Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
misspider

Bewertungen

Insgesamt 562 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2024
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
Vermeer, Maarten

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi


ausgezeichnet

Ein Krimi von dieser Länge? Da bin ich eigentlich immer skeptisch, aber die Geschichte - eine Vermischung eines aktuellen Falles mit der Vergangenheit - klang einfach zu interessant, als dass ich an dem Buch hätte vorbeigehen können. Und es hat sich wahrlich gelohnt: von Anfang bis Ende wird die Spannung hochgehalten und es war keine Seite zu viel. Die Charaktere sind eingängig, auch wenn Liv de Vries sich mit ihrer impulsiven Art mehr als einmal in die Bedrouille bringt. Auch dass die Gerichtsmedizinerin ihre Kompetenzen überschreitet und in die Ermittlungen einsteigt, entspricht vielleicht nicht ganz der Realität. Andererseits schafft es diese geballte Frauenpower, Licht ins Dunkel gleich mehrerer ungeklärter Todesfälle zu bringen, daher war ich gewillt ein Auge zuzudrücken, das Buch war einfach zu spannend.
Der Wechsel mit den Kapiteln aus der Vergangenheit hat noch eine zusätzliche inhaltliche Komponente ins Spiel gebracht, die fast wie ein zweiter Bonus-Roman wirkt und durchaus ein eigenes Prequel-Buch ergeben hätte. So wurde der Roman um eine weitere interessante historische Geschichte bereichert, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart spürbar waren und wesentlich zum aktuellen Fall dazugehörten.
Fazit: ein sehr verschachtelter, aber gut durchdachter Krimi mit handfesten Charakteren, der Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 20.09.2024
Bloß keine Bücher! / Lesen nervt! Bd.2
Schumacher, Jens

Bloß keine Bücher! / Lesen nervt! Bd.2


gut

Dieses Mal ist Karoline Kneberwecht genervt, weil ihr Bücherskorpion Zwicko ausgebüxt ist und sich irgendwo zwischen den Büchern versteckt, die er auf seinem Weg natürlich auch anknabbert. So werden in Geschichten Buchstaben vertauscht, es gibt mysteriöse Fremdwörter und ganze Sätze sind durcheinander geraten.
Fazit: wieder ein toller Lese- und Rätselspaß.

Bewertung vom 19.09.2024
Der wunderbare Garten der Mrs P.
Paris, Helen Frances

Der wunderbare Garten der Mrs P.


sehr gut

Ein echter Wohlfühlroman mit einer Protagonistin, die erst auf den zweiten Blick Sympathien weckt. Die Handlung wirkte an manchen Stellen etwas zusammengeflickt und vielleicht wurde zu viel gewollt, aber insgesamt war es dann doch eine runde Sache - mit Ecken und Kanten. Die Informationen über Pflanzen fand ich persönlich sehr interessant, aber besonders spannend war natürlich die Aktion, die Schrebergärten vor dem Abriss zu retten. Da ging es zum Ende hin richtig hoch her, und ich habe mich köstlich amüsiert. Es gab aber auch immer wieder die kleinen feinen Töne, die einen zum Nachdenken bringen. Mrs. P jedenfalls hat sich von einer etwas ruppig wirkenden Eigenbrötlerin wider Willen zu einer echten Heldin gemausert.
Fazit: locker-leichter Unterhaltungsroman mit sanftem Tiefgang.

Bewertung vom 18.09.2024
Was die Toten bewegt (Eine packende und atmosphärische Nacherzählung von Edgar Allan Poes Klassiker
Kingfisher, T.

Was die Toten bewegt (Eine packende und atmosphärische Nacherzählung von Edgar Allan Poes Klassiker "Der Untergang des Hauses Usher")


sehr gut

Da ich mich an die Geschichte von E.A. Poe partout nicht erinnern konnte (das wird natürlich beizeiten nachgeholt), fand ich es eine gute Idee mit dieser Neuerzählung erneut in das Haus der Ushers zurückzukehren. Der Anfang gestaltete sich erst einmal ausgesprochen zäh und ich bereute meinen Entschluss bereits ein wenig. Zugleich war ich maßlos enttäuscht, hatte ich die Autorin nach dem Genuß von "Wie man einen Prinzen tötet" doch gerade erst in die Riege meiner neuen Lieblingsschreiberlinge erhoben, wild entschlossen jedes ihrer Werke zu lesen. Ob es an der klassischen Vorlage lag, dass die Geschichte so dröge, ja ich wage es auszusprechen: derart langweilig, sein konnte, denn was interessierte mich die langatmige Geschichte der gallazinischen Eidsoldaten?
Doch ich liess mich durch diesen für mich unnötig langen Exkurs nicht entmutigen, denn bereits die Begegnung mit der rüstigen Pilzexpertin Miss Potter entschädigte mich schon für diese anfängliche Lesehürde. Und so wurde Miss Potter für mich zu einer heimlichen Heldin, die mit ihrem umfangreichen Wissen immer zur rechten Zeit aufzutauchen schien.
Im Haus Usher selbst ist alles so wie erwartet: gruselig und absolut 'gothic', dem Verfall anheim gegeben und von Schimmel und Pilzen befallen. Alex Eastons Bemühungen, die Ursache für die Krankheit der Geschwister Usher, unter der vor allem Madeline zugrunde ging, herauszufinden, werden von einem amerikanischen Arzt unterstützt, der allerdings auch schon mit seinem Latein am Ende war. Gibt es einen Zusammenhang zu dem merkwürdigen, wie tot wirkenden See gleich am Haus? Was hat es mit den zombie-ähnlichen Hasen auf sich, die als einzige Tiere durch die Gegend taumelten und sehr an die schlafwandelnde Madeline erinnern? Und wieso wachsen überall diese ekligen Pilze? Schritt für Schritt enthüllt Alex das Geheimnis des Hauses Usher.
Die Geschichte fängt die gruselige Stimmung, die im und um das Haus herrscht, hervorragend ein, und doch blitzt immer wieder ein Funken Humor durch, der das ganze Leid und Elend zumindest für die Leserschaft erträglicher macht, auch wenn er ob der Ernsthaftigkeit der Lage unangemessen scheint. Doch Alex leichte Tollpatschigkeit und Miss Potters scharfe Zunge haben mir zu viel Spaß bereitet - für mich der perfekte Ausgleich zur klammen Gänsehaut, die das kalte und unwirtliche Gemäuer des Hauses Usher hervorrief.
Fazit: diese Neuerzählung hat die klassische Geschichte nicht nur wiederbelebt, sondern gänzlich neu geboren.

Bewertung vom 17.09.2024
Tee auf Windsor Castle
Parker, Claire

Tee auf Windsor Castle


gut

Eigentlich ist Kate nur ihrer Freundin zuliebe auf die Besichtigungstour des Windsor Castle mitgekommen. Denn eigentlich hat sie für die Royals so gar nichts übrig, die sich den lieben langen Tag bedienen lassen und im Luxus schwelgen. Doch als Kate die Tour verlässt und hinter einer versteckten Tür nach einem gewissen Örtchen sucht, landet sie im wahrsten Sinne des Wortes auf der geheimen Seite des Palastes: hier ist es gar nicht so edel, denn dies sind die Schleichwege und Räumlichkeiten der Bediensteten. In einer kleinen Küche trifft Kate auf die rüstige Betty, die sie sogleich - ganz britisch - auf eine Tasse Tee einlädt. Und so erfährt Kate nicht nur vieles über das Leben der Hoheiten und Bediensteten auf Windsor Castle, sondern vor allem auch vieles über das Leben der Queen. Und muss zugeben, dass dieses vielleicht nicht in jeder Hinsicht das Paradies war.
Die Dialoge mit Betty und vor allem deren unternehmungslustige Art, die sie und Kate in ein sehr spontanes unglaubliches Abenteuer führen, und Sprüche zu allen Lebenslagen sind einfach herrlich und haben mich genauso wie Kate mitgerissen. Dass Kate erst ganz am Ende ein Licht aufgeht, fand ich leider unglaubwürdig, aber das war wohl nötig um die Ereignisse genau so präsentieren zu können.
Fazit: zu gerne würde ich auch einmal eine Tasse des vorzüglichen 'Wilson's Finest' auf Windsor Castle trinken und mit Hund Henry eine Runde durch den Park drehen...

Bewertung vom 17.09.2024
Schillerwiese - Longlist der Crime Cologne Awards
Kinskofer, Lotte

Schillerwiese - Longlist der Crime Cologne Awards


gut

Zwar fehlt an einigen Stellen die Tiefe, man möchte mehr erfahren über die Hintergründe einzelner Personen und tiefer eintauchen in die historischen Machenschaften, die zum grausamen Mord an einer jungen Mutter führten. Aber dafür hält das Buch Spannung und Tempo konstant hoch und so fliegt man über die Zeilen, um nach einigem Rätseln über Motiv und Täter die erschreckende Auflösung zu erfahren. Fazit: ein historischer Krimi, der sich sehr flüssig und spannend liest.

Bewertung vom 16.09.2024
Lupus
Rode, Tibor

Lupus


sehr gut

"Werwölfe in Vorpommern!"
Der neue Roman von Tibor Rode nimmt sich gleich mehrerer spannender Themen an: zum einen die Rückkehr der Wölfe in Deutschland und der damit verbundene Human-Wildlife-Konflikt. Zum anderen die Anwendung von KI - hier in Verbindung mit Zäunen für Nutztiere, die verhindern sollen, dass etwas hinein - oder auch hinaus - kommt. Zudem wird die deutsche Geschichte aufgearbeitet, über die Zeiten der DDR bis hin zum Nazi-Regime und dessen gefährliche Forschungsarbeiten.
Die Handlung ist unglaublich differenziert und verwoben, so dass man bis zum Ende mit überraschenden Wendungen konfrontiert wird, was die Spannung permanent am Anschlag hält.
Mit der Tierärztin, Wolfsbeauftragten und Jägerin Jenny Rausch hat der Autor eine nicht bedingungslos sympathische, aber glaubwürdige und sehr menschliche Protagonistin geschaffen. Ihr zur Seite steht Staatsanwalt Frederik Bach, der auf Jenny ebenso anziehend wie geheimnisvoll wirkt.
Und so ermitteln die beiden und legen die ungeheure Wahrheit "wie bei einer Zwiebel Schicht um Schicht und mit vielen Tränen" frei, bei der es gleichermaßen um die Gier nach Geld und Macht geht.
Fazit: einmal mehr erschafft Tibor Rode eine erschreckende Zukunftsvision, die vielleicht gar keine mehr ist.

Bewertung vom 12.09.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


gut

Als von der vermissten Lena ein verstörendes Video viral geht, wird das BKA eingeschaltet. BKA-Kommissarin Yasira Saad übernimmt den Fall, der jedoch schon bald aus dem Ruder läuft: es gibt keine verwertbaren Spuren, und eine rechtsradikale Gruppe nutzt das Video für ihre eigenen rassistischen Zwecke. Bald ist nichts mehr so wie es scheint, und Yasira selbst gerät ins Fadenkreuz des "Aktiven Heimatschutzes".
Äusserst spannend beginnt dieser temporeiche Thriller, der jedoch viele Fragen am Ende unbeantwortet lässt. Das "Finale" bot eine nicht ganz überraschende, aber durchaus schlüssige Wendung, die sich im Vorfeld bereits ankündigte. Halb futuristisch, aber mit einem Bein bereits im Hier und Jetzt, löst sie erschreckende Gedanken darüber aus, was heutzutage bereits alles denkbar oder machbar ist. Wem kann man noch trauen - den eigenen Augen jedenfalls nicht. Leider musste ich ich mich mehrfach fragen, wieso gewisse Ermittlungsansätze nicht schon von Anfang an verfolgt wurden. Dass einfach keiner darauf gekommen ist finde ich schlicht unglaubwürdig und dilettantisch. Spannend war es trotzdem.
Fazit: dieser sehr konsequent umgesetzte, provozierende Thriller war für meinen Geschmack zu plakativ umgesetzt.

Bewertung vom 09.09.2024
Starling House
Harrow, Alix E.

Starling House


ausgezeichnet

Obwohl die Kurzbeschreibung des Buches ja bereits eine düstere Geschichte versprach, hatte ich aufgrund des Covers und Farbschnitts etwas anderes, mehr Richtung kitschige dunkle YA-Fantasy mit vielen derzeit so beliebten Tropes, erwartet. Glücklicherweise habe ich dem Buch trotzdem eine Chance gegeben, denn Alpträume und Ungeheuer klangen einfach zu verlockend.
Tatsächlich hat mich das Buch von der ersten Seite an restlos begeistert, vor allem weil es erst einmal so real in der Gegenwart begann, mit den Alltagsproblemen von Opal, die sich jeden Tag mit den Alltagsproblemen einer mittellosen Schwester auseinandersetzen muss, die ihrem Bruder ein besseres Leben ermöglichen will. Zudem ist Opal im Ort nicht gerade beliebt und zu einer zynischen Einzelgängerin geworden, die nichts und niemandem vertraut.
Daher war es faszinierend mitanzusehen, wie sie im Starling House auf einen ebenbürtigen, ebenso verkorksten Menschen trifft, und wie Opals harte Schale nach und nach Risse bekommt. Unter ihrer Gleichgültigkeit und Kaltschnäuzigkeit blitzen Mitgefühl und Leidenschaft auf, und so werden Opals Träume vom Starling House ihr schließlich zum Verhängnis - oder besser gesagt Schicksal.
Sehr behutsam baut die Autorin eine ganz eigene Welt, die einerseits völlig real, andererseits alptraumhaft und voller Schrecken ist. Ironischerweise heißt der Ort, in dem Opal lebt, Eden - doch dieses Paradies entpuppt sich wie Fallobst: an der Oberfläche hübsch glänzend, doch auf der Unterseite verrottet.
Und nachdem Opal, die jahrelang von Starling House, dem mysteriösen Haus im Wald, geträumt hat, nun den entscheidenden Schritt hinter das Tor des Anwesens wagt, soll sich ihr Leben dramatisch verändern. Als sie von der wahren dunklen Geschichte des Hauses und ihrer Bewohner erfährt, fügen sich die Puzzleteile, die aus ihren lückenhaften Kindheitserinnerungen und ihren andauernden Träumen vom Starling House, das sie doch gar nicht kennen kann, endlich zusammen.
Die Familiengeschichte von Opal, also ihre Beziehung zu ihrem Bruder Jasper, der gerade mitten im Teenager-Alter steckt, wirkt mit den Kabbeleien und Streitereien der beiden unglaublich echt und im 'hier und jetzt'. Dagegen verschiebt sich die Realität jedes Mal, wenn Opal die Schwelle zum Starling House übertritt, welches ein Eigenleben zu führen und so gar nichts mit der realen Welt gemein zu haben scheint, sondern wie ein Relikt aus einer fernen Vergangenheit, aus einem Traum oder Märchen, wirkt.
Ich war beeindruckt, wie die Geschichte nur ganz langsam aufgebaut wird, so dass anfangs vielleicht nicht viel im Sinne von Action passiert, aber trotzdem alles sehr intensiv und spannend ist - wir lernen Opal als Antiheldin richtig gut kennen, und auch wenn mir ihre zynische und abweisende Art nicht wirklich sympathisch war, konnte ich ihr ihr Verhalten nie übelnehmen und war von Anfang an auf ihrer Seite. Im Buch gibt es auch eine Romanze, doch diese wurde zu meiner Freude eher dezent und bar jeden Kitsches in Szene gesetzt.
Die gruseligen Elemente der Geschichte werden eher sparsam eingesetzt, verfehlen ihre unheimliche und schockierende Wirkung aber dennoch nicht, und auch der allgegenwärtige Nebel trägt zur alptraumhaften Atmosphäre bei. Das Finale schließlich ist gleichermaßen unerwartet wie konsequent und hat mich einmal mehr davon überzeugt, mit diesem Buch einen unerwarteten Glücksgriff getan zu haben. Interessanterweise gelang es mir nicht, das Buch "zu verschlingen" wie man so schön sagt - die detailreiche und klug verwobene Geschichte zwang mich, sie in Ruhe und mit gemessenem Tempo zu genießen.
Fazit: ein beeindruckender, feinfühliger und überwältigender Horror-Roman, der mich restlos begeistert hat.

Bewertung vom 07.09.2024
Mord in der Charing Cross Road
Hamilton, Henrietta

Mord in der Charing Cross Road


gut

Kaum zu glauben, dass dieses Buch vor fast 70 Jahren geschrieben wurde - der Schreibstil wirkt angenehm zeitlos. Lediglich die ein oder andere Vokabel macht einen leicht antiquierten Eindruck, was dem Buch aber auch einen gewissen Charme verleiht. Natürlich gibt es inhaltliche Details, die heutzutage altbacken wirken - aber ein historischer Roman würde diese Details genauso aufgreifen, um ein authentisches Bild der damaligen Zeit zu präsentieren. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Frauen noch nicht so emanzipiert daherkommen, wobei Sally bereits einen sehr modernen und aufgeschlossenen Eindruck macht. Oder dass Johnny mehrfach eine Zigarette anzündet, nicht ohne Sally vorher ebenfalls eine anzubieten. Und natürlich sein ritterlicher Beschützerinstinkt, der Sally in einer möglicherweise gefährlichen Situation gebietet, hinter ihm zu bleiben und abzuwarten.
Besonders gefallen hat mir das Setting: ein alteingesessenes, sehr familiär geführtes Antiquariat. Hier wird der äußerst unangenehme Mitarbeiter Butcher ermordet aufgefunden. Und da er nicht nur bei den weiblichen Kolleginnen mit seiner aufdringlichen Art auf Missfallen stieß, sondern auch bei den männlichen Kollegen ob seiner überheblichen und beleidigenden Art keine Freunde hatte, gibt es jede Menge Verdächtige, die für den Mord infrage kommen. Wenn es denn nicht der Geist war, der seit langem im Haus Charing Cross Road Nummer 200 herumspukt...
Mit viel detektivischem Geschick und in langen Gesprächen kommen Sally und Juniorpartner Johnny schließlich dem Mörder auf die Schliche - und sich dabei immer näher.
Fazit: raffinierter Krimi mit sympathischen Charakteren.