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Ab sofort als Serienadaption bei Disney+ verfügbar! Mélanie war als junges Mädchen ein großer Fan von Formaten wie 'Bis Brother'. Sie hatte stets davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Jahre später, als Mutter zweier Kinder, ist es ihr gelungen: Sie ist eine erfolgreiche YouTuberin mit Tausenden von Followern.Objekt ihrer Videos und Posts sind ihre Kinder, die auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Seit Kurzem kommt ihre kleine Tochter Kimmy dem Filmen doch immer unwilliger nach. Mélanie tut das als eine Laune ab. Denn wie könnte man die unendliche Liebe, die ihnen aus dem Netz...
Ab sofort als Serienadaption bei Disney+ verfügbar! Mélanie war als junges Mädchen ein großer Fan von Formaten wie 'Bis Brother'. Sie hatte stets davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Jahre später, als Mutter zweier Kinder, ist es ihr gelungen: Sie ist eine erfolgreiche YouTuberin mit Tausenden von Followern.Objekt ihrer Videos und Posts sind ihre Kinder, die auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Seit Kurzem kommt ihre kleine Tochter Kimmy dem Filmen doch immer unwilliger nach. Mélanie tut das als eine Laune ab. Denn wie könnte man die unendliche Liebe, die ihnen aus dem Netz entgegenkommt, als Last empfinden? Doch kurz darauf verschwindet Kimmy nach einem Versteckspiel spurlos.
DELPHINE DE VIGAN, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman ¿No & ich¿ (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman ¿Nach einer wahren Geschichte¿ (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Zuletzt erschien bei DuMont ihre Romane ¿Dankbarkeiten¿ (2019) und ¿Das Lächeln meiner Mutter¿ (2020). Die Autorin lebt mit ihren DORIS HEINEMANN, geboren 1957, studierte Romanistik und Germanistik in Köln und Montpellier, arbeitete als Sprachlehrerin, als Übersetzerin im Generalsekretariat des EG-Ministerrats und übersetzt seit 1997 Literatur, u. a. von Christian Gailly, Gabriel Chevallier, Theresa Révay, Yann Queffélec, Jean-Claude Derey und Olivier Rolin.
Produktdetails
- Verlag: DuMont Buchverlag
- Originaltitel: Les enfants sont rois
- Seitenzahl: 320
- Erscheinungstermin: 14. März 2023
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 129mm x 25mm
- Gewicht: 316g
- ISBN-13: 9783832166755
- ISBN-10: 3832166750
- Artikelnr.: 66358224
Herstellerkennzeichnung
DuMont Buchverlag GmbH
Amsterdamer Strasse 192
50735 Köln
»Die Kinder sind Könige« ist so spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. [...] Ein Roman, der sich gerade durch diesen Widerspruch so interessant macht, dass man ihn, kaum am Ende angekommen, gleich wieder von vorne lesen möchte« FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG »Wie bereits bei ihren vorhergegangenen Büchern, mag man den Roman [...] kaum noch aus der Hand legen« Rudolf von Bitter, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Dass die mediale Exposition des Intimsten ein Verbrechen an den Kindern ist, daran lässt Vigan keinen Zweifel. Man kann ihr nur zustimmen.« Niklas Bender, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »Eine der kraftvollsten französischen Gegenwartsautorinnen.« NDR KULTUR »Ein gelungenes literarisches Werk [...] Sprachlich brillant.«
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Birgit Koß, DEUTSCHLANDFUNK KULTUR »Es reizt sie [de Vigan], der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, ohne die Rolle der Scharfrichterin zu spielen.« Ute Cohen, DIE WELT »Mit 'Die Kinder sind Könige' hat [Delphine de Vigan] jetzt ihr Meisterwerk geschrieben - einen Roman, der sich wie ein Thriller liest.« Marietta Bernasconi, WDR 2 »Aktueller kann ein Roman nicht sein!« Bernd Kielmann, BUCH-MAGAZIN »Ein hochaktueller, packender Roman.« Tanja Reuschling, FLOW »So wie der Roman geschickt mit Elementen aus Kriminal-, Medien- und Gesellschaftsroman spielt, so zieht die Autorin auch stilistisch verschiedene Register.« Oliver Pfohlmann, TAZ »Ein weiterer kurzweiliger Roman von Delphine de Vigan, in dem es um gar nicht so kurzweilige Problematiken geht.« SÜDDEUTSVHE ZEITUNG BÜCHER DES MONATS »[de Vigan] schreibt über dieses hochaktuelle Thema wieder einmal in jener einzigartigen Mischung aus kühler Genauigkeit und poetischer Empathie, die auch ihre früheren Bücher auszeichnen.« Jutta Duhm-Heitmann, WDR »Ein fesselnder, ausgesprochen erhellender Roman« Saskia Aaro, FREUNDIN »Mit großer Erzählkunst und einem atemberaubenden Plot regt Delphine de Vigan in 'Die Kinder sind Könige' wieder einmal auf ihre einfühlsame Weise zum Nachdenken über ein hochbrisantes Thema an.« Franziska Trost, KRONEN ZEITUNG »Aufwühlend!.[...] Ein tolles Buch.« Jörg Magenau, RBB KULTUR »Eine Empfehlung von uns beiden - unbedingt! [...] Ein Buch, das man eigentlich allen Eltern schenken kann« Jan Ehlert & Katharina Mahrenholtz, NDR EAT.READ.SLEEP »Sie schreibt über dieses hochaktuelle Thema wieder einmal in jener einzigartigen Mischung aus kühler Genauigkeit und poetischer Empathie, die auch ihre früheren Bücher auszeichnete.« Jutta Duhm-Heitzmann, WDR »Großartig wäre es, wenn dieses Buch von Delphine de Vigan sofort zur Schullektüre würde. Es ist wahrlich spannend genug, um Leserinnen und Leser aller Altersklassen zu fesseln.« Annemarie Stoltenberg, NDR KULTUR »Möge dieses Buch wachrütteln.« Barbara Weitzel, WELT AM SONNTAG »Sind diese Kinder Könige oder vielleicht doch eher Sklaven?« Annabelle Hirsch, FAZ QUARTERLY »Nüchtern, sozialkritisch, situationskomisch« Christine Ritzenhoff, EMOTION »Eine der meistbeachteten literarischen Stimmen Frankreichs.« Romy Strassenburg, DER FREITAG »'Die Kinder sind Könige' überrascht nicht nur mit einer unerwarteten kriminalistischen Auflösung, sondern vor allem mit einer Vielschichtigkeit, die zum Nachdenken anregt.« Sibylle Peine, DPA »Delphine de Vigan hat ein untrügliches Gespür für gesellschaftliche Abgründe.« Martina Läubli, NZZ AM SONNTAG »Eine brillante Mischung aus Auftrag, Empathie, Diskurshoheit und Offenheit.« René Hamann, NEUES DEUTSCHLAND »So grandios wie verstörend« Cornelia Geissler, BERLINER ZEITUNG »Mit feinem, genauem Blick auf psychische Vorgänge sensibilisiert die Autorin für ein brisantes Thema.« Karin Schütze, OÖNACHRICHTEN »De Vigan [gelingt es], mit großer Eindringlichkeit auf die Fallstricke der schönen, neuen Social-Media-Welt hinzuweisen.« Anne Burgmer, KÖLNER STADT-ANZEIGER »Dieses Buch sollte Schullektüre werden« Kristian Teetz, RND »Zu fesseln, ja aufzurütteln vermögen 'Die Kinder sind Könige'.« Julia Schröder, STUTTGARTER ZEITUNG »'Die Kinder sind Könige' überrascht nicht nur mit einer unerwarteten kriminalistischen Auflösung, sondern vor allem mit einer Vielschichtigkeit, die zum Nachdenken anregt.« Cornelia Geißler, FRANKFURTER RUNDSCHAU »Ein wichtiges Buch« Katja Kraft, MÜNCHNER MERKUR »Dass man sich bestens unterhalten fühlt, liegt am bitterbösen Humor und der gekonnt orchestrierten Spannung.« Georg Renöckl, FALTER »Ein wichtiges Buch« Michael Mahnke, LAND UND FORST »Beklemmend und brillant« Madelaine Gullert, AACHENER ZEITUNG »Ein guter und ein notwendiger Roman« Wolfgang Schütz, AUGSBURGER ALLGEMEINE »schrecklich, erhellend und trotzdem so spannend, dass man es kaum aus der Hand legen kann.« Gabi Rudolph, FAST FORWARD MAGAZINE
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Niklas Bender hat ein paar Zweifel an der Indienstnahme der Literatur für aktuelle gesellschaftskritische Gedanken, wie sie Delphine de Vigan pflegt. Auch wenn die Autorin mit Humor und Überzeugungskraft die Geschichte einer Mutter erzählt, die ihre Kinder im Internet gewinnträchtig verheizt und in einen Entführungsfall schlittert, bleibt bei Bender das Gefühl einer etwas leblosen, sprachlich zu glatten Untersuchung mit einer moralischen Botschaft für Social-Media-Fans beizuwohnen. Die liebevoll gezeichnete Ermittlerin in diesem Krimi findet er allerdings durchaus sympathisch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Achtung, Youtube kann Ihr Aufwachsen behindern!
Mit Kindern Kasse machen in den sozialen Medien: Delphine de Vigans Gesellschaftskritik als Roman
Wieder mitten rein in die Schlammgrube der Gegenwart: Delphine de Vigans aktueller Roman, "Die Kinder sind Könige", nimmt sich wie seine Vorgänger ein aktuelles Problemthema vor. Diesmal geht es um Eltern, die ihre Kinder auf Youtube und Instagram exponieren, ausbeuten, verheizen. Konkret: Mélanie Claux und ihre Lieben, also der Ehemann Bruno Diore und die Kinder Sammy (acht Jahre, männlich) sowie Kimmy (sechs Jahre, weiblich). Die dürfen (Werbe-)Geschenke auspacken, Gags aufzeichnen, dümmliche Herausforderungen annehmen - alles mit dem Ziel, den Kanal Happy Récré (Happy
Mit Kindern Kasse machen in den sozialen Medien: Delphine de Vigans Gesellschaftskritik als Roman
Wieder mitten rein in die Schlammgrube der Gegenwart: Delphine de Vigans aktueller Roman, "Die Kinder sind Könige", nimmt sich wie seine Vorgänger ein aktuelles Problemthema vor. Diesmal geht es um Eltern, die ihre Kinder auf Youtube und Instagram exponieren, ausbeuten, verheizen. Konkret: Mélanie Claux und ihre Lieben, also der Ehemann Bruno Diore und die Kinder Sammy (acht Jahre, männlich) sowie Kimmy (sechs Jahre, weiblich). Die dürfen (Werbe-)Geschenke auspacken, Gags aufzeichnen, dümmliche Herausforderungen annehmen - alles mit dem Ziel, den Kanal Happy Récré (Happy
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Pause) im Bereich von fünf Millionen Abonnenten zu halten. Dass die lieben Kleinen nie die Chance hatten zu lernen, dass sie das eigentlich gar nicht wollen, ist die ganze Tragik der Geschichte.
Aufgezogen ist der Roman als Krimi: Eines schönen Tages im Jahre 2019 verschwindet Kimmy beim Versteckspielen. Angesichts von Jahreseinkünften jenseits der Million liegt eine Entführung nahe; tatsächlich geht kurz darauf eine Lösegeldforderung ein, die sich freilich als Scherz herausstellt. Eine Zeit lang verlaufen alle Spuren im Sand; die von Kimmy endet in der Tiefgarage, aus der irgendein roter Allerweltskleinwagen sie entführt haben muss. Schließlich treffen Botschaften des echten Entführers ein: Sie sind ernster, aber auch kryptischer, die Vorgänge werden mysteriöser - bis sich die Sache von allein zu lösen scheint.
Die Handlung wird aus zwei Perspektiven entwickelt: derjenigen von Mélanie Claux, die ernsthaft glaubt, mit ihren Followern in einer spirituell-emotionalen Gemeinschaft zu leben; den Profit nimmt sie gern und gierig mit, ihre eigentlichen Ziele sind jedoch Aufmerksamkeit und Liebe. Und derjenigen von Clara Roussel, "procédurière" bei der Kriminalpolizei und als solche für Dokumentation, Formalia und Kommunikation bei Ermittlungen zuständig. Die beiden Frauen sind als Gegensätze entworfen. Mélanie gibt die erfüllte Familienmutter, innere Leere kompensiert sie durch den emotionalen Kokon sozialer Medien. "Inzwischen jedoch waren die Likes, die Herzchen, der virtuelle Applaus zu ihrem Motor, zu ihrem Lebenszweck geworden: so etwas wie die Rendite einer emotionalen und effektiven Investition, auf die sie nicht verzichten konnte." Clara hingegen ist eine Einzelgängerin; die kleine, präzise und charismatische Frau stammt aus einer politisch links engagierten Familie. Sie blickt kritisch auf das Geschehen und hat eindeutig die Sympathie der Autorin.
Denn dass die mediale Exposition des Intimsten ein Verbrechen an den Kindern ist, daran lässt Vigan keinen Zweifel. Man kann ihr nur zustimmen: Es ist unverständlich, dass Eltern meinen, ihren Kindern damit etwas Gutes zu tun, wie der zynische Titel des Buches, der ein Selbstlob Mélanies zitiert, nahelegt. Leider hat die fiktive Figur reale Entsprechungen zuhauf: Als ob Chancen auf Verdienst und eine Influencerkarriere es wert wären, das Privatleben Minderjähriger zu opfern, ja den Kindern von vorneherein jedes Gefühl von Geborgenheit und sinnvoller Grenzziehung vorzuenthalten. Vigan begnügt sich nicht mit der Anklage, sondern präsentiert die Handlung als Abschnitt einer größeren Mediengeschichte. In einer Art Prolog, der im Jahr 2001 spielt, führt sie Mélanie und Clara als Konsumentinnen prägender Medienformate ein, nämlich Reality-Fernsehshows im Stil von "Big Brother" (französisch: Loft Story). Der Epilog hingegen spielt 2031 und zeigt die Folgeschäden bei den nunmehr erwachsenen Youtube-Kinder-Stars auf: Sammy ist ein Fall für die Psychiatrie, während Kimmy um ihr Leben und gegen ihre Mutter kämpft.
Der Roman macht eine Verlustrechnung auf, der nur Nerds und Werbeprofis widersprechen werden. Er warnt vor zu großer Hoffnung auf den Gesetzgeber, indem er die Möglichkeiten skrupelloser Eltern zeigt, Regelungen zu umgehen. Er spendet dennoch etwas Trost, indem er die Rabenmutter Mélanie vor die Trümmer ihres Lebens setzt: Balsam für leidende Leserseelen. Natürlich dient die Zerstörung ihres naiv-dreisten Lebenstraums als Lektion für alle Social-Media-Gläubigen, die es mal so richtig verdient haben. Vigan erzählt das spannend, aber mit relativ wenig Schadenfreude. Dennoch fragt sich der Leser mit jeder Seite dringlicher, ob "Die Kinder sind Könige" nicht allzu allegorisch ist.
Literatur sollte mehr zu beißen bieten als ein sprachlich und erzählerisch glatt durchkonjugiertes Exempel: So entsteht der Eindruck, dass sie zum transparenten - also: leblosen - Medium gesellschaftskritischer Überlegungen wird. In einem zweiten Schritt folgt die Frage, warum Vigan überhaupt den Roman wählt, wenn sie Themen wie Demenz, Alkoholismus oder Magersucht präsentiert. Ihre Texte sind illustrativ und bieten eine Minimaltherapie für zivilisationsmüde Leser, indem sie versichern, dass es eine positive Entwicklung gebe (in unserem Fall: kritischen Umgang mit Social Media) oder dass Gutes aus Leid erwachse. Nun mag man der Bibliotherapie, der Heilung durch Bücher, etwas abgewinnen; in der literaturwissenschaftlichen Forschung ist sie Modethema. Aber Texte, die darauf angelegt sind, überspringen die wichtige Etappe, ein eigengesetzliches Leben zu führen.
Anregend sind Vigans Romane, in ihren Positionen überzeugend, amüsant mitunter auch. Am Ende von "Die Kinder sind Könige" erlaubt die Autorin sich sogar eine paranoide Pointe, als sie andeutet, ein Schmetterling könnte eine Kamera tragen - Sammys Verfolgungswahn wäre berechtigt. Dennoch: Mit ihrer gut gemeinten Dienstbarmachung der Literatur arbeitet sie aktiv daran mit, die Widerständigkeiten unserer Welt zu schleifen. Zwar liefert Vigan noch keine Instagram-Kunst, aber Nützlichkeits- und Verwertungsdenken ist ihr leider nicht fremd. NIKLAS BENDER
Delphine de Vigan: "Die Kinder sind Könige". Roman.
Aus dem Französischen von Doris Heinemann. DuMont Verlag, Köln 2022. 318 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aufgezogen ist der Roman als Krimi: Eines schönen Tages im Jahre 2019 verschwindet Kimmy beim Versteckspielen. Angesichts von Jahreseinkünften jenseits der Million liegt eine Entführung nahe; tatsächlich geht kurz darauf eine Lösegeldforderung ein, die sich freilich als Scherz herausstellt. Eine Zeit lang verlaufen alle Spuren im Sand; die von Kimmy endet in der Tiefgarage, aus der irgendein roter Allerweltskleinwagen sie entführt haben muss. Schließlich treffen Botschaften des echten Entführers ein: Sie sind ernster, aber auch kryptischer, die Vorgänge werden mysteriöser - bis sich die Sache von allein zu lösen scheint.
Die Handlung wird aus zwei Perspektiven entwickelt: derjenigen von Mélanie Claux, die ernsthaft glaubt, mit ihren Followern in einer spirituell-emotionalen Gemeinschaft zu leben; den Profit nimmt sie gern und gierig mit, ihre eigentlichen Ziele sind jedoch Aufmerksamkeit und Liebe. Und derjenigen von Clara Roussel, "procédurière" bei der Kriminalpolizei und als solche für Dokumentation, Formalia und Kommunikation bei Ermittlungen zuständig. Die beiden Frauen sind als Gegensätze entworfen. Mélanie gibt die erfüllte Familienmutter, innere Leere kompensiert sie durch den emotionalen Kokon sozialer Medien. "Inzwischen jedoch waren die Likes, die Herzchen, der virtuelle Applaus zu ihrem Motor, zu ihrem Lebenszweck geworden: so etwas wie die Rendite einer emotionalen und effektiven Investition, auf die sie nicht verzichten konnte." Clara hingegen ist eine Einzelgängerin; die kleine, präzise und charismatische Frau stammt aus einer politisch links engagierten Familie. Sie blickt kritisch auf das Geschehen und hat eindeutig die Sympathie der Autorin.
Denn dass die mediale Exposition des Intimsten ein Verbrechen an den Kindern ist, daran lässt Vigan keinen Zweifel. Man kann ihr nur zustimmen: Es ist unverständlich, dass Eltern meinen, ihren Kindern damit etwas Gutes zu tun, wie der zynische Titel des Buches, der ein Selbstlob Mélanies zitiert, nahelegt. Leider hat die fiktive Figur reale Entsprechungen zuhauf: Als ob Chancen auf Verdienst und eine Influencerkarriere es wert wären, das Privatleben Minderjähriger zu opfern, ja den Kindern von vorneherein jedes Gefühl von Geborgenheit und sinnvoller Grenzziehung vorzuenthalten. Vigan begnügt sich nicht mit der Anklage, sondern präsentiert die Handlung als Abschnitt einer größeren Mediengeschichte. In einer Art Prolog, der im Jahr 2001 spielt, führt sie Mélanie und Clara als Konsumentinnen prägender Medienformate ein, nämlich Reality-Fernsehshows im Stil von "Big Brother" (französisch: Loft Story). Der Epilog hingegen spielt 2031 und zeigt die Folgeschäden bei den nunmehr erwachsenen Youtube-Kinder-Stars auf: Sammy ist ein Fall für die Psychiatrie, während Kimmy um ihr Leben und gegen ihre Mutter kämpft.
Der Roman macht eine Verlustrechnung auf, der nur Nerds und Werbeprofis widersprechen werden. Er warnt vor zu großer Hoffnung auf den Gesetzgeber, indem er die Möglichkeiten skrupelloser Eltern zeigt, Regelungen zu umgehen. Er spendet dennoch etwas Trost, indem er die Rabenmutter Mélanie vor die Trümmer ihres Lebens setzt: Balsam für leidende Leserseelen. Natürlich dient die Zerstörung ihres naiv-dreisten Lebenstraums als Lektion für alle Social-Media-Gläubigen, die es mal so richtig verdient haben. Vigan erzählt das spannend, aber mit relativ wenig Schadenfreude. Dennoch fragt sich der Leser mit jeder Seite dringlicher, ob "Die Kinder sind Könige" nicht allzu allegorisch ist.
Literatur sollte mehr zu beißen bieten als ein sprachlich und erzählerisch glatt durchkonjugiertes Exempel: So entsteht der Eindruck, dass sie zum transparenten - also: leblosen - Medium gesellschaftskritischer Überlegungen wird. In einem zweiten Schritt folgt die Frage, warum Vigan überhaupt den Roman wählt, wenn sie Themen wie Demenz, Alkoholismus oder Magersucht präsentiert. Ihre Texte sind illustrativ und bieten eine Minimaltherapie für zivilisationsmüde Leser, indem sie versichern, dass es eine positive Entwicklung gebe (in unserem Fall: kritischen Umgang mit Social Media) oder dass Gutes aus Leid erwachse. Nun mag man der Bibliotherapie, der Heilung durch Bücher, etwas abgewinnen; in der literaturwissenschaftlichen Forschung ist sie Modethema. Aber Texte, die darauf angelegt sind, überspringen die wichtige Etappe, ein eigengesetzliches Leben zu führen.
Anregend sind Vigans Romane, in ihren Positionen überzeugend, amüsant mitunter auch. Am Ende von "Die Kinder sind Könige" erlaubt die Autorin sich sogar eine paranoide Pointe, als sie andeutet, ein Schmetterling könnte eine Kamera tragen - Sammys Verfolgungswahn wäre berechtigt. Dennoch: Mit ihrer gut gemeinten Dienstbarmachung der Literatur arbeitet sie aktiv daran mit, die Widerständigkeiten unserer Welt zu schleifen. Zwar liefert Vigan noch keine Instagram-Kunst, aber Nützlichkeits- und Verwertungsdenken ist ihr leider nicht fremd. NIKLAS BENDER
Delphine de Vigan: "Die Kinder sind Könige". Roman.
Aus dem Französischen von Doris Heinemann. DuMont Verlag, Köln 2022. 318 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Rezensent Rudolf von Bitter kann Delphine de Vigans Roman über eine Mutter, die ihre kleine Tochter auf Youtube vermarktet, bis das Kind schließlich verschwindet, kaum aus der Hand legen. Geschickt findet er de Vigans Montage von Recherchen und Polizeiprotokollen zu einer auf verschiedenen Zeitebenen spielenden Kriminalgeschichte mit beinharter Kritik an den sozialen Medien, an medialer Selbstvermarktung und Eltern, die ihre Kinder instrumentalisieren. Auch sprachlich scheint ihm der Text überzeugend. Der Registerreichtum ist auch in der deutschen Übersetzung wirksam, meint der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Mein Kind soll Influencer werden
Beinharte Fröhlichkeit: Delphine de Vigan hat einen Roman über die Instagram-Wracks der Zukunft geschrieben
Ein sechsjähriges Kind ist entführt worden, die Ermittler tappen im Dunklen, keine Hypothese zur Lösung des Falls hält länger als drei Stunden. Mittlerweile hoffen die Kommissare schon auf eine Lösegeldforderung, dann wäre es wenigstens kein Kinderschänder. Kimmy ist ein hinreißend hübsches Mädchen, Millionen Menschen kennen sie, denn sie ist der Star der Youtube-Seite „Happy Récré“, die ihre Mutter Mélanie gegründet hat und die inzwischen, dank der Abertausenden Follower, aus Werbung und Product Placement ein Vermögen eingespielt hat.
Als endlich eine Geld-Forderung
Beinharte Fröhlichkeit: Delphine de Vigan hat einen Roman über die Instagram-Wracks der Zukunft geschrieben
Ein sechsjähriges Kind ist entführt worden, die Ermittler tappen im Dunklen, keine Hypothese zur Lösung des Falls hält länger als drei Stunden. Mittlerweile hoffen die Kommissare schon auf eine Lösegeldforderung, dann wäre es wenigstens kein Kinderschänder. Kimmy ist ein hinreißend hübsches Mädchen, Millionen Menschen kennen sie, denn sie ist der Star der Youtube-Seite „Happy Récré“, die ihre Mutter Mélanie gegründet hat und die inzwischen, dank der Abertausenden Follower, aus Werbung und Product Placement ein Vermögen eingespielt hat.
Als endlich eine Geld-Forderung
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eintrifft, soll die zugunsten der Kinderschutz-Organisation „Enfance en danger“ sein. Die Eltern sind nur allzu bereit zu zahlen, die altgedienten Kriminalpolizisten aus der Zentrale der Pariser Kripo sind irritiert. Allein Clara, Angehörige der Mordkommission und Protokollantin des Falls, ahnt etwas. Sie hatte es auf sich genommen, sämtliche Storys und Posts mit und um Kimmy anzuschauen.
Aufgefallen war ihr die beinharte, brutale Fröhlichkeit der Mutter, wenn sie „meine Lieben“ zu Abos und Likes auffordert. „Hallo, meine Lieben, tausend Dank! Ihr wart sehr, sehr viele, die abgestimmt haben, um uns zu helfen, und ihr habt für Kimmy die goldenen Nike Air ausgesucht!“ Daneben die nachlassende Begeisterung des kleinen Mädchens, das wie ein dressiertes Tier zu allen möglichen Aktionen geleitet wurde, die die Mutter und die Produzenten der beworbenen Produkte sich ausgedacht hatten. Womöglich ist es keine Kindesentführung, sondern das Kind könnte sich dem Zwang immer neu zu produzierender Filmchen selbst entzogen haben.
Mit dem Ende der Ermittlung, Kimmy war in das Auto einer früheren Nachbarin gestiegen und ein paar Tage bei ihr geblieben, ist die Geschichte für die Autorin nicht zu Ende. Sie projiziert das Leben von Kimmy und ihrem Bruder Sammy ins Jahr 2031, in der sie volljährig sind. Kimmy will jetzt mit Claras Hilfe ihre Akten einsehen und erhebt Klage gegen ihre Mutter: Missbrauch und das Recht am eigenen Bild. Sammy, der bravere Sohn, hat noch eine Zeit großen Blogger-Ruhms erlebt, dann erfasste ihn der Verfolgungswahn.
Nur Mélanie, die Youtuber-Mutter, lässt nicht nach. Dabei geht es ihr noch nicht einmal um die Einnahmen: Es sind die Steigerungen der Follower-Zahlen, der Bedeutungszuwachs, der sie antreibt wie eine Sucht: „Sie brauchte die Aufmerksamkeit dieser Menschen. Ihre Komplimente. Sie gaben ihr das Gefühl, einzigartig zu sein. Ein Mensch, der Beachtung verdiente. Dafür musste sie sich nicht schämen.“ Parallel zu Mélanies Gier nach Publikum verspürt Clara genau wie die vielen Fans eine Faszination – ob es Mélanies Charisma ist oder ihre hübsche Tochter, lässt de Vigan offen. Stattdessen lässt sie zurückblicken auf Mélanies Jugend, als sie mit der Familie die französische Version von Dschungelcamp schaute und von deren Stars fasziniert war, während sie selbst ein eher unauffälliges Mädchen war, dem die eigene Mutter kaum ein Talent zugestand.
Schon zwei andere Büchern von Delphine de Vigan hatten das Thema, welche Verheerungen das Verhalten der Erwachsenen in den Seelen der Kinder anrichten kann. In „Das Lächeln meiner Mutter“ erzählt sie die Geschichte einer Frau, die als Mädchen in den Fünfzigern und Sechzigern durch Vermittlung ihrer Mutter erfolgreich Model ist und später eine völlig zerrüttete Existenz; in „Loyalitäten“ zeigt sie, dass Kinder zu ihren Eltern halten, wie schlimm die auch mit ihnen umgehen, und wie sehr es auf ihnen lasten kann, wenn sie unversehens für die Eltern Verantwortung tragen müssen.
Die Erträge ihrer Recherchen kleidet de Vigan in kurze Dialoge oder macht sie zu Elementen der Handlung. Vergleiche mit früheren Fällen von Kindesentführung und die typografisch abgesetzten Protokolle der Polizei lassen diesen Roman streckenweise wie einen Bericht erscheinen. Im Deutschen haben die unterschiedlichen Register ihres Vokabulars dank der Übersetzerin eine gelungene Entsprechung gefunden. Wie bereits bei ihren vorhergegangenen Büchern, mag man den Roman deshalb kaum noch aus der Hand legen: die Kriminalgeschichte einer vermeintlichen Entführung, dazu der engagierte Roman um die Auswirkungen der sozialen Medien und schließlich das psychologische Drama einer Abhängigen, ihres in Co-Abhängigkeit gefangenen Mannes und der ihr ausgelieferten Kinder, von denen das eine in Loyalität verharrt, bis der Schaden angerichtet ist, während das andere noch rechtzeitig aussteigen kann.
RUDOLF VON BITTER
Sammy hat noch Blogger-Ruhm
erlebt, dann erfasste ihn
der Verfolgungswahn
Delphine de Vigan:
Die Kinder sind Könige. Roman. Aus dem
Französischen von
Doris Heinemann.
Dumont Verlag,
Köln 2022.
320 Seiten, 23 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Aufgefallen war ihr die beinharte, brutale Fröhlichkeit der Mutter, wenn sie „meine Lieben“ zu Abos und Likes auffordert. „Hallo, meine Lieben, tausend Dank! Ihr wart sehr, sehr viele, die abgestimmt haben, um uns zu helfen, und ihr habt für Kimmy die goldenen Nike Air ausgesucht!“ Daneben die nachlassende Begeisterung des kleinen Mädchens, das wie ein dressiertes Tier zu allen möglichen Aktionen geleitet wurde, die die Mutter und die Produzenten der beworbenen Produkte sich ausgedacht hatten. Womöglich ist es keine Kindesentführung, sondern das Kind könnte sich dem Zwang immer neu zu produzierender Filmchen selbst entzogen haben.
Mit dem Ende der Ermittlung, Kimmy war in das Auto einer früheren Nachbarin gestiegen und ein paar Tage bei ihr geblieben, ist die Geschichte für die Autorin nicht zu Ende. Sie projiziert das Leben von Kimmy und ihrem Bruder Sammy ins Jahr 2031, in der sie volljährig sind. Kimmy will jetzt mit Claras Hilfe ihre Akten einsehen und erhebt Klage gegen ihre Mutter: Missbrauch und das Recht am eigenen Bild. Sammy, der bravere Sohn, hat noch eine Zeit großen Blogger-Ruhms erlebt, dann erfasste ihn der Verfolgungswahn.
Nur Mélanie, die Youtuber-Mutter, lässt nicht nach. Dabei geht es ihr noch nicht einmal um die Einnahmen: Es sind die Steigerungen der Follower-Zahlen, der Bedeutungszuwachs, der sie antreibt wie eine Sucht: „Sie brauchte die Aufmerksamkeit dieser Menschen. Ihre Komplimente. Sie gaben ihr das Gefühl, einzigartig zu sein. Ein Mensch, der Beachtung verdiente. Dafür musste sie sich nicht schämen.“ Parallel zu Mélanies Gier nach Publikum verspürt Clara genau wie die vielen Fans eine Faszination – ob es Mélanies Charisma ist oder ihre hübsche Tochter, lässt de Vigan offen. Stattdessen lässt sie zurückblicken auf Mélanies Jugend, als sie mit der Familie die französische Version von Dschungelcamp schaute und von deren Stars fasziniert war, während sie selbst ein eher unauffälliges Mädchen war, dem die eigene Mutter kaum ein Talent zugestand.
Schon zwei andere Büchern von Delphine de Vigan hatten das Thema, welche Verheerungen das Verhalten der Erwachsenen in den Seelen der Kinder anrichten kann. In „Das Lächeln meiner Mutter“ erzählt sie die Geschichte einer Frau, die als Mädchen in den Fünfzigern und Sechzigern durch Vermittlung ihrer Mutter erfolgreich Model ist und später eine völlig zerrüttete Existenz; in „Loyalitäten“ zeigt sie, dass Kinder zu ihren Eltern halten, wie schlimm die auch mit ihnen umgehen, und wie sehr es auf ihnen lasten kann, wenn sie unversehens für die Eltern Verantwortung tragen müssen.
Die Erträge ihrer Recherchen kleidet de Vigan in kurze Dialoge oder macht sie zu Elementen der Handlung. Vergleiche mit früheren Fällen von Kindesentführung und die typografisch abgesetzten Protokolle der Polizei lassen diesen Roman streckenweise wie einen Bericht erscheinen. Im Deutschen haben die unterschiedlichen Register ihres Vokabulars dank der Übersetzerin eine gelungene Entsprechung gefunden. Wie bereits bei ihren vorhergegangenen Büchern, mag man den Roman deshalb kaum noch aus der Hand legen: die Kriminalgeschichte einer vermeintlichen Entführung, dazu der engagierte Roman um die Auswirkungen der sozialen Medien und schließlich das psychologische Drama einer Abhängigen, ihres in Co-Abhängigkeit gefangenen Mannes und der ihr ausgelieferten Kinder, von denen das eine in Loyalität verharrt, bis der Schaden angerichtet ist, während das andere noch rechtzeitig aussteigen kann.
RUDOLF VON BITTER
Sammy hat noch Blogger-Ruhm
erlebt, dann erfasste ihn
der Verfolgungswahn
Delphine de Vigan:
Die Kinder sind Könige. Roman. Aus dem
Französischen von
Doris Heinemann.
Dumont Verlag,
Köln 2022.
320 Seiten, 23 Euro.
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Gebundenes Buch
Aufrüttelnde Gesellschaftskritik
Mit großer Begeisterung habe ich bereits einige Romane von Delphine de Vigan gelesen und mich daher schon sehr auf ihr neues Buch "Die Kinder sind Könige" gefreut.
Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Mélanie, die von …
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Aufrüttelnde Gesellschaftskritik
Mit großer Begeisterung habe ich bereits einige Romane von Delphine de Vigan gelesen und mich daher schon sehr auf ihr neues Buch "Die Kinder sind Könige" gefreut.
Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Mélanie, die von Jugend an ein Faible für Realityshows hat. Ihre eigene Teilnahme an einer Datingshow mit 26 Jahren gerät zum Flop, sie scheidet bereits in der ersten Runde aus. Das Englischstudium gibt sie auf, um in einem Reisebüro zu arbeiten. Sie heiratet Bruno, einen Informatiker, und im gleichen Jahr wird Sohn Sammy geboren, zwei Jahre später Tochter Kimmy.
Nach Sammys Geburt fällt Mélanie in ein tiefes Loch. Sie füllt die innere Leere, indem sie sich auf den Vorschlag ihres Mannes hin bei Facebook anmeldet. Mélanie findet dort neue Bekannte, postet Kommentare und stellt Fotos ein. Sie hat das Gefühl, endlich wieder am Leben teilzunehmen. Ein Jahr später, nach der Geburt der kleinen Kimmy, wechselt Mélanie von Facebook zu Youtube und verfolgt dort intensiv alle Beiträge, die für sie von Interesse sind. Vor Kimmys 3. Geburtstag postet sie ihr erstes Youtube-Video.
Sie lässt Kimmy vor der Kamera singen und erzählen, später ist auch Sammy mit dabei. Ihre Filme erreichen immer mehr Abonnenten, man nimmt Kontakt wegen Product Placement auf. Bruno gibt seinen Beruf auf und kümmert sich um die Produktion der Filme. Die neue Tätigkeit bringt ihnen 5 Millionen Follower und einen gewissen Wohlstand, aber auch die ständige Verpflichtung, die Community zu unterhalten. Jede Aktivität, jedes Ereignis wird zum Gegenstand einer Story, der Konsum steht im Mittelpunkt der Filme. Mélanie sieht in all dem ein Geschenk, das Glanz in das gemeinsame Leben gebracht hat.
Als Kimmy 6 Jahre alt ist, verschwindet sie während eines Versteckspiels mit anderen Kindern der Wohnanlage. Die Polizei wird eingeschaltet, die Ermittlerin Clara wird mit der Welt der sozialen Netzwerke konfrontiert, die ihr bislang völlig unbekannt war.
Der gesellschaftskritische Roman hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Die Vermarktung und Präsentation von Kindern durch ihre Eltern im Internet war mir bislang neu und hat mich betroffen und nachdenklich, aber auch wütend gemacht. Die Geschichte hat mich an den Film "Die Truman-Show" erinnert, in dem Truman nach Drehbuch in einer fiktiven Welt lebt und alle Menschen, die ihn umgeben, Schauspieler sind.
Das großartige Buch zeigt die Schattenseiten der Realityshows und sozialen Netzwerke auf und beschreibt das tägliche Leben der Familien, in denen die Kinder ohne ihre Einwilligung im Internet zur Schau gestellt werden. Es dokumentiert auch die seelischen Schäden, die Kinder erleiden, die für Netzwerke von ihren Eltern kommerziell ausgebeutet werden und keine normale Kindheit erleben dürfen.
Sehr eindrucksvoll beschreibt die Autorin, wie Mélanie immer mehr in den Sog ihrer Internetsucht gerät und sich ihr ganzes Leben nur noch darum dreht, ihre Kinder in ihrem Kinderkanal zu präsentieren.
Hochinteressant fand ich die Begegnung mit den inzwischen erwachsenen Kindern von Mélanie und deren Einstellung zu den Jahren als Internetstars am Ende des Buchs.
Der wunderbare und kluge Erzählstil von Delphine de Vegan hat mir wieder sehr gut gefallen, das Buch fesselte mich bis zum Ende. Es gehört bereits jetzt zu meinen diesjährigen Lesehighlights - von mir eine klare Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne!
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Gebundenes Buch
Dieses Buch behandelt ein unglaublich wichtiges Thema, das aktuell ist wie nie zuvor: Social-Media. Genauer gesagt wie Kinder von ihren Eltern auf diversen bekannten Plattformen zur Schau gestellt werden, um damit Geld zu verdienen.
Wir begleiten Melanie und ihre Familie durch viele Jahre. Der …
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Dieses Buch behandelt ein unglaublich wichtiges Thema, das aktuell ist wie nie zuvor: Social-Media. Genauer gesagt wie Kinder von ihren Eltern auf diversen bekannten Plattformen zur Schau gestellt werden, um damit Geld zu verdienen.
Wir begleiten Melanie und ihre Familie durch viele Jahre. Der Leser erfährt, wie es zu diesem unglaublichen Darstellungsdrang von Melanie kommen konnte, wie sich ihre Social-Media-Präsenz verselbstständigte und wie ihre Kinder quasi ihre komplette Kindheit vor der Kamera verbringen müssen.
Dieses Buch fasziniert und schockiert gleichermaßen. Wir alle folgen diesen Influencer-Familien wahrscheinlich von Zeit zu Zeit und beneiden sie vielleicht auch hin und wieder. Welche drastischen Auswirkungen das auf die Kinder der aktuellen Zeit hat, wird selten thematisiert. Oft sogar heruntergespielt oder totgeschwiegen. Und genau hier greift dieses Buch.
Die Geschichte ist durchaus realistisch. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Geschichte irgendwo so passiert.
Gut gefallen hat mir, dass wir am Ende ins Jahr 2031 springen und auch langfristig die Entwicklung der Familie Diore erleben dürfen.
Dieses Buch sollte Schullektüre werden, um allen Kindern und Jugendlichen, die Influencer werden wollen, die möglichen Konsequenzen aufzuzeigen!
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Mélanie inszeniert ihres und das Leben ihrer beiden Kinder im Internet, den ganzen Tag lang werden die sechsjährige Kimmy und ihr achtjähriger Bruder Sam gefilmt und die Filmchen auf verschiedene Portale hochgeladen. Kimmy findet immer weniger Gefallen daran, während ihr Bruder …
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Mélanie inszeniert ihres und das Leben ihrer beiden Kinder im Internet, den ganzen Tag lang werden die sechsjährige Kimmy und ihr achtjähriger Bruder Sam gefilmt und die Filmchen auf verschiedene Portale hochgeladen. Kimmy findet immer weniger Gefallen daran, während ihr Bruder sich fügt und augenscheinlich großen Spaß daran hat, bei allen Tätigkeiten gefilmt zu werden. Als Kimmy eines Tages beim Versteckspielen mit Sam und anderen Kindern verschwindet, bricht das ganze Konstrukt zusammen.
Ich habe mich mit dem in diesem Buch geschilderten Problem bisher nicht auseinandergesetzt, wie ich zugeben muss. Ich bin zwar sehr dafür, dass man Kinder nicht im Internet präsentieren sollte, und zwar aus den allgemein bekannten Gründen, wusste aber auch nicht, dass es eine solche Masse an Profilen gibt, die dazu genutzt werden, Werbung durch und mit Kindern zu machen. Dies hängt natürlich damit zusammen, dass ich selbst keine Kinder habe und somit keinen Grund, solche Bilder und Videos zu schauen. Das Szenario im Buch hat mich erschreckt und entsetzt, insbesondere was die gesetzliche Situation angeht. Das Internet ist nicht erst seit gestern da und dennoch scheint es keine klare Linie seitens des Gesetzgebers zu geben, stattdessen viele Grauzonen und Lücken.
Es war mein erstes Buch der Autorin, der Schreibstil gefiel mir gut und auch, dass die Perspektive immer wieder wechselte. Das Buch empfand ich fast als einen Krimi, so ausgefallen und spannend wurde die Geschichte erzählt. Ich hätte oft die ein oder andere Person so gerne geschüttelt und gefragt, ob ihr klar ist, welche Konsequenzen ihr Tun hat. Ein spannendes, ein wichtiges Buch, das aktueller nicht sein könnte. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.
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Schöne neue Welt im 21. Jahrhundert
Als junge Frau wollte Mélanie Claux Star im Reality TV werden, doch es hat nicht geklappt. Jahre später, inzwischen ist sie verheiratet und Mutter zweier Kinder, beginnt sie, ihre Kinder für YouTube zu filmen. Das Format kommt an, sie …
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Schöne neue Welt im 21. Jahrhundert
Als junge Frau wollte Mélanie Claux Star im Reality TV werden, doch es hat nicht geklappt. Jahre später, inzwischen ist sie verheiratet und Mutter zweier Kinder, beginnt sie, ihre Kinder für YouTube zu filmen. Das Format kommt an, sie bekommt immer mehr begeisterte Follower und die Sponsoren reißen sich um sie. Die ganze Familie ist eingebunden, auch ihr Mann gibt seinen Job auf, um an der Produktion der Filme mitzuwirken. Auch finanziell lohnt sich die Sache: nach kurzer Zeit erwirtschaften sie Millionen.
Zu Beginn des Buchs ist Tochter Kimmy 6, ihr Bruder Sammy 8. Während Sammy klaglos die Drehs über sich ergehen lässt, weigert sich Kimmy immer öfter, die gesponserten Outfits zu tragen und ständig von der Kamera überwacht zu werden. Dann geschieht das Unfassbare: Kimmy verschwindet. Die Kriminalpolizei wird eingeschaltet und die Ermittlerin Clara durchleuchtet das Leben der Familie Claux. Was sie entdeckt, schockiert sie. Ihr war nicht bewusst, dass es solche Kanäle gibt, in denen Kinder hemmungslos vermarktet werden und Privatsphäre ein Fremdwort ist.
Ein Zeitsprung ins Jahr 2031 offenbart die Langzeitfolgen dieser Art von Unterhaltung. Das Erschreckende an diesem Buch ist, wie realitätsnah es ist. Überall auf der Welt gibt es Eltern, die genau mit dieser Art von Filmen ihre Kinder der Öffentlichkeit preisgeben und ihnen ihre Kindheit rauben. Ich habe dieses Buch atemlos verschlungen und es hat mich sehr deprimiert. „Die Kinder sind Könige“ ist ein hervorragend geschriebenes und hochaktuelles Buch, das jeder lesen sollte.
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Zwischen Realität und Zukunftsszenario
Die Französin Mélanie zeigt schon als junge Frau großes Interesse an diversen Reality-TV-Formaten, aber erst in Zeiten von YouTube und Instagramm kann sie sich voll und ganz verwirklichen. Dabei steht jedoch nicht sie selbst im …
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Zwischen Realität und Zukunftsszenario
Die Französin Mélanie zeigt schon als junge Frau großes Interesse an diversen Reality-TV-Formaten, aber erst in Zeiten von YouTube und Instagramm kann sie sich voll und ganz verwirklichen. Dabei steht jedoch nicht sie selbst im Vordergrund, sondern ihre Kinder sind diejenigen vor der Kamera. Erst als eines Tages ihre Tochter Kimmy beim Spielen mit den Nachbarskindern spurlos verschwindet, kommt die tägliche Flut an Bildern und Videos ins Stocken.
Mit diesem Buch greift die Autorin ein wirklich interessantes und brisantes Thema auf und lässt den Leser hinter die Kulissen dieser Maschinerie blicken. Gerade als Mutter mit eigenen Kindern finde ich Mélanies Handlungen und Ansichten sehr beklemmend und deprimierend – vor allem angesichts der Tatsache, dass die Geschichte eben nicht fernab der Realität ist.
So gerne ich die Autorin aber bisher immer gelesen habe, das Format und der Schreibstil in diesem Buch haben mir einfach nicht gefallen. Auch den Zeitsprung gegen Ende fand ich sehr merkwürdig und ich hätte mir angesichts der schweren Kost eine etwas weniger „kantige“ Umsetzung gewünscht.
Gefallen hat mir aber insbesondere die Figur der ermittelnden Polizistin Clara, die dem Leser einen objektiven Blick auf die Geschehnisse und Hintergründe bietet und so ein gutes Gegengewicht in der Geschichte darstellt.
Alles in allem denke ich, dass das Buch Geschmackssache ist und daher sicher auch viele begeistern wird – gerade aufgrund der Aktualität der Thematik.
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Familie auf dem Serviertablett
Wir erleben das mehr und mehr in den letzten Jahren: den gläsernen Menschen. Wir treffen auf ihn im Fernsehen, mehr noch aber im Internet, wo es offensichtlich noch viel Luft nach oben gibt. Denn Melanie, die in den Müller Jahren ein großer Fan der …
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Familie auf dem Serviertablett
Wir erleben das mehr und mehr in den letzten Jahren: den gläsernen Menschen. Wir treffen auf ihn im Fernsehen, mehr noch aber im Internet, wo es offensichtlich noch viel Luft nach oben gibt. Denn Melanie, die in den Müller Jahren ein großer Fan der französischen Version von "Big Brother" war, hat - inzwischen selbst erwachsen - dies aus ihrer Sicht noch weit übertroffen: Sie ist YouTuberin mit zahllosen Followern, wobei - der eigentliche Clou an der Geschichte - ihre beiden Kinder die Stars sind. Genau genommen sitzt die gesamte Familie von morgens bis abends auf dem Praesentierteller.
Während meiner Lektüre habe ich wieder einmal genau gespürt, warum ich Autorin Delphine de Vigan so schätze: sie vermag es stets, bei ihrer Schilderung brennender Gegenwartsthemen, beziehungsweise - lassen Sie es mich aussprechen - aktueller Probleme den Finger in die Wunde zu legen und zwar so tief hinein wie nur möglich. In diesem Fall betrifft dies sogar Abläufe, die noch nicht stattgefunden haben können. De Vigan allerdings führt ihren Lesern eine mögliche Zukunft bereits jetzt vor Augen und zwar eine ausgesprochen realistische.
Ich muss sagen, ich lese sie nicht immer gerne, weil es eben kein gemütlich-kuschliges Lesevergnuegen ist, aber es sind enorm wichtig Texte und ich kann mir vorstellen, dass sie in deutlich fernerer Zukunft zu wichtigen Dokumenten unserer dann schon historischen Gegenwart werden.
Ein sehr aufregender Gedanke!
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Gebundenes Buch
Die Autorin hat ein Thema gewählt, was mich schon sehr lange beschäftigt und was immer sehr aktuell ist. Es geht um eine junge Mutter, die ihre Kinder dazu missbraucht, ihr ganzes Leben auf Social Media offen zu legen. Getrieben durch immer mehr Follower und Konkurrenz anderer …
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Die Autorin hat ein Thema gewählt, was mich schon sehr lange beschäftigt und was immer sehr aktuell ist. Es geht um eine junge Mutter, die ihre Kinder dazu missbraucht, ihr ganzes Leben auf Social Media offen zu legen. Getrieben durch immer mehr Follower und Konkurrenz anderer YouTube-Kanäle, merkt sie überhaupt nicht, was sie ihren Kindern antut. Leider bekommt man in den Medien immer wieder genau das mit und man sieht den Kindern oftmals an, dass sie das eigentlich gar nicht mögen. In diesem Fallbeispiel deckt die Polizeibeamtin Clara Stück für Stück das plötzliche Verschwinden der kleinen Tochter Kimmy auf. Es kommen tragische Details ans Licht. Was mir besonders gut gefallen hat, war der Blick aus der Sicht der Kinder, viele Jahre nach dem Geschehenen. Es wird deutlich, was das Erlebte mit den Kindern gemacht hat und aus vielen Kindern, denen es heute so geht, machen wird. Wie blind manche Eltern doch sind, nur um Geld zu verdienen und im Rampenlicht zu stehen. Mich hat diese Geschichte von Anfang bis Ende sehr gefesselt. Das Buch regt zum Nachdenken an, was man von dem ganzen Social Media Gedöns halten soll.
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Als Kind hat Mélanie Reality TV geliebt - als Mutter zweier Kinder wird sie selbst zur Produzentin. Instagram, Youtube und Facebook machen es möglich, dass sie ihren Traum von Berühmtheit und Anerkennung lebt indem sie sich und ihre Familie als scheinbar glücklich neu …
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Als Kind hat Mélanie Reality TV geliebt - als Mutter zweier Kinder wird sie selbst zur Produzentin. Instagram, Youtube und Facebook machen es möglich, dass sie ihren Traum von Berühmtheit und Anerkennung lebt indem sie sich und ihre Familie als scheinbar glücklich neu erzählt. "Happy récré" heißt ihr Kanal, mit dem die Familie Millioneneinnahmen generiert, indem die beiden Kinder in niedlicher Kleidung und gesponserten Turnschuhen Coca Cola in die Kamera halten und Spielzeug unboxen - der kapitalistische Überflusstraum wird wahr. Und zunehmend zum Alptraum, denn die kleine Kimmy hat zunehmend keine Lust mehr, Teil dieser Selbstvermarktung zu sein. Nur leider interessiert das die Mutter wenig, der Vater sieht auch gekonnt darüber hinweg und die Wenigen, die öffentlich diese Momfluencer kritisieren, werden als Hater abgestempelt.
Als Kimmy verschwindet, beginnt die Polizei zu ermitteln - ist sie weggelaufen, wurde sie entführt, geht es um Lösegeld? Im Kern der Ermittlungen steht die Kommissarin Clara, die durch die Ermittlungen ihrem Revier erst so richtig bewusst macht, wie unreguliert und unkontrolliert, in vielen Fällen kindeswohlgefährdend, das Influencer-Familienbusiness häufig ist.
Dem Roman geht es nicht in erster Linie um Action und Spannung, stattdessen zeichnet Delphine de Vigan ein Sittenbild des heutigen Frankreich, in dem findige Momfluencer mögliche Schlupflöcher schon ausgemacht und genutzt haben, bevor ein Gesetz zum Schutz der Kinder überhaupt verabschiedet ist. So wird viel und deutlich Kritik geübt, wird die Absurdität und Inhaltsleere der Dauerwerbesendungen ebenso gezeigt wie die mögliche Motivation der Eltern, in diesem Fall der Mutter Mélanie, die ihre eigenen Unsicherheiten und den Drang nach Anerkennung über die Vermarktung ihrer Kinder auslebt. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Sozialen Medien diese Mechanismen nicht erfunden, wohl aber intensiviert haben.
Insgesamt gefiel mir das Buch gut, weil es ein Thema in den Fokus rückt, das noch viel zu wenig diskutiert wird, weil es aufzeigt, welche Folgen ein solcher Eingriff ins Privatleben für Heranwachsende haben kann und wie nötig gesetzliche Kontrollen sind. Schade fand ich, dass die im Buch angedeutete Alternative mehr oder weniger im kompletten Rückzug aus den Sozialen Medien zu liegen scheint - diese generelle Technikskepsis gehe ich nicht mit, weil die Kritik in meinen Augen sich nicht gegen die technischen Möglichkeiten, sondern die unkontrollierten neoliberalen Auswüchse richten sollte.
Das ändert freilich nichts an der absolut lesens- und betonenswerten Kritik des Buchs, weshalb ich es auf jeden Fall empfehlen kann.
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Gebundenes Buch
Meine Meinung :
Mit diesem Buch ist die Autorin Mal wieder ihrem Ruf, als eine meiner liebsten Schriftstellerinnen gerecht geworden.
Denn Delphine de Vigan ist seit Jahren eine meiner liebsten Autorinnen aus Frankreich. Ein Punkt den ich besonders an ihr schätze, dass sie es fast …
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Meine Meinung :
Mit diesem Buch ist die Autorin Mal wieder ihrem Ruf, als eine meiner liebsten Schriftstellerinnen gerecht geworden.
Denn Delphine de Vigan ist seit Jahren eine meiner liebsten Autorinnen aus Frankreich. Ein Punkt den ich besonders an ihr schätze, dass sie es fast spielerisch versteht, ihre literarische Qualität mit einer Leichtigkeit zu verpacken und den Leser dabei tief im Innern zu bewegen. Und dabei moralische Denkanstöße zu geben, sodass man ihre Geschichten lange nicht vergisst.
Die Geschichte schafft es, diese unterschiedlichen Blickwinkel, der einzelnen Personen so überzeugend, vielschichtig, glaubhaft und berührend zu erklären, dass einem als Leser häufig der Atem stockt, oder man aufgrund von neuen Aspekten atemlos vor dem Buch sitzt und von der offenbaren Weisheit der Geschichte einfach nur berührt ist.
Sie erzählt berührend und schonungslos ehrlich, dass einen diese wenigen Seiten so viel mehr packen, einnehmen und emotional berühren, als es 1000 Seiten je könnten. Nebenbei ist diese Geschichte von einer literarischen Qualität, die keine Erklärung braucht.
Fazit:
Für mich ein großartiges Buch, vielleicht sogar eines der besten Bücher der Autorin.
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Gebundenes Buch
Meine Lieben, gerne teile ich meine Rezension zu Delphine de Vigans „Die Kinder sind Könige“ mit Euch und bitte schenkt mir ein Like, wenn sie Euch gefällt…so würde sich wahrscheinlich Mélanie Claux Anfang einer Buchbesprechung lesen. Mélanie ist die …
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Meine Lieben, gerne teile ich meine Rezension zu Delphine de Vigans „Die Kinder sind Könige“ mit Euch und bitte schenkt mir ein Like, wenn sie Euch gefällt…so würde sich wahrscheinlich Mélanie Claux Anfang einer Buchbesprechung lesen. Mélanie ist die Protagonistin des neuen Romans von de Vigan. Als junge Frau war sie süchtig nach Reality-TV- Formaten und nachdem sie selbst in einer Show sehr kläglich scheiterte, strebt sie nach Ruhm, Liebe und Followern auf Social-Media-Plattformen. Schnell erkennt sie, dass ihre Kinder die Stars sind und so beginnt sie ihre Kinder mehr oder weniger rund um die Uhr zu filmen, zu streamen, herauszufordern auf der Jagd nach Abonnenten und Likes. Als ihre Tochter verschwindet, nimmt sich die gewissenhafte Procédurière Clara des Falls an und entdeckt die Schattenseiten der Internetberühmtheit.
Ich mag grundsätzlich eigentlich keine Romane, die mir klar und deutlich etwas vermitteln wollen, mir ihre Weltsicht aufzwingen und dazu auch noch zu recht überspitzten Maßnahmen greifen. „Die Kinder sind Könige“ fällt in jeglicher Hinsicht in diese Kategorie, aber dennoch hat er mir ausgesprochen gut gefallen. So muss ich als erstes zugeben, dass ich mir nach der Lektüre gar nicht mal so sicher bin, dass das Leben der Instagram-Ikone Mélanie wirklich übertrieben dargestellt wird. Die Selbstinszenierung, das Teilen und Teilhabenlassen sind wesentlich, um den Algorithmus und die Abonnenten glücklich zu machen und bei Mélanie entwickelt sich das zu einer Sucht, die ein Teil ihres Lifestyles zu sein scheint. Die begründet und angerbrachte Kritik, die der Roman in den Mittelpunkt stellt, ruht natürlich besonders auf der Tatsache, dass die Protagonistin ihre Kinder gnadenlos zur Schau stellt. Hier haben mich besonders die Blindheit der Mutter für die Bedürfnisse ihrer Kinder erschreckt und die geschilderten potenziellen (fiktiven?) psychologischen Folgeerscheinungen der dauerhaften Ausstellung bei Instagram und Co. sehr fasziniert. De Vigan bringt gerade diesen psychologischen Kontext so überaus glaubhaft zur Darstellung, dass einem schon angst und bange werden kann. Als Kommentar zu unserer heutigen medienhörigen Zeit, in der ein Leben nur eine Wertigkeit zu haben scheint, wenn es öffentlich gelebt wird, funktioniert der Roman in seiner ganzen Bitterkeit trotz seiner Holzhammermethode sehr gut.
Die Figurenkonzeption ist insofern spannend, als dass sie zwar auf eine starke Kontrastierung zwischen der Polizistin Clara und der Influencerin Mélanie setzt, aber eine allzu deutliche Gut-Böse-Differenz ausgespart wird. Zwar arbeitet die Autorin mit stereotypen, auch genretypischen Merkmalen (die einsame, arbeitswütige Polizistin und die oberflächliche, gefilterte Fee), aber die Innensichten in die beiden Frauenfiguren sind glaubwürdig und dienen natürlich auch wieder der nachdrücklichen Darstellung des eigentlichen kritischen Ansinnens des Romans.
Der Roman ist gut geschrieben und sehr lesbar, das Verschwinden des Mädchens ausgezeichnet und spannend inszeniert, sodass man mit großem Interesse der Handlung folgt. Hierzu tragen auch die eingefügten Polizeiberichte Claras bei und Aufteilung der Handlung auf verschiedenen Zeitebene.
Ein nachdenklich stimmender Roman, den ich trotz seiner allzu bekannten und offensichtlichen Kritik empfehlen kann, weil er einfach gut zu lesen ist.
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