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				Sehen, sich erinnern, verstehen. Alles hängt davon ab, wo du stehst. Als sie zum ersten Mal nach Hammars kam, war sie ein knappes Jahr alt und wusste nichts von der großen und umwälzenden Liebe, die sie dorthin geführt hatte. Im Grunde waren es drei Lieben. Vater und Tochter sitzen mit einem Aufnahmegerät zwischen sich zusammen. Ihr Plan lautet, das Altern in einem Buch zu dokumentieren, das sie gemeinsam schreiben wollen. Als sie ihn endlich in die Tat umsetzen wollen, hat das Alter ihn in einer Weise eingeholt, die ihre Gespräche unvorhersehbar und unzusammenhängend macht. "Die Unruhi...
Sehen, sich erinnern, verstehen. Alles hängt davon ab, wo du stehst. Als sie zum ersten Mal nach Hammars kam, war sie ein knappes Jahr alt und wusste nichts von der großen und umwälzenden Liebe, die sie dorthin geführt hatte. Im Grunde waren es drei Lieben. Vater und Tochter sitzen mit einem Aufnahmegerät zwischen sich zusammen. Ihr Plan lautet, das Altern in einem Buch zu dokumentieren, das sie gemeinsam schreiben wollen. Als sie ihn endlich in die Tat umsetzen wollen, hat das Alter ihn in einer Weise eingeholt, die ihre Gespräche unvorhersehbar und unzusammenhängend macht. "Die Unruhigen" ist ein zarter, kraftvoller Roman über ein Kind, das es nicht erwarten kann, erwachsen zu werden, und Eltern, die am liebsten Kinder sein wollen, über Erinnerungen und Vergessen und die vielen Geschichten, die ein Leben ausmachen.
    
				LINN ULLMANN ist eine der bedeutendsten Autorinnen Skandinaviens. Ihre Romane sind vielfach preisgekrönt und in 30 Sprachen übersetzt, 2017 erhielt sie von der Schwedischen Akademie den Doubloug -Preis für ihr Gesamtwerk. Bei Luchterhand erschien zuletzt "Das Verschwiegene" - unter dem Titel "The Cold Song" u.a. auf der Jahresbestenliste der New York Ti mes und eines der Lieblingsbücher von James Wood (New Yorker). Für "Die Unruhigen" erhielt sie den Hörerpreis des Norwegischen Rundfunks, der Roman war für den Kritikerpreis und den Nordischen Literaturpreis nominiert. Eine Bühnenfassung davon hatte im Herbst 2018 am Königlichen Dramatischen Theater Stockholm unter der Regie von Pernilla August ihre Uraufführung.			
		Produktdetails
- btb .71894
- Verlag: btb
- Originaltitel: Die Unruhigen
- Seitenzahl: 416
- Erscheinungstermin: 14. Oktober 2019
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 116mm x 31mm
- Gewicht: 350g
- ISBN-13: 9783442718948
- ISBN-10: 3442718945
- Artikelnr.: 55688851
Herstellerkennzeichnung
btb Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
© BÜCHERmagazin, Christiane von Korff
»Linn Ullmanns Roman gelingt Widersprüchliches: Er verweigert sich dem bloß Realen, erschafft aber etwas Authentisches. 'Die Unruhigen' löst Leben in Bilder auf.« Carsten Hueck / Deutschlandfunk Kultur
In Traumsystemen
Was ist das für ein Roman? Linn Ullmann erzählt in "Die Unruhigen" von ihrem Vater Ingmar Bergman.
Letzte Fragen an greise Väter, die kniffligen Fragen über das Leben, die Liebe, das Verhältnis zu einem etwaigen Gott sind eine Sache für sich. Man weiß nicht, wann man sie stellen darf und ob man sie überhaupt stellen sollte. Man schiebt sie auf. Und dann ist es womöglich zu spät.
Bei der norwegischen Schriftstellerin Linn Ullmann und ihrem Vater beruhte das Bedürfnis, über große Fragen zu reden, auf Gegenseitigkeit. "Er sagte", heißt es in Linn Ullmanns Roman "Die Unruhigen" über ihren damals siebenundachtzigjährigen Herrn Papa, "dass Dinge fort waren. Er sagte, dass die Worte verschwanden.
Was ist das für ein Roman? Linn Ullmann erzählt in "Die Unruhigen" von ihrem Vater Ingmar Bergman.
Letzte Fragen an greise Väter, die kniffligen Fragen über das Leben, die Liebe, das Verhältnis zu einem etwaigen Gott sind eine Sache für sich. Man weiß nicht, wann man sie stellen darf und ob man sie überhaupt stellen sollte. Man schiebt sie auf. Und dann ist es womöglich zu spät.
Bei der norwegischen Schriftstellerin Linn Ullmann und ihrem Vater beruhte das Bedürfnis, über große Fragen zu reden, auf Gegenseitigkeit. "Er sagte", heißt es in Linn Ullmanns Roman "Die Unruhigen" über ihren damals siebenundachtzigjährigen Herrn Papa, "dass Dinge fort waren. Er sagte, dass die Worte verschwanden.
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 Wäre er jünger gewesen, hätte er ein Buch darüber geschrieben, alt zu werden. Doch jetzt, da er alt war, schaffte er das nicht."
Damals entstand die Idee zu einem gemeinsamen Werk, ohne dass sich rekonstruieren lässt, ob sie stärker von ihr ausging oder von ihm. Vielleicht ein Interviewband? Vater und Tochter begannen zu planen, zwei weitere Jahre gingen ins Land; in dieser Familie werden Pläne auf pedantische Weise geschmiedet, die beispiellos ist. Ende Juli 2007 schließlich, kurz nach ersten Aufnahmen mit einem Diktiergerät, ging die Meldung vom Tod des Vaters um die Welt. "Mit Ingmar Bergman", schrieb diese Zeitung über den verstorbenen Regisseur, "entschwindet eine ganze Epoche des europäischen Kinos ins Dämmerlicht der Legende."
Das Projekt von Tochter und Vater: unvollendet. Das Material: kaum zu gebrauchen. Linn Ullmann ertrug es nicht einmal, die mehrere Stunden umfassenden Mitschnitte durchzuhören, die auf dem Diktiergerät waren. Allein die Tonqualität! Die Autorin, die 1966 als Tochter der damals mit Bergman liierten Schauspielerin Liv Ullmann zur Welt kam, dachte: "Das müssen wir noch einmal machen." Eine Wiederholung dieser Szenen war aber nicht drin.
Jahre später drückte Linn Ullmann den "Play"-Knopf noch einmal, und diesmal hörte sie die Aufnahmen bis zum Ende an. Für sie und uns ist das schön. Denn sie schrieb nun ein poetisches, streng aus ihrer Warte verfasstes persönliches Buch über ihre Eltern und insbesondere Bergman: "Die Unruhigen", ausgewiesen als Roman.
Für die Film- und Theaterwelt ist Bergman ein mit seinen Dämonen ringender "Meister". Für Ullmann war er zuvorderst der geliebte Vater, und diese Perspektive versucht sie sich zu erhalten. Mag sein: ein abwesender Vater. Der Schwede und die Norwegerin Liv Ullmann waren nur fünf Jahre lang zusammen, danach wuchs Linn bei der Mutter auf, die sie nach Amerika mitnahm.
Ihren Vater erlebte sie vor allem in den Sommerferien, die sie bei ihm auf der Ostseeinsel Fårö verbrachte. Der auch dort unentwegt an Film- und Theaterideen arbeitende Bergman begrüßte die Tochter mit einem liebevollen Willkommenszettel auf dem Tisch ("Hoch Geliebte Jüngste Tochter!"), las ihr abends vor, ließ sie in seinem Privatkino einen Film nach dem anderen mitansehen, darunter Stummfilme, zu denen er sagte: "Das ist deine Ausbildung. Sieh hin und lerne." Selbst 2006 traf man sich noch im Kino, zur gewohnten, pünktlichst einzuhaltenden Uhrzeit. Und wie ein Arbeitstermin vereinbart wurde auch die Uhrzeit einer "Sitzung", bei der der Vater das Mädchen fragen wollte, wie es ihr ging: "Wollen du und ich morgen eine kleine Sitzung abhalten, sagen wir so gegen elf, wenn es dir passt?" Die Gespräche des Jahres 2007, die "Sitzungen" mit dem betagten Bergman, waren eine Art Wiederholung dieser Situation aus der Kindheit. Nur dass es nun die Tochter war, die ihrem Vater die Fragen stellte - nach seinen Träumen zum Beispiel.
Diese Unterhaltungen machen einen Teil des Buchs aus. Es sind keine Gespräche, die mit anderen Bergman-Interviews vergleichbar wären. Die Gedächtnisschwäche des Regisseurs, die sich im hohen Alter mit einzelnen unauffindbaren Worten wie "Scheibenwischer" anzukündigen begann, war zum Zeitpunkt der Aufnahme schlimmer geworden. "In jenem Sommer kreiste alles darum zu sterben, die letzte große Arbeit, der Tod lehnte sich ans Leben, das Leben lehnte sich an den Tod, er erwachte am Morgen und schlief am Abend ein, starb dennoch jeden Tag." Bergman war ein müder, pflegebedürftiger, sterbender Mann.
Vielen Sätzen des nahezu unmöglichen fragmentierten Gesprächs merkt man dessen Umstände an. Oft genug geht es um eher Nebensächliches, ob die Vorhänge im Zimmer während des Gesprächs geöffnet sein sollen oder geschlossen, zum Beispiel. Aber selbst da schimmert noch durch, was den Perfektionisten Bergman ausmachte (hier: das richtige Licht). Die Kleinigkeiten, erst recht die langen Pausen, die es im Gespräch gegeben hat, verdeutlichen besser als jeder ausgefeilte philosophische Satz, was Altern und Sterben bedeuten. Den unerbittlichen Auflösungsprozess.
Und wo der Vater tatsächlich um Antworten auf die Fragen der Tochter ringt, finden sich Sätze, die lange nachwirken, wie: "Ich habe mich so sehr in einem Traumsystem verheddert, aus dem ich nicht herauskomme, das ist kein Spaß mehr, ich habe keine unterhaltsamen Träume mehr, nicht einen einzigen, verdammten, unterhaltsamen Traum. Diese . . . diese Träume haben nichts mit der Wirklichkeit zu tun." Frage der Tochter darauf: "Was ist in diesen Tagen wirklich für dich?" Die Antwort des Vaters: "Das bist du." Das sind Szenen wie auf einer Bühne. Nicht von ungefähr ist "Die Unruhigen" in Stockholm gerade fürs Theater adaptiert worden, im "Dramaten", wo Bergman einst wirkte.
Ullmann schneidet die Gespräche in nackter, hin und wieder mit kleinen Regieanweisungen versehener Dialogform zwischen Erinnerungen an die eigene Kindheit, an die Jugend, das Projekt und die Zeit um Bergmans Tod. Das Altern, die Frauen, Sexualität, Tod, Glaube, Zweifel, Musik, Theater - all das kommt zur Sprache. Aber die Themen flackern im Grunde nur auf, die Antworten brechen schnell ab. Das Gespräch ist eher ein zum Scheitern verurteilter Versuch eines Gesprächs. Das Protokoll eines Auflösungsprozesses eben.
Auch Ullmanns Erinnerungen, die den Großteil des Romans ausmachen, sind nur ein Versuch und als solcher auch markiert. Sich zu erinnern, zeigt sie, fällt nicht erst im hohen Alter schwer oder bei Krankheit. Bilder und Gedanken verschwinden einfach, schwemmen irgendwann unerwartet aus dem Unterbewusstsein empor, versinken wieder, kommen zurück in anderer Form. Und manches bleibt von jetzt auf gleich weg: Ullmann hat ein Fahrrad des Vaters konkret vor Augen, aber nicht mehr sein Gesicht. Oft genug ist es nur noch ein Gefühl, das man von einem verschwundenen Menschen in sich herumträgt. Auch deshalb wird "Die Unruhigen" ausdrücklich als Roman bezeichnet, dessen Form half Ullmann sicherlich beim Schreiben, und wer mag, kann den Roman gern auf den Bücherstapel mit Autofiktionen legen. Auf dem Deckblatt steht zu lesen: "Eine fiktive Geschichte. Das macht sie aber nicht weniger wahr." Nun denn.
Die berühmten Nachnamen der Protagonisten kommen in diesem Buch nicht vor. Bergman ist "Vater" und "Papa", in der Transkription der Gespräche nur "er". Liv Ullmann ist "Mutter" und "Mama". Über sich selbst schreibt die Autorin nicht immer, aber oft in der dritten Person als "das Mädchen", in den Mitschnitten als "sie". Vaters letzte Frau Ingrid von Rosen, eine Partnerin, die er schon in den Fünfzigern getroffen und mit der er auch ein Kind hatte, heißt bloß "Ingrid". "Einerseits glaube ich, dass ich Ingrid wiedersehen darf", sagt "Papa" in den Gesprächen über das, was auf ihn zukommt, "andererseits glaube ich, dass sterben ist, wie eine Kerze auszupusten."Man kann den Roman lesen, ohne bei diesem greisen Regisseur, der von fünf Frauen neun Kinder hat, die der Arbeit nie im Wege stehen durften, und der nervösen Mutter, die ihr Kind allein aufziehen muss und doch Karriere macht, und der einsamen Tochter, die sich nach dem nicht vorhandenen Foto zu dritt sehnt und ein Projekt betreibt, das sie und den sterbenden Vater zusammenbringt ("Arbeit ist ein Zauberwort"), ständig an Ingmar Bergman, Liv Ullmann und Linn Ullmann zu denken. "Die Unruhigen" ist ein Vater-Tochter-Roman, streckenweise auch ein Mutter-Tochter-Roman. Vor allem aber ein Buch vom Altern und Sterben. Das Einführungskapitel nennt sich "Präludium", das abschließende Kapitel, das sich um die Beerdigung dreht, "Gigue" - ein streng durchkomponiertes, wunderschön vor sich hinfließendes, trotz allem tänzelnd endendes Buch.
Die Autorin, die schon mehrere Romane geschrieben hat, darunter bereits einen anderen über das Sterben, wählte den Titel "Die Unruhigen", in Anspielung auf Fernando Pessoas "Buch der Unruhe", über das Vater und Tochter beim Pläneschmieden "ab und zu" sprachen. Wäre jedoch etwas aus dem ursprünglich geplanten Interviewbuch geworden, hätte es Bergmans Willen nach "Epilog" heißen sollen. Oder auch, als blanke Provokation, "Der Todesfick im Tal von Eldorado": "Ich habe immer Lust gehabt", sagt der Vater, "einen meiner Filme Der Todesfick im Tal von Eldorado zu nennen, aber ich habe nie einen Film gedreht, der wirklich dazu passt." Seine Tochter Linn, die völlig unsentimental schreiben kann, auch wenn das bei diesem Sujet nicht vollends durchhaltbar ist, kommentiert diesen Vorschlag nur mit "Hm."
MATTHIAS HANNEMANN
Linn Ullmann: "Die
Unruhigen". Roman.
Aus dem Norwegischen von Paul Berf. Luchterhand
Literaturverlag, München 2018. 416 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Damals entstand die Idee zu einem gemeinsamen Werk, ohne dass sich rekonstruieren lässt, ob sie stärker von ihr ausging oder von ihm. Vielleicht ein Interviewband? Vater und Tochter begannen zu planen, zwei weitere Jahre gingen ins Land; in dieser Familie werden Pläne auf pedantische Weise geschmiedet, die beispiellos ist. Ende Juli 2007 schließlich, kurz nach ersten Aufnahmen mit einem Diktiergerät, ging die Meldung vom Tod des Vaters um die Welt. "Mit Ingmar Bergman", schrieb diese Zeitung über den verstorbenen Regisseur, "entschwindet eine ganze Epoche des europäischen Kinos ins Dämmerlicht der Legende."
Das Projekt von Tochter und Vater: unvollendet. Das Material: kaum zu gebrauchen. Linn Ullmann ertrug es nicht einmal, die mehrere Stunden umfassenden Mitschnitte durchzuhören, die auf dem Diktiergerät waren. Allein die Tonqualität! Die Autorin, die 1966 als Tochter der damals mit Bergman liierten Schauspielerin Liv Ullmann zur Welt kam, dachte: "Das müssen wir noch einmal machen." Eine Wiederholung dieser Szenen war aber nicht drin.
Jahre später drückte Linn Ullmann den "Play"-Knopf noch einmal, und diesmal hörte sie die Aufnahmen bis zum Ende an. Für sie und uns ist das schön. Denn sie schrieb nun ein poetisches, streng aus ihrer Warte verfasstes persönliches Buch über ihre Eltern und insbesondere Bergman: "Die Unruhigen", ausgewiesen als Roman.
Für die Film- und Theaterwelt ist Bergman ein mit seinen Dämonen ringender "Meister". Für Ullmann war er zuvorderst der geliebte Vater, und diese Perspektive versucht sie sich zu erhalten. Mag sein: ein abwesender Vater. Der Schwede und die Norwegerin Liv Ullmann waren nur fünf Jahre lang zusammen, danach wuchs Linn bei der Mutter auf, die sie nach Amerika mitnahm.
Ihren Vater erlebte sie vor allem in den Sommerferien, die sie bei ihm auf der Ostseeinsel Fårö verbrachte. Der auch dort unentwegt an Film- und Theaterideen arbeitende Bergman begrüßte die Tochter mit einem liebevollen Willkommenszettel auf dem Tisch ("Hoch Geliebte Jüngste Tochter!"), las ihr abends vor, ließ sie in seinem Privatkino einen Film nach dem anderen mitansehen, darunter Stummfilme, zu denen er sagte: "Das ist deine Ausbildung. Sieh hin und lerne." Selbst 2006 traf man sich noch im Kino, zur gewohnten, pünktlichst einzuhaltenden Uhrzeit. Und wie ein Arbeitstermin vereinbart wurde auch die Uhrzeit einer "Sitzung", bei der der Vater das Mädchen fragen wollte, wie es ihr ging: "Wollen du und ich morgen eine kleine Sitzung abhalten, sagen wir so gegen elf, wenn es dir passt?" Die Gespräche des Jahres 2007, die "Sitzungen" mit dem betagten Bergman, waren eine Art Wiederholung dieser Situation aus der Kindheit. Nur dass es nun die Tochter war, die ihrem Vater die Fragen stellte - nach seinen Träumen zum Beispiel.
Diese Unterhaltungen machen einen Teil des Buchs aus. Es sind keine Gespräche, die mit anderen Bergman-Interviews vergleichbar wären. Die Gedächtnisschwäche des Regisseurs, die sich im hohen Alter mit einzelnen unauffindbaren Worten wie "Scheibenwischer" anzukündigen begann, war zum Zeitpunkt der Aufnahme schlimmer geworden. "In jenem Sommer kreiste alles darum zu sterben, die letzte große Arbeit, der Tod lehnte sich ans Leben, das Leben lehnte sich an den Tod, er erwachte am Morgen und schlief am Abend ein, starb dennoch jeden Tag." Bergman war ein müder, pflegebedürftiger, sterbender Mann.
Vielen Sätzen des nahezu unmöglichen fragmentierten Gesprächs merkt man dessen Umstände an. Oft genug geht es um eher Nebensächliches, ob die Vorhänge im Zimmer während des Gesprächs geöffnet sein sollen oder geschlossen, zum Beispiel. Aber selbst da schimmert noch durch, was den Perfektionisten Bergman ausmachte (hier: das richtige Licht). Die Kleinigkeiten, erst recht die langen Pausen, die es im Gespräch gegeben hat, verdeutlichen besser als jeder ausgefeilte philosophische Satz, was Altern und Sterben bedeuten. Den unerbittlichen Auflösungsprozess.
Und wo der Vater tatsächlich um Antworten auf die Fragen der Tochter ringt, finden sich Sätze, die lange nachwirken, wie: "Ich habe mich so sehr in einem Traumsystem verheddert, aus dem ich nicht herauskomme, das ist kein Spaß mehr, ich habe keine unterhaltsamen Träume mehr, nicht einen einzigen, verdammten, unterhaltsamen Traum. Diese . . . diese Träume haben nichts mit der Wirklichkeit zu tun." Frage der Tochter darauf: "Was ist in diesen Tagen wirklich für dich?" Die Antwort des Vaters: "Das bist du." Das sind Szenen wie auf einer Bühne. Nicht von ungefähr ist "Die Unruhigen" in Stockholm gerade fürs Theater adaptiert worden, im "Dramaten", wo Bergman einst wirkte.
Ullmann schneidet die Gespräche in nackter, hin und wieder mit kleinen Regieanweisungen versehener Dialogform zwischen Erinnerungen an die eigene Kindheit, an die Jugend, das Projekt und die Zeit um Bergmans Tod. Das Altern, die Frauen, Sexualität, Tod, Glaube, Zweifel, Musik, Theater - all das kommt zur Sprache. Aber die Themen flackern im Grunde nur auf, die Antworten brechen schnell ab. Das Gespräch ist eher ein zum Scheitern verurteilter Versuch eines Gesprächs. Das Protokoll eines Auflösungsprozesses eben.
Auch Ullmanns Erinnerungen, die den Großteil des Romans ausmachen, sind nur ein Versuch und als solcher auch markiert. Sich zu erinnern, zeigt sie, fällt nicht erst im hohen Alter schwer oder bei Krankheit. Bilder und Gedanken verschwinden einfach, schwemmen irgendwann unerwartet aus dem Unterbewusstsein empor, versinken wieder, kommen zurück in anderer Form. Und manches bleibt von jetzt auf gleich weg: Ullmann hat ein Fahrrad des Vaters konkret vor Augen, aber nicht mehr sein Gesicht. Oft genug ist es nur noch ein Gefühl, das man von einem verschwundenen Menschen in sich herumträgt. Auch deshalb wird "Die Unruhigen" ausdrücklich als Roman bezeichnet, dessen Form half Ullmann sicherlich beim Schreiben, und wer mag, kann den Roman gern auf den Bücherstapel mit Autofiktionen legen. Auf dem Deckblatt steht zu lesen: "Eine fiktive Geschichte. Das macht sie aber nicht weniger wahr." Nun denn.
Die berühmten Nachnamen der Protagonisten kommen in diesem Buch nicht vor. Bergman ist "Vater" und "Papa", in der Transkription der Gespräche nur "er". Liv Ullmann ist "Mutter" und "Mama". Über sich selbst schreibt die Autorin nicht immer, aber oft in der dritten Person als "das Mädchen", in den Mitschnitten als "sie". Vaters letzte Frau Ingrid von Rosen, eine Partnerin, die er schon in den Fünfzigern getroffen und mit der er auch ein Kind hatte, heißt bloß "Ingrid". "Einerseits glaube ich, dass ich Ingrid wiedersehen darf", sagt "Papa" in den Gesprächen über das, was auf ihn zukommt, "andererseits glaube ich, dass sterben ist, wie eine Kerze auszupusten."Man kann den Roman lesen, ohne bei diesem greisen Regisseur, der von fünf Frauen neun Kinder hat, die der Arbeit nie im Wege stehen durften, und der nervösen Mutter, die ihr Kind allein aufziehen muss und doch Karriere macht, und der einsamen Tochter, die sich nach dem nicht vorhandenen Foto zu dritt sehnt und ein Projekt betreibt, das sie und den sterbenden Vater zusammenbringt ("Arbeit ist ein Zauberwort"), ständig an Ingmar Bergman, Liv Ullmann und Linn Ullmann zu denken. "Die Unruhigen" ist ein Vater-Tochter-Roman, streckenweise auch ein Mutter-Tochter-Roman. Vor allem aber ein Buch vom Altern und Sterben. Das Einführungskapitel nennt sich "Präludium", das abschließende Kapitel, das sich um die Beerdigung dreht, "Gigue" - ein streng durchkomponiertes, wunderschön vor sich hinfließendes, trotz allem tänzelnd endendes Buch.
Die Autorin, die schon mehrere Romane geschrieben hat, darunter bereits einen anderen über das Sterben, wählte den Titel "Die Unruhigen", in Anspielung auf Fernando Pessoas "Buch der Unruhe", über das Vater und Tochter beim Pläneschmieden "ab und zu" sprachen. Wäre jedoch etwas aus dem ursprünglich geplanten Interviewbuch geworden, hätte es Bergmans Willen nach "Epilog" heißen sollen. Oder auch, als blanke Provokation, "Der Todesfick im Tal von Eldorado": "Ich habe immer Lust gehabt", sagt der Vater, "einen meiner Filme Der Todesfick im Tal von Eldorado zu nennen, aber ich habe nie einen Film gedreht, der wirklich dazu passt." Seine Tochter Linn, die völlig unsentimental schreiben kann, auch wenn das bei diesem Sujet nicht vollends durchhaltbar ist, kommentiert diesen Vorschlag nur mit "Hm."
MATTHIAS HANNEMANN
Linn Ullmann: "Die
Unruhigen". Roman.
Aus dem Norwegischen von Paul Berf. Luchterhand
Literaturverlag, München 2018. 416 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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						 Gebundenes Buch																			
								
								Linn Ullmann erzählt uns eine fiktive? Geschichte 
über ihre berühmten Eltern Liv Ullmann und Ingmar Bergmann. 
Wie sie die Trennung der Eltern erlebt, ihre Sommerwochen 
beim Vater und ihre Auslandsreisen mit der Mutter. 
Es ist nicht immer einfach, weil die Eltern eigentlich mit …							
							
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                  				Linn Ullmann erzählt uns eine fiktive? Geschichte 
über ihre berühmten Eltern Liv Ullmann und Ingmar Bergmann. 
Wie sie die Trennung der Eltern erlebt, ihre Sommerwochen 
beim Vater und ihre Auslandsreisen mit der Mutter. 
Es ist nicht immer einfach, weil die Eltern eigentlich mit 
ihrem eigenen Leben sehr ausgefüllt sind. 
Ein sehr persönliches Buch, eine autobiografisch 
gefärbte Erzählung. Ohne Pathos, fast nüchtern 
erzählt die AutorIn von ihrem Leben mit den berühmten 
Eltern. Einfühlsam und intensiv wird die Kindheit und 
Jugend, die die Tochter im Sommer beim Vater erlebt hat wieder 
gegeben. Die Schreibweise ist teilweise sehr berührend 
und man kann die Atmosphäre von damals förmlich greifen. 
Besser und liebevoller kann man sich mit seinen Eltern 
nicht auseinandersetzen. 
Vor allem die Wiedergabe der Tonbandaufnahmen zwischen Vater 
und Tochter gehen sehr zu Herzen. 
Auch die nicht ganz einfache Kindheit mit der Mutter wird so liebenswert erzählt. 
Ein literarischer Hochgenuss.                  				
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						 Gebundenes Buch																			
								
								„Die Unruhigen“ ist ein Roman von Linn Ullmann. Es erschien 2018 im Luchterhand Verlag. 
Zusammenfassung:
In dem Buch erzählt die Autorin rückblickend über die Beziehung zu ihren Eltern, Liv Ullmann und Ingmar Bergmann, und das Leben mit ihnen. Später wollen Vater …							
							
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                  				„Die Unruhigen“ ist ein Roman von Linn Ullmann. Es erschien 2018 im Luchterhand Verlag. 
Zusammenfassung:
In dem Buch erzählt die Autorin rückblickend über die Beziehung zu ihren Eltern, Liv Ullmann und Ingmar Bergmann, und das Leben mit ihnen. Später wollen Vater und Tochter zusammen ein Buch über das Altern zu schreiben und zeichnen dazu ihre Interviews auf Tonband auf. Bevor das gemeinsame Projekt beendet ist stirbt der Vater und die Aufnahmebänder liegen lange in Kartons und verstauben. Dennoch gelingt es der Autorin, die Aufnahmen Jahre später mit diesem Buch zu veröffentlichen. 
Meine Meinung:
Auf dem schlichten Cover ist ein Foto mit Linn und ihrem Vater abgebildet. Das passt sehr gut zu dem Buch, da es primär um die beiden geht. Der Erzählstil ist gut und einfach zu lesen. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da die Autorin nur von Mutter, Vater, Kind usw. spricht. Nach und nach erfährt man wer die Eltern und das Kind sind. Ich muss gestehen, dass ich die Familie vorher nicht kannte, obwohl sie recht bekannt und berühmt ist. Das Buch gibt dem Leser einen kleinen Einblick in deren Leben. 
Fazit: 
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Man bekommt einen Einblick in das Familienleben einer berühmten Familie und erkennt, dass bei ihnen auch nicht immer alles einfach und gradlinig verläuft. Sie sind auch nur Menschen die ihre Ängste und Sorgen haben, wie alle Anderen auch. Gut gefallen hat mir, wie die Autorin auf die Beziehungen zu ihren Eltern eingeht. Deren Berufe spielen eine untergeordnete Rolle und werden nur am Rande erwähnt. Familie und Privatleben spielen hier eine größere Rolle. Alles in Allem ein lesenswertes, interessantes und sympathisches Buch.                  				
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								Zum Inhalt:
Vater und Tochter sitzen mit einem Aufnahmegerät zusammen. Ihr Plan lautet, das Altern in einem Buch zu dokumentieren, als sie ihn endlich in die Tat umsetzen wollen, hat das Alter ihn in einer Weise eingeholt, die ihre Gespräche unvorhersehbar und unzusammenhängend …							
							
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                  				Zum Inhalt:
Vater und Tochter sitzen mit einem Aufnahmegerät zusammen. Ihr Plan lautet, das Altern in einem Buch zu dokumentieren, als sie ihn endlich in die Tat umsetzen wollen, hat das Alter ihn in einer Weise eingeholt, die ihre Gespräche unvorhersehbar und unzusammenhängend macht. 
Meine Meinung:
Bei diesem Buch bin ich so was von hin und her gerissen, dass es mir echt schwer fiel, dafür eine Bewertung zu finden. Die Art und Weise wie das Buch geschrieben ist, gefällt mir ght. Der Schreibstil ist sehr flüssig und gut lesbar. Aber der Inhalt an sich konnte mich so gar nicht begeistern. Teilweise sicher nicht uninteressant, schließlich geht es um einen sehr bekannten Mann, aber die meiste Zeit werden Banalitäten aneinandergereiht. Für mich kein Buch, dass lange in Erinnerung bleiben wird, sondern eher die Kategorie kaum gelesen und schon vergessen.
Fazit:
Kann man lesen, muss man aber nicht                  				
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						 Gebundenes Buch																			
								
								Linn Ullmann berichtet in einer Mischung aus Fiktion und Autobiografie über das Leben mit 2 berühmten Elternteilen. Sie vermittelt einen Eindruck ihres unruhigen angetriebenen Lebens und beschreibt sie als drei große Lieben. Das Älter werden kommt in den Vordergrund und die …							
							
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                  				Linn Ullmann berichtet in einer Mischung aus Fiktion und Autobiografie über das Leben mit 2 berühmten Elternteilen. Sie vermittelt einen Eindruck ihres unruhigen angetriebenen Lebens und beschreibt sie als drei große Lieben. Das Älter werden kommt in den Vordergrund und die Erinnerung an frühere Zeiten. Eigentlich hatten Tochter und Vater lange vor, gemeinsam ein Buch zu schreiben, doch erst sehr spät beginnen sie mit Tonaufnahmen dafür....
Zum Cover: Ehrlich gesagt gefällt mir das Cover nicht besonders, allerdings vermittelt es den richtigen Eindruck über den Inhalt des Buches. Ein altes Foto das Erinnerungen weckt. 
Meine Meinung zum Buch: Die Autorin macht es einem nicht gerade leicht, dieses Buch zu lesen denn es kommt immer wieder unvermittelt zu großen Zeitsprüngen und das Schreiben aus der Außenperspektive die keine Namen nennt "das Mädchen", "der Vater" nimmt irgendwie die Persönlichkeit ein wenig aus dem Buch. Was mir sehr gut gefallen hat sind die Dialoge die die Bandaufnahmen wieder spiegeln denn sie lockern das Buch etwas auf. Das älter werden ist gut dargestellt und die Veränderungen im Handeln und denken. Jedoch wiederholt sich alles mehrmals und nimmt so die Spannung völlig aus dem Buch. Ich muss gestehen, dass ich ab der mitte einige male ein paar Seiten überblättert habe und dabei nicht das Gefühl hatte, etwas versäumen zu können. Für Kenner der Eltern und der Tochter ist das Buch sicher interessant, aber ansonsten eher langatmig.
Leider nicht meins.                  				
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								Linn Ullmann schreibt ein Buch über ihre eigene Kindheit, ihr Leben, ihre berühmten Eltern und ihren eigenen Platz in diesem Familiengebilde der etwas anderen Art, getragen von der speziellen Exzentrik des großen Regisseurs und der schauspielernden Mutter, einem Weltstar, auf der …							
							
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                  				Linn Ullmann schreibt ein Buch über ihre eigene Kindheit, ihr Leben, ihre berühmten Eltern und ihren eigenen Platz in diesem Familiengebilde der etwas anderen Art, getragen von der speziellen Exzentrik des großen Regisseurs und der schauspielernden Mutter, einem Weltstar, auf der einen Seite und der diese Kunst konsumierenden Außenwelt, die so tief eindringt in ihr kleines Leben, andererseits. Ullmann hat dabei als Ausdrucksform den Roman gewählt, doch irgendwie ist es auch eine Biografie, eine turbulente, sich extrem mit diesen beiden Menschen, ihren Eltern und auch sich selbst auseinandersetzende sehr authentische Aufarbeitung von so unendlich vielen Geschehnissen und auch Versäumnissen, das einem als Leser schon einiges abverlangt wird. Das alles hat eine gewisse Ruhelosigkeit und die doch eigentlich so intensive Emotionalität, die hier zwischen den Zeilen zu vermuten ist, wird bewusst herausgenommen, auch gerade durch das sachliche Vater, Mutter und Kind, das reichen muss, um die drei Hauptpersonen aufzurufen. Aber vielleicht  war das ja nötig, um die Autorin überhaupt in die Lage zu versetzen, sich ihrer Geschichte so nah und ehrlich anzunehmen.
Ich habe sehr lange gebraucht, um wirklich anzukommen in diesem Werk, ein gewisses Befremden zu überwinden. Aber dann wurde es zu einem auf seine Weise mitreißenden Roman, Roman und nicht Biografie, dazu würde ja das Wort mitreißend kaum passen. Ein absolut kunstvoll klanglich abgerundeter Schreibstil mit sehr individuellen Nuancen hat letztendlich dazu geführt, mich gänzlich davon zu überzeugen, dieses Buch sollte man gelesen haben.                  				
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								Kann man Gefühle, Empfindungen und Erinnerungen in Worte fassen? Worte finden, die getreu das wiedergeben, was in einem drin ist? Die Erzählerin schreibt von ihrer Familie, episodenhaft, bruchstückhafte Erinnerungen versammelt sie in diesem Band. Erinnerungen an ihren Vater, mit dem …							
							
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                  				Kann man Gefühle, Empfindungen und Erinnerungen in Worte fassen? Worte finden, die getreu das wiedergeben, was in einem drin ist? Die Erzählerin schreibt von ihrer Familie, episodenhaft, bruchstückhafte Erinnerungen versammelt sie in diesem Band. Erinnerungen an ihren Vater, mit dem sie kurz vor seinem Tod noch auf Band festhalten wollte, was ihnen wichtig war, doch das Projekt konnte nicht mehr vollendet werden. Es bleibt fragmentarisch, wie alle anderen Erinnerungen. Auch jene an die Mutter, als sie noch ein Kind war und mit ihr nach Amerika zog, von Kindermädchen betreut wurde und die große Einsamkeit aushalten musste. Als Kind von Künstlern, Lebemenschen, Freiheitsliebenden, fehlte ihr bisweilen Struktur und Verlässlichkeit, doch war da immer eine Liebe.
Linn Ullmanns fiktive Erzählung über eine Familie wurde in Norwegen und dem Rest Skandinaviens mit großer Begeisterung aufgenommen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen für angesehene Preise. Der Roman ist gewagt, folgt er doch keinem bekannten Schema, sondern löst sich ganz im Sinne der Figuren von starren Vorgaben und festgefahrenen Konventionen. Weder bleibt er innerhalb fester Genregrenzen noch gibt es eine chronologisch erkennbare Struktur. So wie auch Gedanken hin- und herspringen, wird auch die Geschichte dieser Familie erzählt, die aus kleinen und großen Mosaiksteinen zusammengesetzt werden muss.
Ohne Frage kann Linn Ullmann erzählen und Figuren vor dem inneren Auge auferstehen und geradezu real werden lassen. Ihre Dialoge wirken authentisch, die Figurenzeichnung ebenso, man fragt sich sogar bisweilen, ob es sich hier wirklich um Fiktion handelt oder ob nicht doch eine reale Geschichte niedergeschrieben wurde, so überzeugend wird die Interaktion von Kind und Eltern dargeboten. 
Allerdings konnte mich der Roman nicht wirklich packen. Die innovative Struktur war es vermutlich, die genau das vermissen ließ, was ich an Romanen schätze: die inhärente Logik und das Gerüst, das die Handlung einrahmt und leitet. Mir blieb vieles zu fragmentarisch, zu wenig konnte ich die Entwicklung des Mädchens hin zur Frau nachvollziehen, zu groß die zeitlichen Lücken in der Erzählung, um durchdacht und nachvollziehbar zu wirken. Dies lässt mich etwas unbefriedigt zurück. Der Stream of Consciousness, dem sich die Erzählung über weite Teile hingibt, ist keine Erzählform, der ich leicht folgen kann, zwar wirkt vieles hierdurch lebendiger und authentischer, aber es führt auch zu Abschweifungen, Längen, Nebensächlichkeiten, die mir zu viel Geradlinigkeit in der Handlungsführung vermissen lassen.                  				
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								Das Cover wirkt alt und der Titel verwirrt im ersten Eindruck. Bei genauer Betrachtung des Textes klingt es aber sehr interessant zu lesen , was aus den Jahren , Menschen , Plänen geworden ist und was wirklich passiert ist ,.. kennt ja jeder selbst - als Kind will man unbedingt schnell …							
							
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                  				Das Cover wirkt alt und der Titel verwirrt im ersten Eindruck. Bei genauer Betrachtung des Textes klingt es aber sehr interessant zu lesen , was aus den Jahren , Menschen , Plänen geworden ist und was wirklich passiert ist ,.. kennt ja jeder selbst - als Kind will man unbedingt schnell groß sein und wenn man groß bzw, alt genug ist für etwas , will man es nicht mehr und sehnt sich manchmal zurück in eine glückliche Kindheit ,...
Das Buch fand ich sehr schön geschrieben , Teile des Buches erinnern an das Kind berühmter Eltern und dessen anstrengendes (viele Schulwechsel, reisen und getrennte Eltern) und dennoch schönes Leben ;) Rückblicke, Zeitsprünge, hin und her , Wahrheit und Fiktion , gemischt in eine tolle und sehr interessante Geschichte ,... eine Familie mit Menschen die sehr unterschiedlich sind ,.. eine Mutter die Karriere will , ein Vater der anders lebt und eine Tochter , welche  Hin und Her schwankt und am Ende die Story des Lebens schreiben will ,.....                  				
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								Tiefgründig & außergewöhnlich
„Die Unruhigen“ ist ein außergewöhnliches und anspruchsvolles Buch für das man sich beim Lesen ein wenig Zeit nehmen sollte. Die skandinavische Autorin Linn Ullmann ist die Tochter der Schauspielerin Liv Ullmann und des …							
							
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                  				Tiefgründig & außergewöhnlich
„Die Unruhigen“ ist ein außergewöhnliches und anspruchsvolles Buch für das man sich beim Lesen ein wenig Zeit nehmen sollte. Die skandinavische Autorin Linn Ullmann ist die Tochter der Schauspielerin Liv Ullmann und des Regisseurs Ingmar Bergmann.
Thema des Buches ist das Altern bzw. das alt werden. Grundlage waren Gespräche zwischen der Autorin und ihrem Vater. Bei der Umsetzung vermischen sich Fiktion und Wahrheit, was aber das Gelesene nicht weniger authentisch erscheinen lässt. Mit unglaublich viel Gefühl werden Emotionen und Erinnerungen in Worte gefasst, die mich berührt und gefesselt haben.
Der Titel des Buches ist durch die Eltern geprägt. Beide waren unruhig und ihre Liebe hielt nicht lange an. Linn war viel sich selbst überlassen. Mit ihrer Mutter zog sie viel durch die Gegend, da diese immer wieder an anderen Orten auftrat. Auf der Insel Hammars hat ihr Vater ein Zuhause geschaffen. Dieser Ort wird so detailliert beschrieben, dass man ihn beim Lesen direkt vor Augen hat.
In die Erzählung sind Briefe, Dialoge und Tagebucheinträge eingeflossen, die das Buch lebendig und spannend werden lassen.
Die Gespräche zwischen Linn und ihrem Vater sind sprunghaft und unvorhersehbar. Gerade dadurch wird das Lesen interessant und emotional. Es beschreibt das unruhige Leben von Linn und im übertragenen Sinn auch das Leben der heutigen Gesellschaft.
Mich hat das Buch berührt. Es ist die Familiengeschichte der Autorin mit ihren Empfindungen als Kind und  nicht einfach zu lesen, aber in jedem Fall lohnenswert.                  				
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								Familienportrait
Die erfolgreiche norwegische Schriftstellerin Linn Ullmann ist die Tochter bekannter Persönlichkeiten. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Liv Ullmann, ihr Vater war der Regisseur Ingmar Bergmann.
Das spielt in diesem Familienroman eine Rolle. Es ist zwar keine direkte …							
							
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                  				Familienportrait
Die erfolgreiche norwegische Schriftstellerin Linn Ullmann ist die Tochter bekannter Persönlichkeiten. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Liv Ullmann, ihr Vater war der Regisseur Ingmar Bergmann.
Das spielt in diesem Familienroman eine Rolle. Es ist zwar keine direkte Autobiographie, aber fußt doch auf autobiografische Fakten. Im Mittelpunkt sind neben den Erinnerungen an die Kindheit besonders die letzten Monate zwischen Vater und Tochter. Sie haben ein gemeinsames Projekt. Ein Interview, das ein Buch über das Älterwerden werden soll, verteilt auf 6 zweistündige Gespräche.
Diese Form verleiht dem Buch das besondere, wobei Linn Ullmanns behutsame Vorgehensweise beim Portraitieren ihres alten Vaters bemerkenswert ist. Wesentlich ist, dass Linn Ullmann ihre eigene Familiengeschichte romanhaft verarbeitet hat.
Dazu gehören auch ihre Empfindungen als Kind, als sich ihre Eltern trennten und sie mit der Mutter nach New York ging.
Für Leser, die Literatur lieben, ist das Buch sowohl sprachlich als auch inhaltlich sehr ansprechend!                  				
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