
London, in einer nicht wirklich fernen Zukunft: Ein Drogenhändler treibt tot in der Themse, ein Schutzgelderpresser verschwindet spurlos. Ellie Johnson weiß, dass auch sie in Gefahr ist - sie leitet das heißeste Start-up Londons und zugleich das illegalste: Über ihre App bestellt man Drogen in höchster Qualität, und sie werden von Drohnen geliefert. Anonym, sicher, perfekt organisiert.Die Sache hat nur einen Haken - die gesamte Londoner Unterwelt fühlt sich von ihrem Geschäftsmodell bedroht und will 'Die Lieferantin' tot sehen. Ein Kopfgeld wird auf sie ausgesetzt. Ellie beschließt zu...
London, in einer nicht wirklich fernen Zukunft: Ein Drogenhändler treibt tot in der Themse, ein Schutzgelderpresser verschwindet spurlos. Ellie Johnson weiß, dass auch sie in Gefahr ist - sie leitet das heißeste Start-up Londons und zugleich das illegalste: Über ihre App bestellt man Drogen in höchster Qualität, und sie werden von Drohnen geliefert. Anonym, sicher, perfekt organisiert.
Die Sache hat nur einen Haken - die gesamte Londoner Unterwelt fühlt sich von ihrem Geschäftsmodell bedroht und will 'Die Lieferantin' tot sehen. Ein Kopfgeld wird auf sie ausgesetzt. Ellie beschließt zu kämpfen - ihre Gegner sind mächtig, und sie lauern an jeder Straßenecke.
Die Sache hat nur einen Haken - die gesamte Londoner Unterwelt fühlt sich von ihrem Geschäftsmodell bedroht und will 'Die Lieferantin' tot sehen. Ein Kopfgeld wird auf sie ausgesetzt. Ellie beschließt zu kämpfen - ihre Gegner sind mächtig, und sie lauern an jeder Straßenecke.
Zoë Beck, geboren 1975, ist Schriftstellerin, Übersetzerin (u. a. Amanda Lee Koe und James Grady), Verlegerin (CulturBooks) und Synchronregisseurin für Film und Fernsehen. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Zoë Beck zählt zu den wichtigsten deutschen Krimiautor_innen und wurde mit zahlreichen Preisen, unter anderem mit dem Friedrich-Glauser-Preis, dem Radio-Bremen-Krimipreis und dem Deutschen Krimipreis, ausgezeichnet. Edvard ist ihr erstes Jugendbuch.
Thomas Wörtche, geboren 1954. Kritiker, Publizist, Literaturwissenschaftler. Beschäftigt sich für Print, Online und Radio mit Büchern, Bildern und Musik, schwerpunktmäßig mit internationaler crime fiction in allen medialen Formen, und mit Literatur aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Australien/Ozeanien. Herausgeber der »global crime«-Reihe metro in Kooperation mit dem Unionsverlag (1999 - 2007), der Reihe »Penser Pulp« bei Diaphanes (2013-2014). Gründete 2013 zusammen mit Zoë Beck und Jan Karsten den (E-Book-)Verlag CulturBooks und gibt ein eigenes Krimi-Programm für Suhrkamp heraus. Co-Herausgeber des Online-Feuilletons CULTurMAG.
Thomas Wörtche, geboren 1954. Kritiker, Publizist, Literaturwissenschaftler. Beschäftigt sich für Print, Online und Radio mit Büchern, Bildern und Musik, schwerpunktmäßig mit internationaler crime fiction in allen medialen Formen, und mit Literatur aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Australien/Ozeanien. Herausgeber der »global crime«-Reihe metro in Kooperation mit dem Unionsverlag (1999 - 2007), der Reihe »Penser Pulp« bei Diaphanes (2013-2014). Gründete 2013 zusammen mit Zoë Beck und Jan Karsten den (E-Book-)Verlag CulturBooks und gibt ein eigenes Krimi-Programm für Suhrkamp heraus. Co-Herausgeber des Online-Feuilletons CULTurMAG.
© Anette Göttlicher/Suhrkamp Verlag
Produktdetails
- suhrkamp taschenbuch 4775
- Verlag: Suhrkamp
- Artikelnr. des Verlages: ST 4775
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 324
- Erscheinungstermin: 5. Juli 2017
- Deutsch
- Abmessung: 210mm x 130mm x 26mm
- Gewicht: 397g
- ISBN-13: 9783518467756
- ISBN-10: 3518467751
- Artikelnr.: 46773294
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensent Elmar Krekeler kann nur hoffen, dass die Schraube, an der Zoe Beck in ihrer "Nahzukunftserfahrung" gedreht hat, in der Realität stecken oder noch besser einfach unberührt bleibt, denn die Horrorszenarien, die die Autorin in ihrem Roman "Die Lieferantin" entwirft, sind nur eine einzige Windung von der realen Gegenwart entfernt, warnt der Rezensent. Ausgangspunkt für die Geschichte der Drogenhändlerin Ellie und der Steakhouse-Besitzerin Leigh, die zur Mörderin wird, ist das post-Brexit-London, ein London, indem Gleichberechtigung ein Modewort von gestern ist, in dem alle Hoffnungen und Bemühungen darauf verloren sind und die Enttäuschung über den Verlust mit Drogen gedämpft wird, lesen wir. Becks Visionen sind beängstigend plausibel, "kristallklar", detaillreich und dabei nie belehrend, oberflächlich oder reißerisch, lobt der begeisterte Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Wenn die Drogen mit der Drohne kommen
Eine Begegnung mit Zoë Beck, die keine Regional- und keine Frauenkrimis schreiben wollte. Zum Glück bis heute nicht
Die Drohne war früh aufgestiegen, sie schwebte schon über dem Exposé, gerade mal so groß wie ein Spatz, Zoë Beck hatte es nur noch nicht bemerkt. Sie wollte in ihrem neuen Roman von Drogen erzählen und von organisierter Kriminalität, von einer jungen Frau in London, die Drogen verkauft. Dazu hatte sie recherchiert. Ein Bekannter hatte ungefähr zu der Zeit eine Dokumentation über Drohnen fertiggestellt, sie fand das Thema aufregend, und auf einmal, sagt Zoë Beck, "machte es dann Klick". Es kam zusammen, was sehr gut zusammenpasst, wenn man den Kriminalroman "Die
Eine Begegnung mit Zoë Beck, die keine Regional- und keine Frauenkrimis schreiben wollte. Zum Glück bis heute nicht
Die Drohne war früh aufgestiegen, sie schwebte schon über dem Exposé, gerade mal so groß wie ein Spatz, Zoë Beck hatte es nur noch nicht bemerkt. Sie wollte in ihrem neuen Roman von Drogen erzählen und von organisierter Kriminalität, von einer jungen Frau in London, die Drogen verkauft. Dazu hatte sie recherchiert. Ein Bekannter hatte ungefähr zu der Zeit eine Dokumentation über Drohnen fertiggestellt, sie fand das Thema aufregend, und auf einmal, sagt Zoë Beck, "machte es dann Klick". Es kam zusammen, was sehr gut zusammenpasst, wenn man den Kriminalroman "Die
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Lieferantin" liest.
Die junge Ellie, so heißt die Titelfigur, hat ein Start-up-Unternehmen, das Hightech-Drohnen entwickelt, und ohne Wissen ihres Auftraggebers hat sie ein gutes Dutzend davon an Leute verteilt, die damit nach Bestellung im Darknet Drogen in Greater London zustellen, beste Qualität, sicher, geräuschlos, gelegentlich wegen heftiger Witterungsbedingungen mal nicht einsatzfähig. Und mit einer politischen Agenda: Weil die britische Regierung nach dem Brexit den "Druxit" plant, weil sie an die Schimäre eines drogenfreien Großbritanniens glaubt, dealt die Lieferantin für die Freiheit, "dass erwachsenen Menschen zugestanden wurde, Entscheidungen für sich zu treffen, nachdem sie sich informiert hatten und wussten, welche Risiken sie eingingen".
Leider gebe es derart leistungsfähige Drohnen noch nicht, sie habe da ein wenig hinzuerfinden müssen, sagt Zoë Beck mit einem Lächeln, während wir beim Mittagessen in Berlin-Zehlendorf sitzen, weit entfernt von Mitte. Hier ist Berlin noch provinziell und dörflich, wie es früher zu West-Berlin-Zeiten war, hier wohnt der Bundespräsident gleich um die Ecke, weshalb man sich bei der Parkplatzsuche misstrauischen Polizistenblicken aussetzt. Die 42-Jährige wohnt hier, in dieser Halbdistanz zur Stadt, Randlagen hat sie schon, als sie in Hamburg und in München lebte, geschätzt.
"Die Lieferantin" ist bereits ihr achter Kriminalroman, wenn man die fünf nicht mitzählt, die sie unter ihrem Geburtsnamen Henrike Heiland veröffentlicht hat. Als Zoë Beck, wie sie sich nach einem Einschnitt in ihrem Leben nannte, wechselte sie auch Schauplätze und Schreibstil, wenngleich sie sagt: "Ich versuche ja auch, in jedem Buch eine Stimme zu finden." Dass die Beck-Bücher in England und Schottland spielen, liegt ganz einfach daran, dass sie Anglistik studiert und in England gelebt hat, dass ihr diese Welt vertraut ist. Der Terrainwechsel hat allerdings auch damit zu tun, dass die Vorgaben der Verlage für Krimis, die in Deutschland spielen, ihr damals, vor knapp zehn Jahren, viel zu eng waren. Gewünscht waren Regionalkrimis, und bloß nicht zu düster. Henrike Heiland musste sich anhören, ihre Themen seien "zu schwer", man könne die Bücher schließlich nur in der Region verkaufen.
Und Zoë Beck ärgert sich noch heute darüber, wie die Einkäufer der großen Buchhandelsketten beinahe diktierten, was geschrieben wurde. Was die Leute angeblich lesen wollten, das wurde an die Agenten weitergegeben, die dann zu ihren Autoren sagten: "Willst du das nicht auch mal probieren?" Sie wollte nicht. Erst recht wollte sie nicht dem entsprechen, was das Label "Frauenkrimi" gemeinhin so vorsieht. Und weil Zoë Beck als Person wie als Erzählerin einen ausgeprägten Sinn für Ironie hat, spricht sie mit höflicher Distanz von "Strukturvorgaben" der Verlage, die auf vermeintlich unanfechtbaren Erkenntnissen darüber beruhen, welche Bücher Männer schreiben und welche sie lesen - und welche nicht, Bücher von Frauen nämlich.
Dass sie nach England auswich, wurde natürlich auch nicht bejubelt, aber für Zoë Beck war es eine Befreiung vom Zwang zum possierlichen Lokalkolorit. Sie musste sich auch weiterhin behaupten und streiten für ihre Projekte, auch dort, wo es um den Buchtitel ging oder um die Gestaltung des Covers. "Es war immer ein Kampf", sagt sie, bei dem sie mal gewonnen und mal verloren habe.
Mit dem Umschlag der "Lieferantin" ist sie zufrieden, das Hochglanz-London-Bild mit der kleinen Drohne aus dem Photoshop ist ihr (und uns) erspart geblieben. Auch ohne Kampf. Es hätte tatsächlich nicht gepasst zu diesem Ensembleroman, der mit dem charmanten kleinen Hinweis beginnt: "London, vielleicht bald". Als sie zu schreiben begann, war der Brexit absehbar, wenngleich sie jeden Tag gehofft habe, er möge sich noch mal abwenden lassen. Im Roman ist er Realität, und die Folgen sind so hässlich, wie man das erwarten darf.
Kapitel für Kapitel bis hin zur Eskalation entfaltet sich das komplizierte Geflecht der handelnden Personen. Der Wirt Leigh, der den zu gierigen Schutzgelderpresser Gonzo umgebracht und die Leiche unterm neu betonierten Fußboden im Lagerraum deponiert hat, ist ein Katalysator: Das Verschwinden Gonzos alarmiert den Boyce-Clan, für den er tätig war, die Drogengroßhändler sehen sich unter Druck, ihr Image leidet, weil sie nicht kundengerecht arbeiten und Marktanteile an "Legalisierungs-Gutmenschen" wie Ellie verlieren, weil die den besseren Service und die modernste Zustellmethode hat. Dass die Wunderdrohnen bei jedem Abwurf Fotos der Kunden machen, ist so etwas wie eine Rückversicherung. Ellie wird sie ziemlich schnell brauchen, und es hilft, dass sich in ihrer Kundendatei natürlich auch hochrangige Gestalten aus Polizei und Verwaltung mit Bild finden.
Während im Untergrund ein kleiner Drogenkrieg beginnt, geht es auf den Straßen Londons rauh zu. Die Anti-Druxit-Kampagne prallt auf die nationalistische Bewegung der "Rotweißblauen", benannt nach den Farben des Union Jacks, Autos brennen, das Gesundheitssystem schwächelt. Dann bricht Ellie ihr Hauptlieferant weg, und die Old Economy des Drogenhandels setzt ein Kopfgeld auf sie aus.
Zoë Beck hat die Fäden dabei fest in der Hand. Die Querverbindungen, die sich zwischen den Personen ergeben, sind schlüssig, und die Kausalkette, die aus den verschiedenen Ereignissen entsteht, wirkt nie forciert. Nur ganz selten steht da mal ein Satz, der ein wenig zu erläuternd oder didaktisch wirkt. Dass Zoë Becks Sympathie den Befürwortern der Legalisierung gehört, macht das Buch nicht zum Thesenroman mit einer politischen Agenda. Die Beschäftigung mit Drogen, sagt sie, habe bei ihr eine lange Geschichte. "Ich habe selbst nie - zum Glück - den Drang gehabt oder Suchterfahrungen gemacht." Aber sie kenne viele Menschen aus ihrem Umfeld, die in trostlose Drogenkarrieren gestolpert seien, junge Menschen aus scheinbar intakten, normalen Familien.
"Verbote sind keine Lösung", sagt Zoë Beck, es sei doch seit langem bekannt, dass Prohibition den Griff zu härteren Drogen nahezu automatisch nach sich ziehe. "Ich weiß ja auch nicht, wie man mit Dingen wie Crystal Meth umgehen soll", sagt sie mit einem ratlosen Achselzucken, aber so etwas wie der fiktive "Druxit" im Roman stürze die Abhängigen nur immer tiefer hinein in die Ausweglosigkeit. Und nicht nur als Leserin der Drogenkrimis von Don Winslow sind ihr die politischen und gesellschaftlichen Implikationen sehr bewusst.
Romane sollen ja auch keine politischen Plädoyers ersetzen, und "Die Lieferantin" tut auch nicht so, als kenne sie ein Rezept. Zoë Beck weiß dafür, wie man einen Spannungsbogen entwirft, und es hat ihr sicher nicht geschadet, dass sie, bevor sie Schriftstellerin wurde, als Producerin im längst untergegangenen Medienimperium von Leo Kirch gearbeitet hat. Sie betreute internationale Koproduktionen, sie verdiente gut, die Arbeit machte ihr Spaß. Sie habe sich damals allenfalls vorstellen können, mal ein Drehbuch zu schreiben, sagt sie. An Prosa habe sie nie gedacht.
Als die Kirch-Pleite kam, als die Blase der New Economy platzte, musste sie auf einmal ganz neu anfangen. Sie betreute Kinderprogramme, schrieb hier und da, "und dann fragte eine ehemalige Kollegin, die nach der Kirch-Pleite zu einer Literaturagentur gegangen war: ,Möchtest du nicht Romane schreiben? Ich glaube, du kannst das.' Ich sagte: ,Nein, kann ich nicht', und daraus wurde dann ein Vertrag über drei Bücher." Sie machte sich selbständig, und dann erschloss sich noch ein weiterer Horizont. Sie hatte für den Disney Channel gearbeitet, und da fragte man sie eines Tages, ob sie nicht die Redaktion für Synchronproduktionen übernehmen wolle, da es keine Eigenproduktionen mehr gab. Sie habe kurz nachgedacht und dann entschlossen gesagt: "Krieg' ich hin!"
Wenn sie von dieser Arbeit erzählt, die sie bis heute regelmäßig macht, ist sie mindestens so leidenschaftlich wie im Gespräch über Bücher. Sie hat, unter anderem, die deutsche Fassung einer Staffel von "Orange Is the New Black" geschrieben und Regie geführt bei der vierten Staffel von "The Walking Dead". Es mache ihr riesigen Spaß, sagt sie, den richtigen Ton zu treffen, die Vorlage in sprechbares, lebendiges Deutsch zu verwandeln und mit Schauspielern zu arbeiten, auch wenn das gelegentlich dazu führe, dass man jemanden entlassen müsse, der oder die der Rolle nicht gewachsen sei. Und sie kann sich herrlich lustig machen über das mangelnde Sprachgefühl mancher Übersetzer. Bei einem Cartoon mit einem unübersehbaren Staubsauger im Bild, erzählt sie, habe der Dialogbuchautor daraus gemacht: "Wir haben ein großes Vakuum hier."
Zoë Beck muss jetzt noch lachen, wenn sie daran denkt. Nicht weil sie sich für die größte aller Übersetzerinnen hält, sondern weil sie aus der langjährigen Vertrautheit mit der englischsprachigen Literatur weiß, dass Respekt und eine gewisse Demut dazugehören und acht Jahre Schulenglisch keine hinreichende Qualifikation fürs Übersetzen sind, weder für eine amerikanische Serie noch für Henry James.
So sind wir dann am Ende doch wieder bei den Büchern gelandet, bei den Kriminalromanen, die sie "nur noch sehr ausgewählt" liest, "da überrascht einen wenig", oder bei Vladimir Nabokovs Roman "Fahles Feuer", den sie sehr bewundert, bei Autoren, die sie schätzt, ohne dass sie deshalb jetzt von so ominösen Faktoren wie Prägung oder Einfluss reden wollte. Und so weit ihre Leseinteressen auch gespannt sind - eine Textsorte meidet sie derzeit, da "Die Lieferantin" gerade mal auf dem Markt ist, lieber: Rezensionen ihres eigenen Buches.
PETER KÖRTE
Zoë Beck: "Die Lieferantin". Thriller. Suhrkamp, 326 Seiten, 14,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die junge Ellie, so heißt die Titelfigur, hat ein Start-up-Unternehmen, das Hightech-Drohnen entwickelt, und ohne Wissen ihres Auftraggebers hat sie ein gutes Dutzend davon an Leute verteilt, die damit nach Bestellung im Darknet Drogen in Greater London zustellen, beste Qualität, sicher, geräuschlos, gelegentlich wegen heftiger Witterungsbedingungen mal nicht einsatzfähig. Und mit einer politischen Agenda: Weil die britische Regierung nach dem Brexit den "Druxit" plant, weil sie an die Schimäre eines drogenfreien Großbritanniens glaubt, dealt die Lieferantin für die Freiheit, "dass erwachsenen Menschen zugestanden wurde, Entscheidungen für sich zu treffen, nachdem sie sich informiert hatten und wussten, welche Risiken sie eingingen".
Leider gebe es derart leistungsfähige Drohnen noch nicht, sie habe da ein wenig hinzuerfinden müssen, sagt Zoë Beck mit einem Lächeln, während wir beim Mittagessen in Berlin-Zehlendorf sitzen, weit entfernt von Mitte. Hier ist Berlin noch provinziell und dörflich, wie es früher zu West-Berlin-Zeiten war, hier wohnt der Bundespräsident gleich um die Ecke, weshalb man sich bei der Parkplatzsuche misstrauischen Polizistenblicken aussetzt. Die 42-Jährige wohnt hier, in dieser Halbdistanz zur Stadt, Randlagen hat sie schon, als sie in Hamburg und in München lebte, geschätzt.
"Die Lieferantin" ist bereits ihr achter Kriminalroman, wenn man die fünf nicht mitzählt, die sie unter ihrem Geburtsnamen Henrike Heiland veröffentlicht hat. Als Zoë Beck, wie sie sich nach einem Einschnitt in ihrem Leben nannte, wechselte sie auch Schauplätze und Schreibstil, wenngleich sie sagt: "Ich versuche ja auch, in jedem Buch eine Stimme zu finden." Dass die Beck-Bücher in England und Schottland spielen, liegt ganz einfach daran, dass sie Anglistik studiert und in England gelebt hat, dass ihr diese Welt vertraut ist. Der Terrainwechsel hat allerdings auch damit zu tun, dass die Vorgaben der Verlage für Krimis, die in Deutschland spielen, ihr damals, vor knapp zehn Jahren, viel zu eng waren. Gewünscht waren Regionalkrimis, und bloß nicht zu düster. Henrike Heiland musste sich anhören, ihre Themen seien "zu schwer", man könne die Bücher schließlich nur in der Region verkaufen.
Und Zoë Beck ärgert sich noch heute darüber, wie die Einkäufer der großen Buchhandelsketten beinahe diktierten, was geschrieben wurde. Was die Leute angeblich lesen wollten, das wurde an die Agenten weitergegeben, die dann zu ihren Autoren sagten: "Willst du das nicht auch mal probieren?" Sie wollte nicht. Erst recht wollte sie nicht dem entsprechen, was das Label "Frauenkrimi" gemeinhin so vorsieht. Und weil Zoë Beck als Person wie als Erzählerin einen ausgeprägten Sinn für Ironie hat, spricht sie mit höflicher Distanz von "Strukturvorgaben" der Verlage, die auf vermeintlich unanfechtbaren Erkenntnissen darüber beruhen, welche Bücher Männer schreiben und welche sie lesen - und welche nicht, Bücher von Frauen nämlich.
Dass sie nach England auswich, wurde natürlich auch nicht bejubelt, aber für Zoë Beck war es eine Befreiung vom Zwang zum possierlichen Lokalkolorit. Sie musste sich auch weiterhin behaupten und streiten für ihre Projekte, auch dort, wo es um den Buchtitel ging oder um die Gestaltung des Covers. "Es war immer ein Kampf", sagt sie, bei dem sie mal gewonnen und mal verloren habe.
Mit dem Umschlag der "Lieferantin" ist sie zufrieden, das Hochglanz-London-Bild mit der kleinen Drohne aus dem Photoshop ist ihr (und uns) erspart geblieben. Auch ohne Kampf. Es hätte tatsächlich nicht gepasst zu diesem Ensembleroman, der mit dem charmanten kleinen Hinweis beginnt: "London, vielleicht bald". Als sie zu schreiben begann, war der Brexit absehbar, wenngleich sie jeden Tag gehofft habe, er möge sich noch mal abwenden lassen. Im Roman ist er Realität, und die Folgen sind so hässlich, wie man das erwarten darf.
Kapitel für Kapitel bis hin zur Eskalation entfaltet sich das komplizierte Geflecht der handelnden Personen. Der Wirt Leigh, der den zu gierigen Schutzgelderpresser Gonzo umgebracht und die Leiche unterm neu betonierten Fußboden im Lagerraum deponiert hat, ist ein Katalysator: Das Verschwinden Gonzos alarmiert den Boyce-Clan, für den er tätig war, die Drogengroßhändler sehen sich unter Druck, ihr Image leidet, weil sie nicht kundengerecht arbeiten und Marktanteile an "Legalisierungs-Gutmenschen" wie Ellie verlieren, weil die den besseren Service und die modernste Zustellmethode hat. Dass die Wunderdrohnen bei jedem Abwurf Fotos der Kunden machen, ist so etwas wie eine Rückversicherung. Ellie wird sie ziemlich schnell brauchen, und es hilft, dass sich in ihrer Kundendatei natürlich auch hochrangige Gestalten aus Polizei und Verwaltung mit Bild finden.
Während im Untergrund ein kleiner Drogenkrieg beginnt, geht es auf den Straßen Londons rauh zu. Die Anti-Druxit-Kampagne prallt auf die nationalistische Bewegung der "Rotweißblauen", benannt nach den Farben des Union Jacks, Autos brennen, das Gesundheitssystem schwächelt. Dann bricht Ellie ihr Hauptlieferant weg, und die Old Economy des Drogenhandels setzt ein Kopfgeld auf sie aus.
Zoë Beck hat die Fäden dabei fest in der Hand. Die Querverbindungen, die sich zwischen den Personen ergeben, sind schlüssig, und die Kausalkette, die aus den verschiedenen Ereignissen entsteht, wirkt nie forciert. Nur ganz selten steht da mal ein Satz, der ein wenig zu erläuternd oder didaktisch wirkt. Dass Zoë Becks Sympathie den Befürwortern der Legalisierung gehört, macht das Buch nicht zum Thesenroman mit einer politischen Agenda. Die Beschäftigung mit Drogen, sagt sie, habe bei ihr eine lange Geschichte. "Ich habe selbst nie - zum Glück - den Drang gehabt oder Suchterfahrungen gemacht." Aber sie kenne viele Menschen aus ihrem Umfeld, die in trostlose Drogenkarrieren gestolpert seien, junge Menschen aus scheinbar intakten, normalen Familien.
"Verbote sind keine Lösung", sagt Zoë Beck, es sei doch seit langem bekannt, dass Prohibition den Griff zu härteren Drogen nahezu automatisch nach sich ziehe. "Ich weiß ja auch nicht, wie man mit Dingen wie Crystal Meth umgehen soll", sagt sie mit einem ratlosen Achselzucken, aber so etwas wie der fiktive "Druxit" im Roman stürze die Abhängigen nur immer tiefer hinein in die Ausweglosigkeit. Und nicht nur als Leserin der Drogenkrimis von Don Winslow sind ihr die politischen und gesellschaftlichen Implikationen sehr bewusst.
Romane sollen ja auch keine politischen Plädoyers ersetzen, und "Die Lieferantin" tut auch nicht so, als kenne sie ein Rezept. Zoë Beck weiß dafür, wie man einen Spannungsbogen entwirft, und es hat ihr sicher nicht geschadet, dass sie, bevor sie Schriftstellerin wurde, als Producerin im längst untergegangenen Medienimperium von Leo Kirch gearbeitet hat. Sie betreute internationale Koproduktionen, sie verdiente gut, die Arbeit machte ihr Spaß. Sie habe sich damals allenfalls vorstellen können, mal ein Drehbuch zu schreiben, sagt sie. An Prosa habe sie nie gedacht.
Als die Kirch-Pleite kam, als die Blase der New Economy platzte, musste sie auf einmal ganz neu anfangen. Sie betreute Kinderprogramme, schrieb hier und da, "und dann fragte eine ehemalige Kollegin, die nach der Kirch-Pleite zu einer Literaturagentur gegangen war: ,Möchtest du nicht Romane schreiben? Ich glaube, du kannst das.' Ich sagte: ,Nein, kann ich nicht', und daraus wurde dann ein Vertrag über drei Bücher." Sie machte sich selbständig, und dann erschloss sich noch ein weiterer Horizont. Sie hatte für den Disney Channel gearbeitet, und da fragte man sie eines Tages, ob sie nicht die Redaktion für Synchronproduktionen übernehmen wolle, da es keine Eigenproduktionen mehr gab. Sie habe kurz nachgedacht und dann entschlossen gesagt: "Krieg' ich hin!"
Wenn sie von dieser Arbeit erzählt, die sie bis heute regelmäßig macht, ist sie mindestens so leidenschaftlich wie im Gespräch über Bücher. Sie hat, unter anderem, die deutsche Fassung einer Staffel von "Orange Is the New Black" geschrieben und Regie geführt bei der vierten Staffel von "The Walking Dead". Es mache ihr riesigen Spaß, sagt sie, den richtigen Ton zu treffen, die Vorlage in sprechbares, lebendiges Deutsch zu verwandeln und mit Schauspielern zu arbeiten, auch wenn das gelegentlich dazu führe, dass man jemanden entlassen müsse, der oder die der Rolle nicht gewachsen sei. Und sie kann sich herrlich lustig machen über das mangelnde Sprachgefühl mancher Übersetzer. Bei einem Cartoon mit einem unübersehbaren Staubsauger im Bild, erzählt sie, habe der Dialogbuchautor daraus gemacht: "Wir haben ein großes Vakuum hier."
Zoë Beck muss jetzt noch lachen, wenn sie daran denkt. Nicht weil sie sich für die größte aller Übersetzerinnen hält, sondern weil sie aus der langjährigen Vertrautheit mit der englischsprachigen Literatur weiß, dass Respekt und eine gewisse Demut dazugehören und acht Jahre Schulenglisch keine hinreichende Qualifikation fürs Übersetzen sind, weder für eine amerikanische Serie noch für Henry James.
So sind wir dann am Ende doch wieder bei den Büchern gelandet, bei den Kriminalromanen, die sie "nur noch sehr ausgewählt" liest, "da überrascht einen wenig", oder bei Vladimir Nabokovs Roman "Fahles Feuer", den sie sehr bewundert, bei Autoren, die sie schätzt, ohne dass sie deshalb jetzt von so ominösen Faktoren wie Prägung oder Einfluss reden wollte. Und so weit ihre Leseinteressen auch gespannt sind - eine Textsorte meidet sie derzeit, da "Die Lieferantin" gerade mal auf dem Markt ist, lieber: Rezensionen ihres eigenen Buches.
PETER KÖRTE
Zoë Beck: "Die Lieferantin". Thriller. Suhrkamp, 326 Seiten, 14,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»So komplex die Handlung, so rasant liest sich dieser Roman weg, den als 'Thriller' zu bezeichnen - rein literarisch gesehen - eigentlich eine Untertreibung ist. ... Und nicht nur in handwerklicher Hinsicht ragt dieser Kriminalroman weit heraus aus der großen Genre-Masse.« Katharina Granzin taz. die tageszeitung 20171118
Der Weg in die Hölle ist gepflastert mit guten Absichten
Zoe Beck zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft. Großbritannien nach dem Brexit. Die Regierung bereitet den Druxit vor, der völligen Abkehr von Drogen, mit schlimmsten Folgen gegen Zuwiderhandlung, die auch den …
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Der Weg in die Hölle ist gepflastert mit guten Absichten
Zoe Beck zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft. Großbritannien nach dem Brexit. Die Regierung bereitet den Druxit vor, der völligen Abkehr von Drogen, mit schlimmsten Folgen gegen Zuwiderhandlung, die auch den Ausschluß aus der Krankenversicherung und ähnliches vorsieht. Die Druxit-Gegner stehen denen gegenüber. Die Motive der Druxit-Gegner sind vielfältig. Die eine Gruppe vertritt das Recht des Menschen auf Kontrolle über den eigenen Körper, die anderen wollen die Drogen legalisieren und somit entkriminalisieren. Dann stehen noch die Drogenhändler auf dem Spielbrett. Die sind natürlich daran interessiert, daß ihre Ware weiter konsumiert wird. Und sie haben zur Zeit schon genug damit zu tun, die neuen Mitspieler ausfindig zu machen, die ihnen die Geschäfte wegnehmen. Daß sie 'Die Lieferantin' suchen, die sich über's Darknet mit einem ausgefeilten Plan ins Geschäft gebracht hat, wird schnell klar. Es wird auch klar, daß viele kleine, für sich genommen unbedeutende Gegebenheiten, das große Ganze ergeben. Eins führt zum anderen. Der einzelne kann sich gar nicht vorstellen, daß sein Handeln die Kette der Ereignisse in Gang setzt bzw. beeinflußt. Nach und nach kommen die Einzelteile ans Licht. Man versteht die Absichten der Lieferantin und möchte doch fast den Methoden widersprechen, die sie sich ausgesucht hat. Bei Zoe Beck führt eins zum anderen. Das düstere Bild, das sie zeichnet, wird hoffentlich nicht wahr werden. In der heutigen Zeit diese Inakzeptanz gegenüber Fremden, dieser Hass auf die 'Anderen', der in Gewalt ausbricht, das ist für mich schwer vorstell- und akzeptierbar. Allerdings ist die heutige Technik wahrscheinlich schon so weit oder auf dem besten Weg, um das Geschäftsmodell der Lieferantin vorstellbar zu machen. Alles in allem ist Zoe Beck ein guter Krimi gelungen. Wobei mir nicht die Drogengangs oder die Geschehnisse rund um das Drogenmillieu beängstigend vorkommen, sondern die Geschehnisse der Politik, der Hass und die Gewalt der einzelnen Parteien und die Machtlosigkeit des 'normalen' Volkes.
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In nicht allzu ferner Zukunft boomt das Drogengeschäft im Darknet. Spitzenverkäufer ist die Lieferantin, bei der man bequem per App bestellt und die Drogen per Drohne prompt geliefert bekommt. Klar, dass diese Neue den Alteingesessenen aus dem Londoner Milieu die Geschäfte vermiest. …
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In nicht allzu ferner Zukunft boomt das Drogengeschäft im Darknet. Spitzenverkäufer ist die Lieferantin, bei der man bequem per App bestellt und die Drogen per Drohne prompt geliefert bekommt. Klar, dass diese Neue den Alteingesessenen aus dem Londoner Milieu die Geschäfte vermiest. Die Jagd beginnt.
Ich kannte noch kein Buch der Autorin, hatte aber schon viel Gutes gehört und war dementsprechend neugierig. Enttäuscht wurde ich nicht. Die Lieferantin liefert Spannung auf hohem Niveau, wirft aber gleichzeitig auch kleine Gedanken zum Nachgrübeln auf. Natürlich spielen Drogen, deren Legalisierung und Suchterkrankungen eine Rolle, aber auch Rassismus und Machtgefüge. Ich fand die Mischung sehr ansprechend. Beck schreibt flüssig, hält den Spannungsbogen sehr gut. Auch ihre Charaktere fand ich überzeugend, selbst wenn der eine oder andere aus dem Milieu etwas klischeehaft rüberkam. Insgesamt ein runder, realistischer Thriller, der mich sehr gut unterhalten hat.
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Im Rausch den Überblick verloren?
Zum Inhalt:
Das Verschwinden eines Schutzgeld-Eintreibers führt dazu, dass sich die einflussreichsten Drogenbosse verbünden, um eine neue Organisation zur Strecke zu bringen. Diese nutzt High-Tech dazu, sehr gute Drogen unter das Volk zu bringen …
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Im Rausch den Überblick verloren?
Zum Inhalt:
Das Verschwinden eines Schutzgeld-Eintreibers führt dazu, dass sich die einflussreichsten Drogenbosse verbünden, um eine neue Organisation zur Strecke zu bringen. Diese nutzt High-Tech dazu, sehr gute Drogen unter das Volk zu bringen und wird bald nicht nur von den Bossen, sondern auch von der Polizei und der Politik gejagt, - einer Politik, die selber im Sumpf steckt und vor nichts zurückschreckt, auch nicht vor einem Mord.
Mein Eindruck:
Bis zum Schluss des Buches wusste ich nicht, was eigentlich die Kerngeschichte sein sollte. So viele Personen, so viele Beweggründe für ihr Handeln, so viele Ambivalenzen, so viele politische Baustellen, so viel Technik, so viel Verrat, so viel Mobbing (Geschlecht, sexuelle Ausrichtung, Hautfarbe) und letztendlich so wenig Tiefe. Die Autorin verzettelt sich in einer Melange aus politischen Unruhen (einerseits Rassenunruhen, andererseits für/wider Freigabe von Drogen), Bandenkriminalität, familiären Problemen, Liebesqualen, Erpressung und dem Prinzip des kölschen Klüngels (eine Hand wäscht die andere, - man kennt sich, man hilft sich). Dazu gibt es noch jede Menge Plattitüden serviert: Politiker sind igitt, auch Drogenbosse können sich ihre Familie nicht aussuchen und alles ist irgendwie dann doch mit einer dicken Pfeife zu ertragen.
Positives gibt es jedoch auch zu vermerken – deshalb ist die Sternewertung im mittleren Bereich: Die Autorin weiß eine nahe Zukunft zu erschaffen, ihre Vorausschau zeigt Möglichkeiten, die durchaus mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit behaftet sind: Den Rückfall in der Evolution, die vielfältigen Qualitäten von Drohnen (positiv und negativ nutzbar) und die Manipulation der Menschen durch Politik und Medien. Außerdem schreibt sie sehr intensiv, wenn auch mengenmäßig nicht genug. So lassen sich Beweggründe ihrer Figuren erahnen, da sie aber diese Beweggründe nicht weiter ausführt und ihren Charakteren nur wenig textlichen Raum bietet, läuft das aufkommende Gefühl und Verständnis der Leserschaft zu oft ins Leere.
Mein Fazit:
Weniger wäre mehr gewesen, die Konzentration auf ein Kernthema hätte den schönen Stil und den Einfallsreichtum der Autorin besser in Szene gesetzt
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Wer inhaltlich und stilistisch hochkarätige Kriminalromane/Thriller aus der Feder einer deutschen Autorin lesen möchte, kommt an Zoe Beck nicht vorbei. Allerdings liegen die Handlungsorte, speziell ihrer Thriller, glücklicherweise nicht in der deutschen Provinz, sondern in London. Ein …
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Wer inhaltlich und stilistisch hochkarätige Kriminalromane/Thriller aus der Feder einer deutschen Autorin lesen möchte, kommt an Zoe Beck nicht vorbei. Allerdings liegen die Handlungsorte, speziell ihrer Thriller, glücklicherweise nicht in der deutschen Provinz, sondern in London. Ein Pflaster, das die Autorin sehr gut kennt, hat sie dort doch über einen längeren Zeitraum gelebt und pendelt noch immer zwischen UK und Deutschland. Neben den rasanten Plots liegt die besondere Qualität der Beckschen Thriller in dem Verarbeiten aktueller Ereignisse aus der Tagespolitik sowie deren Auswirkungen auf gesellschaftspolitische Veränderungen.
So auch in ihrem neuesten Thriller „Die Lieferantin“, in dem sie kritische Blicke auf die – stellvertretend – britische Gesellschaft und deren Umgang mit der Drogenproblematik wirft. Es ist ein England nach dem Brexit mit all seinen unschönen Auswüchsen: die Rotweißblauen werden von Regierungsorganisationen in ihrer Jagd auf Menschen anderer Hautfarbe unterstützt, die Gentrifizierung schreitet voran und treibt die nicht so zahlungskräftigen Bürger zunehmend in heruntergekommene Wohnviertel. Und der neueste Coup der Regierung ist ein neues Referendum, der Druxit, nach dessen Annahme mit aller Härte gegen Dealer vorgegangen werden soll. Einerseits. Aber andererseits gibt es natürlich auch eine andere Sicht auf die Dinge, denn je mehr Illegalität, desto mehr schlechter Stoff und somit tote, oder im besten Fall zugedröhnte Junkies, die keinerlei Interesse mehr an politischer Veränderung haben, was der Regierung in die Karten spielt.
Im Zentrum der Handlung steht Elliot, die „Lieferantin“, die es sich nach dem Drogentod ihres Bruders zum Ziel gesetzt hat, den Markt mit sauberem Heroin zu versorgen. Profite macht sie keine, denn die Erlöse fließen in eine Drogenklinik und die Anti-Druxit-Kampagne. Ihr zur Seite steht Mo, eine Spezialistin und Ab-und-zu Konsumentin, die für die Programmierung der Drohnen zuständig ist. Dass die beiden mit ihrem Geschäftsmodell der Londoner Unterwelt in die Quere kommen, versteht sich von selbst…
Spannend durch fortwährende Perspektivwechsel, gut geplottet wie von der Autorin gewohnt, mit einer klaren politischen Aussage. Lesen!
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Die sprichwörtliche Leiche im Keller
Ein Restaurantbesitzer wird um Schutzgeld erpresst und entledigt sich seines Erpressers. Dies ist der Auslöser einer ganzen Spirale von Gewalt, die im absoluten Chaos endet.
Die Geschichte spielt in naher Zukunft in London. Der Brexit liegt bereits …
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Die sprichwörtliche Leiche im Keller
Ein Restaurantbesitzer wird um Schutzgeld erpresst und entledigt sich seines Erpressers. Dies ist der Auslöser einer ganzen Spirale von Gewalt, die im absoluten Chaos endet.
Die Geschichte spielt in naher Zukunft in London. Der Brexit liegt bereits in der Vergangenheit, jetzt steht der Druxit auf der Tagesordnung: schärfere Drogengesetze, namentliche Nennung von Straftätern, Entzug des Versicherungsschutzes. Marodierende Gruppen, die sogenannten Rotweißblauen, anscheinend von der Pro-Druxit Bewegung angeheuert, ziehen durch die Straßen und verbreiten Angst und Schrecken. Die Anti-Druxit Bewegung vertritt die Meinung, dass die Lösung in der Legalisierung von Drogen liegt, da somit die Qualität der Drogen besser kontrolliert werden kann und es weniger Beschaffungskriminalität gibt. Eine Vertreterin dieses Lagers ist Ellie, die "Lieferantin", die ihre Kunden via Drohnen mit Drogen beliefert. Als ihr eigener Drogenlieferant ermordet wird, gerät sie selbst ins Visier der anderen Drogenbosse...
Zoe Beck hat eine beklemmende und spannende Zukunftsvision geschrieben, in der sich der Leser damit schwer tut, sich mit den Charakteren zu identifizieren, da jeder einzelne von ihnen kriminell ist. Ist Ellies Verhalten moralisch höher einzuschätzen als das des Drogenbosses Boyce? Sind sie nicht beide für unzählige Drogentote verantwortlich?
Es ist ein fesselndes Buch, das viele Fragen aufwirft. Absolut lesenswert.
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Legalize it
„Die Lieferantin“, der aktuelle Thriller von Zoë Beck ist ein Plädoyer für die Legalisierung von Drogen verpackt in einen spannenden Thriller. Hauptschauplätze sind London und Edinburgh, kurz nach dem Brexit. Worum geht es?
Es geht um Rassismus, …
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Legalize it
„Die Lieferantin“, der aktuelle Thriller von Zoë Beck ist ein Plädoyer für die Legalisierung von Drogen verpackt in einen spannenden Thriller. Hauptschauplätze sind London und Edinburgh, kurz nach dem Brexit. Worum geht es?
Es geht um Rassismus, Schutzgelderpressung und Drogen. Gleich mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen.
Morayo, genannt Mo, ist schwarz, arbeitet als IT-Spezialistin für Elliot - und raucht Heroin, um die rotweißblauen Monster zu verjagen, von denen sie sich bedroht fühlt.
Elliot ist „Die Lieferantin“. Ihr Stoff ist von höchster Qualität. Bestellt wird über das Darknet, geliefert per Drohne. Sie ist gegen den Druxit, ein Referendum über den Krieg gegen Drogen, weil sie ihn für gefährlich hält.
Eines Tages treibt Elliots Drogenhändler tot in der Themse. Kurz zuvor war ein Schuldgelderpresser spurlos verschwunden. Wo ist die Verbindung? Elliots Gegner haben ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Ein Kampf um Leben und Tod beginnt...
Auch wenn der Roman in der nahen Zukunft spielt, haben wir es hier nicht mit Science Fiction zu tun. Ein realistisches Szenario, das die Autorin sich ausgedacht hat, spannend, komplex und vielschichtig.
Kurze Kapitel mit wechselnden Protagonisten und Perspektiven sorgen für Dynamik. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Elliot und Mo sind mir sofort ans Herz gewachsen.
Fazit: Rasanter Thriller mit Frauenpower. Meine Empfehlung!
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Drogenkrieg in England
Zoë Beck hat ihren neuen Kriminalroman "Die Lieferantin" in London angesiedelt, und ihr Ausblick in die Zukunft ist düster. Nach dem Brexit haben sich die Fronten verhärtet. Beim nächsten Referendum will die konservative Regierung durch …
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Drogenkrieg in England
Zoë Beck hat ihren neuen Kriminalroman "Die Lieferantin" in London angesiedelt, und ihr Ausblick in die Zukunft ist düster. Nach dem Brexit haben sich die Fronten verhärtet. Beim nächsten Referendum will die konservative Regierung durch Volksentscheid über eine Verschärfung der Drogengesetze abstimmen lassen. Danach würden Drogenabhängige jegliche staatliche Unterstützung verlieren, sie wären nicht mehr versichert und würden obdachlos werden. Die schärfste Druxit-Gegnerin ist Catherine Wiltshire, eine Freundin von Ellie Johnson. Ellie unterstützt Catherines Kampagne mit dem Geld, das sie durch den Verkauf von erstklassigem Heroin übers Internet verdient. Ihr Geschäftsmodell ist gut. Über ihre App bestellt man die Drogen, geliefert wird mit Hightech-Drohnen, die eine enorme Reichweite haben. Das ist effizient, anonym und hervorragend organisiert, bis Ellies Lieferant stirbt, der für den Tod des Schutzgelderpressers Gonzo verantwortlich gemacht wird. Dass der Restaurantbesitzer Leigh Sorsby, der durch die Schutzgelderpressungen kurz vor dem Ruin steht, im wahrsten Sinne des Worte eine Leiche im Keller hat, erfährt der Leser gleich zu Beginn des Romans. Gefährliche Verwicklungen zeichnen sich ab, und auch Ellie muss um ihr Leben fürchten. Zoë Beck hat einen interessanten politischen Kriminalroman geschrieben, den ich gerne gelesen habe.
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Zu wenig Spannung für einen Thriller
In London treibt ein Drogenhändler tot in der Themse und ein Schutzgelderpresser verschwindet spurlos. Ellie Johnson ist ebenfalls in Gefahr, denn sie leitet das heißeste und illegalste Start-up in London – über die App kann man bei …
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Zu wenig Spannung für einen Thriller
In London treibt ein Drogenhändler tot in der Themse und ein Schutzgelderpresser verschwindet spurlos. Ellie Johnson ist ebenfalls in Gefahr, denn sie leitet das heißeste und illegalste Start-up in London – über die App kann man bei ihr Drogen in höchster Qualität bestellen, die dann von Drohnen anonym und sicher geliefert werden. Ihr Unternehmen ist perfekt organisiert, aber die gesamte Londoner Unterwelt fühlt sich von ihr bedroht und setzt ein Kopfgeld auf sie aus.
Ellie beschließt zu kämpfen, aber ihre Gegner sind mächtig und lauern überall.
Der Klappentext klang spannend und auch vorherige Bücher von Zoe Beck konnten mich überzeugen. Aber hier hat mir im gesamten Buch die typische Thriller-Spannung gefehlt. Ich finde, das Buch ist eher ein Krimi als ein Thriller. Die Geschichte ist interessant erzählt und ich kann mir durchaus vorstellen, dass es solch ein „Geschäftsmodell“ wirklich einmal geben wird. Der Schreibstil von Zoe Beck hat mich ebenso überzeugt wie die Geschichte an sich, so dass ich trotz der fehlenden Spannung noch 3 Sterne vergebe.
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Dem Brexit folgt ein Drexit: Wenn auch erst nach etlichen Jahren, denn Zoe Becks neuester Thriller spielt in der Zukunft. Die Bewohner der Britischen Insel rüsten sich - in wahrstem Sinne des Wortes - zu einer fundamentalen Abstimmung über Drogen.
Wie ist das möglich - …
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Dem Brexit folgt ein Drexit: Wenn auch erst nach etlichen Jahren, denn Zoe Becks neuester Thriller spielt in der Zukunft. Die Bewohner der Britischen Insel rüsten sich - in wahrstem Sinne des Wortes - zu einer fundamentalen Abstimmung über Drogen.
Wie ist das möglich - Drogen und ihre Händler haben mehr oder weniger Besitz von der ganzen Insel ergriffen und lenken ihre ganzen Geschicke. Allen voran Ellie, deren überaus florierendes Unternehmen über Drohnen läuft.
Mit dessen Hilfe will sie Rache üben am Tod ihres Bruders. Doch sie ist lange nicht die einzige Akteurin in diesem Spiel des Verderbens, das allerdings aus meiner Sicht eigentlich kein Thriller ist. Wenn man so will, will Zoe Beck höher hinaus, sie zieht die ganze British Society durch den Kakao - durch ihre ureigene, kein bisschen süße und warme Brühe. Es ist also ein Gesellschaftsroman, der hier entstanden ist und wenn man ihn als solches liest, läuft es dabei kalt über den Rücken, so realistisch ist es. Ja, so könnte es wirklich aussehen in ein paar Jahren und der Blick ist wenig einladend!
Ein wenig zu zerfasert und zu reich an Akteuren war mir dieser ansonsten sehr treffende Blick auf die künftige Welt, dessen Lektüre ich nichtsdestotrotz weiter empfehle.
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Inhalt:
Als London in einer nicht weit entfernten Zukunft aus den Fugen zu geraten droht, ahnt keiner, dass alles von einem Punkt aus ging....
Eine Situation, eine Geschehniss, dass ganz London in Aufruhr versetzen sollte.
Als Leigh eines Tages Besuch in seinem Restaurant ahnt …
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Inhalt:
Als London in einer nicht weit entfernten Zukunft aus den Fugen zu geraten droht, ahnt keiner, dass alles von einem Punkt aus ging....
Eine Situation, eine Geschehniss, dass ganz London in Aufruhr versetzen sollte.
Als Leigh eines Tages Besuch in seinem Restaurant ahnt er zunächst nichts schlimmes, bis ihm plötzlich klar wird, dass der Mann kein normaler Kunde ist, sondern so viel mehr.
Als kurz darauf ein Schutzgelderpresser spurlos verschwindet, ein Drogenhändler tot in der Themse treibt und die Stadt sich nach und nach in ein rassistisches Feld verwandelt, verändert sich das Leben vieler, auch dass von Elliot Johnson.
Elliot Johnson führt nämlich das illegalste und erfolgreichste Start up Londons und die ganze kriminelle Unterwelt Großbritanniens versucht sie zu stoppen und sie zu töten, denn sie ist die Lieferantin.
Ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen die illegalen Drogengangs beginnt
Meinung:
Wow, dies ist mal wieder ein vollkommen neuartiger und kreativer Thriller von er Erfolgsautorin Zoo Beck, der mich beinahe restlos von sich überzeugen konnte.
Denn wie von der Autorin gewohnt, gibt sie sich nicht mit dem gewöhnlichen 0815 Stoff zufrieden, nein sie geht in ihrem Thriller "die Lieferantin" mal wieder komplett eigene Wege. In dieser Story, werden wir als Leser in die Zukunft Londons entführt, eine Zukunft, die erschreckend realistisch aufgebaut ist und die einem als Leser so glaubhaft erscheint, dass man mit Gänsehaut die knapp 330 Seiten des Thrillers verschlingt und nicht mehr aufhören kann zu lesen, bis man das ende erfahren hat.
Dieser Thriller ist durch seinen rasanten Schreibstil, durch seine fesselnden Beginn und seinen klugen und realitätsnah Spannungsaufbau ein wahrer Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen kann.
Außerdem sind die Charaktere präzise, individuell aufgebaut und bieten dem Leser die perfekte Fläche, um auf Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, wie z.B. sich entwickelnde Rassismus.
Fazit:
Ein spannender, herausragend konstruierter Thriller, der realitätsnah und gesellschaftskritisch erzählt wird.
Ein wahrer Pageturner, der sich vom Einheitsbrei des Spannungsgenres abzuheben weiß und den Leser von Seite eins begeistert.
Sehr lesenswert 4,5 Sterne !
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