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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 604 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2024
Nice to miez you / Cat Girls Bd.1
Scharf, Claudia

Nice to miez you / Cat Girls Bd.1


sehr gut

Ein ganz normales Mädchen, plötzlich Superheldin und ein cooles Mangaflair

Minou ist ein ganz normales Mädchen. Gerade war, aufgrund der Arbeit ihrer Mutter, wieder einmal Umziehen angesagt. Eine neue Stadt, eine neue Schule, das ist schon nicht so leicht. Und der erste Schultag, da geht wirklich alles daneben. Minous Familie, da können alle irgendetwas richtig gut, sie selbst nicht. Doch dann merkt sie, dass auch bei ihr etwas besonders ist. Sie hört und sieht besser als andere und richtig hoch springen kann sie auch, fast schon katzenhaft. Ihre Mitschülerin Feline bemerkt das auch und glaubt, dass sie, wie sie selbst, ein CAT GIRL ist. Das muss Minou erst einmal verarbeiten, zumal es da jemanden gibt, der Cat Girls gar nichts Gutes will.
Erzählt wird diese Geschichte sehr flott, ein wenig flippig und ziemlich cool, genau wie man sich das für die jugendliche Zielgruppe wünscht. Und dann ist da noch das Flair des sehr gelungenen Manga-Stils, der sich immer wieder in den Text einbindet und so das Geschehen miterzählt.
Das Buch ist der sehr gelungener Auftakt einer als Reihe angelegten Cat GIRL-Abenteuerserie. Hier geht es erst einmal ums Kennenlernen und das tut man sehr gerne, denn Minou ist in vielem ja einfach wie du und ich, mit den typischen Familien- und Schulproblemen. Und auch ein Junge, bei dem es mit Minou im wahrsten Sinne des Wortes so richtig rumst, ist mit im Gepäck. Die großen Abenteuer werden dann sicher in den Folgebänden in den Vordergrund treten, hier ist es vor allem die tolle Gestaltung, Text und Manga-Elemente im Wechsel und dazwischen auch noch die ein oder andere kreative Zeichnung, Sprechblase inklusive, die hervorsticht. Die Geschichte verspricht mehr, für die Zukunft, Manga-Outfit und Co sind schon jetzt der Hammer.
Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht für die frisch gebackene Superheldin und vielleicht gesellen sich ja noch ein paar Freunde dazu.

Bewertung vom 25.04.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


ausgezeichnet

Drei Frauen zu unterschiedlicher Zeit, Sehnsucht, Aufbegehren, Freiheit

Dies ist die Geschichte dreier Frauen, getrennt durch die Zeit und die jeweilige Situation, mit der sie in ihrem Leben fertig werden müssen. Später, nahe am Ende, wird man auch eine Verbindung entdecken zwischen ihnen. Aber was sie alle drei ausmacht, von Beginn an, ist ihre Sehnsucht, den engen Grenzen, teilweise gesetzt durch staatliche Vorgaben und sogar Gewalt, Paroli zu bieten. Sie begehren auf, so gut es eben geht in dem Bestreben nach Freiheit.
Da ist unser Heute und da ist Nina, eine junge Ärztin, die einfach nicht mehr kann. Die Jahre an der Charité, die Zeit von Corona, dringend braucht sie eine Auszeit. Als man ihr diese so nicht gewährt, kündigt sie ihre Arbeit und sucht, begleitet von einem tierischen Neuzugang, Hund Ayla, Ruhe und die Zeit für Selbstreflektion am Stettiner Haff. Und dann kommt der Tag, an dem ihre Hündin etwas ausgräbt, was Nina umtreibt. Und sie macht sich auf die Suche nach Antworten.
Viele Jahre davor, hier lernen wir Sigrun kennen. Sehr jung geheiratet lebt die 20-Jährige mit Mann und Kind in der DDR und spürt die ganz normale staatliche Ein- und Begrenzung ihres Seins täglich in einer Weise, die sie dazu bringt, aufbegehren zu wollen. Sie sehnt sich nach Freiheit, wie sie sie versteht, aber um ihre Familie und speziell das Fortkommen ihres Mannes nicht zu gefährden, versucht sie, weiterzumachen wie bisher.
Und dann gibt es Gine, wieder eine Generation davor. Es ist die Zeit der NS-Diktatur und die 14-jährige wird zum Landjahr ins Stettiner Haff berufen. Die sogenante Belohnung ist ein harter erzwungener Arbeitsdienst. Und dann wird es noch viel schlimmer, denn man vergeht sich an ihr.
Drei Frauen, wir erfahren ihre Geschichten, authentisch, sehr nahe dran und wir fühlen mit, erleben die Ohnmacht, die Sehnsucht nach einem anderen, ihrer Person, auch ihrem Frausein, geachtetem Leben.
Dieses Buch, es wühlt auf und es treibt um, uns Leser in unserem auch so gar nicht perfekten Heute, aber es ist schon etwas anderes mit seinen doch demokratischen Strukturen und den Möglichkeiten, jemand zu sein. Und dazu die Natur des Stettiner Haffs, die Landschaft, das Moor, das Meer, die herrlichen Wege, die man sich erschließen kann, in einer gefühlt echten Freiheit. Und glücklicherweise ist dieses Gefühl für uns auch die Wirklichkeit. Das weiß man zu schätzen, nach diesem Buch aufs Neue sehr bewusst.
Ein guter duchdachter Roman, der sehr anrührt.

Bewertung vom 24.04.2024
Als das Dromedar in meinem Garten stand
Hofer, Severin

Als das Dromedar in meinem Garten stand


ausgezeichnet

Woher kommt das Dromedar, originelle Fotointeraktion mit neuem Plüschfreund

Plötzlich steht es da, das menschhohe Plüschdromedar. Es sucht wahrscheinlich einen Freund und der Erzähler dieses besonderen Fotobilderbuchs, er könnte es wohl sein. Woher kommst du denn, ist seine erste Frage. Viele mögliche Orte.zählt er auf, vielleicht aus dem Wald, aus einem Bunker, bist du her geschwommen oder per Schiff zu mir gekommen, hast du einfach diese Treppe genommen, sag es mir. Von jedem dieser Orte kann man ein Foto sehen, mit dem braunen Dromedar und ihm selbst darauf, immer ziemlich lustig drapiert und in schöner Eintracht miteinander. Man kommt sich näher, sitzt bzw. verrenkt sich gemeinsam auf einer Bank oder geht, das ist dann schon ganz am Ende des Buches, zusammen einen Weg entlang. Woher das Dromedar dann wirklich kommt, seine Antworten sind originell, aber letztendlich ist es immer ein Nein. Doch dann rückt es doch noch damit heraus. Es ist einfach über einen Zaun gesprungen und nun ist es da, bereit für gemeinsame Unternehmungen. Man könnte ja zusammen durch die Lande fahren und nicht nur Fotos machen von sich selbst, sondern sich mit all den neugierigen Menschen am Wegesrand unterhalten, in Interaktion treten, wie man so schön sagt. Aber das wäre dann wohl der zweite Band dieser Geschichte.
Sehr originell ist dieses Buch, ein wenig schräg und sehr passend zusammengeführt in seiner Kombination aus Foto und Text. Gedacht ist es für Kinder und die haben viel Spaß dabei,. Aber ihre Vorleser, die Erwachsenen sind hier mit genauso viel Freude mit dabei und gerade sie hätte die Einbindung von ein paar mehr Menschen, ein paar mehr Begegnungen, zu einem noch zufriedeneren Gesamterlebnis geführt.
Aber wir hoffen auf Band 2, denn die beiden haben sich jetzt doch wohl gefunden und wollen nun als Freunde gemeinsam hinaus in die Welt.

Bewertung vom 18.04.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Eine individuelle Familiengeschichte mit allem was dazugehört

Der angesehene Meeresbiologe Adam Gardener steht kurz vor seinem 70.Geburtstag und will dort noch einmal ein forscherisches Highlight präsentieren. Deshalb setzt er die Medikamente, die ihn beeinträchtigen, heimlich ab. Seine zwei Kinder, Ken und Abbey hat er nach dem sehr frühen Tod seiner Frau alleine großgezogen. Sein Sohn, ein gutsituierter Geschäftsmann, mit Frau und zwei Kindern, strebt eine politische Karriere an. Da ist heile Welt natürlich sehr wichtig, auch wenn es nur Fassade ist. Denn in seiner Ehe gibt es massive Probleme. Abbey ist Künstlerin geworden. Die enge Beziehung der beiden Geschwister in ihrer Kindheit hat sich inzwischen zu einem sehr angespannten kontroversen Verhältnis gewandelt, was sich aufgrund von Kens notwendigem Wohlwollen ihr gegenüber, ihr Atelier gehört ihm und sie nutzt es kostenlos, als noch problematischer darstellt. Auch die anderen Protagonisten in diesem Familiengefüge stellen durchaus starke Charaktere da und als dann, gerade vor dem Hintergrund der hochgehaltenen konservativ vorgelebten Lebensweise auch noch eine uneheliche Tochter mit Frau und Kind auftaucht, ist eine noch weiter gesteigerte 'Turbulenz' in all den Gegensätzlichkeiten vorprogrammiert.
Und dann der große Tag, da kann man sich schon ein bisschen denken, dass es dann herausbricht wie ein Vulkan, all das Ungesagte und noch ein paar vergrabene Geheimnisse mit dazu.
Dies ist eine sehr lebendige Geschichte rund um eine Familie und ihr 'Treibgut', fein und präzise miteinander verwoben in ihrem Mit- und Gegeneinander, in ihrem Aufbegehren und auch dem Versuch auf Versöhnung.
Das Ganze hat genau die richtige Balance, um gut zu sein und trotzdem den Anspruch auf angenehme Unterhaltung nicht zu sprengen.
Ich mochte es sehr.

Bewertung vom 15.04.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


ausgezeichnet

Als Kind Flüchtling zu sein, allein in einem neuen Land und doch ist da viel Menschlichkeit

Kinder, die ihre Heimat verlassen müssen, aus purer Not, um dem Tod zu entrinnen und dann ein neues Land, das einen nicht willkommen heißt, oft zumindest, davon handelt Isabel Allendes neues Werk. Da ist der 6-jährige Samuel, der 1938 von seiner Mutter, als letzter rettender Ausweg, mit einem Kindertransport nach England geschickt wird. Und da ist Anita, mehr wie 80 Jahre später flüchtet ihre Mutter mit dem fast blinden Mädchen aus ihrer Heimat El Salvator, um in den USA Zuflucht zu suchen. An der Grenze werden die beiden getrennt und Anita kommt in ein Lager. Beide Kinder versuchern zu überleben, gerade auch in sich selbst. Bei Samuel ist es vor allem die Musik, die ihn die lange Litanei ertragen lässt, bis er irgendwann ankommt, bei neuen Eltern, die alles tun, um ihm ein zuhause zu geben. Und Anita, sie schafft sich eine eigene Welt, in ihrer Fantasie, mit einer imaginären Freundin, die ihr das Gefühl gibt, nicht so unendlich allein zu sein.
Und so zeigt die Autorin uns auf, einprägsam und wie immer in ihrem sehr gut lesbaren Stil, was Flüchtlingsein bedeutet, egal, zu welcher Zeit, egal, mit welchem Hintergrund. Und dass es Kinder sind, das gräbt sich nochmal so tief ein, in unser Bewusstsein und rüttelt auf. Unsere eigene Einstellung auch zur aktuellen Lage, die so viele weitere Menschen in Not 'produziert', diese Geschichte hilft, sie, falls das so ist, vielleicht wieder zurechtzurücken, hin zu Empathie und Menschlichkeit. Und genau diese Menschlichkeit, sie kommt letztendlich auch in diesem Buch nicht zu kurz und lässt die Hoffnungslosigkeit zu Hoffnung werden, hier ganz konkret für diese beiden Kinder. Und irgendwann, nach ein wenig langer Zeit, findet sich die Verbindung, die die Handlungsstränge zusammenführt und dieser Geschichte ein gutes Ende gibt. Einige der Protagonisten werden verdienterweise etwas 'belohnt' und dem Leser hilft es, den, man muss es wohl tatsächlich Mut nennen, aufzubringen, um, wo immer es geht, menschlich zu sein.
Dieses Buch, es bietet richtig gute Unterhaltung, mit Themen, die ihre Aktualität nie verlieren werden. Auch die politischen Vorgaben werden nicht ausgespart und trotzdem bleibt es persönlich.
Fiktion, die der Realität in nichts nachsteht!
Der neue Allende-Roman.

Bewertung vom 14.04.2024
Paare
Millner, Maggie

Paare


sehr gut

Mit Lyrik erzählt, das unstete Gefühl einer Liebesbeziehung

Kein Gedicht, eine ganze Geschichte, wird hier erzählt durch die Lyrik, ein Experiment, das sich das Thema Liebe auf die Fahnen schreibt.
Eine Frau lebt mit Mann und Katze in einer funktionierenden Zweierbeziehung. Ein wenig gelangweilt sucht sie nach Anderem, will sich ausprobieren in neuen 'Konstellationen'. Die Beziehung zu einer anderen Frau, gerne auch im Einklang und unter Fortführung ihrer bisherigen Partnerschaft, dazu war ihr Mann nicht bereit und so kommt es zur Trennung. Es folgt eine wilde komplizierte Liebe, in der die eine der anderen nicht genügt und die Protagonistin gerade auch das sucht, von dem sie sich zuvor abgewendet hat, Stabilität und Zweisamkeit. Und so kommt es, wie es sicherlich auch zu erwarten war. Und dann geht die Geschichte noch etwas weiter.
Das Geschehen an sich, eine Episode aus einem Leben, ein Ausbruch, der scheitert oder vielleicht eher die Erkenntnis bringt, dass jemand das Falsche gewollt hat, wo er meinte, es wäre sein Weg. Das ist nicht aufregend, aber es ist authentisch und real, kurzweilig und fokussiert auf das Wesentliche.
Das Besondere daran ist die Erzählform, Paarreimlyrik im Ich-Erzählerstil und dazwischen etwas Prosa, mit einem Perspektivwechsel verbunden. Es ist experimentell, kreativ und auch durchaus spannend, vor allem aus der Sicht des Lesers, der sich bisher noch nicht unbedingt an dichterische Ausdrucksweisen herangetraut hat.
Und natürlich fragt man sich, ob es funktioniert. Tut es, wenn man es einfach einmal anders mag, sich auch ein wenig herausfordern will.
Mir hat es gefallen, im Namen der Kunst und im Umgang mit dem Wort.

Bewertung vom 11.04.2024
Lilly und Billy.
Gruß, Ursula

Lilly und Billy.


ausgezeichnet

Eine dicke Freundschaft und ein Streit ändert daran gar nichts

Das Hasenmädchen Lilly und der junge Enterich Billy sind dicke Freunde. Schon morgens freuen sie sich darauf, sich gleich zu sehen, während der Woche in der Schule und am Wochenende so richtig den ganzen Tag. Da wird dann getollt, man gibt sich gegenseitig lustige Namen und der ein oder andere freundschaftliche Schubser ist auch dabei. Doch an einem Samstagmorgen geht es Lilly gar nicht gut. Sie macht sich große Sorgen um ihren kleinen Bruder, der letzte Nacht sehr krank geworden ist. Da ist dann das Foppen und Schubsen von Billy plötzlich gar nicht mehr lustig und aus ihrem sonst so freundschaftlichen Spiel wird eine böse Streiterei, so richtig mit Hauen und Wehtun. Erst die kluge Füchsin macht dem ein Ende und erklärt den beiden, nachdem sie sich beruhigt haben, was da falsch gelaufen ist. Lilly und Billy hatten nämlich richtig Angst bekommen, dass sie nun keine Freunde mehr sind. Aber das ist nicht so, denn nach dem Streiten kommt das Vertragen. Das hinzukriegen ist zwar gar nicht so einfach, aber danach ist alles wieder gut.
Das ist eine tolle Geschichte, die uns sehr helfen kann, denn das könnten richtig gut auch du und ich sein, Freunde, bei denen gerade einmal etwas schief läuft. Aber das mit dem Vertragen bekommen auch wir dann bestimmt hin. Und natürlich der kleine Tipp, schaut hin, wenn es dem anderen einmal nicht so gut geht, dann einfach auch mal zuhören und trösten. Und von Lillys Seite aus betrachtet, nicht einfach vor sich hingrummeln, sondern mit dem Freund reden, damit er weiß, das etwas nicht stimmt.
Man muss Lilly und Billy einfach mögen und dazu tragen auch die sehr gelungenen Bilder bei. Man freut sich und leidet mit ihnen. Und deshalb wollen sie uns auch nicht nur auf ganz tolle Weise etwas von Freundschaft erzählen. In einem nächsten Band geht es dann um ein anderes Thema, worüber zu reden ganz wichtig ist in unser aller Leben. Und so können wir uns freuen, auf ein schönes Wiedersehen.

Bewertung vom 10.04.2024
Happy Hour
Granados, Marlowe

Happy Hour


gut

Zwei junge Frauen, einfach Life und eine Oberflächlichkeit, die nach Tiefe ruft

Isa, die Ich-Erzählerin in dieser Geschichte und ihre Freundin Gala kommen an, in New York, der Stadt der Städte, mit Parties exquisit. Genau das ist der Plan, ein langer Sommer in dieser Stadt, das Leben spüren, abfeiern, wo es angesagt ist, sich unter die Schönen und Reichen mischen, um jeden Preis. Und dieser Preis fängt schon bei dem total überteuerten Zimmer, das sich die beiden fortan teilen, an. Untertags wird gejobbt, Geldverdienen, wo und wie immer es geht. Wenigstens die Unterkunft muss dadurch in trockenen Tüchern sein. Und nachts, Feiern in den feinen Kreisen, sich hineinschleichen, mit manchem Gefallen. Bezahlen müssen andere, die, die es haben und dafür schmiert man ihnen auch viel Honig um den Mund. Und wenn das Geld fehlt, wird eben gehungert, Priorität hat der Spaß.
Die Frage, die sich hier stellt, ist es denn irgendwann wirklich noch Spaß, die pure ungetrübte Feierlust, die das Leben schöner macht. Funktioniert das oder belügt sich hier jemand selbst, denn Selbstreflexion ist durchaus da und die Wahrnehmung der Oberflächlichkeit dieser Gesellschaft auch. So ganz kommt das nicht heraus, wenn Isa in ihrem Tagebuchstil davon erzählt.
Der Schein und das Darunter unter dem hippen High Society-Schleier, eine interessante Konstellation, doch die Umsetzung muss man mit dem ein oder anderen Fragezeichen versehen. Denn das Mehr, das schon dazugehört, um den Anspruch zu erfüllen, den dieses Buch durchaus hat, oder nicht?, es bleibt vage, angedeutet auf eine Art, der das Subtile fehlt, um die Leser wirklich zu fordern. Stattdessen wird es überdeckt von sich wiederholenden Banalitäten und es tun sich Zweifel auf, was hier gewollt ist, wohin die Reise geht. Was soll das Fazit sein nach einem Sommer in dieser Stadt, mit Happy Hour im Überdruss.
Als Debüt ok, aber ich glaube, bei der Autorin geht mehr. Und ich bin gespannt darauf.

Bewertung vom 09.04.2024
Lichtjahre im Dunkel
Ani, Friedrich

Lichtjahre im Dunkel


sehr gut

Der andere Kriminal-Roman und viele düstere Seelen

Ein abgängiger Eheman ruft den Expolizisten Tabor Süden auf den Plan. Seine Ehefrau will wissen, was mit ihm geschehen ist, inoffiziell, ohne Polizei. Ihre nicht sehr konkreten, gar falschen Angaben machen es dem Privatdetektiv nicht gerade leicht, das Schicksal des Vermissten aufzuklären. Und dann wird in einem Kofferraum eine Leiche gefunden, die Gewissheit bringt, der Leo Ahorn ist tot. Ab hier übernimmt die Polizei, mit Oberkommissarin Fazira Nazri als Leiterin, die Ermittlungen. Trotzdem wird uns nun nicht das übliche Opfer-Tätersuchen-Muster vorgeführt. Aber das ist ja bei Kriminal-Romanen von Friedrich Ani sowieso nie der Fall. Ihm geht es vor allem um die Menschen, rechts und links des mordbefleckten Wegesrands, die mit den düstern Seelen, in die auch diese Geschichte einen tiefen Blick wirft. Als Leser hineingezogen in Abgründe, in denen schon längst das Licht ausgegangen ist, das bekommt man in dieser Konsequenz nur selten so vorgesetzt. Und wenn das Buch zu Ende ist, verharrt man schon noch eine Weile in dieser Düsterkeit. Und wer der Mörder war, ist irgendwie gar nicht mehr wichtig.
Ein echter 'Ani' eben, entweder er passt für einen, oder eben nicht. Wenn man zu Ersteren gehört, herzlich willkommen im Club.

Bewertung vom 07.04.2024
Onyekas Superkraft / Academy of the Sun Bd.1
Okogwu, T_lá

Onyekas Superkraft / Academy of the Sun Bd.1


ausgezeichnet

Die Superkraft, die in den Haaren steckt und ein sympathisches Mädchen mit nigerianischen Wurzeln

Onyeka lebt mit ihrer Mutter in London, hat aber nigerianische Wurzeln. Davon zeugt auch ihre auffällige Haarpracht, die dazu führt, dass manchen Menschen sie so behandeln, dass sie sich als Außenseiterin fühlt. Das geschieht auch in der Schule. Aber zum Glück hat sie eine Freundin, die zu ihr hält und versucht, Onyeka vor diesem Gefühl der Diskriminierung zu schützen. Eines Tages kommt es zu einem Beinaheunfall, der die beiden Freundinnen das Leben hätte kosten können, aber, welch eine Entdeckung, Onyekas Haare haben Superkräfte und retten sie beide. Die Reaktion der Mutter darauf, sie macht sich mit ihrer Tochter auf den Weg nach Nigeria, um dort deren verschollenen Vater zu finden. Und sie eröffnet Onyeka eine neue Welt. Denn dort gibt es die Academy of the Sun, in der Kinder wie sie, sogenannte Solari, ausgesstattet mit Superkräften, erlangt durch die Sonne, zur Schule gehen. Das soll auch Onyeka ab jetzt tun. Der Anfang ist schwer, doch dann findet Onyeka Freunde. Und dann heißt es, Gefahren zu trotzen und das Abenteuer, das sich daraus entwickelt, ist wirklich fantastisch, fantastisch gut und dazu super spannend, auf jeden Fall.
Superhelden gibt es viele, sie liegen sozusagen seit Jahren im Trend und werden auch in ihren Geschichten zunehmend austauschbarer. Das hier ist anders. Es geht um ein absolut sympathisches eigentlich ganz normales Mädchen, mit Problemen, die bisher in solchen Geschichten nie Thema waren, dazu das langsame Erwachsenwerden, ist wahrlich nicht einfach und eine Welt von morgen, ein Nigeria, das uns zeigt, wie es geht, mit den Ressourcen der Natur, Lösungen für Leben in der Zukunft zu schaffen. Bei solchen Vorgaben Superheldin zu sein, da lohnt sich das Dabeibleiben allemal.
Und ich kann euch versprechen, hier hat eine ganz eigene fantastische Buchreihe ihren ersten sehr überzeugenden Auftritt. Zugegeben, etwas echt Uncooles ist auch dabei, nämlich der Cliffhanger am Ende der Geschichte. Ziemlich mies, aber hey, nehmt es wie ein Superheld, das nächste Abenteuer, die Fortsetzung hierzu, die kommt, ganz bestimmt.