Temporeicher, actiongeladener Detroit-Krimi mit ungewöhnlicher Hauptfigur
"Princess Margarita Illegal" ist nach "Der gekaufte Tod" der zweite Detroit-Krimi von Stephen Mack Jones, in dem Ex-Marine und Ex-Cop August Snow die Hauptrolle spielt. Dabei war mir August gleich sympathisch, als er vom
Autor vorgestellt wird, wenn er seine köchelnde Salsa mit Muskatnuss verfeinert und dazu Rumba-Bolero…mehrTemporeicher, actiongeladener Detroit-Krimi mit ungewöhnlicher Hauptfigur
"Princess Margarita Illegal" ist nach "Der gekaufte Tod" der zweite Detroit-Krimi von Stephen Mack Jones, in dem Ex-Marine und Ex-Cop August Snow die Hauptrolle spielt. Dabei war mir August gleich sympathisch, als er vom Autor vorgestellt wird, wenn er seine köchelnde Salsa mit Muskatnuss verfeinert und dazu Rumba-Bolero tanzt. Auch belebt er die Markham Street in Mexicantown als anonymer Wohltäter wieder, deren Häuser er nicht nur von den ihm zugesprochenen Geld aufkauft und renovieren lässt. In der Presse möchte er dafür nicht gelobt werden, sondern lässt sich lieber von seinem alten Freund Brutus im Dojo-Teil seines Fitnessclubs auf die Matte legen. August hat das Herz am rechten Fleck und einen ausgeprägten, von alttestamentarischen Bibelzitaten unterlegten Gerechtigkeitssinn. Statt sich mit seinem vielen Geld auf die faule Haut zu legen und das Leben zu genießen, kann er einem ehemaligen Kollegen wie dem Rechtsmediziner Bobby seine Hilfe nicht verwehren. Auch sonst kann August nicht aus seiner Haut und muss den Helden spielen, wenn Ungerechtigkeiten seinen Weg kreuzen - wie die schikanierenden Kontrollen des ICE (Immigration and Customs Enforcement) in Mexicantown, die auch vor älteren in den USA geborenen Ladies oder der Überwachung einer Kirche nicht Halt machen.
Nicht nur die Charakterisierung von Protagonist August Snow habe ich als gelungen empfunden, sondern auch die der zahlreichen Nebencharaktere. Die sind für mich stark beschrieben gewesen, da die Ecken und Kanten, die Stephen Mack Jones ihnen zugestanden hat, sie zu unverkennbaren Originalen haben werden lassen. Das schließt etwa Father Grabowski, der Illegalen hilft, sowie die toughe Aktivisten Elena und ihren Grobian von Ehemann Tomas, der der Pate von August ist, mit ein. Tomas vermag so ordentlich auszuteilen wie er in seine Waffensammlung vernarrt ist. Allerdings beschränkt sich "Princess Margarita Illegal" bei der starken Figurenzeichnung nicht auf August und seine Unterstützer, sondern charakterisiert auch den ehemals kriminellen Studioboss Duke Ducane so abgründig charismatisch, dass er in Erinnerung bleibt.
Die Sprache in diesem Krimi ist hart, die Figuren sind nie um einen markigen Spruch verlegen, der Humor ist oft derb und alles andere als politisch korrekt. So ist dieser Detroit-Krimi weniger gut für zu Zartbesaitete geeignet, die sich unter einem Kriminalroman, der sich mit der komplexen Problematik der US-Immigrationspolitik auseinandersetzt, eher das anspruchsvoll-intellektuelle arte-Drama vorstellen. Bei Stephen Mack Jones haben die Menschen in Mexicantown entweder Angst vor den sie schikanierenden Kontrollen des ICE oder aber sie sind voller Wut auf die Ungerechtigkeit, Gewalt und Willkür, deren Opfer sie Tag für Tag werden. Nur der stets gegenwärtige Humor lockert das ein wenig auf und verleiht diesem Krimi ab und an seine eigenwillig schrägen Momente - etwa wenn August den von Elena mit femininem Touch umgestalteten Keller besucht, in dem Tomas seine Waffen hortet - kann aber auch rabenschwarz sein (z.B. die Szene mit dem kleinen Zeh, über die ich an dieser Stelle nicht mehr verraten möchte, um diese in nicht unnötiger Weise zu spoilern).
Neben August spielt das zumindest mir zuvor recht unbekannte Detroit eine weitere Hauptrolle in diesem Krimi. Stephen Mack Jones lässt dabei etwa das pulsierende Mexicantown lebendig werden. So entdeckte ich zu Beginn an der Seite von August den Honeycomb Market, der mehr Stadtteil-Institution als einfacher Markt ist und mit seinen Pyramiden aus Jalapeños, frischen hausgemachten Chorizos und Mengen an Pingüinos-Cupcakes betört. Der Autor lässt das lange verarmte, heruntergekommene Detroit aber nicht zu einer malerischen Idylle verkommen, sondern beschreibt auch dessen triste, hässliche Seiten. Dazu gehört etwa Zug Island, das nun einem Kreis der Hölle aus Dantes Inferno mit seinen Hochöfen, der schwarzen, verrußten Luft und s