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misspider

Bewertungen

Insgesamt 511 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2024
Die Hexen von Cleftwater
Meyer, Margaret

Die Hexen von Cleftwater


gut

In diesem Buch wird auf fiktive Weise die Zeit der Hexenverfolgung zum Leben erweckt. Mit den Augen der stummen Martha verfolgen wir, wie das friedliche Dorf Cleftwater durch das Eintreffen eines berühmten Hexenjägers von einem Tag auf den anderen zu einem Ort von Hass, Zwietracht, Verrat und Missgunst wird. Frauen, die jahrelang mit ihren Nachbarn freundschaftlich Tür an Tür gelebt haben, werden urplötzlich angeprangert und verfolgt. Martha selbst birgt mit dem Erbe ihrer Mutter ein gefährliches Geheimnis, das auch sie in den Fokus der Hexenjagd stellen könnte.

Gut gefallen hat mir der langsame Aufbau der Geschichte, der anfangs die wichtigen Charaktere vorstellt, so dass man einen guten Vorher-Nachher Vergleich bekommt - wer wurde unschuldig angeklagt (alle), wer hat die Frauen verraten, wer hat sich an der Peinigung der Gefangenen beteiligt. Viele hatten Angst - vor Hexenwerk, aber auch davor selbst angeklagt zu werden. Ist es da nicht besser, gottesfürchtig zu tun und den ersten Stein zu werfen? So bedeutsam und erzählenswert die Geschichte der Hexenverfolgung ist, liefert dieses Buch letztendlich eine weitere, wenn auch ganz eigene Variation desselben Themas.
Kleinere Kritikpunkte meinerseits: vor allem im Mittelteil gibt es ein paar Längen, die die Handlung ins Stocken bringen. Zudem bin ich immer noch skeptisch, wie die stumme Martha sich mit einigen Gesten verständlich machen konnte. Dass ihre engsten Angehörigen diese Gebärden verstehen ist nicht verwunderlich, aber dass auch andere im Ort sie mal mehr, mal weniger verstehen erschien mir zu willkürlich oder besser gesagt: dem Geschehen angepasst - eben so wie es die Handlung gerade im gewünschten Sinne vorantrieb.
Besonders interessant dagegen fand ich die Schilderung der Frauen, die dem Hexenjäger halfen Hexen zu überführen, indem sie verdächtigte Frauen auf körperliche Male absuchten. So wurden bis dato harmlose Muttermale zu dämonischen Auswüchsen, und wo bisher vor allem Männer als Richter und Henker das Bild der Hexenverfolgung prägten, wird hier auch das Mitwirken von Frauen gegen Frauen beschrieben.
Fazit: das Buch erschafft eine weitere dramatische Facette der Hexenverfolgung.

Bewertung vom 26.02.2024
Cato und die Dinge, die niemand sieht
Goldewijk, Yorick

Cato und die Dinge, die niemand sieht


sehr gut

Cato ist ein neugieriges Mädchen mit viel Fantasie, das allein mit ihrem Vater lebt, da die Mutter bei der Geburt starb. Der Vater ist allerdings immer abwesend, auch wenn er da ist - Cato kann sich ihm nicht annähern und fühlt sich allein gelassen. Dann entdeckt Cato das geheimnisvolle Kino der Frau Kano, in dem man in die Vergangenheit reisen kann. Cat fängt an im Kino zu arbeiten und Zeitreisende zu begleiten. Dabei steht der Wunsch, die eigene Mutter ein einziges Mal lebend zu sehen, immer im Raum. Wird Cato ihre Angst überwinden und diesen Schritt wagen?
Das Buch ist gleichzeitig eine spannende und geheimnisvolle Abenteuergeschichte und ein poetisches Werk über Kindheit, Verlust, Trauer und Hoffnung. Es ist herzergreifend zu lesen wie Cato um die Aufmerksamkeit des Vaters kämpft, während dieser, in seiner Trauer gefangen, wie ein Zombie durch den Tag geht und Cato kaum beachtet. Natürlich wächst im Verlauf des Buches die Hoffnung, dass Cato im Kino nicht nur einen Blick auf die eigene Mutter werfen, sondern vielleicht auch ihren Vater zurück bekommen kann. Wird Cato ihre Angst überwinden und diesen Schritt wagen? Zur Recht hat dieses Buch eine Auszeichnung als bestes Jugendbuch gewonnen.

Bewertung vom 22.02.2024
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


weniger gut

Puh, das Buch war wirklich eine merkwürdige Mischung. Der erste Teil las sich wie eine Hommage an Klassiker der Horror/Coming-of-Age Romane, allerdings ohne dasselbe Niveau zu erreichen, manchmal ging es sogar eher in Richtung Karikatur. Es gab einige wirklich "originelle" Szenen, aber was die Charaktere angeht wollte der Funke bei mir nicht überspringen. Wo ich sonst ganz nah bei der Hauptperson (oder den Personen) war und mitfühlte, fehlte mir hier die behutsame Einführung der Figuren - der Teil, den viele als langsame und langatmige Vorgeschichte einstufen. Diese "Ruhe vor dem Sturm" fehlt hier völlig, da es gleich zu Anfang ein durchaus verstörendes Ereignis gibt, dass einen mitten ins Geschehen katapultiert und keine Zeit zum Kennenlernen lässt.
Im weiteren Verlauf bot die Handlung durchaus spannendes Lesefutter, aber letzten Endes hatte ich immer das Gefühl, eine zweitklassige Kopie zu lesen, die sich zwar bemüht, das Ziel aber nur mittelmäßig erreicht und zu oft an eine Parodie erinnert. Der vorletzte Teil bot dann eine mögliche Erklärung, die ich als einfachen Ausweg aus einer verfahrenen Situation erachte, und der dritte Teil war endgültig zu viel des Guten.
Insgesamt bekam ich den Eindruck, der Autor hatte einige gute Ideen für spektakulär schockierende Szenen und auch eine grobe Plot-Idee, aber das "Dazwischen", das die Geschichte zusammenhält, wollte nicht so recht gelingen. Handlung und Action-Szenen waren wirklich packend geschrieben, aber Figuren und Dialoge sind wohl nicht so sein Ding. Fazit: bisweilen unterhaltsam, am Ende aber bleibt es beim Durchschnitt, der schnell in Vergessenheit gerät.

Bewertung vom 21.02.2024
Klassenfahrt mit Klabauter / KoboldKroniken Bd.3
Bleckmann, Daniel

Klassenfahrt mit Klabauter / KoboldKroniken Bd.3


ausgezeichnet

Die dritte Kwest stellt Dario und seine Freunde gleich vor eine doppelte Herausforderung, denn nicht nur müssen sie sich einem neuen Abenteuer in Kwertz stellen, sondern auch an einer Klassenfahrt teilnehmen. Und wie der Titel schon nahelegt, trifft die Gruppe auf eine neue Koboldart, nämlich einen Klabauter. Was der im Schilde führt und ob er den Freunden wohlgesonnen ist oder nicht, muss man selbst nachlesen - nur so viel: diesmal wird es nass (gefährlich sowieso), wir lernen was Drakkball ist und machen Bekanntschaft mit dem niedlichen Platsch, der uns bereits vom Cover entgegen lächelt. Die Klassenfahrt ist nicht minder aufregend und weckt bestimmt bei vielen Leser:innen Erinnerungen an die eigene Schulzeit - egal ob diese schon vorbei ist oder noch in vollem Gange.
Das Tagebuch von Dario, ein bunter Mix aus Tagebucheinträgen, Zeichnungen, Comic-Strips und Fotos, hat mich wieder restlos überzeugt, dass diese Reihe etwas ganz besonderes ist und mit viel Herzblut und Liebe zum Detail geschaffen wurde. Gerade die unglaublichen Fotos entführen in die mittlerweile vielleicht nicht mehr ganz so unbekannte, trotzdem immer neue und fantastische Welt von Kwertz . Wortspiele und Anspielungen auf bekannte Filme, Bücher und Spiele sind wie immer inbegriffen und es macht Spaß, immer wieder genau hinzuschauen und versteckte Hinweise zu entdecken.
Fazit: Auch der dritte Teil hat mich wieder restlos von der Serie überzeugt. Diesmal nicht nur eine Leseempfehlung, sondern ein dringender Appell: diese Reihe muss man einfach gelesen haben!

Bewertung vom 20.02.2024
INSEL / HULDA Trilogie Bd.2
Jonasson, Ragnar

INSEL / HULDA Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Die Fortsetzung von Dunkel ist eigentlich der Vorgänger - zumindest was die zeitliche Abfolge betrifft. Auch Insel konnte mich vom ersten Moment an fesseln und steht Dunkel in Sachen Spannung in nichts nach. Wir erfahren mehr über Huldas Vorgeschichte, auch wenn Hulda selbst diesmal nicht so präsent ist wie im ersten Band. Der Mordfall konnte ebenfalls überzeugen und ließ mich lange im Dunkeln darüber, was wirklich geschehen ist.
Fazit: ein weiterer Volltreffer aus der Feder des Autors.

Bewertung vom 20.02.2024
WEIL.
Muser, Martin

WEIL.


ausgezeichnet

Fünf Freunde auf Wochenendtrip, die vor den Prüfungen zum Lernen in ein abgeschiedenes Ferienhaus fahren. Doch die Ruhe wird empfindlich gestört, als drei Männer auftauchen - einer von ihnen derjenige, den sie kurz zuvor ein Stück als Anhalter mitgenommen hatten...
Das Buch zeigt auf extreme Weise, was eine kleine unbedachte Handlung auslösen kann und wie unterschiedlich Menschen in einer Extremsituation reagieren. Ruhig oder panisch? Mutig oder feige? Was würdest Du tun, wenn Fremde in Dein Haus eindringen und Dich bedrohen? Diese Frage stellt man sich während des Lesens unweigerlich immer wieder selbst: hätte ich den Mut ihnen entgegenzutreten? Würde ich für meine Freunde einstehen? Oder würde ich nur meine eigene Haut retten wollen?
Fazit: Das Buch ist kompromisslos, anstrengend und nervenaufreibend - keine bequeme Lektüre, aber eine der man sich einfach nicht entziehen kann.

Bewertung vom 20.02.2024
In dunklen Wäldern
Jost, Rieke

In dunklen Wäldern


gut

Auf diesen Krimi war ich extrem gespannt: wie kann eine Kommissarin "funktionieren", wenn sie nicht in den Wald gehen kann ohne eine Panikattacke zu bekommen? Lodi Lenke hat in ihrer Jugend ein Trauma erlitten, dass sie noch immer begleitet. Und so kommt es wie es kommen muss: ein aktueller Mordfall führt die Ermittlerin in den Wald. Nach Jahren der Besserung bekommt Lodi wieder eine akute Panikattacke - und weil der Fall einige Parallelen zu ihrer persönlichen Vergangenheit aufweist, bleibt es nicht bei dem einmaligen Aussetzer. Lodi setzt alles daran, diese vor ihrem Partner zu verbergen, aber das ist auf Dauer natürlich nicht möglich.
Ein wenig holprig fand ich diese Ausgangssituation, in der ich zwar Lodis Bestreben, ihren Job nicht zu verlieren, nachvollziehen konnte, die Gefahr, in die sie sich und ihren Partner dadurch begibt, allerdings nicht gutheißen konnte. Insofern hat mich der Haupt-Trigger, der mich zum Lesen des Buches verleitet hat, nicht hundertprozentig überzeugen können.
Zudem war mir Lodi nicht in dem Maße sympathisch, wie ich es gerne gesehen hätte - und so blieben die Charaktere insgesamt etwas farblos. Die Aufklärung des Mordfalles bot eine durchaus plausible und ansprechende Auflösung, aber nach wenigen Tagen verblasst das Buch, vor allem Lodi, bereits in meiner Erinnerung. Fazit: routinierter Krimi mit einer eigenwilligen Hauptperson, der durchaus zu unterhalten weiß, aber wenig Wiedererkennungswert besitzt.

Bewertung vom 19.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


sehr gut

In der Schulzeit sind Faina und Philipp beste Freunde, auch wenn Philipp damals schon irgendwie komisch war. Doch Faina ist froh, in Philipp jemanden gefunden zu haben, der ihr hilft sich in diesem fremden neuen Land zurecht zu finden. Doch mit den Jahren verlieren sich die beiden immer mehr aus den Augen, leben ihr eigenes Leben, auch wenn sie per Handy noch losen Kontakt halten. Doch dann gerät Faina in eine Notlage, die sie dazu veranlasst ihren alten Freund um Hilfe zu bitten. Philipp ist nur allzu bereit Faina zu helfen - doch um welchen Preis?

Anfangs konnte ich das Buch nicht so recht einordnen. Die Charaktere waren allesamt merkwürdige Gestalten und ich hatte keinen Schimmer, wohin das Geschehen noch führen würde. Doch dann ergibt auf einmal alles Sinn, als die Geschichte fast ganz unerwartet eine dramatische Wendung nimmt. Plötzlich erscheinen die bisher harmlosen Details in einem völlig anderen Licht und lassen einen nach dem schockierenden Ende einigermaßen sprachlos zurück. Fazit: erst subtil und ein wenig skurril, aber dann ein echter Schlag in die Magengrube.

Bewertung vom 19.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


weniger gut

Als Jirka auf den elterlichen Hof zurückkehrt, hat sich viel verändert: der brutale Vater ist nicht da, die große Schwester, die den Hof über Wasser hält, reagiert abweisend und die einst strenge Großmutter ist dement.
Mit jedem Schritt, den Jirka auf dem Hof macht, erinnert er sich an die Vergangenheit - wie es war, von seinem Vater drangsaliert zu werden, ohne Mutter aufzuwachsen, mit einer Schwester die es nicht schaffte ihm beizustehen. Einziger Lichtblick war und ist Leander, zu dem es Jirka seit jeher hingezogen hat.
Obwohl die verschwommenen und oft nur angerissenen Details die dramatische Geschichte einer zerrütteten Familie erzählen, konnte mich das Buch überhaupt nicht packen. Das lag vor allem an der Erzählweise, die ohne Vorwarnung von der Gegenwart in die Vergangenheit rutschte und die Grenzen verschwimmen liess. Was war und was ist? Über viele kleine Dinge und Erinnerungsfetzen hangelt sich die Handlung von einem Moment zum anderen, und obwohl sich nach und nach das ganze Elend enthüllt hatte ich das Gefühl das Geschehen stagniert genauso wie die flirrende Hitze, die über dem Hof liegt. Wo ich hätte mitfiebern sollen, wie die Geschichte ausgeht, wo der Vater geblieben ist, was aus Jirka, Malene und dem Hof werden soll, konnte ich letztlich nur Gleichgültigkeit aufbringen, die immerhin zu Jirkas Lethargie passte. Das vorhersehbare Ende konnte dann auch lediglich den naiven und ahnungslosen Jirka überraschen - mir selbst erschien es geradezu harmlos, fast schon enttäuschend.
Fazit: hinter der schleppenden Erzählung verbirgt sich zwar ein geballtes Familiendrama, dessen langatmige Enthüllung konnte mich jedoch nicht abholen. Für mich entpuppte sich das Buch daher leider als Fehlgriff.

Bewertung vom 14.02.2024
Voll verschatzt! / KoboldKroniken Bd.2
Bleckmann, Daniel

Voll verschatzt! / KoboldKroniken Bd.2


sehr gut

Die zweite Kwertz-Kwest führt Dario und seine Freunde zurück ins Reich der Kobolde. Diesmal geht es darum, einen legendären Schatz zu finden - und zwar bevor Azzrar ihn finden und damit die Weltherrschaft an sich reißen kann. Wird es Dario und seinen Freunden erneut gelingen, die Erzfeindin zu besiegen und sowohl Kwertz als auch Blendheim zu retten? In diesem Band erwartet die Leserschaft neben neuen Kwertz-Wesen neue Verbündete und eine unglaubliche Geschichte in der Geschichte, die Aufschluss über die Herkunft des sagenhaften Niflungenschatzes gibt.

Auch diese Geschichte ist als Tagebuch/Skizzenheft/Comic/Scrapbook Diary geschrieben, allerdings fällt sie diesmal textlastiger aus als im ersten Teil und vielleicht nicht ganz so "bunt". Dafür ist die Handlung noch komplexer und natürlich immer noch genauso spannend und voller Details, die es zu entdecken gilt.

Es empfiehlt sich auf jeden Fall, vorher den ersten Band (noch einmal) gelesen zu haben, auch wenn es am Anfang von Band 2 eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse gibt. Aber warum nur ein geniales Buch lesen, wenn es schon zwei davon gibt? Fazit: von Kwertz kriegen wir nie genug!