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Sarah Jane Pullman ist ein guter Cop mit komplizierter Vergangenheit. Aufgewachsen in einer Kleinstadt, bekam sie als jugendliche Ausreißerin Probleme mit dem Gesetz, wurde zwangsweise zur Army eingezogen und heiratete nach ihrer Rückkehr den absolut falschen Mann. Ihr Leben erfährt eine unerwartete Wendung, als sie in den Polizeidienst eintritt - und sich umgehend auf dem Posten des diensthabenden Sheriffs wiederfindet, nachdem dieser vermisst gemeldet wird. Sarah Jane nimmt sich des Falls an und entdeckt, dass hinter dem mysteriösen Verschwinden des Sheriffs ein ebenso mysteriöses Leben…mehr

Produktbeschreibung
Sarah Jane Pullman ist ein guter Cop mit komplizierter Vergangenheit. Aufgewachsen in einer Kleinstadt, bekam sie als jugendliche Ausreißerin Probleme mit dem Gesetz, wurde zwangsweise zur Army eingezogen und heiratete nach ihrer Rückkehr den absolut falschen Mann. Ihr Leben erfährt eine unerwartete Wendung, als sie in den Polizeidienst eintritt - und sich umgehend auf dem Posten des diensthabenden Sheriffs wiederfindet, nachdem dieser vermisst gemeldet wird. Sarah Jane nimmt sich des Falls an und entdeckt, dass hinter dem mysteriösen Verschwinden des Sheriffs ein ebenso mysteriöses Leben steckt, das er Freunden und Kollegen verheimlich hat. Während der Ermittlungen wird aber auch Sarah Jane von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das FBI taucht auf, um den Fall eines ermordeten Cops zu untersuchen ...
Autorenporträt
James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaften in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit einer Romanreihe um den farbigen Privatdetektiv Lew Griffin. Er wurde mit dem Hammett Award und dem Grand Prix de Littérature policière ausgezeichnet. Für seinen Roman »Driver« wurde ihm 2008 der Deutsche Krimi Preis verliehen. James Sallis lebt in Phoenix, Arizona.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

James Sallis lässt in "Sarah Jane" vieles im Unklaren - aber niemals zu viel, findet Rezensent Hannes Hintermeier. In der Tat ist es beeindruckend, wie wenig Sallis braucht - wenig Worte, wenig Seiten, wenige Hinweise, um eine ganze Welt, ein ganzes Leben so zu skizzieren, dass man als Leser mitfühlt und versteht - vor allem jene Art der Gewalt, "die in den Eingeweiden Amerikas rumort", wie der Rezensent es ausdrückt. Sarah Jane hat diese Gewalt erlebt, erlebt sie jeden Tag: Früh verlor sie ihre Mutter, verbrachte gezwungenermaßen einige Zeit in der Armee, kämpfte im Golfkrieg, arbeitete anschließend in verschiedenen Berufen und an verschiedenen Orten an verschiedenen Beziehungen, die allesamt scheiterten - immer wieder zog sie weiter, bis sie nun endlich angekommen zu sein scheint, lesen wir. Doch die Vergangenheit holt sie erneut ein: ein Polizist verschwindet, eines anderen Leiche taucht auf. Ist sie die Täterin, fragt man sich. "Keine Erlösung" schreibt Hintermeier dazu - ob sich dies auf die Psyche der Protagonistin bezieht oder auf die Fragen der Leserschaft, bleibt konsequenterweise unklar…

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2021

Die eigentliche Geschichte

James Sallis verwischt seine Spuren wie kaum ein anderer Krimiautor: "Sarah Jane" zeigt, dass Philosophie und Noir zusammengehen können.

Die Verluste beginnen früh. Als sie zehn ist, verschwindet ihre Mutter, warum, erfährt man nicht, vielleicht in Heimen? Der Vater ist Geflügelzüchter in einem Kaff an der Grenze zwischen Alabama und Tennessee. Er nennt die Tochter Pretty, aber sie selbst findet sich gar nicht hübsch. Und ein braves Mädchen ist sie auch nicht. Als ein Richter sie vor die Entscheidung stellt, Knast oder Armee, wählt sie Letztere und zieht in den Golfkrieg. Kehrt wieder heim, arbeitet als Köchin, studiert spät im Leben Literatur, lebt mit einem Dichter von Epitaphen, bis er verrückt wird, schlittert in eine gescheiterte Ehe mit einem Polizisten. Ihr bevorzugtes Muster: weiterziehen, andernorts neu anfangen. So landet sie im Südwesten, in einer fiktiven Kleinstadt namens Farr und bewirbt sich bei der Polizei. Sheriff Cal Philipps erkennt ihr Potential, stellt sie umstandslos als Deputy ein. Auch er ein Veteran "aus einem dieser Kriege, an die sich keiner erinnert".

"Alle Geschichten sind Geistergeschichten über verlorene Dinge, verlorene Menschen, Erinnerungen, Heimat, Leidenschaft, Jugend, über Dinge, die darum ringen, von den Lebenden gesehen und anerkannt zu werden." - Von dieser Art sind die Geschichten des amerikanischen Autors James Sallis, Jahrgang 1944, der mit "Driver" berühmt wurde, seit jeher. Auch in seinem jüngsten, vor zwei Jahren im Original erschienenen Roman "Sarah Jane" tuscht er auf zweihundert schlanken Seiten einen ganzen Kosmos hin. Und wie er die Anfänge dieses Universums im Ungefähren belässt, kann man als Leser entweder wertschätzend konsumieren, oder man fängt an zu blättern, ob und wo man etwas überlesen hat. Oder ob es einfach nie erzählt wurde.

Die eigentliche Geschichte, so es denn eine gibt, beginnt nach einem Drittel des Buches. Cal, der Mentor Sarah Janes, ist verschwunden. Als sie mit einem Kollegen das Privathaus des Sheriffs inspiziert, finden sie nur ein Zimmer, in dem er gelebt hat, alles penibel geordnet, kein Hinweis auf sein Verschwinden. Bis er eines Tages einmal anruft, um zu fragen, wie es seiner Stellvertreterin geht - im neuen Amt als Sheriff. Und bis ein Bündel von handschriftlichen Notizen mit der Post kommt, die Cal geschrieben hat. Philosophische Betrachtungen über den Sinn des Lebens.

Da ist Jane, die extrem unzuverlässige Ich-Erzählerin des Romans, längst mittendrin im ganz normalen Leben einer Polizistin, die, wie sie dem korrupten Bürgermeister versichert, ein komplett unterbezahltes Mädchen für alles ist. Sie löst "die typischen B-Probleme einer Kleinstadt" wie häusliche Gewalt und Barstreits, sie findet Selbstmörder, regelt den Verkehr, besucht eine betagte Dame im Altersheim. Sie fahndet nach einem verschwundenen Halbwüchsigen, als sie ihn findet, stellt sich heraus, dass er eine Krebskranke pflegt. Sie besucht die High School, um Schülern von ihrer Arbeit zu berichten. Dann tritt ein Mercedes-Fahrer namens Sid in ihr Leben, ausnahmsweise gelingt es ihr, eine Beziehung aufzubauen, die ihr guttut.

Aber die Stimmen aus der Vergangenheit werden lauter. Ein FBI-Agent befragt sie wegen Cals Verschwinden. Ein ehemaliger Polizist aus New Mexico wird in der Gegend, weit weg von seiner Heimat, tot aufgefunden. Was hatte er hier zu suchen? Und hat nicht Sarah Jane früher in New Mexico gelebt, zusammen mit einem gewalttätigen Polizisten? Hat sie diesen Pryor Mills auf dem Gewissen, und wie könnte dieses Gewissen dann aussehen?

Große Themen - Schuld, Erinnerung, Wahrheit - sind im Kleinstadtleben ebenso zu Hause, wie man dort Spurenelemente von Poesie, Warmherzigkeit und Nächstenliebe findet. Sarah verlässt den Polizeidienst, kocht wie eine Besessene, sieht sich selbst scheinbar ohne Ziel beim Leben zu. Schon als Siebenjährige hat Sarah Jane Tagebuch geschrieben, in ein spiralgebundenes Heft. Als erwachsene Frau tut sie es wieder. Sie habe nicht alle Sachen gemacht, die man ihr andichtet, sagt sie. "Zumindest nicht alle."

Es gibt keine Erlösung, nur Hinweise, dass ihr Leben im Griff einer Zeit steckt, deren Folgen auf einem Plakat für Veteranen-Fürsorge formuliert sind: "In der Zeit, die Sie aufwenden, über die letzte Bauchstraffung eines Prominenten zu reden, verüben 44 Veteranen Selbstmord." Von dieser Art ist die Gewalt, die in den Eingeweiden Amerikas rumort. Sallis' atmosphärisch dichter Roman erzählt davon, ohne ein Wort zu viel. HANNES HINTERMEIER

James Sallis: "Sarah Jane". Roman.

Aus dem Englischen von Kathrin Bielfeldt und Jürgen Bürger.

Liebeskind Verlag, München 2021. 224 S., geb., 20,- Euro.

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