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misspider

Bewertungen

Insgesamt 562 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2024
In Zeiten des Todes
D'Andrea, Luca

In Zeiten des Todes


gut

Der Titel trifft es sehr gut: das Buch ist durchzogen vom Tod von der ersten bis zur letzten Seite. Der Fund einer Frauenleiche löst eine Polizeiaktion ungeahnten Ausmaßes aus und schon bald gibt es den Verdacht, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Kommissar Krupp hat alle Hände voll zu tun, die Ermittlungen zu leiten, zumal ihm von den "Bulldoggen", einer dubiosen Abteilung der Polizei, immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. Eine weitere Hauptperson kristallisiert sich in Alex Milla heraus, der sich im Verlauf des Buches vom Handreicher, der Fotos macht und Informationen beschafft, zu einem waschechten Journalisten mausert. Sowohl Krupp als auch Milla machen im Verlauf des Buches starke Entwicklungen durch - ob zum Besten bleibt dahingestellt.
Leider verzettelt sich das Buch gegen Ende immer mehr, und obwohl ich die vielschichtige Handlung grandios komponiert finde, schlichen so doch mit der Zeit auch immer wieder kleine Ermüdungserscheinungen ein. Vordergründig ein Thriller über einen Serienkiller, geht es hier auch um zweifelhafte Polizeimethoden, den nicht immer ehrenhaften Job des Journalisten und den Verlust der Menschlichkeit, die bei der Jagd nach dem Mörder auf der Strecke zu bleiben scheint. Der Autor verwendet viele Metaphern und wiederkehrende Aussagen, die treffend immer wieder die Zerrissenheit von Krupp, der sich in diesem Fall behaupten muss, und die emotionale Belastung vor allem Millas vor Augen führen.
Fazit: für mich ein sehr herausforderndes und in doppelter Hinsicht überwältigendes Werk, das sowohl oft anstrengend als auch extrem fesselnd zu lesen ist.

Bewertung vom 07.09.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


sehr gut

Das Buch empfand ich persönlich als sehr wechselhaft. Nach einem packenden Einstieg dümpelte die Geschichte im ersten Drittel vor sich hin und ja, echte Langweile drohte sich breit zu machen. Zu sehr wurde mir Janes Familiengeschichte ausgewalzt. Etwa nach der Hälfte dann wurde ein entscheidendes Geheimnis gelüftet und es war mir ein Rätsel, wieso das Buch jetzt noch einmal genauso lang weitergehen sollte, bot sich hier doch ein passendes Ende an. Doch dann kamen völlig neue Ereignisse - und Frauen - zur Geschichte hinzu, und auf einmal wurde es richtig packend und dramatisch. Jetzt, nachdem ich das Buch fertig gelesen habe, bin ich froh dass ich tapfer bis zum Ende durchgehalten und mich nicht vom zähen Anfang habe abschrecken lassen, denn meine Geduld wurde mit einem herausragenden Buch belohnt. Hier geht es nicht nur um die Geschichte einiger Frauen, die zu verschiedenen Zeiten in Maine gelebt haben. Alle Geschichten hängen mehr oder weniger fest zusammen, sind durch kleine Entscheidungen miteinander verbunden, die sich über Jahrhunderte ziehen oder wiederholen sich in kleinen Begebenheiten. Und das Buch liefert faszinierende Einblicke in historische Begebenheiten und in das Leben der Quaker und die indigene Welt, die mir neu waren. Da ich in Romane verpackte Geschichtsbücher sehr gerne lese, bin ich am Ende also auf meine Kosten gekommen. Ich vermag gar nicht zu sagen, welche der Frauen mich am meisten beeindruckt hat, jede zeigte auf ihre Weise und zu ihrer Zeit eine bewundernswert große Stärke, selbst wenn diese mit Schwächen einherging, wie gerade Janes launenhaftes Schicksal zeigt.
Fazit: wer am Anfang etwas Durchhaltevermögen zeigt, wird mit einer eindrucksvollen, vielschichtigen Geschichte belohnt.

Bewertung vom 04.09.2024
Der Honigmann
Huth, Peter

Der Honigmann


gut

Als in der Vorstadtidylle die Gerüchteküche zu brodeln beginnt, verwandelt sich das vermeintliche Paradies innerhalb kürzester Zeit in einen Ort aus Misstrauen und Anfeindung, gipfelnd in einer von Hass getriebenen Hexenjagd. Dabei ist es vor allem das Gefühl des eigenen Versagens, des "wie konnten wir das nicht ahnen". Gutgemeinte Überlegungen und angeregte Diskussionen schlagen um in Hasstiraden, vor allem auf digitaler Ebene, wo es leichtfällt die Hemmungen fallen zu lassen und Anschuldigungen zu verbreiten.
Und so passiert da, wo eigentlich gar nichts passiert, das Unglaubliche: nette Nachbarn werden zu Hexenjägern, die Schuld liegt bald nicht mehr beim vermeintlichen Täter, sondern bei den besorgten Bürger:innen, die doch nur ihr Zuhause schützen wollen. Es verkehren sich die Rollen von Opfer und Täter in absurder Weise, und wer am Anfang am lautesten protestiert hat, ist sich am Ende gar nicht mehr sicher was da eigentlich war.
Kopfschüttelnd las ich, wie sich die Dinge in Fischbach auf absurdeste, aber nie unglaubwürdige Weise entwickelten, wie einzelne Momente der Unachtsamkeit, der unbedachten Worte, der Missverständnisse im Chaos gipfelten und das Paradies stürzten.
Besonders faszinierend war die Entwicklung der Charaktere, die sich immer mehr verstrickten und am Ende wenig mit den netten Nachbarn und Freunden zu tun hatten, die man anfangs kennengelernt hatte. Wollte man anfangs selbst gerne in einem Ort wie Fischbach leben, der gefährlichen und anonymen Großstadt abschwören, so schien das am Ende gar nicht mehr erstrebenswert - jeder beobachtet und weiß alles über jeden und die vertraute Nähe führt zu Neid und Missgunst.
Fazit: ein gelungenes Kammerspiel um Misstrauen, zweite Chancen, Schuld und Vergebung - aber doch bitte nicht in unserem Ort.

Bewertung vom 15.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


sehr gut

Hauptsächlich aus der Sicht der zwölfjährigen Miv erzählt, präsentiert das Buch ein Porträt vom Leben in der Kleinstadt, von alltäglichen Dingen, Geheimnissen und der verwirrenden und verwirrten Gedankenwelt eines heranwachsenden Mädchens.
Vor der Kulisse Yorkshires und immer mit der Bedrohung durch den dort über mehrere Jahre agierenden Ripper im Hintergrund, erleben wir gemeinsam mit Miv und ihrer besten Freundin Sharon aufregende Abenteuer, als sie versuchen den Ripper aufzuspüren. Dabei finden sie jedoch vor allem vieles über die Leute aus ihrem täglichen Umfeld heraus - Nachbarn und Freunde, die oft ungeahnte Geheimnisse verbergen.
Dabei stehen immer die unerschütterliche Freundschaft und der Zusammenhalt der beiden Mädchen im Vordergrund. Während man bei Miv regelrecht zuschauen kann, wie sie ihre zu Beginn noch kindliche Naivität und Unwissenheit nach und nach verliert, macht Sharon von Anfang an schon einen eher reifen Eindruck und es verwundert nicht, dass Miv zu ihr aufschaut.
Die Handvoll Personen, die den direkten Kosmos von Miv bevölkern, wachsen einem immer mehr ans Herz, und man fühlt, leidet und freut sich mit ihnen.
Und während sie so in den Fokus von Mivs Aufmerksamkeit treten, tritt ihr Plan den Ripper zu entlarven nach und nach in den Hintergrund und andere Dinge gewinnen an Priorität. Das Ende ist so unerwartet wie dramatisch und vereint sowohl Glück als auch Leid.
Fazit: ein dramatisches Buch über eine Stadt in Angst und ein Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Bewertung vom 14.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Moni und Oscar könnten verschiedener nicht sein, und dennoch - oder gerade deswegen - freunden sich die beiden ungleichen Mathematik-Studenten an. Was wie eine humorvolle Geschichte über kleine und große Katastrophen im Alltag beginnt, bekommt im Verlauf des Buches jedoch immer mehr Anspruch und Tiefgang. So lernen wir, wieso Moni ausgerechnet Oscar derart bemuttert, aber auch für alle anderen Leute so liebevoll sorgt. Und wie Oscar mit seinen besonderen Eigenheiten langsam sein Schneckenhaus verlässt.
Die Mathematik ist dabei das Bindeglied, dass nicht nur Moni und Oscar, sondern ihren gesamten Kosmos zusammenhält.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich diese wunderbare Geschichte über zwei ganz besondere Menschen und ihr Schicksal, dass sie so unerwartet zusammenführt, gelesen.
Fazit: eine berührende Geschichte über zwei ganz verschiedene Menschen, die die Mathematik vereint.

Bewertung vom 13.08.2024
Verbrannte Gnade / Die Punkrock-Nonne ermittelt Bd.1
Douaihy, Margot

Verbrannte Gnade / Die Punkrock-Nonne ermittelt Bd.1


gut

Warum wird eine queere Punkrockerin Nonne? Schwester Holiday ist seit einem Jahr Nonne in einer Klosterschule in New Orleans. Mit ihren Tattoos, gebleichten Haaren und dem heimlichen Rauchen ist sie allerdings eine sehr ungewöhnliche Ordensfrau - warum sie diese Berufung wählte, erfahren wir im Verlaufe des Buches. Als ein Brand im Schulgebäude ein Todesopfer fordert, beschliesst Holiday auf eigene Faust zu ermitteln, da sie sich sicher ist dass die Polizei den Fall nicht aufklären wird. Warum sie das so genau weiß und wieso sie glaubt selbst eine hervorragende Ermittlerin zu sein war mir nicht ganz klar, aber sie ist sofort felsenfest davon überzeugt.
Nun gut, begeben wir uns mit Schwester Holiday auf Spurensuche - diese gestaltet sich allerdings unspektakulärer als gedacht, und da sich mit der Zeit auch die anfangs überraschende Andersartigkeit und Ungehobeltheit der Nonne abnutzt, bleibt am Ende leider nicht viel, was die Spannung aufrecht erhalten könnte. Und so verliert sich die Euphorie über diese unglaublich ungewöhnliche Detektivin alsbald in Glaubensbekundungen, Selbstvorwürfen und bissigen Wortgefechten. Dass diese am Ende tatsächlich zu einer - zugegebenermaßen überraschenden - Auflösung führen, wirkt dann auch eher zufällig als verdient. Insgesamt macht der Roman einen etwas verworrenen Eindruck und verlässt sich zu sehr auf den Effekt von Schwester Holidays Auftreten.
Fazit: Schwester Holiday ist keine gewöhnliche Nonne, aber leider auch keine ungewöhnliche Detektivin.

Bewertung vom 12.08.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


gut

Das Buch hat alles, was zu einer echten Herzschmerz-Komödie dazugehört und liest sich entsprechend locker-leicht in einem Rutsch weg. Natürlich stellt sich keinen einzigen Moment die Frage, ob Erin und James sich am Ende "kriegen" werden - die Frage ist lediglich das Wann und vor allem das Wie, und so habe ich jeden Moment des Weges dorthin ausgekostet.
Die Idee, eine Romanze als Dialog zwischen zwei Buchdeckeln zu starten, ist absolut umwerfend und am liebsten möchte man neben diesem Buch auch gleich alle Titel lesen, die Erin und James sich jeweils in den Bücherschrank stellen.
Auch wenn die zu vielen Zufälle erwartungsgemäß haarsträubend unglaubhaft sind und trotz dramatischer Schicksalsschläge und Familiengeschichten weiß diese Romanze mit viel Charme und Witz zu überzeugen und verliert nie ihre Leichtigkeit.
Fazit: wer einfach mal wieder hoffnunglos mitschmachten und sich in eine herrlich kitschige Romanze fallen lassen möchte, kann mit diesem Kapitel nichts falsch machen.

Bewertung vom 05.08.2024
Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch, und zum Glück sind sie dann doch noch erfüllt worden. Die Leseprobe der Anfangsseiten haben mich nämlich ziemlich abgeschreckt, weil sie äusserst albern und kindisch wirken und einen völlig falschen ersten Eindruck vermitteln. Das ändert sich aber schon bald, und je tiefer man in die Geschichte eintaucht, desto magischer wird sie. In einer Welt, in der Bücher in Vergessenheit geraten sind und alle nur vor elektronischen Geräten sitzen, sind Fantasie und Träume nicht gern gesehen und werden als schlechtes Benehmen gerügt. Doch ein paar Kinder folgen ihrer Neugierde und erleben das grösste Abenteuer ihres Lebens, als sie auf eine verborgene Bibliothek stossen und dort nicht nur Unmengen von Büchern, sondern auch den Buks begegnen, die die Bücher schützen.
Das Buch präsentiert eine dystopische Zukunft, in der nur die Wahrheit und das Wissen von Fakten zählen - wobei die App zur Überwachung, wo sich jemand aufhält, oder der Umstand, dass Kinder die meiste Zeit am Bildschirm kleben, gar nicht mal so weit hergeholt sind und das Nichtvorhandensein, das Vergessen von Büchern wie ein über-konsequentes und äusserst düsteres Weiterdenken teils schon heute herrschender Zustände erscheint.
Doch gleichermaßen zeigt sich, dass schon ein einziges erstes Buch ausreicht, um den Funken von Neugier, Abenteuerlust und Fantasie, der in jedem Kind steckt, zu entfachen. Und so stellen sich Finn, Nola und ihre Freunde der Herausforderung des Orakels, die Bücher zurück in die Welt zu bringen.
Das Buch hat sehr viele Facetten, die der Geschichte eine einzigartige Tiefe und Komplexität verleihen und während im Buch schon verschiedene Klassiker der Kinderliteratur erwähnt werden, drängt sich unweigerlich der Vergleich zur unerreichten Unendlichen Geschichte oder zur Tintenwelt auf. Die Hauptfiguren haben zudem jede ihre eigene Familiengeschichte, die den Charakter und das Handeln der Kinder plausibel machen. Dass dabei manche Entscheidung schlecht durchdacht, naiv oder emotional ausfällt, ist dabei typisch kindlich und daher auch glaubhaft und nachvollziehbar.
Leider war das Buch viel zu schnell zu Ende - gerade als es so richtig spannend wurde, und jetzt heißt es erst einmal Warten auf die Fortsetzung. In der Zwischenzeit kann man ja das ein oder andere Buch lesen, das in der Geschichte erwähnt wurde.
Fazit: eine aufregende neue Bücherwelt wurde geboren.

Bewertung vom 01.08.2024
Tote klagen an (MP3-Download)
Turner, A. K.

Tote klagen an (MP3-Download)


gut

Im dritten Fall klopft die Leiche an Cassie Ravens Tür: ein Toter liegt direkt neben ihrem Hausboot im Kanal. Doch Cassie hat im Moment zu viele eigene Probleme, um sich mit der gleichen Hingabe und Sorgfalt um die Leiche zu kümmern, die sie sonst an den Tag legt. Denn sie kann die Toten nicht mehr "hören" und zudem hat sie einige private Baustellen - die Beziehung zu ihrem wiedergewonnenen Vater, zu Archie und Phyllida Flyte.
Diese hat es auch nicht einfacher, denn sie soll ausgerechnet mit dem Widerling der Einheit zusammenarbeiten, der sie zur Weißglut treibt.
Auch diesmal ist das Buch sehr Charakter-orientiert, und so halten sich die mühsamen Ermittlungsarbeiten und die persönlichen Schicksale die Waage. Ein bisschen viel fand ich diesmal das ewige Umeinander-Her-Schleichen von Cassie und Phyllida, das es verdienen würde endlich einen Schritt weiter zu gehen. Aber ob es diesmal wirklich funkt wird natürlich nicht verraten...
Fazit: etwas zäher dritter Teil der Serie, der trotzdem wieder ein besonderer Krimi ist und sowohl bezüglich der ermittelnden Hauptpersonen als auch was die interessant aufgebauten Mordfälle angeht aus dem Rahmen fällt.
Durch die unaufdringliche, aber trotzdem nuancierte Stimme der Sprecherin, die die Charaktere unterscheidbar macht ohne sie in eine feste Form zu pressen, wird die Geschichte besonders eingängig präsentiert und so wurde die Hörbuch-Version zu einem spannenden "Lesegenuss", bei dem ich gerne immer ein paar Minuten überzogen habe.

Bewertung vom 23.07.2024
Als Anders in mein Leben rollte
Grundies, Ariane

Als Anders in mein Leben rollte


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch, das Inklusion thematisiert ohne sie zum Hauptgrund der Geschichte zu machen. Ronja hat gerade ganz andere Sorgen: als sie erfährt, dass ihre Eltern sich trennen werden und ihre Mutter zu ihrem neuen Freund ziehen will - inklusive Ronja natürlich - bricht für sie eine Welt zusammen. Doch dank Anders, der just zu dieser Zeit neu in die Klasse rollt und Ronja seine Unterstützung anbietet, schafft Ronja es mit der neuen Situation klar zu kommen. Es ist toll zu sehen wie Anders und sein Rollstuhl manchmal nur unauffällig, fast beiläufig, in den Fokus rücken, und wie bemüht alle sind ihm zu helfen. Natürlich übertreiben es einige dabei, andere sind skeptisch, nur Ronja - sie behandelt Anders eben ganz normal. Und entwickelt sich eine dicke, ehrliche Freundschaft.
Fazit: ein wundervolles Buch, das ganz nebenbei ein wichtiges Thema anspricht, ohne es zu dramatisieren. Klare Leseempfehlung!