Sasha Filipenko
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Rote Kreuze
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Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.
Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist ein belarussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Nach einer abgebrochenen klassischen Musikausbildung studierte er Literatur in St. Petersburg und arbeitete als Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine Satireshow und als Fernsehmoderator. Sein Roman ¿Die Jagd¿ war ein ¿Spiegel¿-Bestseller. Sasha Filipenko ist leidenschaftlicher Fußballfan und wohnte bis 2020 in St. Petersburg. Er musste mit seiner Familie Russland verlassen und lebt in der Schweiz.
Produktdetails
- detebe
- Verlag: Diogenes
- Originaltitel: Krasny Krest
- Artikelnr. des Verlages: 562/24613
- 02. Aufl.
- Seitenzahl: 280
- Erscheinungstermin: 24. November 2021
- Deutsch
- Abmessung: 177mm x 112mm x 20mm
- Gewicht: 244g
- ISBN-13: 9783257246131
- ISBN-10: 3257246137
- Artikelnr.: 61464808
Herstellerkennzeichnung
Arvato Media GmbH
Reinhard-Mohn-Straße 100
33333 Gütersloh
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Gnadenlose Geschichte
Sasha Filipenkos Roman "Rote Kreuze"
Minsk zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Zwei Menschen begegnen sich auf dem Hausflur eines Mietshauses: der dreißigjährige Alexander, der gerade neu einzieht, und seine Nachbarin Tatjana, über neunzig Jahre alt und von den Anfängen der Alzheimer-Krankheit erfasst. Der junge Mann wehrt sich zunächst gegen die Aufdringlichkeit seiner Mitmieterin, aber dann wird er doch in die persönliche und politische Geschichte der Sowjetunion im 20. Jahrhundert hineingezogen.
"Man darf kein neues Leben anfangen und dabei das alte vergessen" heißt es programmatisch im Roman. Der weißrussische Autor Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, schreibt auf Russisch und
Sasha Filipenkos Roman "Rote Kreuze"
Minsk zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Zwei Menschen begegnen sich auf dem Hausflur eines Mietshauses: der dreißigjährige Alexander, der gerade neu einzieht, und seine Nachbarin Tatjana, über neunzig Jahre alt und von den Anfängen der Alzheimer-Krankheit erfasst. Der junge Mann wehrt sich zunächst gegen die Aufdringlichkeit seiner Mitmieterin, aber dann wird er doch in die persönliche und politische Geschichte der Sowjetunion im 20. Jahrhundert hineingezogen.
"Man darf kein neues Leben anfangen und dabei das alte vergessen" heißt es programmatisch im Roman. Der weißrussische Autor Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, schreibt auf Russisch und
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lebt heute mit seiner Familie in Sankt Petersburg. Die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch zollt ihm gewichtiges Lob: "Wenn Sie wissen wollen, was das moderne, junge Russland denkt, lesen Sie Filipenko." Vier Romane des Autors sind bisher erschienen, nun ist der erste aus dem Jahr 2017 von Ruth Altenhofer in eindringlicher und klarer Sprache ins Deutsche übertragen worden.
Die alte Dame Tatjana erzählt dem jungen Alexander ihre Lebensgeschichte, die sich wie eine Blaupause auf die Geschichte der Verfolgten im sowjetischen Russland liest. Woran die Menschenrechtsorganisation ,Memorial' seit über dreißig Jahren arbeitet, die Unterdrückungsgeschichte des Landes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und eine Erinnerungskultur zu pflegen, das ist auch das Thema dieses ungewöhnlichen Dialogs oder besser gesagt Monologs einer Gezeichneten, die den Jungen erzählen will, welche Stempel das Leben ihrer Generation aufgedrückt hat. Ausgangspunkt ist eine Geschichte, auf die der Autor durch Zufall durch einen Archivar aufmerksam gemacht wurde: Briefe des Genfer Roten Kreuzes während des Zweiten Weltkriegs an die Sowjetunion, in denen das Menschenrechtskomitee versucht, Gefangenenlisten mit Moskau auszutauschen, um die Schicksale der Kriegsgefangenen zu erleichtern. Moskau antwortet nicht, verweigert jede Auskunft. Außenminister Molotow ist zu keinerlei Kompromiss oder Erleichterung der Häftlingsbedingungen bereit.
Diese Dokumente findet der Autor nicht in Moskau, wo solche Papiere seit Wladimir Putin längst wieder unter Verschluss sind, sondern in Genf, wo das damalige Rote Kreuz von jeder Korrespondenz eine Art Protokoll der Moskauer Reaktionen auf jedes nach Moskau geschickte Dokument angelegt hat. Dieses Material war der Ausgangspunkt für Filipenkos Roman über den Umgang mit der Vergangenheit und das Nachdenken, warum so viele Schicksale zerstört worden sind.
Die Romanfigur Tatjana wird während des Krieges Sekretärin beim Außenministerium und bearbeitet in dieser Funktion die Genfer Gefangenenlisten. Auf einer dieser Listen aus Rumänien steht auch der Name ihres Mannes. Da in der Sowjetunion alle russischen Kriegsgefangenen als Verräter gelten, löscht sie den Namen ihres Gatten und wiederholt den Namen des Gefangenen, der davor auf der Liste steht. Tatjana weiß wohl, welche Konsequenzen diese Fälschung zur Folge haben wird; sie wartet darauf, dass sie festgenommen wird, es passiert nichts. Erst nach Ende des Kriegs wird sie inhaftiert und muss zehn Jahre im Lager einsitzen. Das Denken an ihre Tochter, der sie entrissen wurde, als diese neun Jahre alt war, hält sie am Leben. Als Tatjana schließlich entlassen wird und sich auf die Suche nach ihrer Tochter macht, erfährt sie, dass bereits 1946, ein Jahr nach ihrer Inhaftierung, die Tochter im Lager verhungert ist.
Die Geschichte kennt keine Gnade. Bei ihren Recherchen erfährt sie auch, warum und wie ihr Mann als gefangener Soldat von den Sowjets ums Leben gebracht wurde. Auf der Suche nach ihm kommt Tatjana zweimal durch eine Kleinstadt in der Nähe von Perm, auf dem Marktplatz steht eine ramponierte Stalinstatue mit einem proportional viel zu kleinen Kopf - eine bittere Satire auf den großen Diktator. Ein Einheimischer erklärt, sie hätten keinen anderen Ersatzkopf bekommen, also mussten sie mit der Miniatur vorlieb nehmen. Beim nächsten Mal trägt die Statue einen viel zu großen Kopf, jetzt ist Stalin aufgeblasen wie eh und je.
Geschickt verknüpft der Autor die fiktive Geschichte mit den Originaldokumenten und transponiert das Geschehen in die Gegenwart. Zwei Menschen kommen sich über die Vergangenheit näher; sie werden immer vertrauter miteinander. Die Schicksale so vieler Hingerichteter und in den Tod Getriebener verknüpft das Leben der unterschiedlichen Generationen.
Das rote Kreuz symbolisiert Tatjanas Geschichte mehrfach. Zuerst taucht es auf, ins Holz des nachbarlichen Türrahmens gekratzt. Die alte Dame erklärt, das habe sie angebracht, damit sie nicht vergesse, wo sie wohne. Dann taucht in ihrem Lebensbericht das Genfer Rote Kreuz auf, das sie auf die Fährte ihres verschollenen Mannes bringt. Wie ein Menetekel steht mitten auf einem Feld im Niemandsland ein Kreuz, windschief aus verrosteten Rohren gebastelt, der Wind pfeift durch das Gestänge: "Das Kreuz sang von Vergangenheit und Zukunft, von Tod und Verzweiflung, von Erinnerung und Versöhnung." Eine Wegmarke durch die wilden Pfade einer Existenz in der Diktatur. Ein Jahr nach Tatjanas Tod lässt Alexander einen roten Granitstein fertigen und bittet den Bildhauer um folgende Inschrift: "Geht mir bitte nicht auf den Geist" - das waren Tatjanas letzte Worte vor ihrem Tod, ein lakonischer, bitter-ironischer Abschied. Sie wollte kein Mitleid.
LERKE VON SAALFELD
Sasha Filipenko: "Rote Kreuze". Roman.
Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Diogenes Verlag, Zürich 2020. 288 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die alte Dame Tatjana erzählt dem jungen Alexander ihre Lebensgeschichte, die sich wie eine Blaupause auf die Geschichte der Verfolgten im sowjetischen Russland liest. Woran die Menschenrechtsorganisation ,Memorial' seit über dreißig Jahren arbeitet, die Unterdrückungsgeschichte des Landes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und eine Erinnerungskultur zu pflegen, das ist auch das Thema dieses ungewöhnlichen Dialogs oder besser gesagt Monologs einer Gezeichneten, die den Jungen erzählen will, welche Stempel das Leben ihrer Generation aufgedrückt hat. Ausgangspunkt ist eine Geschichte, auf die der Autor durch Zufall durch einen Archivar aufmerksam gemacht wurde: Briefe des Genfer Roten Kreuzes während des Zweiten Weltkriegs an die Sowjetunion, in denen das Menschenrechtskomitee versucht, Gefangenenlisten mit Moskau auszutauschen, um die Schicksale der Kriegsgefangenen zu erleichtern. Moskau antwortet nicht, verweigert jede Auskunft. Außenminister Molotow ist zu keinerlei Kompromiss oder Erleichterung der Häftlingsbedingungen bereit.
Diese Dokumente findet der Autor nicht in Moskau, wo solche Papiere seit Wladimir Putin längst wieder unter Verschluss sind, sondern in Genf, wo das damalige Rote Kreuz von jeder Korrespondenz eine Art Protokoll der Moskauer Reaktionen auf jedes nach Moskau geschickte Dokument angelegt hat. Dieses Material war der Ausgangspunkt für Filipenkos Roman über den Umgang mit der Vergangenheit und das Nachdenken, warum so viele Schicksale zerstört worden sind.
Die Romanfigur Tatjana wird während des Krieges Sekretärin beim Außenministerium und bearbeitet in dieser Funktion die Genfer Gefangenenlisten. Auf einer dieser Listen aus Rumänien steht auch der Name ihres Mannes. Da in der Sowjetunion alle russischen Kriegsgefangenen als Verräter gelten, löscht sie den Namen ihres Gatten und wiederholt den Namen des Gefangenen, der davor auf der Liste steht. Tatjana weiß wohl, welche Konsequenzen diese Fälschung zur Folge haben wird; sie wartet darauf, dass sie festgenommen wird, es passiert nichts. Erst nach Ende des Kriegs wird sie inhaftiert und muss zehn Jahre im Lager einsitzen. Das Denken an ihre Tochter, der sie entrissen wurde, als diese neun Jahre alt war, hält sie am Leben. Als Tatjana schließlich entlassen wird und sich auf die Suche nach ihrer Tochter macht, erfährt sie, dass bereits 1946, ein Jahr nach ihrer Inhaftierung, die Tochter im Lager verhungert ist.
Die Geschichte kennt keine Gnade. Bei ihren Recherchen erfährt sie auch, warum und wie ihr Mann als gefangener Soldat von den Sowjets ums Leben gebracht wurde. Auf der Suche nach ihm kommt Tatjana zweimal durch eine Kleinstadt in der Nähe von Perm, auf dem Marktplatz steht eine ramponierte Stalinstatue mit einem proportional viel zu kleinen Kopf - eine bittere Satire auf den großen Diktator. Ein Einheimischer erklärt, sie hätten keinen anderen Ersatzkopf bekommen, also mussten sie mit der Miniatur vorlieb nehmen. Beim nächsten Mal trägt die Statue einen viel zu großen Kopf, jetzt ist Stalin aufgeblasen wie eh und je.
Geschickt verknüpft der Autor die fiktive Geschichte mit den Originaldokumenten und transponiert das Geschehen in die Gegenwart. Zwei Menschen kommen sich über die Vergangenheit näher; sie werden immer vertrauter miteinander. Die Schicksale so vieler Hingerichteter und in den Tod Getriebener verknüpft das Leben der unterschiedlichen Generationen.
Das rote Kreuz symbolisiert Tatjanas Geschichte mehrfach. Zuerst taucht es auf, ins Holz des nachbarlichen Türrahmens gekratzt. Die alte Dame erklärt, das habe sie angebracht, damit sie nicht vergesse, wo sie wohne. Dann taucht in ihrem Lebensbericht das Genfer Rote Kreuz auf, das sie auf die Fährte ihres verschollenen Mannes bringt. Wie ein Menetekel steht mitten auf einem Feld im Niemandsland ein Kreuz, windschief aus verrosteten Rohren gebastelt, der Wind pfeift durch das Gestänge: "Das Kreuz sang von Vergangenheit und Zukunft, von Tod und Verzweiflung, von Erinnerung und Versöhnung." Eine Wegmarke durch die wilden Pfade einer Existenz in der Diktatur. Ein Jahr nach Tatjanas Tod lässt Alexander einen roten Granitstein fertigen und bittet den Bildhauer um folgende Inschrift: "Geht mir bitte nicht auf den Geist" - das waren Tatjanas letzte Worte vor ihrem Tod, ein lakonischer, bitter-ironischer Abschied. Sie wollte kein Mitleid.
LERKE VON SAALFELD
Sasha Filipenko: "Rote Kreuze". Roman.
Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Diogenes Verlag, Zürich 2020. 288 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensent Marko Martin hält dieses Buch für "unverzichtbar": Die Geschichte über die 90-jährige Tatjana Alexejewna, die ihre grausamen Erfahrungen im Stalinismus mit ihrem jungen Nachbarn Alexander teilt, vermittelt in seinen Augen auf nur 280 Seiten sehr gut, was heute von vielen als zu komplex abgetan wird: Die menschenverachtenden Praktiken unter Stalin und ihre bis heute andauernden Folgen. Ein gleichermaßen schockierendes und wertvolles Buch, schließt Martin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Buch mit Leinen-Einband
Der dreissigjährige Alexander ist nach einem schweren Schicksalsschlag mit seiner kleinen Tochter nach Minsk gezogen. Direkt beim Einzug lernt er seine Nachbarin kennen, die über 90jährige Tatjana, die ihm ungefragt ihre Lebensgeschichte aufdrängt. Widerwillig hört er ihr zu …
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Der dreissigjährige Alexander ist nach einem schweren Schicksalsschlag mit seiner kleinen Tochter nach Minsk gezogen. Direkt beim Einzug lernt er seine Nachbarin kennen, die über 90jährige Tatjana, die ihm ungefragt ihre Lebensgeschichte aufdrängt. Widerwillig hört er ihr zu und ist doch völlig gefesselt von ihren dramatischen, schmerzlichen Erlebnissen, die sogar sein eigenes Leid etwas in den Hintergrund rücken lassen.
Dass die Zeit unter Stalin für viele Menschen eine Tragödie war, ist zwar bekannt, aber mehr oder weniger verdrängt bzw. vergessen. Stattdessen wird er in Russland wieder zu einer Kultfigur - der starke Mann, der Erlöser - und die Zahl seiner AnhängerInnen wächst. Gegen dieses Vergessen schreibt Sasha Filipenko an mit seinem Buch 'Rote Kreuze'. Glaubhaft und überzeugend zeigt er am Schicksal der mittlerweile an Alzheimer erkrankten Tatjana, wie völlig Unschuldige während des II. Weltkriegs wegen Nichts in Lager und Gefängnisse geschickt oder getötet wurden.
Die fiktive Geschichte dieser alten Dame, die vermutlich für die vieler anderer 'echter' Menschen steht, wird mit dokumentarischen Belegen wie den Briefen des Roten Kreuzes ergänzt, die versuchten, die russische Regierung zum Austausch von Kriegsgefangenen zu bewegen. Doch diese lehnte stets ab oder reagierte überhaupt nicht, denn für sie waren russische Kriegsgefangene Verräter, sonst wären sie nicht gefangen genommen worden - und was zählt schon ein Menschenleben?
Dass der junge Alexander, das Gegenüber im Heute von Tatjana, ebenfalls ein Schicksal aufweist, das für ein ganzes Buch reichen würde, ist mir fast zuviel des Guten (oder Schlechten). Ob der Autor damit zeigen wollte, dass kein Leid das einzige ist? Oder dass es immer noch Schlimmeres gibt? Was auch immer, es wäre nicht nötig gewesen.
Ungeachtet des traurigen Themas gibt es dank der unkonventionellen alten Dame immer wieder Stellen, die mich grinsen ließen. "Mademoiselle hat zu lange im vorsintflutlichen Russland gelebt, das als einzige Leistung für sich beanspruchen kann, die Zahl der Finger beim Bekreuzigen von zwei auf drei erhöht zu haben." Oder als Tatjana mit zehn Jahren 1920 nach Russland kommt: "Wie hätte es einem Kind im Land des zunehmenden Infantilismus auch nicht gefallen sollen?".
Ein schnörkelloser, sehr direkter Sprachstil und eine tragische Geschichte - auch wenn es etwas zu viel Dramatik gibt, ist dieses Buch sehr zu empfehlen.
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Buch mit Leinen-Einband
Gegen das Vergessen
Als Alexander kurz nach dem Bezug seiner neuen Wohnung in Minsk ein rotes Kreuz an der Tür findet, glaubt er an Vandalismus. Doch seine Nachbarin, die über neunzig Jahre alte Tatjana erklärt ihm, dass sie unter Alzheimer leidet und die Kreuze gemalt habe, um …
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Gegen das Vergessen
Als Alexander kurz nach dem Bezug seiner neuen Wohnung in Minsk ein rotes Kreuz an der Tür findet, glaubt er an Vandalismus. Doch seine Nachbarin, die über neunzig Jahre alte Tatjana erklärt ihm, dass sie unter Alzheimer leidet und die Kreuze gemalt habe, um sich an den Weg zu ihrer eigenen Wohnung zu erinnern. Weil Tatjana den jungen Mann in ihre Wohnung bittet und ihm ein Gespräch aufdrängt, empfindet er sie zunächst als aufdringlich und lästig, dabei hat er dennoch genügend Manieren, um Tatjana trotz seiner Erschöpfung zu folgen und zuzuhören. Mit dem Beginn ihrer Lebensgeschichte gelingt es der alten Dame dann endlich, Alexanders Interesse zu wecken und so erfährt er von ihrem Leben während der Stalin-Ära. 1910 in England geboren, zieht sie bereits im Kindesalter mit dem Vater nach Russland, denn dieser glaubt, dass in seiner alten Heimat eine glorreiche Zukunft liegt. In jungen Jahren ist Tatjana noch in vielen Ländern unterwegs, doch mit dem Tod des Vaters kehrt sie nach Moskau zurück. Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges ändert sich ihr Leben radikal, ihr Ehemann wird an die Front einberufen und Tatjana bleibt mit der kleinen Tochter zurück.
Da sie über gute Sprachkenntnisse verfügt, wird die junge Mutter aufgefordert, für den NKID, das spätere Außenministerium, zu arbeiten. Dabei wird sie mit der alltäglichen Grausamkeit des Krieges konfrontiert, zum Beispiel geht ein Dokument durch ihre Hände, das besagt, dass ein guter Soldat nicht in Gefangenschaft gerät, somit seien alle Kriegsgefangenen als Verräter und Deserteure zu behandeln, ebenso deren Angehörige. Unzählige Briefe und Telegramme vom internationalen roten Kreuz muss Tatjana übersetzen, keiner der Vorschläge zur humanitären Unterstützung russischer Kriegesgefangener wird jemals beantwortet. Als sie auf einer Liste der im Ausland gefangenen russichen Soldaten den name ihres Mannes entdeckt, fürchtet die junge Mutter um sich selbst und ihre Tochter, deshalb lässt sie in der Übersetzung den Namen verschwinden und schreibt dafür den eines Mithäftlings doppelt auf. Die folgenden Jahre lebt Tatjana in ständiger Angst vor einer Verhaftung, doch erst nach Ende des Krieges, im Juli 1945 wird sie abgeholt und muss von da an das Grauen des Gulags erleben....
Mit "Rote Kreuze" hat der weissrussische Autor Sasha Filipenko einen eindringlichen Roman geschaffen, der sich mit einem düsteren Kapitel der russischen Geschichte befasst. Dabei lässt er das Grauen während der Zeit des Stalinismus auf bedrückende Weise lebendig werden, an Tatjanas Seite erlebt der Leser die finstere Vergangenheit mit. Wie Alexander wollte auch ich beim Lesen immer mehr von ihrem Leben und dem damit verknüpften geschichtlichen Hintergund erfahren, die Erzählung hatte mich schnell gepackt und bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen. Nachdenklich bin ich nach dem Ende der Lektüre zurück geblieben, Sasha Filipenkos Botschaft ist deutlich. In einem Interwiew auf den letzen Buchseiten sagt er: "Der Staat tut alles, damit die Menschen die Grausamkeiten des Sowjetregimes vergessen und unsere Aufgabe ist es, das nicht zuzulassen." Dem beeindruckenden Roman gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung.
Fazit: Eindringlich vermittelt der Autor ein wichtiges Thema, an Tatjanas Seite erlebt der Leser die düstere Geschichte Russlands hautnah mit. Der fesselnde Schreibstil lässt den Leser schnell durch die 280 Seiten gleiten und lässt ihn nachdenklich zurück.
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Buch mit Leinen-Einband
Oft habe ich es mit den Großen der russischen Literatur versucht: Tolstoi, Pasternak, Solschenizyn. Doch selten haben mich deren Werke wirklich gepackt. Ich fand die Lektüre mühsam, brachte die für meine westlich geprägten Ohren zu sperrig klingenden Namen durcheinander udn …
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Oft habe ich es mit den Großen der russischen Literatur versucht: Tolstoi, Pasternak, Solschenizyn. Doch selten haben mich deren Werke wirklich gepackt. Ich fand die Lektüre mühsam, brachte die für meine westlich geprägten Ohren zu sperrig klingenden Namen durcheinander udn fand nicht den rechten Zugang zur schwermütigen, dramatischen russischen Seele.
Dies hat Sasha Filipenko geändert. (Zwar ist er als gebürtiger Minsker eigentlich Weißrusse, da er aber seine Romane auf Russisch schreibt, zähle ich ihn zu den russischen Literaten.) "Rote Kreuze" machte es mir schon nach wenigen Seiten leicht. Die Erzählung wechselt gekonnt großes Drama mit humorvollen Szenen ab.
Die Rahmenhandlung ist banal, so banal wie das Leben eben oft ist: Ein junger Familienvater zieht in ein großes Mietshaus und macht - eher ungewollt - Bekanntschaft mit einer alten, an Alzheimer erkrankten Nachbarin. In langen Gesprächen erzählt sie ihm ihr abenteuerliches Leben, oder besser gesagt: In mitreißenden Szenen beschreibt Filipenko dem Leser das 20. Jahrhundert aus russischer Sicht. Stalins blutiges Terrorregime verbreitet unfassbares Leid und Schrecken in der Bevölkerung, Menschen verschwinden einfach, das gegenseitige Misstrauen wächst.
Als Rot-Kreuz-Mitarbeiterin war es für mich besonders faszinierend, einen russischen Blick auf die Arbeit des IKRK (Internationales Komitee des Roten Kreuzes) vor und zu Beginn des zweiten Weltkrieges werfen zu dürfen. Denn Filipenko zitiert oft und ausführlich Originaldokumente, deren Kopien er im Archiv des Roten Kreuzes in Genf einsehen durfte. (Der Zutritt zu den russischen Archiven blieb dem Autor verwehrt.)
Auch sprachlich hat der Roman einiges zu bieten. Er ist stilistisch gelungen, bietet viele Perspektivwechsel und zitiert zahlreiche russische Gedichte und Lieder, deren Übersetzung Ruth Altenhofer äußerst gelungen ist.
Fazit: Ein großartiger Roman, der in nicht einmal 300 Seiten dafür sorgt, dass Vergangenes nicht vergessen wird. Eine berührende, eindringliche Geschichte, die an menschliches Leid erinnert, länder- und generationsübergreifend.
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Buch mit Leinen-Einband
Gegen das Vergessen
Der Roman Rote Kreuze ist ein kleines schmales Buch mit gewaltigem Inhalt.
Der junge Alexander kauft sich in Minsk nach dem tragischen Tod seiner Frau für sich und seine kleine Tochter eine Wohnung. Bereits beim Kauf legt ihm die Maklerin nahe, dass er eine Nachbarin hat, …
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Gegen das Vergessen
Der Roman Rote Kreuze ist ein kleines schmales Buch mit gewaltigem Inhalt.
Der junge Alexander kauft sich in Minsk nach dem tragischen Tod seiner Frau für sich und seine kleine Tochter eine Wohnung. Bereits beim Kauf legt ihm die Maklerin nahe, dass er eine Nachbarin hat, die er vielleicht beerben kann. Was wohl eher ironisch gemeint war. Es entsteht ein Austausch zwischen den Beiden. Die 94 jährige Tatjana Alexejewna die unter Alzheimer leidet, erzählt im gegen das Vergessen, ihre Lebensgeschichte. Erst war ihm das zuviel, dann zieht diese ihn und uns Leser doch in den Bann. Was für ein Leben. Da ist Alzheimer wohl fast eine Gnade. Auch das die alte Dane meint, Gott hat es so gewollt das sie an Alzheimer erkrankt, damit er sich nicht für die vielen Ungerechtigkeiten und das schwere Leben rechtfertigen muss.
Eine beeindruckende Zeitgeschichte aus einem schrecklichen Russland.
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Buch mit Leinen-Einband
Rote Kreuze von Sasha Filipenko ist vom Cover ein typisches Diogenes Buch.
Alexander zieht um, seine neue Nachbarin ist Tatjana Alexejewna, eine 91 jährige Russin die an Alzheimer erkrankt ist. Alexander ist beim ersten Zusammentreffen nicht begeistert von der mitteilungsbedürftigen …
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Rote Kreuze von Sasha Filipenko ist vom Cover ein typisches Diogenes Buch.
Alexander zieht um, seine neue Nachbarin ist Tatjana Alexejewna, eine 91 jährige Russin die an Alzheimer erkrankt ist. Alexander ist beim ersten Zusammentreffen nicht begeistert von der mitteilungsbedürftigen Nachbarin, will er doch nur seine Ruhe für einen Neuanfang in der neuen Stadt haben.
Sie bedrängt ihn quasi zu einem Besuch in ihre Wohnung und beginnt schonungslos ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Hört Alexander am Anfang eher rudimentär zu, so zieht ihn ihre Geschchte sehr schnell in ihren Bann.
Langsam nähern sich die beiden Protagonisten an und auch Sasha öffnet sich Tatjana und erzählt seine bewegende Lebensgeschichte.
Sasha Filipenko hat mit Rote Kreuze einen gesellschaftlichen Roman mit dem Hintergrund der Sowjetunion in den letzten 100 Jahren geschrieben, der tiefe Einblicke in ein Regime gibt in dem viele grausame Taten geschehen sind, ohne dabei zu sehr ins Rührselige abzudriften. Die roten Kreuze des Titels finden sich mit unterschiedlicher Bedeutung wie ein roter Faden beständig im Buch wieder.
Der Schreibstil des Autors ist für das berührende Thema sehr distanziert, was es mir erschwerte eine engere Bindung zu den Protagonisten aufzubauen.
Nach der Lektüre des Buches habe ich einiges mir Unbekanntes über die Sowjetunion gelernt und zwei berührende Lebensgeschichten kennen gelernt.
Da die nächsten Bücher schon in Planung sind, bin ich schon sehr gespannt welche Themen diese beeinhalten.
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Buch mit Leinen-Einband
Mit einer sehr ausdrucksstarken, etwas distanzierten Schreibweise nimmt uns der Autor mit in eine schlimme Zeit.
Sasha Filipenko schafft es auf nur 280 Seiten ein ganzes Leben zu beschreiben. In Kurzen, klaren
Sätzen wird durch die Figur Tatjana das ganze Grauen des Stalinismus …
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Mit einer sehr ausdrucksstarken, etwas distanzierten Schreibweise nimmt uns der Autor mit in eine schlimme Zeit.
Sasha Filipenko schafft es auf nur 280 Seiten ein ganzes Leben zu beschreiben. In Kurzen, klaren
Sätzen wird durch die Figur Tatjana das ganze Grauen des Stalinismus deutlich.
Eine spannender und sehr berührender Roman. Dokumentarisch belegt und durch die zitierten Originaldokumente
wird das Grauen noch untermauert. Dokumente an das Rote Kreuz verzweifelte Appelle an die Menschlichkeit.
Diese nüchternen Aufzählungen gehen unter die Haut, machen das Böse greifbar.
Erzählt durch zwei Charakteren, die so echt und kompliziert wirken wie das Leben selbst.
Zwei Welten, zwei Menschen treffen aufeinander. Die eine muss sich alles von der Seele
reden, kämpft gegen das Vergessen und der andere muss sich der Gegenwart stellen. Sein Leben wieder in den Griff
bekommen.
Die Charaktere und der Aufbau sind sehr überzeugend und authentisch. Die beiden Figuren sind wunderbar
gezeichnet und ergänzen sich perfekt. Hier wird die russische Seele perfekt eingefangen.
Z.b. mit den eingefügten Gedichten.
Ich finde es sehr gut, das dieses Thema aufgegriffen wurde. Gerade die Korrespondenz aus den Archiven macht
dieses Buch so interessant. Vor allem jetzt wo Putin alles unter Verschluss hält.
Es wurde Zeit das darüber berichtet wird.
Ein sehr wichtiger Roman. Eine Leseempfehlung.
Diese wunderbaren Sätze sollen noch genannt werden:
Ich frage: "Warum hat Stalin so einen kleinen Kopf?" Den alten hat jemand abgehauen. Wir haben bei der
Behörde einen neuen bestellt, aber mit der Größe ist etwas schiefgegangen.
Das Bild, ein dunkelgraues Quadrat. Was stellt es dar? Mein Leben!
Gott hat Angst vor mir. Zu viele unbequeme Fragen kommen da auf ihn zu.
Stalins Experiment war geglückt, gefangen war der Mensch nicht länger in einem Anstaltsgebäude,
sondern in seinem eigenen Schicksal.
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Buch mit Leinen-Einband
Ein Teil russischer Zeitgeschichte
Der 30-jährige Alexander hat einen schweren Schicksalsschlag hinter sich und zieht, um zu vergessen und Abstand zu gewinnen, mit seiner kleinen Tochter in eine neue Wohnung. Bereits am ersten Tag des Einzuges wird er von seiner an Alzheimer leidenden …
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Ein Teil russischer Zeitgeschichte
Der 30-jährige Alexander hat einen schweren Schicksalsschlag hinter sich und zieht, um zu vergessen und Abstand zu gewinnen, mit seiner kleinen Tochter in eine neue Wohnung. Bereits am ersten Tag des Einzuges wird er von seiner an Alzheimer leidenden Nachbarin Tatjana mit deren Lebensgeschichte bedrängt. Zunächst entnervt, dann immer neugieriger, hört er ihr schließlich zu und lernt immer mehr über das Leben der alten Frau.
Rote Kreuze befasst sich mit einem Stück Zeitgeschichte, über die noch heute nur wenig gesprochen und viel mehr geschwiegen wird: Der Umgang mit russischen Kriegsgefangenen während des zweiten Weltkrieges. Wer dem Feind in die Hände fiel, galt automatisch als „Kriegsverbrecher“ und wurde von der Sowjetunion zurückgelassen. Auch die Familie galt automatisch als Landesverräter und wurde in Heime und Arbeitslager deportiert. Auf nur wenigen Seiten beschreibt der Autor diese Unglaublichkeit anhand des Schicksals der Familie von Tatjana. Besonders gelungen fand ich hier die Verknüpfung von historischen Zeitdokumenten in Form von Briefen – auch wenn hier ein paar weniger durchaus ausreichend gewesen wären – in Verbindung mit Tatjanas Vergangenheit und Alexanders Leben. Hinzu kommt die Beschreibung kleiner Alltagsschwierigkeiten, die durch den Fortlauf von Tatjanas Krankheit entstehen. Dadurch wird der Roman an keiner Stelle langweilig.
Trotz des großen Altersunterschiedes sind sich Tatjana und Alexander sehr ähnlich. Beide haben in ihrem Leben etwas sehr unterschiedlich Fruchtbares erlebt und versuchten, damit fertigzuwerden. Die Stärke von Tatjana hilft Alexander, mit seinem Schicksal umzugeben. Besonders gelungen ist dem Autor die Einbindung des Motiv des Kreuzes, welches nicht nur titelgebend ist: (Rote) Kreuze ziehen sich durch den ganzen Roman – sie kennzeichnen Gräber und Haustüren und stehen demnach nicht nur für den Tod, sondern auch gleichzeitig für die Erinnerung. Dabei handelt es sich nicht nur um die ganz persönliche Erinnerung von Tatjana, sondern auch um eine kollektive: Sasha Filipenko schreibt in Rote Kreuze ganz eindringlich gegen das Vergessen – bis heute wurde dieser Teil der Vergangenheit in keiner Art und Weise öffentlich aufgearbeitet, sondern wird bis heute verschwiegen.
Zunächst fiel es mir schwer, in den Roman reinzukommen: Sprachlich überzeugte mich der Roman erst wenig, da ich den Schreibstil als leicht flapsig und oberflächlich empfand. Mit der fortlaufenden Geschichte störte das jedoch immer weniger, da die das Spannende die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Ein spannendes und unglaubliches Stück Zeitgeschichte!
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Buch mit Leinen-Einband
Zum Inhalt:
Alexander ist gerade erst in das Haus gezogen als er von einer Nachbarin angesprochen und in ihre Wohnung gebeten wird. Sie ist über neunzig und das Kurzzeitgedächtnis ist mehr als schlecht, aber ihre Geschichte kann sie immer noch erzählen. So kommen die beiden sich …
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Zum Inhalt:
Alexander ist gerade erst in das Haus gezogen als er von einer Nachbarin angesprochen und in ihre Wohnung gebeten wird. Sie ist über neunzig und das Kurzzeitgedächtnis ist mehr als schlecht, aber ihre Geschichte kann sie immer noch erzählen. So kommen die beiden sich näher und haben so etwas wie eine Freundschaft.
Meine Meinung:
Ich habe ein wenig gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten zu erkennen, ob es gerade um die Gegenwart oder Vergangenheit geht. Irgendwann gewöhnt man sich aber daran und dann entwickelt die Geschichte auch einen Sog. Tatjana fand ich total sympathisch und was für ein schreckliches Leben sie doch durchleiden müssen und denoich hat sie ihre Liebenswürdigkeit nicht verloren. Alexander, der es auch wahrlich nicht leicht hatte, gefiel mir auch zunehmend besser, wobei er gegen Tatjana trotzdem etwas blass blieb. Bis auf die Anfangsschwierigkeiten fand ich den Schreibstil sehr gut und das Buch schon sehr berührend.
Fazit:
Gegen das Vergessen
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Buch mit Leinen-Einband
Mit einer unerwarteten Komik wird die erste Begegnung zwischen Alexander und Tatjana geschildert. Am Anfang steht zwischen ihnen Alexanders Ansicht, dass ein alter Mensch generell zum Klagen neigt. Er nutzt diese Methode des vorurteilsbeladenen Denkens, um einen näheren Kontaktaufbau zu …
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Mit einer unerwarteten Komik wird die erste Begegnung zwischen Alexander und Tatjana geschildert. Am Anfang steht zwischen ihnen Alexanders Ansicht, dass ein alter Mensch generell zum Klagen neigt. Er nutzt diese Methode des vorurteilsbeladenen Denkens, um einen näheren Kontaktaufbau zu verhindern. Vielleicht, weil er seine eigene schwere Vergangenheit noch nicht richtig verarbeitet hat. Nach einem fast schon erzwungenen Kennenlernen, lassen die alte Dame und ihre Lebensgeschichte Alexander jedoch nicht mehr los. Auch ich wollte unbedingt erfahren, auf welchem Schicksalspfad Tatjana Alexejewna zuvor gewandelt ist und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Doch die geschilderten Erlebnisse sind keine leichte Kost und lassen an der Bedeutung des Wortes Menschlichkeit große Zweifel aufkommen. Insbesondere auch deshalb, weil die Geschichte durch Originaldokumente aus dem Archiv des Roten Kreuzes in Genf ergänzt wurde und erschreckend dokumentiert, welche Verbrechen die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg gegen die russischen Kriegsgefangenen und ihre Familien beging. Ein wichtiges Buch, ein lesenswertes Mahnmal!
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Buch mit Leinen-Einband
Erinnerungen
Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist ein weißrussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt.
Der Protagonist Alexander, auch Sascha genannt, ist alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter. Er ist gerade nach Minsk gezogen. Seine neue Nachbarin Tatjana Alexejewna …
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Erinnerungen
Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist ein weißrussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt.
Der Protagonist Alexander, auch Sascha genannt, ist alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter. Er ist gerade nach Minsk gezogen. Seine neue Nachbarin Tatjana Alexejewna ist über neunzig Jahre alt und wird immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert umspannt. Mit all seinen Schrecken. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen und nicht mehr los gelassen. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Der Autor schafft es die russische Geschichte des 20. Jahrhunderts durch Tatjana wieder lebendig werden zu lassen. Sie ist eine Zeitzeugin. Der Autor versucht zu zeigen, dass wir die Geschichte niemals vergessen dürfen. Das wir uns an das Geschehene immer erinnern müssen. Auch dann noch, wenn die Zeitzeugen es vielleicht nicht mehr können. Ein sehr emotionaler Roman. Das Buch, das mich nachdenklich gemacht hat. Für diese Geschichte soll man sich die Zeit nehmen.
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