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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 926 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2024
Ylla
Dodge, Pryor

Ylla


sehr gut

Faszinierende Tierwelt

Ein opulenter Sach-Bildband, der sowohl die herausragende Arbeit der Fotografin Ylla würdigt, als auch die unterschiedliche Facetten des Tierreiches zugänglich macht, liegt den Betrachtenden mit "Ylla: The Birth of Modern Animal Photography" in den Händen. Das Buch widmet sich ausführlich der Lebensgeschichte der Fotografin, erzählt von ihrer Passion und der Kunst, mit einem Tierfoto mehr auszudrücken, als es Worte jemals könnten.

Zugegeben, manche Passagen sind einfach etwas zu ausführlich geraten und bremsen ein wenig die Faszination aus, aber die Aufnahmen machen alles wieder wett, erzählen den Betrachtenden ein Stück Geschichte, vermitteln etwas vom Charakter des Tieres und lassen ein Stück von eben jener Leidenschaft übersprudeln, die Ylla antreibt.

Das Ergebnis wird in diesem englischsprachigen Werk präsentiert und zeigt, wie ausdrucksvoll und emotional ein einzelnes Foto sein kann. "Ein Freund, ein guter Freund" erklingt automatisch, wenn sich die beiden Schimpansen auf der großformatigen Aufnahme auf den Seiten 166 und 167 kumpelhaft in den Arme nehmen und freundlich in die Kamera schauen. "Suchbild mit Leopard" könnte der Arbeitstitel der doppelseitigen Abbildung auf den Seiten 128 und 129 sein, denn hier beweist die Natur, dass sie die unterschiedlichen Spielarten von perfekter Tarnung beherrscht.

Ylla gelingt es mit ihren Fotos, die Tierwelt in ihren Fotos lebendig werden zu lassen und die Adjektive majestätisch, wild, ungezähmt, niedlich und zutraulich in ihrer Bildsprache zum Ausdruck zu bringen.

Bewertung vom 27.04.2024
Floramour: Tulpen
Greiner, Karin;Braun, Simone

Floramour: Tulpen


sehr gut

Frühlingsfrisch

Nach einem langen grauen und dunklen Winter lassen Tulpen florale Regenbögen in unsere Gärten entstehen, ihr Farbzauber wirkt magisch und der Frühling wird zur Bühne für Blütenträume. Das vorliegende Coffeetable-Book "Floramour:Tulpen" ist zweisprachig verfasst und erzählt sowohl in englischer als auch deutscher Sprache vom außergewöhnlichen Siegeszug einer unscheinbaren Blumenzwiebel, die sich von der kargen Steppe Zentralasiens ihren Weg in unsere Gärten gebahnt hat.

Das Buch ist eine wundervolle Einladung zur Tulpenparty und reicht von verspielt und bunt, über prickelnd und stimmungsvoll bis hin zu majestätisch und eleganten Blüten, die als opulente Sträuße oder in schlichten Einzeldekorationen wirkungsvoll zur Geltung kommen. Die Aufnahmen sind faszinierend, erstrahlen in einer unglaublichen Farbintensität und zeigen die vergängliche Schönheit der Tulpen.

Wogende Tulpenfelder, Makroaufnahmen, Spiel mit Licht und Schatten, detailreiche Einblicke und auch manchmal das Gefühl, direkt in den Blütenkelchen zu versinken - das Spektrum der Fotografien zeigt sich mal von der romantisch-verspielten Seite, mal von der dramatisch-wirkungsvollen Seiten und begleitet die aufregenden, abenteuerlichen und informativen Geschichten rund um die Tulpe.

Ein wirklich bunt zusammengestellter Frühlingsstrauß, der niemals verwelkt.

Bewertung vom 25.04.2024
Zeit zu verzeihen
Lind, Hera

Zeit zu verzeihen


ausgezeichnet

„Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von neuem beginnen.“ (Buddha)

Es ist die berühmte Liebe auf den ersten Blick, als sich Clara und Viktor gegenüberstehen. Das, was beide füreinander empfinden, ist so groß, dass es nicht nur die sprichwörtlichen Grenzen, sondern auch die tatsächlichen überwinden soll. Denn Clara lebt im Osten Deutschlands und Viktor im Westen. Beide ahnen nicht, dass sie sich als Kinder schon einmal begegnet sind. Damals auf der Flucht mit ihren Müttern aus Ostpreußen, als der Krieg getobt und die Menschlichkeit gefehlt hat. Ihre Liebe wächst immer mehr und für beide steht fest, dass sie sich ein Leben ohne den jeweils anderen nicht mehr vorstellen können. Das Rad des Schicksals beginnt sich erneut zu drehen.....


Der neue Tatsachenroman von Hera Lind geht tief unter die Haut und hinterlässt deutliche Spuren beim Lesen. Aus vier unterschiedlichen Lebensgeschichten gelingt es ihr in "Zeit zu verzeihen" einen mitreißenden Roman zu verfassen, der die Leser:innen zu Zeitzeug:innen werden lässt.

Es sind Schilderungen, bei denen die Todesangst durch die Adern kriecht, die Tränen ungehindert fließen und die Verzweiflung sich schon fast in Hoffnungslosigkeit verwandel. Und doch schafft es die Autorin immer wieder, kleine Hoffnungslichter und ganz viel Mutterliebe einzuweben, die so viel Mut geben. Dabei steht Rosa stellvertretend für alle Mütter, die während und nach dem Krieg wie Löwinnen dafür gekämpft haben, dass es ihren Kindern gut geht und sie trotz allem das Gefühl haben, geliebt zu werden.

Die perspektivisch erzählten Erinnerungen von Viktor, Rosa und Clara sind von der Schreibenden mit Empathie, Respekt und Achtung verfasst und zeigen sehr deutlich, wie viel Macht, Überlebenswille und Kraft in einem jedem von uns steckt, um aus der Opferrolle herauszutreten, das Leben in die Hand zu nehmen und aus den schmerzenden Erinnerungen und Narben ein neues Leben aufzubauen.

Die Rückblicke sind ungeschönt, grausam, manchmal voller Gewalt und nichts für zarte Gemüter, denn die schreckliche Fratze des Krieges kommt hier ebenso zum Vorschein wie das unmenschliche Gebaren der Stasi. Kanonendonner, eisige Kälte, Hunger, der ständige Kampf ums Überleben, Misshandlungen, psychologische Folter, schlechte hygienische Bedingungen, Dauerbefragungen.....aus den Schilderungen der Betroffenen wird deutlich, dass ein Menschenleben nichts zählt, die Menschenwürde immer wieder mit Füßen getreten wird.
Manchmal finden die Figuren etwas Halt und Hoffnung im Glauben, wobei der christliche Aspekt nur ganz dezent angedeutet wird und nicht weiter ins Gewicht fällt.

Hera Lind wird mit "Zeit zu verzeihen " zur Schicksalsweberin, verknüpft vier einzelne Lebensfäden zu einem Schicksalsbericht, der zwar unterschiedliche Charaktere betrifft, deren Geschichten aber alle miteinander verwoben sind. So schmerzhaft die Vergangenheit gewesen ist, umso versöhnlicher ist die Gegenwart, wenn es gelingt, auch Fehltritte von Herzensmenschen zu verzeihen.

Eine wundervolle Botschaft in einem Roman, der zu Herzen geht und noch lange nachklingen wird.

Bewertung vom 24.04.2024
Zauberberge
Sparr, Thomas

Zauberberge


ausgezeichnet

Eine ungewöhnliche Näherung und Betrachtung

Nach den "Buddenbrooks" ist "Der Zauberberg" von Thomas Mann wohl einer der bekanntesten Romane und zeigt, auch hundert Jahre nach seiner Veröffentlichung, die unglaublich Kraft und die vielen Parallelen zu den heutigen Ereignissen, die uns bewegen.

Krieg, Tod, Krankheiten, gleichgeschlechtliche Liebe, Schnee, der nicht fallen will und der Mensch selbst als größte Aufgabe auf seinem Lebensweg werden von Thomas Mann im "Zauberberg" beschrieben. Thomas Sparr nähert sich diesem Jahrhundertwerk in einer sehr ungewöhnlichen Weise und betrachtet den Roman in Form eines literarisch erklärenden Alphabets.

Die Unsinnigkeit von Kriegen finden einst wie heute den Weg in die Schlagzeilen, Antisemitismus ist zur Zeit des "Zauberbergs" allgegenwärtig und erschreckend der Bezug im Tagesgeschehen. Auch geht Sparr darauf ein, dass der "Zauberberg" wohl als einer der ersten queeren Romane bezeichnet werden darf und macht dies nicht nur an Beispielen aus dem Buch, sondern auch im Leben des Autors fest.

Das Nörgeln bezüglich des nicht fallenden Schnees, der bald darauf alles wie eine zartweiße verhüllende Decke umgibt, wird in aus unserer heutigen Sicht, da Schnee (nicht nur in den Alpen) immer seltener wird, eher als unangemessen gedeutet. Jedoch weiß Sparr die weiße Wunderwelt am Zauberberg genauso ästhetisch in Szene zu setzen, wie einst Thomas Mann.

Das "Zerpflücken" des Romans in alphabetischen Leitfäden ermöglicht eine ganz neue Art der Betrachtung dieses literarischen Werkes und hält uns einen Spiegel vor Augen. Die Themen des Romans sind auch 100 Jahre später noch aktuell...manche allerdings noch eindringlicher und zerstörerischer als damals.

Bewertung vom 23.04.2024
Das Leuchten des Meeres / Der Milchhof Bd.3
Kölpin, Regine

Das Leuchten des Meeres / Der Milchhof Bd.3


gut

Leider ein sehr schwacher Abschluss

Endlich ist der Krieg zu Ende und es könnte alles so einfach sein, aber der Milchhof sieht sich weiter den Reglementierungen unterworfen. Alea hat das Zepter in der Hand, da Lina einfach die Kraft fehlt, um die wirtschaftliche und technische Entwicklung voranzutreiben. Auch will Lina einfach nicht glauben, dass sie Derk an den Krieg verloren hat. Tief im Herzen spürt sie, dass er noch lebt. Aber warum meldet er sich nicht ? Lina, inzwischen Mitte siebzig, muss erneut mit anpacken, um den Milchhof auch in eine sichere Zukunft zu führen....


Mit dem dritten und abschließenden Teil der Milchhof-Saga erzählt Regine Kölpin die Geschichte von Lina weiter. Leider gelingt es ihr nicht, die Klischeekiste geschlossen zu lassen und auch der ein oder andere Zufall findet als Wink des Schicksals seinen Weg in die Handlung. Für meinen Geschmack einfach zu gewollt und zu kitschig, ist der Roman knapp davor, aus der Sparte des historischen Unterhaltungsromans herauszurutschen und den Weg Richtung Trivialliteratur einzuschlagen. Was nicht heißen soll, dass der Text simpel gestrickt ist, sondern es sind einfach viel zu viele vorhersehbare Ereignisse und Abläufe vorhanden, die die Spannung von Beginn an wegnehmen und den Roman zu einer seichten Lektüre werden lassen.

Warum führt Regine Kölpin die beiden Liebenden Lina und Derek wieder zusammen, wenn sie sie wenige Seiten später wieder auseinanderreißt ? Der Dramaturgie hat es nicht wirklich gut getan, denn die Anzeichen sind allzu deutlich und der Ausgang schon mit eben jenen Andeutungen ersichtlich. Die Einblicke in die Sehnsüchte und Ängste der Menschen auf dem Milchhof werden schön eingefangen, aber literarisch wäre deutlich mehr drin gewesen, um die Leser;innen mit ein wenig Spannung, Herzkino und Abwechslung an die Seiten zu binden.

Die bereits bekannten Handlungsmuster aus den beiden Vorgängerroman bilden auch hier das Grundgerüst, die Teilung in "gute" Charaktere und "böse " Figuren ist genauso deutlich und birgt keine wirklichen Überraschungen. Die Entwicklung im Nachkriegsdeutschland bis zum Epilog wird auf wenigen Seiten routiniert abgespult, überspringt auch gerne mal ein paar Zeitspannen und die Autorin erzählt alles wie im Zeitraffer.

Alles in allem schnell gelesen, aber leider ein sehr schwacher Abschluss einer Trilogie, die mit dem finalen Band sehr viel Potential verschenkt. 2,5 Sternchen

Bewertung vom 22.04.2024
Heimat-Bowls
Angkana Sirisaeng

Heimat-Bowls


ausgezeichnet

Rock 'n Roll in der Schüssel

Bowls sind an und für sich schon eine runde (Geschmacks-)Sache, aber können die optisch ansprechen Kreationen auch mit heimischen Zutaten an die frischen und gesunden Köstlichkeiten heranreichen, die bisher in den gängigen Bowls zu finden sind ?

Die Antwort liegt mit "Heimat-Bowls" auf dem Tisch und so finden sich 55 leuchtend bunte und genussvolle Rezeptideen in den Schüsseln, die für Rock 'n Roll auf der Zunge verantwortlich sind. Regionale und saisonale Geschmacksexplosionen, die vegetarischen und veganen Genuss ohne Reue ermöglichen.

Die praktischen Zutaten- & Lebensmittellisten sind übersichtlich angeordnet, helfen bei der Planung und Zubereitung und ermöglichen auch Neulingen in der Küche und am Herd, die abwechslungsreichen Rezeptideen umzusetzen und in leckere Bowls zu verwandeln, ohne dabei stundenlang in der Küche zu stehen. Die kleinen bauchigen Schalen verwandeln sich nämlich mit wenigen Handgriffen, mal mehr, mal weniger Schnippelei von heimischen Zutaten in echte Glücksschalen, die ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Gesunde und nachhaltige Ernährung kann so einfach sein und mit diesem Buch gelingt es spielend leicht, sich das ein oder andere Lieblingsrezept aus den nach den Jahreszeiten gegliederten Vorschlägen auszusuchen. Die bunte Vielfalt aus heimischen Zutaten wird mit stylischen Fotos einladend und appetitanregend präsentiert. Da lockt der Frühlingsgemüse-Schmarrn mit Bergkäse und Sauerrahm-Kräuter-Dip, die scharfen Erbeeren sind eine pikante Ergänzung zum Holunderblüten-Tempura und läuten den Frühling ein. Der pralle Geschmack des Sommers findet sich in gebackener Aubergine mit Pinienkernen und Quinoa oder in einer Ziegenkäsecreme mit gebratenen Nektarinen wieder. Der Herbst wird mit Rührei mit Pfifferlingen und Sojabohnen oder pochiertem Ei mit Tomatensalsa und Gemüse so richtig geschmackvoll. Der Duft von Hafergrütze und Bratapfel läutet die Vorweihnachtszeit ein und die wohltuende Wärme einer Gemüsesuppe mit Grünkohl-Gyoza ist für kalte Wintertage perfekt.

Also, ran an die runden Schalen und guten Appetit!

Bewertung vom 22.04.2024
Die wunderbare Welt der Bäume
Hitchcock, Susan Tyler

Die wunderbare Welt der Bäume


ausgezeichnet

Die Magie der Bäume

Für Kinder bedeuten Bäume, Wald und Laubhaufen die schönsten Spielplätze, doch als Erwachsene haben wir verlernt, dem magischen Rauschen und Flüstern des schützenden Blätterdaches zuzuhören, seinen Geschichten zu lauschen und die Bäume zu respektieren. Susan Tyler Hitchock holt mit ihren Buch "Die wunderbare Welt der Bäume" genau jene magischen Kindheitsmomente wieder zurück und zeigt gleichzeitig, dass wir immer mehr diesen einzigartigen Lebensraum vernichten, um Profit zu schlagen.

Der vorliegende Sachbildband ist eine mehr als gelungene Mischung aus Information, Märchen, Sagen und Aufklärung. Zwar dringt die Autorin tief in unser Bewusstsein ein, um wachzurütteln und ein Umdenken zu ermöglichen, aber sie tut dies auf eine behutsame Art, damit das Gesagte, Gelesene und Gesehene nachhaltig in Erinnerung bleibt.

In 6 Kapiteln dürfen die Bäume dieser Welt ihre ganze Faszination und heilende Wirkung entfalten und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen aufwarten. Zusammenhänge werden verständlich erläutert, sodass auch der ein oder andere Fachbegriff oder Vorgang für alle Lesenden nachvollziehbar und begreifbar wird. Märchenhaft schöne Fotografien von knorrigen Baumriesen, üppig blühenden Glyzinien, die ihre gelben Blütendolden wir einen Regenschauer über Allium und Glockenblumen schweben lassen, mystische Nebelbilder aus dem Dartmoor oder aus Wurzeln geflochtene Brücken setzen Glückshormone frei, entführen in Zauberwälder und Feenreiche.

Und dann gibt es auch noch die Aufnahmen, die nachdenklich stimmen, wütend und irgendwie hilflos machen : Brandrodung für Weideflächen, Soja- oder Ölpalmplantagen. Solange wir unseren Konsum nicht überdenken, hilft auch das größte Aufforstungsprojekt nicht, um zu retten, was noch zu retten ist.

Bewertung vom 22.04.2024
Wild Places Norwegen
Arnold, Lisa

Wild Places Norwegen


ausgezeichnet

Traumland Norwegen

Auf "Du und Du" mit den Elchen, die Faszination der Gletscher, Fjorde und Polarlichter erleben und Traumlandschaften genießen das geht nur in Norwegen. Der Reisebildband "Wild Places Norwegen" ermöglicht eine außergewöhnliche Augenreise , führt an hohe Berge und tiefe Fjorde und reizt auf jeder Seite mit spektakulären Aufnahmen, das Traumland zu entdecken und bereisen.

Norwegen erleben - zuerst von der gemütlichen Couch im heimischen Wohnzimmer und dann direkt vor Ort, dank Lisa Arnold wird es möglich und sie weiß genau, wie sie die magische Welt der Trolle noch ein Stückchen geheimnisvoller, zauberhafter und atemberaubender erscheinen lassen kann.

In 50 ausgewählten Reisetipps dürfen die zukünftigen Urlauber;innen ihr Traumland von der wilden, ursprünglichen Seite kennenlernen und schon einmal n die Möglichkeiten hineinschnuppern, die unvergessliche Urlaubsmomente erschaffen. Gemütlich auf dem Telemark-Kanal schippern oder doch lieber mit dem Kanu vom Wasser aus den Nationalpark Femundsmarka erkunden ? Inselhüpfen im Oslofjord oder ein spektakuläres Erinnerungsfoto auf dem eingeklemmten Monolith ? Leuchtturmsafari oder eine Übernachtung in einer der zahlreichen Wanderhütten ? Mitternachtssonne oder Polarlichter ? Adrenalinjunkies, Seelenbaumler:innen und Entdecker:innen finden in Norwegen ihr ganz persönliches Eldorado.

Die Auswahl fällt schwer, denn hier jagt ein Superlativ das nächste: Natur pur zum Angeln, Wandern oder einfach nur Genießen. Der Reisebildband zeigt die ganze Schönheit Norwegens in Wort und Bild und verführt regelrecht zum Träumen

Bewertung vom 22.04.2024
Elfriede Mejchar

Elfriede Mejchar


sehr gut

Blickwinkel

Ein in Leinen gebundener Fotoband,d er schon mit dem Cover unterschiedliche Blickwinkel ermöglicht, weckt mein Interesse und so versinke ich in den außergewöhnlichen Aufnahmen von Elfriede Mejchar. Ihre Fotos sind keine Stilleben, keine gewöhnlichen Porträts und auch keine Landschaftsaufnahmen, die sich in gängige Schablonen pressen lassen, sondern sie sind kreative Fotoideen, die die Betrachtenden im positiven Sinn dazu zwingen, auch einmal um die Ecke zu denken, sich mit der Vielschichtigkeit der Aussagen im Bild auseinanderzusetzen und sich nicht auf das zu fokussieren, was "herkömmliche " Aufnahmen transportieren. Die Schönheit und Vergänglichkeit des Augenblicks wird bewusst von der Fotografien ausgeklammert und ihr geht es darum, mit den von ihr geschaffenen Inhalten Bilder zu erfinden.

Lost Places, Doppelbelichtungen, vergessene und zurückgelassene Stühle, Plastik in der Landschaft und Collagen werden nicht nur in Form und Material demontiert und inszeniert, sondern zu teilweise rätselhaften Bilddokumentationen neu zusammengefügt. Das sinnliche Spiel mit der unterschwelligen Erotik, dem aufmüpfigen in Szene setzen von Verpöntem oder das bewusste Dramatisieren ist ein Fest für die Sinne und erschafft aussergewöhnliche Aufnahmen, die in Erinnerung bleiben.

Das Verblühen einer Amaryllis zeigt die filigranen Blattadern der vor sich hin welkenden Blütenblätter und lässt die Pflanze trotz allem - oder gerade deswegen - anziehend wirken. Ruinen und verlassene Orte, die sich die Natur schon längst wieder zurückerobert hat, werden zu Schauplätzen der Fantasie und im Theater der Begehrlichkeiten braucht es keine Worte, denn hier kurbeln die Bilder das Kopfkino an.

Schönheit liegt im Auge der Betrachtenden und so finden hier Interessierte Fotografien, die das Spiel mit Formen und Linien, Ausdruck und Verrätselung und die Faszination des ungewohnten aus der Sicht von Elfriede Mejachar zeigen.

Bewertung vom 21.04.2024
Das Grab im Eis / Hildur Bd.2
Rämö, Satu

Das Grab im Eis / Hildur Bd.2


sehr gut

Nicht ganz so gut wie Band 1, aber dennoch spannend

Schnee und Eis haben in Island eine fast schon märchenhafte Landschaft gemalt, doch diese wird mit dem Fund einer Leiche entzaubert. Hermann Hermannson wurde erschossen und es gibt viele Verdächtige, die einen Grund gehabt hätten, dem Kommunalpolitiker das Lebenslicht auszupusten. Hildur muss erneut ermitteln und enttarnt das Mordmotiv. Gleichzeitig befasst sich sich mit ihrer eigenen Vergangenheit und auch hier kommt sie der Lösung um das Geheimnis ihrer vermissten Schwestern immer näher. Aber kann sie auch mit dem endgültigen Ergebnis ihrer Nachforschungen leben ?


Satu Rämö kurbelt mit ihren Schilderungen der verschneiten isländischen Landschaft wieder das Kopfkino an und lässt den Schnee unter den Schuhen knirschen, die Kälte durch diverse Kleidungsschichten kriechen und spielt gekonnt psychologische Spielchen. Es ist von Vorteil, Band eins zu kennen, um sich in der Geschichte zurechtzufinden. Denn vieles, was im Vorgängerband passiert ist, findet hier seine Fortsetzung. Auch wenn der Fall um Hermannson in sich abgeschlossen ist und eine eigene Handlung darstellt, verbinden sich die Ermittlungen aus Hildurs Privatleben mit dem aktuellen Geschehen.

Die Zeitsprünge sind nachvollziehbar und sowohl von der Handlung als auch vom Ablauf schlüssig, greifen den Beginn der Corona-Pandemie auf und halten so noch einmal die ganze Welt in Schach. Die verschiedenen Blickwinkel ermöglichen den Leser;innen, auch unterschiedliche Interpretationen und die daraus entstehenden Zusammenhänge zu erkennen, sodass die Spannung gleichbleibend hoch, aber nicht nervernzerreißend ist. Mitunter fällt es schwer, Wahrheit und Fiktion voneinander zu unterscheiden, aber genau da liegt die Kunst des Schreibens und wenn es einer Autorin gelingt, diese Grenzen verschwimmen zu lassen, sitzen die Leser;innen mit im Boot und ermitteln an der Seite der Figuren.

Eis gibt die ein oder andere überraschende Wendung und die Zusammenhänge über das Verschwinden der Schwestern halten die Neugier immer noch hoch. Hildur ist als Ermittlerin einfach anders als die bekannten Figuren aus diversen Krimireihen und genau da liegt der Reiz - sie stellt eine Verbindung zwischen d er froststarren Kälte, den kaltblütigen Morden und dem emotionalen Teil dar, dem die Leserschaft nur schwer widerstehen kann.