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luisa_loves_literature
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NRW

Bewertungen

Insgesamt 105 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

„Trophäe“ macht nicht nur etwas mit einem, sondern ganz viel und das auf unerwartete und nicht unbedingt eine „gute“ Weise. Wenn man davon ausgeht, dass Literatur den Horizont erweitert, zum Nachdenken anregt und im Idealfall auch dazu führen kann, dass man Haltungen und Positionen hinterfragt und überdenkt, sich eventuell neu ausrichtet, dann ist Gaea Schoeters‘ Roman ein vorbildliches Stück Literatur – und zwar nicht nur hinsichtlich des Wirkungspotenzials.

Dabei ist das vordergründige Thema des Romans so gar nicht begeisternd. Der mit einem wunderbaren sprechenden Namen ausgestattete Protagonist von „Trophäe“, Hunter White, reist zum wiederholten Male nach Afrika zur Großwildjagd. Diese wird, wie immer, von Hunters Jagdveranstalter van Heeren (noch ein gut gewählter sprechender Name), organisiert. Auf dem Programm steht dieses Mal ein Spitzmaulnashorn, das Hunter nach der Jagd präpariert und ausgestopft seiner Gattin als Geschenk überreichen möchte. Hunters Ehefrau, die zwar keinerlei Interesse an der Jagd hat, ist eine äußerst hingebungsvolle Trophäensammlerin. Giraffe, Löwe, Büffel, Leopard, Elefant – alles schon vorhanden, daher nun also ein Nashorn.

Wenn ich das so schreibe, hört sich die Sammlung, das Hobby, die Art des Liebesbeweises an die Ehefrau, überhaupt das Ansinnen, einer solchen Tätigkeit mit Leidenschaft nachzugehen, völlig pervers und widerlich an, aber – und da setzt der von Dimitri Verhulst auf der Buchrückseite angekündigte „Mindfuck“ ein (ein Wort, das ich nicht mag, das aber nirgendwo zutreffender sein könnte als hier) – so wie Gaea Schoeters ihren Roman konzipiert hat, wie sie mit Hunter als Fokalisierungsinstanz die Jagd lebt und die Rahmenbedingungen beschreibt, fängt man ungläubig und staunend an, das Ganze erst einmal als völlig einleuchtend wahrzunehmen. Erst nach ein paar Seiten fällt einem auf, wie umfassend und vollkommen man von Schoeters‘ glänzender Prosa und ihrer kompromisslosen Sympathielenkung eingelullt und manipuliert wurde. Zu diesem Abstand, dieser Distanz muss man sich immer wieder zwingen. Man weiß, dass das, was hier geschildert wird, allem zuwiderläuft, woran man glaubt, aber man kann nicht anders, als atemlos dem Verfall der Moral zu folgen, als gebannt auf die Seiten zu starren, während die Ethik ohne Rücksicht auf Werte und Skrupel aus dem Ruder läuft und man trotz allem Widerwillen einfach nur wissen will, zu welchem Ende diese Jagd durch Urinstinkte, die Rivalität zwischen westlichem Luxus und afrikanischem Pragmatismus führen wird.

Der Protagonist Hunter White wird von der Autorin mit sehr viel Vergangenheit ausgestattet, seine Figur ist schlüssig und bis zu einem bestimmten Punkt (den ich hier auf keinen Fall näher benennen möchte) völlig nachvollziehbar. Er ist die personifizierte Jagd, der Überlebensinstinkt in Person, der es in seiner Fokussierung und seinem Jagdtrieb locker mit Kapitän Ahab aus Herman Melvilles „Moby Dick“ aufnehmen könnte. Die afrikanische Natur, in der der amerikanische Jäger so überfordert und verloren ist, führt in Schoeters‘ Roman ein Eigenleben. Die Weite der afrikanischen Jagdgebiete ist lebendig, wunderschön, lebensbedrohlich und grausam, reduziert sich auf den für alle Lebewesen letztlich nur zu verlierenden Kampf ums Überleben.

Dieser Roman ist in seiner Diskussion von Moral, Würde, Leben, Tod und Leidenschaft umwerfend. Gesellschaftskritisch, zynisch und bei allem Wahnsinn pragmatisch, entlarvt er westliche Besserwisserei und zwingt zur Selbstreflexion, denn „westliche Moral ist ein Luxusprodukt, das man sich leisten können muss“ (S. 103) und „Trophäe“ ist Afrika.
Für mich hat der Roman alles, was es für einen Klassiker braucht. Er ist hervorragend geschrieben, diskutiert ohne Urteil oder Belehrung Moral und Ethik – stellt diese großen Konzepte quasi zur Disposition – und manipuliert und beherrscht den Leser und dies alles in einem thematisch fast zeitlos anmutenden Rahmen, denn die Jagd hat hier in ihrer Darstellung etwas sehr Antiquiertes, Urzeitliches. „Trophäe“ ist ganz harter Tobak, nichts für zartbesaitete und empfindsame Seelen, aber ganz sicherlich eine unvergessliche und herausragende Lektüre für alle Leser, die sich weit außerhalb von komfortablen Themen an unbequemes Denken herantrauen.

Bewertung vom 30.12.2023
Der flüsternde Abgrund
Lando, Veronica

Der flüsternde Abgrund


gut

Wie die Figuren in "Der flüsternde Abgrund" wurde auch ich auf unheimliche Weise vom australischen Regenwald angezogen, der in diesem Roman mit so viel Bedrohlichkeit und mysteriöser Aura ausgestattet wird, dass man ihn fast als lebendige Person wahrzunehmen versucht ist. Victoria Lando schreibt dem Regenwald und den an ihn angrenzenden Felsen eine flüsternde Stimme zu, die unschuldige Kinder, aber manchmal auch Erwachsene, ins Verderben zieht. Diese Idee, gegen die sich die Menschen in dem kleinen Örtchen Granite Creek mit kleinen Glöckchen, die das Flüstern übertönen sollen, zu wehren versuchen, ist unheimlich und leicht übersinnlich, allerdings - und das habe ich doch als leichtes Manko gewertet - wird sie nie wirklich zufriedenstellend aufgelöst. Darüber hinaus bietet der der Roman leider auch ein paar weitere lose Enden und Logiklöcher, die mitunter so angerissen werden, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass auch die Autorin sich nicht ganz sicher gewesen ist, wie sie mit der betreffenden Passage oder dem jeweiligen Geschehen umgehen und dieses einordnen soll.

So wird der Thriller zwar zu einem durchaus spannenden, sehr lesbaren Trip in die Vergangenheit des Protagonisten Callum Haffenden, bei der sich nach und nach die düstere Seite des Kleinstadtlebens im regenumtosten und windumbrausten Norden Australiens offenbart, aber so richtig überzeugen konnte mich die Handlungsführung nicht. Zum einen sind so einige Twists schon vorher erkennbar und überraschen dann nicht mehr ausreichend, zum anderen scheinen einige Entwicklungen doch etwas überkonstruiert und nicht recht nachvollziehbar. Die Tatsache, dass der Journalist Haffenden sich amtsanmaßend in die Polizeiarbeit einklinkt und von seinem Polizeifreund Eddy auch so umfänglich Zugang zu den Ermittlungen erhält, hat mich schon etwas stutzen lassen. Manche Passagen, insbesondere die Rückblenden, sind etwas vage und unpräzise geschildert, sodass man immer wieder das Gefühl hat, man hätte eventuell etwas überlesen. Hinzu kommen außerdem so einige Wiederholungen von bereits benannten Fakten oder immer wieder ähnlichen Gefühlslagen, die dazu führen, dass man als Leser doch das eine oder andere Déjà-vu hat. So schmerzt Callum Haffenden in einem fort das Bein - das ist natürlich logisch und bedauerlich, aber nach der zwanzigsten Erwähnung auch keine weiterführende Information mehr. Das literarisch eigentlich sehr passende und schöne Mittel Wetterbeschreibungen zu nutzen, um den Text dramatisch aufzuladen, ihm eine düstere Atmosphäre zu verleihen und die Emotionen der Figuren zu reflektieren, wurde z.B. meines Erachtens von der Autorin überstrapaziert. In fast jedem Kapitel wird darauf hingewiesen, dass der Wind kommt und der Regen kommt, dass es nass, schwül und stickig ist - das ist definitiv zu viel des Guten.

Insgesamt ist der Roman dennoch ein sehr flüssig zu lesender, spannender Thriller, der mit viel Atmosphäre aufwartet und einen tief in die Dorfgemeinschaft eintauchen lässt, sich aber handlungstechnisch zu leicht aus der Affäre zieht. Die Mystery-Elemente sind schön gesetzt und im Ansatz gut gedacht, allerdings können sie letztlich nicht ganz überzeugen. Dennoch eignet sich "Der flüsternde Abgrund" als Lektüre für Australien-Fans und Leser, die Geschichten bevorzugen, in denen dunkle Vergangenheiten eine maßgebliche Rolle spielen.

Bewertung vom 27.12.2023
24 Wege nach Hause
Fagerlund, Jenny

24 Wege nach Hause


gut

Jenny Fagerlunds Roman ist nett, das kann man nicht anders sagen. Ihre Hauptfigur Petra ist nett, weil sie sich nach dem Krebstod ihrer Schwester um ihre Teenie-Nichte Charlie kümmert, die nach anfänglichen Schwierigkeiten auch durchaus nette Seiten zeigt. Passend dazu landen Petra und Charlie, da sie Stockholm u.a. aus finanziellen Gründen den Rücken kehren müssen, im netten Dorf Nyponviken, finden bei der netten Gärtnereibetreiberin Viveka und ihren netten Angestellten Holger und Maja eine neue Heimat. Erleichtert wird ihnen das Einleben dort auch durch den netten Hund Joschi, der ihnen zuläuft. Für ein paar nette Herzklopfen sorgt der nette Freund Nick, den Petra aufgrund eines Missverständnisses verlassen hatte. Darüber hinaus wird "24 Wege nach Hause" mit einem netten Touch Mystery angereichert, denn vor Petras Tür steht an einem Dezembermorgen ein Adventskalender, der ihr das Dörfchen Nyponviken richtig schmackhaft machen soll. Warum und wieso erfährt man dann im Verlauf des Romans.

Auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich das Wort "nett" hier bereits überstrapaziert habe, so gibt es im Deutschen wirklich kein anderes Wort, das diesen Roman besser beschreiben könnte. Nett, aber leider auch überaus vorhersehbar wird sich in Nyponviken durch die Weihnachtszeit gebacken, missverstanden, enthüllt, geklagt, bedauert und verstanden. Das ist alles sehr beschaulich, gemütlich und voller Wohlfühlmomente, aber so richtig begeistern konnte mich der Roman nicht. Zwar hat mir das Handlungsgerüst, das sich um die 24 Türchen rankt, durchaus gefallen, aber die Figuren waren mir viel zu simpel konstruiert, nichts am Verlauf des Geschehens überrascht oder verursacht Spannung und es ist einfach ein wenig ermüdend, wenn man als Leser ständig den Figuren nicht nur einen, sondern schon zwei Schritte voraus ist.

Mir fehlte es an Esprit, an Innovation und vor allem auch an Humor. Der Roman ist recht behäbig und fast ein bisschen schwerfällig, nimmt sich selbst sehr ernst und will Tiefgründigkeit und ein Auseinandersetzen mit Gefühlen suggerieren, während er eigentlich nur eine sehr gefällige und leicht zu konsumierende Adventsgeschichte ist. Mit seinem Drang zur wohlgefälligen Auflösung aller Probleme, der überbordenden Hilfsbereitschaft aller Beteiligten und seinen zahlreich eingestreuten Erwähnungen weihnachtlichen Gebäcks und winterlicher Getränke ist mir der Text viel zu nah an der Zuckergrenze. Außerhalb der Weihnachtszeit ist der Roman daher eher nicht zu empfehlen, wenn man allerdings das richtige vorweihnachtliche Mindset mitbringt, kann er durchaus zu einer gehörigen Portion Weihnachtsstimmung beitragen. Man muss dann jedoch darüber hinwegsehen können, dass die Handlung eher gemächlich durch die Tage plätschert, alle Probleme eigentlich gar keine sind und die einzige Tragik letztlich in dem furchtbar frühen Tod der Schwester Alice besteht. Der andere Tod im Roman erfährt meiner Meinung nach leider keine rechte Aufklärung und dass, obwohl "24 Wege nach Hause" für jede andere Figurant schon zwanghaft eine zufriedenstellend Lösung sucht.

Für mich ist der Roman ein netter Adventsroman für leichte Lesestunden, besonders geeignet für Inga-Lindström-Fans, mehr aber leider nicht.

Bewertung vom 13.12.2023
Mit dem Schnee kommt der Tod
Upson, Nicola

Mit dem Schnee kommt der Tod


sehr gut

„Mit dem Schnee kommt der Tod“ und ganz viel klassisches Krimi-Lesevergnügen. Nicola Upson lässt den Leser im Weihnachtsfall ihres Ermittlers Archie Penrose auf eine winzige Insel vor der Küste Cornwalls reisen. Die im Jahr 1938 angesiedelte Handlung wird von den Schatten des Weltgeschehens begleitet, denn die Burgherrin von St. Michael’s Mount hat gegen Spendengelder, die jüdischen Kindern die Flucht aus Deutschland ermöglichen sollen, fremde und bekannte Gäste zum Weihnachtsfest geladen, darunter auch Marlene Dietrich. Was nun folgt, ist ein formvollendetes „Locked-Room“-Mystery in bester Golden-Age-Tradition, denn St. Michael’s Mount wird durch einen Schneesturm vom Festland abgeschnitten, kurz darauf werden zwei Tote entdeckt: der Mörder kann also nur einer der Bewohner oder Gäste der Insel sein.

Das Personal des Romans ist aufgrund dieser Ausgangslage begrenzt, aber Nicola Upson gelingt es famos, ihre Figuren verdächtig erscheinen zu lassen, falsche Fährten zu legen und so den Leser zum Miträtseln zu animieren. Die Tatsache, dass einige der Figuren, wie Marlene Dietrich, die Gastgeberin Hilaria St. Aubyn und Penroses gute Bekannte, die Krimiautorin Josephine Tey, auf realen Persönlichkeiten beruhen, ist ein zusätzlicher Bonus. Über Tey ist sehr wenig bekannt, was Nicola Upson relativ viel Freiheiten lässt, aber auch im Fall von Marlene Dietrich gelingt ihr eine überzeugende Einbettung in den Roman, in dem sie sich auf verbriefte Eigenschaften als Grundlage für Dietrichs Verhalten stützt. Insgesamt hätte ich mir vielleicht ein bisschen mehr Balance in den Aktionen gewünscht, so gibt Josephine zwar hilfreiche Hinweise, hat aber im Vergleich zum Ermittler Penrose nur eine Nebenrolle.

Der sehr flüssig erzählte Roman – das erste Kapitel der 1938 spielenden Handlung zieht einen schon nach ein paar Sätzen völlig in das Geschehen, sodass man sofort Lust hat, weiterzulesen – hält handlungstechnisch die Spannung konstant hoch, besonders auch weil der Auftakt, ein Mordabend am Weihnachtsfest des Jahres 1920, bei der Lektüre konstant mitschwingt und man fortwährend versucht, diesen rätselhaften Fall mit den Ereignissen von 1938 in Beziehung zu setzen. Glücklicherweise ist die Verbindung nicht klar zu erkennen und so offenbart sich des Rätsels Lösung zwar nicht ganz am Ende, aber es braucht schon einige Zeit bis man als Leser eine tragfähige Theorie entwickelt hat, zumal die Handlung mit einigen „red herrings“ (aber leider auch einem mir immer noch Rätsel aufgebenden losen Ende in der Mitte des Buches) aufwartet.

„Mit dem Schnee kommt der Tod“ ist ein sehr empfehlenswerter Krimi mit allen Elementen, die zu einem klassischen Kriminalroman dazugehören. Ein großer Rätselspaß für Agatha-Christie-Fans mit viel weihnachtlich-winterlicher Atmosphäre, einem einzigartigen Setting und Bezug zu realen Persönlichkeiten.

Bewertung vom 04.12.2023
Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber (eBook, ePUB)
Schulz, Rebecca

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber (eBook, ePUB)


sehr gut

Einen passenderen Titel als „Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber“ kann es für die weihnachtliche Liebeskomödie von Rebecca Schulz kaum geben, denn beide Substantive sind in diesem Roman Programm. Mit seinem extrem hohen Cosiness-Faktor, dem unter anderem mit den (zum Glück) nur sehr am Rand auftretenden kuscheligen tierischen Freunden, den Alpakas und Schafen, gefrönt wird, passt die Liebesgeschichte perfekt in die winterlich-weihnachtliche Jahreszeit. Hier wird norddeutsch deftig mit Rosenkohl, Grünkohl oder auch mit brauner Soße geschlemmt, ständig gibt es Kuchen, Kekse und Getränke, es ist wohlig warm oder auch idyllisch verschneit und die Familie hält trotz aller Schwierigkeiten stets zusammen. Allein diese Gemengelage macht den Roman schon zum perfekten Wohlfühltext, der auch dann Weihnachtsstimmung zu wecken vermag, wenn man selbst glaubte, noch gar nicht so weit zu sein.

Marie, Mitte Vierzig, beherrscht als Ich-Erzählerin und Protagonistin das Geschehen. Trotz ihrer offensichtlichen Schwäche für Esoterik und des etwas zu stark gezeichneten Minderwertigkeitskomplexes muss man sie einfach gernhaben. Sie gerät einfach immer wieder in sehr lustige und komische Situationen, die von der Autorin mit viel Humor und gutem Timing geschildert werden. Marie redet sich um Kopf und Kragen und schätzt – obwohl sie Paartherapeutin ist – die Lage wiederholt falsch ein, was für sehr viel Spaß beim Lesen sorgt.

Insgesamt ist der Roman herrlich leicht und unterhaltsam geschrieben, die Szenen sind lebhaft und kurzweilig und die Figuren – trotz der Stereotypen, die mit dem Genre einhergehen – zum größten Teil sympathisch und liebenswert. In der Tat gelingt es der Autorin ihrem Text soviel Lebendigkeit einzuhauchen, dass man beinahe einen Film vor Augen ablaufen hat. Und apropos Film: „Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber“ wäre die ideale Drehbuchgrundlage für einen ZDF-Herzkino-Film, denn so viel geballte Weihnachtsstimmung, Winteratmosphäre, Komik und Romantik auf so amüsante und angenehme Art präsentiert - das gibt es selbst da selten.

Der Roman ist ein Lesetipp für die Vorweihnachtszeit, eine Feelgood-Komödie voller Genussmomente, die, wenn man über das ein oder andere bediente Klischee oder auch ein paar glühende Wangen zu viel hinwegsehen kann, leichte und charmante Unterhaltung im besten Sinne und mit wirklich allem, was man von einer weihnachtlichen RomCom erwartet, bietet.

Bewertung vom 24.11.2023
Mameleben
Bergmann, Michel

Mameleben


ausgezeichnet

„Mameleben“ ist für mich ein absolutes Lesehighlight des Jahres 2023, ein besonderes Buch voller Humor und Wärme, durchsetzt mit Ernsthaftigkeit und Trauer. In seinem Text erinnert sich Michel Bergmann an seine Mutter Lotte, eine ganz besondere Frau, die antisemitische Anfeindungen und Lagerhaft überstand, sich im Nachkriegsdeutschland allein als Geschäftsfrau durchsetzen musste und schließlich in Frankreich eine neue Heimat fand.

Michel Bergmann zeichnet seine Mutter als eine Diva vom alten Schlag: sie ist unerbittlich, unnachgiebig, schlagfertig, unversöhnlich in ihren Ansichten, launisch, herrisch und mitunter auch herablassend. Ihren Sohn erzieht sie fast rücksichtslos mit einiger verbaler Härte. Sie hat Ansprüche und wenn diese nicht erfüllt werden, dann reagiert sie enttäuscht. Lottes Charakter führt dazu, dass „Mameleben“ ein Feuerwerk der Situationskomik ist. Alle Szenen, in denen Lotte ihre Bonmots und pointierten Repliken zum Besten gibt, sind perfekt auf den Punkt geschrieben – es ist ein wahres Vergnügen, diese Frau in Aktion zu erleben, wenn auch manchmal etwas schwarzhumorig. Lotte ist überaus redegewandt, ihre Sprache wird durch jiddische und französische Ausdrücke, die alle im Glossar erläutert werden, ergänzt, was ihr zusätzliche Persönlichkeit und Glaubhaftigkeit verleiht.

Natürlich schwingt in Bergmanns Anekdoten Kritik an der Mutter mit. Die Passagen sind gerade auch deshalb so amüsant, weil sie völlig authentisch wirken und einem das Verhalten von Lotte auch immer mal wieder die Sprache verschlägt. Dennoch ist „Mameleben“ keine Abrechnung mit einer dominanten und kühlen Mutter, die die eigenen Bedürfnisse zentral setzt – im Gegenteil. „Mameleben“ ist eine im Kern sehr liebevolle Hommage eines Sohnes an seine energische Mama, die auch erst durch die Distanz der vergangenen Zeit ermöglicht wird. So werden die kurzweiligen und lustigen Anekdoten auch immer wieder durch ernsthaftere Betrachtungen, gerade wenn es auf das Ende des Romans zugeht, ergänzt, die das harte Los der Mutter unterstreichen und um Verständnis dafür werben, warum ein Mensch zu dem wird, was er ist.

„Mameleben“ ist eine ausdrückliche Leseempfehlung, ein umwerfendes Denkmal für eine unvergessliche Frau. Charmant, flüssig und klug geschrieben, mit hohem Unterhaltungswert, ohne jemals oberflächlich zu werden, dazu ein Blick auf das Leben in Europa im 20. Jahrhundert. Ich habe mich köstlich amüsiert, wurde mit melancholischem Unterton zum Nachdenken angeregt und werde Lotte immer in meinen Gedanken behalten. Was für eine Frau! Was für ein Buch!

Bewertung vom 21.11.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


sehr gut

Geraldine Brooks ist gelungen, was ich kaum für möglich gehalten hätte: mich mit einem Roman zu überzeugen und zu fesseln, in dem es um Pferde, besser gesagt, um DAS Pferd geht. Ich finde es eher schwierig, einen Romantitel für die übersetzte Ausgabe zu ändern, muss aber gestehen: hätte btb den Titel aus dem Original übernommen – „Pferd“ – dann hätte ich vermutlich noch nicht einmal die Leseprobe in die Hand genommen. „Tierbücher“ sind einfach nicht mein Genre – aber, das was Geraldine Brooks, die mir bereits mit einem anderen Roman in sehr guter Erinnerung geblieben ist, hier geschaffen hat, ist wirklich wunderbare, gehobene Unterhaltungsliteratur: nicht hochanspruchsvoll, aber süffig, spannend, mitreißend und großartig inszeniert, aufwendig recherchiert und in perfektem Maße sehr elegant und innovativ an die verfügbaren historischen Fakten geknüpft.

Auf drei Zeitebenen und mittels fünf wesentlicher Figuren, deren Perspektive jeweils im Mittelpunkt der abwechslungsreichen Kapitel steht, nähert sich Brooks dem legendären amerikanischen Rennpferd Lexington an und setzt ihm und seinem fiktiven Trainer und Pfleger Jarrett ein Denkmal. Sie nutzt dabei verschieden Wege: neben der fiktiven Reimagination des Geschehens im Umfeld des amerikanischen Bürgerkriegs lässt sie auch wissenschaftliche Methoden und die Kunstgeschichte einfließen, um das Tier und das Phänomen Lexington für den Leser begreifbar zu machen. Diese wohlüberlegte Methode, sich dem Objekt ihres Romans zu widmen, betont die Verbindungslinien zwischen Vergangenheit und Gegenwart deutlich und schafft so Aktualität und Gegenwartsbezug.

Denn auch wenn die Renn- und Zuchtkarriere von Lexington auf den ersten Blick im Mittelpunkt des Romans stehen, wird doch rasch deutlich, dass das eigentliche Thema des Romans Rassismus (alter wie heutiger) und Vorurteile sind. In vielen kleinen Passagen und Szenen betrachtet Brooks Momente von Alltagsrassismus, strukturellem Rassismus und unbedachten, ignoranten, rassistisch unterlegten Äußerungen, die in ihrer „Naivität“ (in Ermangelung einer passenderen Bezeichnung) umso schmerzhafter sind. So ist „Das Gemälde“ vielmehr als nur das Porträt eines Ausnahmepferds, es ist vor allem auch ein Kommentar zur (Nicht-)Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft und ihrer mangelnden Aufarbeitung von Rassismus.

Ihre Figuren hat Brooks gut gewählt, besonders der Maler Scott und die Kunsthändlerin Martha Jackson, beides reale historische Figuren, bereichern das Geschehen enorm und weiten den Blick. Schwierig fand ich im Rahmen der Figurengestaltung jedoch die Tatsache, dass Brooks sich auf lediglich drei fast identische Gefühlslagen zu beschränken scheint. So empfinden Jarrett und Theo wahlweise immer wieder und ausschließlich Wut, Verärgerung oder Ärger. Das ist mir persönlich dann doch zu dünn und nicht vielschichtig genug oder um mich auf Brooks zu beziehen: angesichts dieser doch sehr oberflächlichen Figurengestaltung steigt Ärger in mir hoch, da wäre deutlich mehr möglich gewesen.

Dennoch kann ich den Roman sehr empfehlen. Angebunden an historische Fakten und eher unbekannte historische Persönlichkeiten bietet der Roman eine faszinierende und spannende Lektüre, in die man tief eintauchen kann, die nachdenklich stimmt und die ich unheimlich gern gelesen habe. Ich bin zwar immer noch kein „Pferdemädchen“, aber ein Fan von Lexington bin ich allemal.

Bewertung vom 04.11.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


sehr gut

Wer nach einem gemütlichen historischen Wohlfühl-Schmöker sucht, sollte die Finger von „Ich, Sperling“ lassen, denn der Roman ist harter Tobak, aber guter.
James Hynes taucht mit seinem Protagonisten der vielen Namen (Maus, Antinoos, Antiochus, Pusus) tief in eine Identitätssuche ein, die sich in Carthago Nova (dem heutigen Cartagena/Spanien) entspinnt, während das Römische Reich in seinen letzten Zügen liegt. Pusus, mittlerweile gealtert und nun Jakob genannt, erinnert sich an seine Kindheit in der hispanischen Hafenstadt, die alles andere als angenehme Erinnerungen beinhaltet. Wie könnte sie auch? Auf einem Sklavenschiff in der Stadt gelandet, von dem Dominus eines Bordells gekauft, wächst der kleine Junge zwischen den Wölfinnen genannten Prostituierten auf, verrichtet erst Botendienste und Küchenarbeiten bis er schließlich selbst zur Wölfin wird.

James Hynes schont seine Leser nicht. Das römische Reich mit seinem auf Sklaven beruhenden System wird in seiner Grausamkeit und Brutalität bis ins letzte Detail, also auch bis in die Zellen der Wölfinnen, ausgemalt. Zwar wird auf erotische Schauwerte verzichtet, aber der geschilderte Geschlechtverkehr ist nichts für empfindliche Gemüter.
Ebenso rau wird der Alltag in dem Viertel, in dem die Taverne „Helikon“ liegt, mit seinen Gerüchen und Geräuschen, seinen Gebäuden und seinen Menschen geschildert, sehr plastisch und überaus lebendig– als Leser ist man mittendrin im täglichen Leben einer römischen Provinzstadt und lernt nebenbei ganz viel über römische Gesellschaftsklassen, Handwerker, Handel, Regeln und Gesetze – alles aus der Perspektive derer, die ganz unten im Ansehen stehen und keine Stimme haben.

So beeindruckend dieses tiefe Eintauchen in die Welt der Antike ist – man ist wirklich ganz dicht dran – so grausam, fordernd und brutal ist es zu lesen, wie der Protagonist selbst in seiner grenzenlosen Abhängigkeit in die Prostitution gezwungen wird. Viele Details und Szenen sind unerträglich, verdeutlichen aber wie ausweglos die Situation und wie groß die Ohnmacht und Abhängigkeit von Sklaven war. Inmitten all der Rohheit und Gewalt eröffnen sich allerdings immer wieder Momente großer Zuneigung und Liebe – im Rahmen ihrer Möglichkeiten kümmern sich die Wölfinnen um den Jungen, der so nicht nur etwas Wärme erfährt, sondern auch ein Mindestmaß an Bildung.

Neben der Erkundung der Abgründe der römischen Gesellschaft, ihres opportunistischen Verhältnisses zum frühen Christentum und ihres Alltags, legt Hynes den Fokus auf die eingangs erwähnte Identitätssuche: Wer kann man sein, wenn man seine Wurzeln nicht kennt, nichts über die eigenen Herkunft weiß, nur raten kann, aus welchem Land man kommt? Wer kann man sein, wenn man keinen Namen hat, nur „Junge“ heißt und letztlich ein Objekt ist, das jederzeit wieder auf dem Markt verkauft werden kann? Wie wirken sich Traumata und fehlende Nestwärme, Gewalt und Brutalität, Unfreiheit und dauernde Angst auf das Heranwachsen aus?

Auch wenn der Roman nur eine fiktionale Antwort auf diese Fragen geben kann, ist diese doch überaus überzeugend und nachvollziehbar, nicht zuletzt, weil dem Autor mit seinem Protagonisten eine Figur gelungen ist, die die Sympathie auf sich zieht, mit der man mitleidet und um die man bangt, die sich aber nie selbst bemitleidet, sondern in überaus sachlichem Ton die Begebenheiten der Vergangenheit schildert. Hinzu kommt, dass das erzählende Ich von Beginn an jede Lesererwartung im Keim erstickt und der Roman dadurch schon weitab vom traditionellen historischen Roman mit seiner Tendenz zu vorgezeichneten Handlungskurven und Figurenzeichnung liegt – ich hätte mir lediglich gewünscht, dass man mehr über die Jahre, die zwischen Antinoos und Jakob liegen, erfährt.

Das Carthago Nova aus „Ich, Sperling“ fühlt sich so echt an, wie es nur geht. Mitreißend und spannend wird hier eine Geschichte ausgebreitet, die sich so wohl hunderttausendfach im Römischen Reich zugetragen haben könnte. Sprachlich anspruchsvoll mit sehr viel historischem Hintergrund lässt einen „Ich, Sperling“ sprachlos, erschüttert und beeindruckt zurück. Eine Leseempfehlung, allerdings nichts für zartbesaitete Seelen.

Bewertung vom 12.09.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe


sehr gut

Das „Porträt auf grüner Wandfarbe“ hätte ich ja zu gern einmal selbst gesehen, am liebsten natürlich in seiner angestammten Umgebung auf dem Gutshof nahe Köslin an der Ostsee. Da ergeht es mir wie der etwas blass geratenen Protagonistin Gwen, die völlig unvermutet nach der Wende von ihrer Tante Lily zu einer Reise auf den Spuren ihrer Familie nach Polen ermuntert wird und dabei so manches Beziehungsgeflecht, Geheimnis und Schmuckstück zutage fördert.

Elisabeth Sandmann nimmt den Leser mit auf eine Expedition durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, zu einer detektivischen Schnitzeljagd durch Familienschweigen, falsche Annahmen und Entfremdungen. Aufgespannt wird diese kurzweilige und faszinierende Familiensaga zwischen bildhübschen, detailliert beschriebenen Kulissen wie Oxford, Schloss Elmau, Salzburg und der Ostsee, Orte, die Dreh- und Angelpunkte in der Familienhistorie sind.

Bevölkert wird der Roman von einer Vielzahl von Personen, denen die Autorin viel Zeit widmet. Während die flamboyante Großmutter Ilsabé mitunter etwas überzeichnet erscheint, kann man sich mit allen anderen Figuren (trotz leicht stereotyper Tendenzen) sehr gut anfreunden. Besonders erfrischend ist, dass es in diesem Roman mal keinen unsympathischen Bösewicht von der Stange gibt. Die Tragödien, der Kummer und das Leid, die die Familie heimsuchen, sind allesamt dem zeitlichen Kontext und der politischen Lage geschuldet. So kann man sich mit dem Figurenpersonal durchweg zuhause fühle, sich an den verschiedenen Handlungssträngen erfreuen und rätseln, welche Wendung das Schicksal wohl als Nächstes bereithält, auch wenn so manche Entwicklung sich zunehmend andeutet und daher nicht zu überraschen vermag. In diesen leichten Kritikpunkt spielt auch der Eindruck hinein, dass der Roman an einigen Stellen zu deutlich konstruiert ist. Zwar passt bei der Handlung ein Puzzlestück ins andere, aber der Fluss des Geschehens wird zu stark in den Dienst der Konstruktion gestellt – es muss sich schließlich alles irgendwie am Ende fügen. Mich persönlich hat dies nicht gestört, ich war eher von dem sehr übertriebenen Teegenuss der Figuren irgendwann genervt.

Für mich ist „Porträt auf grüner Wandfarbe“ ein süffiger, sehr gut lesbarer, niemals langweiliger Schmöker mit sympathischen Figuren, einem Hauch Nostalgie und malerischen Settings, der einem herrliche Lesestunden zum Abtauchen bescheren kann. Im Vergleich zu vielen anderen Romanen des Genres bietet er deutlich mehr Abwechslung, ist ansprechend konzipiert und stimmt mit seinem Thema des Verlusts durchaus nachdenklich. Ich hätte am Ende zwar auch mit sehr viel weniger Happy End leben können, aber vermutlich fordert dieser Roman einen solchen Abschluss, um der Trauer des Lebens etwas entgegensetzen zu können. Eine Leseempfehlung für Liebhaber von üppigen Familiensagas mit Niveau, die jedoch damit leben können, dass die Überraschungen, die die Vergangenheit bietet, begrenzt sind.

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Bewertung vom 14.08.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


sehr gut

Selten hat mich eine Protagonistin so in ihren Bann geschlagen wie Alex, die in Emma Clines „Die Einladung“ einige Tage der Obdach- und Mittellosigkeit mitten im Überfluss der Hamptons auf Long Island überbrücken muss, nachdem ihr gutsituierter, älterer Liebhaber sie vor die Tür gesetzt hat.

Dabei haben es mir weder der Roman noch Alex zu Beginn besonders einfach gemacht: die ersten 50 Seiten vergingen quälend langsam, ich kam kaum in die Geschichte rein. Doch dann packte es mich: Clines subtiler Spannungsaufbau, der ganz existenzielle Kampf von Alex um die nächste Übernachtungsmöglichkeit und das nächste Mittagessen hat mich völlig gefangengenommen und tatsächlich sehr interessiert. Und dies, obwohl Alex weder sympathisch noch (zumindest für mich) einen Hauch von Identifikationspotenzial bietet.

Der Roman lebt tatsächlich zu einem sehr großen Teil davon, dass Alex eine Frau ohne Eigenschaften ist. Wie ihre zahlreichen Liebhaber auch erfährt man so gut wie nichts über ihre Herkunft oder Vergangenheit, man hat keine belastbaren Hinweise, wie sie sich in dieser Position wiederfinden konnte und würde sich äußerst schwertun, sie zu charakterisieren. Sie ist die vollkommene Opportunistin, die die Rolle spielt, die Männer von ihr erwarten, mit dem Ziel möglichst lange ausgehalten zu werden und ihr Überleben zu sichern. Um dieses Leben ertragen zu können, trinkt Alex und nimmt Schmerzmittel und Drogen, was sie sehr passiv und bisweilen apathisch wirken lässt. Darüber hinaus ist sie, in einem verzweifelten und unbewussten Versuch sich von dem Schmutz ihres Daseins zu befreien, süchtig nach Schwimmen – vorzugsweise in Pools.

An dieser oberflächlich betrachteten Geschichte einer kaputten Existenz, die in einer verfahrenen Situation durch den enormen Luxus einer sehr privaten Gesellschaftsschicht treibt, hat mir besonders die Symbolik gefallen. Zahlreiche Aktionen und Begegnungen sind mit einer tieferen Bedeutung aufgeladen, die sich aber nur bei genauer Betrachtung entschlüsseln lässt. Ebenso überzeugend ist das Motiv der grünen Welt um Alex herum oder das Reh, das immer mal wieder zwischen den Buchseiten erscheint. So schafft Emma Cline einen sozialkritischen Roman, der über eine ungeahnte Tiefe verfügt und feine literarische Qualitäten besitzt.

Auch wenn der Roman genau wie zu Beginn im vorletzten Viertel schwächelt und unter der beständigen Wiederholung Pool-Schmerzmittel-Sex in Langatmigkeit abzugleiten droht, kann das Ende des Textes doch wieder voll überzeugen. „Die Einladung“ ist allein thematisch sicherlich kein Roman für jeden Geschmack – ich selbst bin noch immer erstaunt, dass er mich so mitgerissen hat – aber eine Lektüre, die sich aufdrängt und beschäftigt.