeitete unter anderem für Le Monde, die New York Times und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Für das Drehbuch von "Der Staat gegen Fritz Bauer" erhielt er den deutschen Filmpreis. Sein Roman "Das Verschwinden des Josef Mengele" (Aufbau, 2018) wurde zum internationalen Bestseller und stand in Deutschland viele Wochen auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Olivier Guez lebt in Paris.
Nicola Denis wurde mit einer Arbeit zur Übersetzungsgeschichte promoviert. Sie übersetzte u. a. Werke von Alexandre Dumas, Honoré de Balzac, Éric Vuillard, Olivier Guez und Anne Dufourmantelle. Nicola Denis lebt seit vielen Jahren in Frankreich.
Nicola Denis wurde mit einer Arbeit zur Übersetzungsgeschichte promoviert. Sie übersetzte u. a. Werke von Alexandre Dumas, Honoré de Balzac, Éric Vuillard, Olivier Guez und Anne Dufourmantelle. Nicola Denis lebt seit vielen Jahren in Frankreich.
Produktbeschreibung
- Verlag: Aufbau Verlage GmbH
- Seitenzahl: 223
- Erscheinungstermin: 11. August 2018
- Deutsch
- ISBN-13: 9783841215956
- Artikelnr.: 52446396
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Ein Mann ohne Menschlichkeit: Olivier Guez' fesselnder Roman "Das Verschwinden des Josef Mengele"
Ein lauer Abend in der Pampa nahe Buenos Aires, Anfang der fünfziger Jahre, ein Zusammentreffen deutscher Auswanderer, die im Garten eines mit Eukalyptus und Akazien gesäumten Landguts Spanferkel braten, Bier trinken und die Zeiten, über die sie reden, keineswegs als die alten ablegen wollen. Von den vielen beklemmenden Szenen des Tatsachenromans "Das Verschwinden des Josef Mengele" ist diese eine der bittersten: Wie die Nazis, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus Deutschland geflohen sind, ausgelassen ihre Erinnerungen aufleben lassen; an die verkohlten Gesichter und zerfetzten Uniformen von
Ein Mann ohne Menschlichkeit: Olivier Guez' fesselnder Roman "Das Verschwinden des Josef Mengele"
Ein lauer Abend in der Pampa nahe Buenos Aires, Anfang der fünfziger Jahre, ein Zusammentreffen deutscher Auswanderer, die im Garten eines mit Eukalyptus und Akazien gesäumten Landguts Spanferkel braten, Bier trinken und die Zeiten, über die sie reden, keineswegs als die alten ablegen wollen. Von den vielen beklemmenden Szenen des Tatsachenromans "Das Verschwinden des Josef Mengele" ist diese eine der bittersten: Wie die Nazis, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus Deutschland geflohen sind, ausgelassen ihre Erinnerungen aufleben lassen; an die verkohlten Gesichter und zerfetzten Uniformen von
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Stalins sibirischen Divisionen etwa und an ihre Macht. Sie glauben, mit der in Deutschland von den Alliierten verordneten Demokratie sei bald wieder Schluss. Die "Rückeroberung" der Heimat halten sie, die sich in Juan Peróns Argentinien niedergelassen haben, für greifbar. Bereitwillig, auch bewundernd recycelt der Präsident die entkommenen Nazi-Verbrecher - Ärzte, Ingenieure und Techniker - in seinem System. Es geht ihnen gut, sie feiern, und das Gefühl der Überlegenheit flirrt mit ums Feuer, während über ihnen eine Hitler-Büste prangt und "ein bisschen Farbe in den Garten" bringt. Unter den Gästen: Josef Mengele. Die Flucht aus Deutschland ist ihm gelungen, obwohl sein Name auf der amerikanischen Kriegsverbrecherliste steht.
Olivier Guez' Buch ist eine Kombination aus Fakten und Fiktion. Der 1974 geborene französische Autor schildert das innere Erleben des SS-Untersturmführers und Lagerarztes von Auschwitz ab dem Moment der Flucht aus Deutschland und führt es in einer beeindruckenden Montage mit zeithistorischem Material zu mehreren Handlungssträngen zusammen. Er komponiert daraus eine Geschichte, die sich erschütternd und spannungsreich zugleich liest. Den Mengele, der im Konzentrationslager, Melodien aus "Tosca" pfeifend, Hunderttausende in den Tod schickte, der besessen von seiner barbarischen Forschung Versuche an Menschen durchführte - an "verwendungsfähigem Menschenmaterial", das er aus den in Auschwitz ankommenden Zügen selektierte -, nimmt Guez nur vereinzelt in Rückblenden in den Blick. Aber genug, um in kühler Sprache das Bild eines Mannes ohne Menschlichkeit zu zeichnen, dessen Affekte sich nur um ihn selbst drehen und der Auschwitz mit der Erinnerung verbindet, dort im Herbst 1944 "zweite Flitterwochen" mit seiner Ehefrau Irene erlebt zu haben, während die Augen seiner Versuchsopfer wie Schmetterlinge an die Wand seines Arbeitszimmers gepinnt waren, die "Gaskammern auf Hochtouren liefen" und die SS-Leute Männer, Frauen und Kinder bei lebendigem Leibe in einer Grube verbrannten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versteckt sich Mengele zunächst für einige Jahre nahe seiner Heimatstadt Günzburg und hilft auf einem Bauernhof bei der Heuernte. 1949 überquert er dann die Dolomiten und flieht von Italien nach Argentinien, mit Reisepapieren, die ihn als Helmut Gregor ausgeben. Als "der kostbarste Ertrag jahrelanger Forschung" gilt ihm bei der Einreise nach Argentinien ein Koffer, den er mit sich führt, gefüllt mit "Injektionsspritzen, Heften mit Notizen und anatomischen Zeichnungen, Blutproben und Zellplättchen".
Guez' Protagonist Mengele bleibt während der 38 Jahre seiner Flucht geprägt von seinem Hunger nach Anerkennung, der Angst, entdeckt zu werden, und dem Irrsinn der "Rassenreinheit". An letzterer, der Vorstellung von Überlegenheit, hält der Geflohene selbst dann noch fest, als es die glamourösen Treffen der Nazis in Argentinien längst nicht mehr gibt, nachdem Perón seine Macht verloren hat und Mengele erst zunehmend isoliert in Paraguay abtaucht und sich schließlich tief im Dschungel Brasiliens verstecken muss. Dort lebt der Flüchtige in Abhängigkeit von den aus Ungarn stammenden Eigentümern einer einsam gelegenen Farm. Der Ehefrau muss Mengele, wenn ihr Mann nicht da ist, sexuell zur Verfügung stehen. Er quält dafür die Arbeiter auf den Feldern. Über niemand sonst hat er Macht und ergeht sich in Selbstmitleid darüber, dass ihm für die in Auschwitz begangenen Greuel nicht applaudiert wird, dass sie ihn nicht zum Star gemacht haben; ihn, der schon als Zehnjähriger verstanden zu haben glaubte, dass "Ärzte und Forscher die wahren Priester und Stars des 20. Jahrhunderts werden würden".
Mengele kennt nur sich selbst als Opfer. Immer wieder bemitleidet er sich auch dafür, dass er nicht in Deutschland weiterleben kann, so wie andere der zwanzig SS-Ärzte von Auschwitz, die Männer kastrierten und Frauen Tierföten transplantierten oder sie mit Typhus infizierten und nach dem Krieg durch die Maschen der Justiz geschlüpft und wieder zurückgekehrt waren in die Zivilgesellschaft und in ihre Familien.
So abgestoßen man von Mengele ist - und in diesem Sinne ist Guez auch ein Risiko eingegangen, den Flüchtigen zum Protagonisten zu machen und seinem Denken und Fühlen so mikroskopisch nachzugehen -, so beeindruckend gelingt es dem Autor zugleich, eben nicht nur Mengeles Leben zu erzählen, sondern die universelle Geschichte, wie Ideologie zur Rechtfertigung jedes Zivilisationsbruchs werden kann. Guez fächert die inneren Prozesse auf, mit denen die Fragen nach Verantwortung und Schuld in Mengele bis zum Schluss nicht durchdringen. In seiner Logik kann jede Unmenschlichkeit für notwendig erklärt werden, und er stützt diese Logik nicht allein, auch deshalb funktioniert sie. "Er habe nur seine Pflicht getan", sagt Mengeles Vater Karl senior einmal zu ihm, "so einfach ist das." Jede andere Sichtweise als die eigene ist in den Augen des Flüchtigen eine verzerrte Darstellung der Realität, Verleumdung, Fake News.
Josef Mengeles Verschwinden ist auch die Geschichte seiner aktiven und passiven Helfer. Unbehelligt von juristischen Ermittlungen lebt der Flüchtige während der ersten Jahre in Buenos Aires. Die deutsche Botschaft vor Ort unternimmt nichts gegen ihn. Sie stellt ihm, als er sich von seiner ersten Frau Irene scheiden lässt, sogar die Urkunde aus - unter seinem echten Namen. Ein alter Freund von Mengeles Vater, Hans Sedlmeier, und diverse zwischengeschaltete Anwälte haben dabei ihre Hände im Spiel, um möglichst viele Schutzschilde zwischen der deutschen Justiz und dem Flüchtigen zu schaffen. 1956 reist Gregor/Mengele sogar noch zurück nach Europa, erst in die Schweiz und dann nach Günzburg.
Bezeichnend ist die Szene, in der sein Vater ihm die Nerven stärkt, dass er sich hier zu Hause fühlen und keine Angst haben müsse, aufzufliegen. Keiner werde es wagen, den Sohn vom Chef anzuzeigen. Er sei der wichtigste Arbeitgeber der Region, kein Unternehmen größer als das der Mengeles, das Landwirtschaftsmaschinen herstellt. Und als die Polizei doch zufällig auf Gregor/Mengele aufmerksam wird, regeln Mengele senior und Sedlmeier die Angelegenheit mit Bier und Bestechungsgeld. Beide verbindet das fehlende Gewissen und letztlich die Weigerung, die neue Zeit, die Verpflichtung der Bürger gegenüber ihrem Rechtsstaat, zur Kenntnis zu nehmen. Die Erträge des Wirtschaftswunders, die ihnen so willkommen sind, werden auch zur Finanzierung des Flüchtigen verwendet. Die deutsche Justiz interessiert sich erst 1959 für den Lagerarzt von Auschwitz und erlässt einen Haftbefehl gegen ihn.
Gegen Ende der fünfziger Jahre kommt der Mossad dem flüchtigen Mengele auf die Spur. Zunächst gilt die Aufmerksamkeit des israelischen Geheimdienstes Adolf Eichmann, dem bürokratischen Kopf der SS für die Verfolgung und Deportation von sechs Millionen Menschen. Im Juli 1950 war er in Argentinien unter dem Decknamen Ricardo Klement eingetroffen. 1957 war Eichmann in Buenos Aires von einem nach Argentinien geflohenen deutschen Juden erkannt worden, der den hessischen Generalstaatsanwalt Fitz Bauer informierte. Der leitet den Hinweis diskret an den Mossad weiter. 1960 wird Eichmann schließlich von Agenten entführt, nach Israel gebracht und im Dezember 1961 zum Tode verurteilt. In demselben Flugzeug, in dem Eichmann von den Agenten nach Israel gebracht wurde, sollte eigentlich auch Mengele sitzen; auch er sollte entführt werden. Mengele aber ist zu dem Zeitpunkt schon nach Paraguay geflohen. Von dort flieht er schließlich nach Brasilien. Einer seiner Sympathisanten hat ihm eine Pistole und einen Pass auf den Namen Peter Hochbichler besorgt. Im Frühjahr 1962 spüren Mossad-Agenten Mengele dann in Brasilien auf. Im nächsten Schritt soll - wie im Falle Eichmanns - seine Entführung geplant werden, doch plötzlich erhalten die Agenten keine Freigabe für den Zugriff, weil sie für einen anderen Fall abgezogen werden. Erst Jahre später geht die Suche weiter.
Immer wieder ist es das Geld der Mengele-Familie aus Deutschland, das dem Geflohenen hilft, seine Haut zu retten und von Versteck zu Versteck zu kommen. Sie - vor allem Karl Mengele senior zu Lebzeiten - agiert dabei ebenso kalt wie Josef Mengele: Gäbe es in der Öffentlichkeit Aufsehen um den Nazi-Verwandten, gar einen Prozess gegen ihn, nähme das Familienunternehmen Schaden. Deshalb versiegt der Geldstrom nach Südamerika nicht, deshalb wird Sedlmeier regelmäßig vorgeschickt, damit Mengele nicht die Nerven verliert.
Mengeles Angst vor dem israelischen Geheimdienst steigert sich über die Jahre immer weiter ebenso wie die, von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer aufgespürt zu werden.
Olivier Guez, der in Frankreich letztes Jahr für "Das Verschwinden des Josef Mengele" den Prix Renaudot erhielt und mit Lars Kraume das Drehbuch zu dem vielfach ausgezeichneten Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" schrieb, erzählt fesselnd nicht nur von dem immer paranoider werdenden Mengele und dessen aktiven Unterstützern, sondern auch von den vielen anderen, die sich nicht um das größere Bild kümmerten, nicht um den Zustand der Gesellschaft, in der sie lebten. Zum Beispiel, weil sie für den Vater eines flüchtigen Nazis arbeiteten. Oder weil das eigene Leben in ihren Augen gerade dringendere Probleme bereithielt, als zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Gespenstisch lesen sich diese Passagen, weil dieses Desinteresse nicht vollends vergangen scheint.
Gregor/Mengele stirbt 1979, er ertrinkt. Für seine Verbrechen wird der berüchtigte KZ-Arzt nie vor Gericht gestellt.
ANNE AMERI-SIEMENS
Olivier Guez: "Das Verschwinden des Josef Mengele". Aus dem Französischen von Nicola Denis. Aufbau-Verlag, 224 Seiten, 20 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Olivier Guez' Buch ist eine Kombination aus Fakten und Fiktion. Der 1974 geborene französische Autor schildert das innere Erleben des SS-Untersturmführers und Lagerarztes von Auschwitz ab dem Moment der Flucht aus Deutschland und führt es in einer beeindruckenden Montage mit zeithistorischem Material zu mehreren Handlungssträngen zusammen. Er komponiert daraus eine Geschichte, die sich erschütternd und spannungsreich zugleich liest. Den Mengele, der im Konzentrationslager, Melodien aus "Tosca" pfeifend, Hunderttausende in den Tod schickte, der besessen von seiner barbarischen Forschung Versuche an Menschen durchführte - an "verwendungsfähigem Menschenmaterial", das er aus den in Auschwitz ankommenden Zügen selektierte -, nimmt Guez nur vereinzelt in Rückblenden in den Blick. Aber genug, um in kühler Sprache das Bild eines Mannes ohne Menschlichkeit zu zeichnen, dessen Affekte sich nur um ihn selbst drehen und der Auschwitz mit der Erinnerung verbindet, dort im Herbst 1944 "zweite Flitterwochen" mit seiner Ehefrau Irene erlebt zu haben, während die Augen seiner Versuchsopfer wie Schmetterlinge an die Wand seines Arbeitszimmers gepinnt waren, die "Gaskammern auf Hochtouren liefen" und die SS-Leute Männer, Frauen und Kinder bei lebendigem Leibe in einer Grube verbrannten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versteckt sich Mengele zunächst für einige Jahre nahe seiner Heimatstadt Günzburg und hilft auf einem Bauernhof bei der Heuernte. 1949 überquert er dann die Dolomiten und flieht von Italien nach Argentinien, mit Reisepapieren, die ihn als Helmut Gregor ausgeben. Als "der kostbarste Ertrag jahrelanger Forschung" gilt ihm bei der Einreise nach Argentinien ein Koffer, den er mit sich führt, gefüllt mit "Injektionsspritzen, Heften mit Notizen und anatomischen Zeichnungen, Blutproben und Zellplättchen".
Guez' Protagonist Mengele bleibt während der 38 Jahre seiner Flucht geprägt von seinem Hunger nach Anerkennung, der Angst, entdeckt zu werden, und dem Irrsinn der "Rassenreinheit". An letzterer, der Vorstellung von Überlegenheit, hält der Geflohene selbst dann noch fest, als es die glamourösen Treffen der Nazis in Argentinien längst nicht mehr gibt, nachdem Perón seine Macht verloren hat und Mengele erst zunehmend isoliert in Paraguay abtaucht und sich schließlich tief im Dschungel Brasiliens verstecken muss. Dort lebt der Flüchtige in Abhängigkeit von den aus Ungarn stammenden Eigentümern einer einsam gelegenen Farm. Der Ehefrau muss Mengele, wenn ihr Mann nicht da ist, sexuell zur Verfügung stehen. Er quält dafür die Arbeiter auf den Feldern. Über niemand sonst hat er Macht und ergeht sich in Selbstmitleid darüber, dass ihm für die in Auschwitz begangenen Greuel nicht applaudiert wird, dass sie ihn nicht zum Star gemacht haben; ihn, der schon als Zehnjähriger verstanden zu haben glaubte, dass "Ärzte und Forscher die wahren Priester und Stars des 20. Jahrhunderts werden würden".
Mengele kennt nur sich selbst als Opfer. Immer wieder bemitleidet er sich auch dafür, dass er nicht in Deutschland weiterleben kann, so wie andere der zwanzig SS-Ärzte von Auschwitz, die Männer kastrierten und Frauen Tierföten transplantierten oder sie mit Typhus infizierten und nach dem Krieg durch die Maschen der Justiz geschlüpft und wieder zurückgekehrt waren in die Zivilgesellschaft und in ihre Familien.
So abgestoßen man von Mengele ist - und in diesem Sinne ist Guez auch ein Risiko eingegangen, den Flüchtigen zum Protagonisten zu machen und seinem Denken und Fühlen so mikroskopisch nachzugehen -, so beeindruckend gelingt es dem Autor zugleich, eben nicht nur Mengeles Leben zu erzählen, sondern die universelle Geschichte, wie Ideologie zur Rechtfertigung jedes Zivilisationsbruchs werden kann. Guez fächert die inneren Prozesse auf, mit denen die Fragen nach Verantwortung und Schuld in Mengele bis zum Schluss nicht durchdringen. In seiner Logik kann jede Unmenschlichkeit für notwendig erklärt werden, und er stützt diese Logik nicht allein, auch deshalb funktioniert sie. "Er habe nur seine Pflicht getan", sagt Mengeles Vater Karl senior einmal zu ihm, "so einfach ist das." Jede andere Sichtweise als die eigene ist in den Augen des Flüchtigen eine verzerrte Darstellung der Realität, Verleumdung, Fake News.
Josef Mengeles Verschwinden ist auch die Geschichte seiner aktiven und passiven Helfer. Unbehelligt von juristischen Ermittlungen lebt der Flüchtige während der ersten Jahre in Buenos Aires. Die deutsche Botschaft vor Ort unternimmt nichts gegen ihn. Sie stellt ihm, als er sich von seiner ersten Frau Irene scheiden lässt, sogar die Urkunde aus - unter seinem echten Namen. Ein alter Freund von Mengeles Vater, Hans Sedlmeier, und diverse zwischengeschaltete Anwälte haben dabei ihre Hände im Spiel, um möglichst viele Schutzschilde zwischen der deutschen Justiz und dem Flüchtigen zu schaffen. 1956 reist Gregor/Mengele sogar noch zurück nach Europa, erst in die Schweiz und dann nach Günzburg.
Bezeichnend ist die Szene, in der sein Vater ihm die Nerven stärkt, dass er sich hier zu Hause fühlen und keine Angst haben müsse, aufzufliegen. Keiner werde es wagen, den Sohn vom Chef anzuzeigen. Er sei der wichtigste Arbeitgeber der Region, kein Unternehmen größer als das der Mengeles, das Landwirtschaftsmaschinen herstellt. Und als die Polizei doch zufällig auf Gregor/Mengele aufmerksam wird, regeln Mengele senior und Sedlmeier die Angelegenheit mit Bier und Bestechungsgeld. Beide verbindet das fehlende Gewissen und letztlich die Weigerung, die neue Zeit, die Verpflichtung der Bürger gegenüber ihrem Rechtsstaat, zur Kenntnis zu nehmen. Die Erträge des Wirtschaftswunders, die ihnen so willkommen sind, werden auch zur Finanzierung des Flüchtigen verwendet. Die deutsche Justiz interessiert sich erst 1959 für den Lagerarzt von Auschwitz und erlässt einen Haftbefehl gegen ihn.
Gegen Ende der fünfziger Jahre kommt der Mossad dem flüchtigen Mengele auf die Spur. Zunächst gilt die Aufmerksamkeit des israelischen Geheimdienstes Adolf Eichmann, dem bürokratischen Kopf der SS für die Verfolgung und Deportation von sechs Millionen Menschen. Im Juli 1950 war er in Argentinien unter dem Decknamen Ricardo Klement eingetroffen. 1957 war Eichmann in Buenos Aires von einem nach Argentinien geflohenen deutschen Juden erkannt worden, der den hessischen Generalstaatsanwalt Fitz Bauer informierte. Der leitet den Hinweis diskret an den Mossad weiter. 1960 wird Eichmann schließlich von Agenten entführt, nach Israel gebracht und im Dezember 1961 zum Tode verurteilt. In demselben Flugzeug, in dem Eichmann von den Agenten nach Israel gebracht wurde, sollte eigentlich auch Mengele sitzen; auch er sollte entführt werden. Mengele aber ist zu dem Zeitpunkt schon nach Paraguay geflohen. Von dort flieht er schließlich nach Brasilien. Einer seiner Sympathisanten hat ihm eine Pistole und einen Pass auf den Namen Peter Hochbichler besorgt. Im Frühjahr 1962 spüren Mossad-Agenten Mengele dann in Brasilien auf. Im nächsten Schritt soll - wie im Falle Eichmanns - seine Entführung geplant werden, doch plötzlich erhalten die Agenten keine Freigabe für den Zugriff, weil sie für einen anderen Fall abgezogen werden. Erst Jahre später geht die Suche weiter.
Immer wieder ist es das Geld der Mengele-Familie aus Deutschland, das dem Geflohenen hilft, seine Haut zu retten und von Versteck zu Versteck zu kommen. Sie - vor allem Karl Mengele senior zu Lebzeiten - agiert dabei ebenso kalt wie Josef Mengele: Gäbe es in der Öffentlichkeit Aufsehen um den Nazi-Verwandten, gar einen Prozess gegen ihn, nähme das Familienunternehmen Schaden. Deshalb versiegt der Geldstrom nach Südamerika nicht, deshalb wird Sedlmeier regelmäßig vorgeschickt, damit Mengele nicht die Nerven verliert.
Mengeles Angst vor dem israelischen Geheimdienst steigert sich über die Jahre immer weiter ebenso wie die, von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer aufgespürt zu werden.
Olivier Guez, der in Frankreich letztes Jahr für "Das Verschwinden des Josef Mengele" den Prix Renaudot erhielt und mit Lars Kraume das Drehbuch zu dem vielfach ausgezeichneten Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" schrieb, erzählt fesselnd nicht nur von dem immer paranoider werdenden Mengele und dessen aktiven Unterstützern, sondern auch von den vielen anderen, die sich nicht um das größere Bild kümmerten, nicht um den Zustand der Gesellschaft, in der sie lebten. Zum Beispiel, weil sie für den Vater eines flüchtigen Nazis arbeiteten. Oder weil das eigene Leben in ihren Augen gerade dringendere Probleme bereithielt, als zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Gespenstisch lesen sich diese Passagen, weil dieses Desinteresse nicht vollends vergangen scheint.
Gregor/Mengele stirbt 1979, er ertrinkt. Für seine Verbrechen wird der berüchtigte KZ-Arzt nie vor Gericht gestellt.
ANNE AMERI-SIEMENS
Olivier Guez: "Das Verschwinden des Josef Mengele". Aus dem Französischen von Nicola Denis. Aufbau-Verlag, 224 Seiten, 20 Euro
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»Ohne Schnörkel, ohne Sensationalismus, als hartnäckiger, unerbittlicher Fahnder auf den Spuren des Schlächters.« Transfuge »Olivier Guez meistert die herausragende Biographie einer Inkarnation des Bösen.« L'Humanité Dimanche
Broschiertes Buch
Der Fluch der bösen Tat
Mag ja sein, dass die Geschichte des Todesarzt von Auschwitz noch spannender zu erzählen ist. Aber auch so hat mich dieses Buch gefesselt. Nachdem ich von der Entführung Eichmanns erfahren habe, wollte ich wissen, wieso Mengele nicht verhaftet wurde.
Und …
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Der Fluch der bösen Tat
Mag ja sein, dass die Geschichte des Todesarzt von Auschwitz noch spannender zu erzählen ist. Aber auch so hat mich dieses Buch gefesselt. Nachdem ich von der Entführung Eichmanns erfahren habe, wollte ich wissen, wieso Mengele nicht verhaftet wurde.
Und das sieht auch das Buch so. Im ersten Teil „Der Pascha“ ist von seinem Leben in Argentinien unter Perron die Rede. Dass dieser Staatsmann mit der berühmten Ehefrau ein solcher Faschist war, war mir auch neu. Er hoffte, dass die USA und Sowjetunion im kalten Krieg bekämpfen und er mit seinem dritten Weg gewinnen würde.
Aber es kam anders, wie das zweite Kapitel "Die Ratte" beleuchtet. Nach Perrons Entmachtung und der Verhaftung Eichmanns musste Mengele sich verstecken, erst in Paraguay, dann bei einer Familie in Brasilien. Dies ging nur, weil seine Familie fürstlich für seine Unterkunft zahlte. Selbst nach seinem Tod am 7.2. 1979 wurde er weiter gesucht.
Erst der Epilog klärt auf, wie der Tod des Nazi-Arztes öffentlich wurde und wie dann auch die Familie in Günzburg den Namen der Firma Mengele ändern musste, weil die Geschäfte wegen des Terroronkels immer schlechter liefen.
Alles in allem ist doch erstaunlich, wie lang es brauchte, bis in der Geschichtsschreibung sich die wahrhafte Verfolgung des Terrors durchsetzte. 5 Sterne
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Zu diesem Roman habe ich eine gespaltene Meinung.
Einerseits finde ich, dass der Autor sehr gut recherchiert und sich über das Thema informiert hat. Man bekommt auf jeden Fall zu spüren, wie viel Arbeit er in diesen Roman investiert hat.
Andererseits bin ich der Meinung, dass man …
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Zu diesem Roman habe ich eine gespaltene Meinung.
Einerseits finde ich, dass der Autor sehr gut recherchiert und sich über das Thema informiert hat. Man bekommt auf jeden Fall zu spüren, wie viel Arbeit er in diesen Roman investiert hat.
Andererseits bin ich der Meinung, dass man diese Geschichte viel ,,spannender" und eindringlicher erzählen hätte können. Es ähnelt zu sehr einem Sachbuch, die Fakten wurden ,,langweilig" nacheinander aufgezählt, wenig Spannung etc.
Personen haben kaum geredet, was ich mir persönlich gewünscht hätte. Dementsprechend konnte man sich auch nur sehr schwer mit den einzelnen Charakteren identifizieren. Innere Monologe von Mengele wären auch interessant gewesen, da dadurch mehr Emotiononen ausgelöst worden wären. Was mich auch gestört hat war, dass es zu viele verschiedene Charaktere gab, die alle nicht genau genug beschrieben wurden, weswegen man mit den ganzen Namen kaum mitkam.
Es haben mir hierbei einfach die Hintergrundinformationen gefehlt und der Autor ist bei diesem Punkt viel zu oberflächlich vorgegangen.
Was der Autor aber auf jeden Fall geschafft hat - Aggressionen auszulösen!
Wie man so kaltblütig, eklig und herzlos sein kann, unglaublich.
Erschreckend zudem auch, dass Mengele seine Fehler und gräueltaten nicht eingesehen hat.
Wie sich einfach Gedankengut im Gehirn eines Menschen so festsetzten kann, ist wirklich erschreckend und gefährlich.
Ohne jegliche Gewissensbisse und Reue einfach so etwas hinzunehmen...
Die Frage, die ich mir stelle ist: Wie kann es sein, dass Menschen so extrem von etwas überzeugt bzw. beeinflusst werden können, ohne sich über die Gefahren dieses Denkens bewusst zu werden?
Das, was während dieser Zeit (1939-1945) passiert ist, spiegelt sich pauschal gesagt in der heutigen Zeit wieder (Chemnitz, Berlin, Klima in Europa).
Alleine, dass Menschen bei ,,Demos" sich VOR die Kamera stellen und IN die Kamera den Hitlergruß zeigen, ,,Ausländer" jagen, ohne die geringste Angst vor Konsequenzen zeigt, wie die Aufarbeitung der Geschichte funktioniert hat...
Solche Situationen im Jahr 2018 noch miterleben zu müssen, ist nicht in Worte zu fassen.
Hoffen wir mal, dass so etwas nie wieder passieren wird!!!
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Josef Mengele – Todesengel von Auschwitz, der wohl grausamste und rücksichtsloseste Arzt der Geschichte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gelingt ihm die Flucht über mehrere europäische Länder nach Südamerika, wo er dank der Hilfe eifriger Unterstützer und mit …
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Josef Mengele – Todesengel von Auschwitz, der wohl grausamste und rücksichtsloseste Arzt der Geschichte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gelingt ihm die Flucht über mehrere europäische Länder nach Südamerika, wo er dank der Hilfe eifriger Unterstützer und mit falscher Identität untertauchen kann. Unter Perón führt er in Argentinien zunächst ein sicheres Leben, die deutsche Community ist gut vernetzt und steht unter dem Schutz des Diktators, doch nach dessen Sturz wird die Lage unbequem. Es folgen Jahrzehnte des Irrens über mehrere Länder, immer wieder auf der Flucht und in Angst vor Entdeckung. Mehrfach sind ihm Israelis wie auch andere auf den Spuren, aber dank eines guten Netzes starker Verbündeter gelingt es dem tausendfachen Mörder immer wieder, sich seiner gerechten Strafe zu entziehen.
Olivier Guez‘ Roman „Das Verschwinden des Josef Mengele“ zeichnet die Spuren eines der schlimmsten Verbrecher des Nazi-Regimes nach. Dies gelingt dem Autor eindrucksvoll und dafür wurde er 2017 völlig zurecht mit den renommierten französischen Literaturpreis Prix Renaudot ausgezeichnet. Drei Jahre hat er an dem Buch gearbeitet, das auf wahren Eckdaten basiert, in weiten Teilen jedoch fiktiv bleiben muss, da bis heute das komplette Leben des Arztes nicht lückenlos dokumentiert ist.
In erster Linie besticht der Roman natürlich durch die Person des Josef Mengele. Er ist sicher eine der bekanntesten Figuren des Hitler-Regimes und viel wurde über ihn berichtet und geschrieben. Am beeindruckendsten war für mich jedoch die Haltung, die er bis zum letzten Tag standhaft beibehielt: er leugnete seine Taten nicht, aber die Bewertung dessen, was er getan hat, steht in starkem Kontrast zu Realität. Vermutlich um sich selbst zu schützen und sich nicht dem stellen zu müssen, was er verbrochen hat, sah er sich als Wissenschaftler und Forscher, der der Menschheit einen Dienst erweisen wollte:
„Was ist denn nun mit Auschwitz, Papa? Mengele weist die Schuld von sich. Er hat gekämpft, um „unbestrittene traditionelle Werte“ zu verteidigen, nie jemanden umgebracht. Im Gegenteil: Indem er bestimmte, wer arbeitsfähig ist, konnte er Leben retten. Er verspürt keinerlei Schuld.“
Seine grenzenlose Angst gerade von den Israelis entdeckt zu werden, zeigt jedoch auch, dass ihm trotz allem sehr bewusst gewesen sein muss, dass diese nicht nur Rache an ihm walten lassen würden, sondern durchaus mit guten Grund und Recht eine Verurteilung forderten. Womöglich ist das Leben in Angst schon die irdische Strafe, die ihm mehr zusetzt, als man vermuten mag:
„Nun ist er dem Fluch Kains ausgeliefert, dem ersten Mörder der Menschheit: ein Getriebener, der über die Erde irrt, wer ihm begegnet, wird ihn töten.“
Aber auch Guez Sprachgewalt ist überzeugend. Die nuancierten Zwischentöne, die die Verachtung seines Protagonisten deutlich hervortreten lassen, sind glänzend platziert. Aber auch die Kritik an den nachlässigen deutschen Behörden, die Mengele schon zeitnah nach Kriegsende hätten auffinden können, wird nachhaltig zum Ausdruck gebracht.
Man spürt eine gewisse Fassungslosigkeit ob der Haltung Mengeles, aber auch, weil auf Erden die Taten nicht gesühnt wurden. Auch wenn der Text letztlich eine fiktive Erzählung ist, was jedoch dem Erzählfluss zugutekommt, kann er als Mahnmal verstanden werden, das in breiter Masse gelesen werden sollte, damit die Geschichte sich nicht wiederholt.
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Audio CD
Es gibt Zeitzeugen und etliche Bücher, die das Wirken dieses Unmenschen beschreiben. Auch das Buch „Das Verschwinden des Josef Mengele“ gehört dazu. Nach dem Ende des Krieges und Hitlers Suizid floh er nach Argentinien. Das war nur möglich, weil er viel Anhänger und …
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Es gibt Zeitzeugen und etliche Bücher, die das Wirken dieses Unmenschen beschreiben. Auch das Buch „Das Verschwinden des Josef Mengele“ gehört dazu. Nach dem Ende des Krieges und Hitlers Suizid floh er nach Argentinien. Das war nur möglich, weil er viel Anhänger und Unterstützer hatte. Womit er nicht rechnete, dass auch Nazijäger auf seiner Spur waren. Dazu gehörte der bekannte und geschätzte Simon Wiesenthal und geschulte Mitarbeiter des Mossad. Mengele musst immer wieder flüchten und trotzdem konnten ihn die Verfolger nie dingfest machen. Er hatte schlicht und einfach zu viele Helfer. Er starb bei einem Badeunfall und konnte nie für seine Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden.
Das Buch ist mit Sicherheit gut recherchiert und faktenreich geschrieben. Mir gefiel der Sprecher dabei überhaupt nicht. Für mich leierte die Seiten herunter und das ohne Punkt und Komma. Also ohne Wechsel der Stimmlage bei den unterschiedlichen Akteuren. Schade, aber ich werde mir das Buch kaufen und es lesen. Die historisch belegten Hintergründe interessieren mich sehr. Auch die Tatsache, wie Frau und Sohn auf die Anschuldigungen gegenüber Mengele reagierten sind anschaulich wiedergegeben. Für die Arbeit des Autors gebe ich gerne vier Sterne, für den Sprecher aber nur drei.
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Der Todesengel
Josef Mengele wurde nach seinem Fronteinsatz im Jahre 1943 in Ausschwitz als Lagerarzt eingesetzt. Dort kam er durch seine kalt-blütige und unbarmherzige Art zu dem Titel des Todesengels. Er schickte abertausende Juden in den Tod und forschte mit unmenschlichen Methoden an …
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Der Todesengel
Josef Mengele wurde nach seinem Fronteinsatz im Jahre 1943 in Ausschwitz als Lagerarzt eingesetzt. Dort kam er durch seine kalt-blütige und unbarmherzige Art zu dem Titel des Todesengels. Er schickte abertausende Juden in den Tod und forschte mit unmenschlichen Methoden an Behinderten und Zwillingen, um den Theorien der Rassenhygiene neuen Inhalt zu geben. Seine Gräuel-taten kannten keine Grenzen und so wurde er zum gefürchtetsten Lagerarzt des dritten Reichs. Nach dem Krieg tauch Mengele unter und es gelang ihm, wie vielen anderen hochdotierten Nazis, im Jahre 1949 die Flucht nach Argentinien.
Olivier Guez setzt sich in seinem Buch "Das Verschwinden des Josef Mengele" mit der Zeit, die Josef Mengele in Südamerika auf der Flucht war, auseinander. Er schildert das Leben mit einer solch erzählerischen Kraft und Authentizität, dass es mir beim Lesen schauderte und den Protagonisten real vor Augen führte. Das Gedankengut Mengeles machte mich immer wieder sprachlos, wie emotionslos er über den Tod anderer Menschen sprach und sich selbst noch als aufopferungsvollen und treuen Diener des Staates sah. Seine Flucht entwickelt sich aber zum Trost des Lesers, der es als schreiendes Unrecht empfinden muss, dass dieser Mann für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, anders als gehofft. Die anfängliche Unterstützung vieler Nazis in Südamerika nimmt zunehmend ab und Mengele vereinsamt. Stets getrieben von Angst und Alpträumen wird sein Leben zunehmend unattraktiver und der Mann, für den Hygiene und Disziplin an erster Stelle stand, muss immer mehr Kompromisse machen, um unentdeckt zu bleiben. Hier beschreibt Olivier Guez sehr schön, wie sehr Mengele unter seinen Lebensumständen und seiner fehlenden Anerkennung leidet.
Zudem rechne ich dem Autor hoch an, dass er mit Gräueltaten Mengeles nicht inflationär umgeht, um Effekthascherei zu betreiben, sondern wenige teilweise unglaubliche Taten lediglich kurz schildert und so zumindest bei mir eine viel höhere Wirkung erzielt.
Die historischen Fakten zu dem Buch wirken sehr gut recherchiert und der Autor führt auch im Anhang eine große Anzahl lesenswerter Bücher an, die sein Studium mit der damaligen Zeit begünstigt haben. "Das Verschwinden des Josef Mengele" ist für mich ein äußerst lesenswertes Buch, da es Olivier Guez hervorragend gelingt, das Leben des kaltblütigen Arztes, der sicherlich zu Recht auch als Monster bezeichnet wurde, lebendig zu skizzieren, um so mit dem Mythos abzurechnen und aus den historischen Fakten zu lernen. Ein beeindruckendes und nachwirkendes Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.
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