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Bücherfee

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Insgesamt 338 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2023
Helle Tage, dunkle Schuld
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld


ausgezeichnet

Mit ihren historischen Romanen hat Eva Völler die Bestseller-Listen gestürmt. Nun wagt sie sich an ein neues literarisches Genre. Mit ihrem Buch "Helle Tage, dunkle Schuld" legt sie ihren ersten historischen Krimi vor, welcher den ersten Band der Reihe "Kriminalinspektor Carl Bruns" bildet.

Das dezente Cover ist in hellen und dunklen Farbtönen gehalten. Im Fokus steht eine Frauengestalt, die - im Gehen begriffen - einen forschenden Blick über ihre Schulter blickt. Unwillkürlich fragt man sich, ob sie sich von einer anderen (nicht sichtbaren) Personen verfolgt und beobachtet fühlt. Perfekt darauf abgestimmt ist der Titel "Helle Tage, dunkle Schuld", welcher das zentrale Motiv des Romans wieder aufgreift.

Zeitlich gesehen, lässt sich dieser historische Krimi 1948, kurz vor der Währungsreform, verorten. Er spielt weitgehend in Essen, einer vom Bergbau geprägten Stadt mitten im Ruhrgebiet, die durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen in Schutt und Asche gelegt worden ist.

Eva Völler thematisiert die (Nicht-) Aufarbeitung von NS-Verbrechen, am Beispiel eines Massakers an Zwangsarbeitern, begangen in den letzten Tagen des Dritten Reiches. Viele Polizisten sind in die Massenmorde verstrickt und haben eine schwere Schuld auf sich geladen; dennoch werden sie nicht zur Verantwortung gezogen, sondern größtenteils von ihren Taten entlastet und wieder auf ihren alten Posten installiert. Lästige Mitwisser*innen sind unerwünscht, sie müssen zum Schweigen gebracht werden, wenn sie gefährlich werden können. Gleichzeitig zeigt Eva Völler das verzweifelte Streben der Überlebenden nach einem Neubeginn. In den Wirren des Krieges haben sie alles verloren, nun sehnen sie sich nach einem Hauch von Normalität, während die Welt um sie herum noch in Trümmern liegt. Durch den Wiederaufbau mischen sich helle Strahlen der Hoffnung in das Schwarz der Ruinen. Mit ihren (Un-) Taten in der Vergangenheit möchten sie sich nicht auseinandersetzen; für sie zählt einzig und allein das Hier und Jetzt.

Mich hat das atmosphärisch dichte, vielschichtige Werk von Eva Völler begeistert. Es ist eine mitreißende, spannende Mischung aus historischem Krim und Roman, spiegelt die Zeitgeschichte und lässt eine längst vergangene Epoche mit Hilfe von authentisch wirkenden Protagonisten lebendig werden. Sie sind interessante, gebrochene Charaktere, die selbst dunkle Geheimnisse hüten, nicht immer frei von eigener Schuld. Hell und Dunkel vermischen sich in den literarischen Figuren, wie man es schon aus dem vielsagenden Titel des Buches erahnen kann. Aus diesem Grunde gibt es von mir eine ausdrückliche Lese-Empfehlung!

Bewertung vom 01.10.2023
Elizabeth Taylor / Ikonen ihrer Zeit Bd. 11
Weinberg, Juliana

Elizabeth Taylor / Ikonen ihrer Zeit Bd. 11


ausgezeichnet

Nachdem ich die biographischen Romane Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne" und "Josephine Baker und der Tanz des Lebens" von Juliana Weinberg geradezu inhaliert habe, zählt die deutsche Schriftstellerin Juliana Weinberg zu meinen Lieblingsautorinnen. Sie versteht es, ihre berühmten Protagonist*innen zum Leben zu erwecken. Aus diesem Grunde habe ich dieser neuen Publikation entgegengefiebert.



Wer erinnert sich nicht an Elizabeth Taylor, die mit zwei Oscars für ihre schauspielerischen Leistungen ausgezeichnete gebürtige Engländerin, die zu den größten weiblichen Ikonen in Hollywood zählt? Berühmt-berüchtigt wurde sie nicht nur durch ihre erfolgreichen Filme wie "Vater der Braut", "Giganten", "Butterfield 8", "Cleopatra" oder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?", welche die ganze Bandbreite ihres Könnens spiegeln, sondern auch durch ihr unkonventionelles Liebesleben, das eine scharfen Kontrast zu den puristanischen Vorstellungen ihrer amerikanischen Wahl-Heimat bildete. Diese kapriziöse, temperamentvolle Diva steht im Mittelpunkt des biographischen Romans "Elizabeth Taylor" von Juliana Weinberg, der den 11. Band aus der Reihe "Ikonen ihrer Zeit" bildet.

Das wunderschöne Cover zeigt eine liebreizende, zerbrechlich wirkende dunkelhaarige Schönheit in einem weißen Kleid, die selbstbewusst und sinnlich auf einer mit Palmen geschmückten Terrasse vor den Hügeln von Hollywood posiert. Die Ähnlichkeit mit der jungen Schauspielerin Elizabeth Taylor ist frappierend. Der aussagekräftige Titel "Elizabeth Taylor - Die größte Liebende Hollywood" rekurriert auf ihr turbulentes Privatleben. In der LIebe war Elizabeth Taylor kein Glück beschieden, ihre acht Vermählungen endeten entweder durch Scheidung oder Tod.

Der biographische Roman von Juliana Weinberg ist eine klare Hommage an eine glamouröse Ikone, die unvergessen bleiben wird. Sie erzählt den Werdegang einer außergewöhnlichen Frau. die sich von einem süßen Kinderstar zu einer beeindruckenden Charakter-Darstellerin entwickelte. Es ist ein eindrucksvolles, feinfühlig geschriebenes Portrait, das alle Leser*innen tief berühren wird.

In ihrer Kindheit und Jugend fremdbestimmt durch ihre ehrgeizige Mutter, die ihre eigenen Träume durch ihre Tochter leben wollte, indem sie sie zu einer Karriere in Hollywood drängte, suchte die achtzehnjährige Elizabeht Taylor ihren Weg in die Freiheit durch eine übereilte erste Ehe mit Conrad Hilton, dem vermögenden, zügellosen Erben der Hilton-Kette.

Ihr weiterer Lebensweg war geprägt von vielen Höhen und Tiefen, die in den einschlägigen Zeitschriften ausgeschlachtet wurden. Gleichgültig, ob es sich um Liebesaffären, Eheschließungen, Gewichtsprobleme, Krankheiten, Missbrauch von Medikamenten und Alkohol oder andere Skandale handelte... Elizabeth Taylor war immer für eine Schlagzeile gut. Sie war eine emotionale, impulsiv agierende Frau; nach ihrer eigenen Aussage wurde ihr Leben durch ihre Leidenschaften bestimmt. Wenn man so will, handelte sie mehr aus dem Bauch heraus als mit dem Verstand.

Dabei verliert man völlig aus dem Blick, dass sie nicht nur eine großzügige, tolerante Mutter war, die ihren (eigenen und adoptieren) Kinder den Freiraum zur persönlichen Entfaltung zugestand, der ihr selbst verwehrt worden waren, sondern auch eine einfühlsame, loyale Freundin war, die ihren (homosexuellen) männlichen Kollegen wie Montgomery Clift, James Dean oder Rock Hudson in guten und schweren Zeiten treu zur Seite stand und sie in dem knallharten Show-Business tatkräftig unterstützte.

Später sollte sie sich zu einer engagierten Aktivistin weiterentwickeln, die keine Angst vor dem Bruch von Tabus hatte und ihren Weltruhm für den Kampf gegen AIDS einsetzte. Für ihren großen Mut und ihr soziales Engagement hat Elizabeth Taylor unsere Bewunderung verdient!

Bewertung vom 08.09.2023
The Castaways
Clarke, Lucy

The Castaways


ausgezeichnet

Hi!

In diesem Sommer habe ich den packenden Psychothriller "One of the girls" von Lucy Clarke gelesen, welcher die britische Schriftstellerin in die deutschen Bestseller-Listen katapultiert hat. Nachdem ich spannende Stunden in der Sonne verbracht hatte, habe ich ihrem neuen Buch "The Castaways" geradezu entgegengefiebert, das unter dem Titel "Der Ozean unserer Erinnerung" bereits erschienen ist.

Der Plot ist nicht neu, fast schon ausgereizt. Dafür war ich von der brillanten Umsetzung begeistert. Wie in ihrem Roman "One of the girls" rückt Lucy Clarke zwei Frauen in den Fokus. Es handelt sich um Erin und Lori, zwei (psychisch labile) Schwestern, die einige harte Schicksalsschläge in ihrem Leben ertragen mussten. Eine gemeinsame Reise auf die Fidschi-Inseln soll ein positives Zeichen der Veränderung setzen - und wird zum Ausgangspunkt von dramatischen Ereignissen.

Das Setting auf den Fidschi-Inseln ist sehr exotisch. Mir war nicht klar, dass sich dieses Archipel aus mehr als 300 (teilweise unbewohnten) Inseln besteht. Dieses nahezu unbekannte Südsee-Paradies mit seinen schneeweißen Stränden und bunten Korallenriffen kann schnell zur tödlichen Falle werden, wie in diesem Roman. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Lori und Erin vermittelt und spielt auf verschiedenen Ebenen, einerseits vor dem spurlosen Verschwinden des Flugzeuges, mit Lori an Bord ("Davor" ) und zwei Jahre danach, als Erin , die nicht mit der Tragödie abschließen und an den Tod ihrer Schwester glauben will, aus London zurück auf die Fidschi-Inseln macht, um weitere Recherchen auf eigene Faust durchzuführen.

Lucy Clarke ist ein dramatisches, emotionales, spannendes Werk gelungen, das einen perfekten Mix aus Thriller und Roman bildet. Man taucht ein in einen wilden Strudel aus Emotionen, man spürt die Angst, Hoffnung, Frustration, Verzweiflung und Zerrissenheit der Protagonistinnen. Meinen persönlichen Geschmack hat Lucy Clarke genau getroffen. Sie bietet die perfekte Lektüre für den Sommer, ideal für eine Reise an exotische Schauplätze.

Bewertung vom 08.09.2023
Sandmuscheln und Salzwasserküsse
Hell, Jane

Sandmuscheln und Salzwasserküsse


gut

Hej!

Mit ihrer erfolgreichen Reihe "Fördeliebe" hat Jane Hell sich in das Herz vieler Leser*innen geschrieben. Nun präsentiert sie ihren neuen Roman "Sandmuscheln und Salzwasserküsse", der den Auftakt zur Reihe "Herzklopfen in Dänemark" bildet:

Das hübsche Cover hilft gegen akute Meeressehnsucht. Ein rotgestrichenes Holzhäuschen am Strand, versehen mit der Flagge Dänemarks, im Hintergrund das glitzernde Meer- und schon kann man sich an den Schauplatz des neuen Romans träumen. Auch der gefällige Titel versprüht nordischen, herben Charme.

Die Romane von Jane Hell spielen meistens an der Ostsee, und sie bleibt ihrem Setting treu. Entschieden hat sie sich für Dänemark, der Schauplatz der Handlung ist in der Hauptstadt Kopenhagen und dem (fiktiven) Ort Hareby, genauer gesagt: einem idyllisch gelegenen, familiengeführten Campingplatz in Jütland, direkt am Meer. Ihre Protagonisten Alma und Magnus sind dort aufgewachsen; während Alma ihre Heimat verlassen hat, ist Magnus ihr treu geblieben. Er spielt die Rolle eines "Wikingers" in einem (von ihm entwickelten) Wikinger-Dorf, Alma hingegen hat sich auf ihre Karriere in der Wirtschaft konzentriert.

Der leicht und locker geschriebene Roman von Jane Hell fokussiert sich auf die Entwicklung einer Freundschaft zur großen Liebe. Leider hat er mich nicht ganz überzeugen können. Magnus und Alma sind mir etwas fremd geblieben. Ihre Geschichte ist zu weich gespült, alles läuft nach einem (aus gängigen Liebesromanen vertrauten) Schema, ohne große Überraschungen. Für mich ist noch Luft nach oben...

Bewertung vom 01.09.2023
Sisis Schwester / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.18
Bast, Eva-Maria

Sisis Schwester / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.18


ausgezeichnet

Am 10. September 2023 jährt sich der Todestag der schönen, exzentrischen, ruhelosen österreichische Kaiserin Sisi zum 125. Mal. Sie ist in aller Munde, im Gegensatz zu ihren sieben attraktiven Geschwistern, die gleichfalls außergewöhnliche Lebenswege eingeschlagen haben. Eine besondere Stellung nimmt Sophie Charlotte Auguste (1847 - 1897) Herzogin in Bayern, verheiratete Herzogin von Alencon, Sisis jüngste Schwester. Sie steht im Mittelpunkt der historischen Romanbiografie "Sisis Schwester" von Eva-Maria Bast, welcher den 17. Band in der Reihe "Bedeutende Frauen, die die Welt verändern" bildet.

Ebenso wie ihre große Schwester war Sophie Charlotte Auguste Herzogin in Bayern ein rebellischer Freigeist, der sich über die starren Konventionen ihrer Zeit hinwegsetzen wollte. Sie war eine emotional veranlagte, zu starken Depressionen neigende schöne Frau, für die ihr persönliches Glück an erster Stelle stand. Ihrem zwei Jahre älteren (homosexuellen) Cousin Ludwig II, von Bayern stand sie sehr nahe; sie liebten ihre Heimat, teilten die Liebe zur Natur und schwärmten für die Musik von Richard Wagner. Folgerichtig schien sie ihm eine passende Gefährtin zu sein, nach der (von den Eltern mehr oder weniger erzwungenen) Verlobung konnte er sich aber nicht zu einer Vermählung durchringen und ließ die angesetzten Termine wiederholt verschieben. In dieser Zeit hatte Sophie eine kurze Affäre mit dem bürgerlichen Fotografen Edgar Hanfstaengel, welcher ihre Verlobungsbilder in Szene gesetzt hatte. Nach der (skandalösen) Auflösung der Verlobung mit König Ludwig II. fügte sie sich den Wünschen ihrer Eltern, indem sie in eine arrangierte Vermählung mit Ferdinand Herzog von Alencon, einem (aus seiner Heimat vertriebenen) französischen Adligen, einwilligte. Aus dieser Verbindung gingen zwei Kinder hervor; ihre Ehe verlief mehr oder weniger glücklich, bis sie sich nach einer (durch den Tod von Ludwig II. im Jahre 1886 ausgelösten) schweren Erkrankung in ihren behandelnden (verheirateten) bürgerlichen Arzt Dr. Glaser verliebte und die Scheidung von ihrem Mann verlangte. Auf Betreiben ihrer Familie wurde sie für geisteskrank erklärt und in das berüchtigte Sanatorium Maria Grün bei Graz eingewiesen, das sich auf die Behandlung von sexuellen Abartigkeiten spezialisiert hatte. Mit grausamen Behandlungen (Übergießen mit Eiswasser usw.) wollte der Nervenarzt Richard von Krafft-Ebbing ihren Willen brechen. Als man sie nach mehreren Monaten als "geheilt" aus dem Sanatorium entließ, war sie ein Schatten ihrer selbst. Sie kehrte in ihre Familie zurück, rettete sich in die Religion, trat dem Dritten Orden der Dominikanerinnen bei und starb bei einem Brand im Bazar de la Charité in der Rue Jean Goujon in Paris, als ein als Attraktion errichteter Kinematograph der Gebrüder Lumiere Feuer fing.

Eva-Maria Bast hat ein mitreißendes Portrait von Sisis jüngster Schwester geschaffen, das mich sehr beeindruckt hat. In ihrer Romanbiographie zeichnet sie wichtige Phasen im Leben ihrer Protagonistin nach und lässt eine längst vergessene Epoche lebendig werden, Ihre Lebensgeschichte ist mir unter die Haut gegangen. Sophie Charlotte Auguste Herzogin in Bayern war eine unglückliche Frau, die nicht nach ihren eigenen Vorstellungen leben durfte, sondern sich stets den Wünschen von Männern fügen musste. Ihr tragisches Ende hat mich zutiefst erschüttert. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 01.09.2023
Winterliebe im kleinen Hofcafé am Deich
Kleinewig, Lurleen

Winterliebe im kleinen Hofcafé am Deich


ausgezeichnet

Moin!

Nachdem ich vor einigen Jahren Lurleen Kleinewig für mich entdeckt habe, verfolge ich ihre neuen Veröffentlichungen mit großem Interesse. Ihre Bücher spielen immer am Meer - und sie schwimmen etwas gegen den Strom, was mir persönlich sehr gefällt. Deshalb musste ich unbedingt ihr neues Buch "Winterliebe im kleinen Hofcafé am Deich" lesen:.

Das süße Cover lässt alle Herzen gleich schlagen. Ein romantisches kleines Café, weihnachtlich geschmückt, mitten im Schnee. im Hintergrund ist das Meer zu erahnen. Hach! Romantik pur - oder doch nicht?

In ihrem neuen Roman "Winterliebe im kleinen Hofcafé am Deich" stellt Lurleen Kleinewig unter Beweis, dass ein in der schönsten Zeit des Jahres spielender Roman nicht zwangsläufig besinnlich oder romantisch sein muss. Wenn man so will, fokussiert sie sich auf schräge, unkonventionelle Persönlichkeiten. Ihre 29-jährige Italo-Ostfriesin Antonia ist ein gebrochener Charakter, seit ihrer Kindheit ist sie immer wieder von ihren Mitmenschen enttäuscht worden. Ein stabiles familiäres Familienleben hat sie nicht kennengelernt, ihre esoterisch angehauchte Mutter ist dem anti-bürgerlichen Lebensstil der Hippies treu geblieben, ihr leiblicher Vater hat die Familie verlassen und kümmert sich weder emotional noch finanziell um seine Tochter. Ihr Halbbruder ist ein begeisterter Gamer, der zwar sein eigenes Leben führt, aber Antonia unterstützt, wenn Not am Mann ist. In der Liebe hat Antonia kein Glück, ihr Ex hat sie betrogen, was zu ihrer "Flucht" in ihre alte Heimat Ostfriesland führte. Diese Verluste haben tiefe Narben auf ihrer Seele hinterlassen. Auf ersten Blick scheint Antonia eine selbstbewusste Frau, die für Backen brennt, Hofcafé und Pension am Laufen hält und sich nicht unterkriegen lässt, aber man darf sich nicht täuschen lassen. Für mein persönliches Empfinden ist Antonia immer eine Spur zu laut, in ihren sarkastischen Bemerkungen schwingen versteckte Aggressionen gegenüber Dritten (und sich selbst), Unsicherheit und Verbitterung mit.

Als einen klassischen winterlichen Wohlfühl-Roman möchte ich den neuen Roman von Lurleen Kleineweg nicht bezeichnen. Für mich ist er eher ein feministischer Entwicklungsroman. Eine authentische und nachvollziehbare Geschichte, in der nicht alles gerade läuft, weder im Leben noch in der Liebe. Wie ein roter Faden zieht sich die Liebe zu den Tieren durch das Buch, sie spiegelt sich in der Darstellung der etwa ein 3/4 Jahr alten Malinois-Hünding Elsa, die aus den Fängen eines skrupellosen Vermehrers gerettet und in ein Tierheim gebracht worden ist. Nach ihrer Adoption durch den tierlieben Protagonisten David, 32 Jahre alt und selbständiger Werbetexter von Beruf, zeigt sich Elsa allen fremden Menschen gegenüber ängstlich, aber man kann ihr Herz durch Leckerlis gewinnen. Auch in dem kleinen Hofcafé am Deich werden ausschließlich vegane Speisen und Getränke serviert, und auch wenn Lurleen Kleinewig selbst keine eigenen Kreationen präsentiert hat sie viele köstliche Ideen von Food-Bloggern zusammengetragen, die allen Leser*innen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Dieses emotionale Buch entwickelt seine eigene Dynamik, es lebt von verbalen Schlagabtauschen zwischen allen Protagonist*innen. Mir ist es unter die unter die Haut gegangen, Zwischen den Zeilen schwingt die ganze Bandbreite an Emotionen mit!

Bewertung vom 22.08.2023
Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


sehr gut

Die erfolgreiche Serie "Babylon Berlin" hat die Roaring Twenties in den Fokus gerückt. Nicht nur sehenswerte Filme, sondern auch historische Romane sind in aller Munde. Zu meinen liebsten Reihen gehört "Alma Täuber ermittelt" von Charlotte Blum. Hinter diesem Pseudonym steckt das erfolgreiche Autoren-Duo Regine Bott und Dorothea Böhme, diegemeinsam im Rahmen einer Lesebühne auftreten.

Nachdem ich die ersten zwei Bände geradezu inhaliert habe, war ich sehr gespannt auf den dritten Band "Fräulein vom Amt - Spiel auf Liebe", der wiederum eine in sich abgeschlossene, unabhängig von den Vorgänger zu lesende spannende Geschichte erzählt. Im Fokus stehen Alma und ihre beste Freundin Emmi, zwei sympathische junge Frauen, die stellvertretend für alle berufstätigen emanzipierten, selbstbewussten Frauen in den Zwanziger Jahren stehen. Alma und Emmi sind sorgfältig ausgearbeitet, sie wirken sehr authentisch, und über ihre kessen, munteren Dialoge habe ich schmunzeln müssen. Sprachlich gesehen, ist das Buch genau den Zwanziger Jahren angepasst; es atmet viel Lokalkolorit, und man fühlte sich in eine längst vergangene Zeit versetzt.

Charlotte Blum ist eine tolle Fortsetzung gelungen. Für mich ist die Kombination aus historischem Roman und Krimi stimmig; man kann nicht nur in einem packenden Krimi miträtseln und auf der Jagd nach dem Mörder mitfiebern, sondern auch das Lebensgefühl der Zwanziger Jahre in Baden-Baden spüren.

Bewertung vom 16.08.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


ausgezeichnet

Karen Slaughter ist eine Klasse für sich, wenn es um nervenaufreibende, schockierende Psychothriller geht. Seit ihrem brillanten Debüt "Belladonna" (2001) hat sie eine beeindruckende Zahl von literarischen Werken vorgelegt, die ausnahmslos an die Spitze von nationalen und internationalen Bestseller-Listen geklettert sind.. Zu nennen sind einige Stand Alones sowie die Grant Conty-Reihe und die Georgia-Reihe, deren Fäden durch ihre starken Protagonisten Will Trent und Sarah Linton zusammenlaufen. Ihr neues Buch "Die letzte Nacht" ist Band 11 der Georgia-Reihe . Es kreist um den Ermittler Will Trent, auch wenn seine Lebensgefährtin, die Ärztin Sarah Linton, klar im Mittelpunkt des Geschehens steht. Denn es ist ihr Leben, das durch eine brutale Vergewaltigung vor 15 Jahren einen ganz anderen Lauf genommen hat.

Betrachtet man das in dunklen Farben gehaltene Cover, läuft mir eine Gänsehaut den Rücken herunter. Der Jagdvogel scheint auf seine Beute zu lauern, genau wie ein Verbrecher auf sein Opfer. Der kurze Titel rekurriert auf eine folgenschwere Nacht, die zum Ausgangspunkt eines brutalen Verbrechens geworden ist. Nach einer feucht-fröhlichen Party mit ihren Kommiliton*innen ist die ehrgeizige, kluge Studentin Sarah Linton mit Drogen betäubt, überfallen, gefoltert und vergewaltigt worden - wie viele junge Mädchen vor und nach ihr.

Angesichts der ungeschminkten Darstellung von physischer und psychischer Gewalt gegenüber Frauen ist eine klare Trigger-Warnung angebracht. Karen Slaughter zeigt menschliche Abgründe auf, die schwer zu ertragen sind. Nicht nur Männer sind Täter, auch die Frauen besudeln ihre Hände mit Blut, wenn sie ihre eigenen Geschlechtsgenossinnen den menschlichen Bestien zum Fraß vorwerfen. Geld regiert die Welt, Menschen werden wie Sachen benutzt und weggeworfen. Ihre Bücher sind definitiv nichts für schwache Nerven, aber sie schlagen alle Leser*innen von der ersten Seite an in ihren Bann und halten sie bis zur letzten Seite in Atem - und deshalb liebe ich sie

Bewertung vom 16.08.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


gut

Wer kann sich dem Hype um Arno Strobel entziehen? Nachdem ich ihn auf Social Media entdeckt und seine Fährte aufgenommen habe, mochte ich ihn nicht mehr loslassen. Nach und nach habe ich seine Bücher verschlungen - und auf neues Futter gewartet. Hat es sich gelohnt?

Das dunkle Cover ist ein Hingucker, das aus dem Rahmen des Üblichen fällt. Der kleine Ausschnitt auf dem Buchdeckel gewährt einen kurzen Blick auf ein Wohnmobil auf einer Tour durch einen dichten Wald. Niemand weiß, wer an Bord ist, woher das Wohnmobil kommt und wohin die Reise geht. Auf diese Weise wird die Neugierde der potenziellen Käufer*innen zusätzlich angeheizt. Auch der vielsagende Titel soll einen Schauder über den Rücken jagen. Kann das Buch diese hohen Erwartungen erfüllen?

Grundsätzlich ist der Plot sehr interessant. Auf einem Campingplatz erwartet man naturverbundene Urlauber aus allen Ländern, keinen brutalen Serienmörder. Nach der fesselnden Leseprobe habe ich mich auf das Buch gefreut, aber es hat mich leider nicht vom Hocker gerissen. Es ist ein handwerklich solides gemachter Thriller, mit einer nervtötenden, unsympathischen Protagonistin, der man ihren Beruf als forensische Psychologin nicht abnimmt, Für mein persönliches Empfinden gehörte sie selbst auf die Couch, wenn nicht sogar in eine psychiatrische Klinik. Dank der kurzen Kapitel ist das unterhaltsame Buch leicht zu lesen, die Spannung wird durch Cliffhanger und falsche Hinweise angeheizt, die alle Leser*innen aufs Glatteis führen sollen, aber der erhoffte große Knall-Effekt bleibt aus. Kann man lesen, muss man nicht.

Bewertung vom 30.07.2023
Sommertagsträume
Römer, Lotte

Sommertagsträume


ausgezeichnet

Servus!

In Bayern haben gerade die Ferien begonnen. Habt ihr Lust, einen Sommer voller Träume in den Bergen zu erleben? Dann lege ich euch den neuen Roman "Sommertagsträume" von Lotte Römer ans Herz, der den romantischen Abschluss ihrer Reihe »Liebe in den Bergen« bildet:

Manchmal muss man das Fenster zur Vergangenheit schließen, damit das Glück eintreten kann. Elsa wurde von ihrem Ex-Freund Christopher so schwer enttäuscht, dass sie am liebsten für immer auf ihrer Alm bleiben würde. Die ist ihre Zuflucht geworden und ins Tal geht sie nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. So ist es auch am Tag der Hochzeit ihrer besten Freundin Leni, deren Trauzeugin sie ist. Doch dann erfährt Elsa, dass Bauer Alois in diesem Jahr die Kühe nicht auf die Alm treiben wird, weil sie erkrankt sind. Schweren Herzens muss sie sich im Dorf eine Arbeit suchen. Was für ein Glück, dass sie auf Lenis Hochzeit den sympathischen Martin kennengelernt hat, bei dem sie aushelfen kann. Der Bäcker zieht sie nicht nur mit seiner Leidenschaft für duftendes Brot in den Bann. Doch leider ist Martin mit Susi verlobt und Elsa droht schon wieder, schwer enttäuscht zu werden. Wird sie es dennoch schaffen, ihr Herz zu öffnen?

Das in warmen Farben gehaltene Cover verbreitet heiteres Sommer-Feeling und schwört auf eine romantische Geschichte ein. Ein verliebtes Paar genießt ein romantisches Picknick im Grünen, im Vordergrund kann man einen Korb mit leckeren Snacks ausmachen, im Hintergrund sind die schneeweißen Berge zu erkennen.

Lotte Römer entführt ihre Leser*innen an idyllische Orte, die zum Verlieben schön sind. Wie die bereits erschienenen Bücher aus der Reihe "Liebe in den Bergen" spielt "Sommertagsträume" in Oberammergau, einen durch Lüftlmalerei, Passionsspiele und Schnitzkunst weltweit bekannten Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. mitten im Naturpark Ammergauer Alpen gelegen. Wie bereits erwähnt, ist "Sommertagsträume" der dritte und letzte Band aus einer erfolgreichen Reihe; jedes Buch ist in sich abgeschlossen und kann für sich allein gelesen werden.

Das Geschehen wird abwechselnd aus der Sicht von Elsa und Martin vermittelt, die im Mittelpunkt des neuen Romans von Lotte Römer stehen. Auf den ersten Blick scheinen sie konträre Persönlichkeiten zu sein, aber sie haben weitaus mehr gemeinsam, als man denkt. Nach einer bitteren Enttäuschung hat Elsa sich auf eine einsam gelegene Alm geflüchtet, wo sie relativ autark als Sennerin lebt, sich fürsorglich um die ihr anvertrauten Tiere kümmert und in der Entwicklung von selbstgemachten Spezialitäten aufgeht. Sie liebt die Abgeschiedenheit und Einsamkeit auf der Alm, während Martin tief in seinem Heimatdorf verwurzelt ist. Als Bäckermeister ist er in die Fußstapfen seines Vaters getreten, er will nicht nur die Familientradition fortführen, sondern die alteingesessene Bäckerei mit wechselnden Aktionsangeboten die Zukunft führen.

Wenn man so will, singt dieser Roman ein Loblied auf die hohe Kunst des Backens. Schließt man seine Augen, glaubt man die frischen Backwaren in der Backstube vor sich zu sehen; der verführerische Duft des Sauerteig-Brotes, nach dem geheimen Rezept von Elsas Oma, liegt in der Luft, flutet unsere Sinne mit längst vergessenen Kindheitserinnerungen und lässt uns das Wasser im Munde zusammenlaufen. Elsa und Martin brennen nicht nur für die Kunst des Backens, sondern auch füreinander, aber sie machen es nicht leicht. Durch das emotionale Auf und Ab in dieser berührenden LIebesgeschichte werden die Leser'innen tief in das Geschehen involviert. Man fühlt und leidet mit den sympathischen Protagonisten, man schüttelt hin und wieder den Kopf über ihr Benehmen und freut sich für sie, wenn sie den großen Schritt in ein gemeinsames Leben wagen.

Für mich war dieser wunderschöne Wohlfühl-Roman ein sinnliches Erlebnis. Die Geschichte von Elsa und Martin hat mich tief berührt, und es stimmt mich direkt traurig, dass die zauberhafte Reihe "Liebe in den Bergen" abgeschlossen ist. Wie gern hätte ich in Oberammergau verweilt und den weiteren Lebensweg von allen Protagoniste*innen verfolgt, die ich im Rahmen der locker und leicht geschriebenen Reihe "Liebe in den Bergen" kennenlernen durfte. Nun wünsche ich allen Bücherfreund*innen einen unbeschwerten Sommer. Gönnt euch eine literarische Auszeit auf der Alm! Es lohnt sich unbedingt!