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SHORTLIST DEUTSCHER BUCHPREIS 2024Der Wolf ist zurück in der Lüneburger Heide. Und während Jannes - wie schon sein Vater und sein Großvater - täglich seine Schafe über die Heideflächen treibt, kochen die Emotionen im Dorf hoch. Kann Heimatschutz Gewalt rechtfertigen? Wo es vordergründig um Wolfspolitik geht, stößt er bald auf Hass, völkische Ideologie - und auf ein tiefes Schweigen. "Von Norden rollt ein Donner" ist eine Spurensuche in der westdeutschen Provinz, die Geschichte eines brüchigen "urdeutschen" Idylls.Täglich treiben der 19-jährige Jannes und seine Familie die Schafe ...
SHORTLIST DEUTSCHER BUCHPREIS 2024
Der Wolf ist zurück in der Lüneburger Heide. Und während Jannes - wie schon sein Vater und sein Großvater - täglich seine Schafe über die Heideflächen treibt, kochen die Emotionen im Dorf hoch. Kann Heimatschutz Gewalt rechtfertigen? Wo es vordergründig um Wolfspolitik geht, stößt er bald auf Hass, völkische Ideologie - und auf ein tiefes Schweigen. "Von Norden rollt ein Donner" ist eine Spurensuche in der westdeutschen Provinz, die Geschichte eines brüchigen "urdeutschen" Idylls.
Täglich treiben der 19-jährige Jannes und seine Familie die Schafe über die Flächen der Lüneburger Heide. Doch es herrscht eine gärende Unruhe in der Gegend, der Wolf ist zurück. Es mehren sich Schafsrisse und mit ihnen Konflikte im Dorf, die schnell politisch werden. Während völkische Siedler versuchen, das Thema für ihre Zwecke in Beschlag zu nehmen, die Situation sich zuspitzt und in Selbstjustiz der Bevölkerung zu eskalieren droht, flüchtet sich Jannes zu seinen Schafen in die Heide. Doch dort wird durch eine gespenstische Begegnung plötzlich die düstere Ortsgeschichte aufgefächert, die ihren langen Schatten in die Gegenwart wirft. Markus Thielemann schreibt mit seinem Anti-Heimatroman das Psychogramm einer Sehnsuchtslandschaft und zeigt auf ebenso subtile wie fesselnde Weise, wie sich ein Idyll in sein Gegenteil verkehren kann.
"Ihm kommt ein absurder Gedanke: Vielleicht ist es das Land, das ihm etwas sagen will, das ihm etwas antun will, vielleicht ist es die Heide." Eine literarische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen und politischen Klima in der westdeutschen Provinz Über Heimat und Gewalt, Verdrängung und Schweigen, Tradition und Verantwortung
Der Wolf ist zurück in der Lüneburger Heide. Und während Jannes - wie schon sein Vater und sein Großvater - täglich seine Schafe über die Heideflächen treibt, kochen die Emotionen im Dorf hoch. Kann Heimatschutz Gewalt rechtfertigen? Wo es vordergründig um Wolfspolitik geht, stößt er bald auf Hass, völkische Ideologie - und auf ein tiefes Schweigen. "Von Norden rollt ein Donner" ist eine Spurensuche in der westdeutschen Provinz, die Geschichte eines brüchigen "urdeutschen" Idylls.
Täglich treiben der 19-jährige Jannes und seine Familie die Schafe über die Flächen der Lüneburger Heide. Doch es herrscht eine gärende Unruhe in der Gegend, der Wolf ist zurück. Es mehren sich Schafsrisse und mit ihnen Konflikte im Dorf, die schnell politisch werden. Während völkische Siedler versuchen, das Thema für ihre Zwecke in Beschlag zu nehmen, die Situation sich zuspitzt und in Selbstjustiz der Bevölkerung zu eskalieren droht, flüchtet sich Jannes zu seinen Schafen in die Heide. Doch dort wird durch eine gespenstische Begegnung plötzlich die düstere Ortsgeschichte aufgefächert, die ihren langen Schatten in die Gegenwart wirft. Markus Thielemann schreibt mit seinem Anti-Heimatroman das Psychogramm einer Sehnsuchtslandschaft und zeigt auf ebenso subtile wie fesselnde Weise, wie sich ein Idyll in sein Gegenteil verkehren kann.
"Ihm kommt ein absurder Gedanke: Vielleicht ist es das Land, das ihm etwas sagen will, das ihm etwas antun will, vielleicht ist es die Heide." Eine literarische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen und politischen Klima in der westdeutschen Provinz Über Heimat und Gewalt, Verdrängung und Schweigen, Tradition und Verantwortung
Markus Thielemann, geboren 1992, lebt in Hannover. Er studierte Geografie und Philosophie in Osnabrück, anschließend Literarisches Schreiben in Hildesheim. "Von Norden rollt ein Donner" ist sein zweiter Roman und für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Produktdetails
- Verlag: Beck
- 8. Aufl.
- Seitenzahl: 287
- Erscheinungstermin: 17. Dezember 2024
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 130mm x 29mm
- Gewicht: 372g
- ISBN-13: 9783406822476
- ISBN-10: 3406822479
- Artikelnr.: 70170623
Herstellerkennzeichnung
C.H. Beck
Wilhelmstrasse 9
80801 München
produktsicherheit@beck.de
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Mit Rechtsradikalen im Osten hatte man es in der Literatur der letzten Jahre häufiger zu tun, aber dass Markus Thielemann sich nun wachsenden rechten Strömungen in der Lüneburger Heide zuwendet, ist neu, konstatiert Rezensentin Julia Hubernagel. Der Protagonist Jannes ist ein neunzehnjähriger Schäfer, wortkarg, einsam, zwischen Angst und Wut - Angst, dass der Wolf in die Heide zurückkehrt, Wut, dass niemand etwas dagegen unternimmt, so Hubernagel. Es gibt zwar keine Skinheads, aber "Wolfsangeln", Heimat und Tradition und den "antisemitischen Heidedichter" Hermann Löns - politisch ist das aufgeladen, was aber im Roman nicht überdeutlich ausbuchstabiert, sondern eher den Überlegungen der Kritikerin überlassen wird, wie diese lobt. Abschließend kommt ihr die Einteilung David Goodharts in "Anywheres" und "Somewheres" in den Sinn, letztere sind jene, die wie Jannes abgehängt in ihrem Dorf festsitzen und denen darüber auch im politischen Sinne "die Sicht verschwimmt."
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Mit seinen 32 Jahren ist Thielemann ein großer Roman gelungen. Der in einer kraftvollen Sprache voller Poesie zugleich modern und spannend erzählt wird. Unbedingt lesenswert."
NDR Kultur, Jens Büchsenmann
"Um den Wolf geht es nur vordergründig, tatsächlich geht es um Fragen der Identität und Anerkennung, Stadt-Land-Gegensätze, Generationenkonflikte."
Süddeutsche Zeitung, Sebastian Jutisz
"Einer der vielversprechendsten Nachwuchsautoren Deutschlands."
Redaktionsnetzwerk Deutschland, Maike Jacobs
"Zwischen poetisch stimmungsvoller Bildgewalt und dem rauen Jargon der Landwirtschaft - Thielemann zeichnet die Welt der Heideschäfer als archaische Moderne. Ein kraftvoller,
NDR Kultur, Jens Büchsenmann
"Um den Wolf geht es nur vordergründig, tatsächlich geht es um Fragen der Identität und Anerkennung, Stadt-Land-Gegensätze, Generationenkonflikte."
Süddeutsche Zeitung, Sebastian Jutisz
"Einer der vielversprechendsten Nachwuchsautoren Deutschlands."
Redaktionsnetzwerk Deutschland, Maike Jacobs
"Zwischen poetisch stimmungsvoller Bildgewalt und dem rauen Jargon der Landwirtschaft - Thielemann zeichnet die Welt der Heideschäfer als archaische Moderne. Ein kraftvoller,
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eindrücklicher Sound, der nachhallt."
Julja Linhof, Autorin von "Krummes Holz"
"Ich bin so gebannt von der Geschichte und vor allem so unendlich begeistert und beeindruckt von der Sprache dieses Romans. Meine Güte!"
Maria-Christina Piwowarski
"Ein Glanzstück der Entschleunigung und ein faszinierender Heide-Text, der vor der verqueren Heimatideologie der Blut-und-Boden-Neuansiedler nicht zurückschreckt."
dpa, Sebastian Fischer
"Bildhafte Prosa, die reich an atmosphärischen Landschaftsimpressionen, aber frei von jedem Schäferidyll ist."
Tagesspiegel, Gunda Bartels
"Ein Buch wie diese Landschaft - so packend wie düster, so real wie mythisch."
NDR Kulturjournal, Thorsten Mack
"Ein verblüffender, überaus aktueller Anti-Heimatroman."
WDR 5 Bücher 'Buch der Woche', Uli Hufen
"Ein Roman, der sich wirklich wichtigen Fragen der Gegenwart widmet."
BR Kultur, Niels Beintker
"Ein Buch, das unterschätzt wurde bislang."
Deutschlandfunk Kultur, Carsten Hueck
"Markus Thielemann schreibt an den politischen Verwerfungslinien der Gegenwart."
RBB Radio Eins, Thomas Böhm
"Die Jury des Deutschen Buchpreises entscheidet sich sehr deutlich für das ästhetisch Ungewöhnliche und Anspruchsvolle, das die deutsche Literaturlandschaft außerdem auch geografisch über ausgetretene Pfade hinaus erweitert."
Süddeutsche Zeitung, Marie Schmidt
"Legt die idyllische Lüneburger Heide als historisch kontaminiertes Gelände frei."
WELT, Richard Kämmerlings
"Wenn du dieses Jahr nur noch ein Buch lesen könntest, sollte es das hier sein. Markus Thielemann macht in diesem Buch so viel so richtig und so perfekt, dass man wirklich von Anfang bis Ende hooked ist."
@pechsee via TikTok
"Markus Thielemann erzählt langsam und behutsam, mit feinen, detaillierten Beobachtungen der Landschaften und Lebensweisen, von den Verstrickungen zwischen Idylle und Ideologien und davon, welche Gefahren in Schweigen, Verdrängung und Verklärung des Alten liegen."
Börsenblatt, DBP-Jury-Begründung Shortlist
"Sucht das Unheimliche in der vermeintlichen Idylle. ... Thielemann zeichnet eine Welt im Umbruch."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Tilman Spreckelsen
"Ein Roman der kaum aktueller sein könnte. ... Es ist ein verdichtetes Gelände, in dem Thielemann seine Geschichte platziert, man will es ergründen wie ein Ethnologe."
Die ZEIT, Ronald Düker
"Ein ungewöhnliches, kluges und literarisch hochinteressantes Buch."
SWR Kultur, Christoph Schröder
"In nur wenigen Sätzen schafft es Thielemann ein typisch deutsches Stillleben zu zeichnen."
taz, Julia Hubernagel
"Thielemann hat dramatische Entwicklungen zu bieten und eine bittere Schlusspointe. Der Sieg der Idylle über die Realität, wer hätte gedacht, dass das heute immer noch möglich ist. Ist es."
Berliner Zeitung, Judith von Sternburg
"Dunkel, mystisch und überwältigend gut wird hier von Heimat erzählt."
Brigitte
"Ein fesselndes Buch über eine Idylle, die von ihrer Vergangenheit heimgesucht wird."
SRF 1 BuchZeichen, Valentin Schneider
"So mögen wir deutsche Gesellschaftsromane: schlau, vielschichtig und leicht creepy..."
TikTok@BR_literally, Knut Cordsen
Julja Linhof, Autorin von "Krummes Holz"
"Ich bin so gebannt von der Geschichte und vor allem so unendlich begeistert und beeindruckt von der Sprache dieses Romans. Meine Güte!"
Maria-Christina Piwowarski
"Ein Glanzstück der Entschleunigung und ein faszinierender Heide-Text, der vor der verqueren Heimatideologie der Blut-und-Boden-Neuansiedler nicht zurückschreckt."
dpa, Sebastian Fischer
"Bildhafte Prosa, die reich an atmosphärischen Landschaftsimpressionen, aber frei von jedem Schäferidyll ist."
Tagesspiegel, Gunda Bartels
"Ein Buch wie diese Landschaft - so packend wie düster, so real wie mythisch."
NDR Kulturjournal, Thorsten Mack
"Ein verblüffender, überaus aktueller Anti-Heimatroman."
WDR 5 Bücher 'Buch der Woche', Uli Hufen
"Ein Roman, der sich wirklich wichtigen Fragen der Gegenwart widmet."
BR Kultur, Niels Beintker
"Ein Buch, das unterschätzt wurde bislang."
Deutschlandfunk Kultur, Carsten Hueck
"Markus Thielemann schreibt an den politischen Verwerfungslinien der Gegenwart."
RBB Radio Eins, Thomas Böhm
"Die Jury des Deutschen Buchpreises entscheidet sich sehr deutlich für das ästhetisch Ungewöhnliche und Anspruchsvolle, das die deutsche Literaturlandschaft außerdem auch geografisch über ausgetretene Pfade hinaus erweitert."
Süddeutsche Zeitung, Marie Schmidt
"Legt die idyllische Lüneburger Heide als historisch kontaminiertes Gelände frei."
WELT, Richard Kämmerlings
"Wenn du dieses Jahr nur noch ein Buch lesen könntest, sollte es das hier sein. Markus Thielemann macht in diesem Buch so viel so richtig und so perfekt, dass man wirklich von Anfang bis Ende hooked ist."
@pechsee via TikTok
"Markus Thielemann erzählt langsam und behutsam, mit feinen, detaillierten Beobachtungen der Landschaften und Lebensweisen, von den Verstrickungen zwischen Idylle und Ideologien und davon, welche Gefahren in Schweigen, Verdrängung und Verklärung des Alten liegen."
Börsenblatt, DBP-Jury-Begründung Shortlist
"Sucht das Unheimliche in der vermeintlichen Idylle. ... Thielemann zeichnet eine Welt im Umbruch."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Tilman Spreckelsen
"Ein Roman der kaum aktueller sein könnte. ... Es ist ein verdichtetes Gelände, in dem Thielemann seine Geschichte platziert, man will es ergründen wie ein Ethnologe."
Die ZEIT, Ronald Düker
"Ein ungewöhnliches, kluges und literarisch hochinteressantes Buch."
SWR Kultur, Christoph Schröder
"In nur wenigen Sätzen schafft es Thielemann ein typisch deutsches Stillleben zu zeichnen."
taz, Julia Hubernagel
"Thielemann hat dramatische Entwicklungen zu bieten und eine bittere Schlusspointe. Der Sieg der Idylle über die Realität, wer hätte gedacht, dass das heute immer noch möglich ist. Ist es."
Berliner Zeitung, Judith von Sternburg
"Dunkel, mystisch und überwältigend gut wird hier von Heimat erzählt."
Brigitte
"Ein fesselndes Buch über eine Idylle, die von ihrer Vergangenheit heimgesucht wird."
SRF 1 BuchZeichen, Valentin Schneider
"So mögen wir deutsche Gesellschaftsromane: schlau, vielschichtig und leicht creepy..."
TikTok@BR_literally, Knut Cordsen
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?So mögen wir deutsche Gesellschaftsromane: schlau, vielschichtig und leicht creepy...?
TikTok@BR_literally, Knut Cordsen
?Die Jury des Deutschen Buchpreises entscheidet sich sehr deutlich für das ästhetisch Ungewöhnliche und Anspruchsvolle, das die deutsche Literaturlandschaft außerdem auch geografisch über ausgetretene Pfade hinaus erweitert.?
Süddeutsche Zeitung, Marie Schmidt
?Ich bin so gebannt von der Geschichte und vor allem so unendlich begeistert und beeindruckt von der Sprache dieses Romans. Meine Güte!?
Maria-Christina Piwowarski
?Mit seinen 32 Jahren ist Thielemann ein großer Roman gelungen. Der in einer kraftvollen Sprache voller Poesie zugleich modern und spannend erzählt wird. Unbedingt lesenswert.?
NDR Kultur, Jens Büchsenmann
?Bildhafte Prosa, die reich an atmosphärischen Landschaftsimpressionen, aber frei von jedem Schäferidyll ist.?
Tagesspiegel, Gunda Bartels
?Um den Wolf geht es nur vordergründig, tatsächlich geht es um Fragen der Identität und Anerkennung, Stadt-Land-Gegensätze, Generationenkonflikte.?
Süddeutsche Zeitung, Sebastian Jutisz
?Einer der vielversprechendsten Nachwuchsautoren Deutschlands."
Redaktionsnetzwerk Deutschland, Maike Jacobs
TikTok@BR_literally, Knut Cordsen
?Die Jury des Deutschen Buchpreises entscheidet sich sehr deutlich für das ästhetisch Ungewöhnliche und Anspruchsvolle, das die deutsche Literaturlandschaft außerdem auch geografisch über ausgetretene Pfade hinaus erweitert.?
Süddeutsche Zeitung, Marie Schmidt
?Ich bin so gebannt von der Geschichte und vor allem so unendlich begeistert und beeindruckt von der Sprache dieses Romans. Meine Güte!?
Maria-Christina Piwowarski
?Mit seinen 32 Jahren ist Thielemann ein großer Roman gelungen. Der in einer kraftvollen Sprache voller Poesie zugleich modern und spannend erzählt wird. Unbedingt lesenswert.?
NDR Kultur, Jens Büchsenmann
?Bildhafte Prosa, die reich an atmosphärischen Landschaftsimpressionen, aber frei von jedem Schäferidyll ist.?
Tagesspiegel, Gunda Bartels
?Um den Wolf geht es nur vordergründig, tatsächlich geht es um Fragen der Identität und Anerkennung, Stadt-Land-Gegensätze, Generationenkonflikte.?
Süddeutsche Zeitung, Sebastian Jutisz
?Einer der vielversprechendsten Nachwuchsautoren Deutschlands."
Redaktionsnetzwerk Deutschland, Maike Jacobs
Schäferidylle kontra Wolf
Es sind ganz verschiedene Motive, die den Schriftsteller Markus Thielemann dazu bewogen haben, seinen zweiten Roman «Von Norden rollt ein Donner» zu schreiben, wie er in einem Interview mit den NDR erklärt hat. «Ich schreibe gerne über …
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Schäferidylle kontra Wolf
Es sind ganz verschiedene Motive, die den Schriftsteller Markus Thielemann dazu bewogen haben, seinen zweiten Roman «Von Norden rollt ein Donner» zu schreiben, wie er in einem Interview mit den NDR erklärt hat. «Ich schreibe gerne über Landschaften» hat er über sein Grundthema gesagt. Und in zweiter Linie sei der Wolf für ihn eine Inspiration zum Schreiben gewesen, «die Idee von Idylle und Gewalt», die hier räumlich so nahe beieinander seien. Ein düsteres Bild deutet ihm zufolge auch der Titel des Buches an, denn es gehe eben nicht um einen Gewitter-Donner, sondern um den Donner von Granaten aus der naheliegenden Munitionsfabrik von Rheinmetall. «Das fand ich ein unheimliches Bild».
Mit einem Heide-Gedicht von Theodor Storm als Vorwort wird aus der Perspektive des 19jährigen Jannes eine Geschichte erzählt, die zeitlich 2015 im Milieu einer Schäferfamilie auf der Lüneburger Heide angesiedelt ist. Der formal noch dem Opa gehörende Hof der Familie besitzt 42 Ziegen und lebt im Wesentlichen von der Schafzucht, die Herde besteht aus 357 Heidschnucken. Durch Einwanderung und Wiederansiedlung ist in der Heide mit der Zeit eine Population von Wölfen heran gewachsen, die immer bedrohlicher wird für die Schäfer. Der Opa von Jannes kann kaum noch mitarbeiten und verbringt seine Zeit vor dem Fernsehgerät. Der Vater, immer häufiger von Demenz-Ausfällen geplagt, ist deshalb öfter am Schreibtisch als auf der Heide anzutreffen. Die Arbeit mit den Schafen lastet damit also weitgehend auf den Schultern von Jannes, manchmal unterstützt von seiner Mutter, die sich ansonsten um den Hof kümmert und den Haushalt führt. Jannes ist gerne Schäfer, er ist in diese Arbeit hineingewachsen seit frühester Kindheit und kann sich gar nicht vorstellen, etwas anderes zu tun oder gar in die Stadt zu gehen und einen Beruf zu erlernen wie seine beiden Freunde.
In sehr ausführlichen und anschaulichen Beschreibungen schildert der Autor die einmalige Natur, in der Jannes einsam und bei oft unwirtlichem Wetter arbeiten muss. Mit Hilfe seiner beiden Hütehunde treibt er seine Herde manchmal kilometerweit zu den Weideplätzen. Er beobachtet aufmerksam die Tiere, die er alle kennt, und unwillkürlich auch die weitere Umgebung, wo er den Wolf vermutet. Es gab nicht nur Spuren von ihm, sondern auch schon Risse. Die Emotionen prallen heftig aufeinander in den Dörfern, befeuert von den einseitig ökologisch orientierten Umweltschützern, für die der Wolf ganz selbstverständlich zu dieser archaischen Naturidylle gehört. Rational denkende Realisten halten dem entgegen, dass die Zeiten, in denen der Wolf hier heimisch war, längst vorbei sind, es gibt keinen Platz mehr für ihn in der dicht besiedelten, modernen Industrielandschaft. Und die Schäferei wiederum ist erforderlich, um die Heide zu erhalten, die einzig und allein durch den Verbiss der Schafe baumfrei mit ihrem typischen Bewuchs erhalten bleibt. Natürlich nutzt die politische Rechte diese Thesen gegen den Wolf propagandistisch weidlich aus, und es bildet sich bald auch schon eine dörfliche Interessen-Gemeinschaft.
Die Schäferidylle nimmt einen weiten Raum ein in diesem Roman, der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2024 steht. Man bewundert die fast schon intelligent wirkenden Hütehunde und erschrickt über die tagelange Einsamkeit des jungen Schäfers bei seiner Arbeit. Gegen den Wolf wird vom Vater ein extra hoher Wolfzaun aufgestellt, und versuchsweise wird auch ein spezieller Schutzhund eingesetzt. Leider passiert aber sonst nur wenig, außer dass Jannes von Trugbildern und mythischen Visionen geplagt wird, die bis zum Schluss andauern. Es wird dazu aber nur vage angedeutet, dass von den Nazis dort früher Fremdarbeiter eingesetzt wurden. Deutlich zu Vieles aber bleibt unerzählt und der eigenen Fantasie überlassen. Und es werden immer wieder weitschweifig die eintönigen Tage des Schäfers geschildert, dass man sich leider bald auch ziemlich langweilt mit diesem Roman!
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Wer Herdentiere hat, der kennt sie, die Angst vor dem Wolf, die immer bedrohlicher wird. Die Machtlosigkeit, denn man möchte seine Tiere schützen, doch wie? Schutzzäune werden nicht immer gefördert und sind sehr kostspielig - zudem keine 100% Garantie, dass es reicht.
In …
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Wer Herdentiere hat, der kennt sie, die Angst vor dem Wolf, die immer bedrohlicher wird. Die Machtlosigkeit, denn man möchte seine Tiere schützen, doch wie? Schutzzäune werden nicht immer gefördert und sind sehr kostspielig - zudem keine 100% Garantie, dass es reicht.
In diesem Roman begleiten wir Jannes bei seiner alltäglichen Arbeit mit den Heidschnucken der Familie. Man sieht, wie nah sie den Tieren sind, dass es ein Familienunternehmen seit Generationen ist und erlebt live, wie sie sich Gedanken um die Zukunft machen. Bildhaft in der Kulisse der Lüneburger Heide. So schön, dass auch ein Kamerateam die Familie besucht.
Doch hinter dem Herdenschutz und den Geschichten des Großvaters über den letzten Wolf in der Nachkriegszeit, verbirgt sich eine erschreckende Wahrheit- ein anderes wichtiges Thema, dass Deutschland niemals vergessen darf. Was damals unter dem Deckmantel „Schutz“ der Heimat und ich kann es kaum aussprechen „des Volkes“ geschehen ist.
Richtig gut und bildgewaltig verwoben. Zurecht steht dieses Buch auf der Nominierungsliste des deutschen Buchpreises.
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Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
In der Lüneburger Heide geht der Wolf um. Seit Jahrzehnten galt er als ausgestorben, nun versetzt er die Schäfer wieder in Angst und Schrecken. So auch Jannes und seine Familie. In dritter Generation arbeiten sie als Schäfer und in gleicher …
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Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
In der Lüneburger Heide geht der Wolf um. Seit Jahrzehnten galt er als ausgestorben, nun versetzt er die Schäfer wieder in Angst und Schrecken. So auch Jannes und seine Familie. In dritter Generation arbeiten sie als Schäfer und in gleicher Konstellation leben sie auch auf ihrem Hof mitten in der Heide. Was für andere romantisierten Urlaub verspricht, ist für sie harte Realität. Doch die Familie kämpft nicht nur mit äußeren Einflüssen auch in ihrem Inneren schwelt ein Brand. Oma Erika ist verrückt geworden. Und so wie sich ihr Geisteszustand in der Zeit verrückt hat, so hat sie auch ihre Familie örtlich verrückt, nämlich in ein Heim. Jannes Vater wird immer vergesslicher, aber darüber schweigt man lieber. Auch Jannes beginnt in der Heide nicht nur seine Schafe und die Landschaft zu sehen, sondern auch Unaussprechliches. Für dieses Buch brauchte ich etwas Anlauf. Erst nach einigen Seiten konnte ich in diese Geschichte abtauchen und dann war es wie Magie. Ein Wandel zwischen Realität und Fiktion. Auf der Spur von Sagen, Brauchtum und Geschichte und doch im Hier und Jetzt. Der Wolf als Symbol des Bösen, dass weniger in der Natur als unter den Menschen lauert. Großartig erzählt, düster und doch mitten unter uns. Etwas Unterschwelliges, dass mitschwingt, ohne greifbar zu sein, dass ist wirklich hohe Erzählkunst. Von mir gibt’s dafür eine klare Leseempfehlung!
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Meine heile Welt zerstört Markus Thielemann nicht, aber er erinnert mich daran, dass es sie vielleicht nie gab
Wer findet das malerische Bild eines Schafhirten inmitten seiner Herde nicht wunderschön? Der Bösewicht Markus Thielemann malt für mich dieses Bild und zeigt mir …
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Meine heile Welt zerstört Markus Thielemann nicht, aber er erinnert mich daran, dass es sie vielleicht nie gab
Wer findet das malerische Bild eines Schafhirten inmitten seiner Herde nicht wunderschön? Der Bösewicht Markus Thielemann malt für mich dieses Bild und zeigt mir gleichzeitig, dass es diese heile Welt nicht mal in der wunderschönen Lüneburger Heide gibt und wohl auch nie gab.
Der Roman des jungen Autors hat mich sehr berührt, vielleicht weil ich Teilen meiner Kindheit in ihm begegne. Da ist Jannes, für mich der Held dieser Geschichte. Beinah täglich geht er mit der Herde seiner Eltern hinaus in die Heide. Sein Vater rutscht gerade hinein in die Demenz, sein Opa wohnt mit im Haus und lebt von seinen alten Geschichten und Jannes Mutter hält den ganzen Laden zusammen. Von heiler schöner Welt, egal auf welcher Ebene, ist nicht viel zu merken.
Die Themenvielfalt dieses Romans ist groß, aber sie ist nicht zu groß. Alle hier genannten Themen stören das malerische Bild des Schafhirten inmitten seiner Herde. Da geht es um ehemalige Zwangsarbeit während der NS-Zeit bei Rheinmetall, da geht es um Spannungen innerhalb der Familie und immer wieder auch um den in der Heide längst wieder heimisch gewordenen Wolf.
Markus Thielemann weiß seine Leser sehr genau anzusprechen. Aber er verschont mich auch nicht mit den aktuellen Problemen, die die Schäfer in der Gegenwart beschäftigen. Bleibt zu hoffen, dass es immer wieder neu junge Menschen gibt, die dieser herausfordernden Berufung folgen.
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Vielschichtig und nachhallend!
Der 19-jährige Jannes ist Schäfer, wie sein Vater und sein Großvater vor ihm. Ein Traditionsbetrieb seit Generationen. Der Roman ist aus Sicht von Jannes erzählt. Er lebt mit der Familie und dem Großvater in einem Mehrgenerationenhaus. …
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Vielschichtig und nachhallend!
Der 19-jährige Jannes ist Schäfer, wie sein Vater und sein Großvater vor ihm. Ein Traditionsbetrieb seit Generationen. Der Roman ist aus Sicht von Jannes erzählt. Er lebt mit der Familie und dem Großvater in einem Mehrgenerationenhaus.
Wie komplex ist der Beruf eines Schäfers, welche Herausforderungen gibt es? Markus Thielemann beschreibt dies detailliert. Doch dann tauchen Spuren eines Wolfes auf,
der eine unheimliche Hintergrundsbedrohung darstellt, doch nie zu sichten ist. Vater und Großvater reagieren, treffen Entscheidungen. Ein neuer Nachbar wird aktiv. Jannes trägt schon in seinem Alter eine große Verantwortung für die Heidschnucken, fühlt sich manchmal „wie der angebundene Bock, der am Rande seiner Weide steht und nicht weiterkann“. Plötzlich hat er Visionen einer Frau auf der Heide und will dem auf den Grund gehen. Er forscht nach, was in der Vergangenheit in der Südheide passiert ist und findet Antworten.
Das Buch besticht durch eine erfrischend moderne Sprache.
Aktuell beschrieben, trotz Traditionsgeschichte! Hochinteressant, dass der Roman auf verschiedenen Ebenen spielt. Jannes Generation, der traditionellen Berufssituation mit all den Herausforderungen eines Schäfers, die Situation der Eltern, die Großeltern, der neue Nachbar mit völkischer Gesinnung, Jannes eigene mit Gleichaltrigen, die Geschichte der Südheide, die Vision und neben allem die drohende Gefahr eines Wolfes.
Eine schöne Sprache mit detaillierten Beschreibungen, durchgehend eine ungewöhnliche, sehr zum Nachdenken anregende und nachhallende Geschichte. Sie hat mir sehr gut gefallen. Der Roman spielt 2015, ist dennoch sehr aktuell, da gerade die EU beschlossen hat, den Abschuss von Wölfen zu erleichtern.
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Trügerische Idylle
Trügerisch gibt sie sich die niedersächsische Heidelandschaft, über die Jannes, der neunzehnjährige Schäfer aus dessen Perspektive erzählt wird, tagein tagaus die Schafherde führt. Das vermeintliche Idyll im Naturschutzgebiet zeigt sich …
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Trügerische Idylle
Trügerisch gibt sie sich die niedersächsische Heidelandschaft, über die Jannes, der neunzehnjährige Schäfer aus dessen Perspektive erzählt wird, tagein tagaus die Schafherde führt. Das vermeintliche Idyll im Naturschutzgebiet zeigt sich in einem eher kargen Braun, in dem der Wolf sein Unwesen treibt und Schaden im Tierbestand anrichtet. Die Politik sieht hier keinen Konflikt und hält sich raus aus den lebhaften, düsteren Diskussionen der Ortsansässigen.
Seit Generationen ist Jannes' Familie verbunden mit dieser Gegend, in dem sie traditionsreich das Geschäft der Schäferei betreiben und zusammen ihren Hof bewirtschaften. Meinungsverschiedenheiten werden offen ausgetragen, belasten den Alltag, der durch harte Arbeit und Einsamkeit bestimmt ist.
Marcus Thielemann wählt in seinem Roman 'Von Norden rollt ein Donner' eine sehr einfache, reduzierte Sprache bei den Unterhaltungen der Dorfbewohner, die stark vom ansässigen Dialekt gefärbt ist und damit eine Beschränkung auf das Wesentliche zum Ausdruck bringt. Uraltes Wissen, wird nicht breitgetragen und steckt doch tief im Bewusstsein, macht sich breit im täglichen Handeln. Hier lässt der Autor Freiraum für eigene Gedanken durch gesetzte Metapher, die unmittelbaren aktuellen Bezug erlauben.
Das Buch steht auf der Short-List des Deutschen Buchpreises 2024.
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Das Buch taucht ein in die Niedersachsen-Nostalgie der Lüneburger Heide und führt uns die trügerische Idylle vor.
Hannes, 19 Jahre alt, ist Schäfer einer Heidschnuckenherde in der Lüneburger Heide und setzt damit die Tradition der Familie fort.
Auf dem Hof leben 3 …
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Das Buch taucht ein in die Niedersachsen-Nostalgie der Lüneburger Heide und führt uns die trügerische Idylle vor.
Hannes, 19 Jahre alt, ist Schäfer einer Heidschnuckenherde in der Lüneburger Heide und setzt damit die Tradition der Familie fort.
Auf dem Hof leben 3 Generationen mehr oder wenig friedlich miteinander. Die Arbeit mit den Tieren bestimmt den Tagesablauf, die Gespräche miteinander sind wenig und wortkarg.
Jannes erinnert sich an eine fast verloren gegangene Zeit seiner Kindertage, z.B. das Schützenfest.
„Der Geruch von Altmännerschweiß und Bier, gesogen in schrankmuffigen Stoff. Schulterklopfer, trübe Augen, seliges Grinsen.“
Ein Wolf sorgt für Unruhe in der Region, die Bauern fürchten um ihre Tiere und fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
Jannes hat auf seinen Wanderungen mit den Tieren durch die Heide merkwürdige Begegnungen, er wird von Erinnerungen aus der Vergangenheit verfolgt und findet keine Ruhe, bis er das Geheimnis gelüftet hat.
Der Roman ist sprachlich sehr gelungen, die akribische, detailverliebte Beschreibungen der Umgebung, die karge Sprache der Bauern, die wortgewaltige Beschreibung der Natur zeigen den Alltag in der Heide, die sich in der Balance zwischen Tradition und Fortschritt befindet.
Dieses starken Bilder könnten direkt zu einem Anti-Heimatroman verfilmt werden.
Die historischen Abgründe des „Idylls“, Zwangsarbeiter, Heimatvertriebe, Arbeitslager und Unmenschlichkeit erinnern an eine grauenhafte Zeit, die die Menschen gern verdrängen
Ein sehr spannendes, empfehlenswertes Buch.
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Heideidylle der Unschuld beraubt
Jannes führt die Familientradition weiter und ist Jungschäfer geworden. Seine Schnucken prägen und formen das Landschaftsbild der Lüneburger Heide. Aber die Idylle bekommt einen jähen Riss, als die Rückkehr des Wolfes im Heideland …
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Heideidylle der Unschuld beraubt
Jannes führt die Familientradition weiter und ist Jungschäfer geworden. Seine Schnucken prägen und formen das Landschaftsbild der Lüneburger Heide. Aber die Idylle bekommt einen jähen Riss, als die Rückkehr des Wolfes im Heideland vermeldet wird. Schnell schließen sich die Reihen zu einer Art Bürgerwehr gegen den natürlichen Feind der Schafe, doch es sind Wölfe im Schafspelz unter ihnen, die die Stimmung mit ihrem braunen Gedankengut vergiften...
Markus Thielemann erzählt in leisen, aber sehr eindringlichen Worten von Familientraditionen, Heimatverbundenheit und Heideidylle und die Leserinnen fühlen sich wie in einer Art Heimatfilm. Es ist nämlich in keinerlei Art und Weise erkennbar, was hinter dem vermeintlichen Idyll schwelt und wie weit zurück in die Vergangenheit Jannes blicken muss, um die Zusammenhänge von heute zu verstehen.
Heimatverbundenheit, Traditionen und Brauchtumspflege wecken auf der eine Seite positive Assoziationen und lassen die Heide wie in den Versen des Heidedichters Löns romantisch und angenehm erscheine. Doch wer genau hinsieht, entdeckt hinter dieser Leibe zur Region einen klugen Schachzug der Ewiggestrigen, die auf Beutezug gehen. Das Bild des Wolfes, der die Schafes reißt, steht hier sinnbildlich für die Machenschaften, die nicht immer auf den ersten Blick zu durchschauen sind - es sind eben Wölfe im Schafspelz, die sich unter die ahnungslosen Dorfbewohner:innen mischen.
Geheimnisse der Großelterngeneration, das damit verbundene Schweigen, die Zusammenhänge kriegsbedingter Ereignisse und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Kriegsenkel werden vom Autor in eine fast schon poetisch-mystische Geschichte verpackt. Daraus entsteht ein Roman, den man nur sehr schwer wieder zur Seite legen kann. Die Figuren sind allesamt überzeugend und nehmen die Lesenden an die Hand, um ihnen ein Begleiten auf Augenhöhe zu ermöglichen. Einfühlsame Szenen wechseln sich mit schwerwiegenden Ereignissen ab und bedienen so die ganze Klaviatur der Gefühle.
Ein sehr tiefsinniges und gedankenreiches Buch, das an Aktualität nichts verloren hat.
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Jannes, 19, ist Schäfer. Seine Familie betreibt seit Generationen einen Schäferhof in der Lüneburger Heide. Romantische Vorstellungen eines naturverbundenen und idyllischen Lebens lässt der Autor jedoch gar nicht erst aufkommen. Der Leser trifft auf ein eher düsteres …
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Jannes, 19, ist Schäfer. Seine Familie betreibt seit Generationen einen Schäferhof in der Lüneburger Heide. Romantische Vorstellungen eines naturverbundenen und idyllischen Lebens lässt der Autor jedoch gar nicht erst aufkommen. Der Leser trifft auf ein eher düsteres Szenario. Der Hof liegt nämlich in der Hörweite eines Truppenübungsplatzes der Bundeswehr und in der Nähe des ehemaligen KZs Bergen-Belsen. Die düstere Anfangsstimmung wird verstärkt durch den Donner eines aufziehenden Gewitters.
Auf dem Hof leben mehrere Generationen ein eher bescheidenes, vergnügungsarmes Leben, das von täglicher Sorge um die Tiere und harter Arbeit in der Natur gekennzeichnet ist. Die Familie hat finanzielle Probleme und lädt daher zu Hofführungen ein, auch das Fernsehen ist zu Gast, dennoch nehmen die finanziellen Probleme nicht ab.
Eine neue Bedrohung taucht zunehmend stärker auf: der Wolf ist zurück. Mit der Romantisierung des Wolfes habe ich persönlich noch nie viel anfangen können, weil ich die Klagen der Viehbauern in meiner Heimat im Ohr habe. Auch Jannes‘ Familie befindet sich in dem Spagat zwischen den Naturschützern, die die Auswilderung der Wölfe unterstützen, und den Bauern, die Einbußen an ihrer Herde zu verkraften haben und diese Bedrohung ihrer Existenz ohne die Unterstützung der Politik meistern müssen.
Sehr schön konterkariert der Autor die tägliche Arbeit der Familie mit den Vorstellungen der städtischen Besucher, die das Leben mit den Tieren in der Natur als Idylle wahrnehmen. Der Autor gönnt seinem Leser zwar sehr schöne Beschreibungen der kargen Südheide, aber von Anfang stellt er klar, dass die Idylle trügt. Mit jeder Heideromantik a la Hermann Löns und mit jeder Verklärung von Traditionen, von Heimat und Natur räumt der Autor gründlichst auf.
Sehr gut gefallen hat mir auch, wie der Autor die Übernahme der aufgelassenen Höfe durch völkisch angehauchte Siedler beschreibt: eine Bewegung, die nicht nur in der Lüneburger Heide zu beobachten ist. Und beobachtet werden sollte. Mit dem Namen „Röder“ leistet sich Thielemann ebenfalls einen zwar versteckten, aber eindeutigen Verweis. Röder ist der nicht nur der Name eines rechtsextremen Zeitgenossen namens Manfred Röder, sondern der Name verweist auch auf den üblen Nazi-Richter gleichen Namens, der u. a. Dietrich Bonhoeffer in den Tod schickte, der aber in allen Ehren und mit einer schönen staatlichen Pension sein Leben beschließen durfte. Die Wahl des Namens ist sicherlich beabsichtigt. Ein kleiner, aber effektvoller Hinweis auf den gefährlichen braunen Sumpf, der nach wie vor unter einer friedlichen Oberfläche lauert.
Schleichend kommt eine weitere Bedrohung auf Jannes zu, die wie die Wölfe auch zunächst unsichtbar ist, sich aber zunehmend konkretisiert. Jannes wird von unklaren Ängsten und schließlich auch Visionen gequält, und seine Ängste verbinden sich schließlich mit Ereignissen rund um das Frauen-KZ Bergen-Belsen, um die in der Familie eine Mauer des Schweigens errichtet worden war. Hier fragt man sich als Leser allerdings, ob die Aufdeckung dieser verdrängten Ereignisse nicht auch ohne Jannes‘ Visionen möglich gewesen wäre; das Ende des Romans wirkt dadurch recht überzogen.
Trotz dieser Einschränkung besticht Thielemanns grundlegende Idee: unter einer zur Idylle erklärten Oberfläche bewegen sich dunkle und auch grausame Mächte, denen er Autor die Metapher des Wolfes zuordnet. Dieses Böse ist nicht greifbar und wird nie konkret gesichtet, aber es ist präsent und kann jederzeit hervorbrechen.
Fazit: Ein lesenswerter, bildstarker Roman über die Zusammenhänge der individuellen Geschichte mit der Zeitgeschichte, um Verdrängung und um das, was Heimat eigentlich ist.
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Broschiertes Buch
Lüneburger Heide Heimatroman
Wie in den Vorjahren auch, ist es mir heute gelungen, alles lesbaren Bücher des Deutschen Buchpreises zu lesen. Dieses Jahr war mit drei unlesbaren Büchern, darunter auch die Preisträgerin, kein gutes Jahr. Auf der Longlist stehen bessere …
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Lüneburger Heide Heimatroman
Wie in den Vorjahren auch, ist es mir heute gelungen, alles lesbaren Bücher des Deutschen Buchpreises zu lesen. Dieses Jahr war mit drei unlesbaren Büchern, darunter auch die Preisträgerin, kein gutes Jahr. Auf der Longlist stehen bessere Romane.
Dieses Buch gehört zu den drei von mir im weitesten Sinne als Heimatroman, wobei Orthmanns Buch 74 über die Jesiden das mit Abstand packendste war. Wolffs Lichtungen gaben uns Einblicke nach Siebenbürgen, insbesondere wie es sich lebt, wenn viele Landsleute nach Deutschland abwandern.
Thielemann dagegen bleibt im Land, nimmt uns mit zu Schäfern auf die Lüneburger Heide. Ihre Einstellung zur Rückkehr des Wolfs ist das Zentralthema des Buches. Daneben taucht auch mal ein Fernsehteam auf, doch hätte hier mit der Ausstrahlung und den Reaktionen darauf noch mehr erzählt werden können.
Nebenbei wird noch die demenzkranke Oma unseres Helden Jannes (anfangs hatte ich James gelesen und mich über den englischen Namen in der Heide gewundert, aber die Lesebrille hat weitergeholfen) erwähnt, die im Heim lebt, weil die Familie nicht mehr mit ihr klar kam.
Alles in allem ist dieses Buch dem Buch von Wolff sehr ähnlich, nur ein anderer Ort und damit auch andere Themen. 3 Sterne
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