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München, Stunde null - ein grausames Verbrechen und eine alte Schuld. München, August 1945. Der Krieg ist zu Ende, die Stadt versinkt im Chaos. Die Reporterin Billa Löwenfeld, eine aus dem Exil zurückgekehrte Jüdin, soll den Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz interviewen - und findet ihn erschossen auf. Der junge und noch unerfahrene Ermittler Emil Graf soll den vermeintlichen Routinefall aufklären. Schon bald geschehen zwei weitere Morde nach demselben Muster. Und Emil findet heraus, dass ausgerechnet Billa die gesuchte Verbindung zwischen den drei Opfern sein könnte ... Ein hervorra...
München, Stunde null - ein grausames Verbrechen und eine alte Schuld. München, August 1945. Der Krieg ist zu Ende, die Stadt versinkt im Chaos. Die Reporterin Billa Löwenfeld, eine aus dem Exil zurückgekehrte Jüdin, soll den Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz interviewen - und findet ihn erschossen auf. Der junge und noch unerfahrene Ermittler Emil Graf soll den vermeintlichen Routinefall aufklären. Schon bald geschehen zwei weitere Morde nach demselben Muster. Und Emil findet heraus, dass ausgerechnet Billa die gesuchte Verbindung zwischen den drei Opfern sein könnte ... Ein hervorragend recherchierter Kriminalroman im München der Nachkriegszeit über die Frage, was einen Menschen zum Täter macht
Heidi Rehn, geboren 1966, studierte Germanistik und Geschichte in München. Seit vielen Jahren schreibt sie hauptberuflich. In München bietet sie literarische Spaziergänge "Auf den Spuren von ..." zu den Themen ihrer Romane an, bei denen das fiktive Geschehen eindrucksvoll mit der Historie verbunden wird. Im Aufbau Taschenbuch sind von ihr der Roman "Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben" sowie "Das doppelte Gesicht" und "Die letzte Schuld", die ersten beiden Bände der Krimireihe um Emil Graf und Billa Löwenfeld, erschienen. Mehr zur Autorin unter www.heidi-rehn.de.

© Erol Gurian 2011
Produktdetails
- Aufbau Taschenbücher 3707
- Verlag: Aufbau TB
- Artikelnr. des Verlages: 656/33707
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungstermin: 8. Dezember 2020
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 133mm x 32mm
- Gewicht: 379g
- ISBN-13: 9783746637075
- ISBN-10: 3746637074
- Artikelnr.: 59202275
Herstellerkennzeichnung
Aufbau Taschenbuch Verlag
Prinzenstraße 85
10969 Berlin
info@aufbau-verlag.de
Betreutes Lesen
Krimis in Kürze: Simenon, Rehn und Whish-Wilson
Wer Maigret kennt, kennt auch seine Mitarbeiter, ob sie nun Lucas, Janvier, Lapointe oder Torrence heißen. Sie sind die typischen Assistenten, die schon mal den Wagen holen dürfen, die schnell überfordert sind, wenn der Chef keine Arbeitsaufträge hinterlassen hat. Georges Simenon hat ihnen selten ihre fünfzehn Minuten Ruhm gegönnt - außer Torrence, dem großen Dicken, der schon ganz zu Anfang in "Maigret und Pietr der Lette" auftaucht.
Der Band "Aus den Akten der Agence O" (Kampa, 330 S., geb., 19,90 [Euro]) enthält sechs Torrence-Geschichten, fünf davon erscheinen jetzt zum ersten Mal auf Deutsch. Simenon hat sie 1938 schnell geschrieben, sie
Krimis in Kürze: Simenon, Rehn und Whish-Wilson
Wer Maigret kennt, kennt auch seine Mitarbeiter, ob sie nun Lucas, Janvier, Lapointe oder Torrence heißen. Sie sind die typischen Assistenten, die schon mal den Wagen holen dürfen, die schnell überfordert sind, wenn der Chef keine Arbeitsaufträge hinterlassen hat. Georges Simenon hat ihnen selten ihre fünfzehn Minuten Ruhm gegönnt - außer Torrence, dem großen Dicken, der schon ganz zu Anfang in "Maigret und Pietr der Lette" auftaucht.
Der Band "Aus den Akten der Agence O" (Kampa, 330 S., geb., 19,90 [Euro]) enthält sechs Torrence-Geschichten, fünf davon erscheinen jetzt zum ersten Mal auf Deutsch. Simenon hat sie 1938 schnell geschrieben, sie
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wurden als Serie veröffentlicht, er brauchte Geld, um sein neues Haus zu renovieren. Die Stories sind alle ziemlich schlicht gestrickt. Natürlich wäre Torrence nicht in der Lage, eine Agentur mit internationaler Reichweite zu führen. Er fungiert als eine Art Grüßaugust, der von seiner Vergangenheit mit Maigret zehrt. Der Mastermind ist der Mann, der sich als Agenturfotograf ausgibt: Émile, der durch einen Spion in das Büro von Torrence blickt und der die Fäden zieht.
Diese Konstellation hat eine gewisse Komik, die mitunter auch ganz nette Slapstickszenen hervorbringt. Die Fälle, die das ungleiche Duo zu lösen hat, sind allerdings weder aufregend noch filigran. Es ist ja bekannt, dass der Kampa Verlag vor allem gegründet wurde, um das Gesamtwerk von Simenon noch mal zirkulieren zu lassen. Aber mitunter denkt man dann, es gäbe schon gute Gründe, nicht alles vom großen Simenon zu übersetzen. Für Simenon-Forscher reicht das französische Original.
München im Jahre null, das ist zwar kein Filmtitel, aber es ist ein gutes Sujet, an dem man auch krachend scheitern kann. "Das doppelte Gesicht. Ein Fall für Emil Graf" von Heidi Rehn (Aufbau, 352 S., br., 12,99 [Euro]) spielt im August 1945. Eine jüdische Reporterin ist aus dem Exil mit den GIs in ihre alte Heimat gekommen. Sie soll einen adligen Kriegsheimkehrer interviewen. Und findet ihn erschossen vor. Ein unbescholtener junger Mann, dessen Bruder ein nationalsozialistischer Staatsanwalt war, ist als Ermittler bei der Polizei, die unter amerikanischer Kuratel steht, mit dem Fall befasst. Und aus dem einen toten Blaublütigen werden schnell drei.
Aus dieser Ausgangskonstellation ließe sich etwas machen. Man müsste nur wissen, wie das geht. Heidi Rehn, die einige historische Romane geschrieben und solide recherchiert hat, fällt jedoch immer nur das Nächstliegende ein. Eine spannende Mordermittlung kommt daher nie in Gang. Und mitunter fühlt man sich wie beim betreuten Lesen. Irgendjemand muss Rehn eingeflüstert haben, die schlichte Inquit-Formel, ein "sagte" oder "fragte", sei unliterarisch. Da kommt jemand "barsch auf den Punkt" oder tut andere merkwürdige Dinge, da herrscht immer wieder starke Adjektivinflation, und die Floskeldichte ist erschreckend hoch. Wer es schafft, in zwanzig Zeilen "in schneidendem Ton" zu reden, "auf glühenden Kohlen" zu sitzen, "eiskalt getötet" zu werden und "ein mit allen Wassern gewaschener Ermittler" zu sein, sollte schon mal über erzählerische Belastungssteuerung nachdenken. Dass der Roman mit einem Cliffhanger endet, hinterlässt, so muss man das wohl sagen, gemischte Gefühle.
Gegen die hilft "Das große Aufräumen" (Suhrkamp, 327 S., br., 10,- [Euro]). So heißt der Thriller von David Whish-Wilson auf Deutsch. Der Originaltitel "Old Scores" war auch nicht so schlecht, weil viele alte Rechnungen beglichen werden. Wir sind in Perth, im Westen Australiens, wo der Privatdetektiv und ehemalige Polizist Frank Swann einen merkwürdigen Job annimmt: den Premierminister von Westaustralien abzuschirmen gegen Abhör- und Korruptionsversuche und zugleich den "Babysitter" für dessen exzentrischen Vater zu spielen.
Whish-Wilson hat schon in "Die Ratten von Perth" (F.A.Z. vom 6. November 2017) gezeigt, dass der Privatdetektiv Swann ein gutes Medium ist, um von Verwerfungen in der australischen Gesellschaft zu erzählen. Es geht um Immobilienspekulationen, um den meistgesuchten Verbrecher Australiens und um Drogen. Swann ist mittendrin, er riskiert viel, er ist kein Moralapostel, er kann austeilen, und vor allem muss er, der bei alldem auch ein Familienmensch ist, viel einstecken. So wie Whish-Wilson erzählt, wird der Kriminalroman zum anschaulichen Gesellschaftsbild.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Diese Konstellation hat eine gewisse Komik, die mitunter auch ganz nette Slapstickszenen hervorbringt. Die Fälle, die das ungleiche Duo zu lösen hat, sind allerdings weder aufregend noch filigran. Es ist ja bekannt, dass der Kampa Verlag vor allem gegründet wurde, um das Gesamtwerk von Simenon noch mal zirkulieren zu lassen. Aber mitunter denkt man dann, es gäbe schon gute Gründe, nicht alles vom großen Simenon zu übersetzen. Für Simenon-Forscher reicht das französische Original.
München im Jahre null, das ist zwar kein Filmtitel, aber es ist ein gutes Sujet, an dem man auch krachend scheitern kann. "Das doppelte Gesicht. Ein Fall für Emil Graf" von Heidi Rehn (Aufbau, 352 S., br., 12,99 [Euro]) spielt im August 1945. Eine jüdische Reporterin ist aus dem Exil mit den GIs in ihre alte Heimat gekommen. Sie soll einen adligen Kriegsheimkehrer interviewen. Und findet ihn erschossen vor. Ein unbescholtener junger Mann, dessen Bruder ein nationalsozialistischer Staatsanwalt war, ist als Ermittler bei der Polizei, die unter amerikanischer Kuratel steht, mit dem Fall befasst. Und aus dem einen toten Blaublütigen werden schnell drei.
Aus dieser Ausgangskonstellation ließe sich etwas machen. Man müsste nur wissen, wie das geht. Heidi Rehn, die einige historische Romane geschrieben und solide recherchiert hat, fällt jedoch immer nur das Nächstliegende ein. Eine spannende Mordermittlung kommt daher nie in Gang. Und mitunter fühlt man sich wie beim betreuten Lesen. Irgendjemand muss Rehn eingeflüstert haben, die schlichte Inquit-Formel, ein "sagte" oder "fragte", sei unliterarisch. Da kommt jemand "barsch auf den Punkt" oder tut andere merkwürdige Dinge, da herrscht immer wieder starke Adjektivinflation, und die Floskeldichte ist erschreckend hoch. Wer es schafft, in zwanzig Zeilen "in schneidendem Ton" zu reden, "auf glühenden Kohlen" zu sitzen, "eiskalt getötet" zu werden und "ein mit allen Wassern gewaschener Ermittler" zu sein, sollte schon mal über erzählerische Belastungssteuerung nachdenken. Dass der Roman mit einem Cliffhanger endet, hinterlässt, so muss man das wohl sagen, gemischte Gefühle.
Gegen die hilft "Das große Aufräumen" (Suhrkamp, 327 S., br., 10,- [Euro]). So heißt der Thriller von David Whish-Wilson auf Deutsch. Der Originaltitel "Old Scores" war auch nicht so schlecht, weil viele alte Rechnungen beglichen werden. Wir sind in Perth, im Westen Australiens, wo der Privatdetektiv und ehemalige Polizist Frank Swann einen merkwürdigen Job annimmt: den Premierminister von Westaustralien abzuschirmen gegen Abhör- und Korruptionsversuche und zugleich den "Babysitter" für dessen exzentrischen Vater zu spielen.
Whish-Wilson hat schon in "Die Ratten von Perth" (F.A.Z. vom 6. November 2017) gezeigt, dass der Privatdetektiv Swann ein gutes Medium ist, um von Verwerfungen in der australischen Gesellschaft zu erzählen. Es geht um Immobilienspekulationen, um den meistgesuchten Verbrecher Australiens und um Drogen. Swann ist mittendrin, er riskiert viel, er ist kein Moralapostel, er kann austeilen, und vor allem muss er, der bei alldem auch ein Familienmensch ist, viel einstecken. So wie Whish-Wilson erzählt, wird der Kriminalroman zum anschaulichen Gesellschaftsbild.
PETER KÖRTE
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»Sehr schöner historischer Krimi mit beeindruckender Nachkriegs und Münchenatmosphäre in dem die Autorin mehr als eine Frage aufwirft...« BR 5 20210102
Reporterin Billa Löwenfeld, eine aus dem Exil zurückgekehrte Jüdin, soll für einen Artikel Viktor Dietlitz interviewen und findet ihn erschossen in seiner Villa auf. Emil Graf, ein noch unerfahrener Ermittler und ganz neu in der Mordkommission, soll den vermeintlichen Routinefall …
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Reporterin Billa Löwenfeld, eine aus dem Exil zurückgekehrte Jüdin, soll für einen Artikel Viktor Dietlitz interviewen und findet ihn erschossen in seiner Villa auf. Emil Graf, ein noch unerfahrener Ermittler und ganz neu in der Mordkommission, soll den vermeintlichen Routinefall aufklären. Doch schon bald hat er es mit 2 weiteren Todesfällen nach dem selben Muster zu tun und ausgerechnet Billa scheint das Bindeglied zwischen allen Opfern zu sein.
Um es schon vorweg zu nehmen, das Buch hat bei mir einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Zwar gelingt es der Autorin ganz gut, die Atmosphäre von München kurz nach Kriegsende gut einzufangen und auch die unterschiedlichen Lebensumstände der Menschen zu schildern, auch die Besatzung durch die Amerikaner und die Situation der displaced Persons, aber ihre Charaktere waren mir insgesamt einfach zu klischeehaft. Auch hat mich der permanent erhobene moralische Zeigefinger beim Lesen gestört. Fast kein Kapitel kommt ohne schulmeisterliche Belehrung über den bösen, schuldbeladenen Deutschen aus, eine Sichtweise die wohl eher heutigen Denkmustern und medialen Vorgaben entspricht und mir einfach zu einseitig und undifferenziert war. Vermutlich hatten die Menschen damals auch ganz andere Sorgen, als sich ständig über die „braunen Schergen“ zu mokieren. Die Figuren erscheinen dadurch sehr stereotyp und ich hätte mir hier mehr Facetten gewünscht. Dass es auch anders geht und man sich auch mit Thema Nazideutschland auseinander setzten kann ohne ständig zu moralisieren, dass haben z.B. Autoren wie Cay Rademacher mit seiner Inspektor Stave Reihe oder Frank Goldammer mit seiner Max Heller Reihe bewiesen.
Ich will aber nicht nur meckern, der Krimifall an sich ist ganz gut konstruiert und wird auch mit den damaligen Möglichkeiten sehr solide und nachvollziehbar ermittelt. Bei der Auflösung war ich dann aber doch wieder ein wenig unzufrieden, denn die Motivation des Täters blieb doch ein wenig diffus, das lag vor allem daran, dass man als Leser gar nicht so genau nachvollziehen konnte, was ihn überhaupt dazu getrieben hat. Hier wäre ein etwas ausführlicherer Rückblick in die sicher hilfreich gewesen, so bleibt das Ganze etwas unklar und man viele offene Fragen.
FaziT: Für mich ein etwas zwiespältiges Buch, die Gründe dafür haben ich oben beschrieben, ob ich einen weiteren Teil der Reihe lesen werde ist fraglich, da es zu viel andere Lektüre gibt. Der historische Hintergrund im Buch hat mir gut gefallen, auch der Krimifall ist bis auf die Auflösung ganz solide, aber dieses ständige moralisieren hat mich echt gestört.
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Fesselnde Mörderjagd im Nachkriegs-München
1945 München. Der Zweite Weltkrieg ist zwar beendet, doch die Stadt gleicht einem Trümmerfeld, deren Bewohner noch keinen Hoffnungsschimmer sehen, Hunger leiden und oftmals kein Dach über dem Kopf haben. Die jüdische …
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Fesselnde Mörderjagd im Nachkriegs-München
1945 München. Der Zweite Weltkrieg ist zwar beendet, doch die Stadt gleicht einem Trümmerfeld, deren Bewohner noch keinen Hoffnungsschimmer sehen, Hunger leiden und oftmals kein Dach über dem Kopf haben. Die jüdische Kriegsreporterin Billa Löwenfeld kommt für ein Interview mit dem Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz aus ihrem New Yorker Exil zurück in ihre alte Heimat, doch erwartet sie bei dem Termin eine böse Überraschung, denn der wohlhabende von Dietlitz liegt erschossen in seiner Wohnung. Der ehemalige Frontsoldat Emil Graf, der in den Dienst der von den Amerikanern neu aufgebauten Münchner Polizei berufen wurde, wird mit den Ermittlungen dieses Mordfalls beauftragt, obwohl ihm die Erfahrung für diese Aufgabe fehlt, und trifft bei der Sichtung des Tatort auf Billa. Zu dem unerklärlichen Mordfall, der weder Raub noch Spuren zutage fördert, kommen schnell weitere dazu, alles gutsituierte Kriegsheimkehrer, deren gemeinsame Verbindung anscheinend mit Billa Löwenfeld zu tun hat...
Heidi Rehn hat sich mit bereits aufgrund akribisch recherchierter historischer Romanen und einer fesselnden Erzählweise eine große Fangemeinde erworben. Nun wagt sie sich mit „Das doppelte Gesicht“ auf das Terrain der historischen Krimiwelt, was ihr mit diesem Debüt wunderbar gelungen ist. Der flüssige, bildhafte und packende Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise ins München der jüngsten Nachkriegszeit antreten, um dort abwechselnd sowohl Billa als auch Emil bei den Ermittlungen zu einigen Mordfällen über die Schulter zu sehen, während man gleichzeitig durch die plastischen Beschreibungen der Autorin die Stimmung der zerbombten Stadt und seiner Bewohner aufsaugt und sich dabei als Teil der Handlung fühlt und regelrecht hautnah mit am Geschehen beteiligt ist. Nicht nur die Trümmerhaufen sowie die verzweifelten Bewohner Münchens tauchen vor dem inneren Auge des Lesers auf, auch die von der Autorin in ihrer Geschichte behandelten Themen lassen den Leser wie in einem Sog das Buch kaum aus der Hand legen. Der Spannungsbogen wurde schon zu Beginn auf ein hohes Niveau angelegt und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte, um am Schluss in einem großen Knall zu enden und den Leser dabei noch zu überraschen.
Rehns Charaktere zeichnen sich immer wieder durch eine detailreiche und vor allem menschliche Inszenierung aus, die sie glaubwürdig und authentisch wirken lassen. Auch hier ist es der Autorin wieder gelungen, Protagonisten zu erschaffen, denen sich der Leser rasch verbunden fühlt und ihnen gerne auf Schritt und Tritt folgt. Billa ist eine Kämpferin, ihr fehlt es nicht an Mut und Stärke, auch wenn sie insgeheim immer noch unter den Folgen des Naziregimes zu leiden hat. Sie ist impulsiv und wirkt manchmal fast vorlaut, doch ihre Reaktionen sind völlig normal und den Nachwirkungen des Krieges angemessen. Emil wirkt etwas linkisch und unsicher, wurde er doch geradezu in die Rolle des Ermittlers hineingeworfen. Auch er hat mit den Kriegsfolgen und einem persönlichen Schicksal zu kämpfen, dass ihn nicht loslässt. Er will seinen Captain Joe Simon nicht enttäuschen, der große Stücke auf ihn hält und der ihm ein Vorbild ist. Piotr ist ein ehemaliger Zwangsarbeiter, der nicht in seine russische Heimat zurückkehren will, weil ihn dort ein furchtbares Schicksal erwartet.
„Das doppelte Gesicht“ ist ein spannender historischer Kriminalroman, der von der ersten Seite an einen Sog entwickelt, dem sich der Leser nicht entziehen kann. Akribisch recherchiert und mit gewaltigen Bildern weiß diese Geschichte nicht nur zu fesseln, man ist während der Lektüre durchgängig hautnah dabei, um den Fall zu lösen! Absolute Leseempfehlung für einen absoluten Knaller! Auf die nächsten Fälle dieser Reihe darf man gespannt sein!
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Der Mittwochsmörder
München, August 1945. Die Stadt versinkt in den Kriegstrümmern und im Dauerregen, überall ist graubrauner Schlamm. Die Menschen sind verzweifelt, entwurzelt, hungrig und hoffnungslos. Immer wieder geschehen Verbrechen aus Hunger oder Habgier, aber warum der …
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Der Mittwochsmörder
München, August 1945. Die Stadt versinkt in den Kriegstrümmern und im Dauerregen, überall ist graubrauner Schlamm. Die Menschen sind verzweifelt, entwurzelt, hungrig und hoffnungslos. Immer wieder geschehen Verbrechen aus Hunger oder Habgier, aber warum der Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz an diesem Mittwoch in seiner Wohnung erschossen wurde, erschließt sich den Ermittlern nicht. Das Opfer hat den Täter anscheinend gekannt, selber eingelassen und sich nicht gewehrt. Danach ist der Täter verschwunden ohne etwas zu stehlen – obwohl das Opfer wohlhabend war. Es ist der erste Fall, den der junge Ermittler Emil Graf allein lösen soll. Am Tatort lernt er Billa (Sybilla Löwenfeld) kennen, eine amerikanische Fotoreporterin. Diese war mit Viktor von Dietlitz zu einem Interview verabredet und hat den Toten gefunden. Als zwei weitere Morde nach dem gleichen Muster passieren, deuten einige Hinweise auf Billa, doch Emil glaubt an ihre Unschuld, denn „Traue nie dem Offensichtlichen.“ (S. 120)
Ich habe schon einige historische Romane von Heidi Rehn gelesen, aber mit „Das doppelte Gesicht“ hat sich mich echt geflasht. Es ist der Auftakt einer neuen Reihe um den Ermittler Emil Graf und spielt im München der Nachkriegszeit. Sie hat hier sehr spannende und dramatische Themen wie die „Ehrenjuden“, die Euthanasie im Nationalsozialismus und Displaces Persons eingearbeitet. Das Buch ist wieder hervorragend recherchiert.
Emil ist sehr jung, sehr unerfahren, aber auch sehr engagiert. Er will alles richtig machen und verbeißt sich schnell in den Fall. Sein Ausbilder und Vorgesetzter, der amerikanische Capitain Joe Simon hat ihn in einem französischen Kriegsgefangenenlager aufgegabelt und sich seiner angenommen – jetzt ist er eine Art Ersatzvater.
Billa ist gebürtigen Münchnerin, Jüdin und 1938 nach New York emigriert. Jetzt, nach Kriegsende, wollte sie sehen, ob sie „ihr“ München wiedererkennt „… die törichte Jüdin, die meint, sie könnte noch einmal in ihre frühere Heimat zurück. Dabei gibt es die schon lange nicht mehr.“ (S. 54) Außerdem sucht sie jemanden …
Auf den ersten Blick ist Billa sehr taff, aber die Angst vor den Nazis blitzt immer wieder durch. Dann ist sie plötzlich aufbrausend und verprellt ihr Gegenüber – wie z.B. Emil.
Besonders angerührt hat mich das Schicksal des ehemaligen Zwangsarbeiters Piotrs. Er gilt jetzt als Displaced Person und will nicht nach Russland zurück, weil er einer Minderheit angehört und dort getötet oder nach Sibirien verbannt werden würde. „Seinesgleichen gehörten nirgendwo mehr hin, selbst in Friedenszeiten nicht.“ (S. 80) Billa will ihm helfen, aber ihr war nicht ganz klar, auf was sie sich da einlässt.
Der Fall hat es wirklich in sich. Je mehr die Ermittler über die Toten herausfinden, desto mehr Motive und Verdächtige ergeben sich. „Wir taugen alle zum Mörder.“ (S. 154) Das Ende ist dann ein Paukenschlag und das Tatmotiv erschütternd.
Heidi Rehn schreibt sehr spannend und gleichzeitig dynamisch. Sie erzählt die Geschichte abwechselnd aus Emils und Billas Sicht. Ich fand die Perspektivwechsel sehr interessant – so hält man die Leser bei der Stange.
Mich hat beeindruckt, wie bildlich sie das zerstörte München (und die Umgebung) schildert. Die Protagonisten sind oft mit dem Jeep unterwegs und ich konnte das Rütteln auf den holprigen Straßen förmlich spüren, habe die Ruinen und Schuttberge vor mir gesehen.
Aber nicht nur die Stadt, auch ihre Protagonisten sind zerrissen, müssen sich an die neue Situation und ihre neue Stellung erst gewöhnen. Sie sind sehr menschlich und glaubhaft. „Nach allem, was passiert ist, ist ja keiner von uns mehr der, der er vorher gewesen ist.“ (S. 45)
Das Buch ist so spannend, dass ich es an nur zwei Abenden gelesen habe und jetzt warte sehnsüchtig auf den nächsten Band!
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Emil und die Detektive, Entschuldigung, die Kommissare
Denn Emil Graf ist erwachsen und selbst einer davon - ins Amt gehoben von den Alliierten. Wir befinden uns im Sommer 1945 in München und wie man sich vorstellen kann, waltet überall das Chaos. Peu à peu erst kehren die Soldaten …
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Emil und die Detektive, Entschuldigung, die Kommissare
Denn Emil Graf ist erwachsen und selbst einer davon - ins Amt gehoben von den Alliierten. Wir befinden uns im Sommer 1945 in München und wie man sich vorstellen kann, waltet überall das Chaos. Peu à peu erst kehren die Soldaten aus dem Krieg zurück - die wenigen, die es geschafft haben. Und: noch ist die Spreu vom Weizen nicht getrennt.
Emil und seine unmittelbaren Kollegen gehören zu den wenigen, bei denen es recht klar war, dass sie nicht auf der Seite der Nazis waren -die beiden älteren Herren hatten die schwierige Zeit im Präsidium in München ausgesessen, Emli selbst wurde stante pede aus der Kriegsgefangenschaft rekrutiert und arbeitet nun mit den amerikanischen Besatzern zusammen.
Im Laufe seines Einsatzes begegnet ihm eine Heimkehrerin ganz anderer Art. Billa Löwenfeld ist Jüdin und konnte sozusagen auf den letzten Drücker ihre Heimatstadt München in Richtung USA verlassen. Nun ist sie als Reporterin gemeinsam mit der amerikanischen Army wieder da und man kann sich vorstellen, welch diffuse Gefühle und Eindrücke sie durchdringen.
Emil und Billa treffen in einem Mordfall, in dem drei Herren aus der Oberschicht direkt nach ihrer Rückkehr von der Front ermordet werden und bei dem der Zusammenhang zueinander wirklich offensichtlich ist. Es waren alles keine einflussreichen Nazis, sondern allenfalls Miläufer - was also war der Grund? Emil beginnt zu ermitteln und findet Billa immer häufiger in seinen Jagdgründen von, was ihn einerseits nervt, andererseits jedoch - nun, Sie werden es selbst erleben.
Ich lege Ihnen diesen wundervollen Krimi nämlich ausdrücklich ans Herz, er ist spannend, spritzig und gut recherchiert . Und wer Heidi Rehn kennt, weiß, dass sie niemals ohne Humor auskommt. Meine vollste Empfehlung nicht nur für dunkle Winterzeiten - Sie werden begeistert sein!
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München, 3 Monate nach Kriegsende im August 1945. Die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen hungern und frieren. Viele haben ihre Bleibe und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die amerikanischen Besatzer haben die Aufgabe für Recht und Ordnung zu sorgen.
Billa Löwenfeld, eine …
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München, 3 Monate nach Kriegsende im August 1945. Die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen hungern und frieren. Viele haben ihre Bleibe und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die amerikanischen Besatzer haben die Aufgabe für Recht und Ordnung zu sorgen.
Billa Löwenfeld, eine Jüdin, war mit ihrer Mutter vor 6 Jahren nach Amerika ausgewandert, hat dort die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen und kommt als Fotoreporterin in ihre Heimatstadt zurück. Durch Zufall wird sie in Mordfälle verwickelt.
Die Polizei wird gerade neu aufgebaut. Emil Graf, ein junger Kriegsheimkehrer ohne Nazivergangenheit, wird zum Ermittler berufen. Sein Vorgesetzter, der Captain, Joe Simon hat ihn in einem Gefangenenlager kennengelernt. Kaum hat er seinen Dienst angetreten wird er mit seinem ersten Mordfall konfrontiert. Noch am gleichen Tag geschahen zwei weitere Morde. Die Toten haben einige Gemeinsamkeiten. Sie sind in ihre Wohnungen zurückgekehrt und es ist nichts geplündert oder zerstört. Alle sind gut situiert, alleinstehend und im besten Mannesalter. In vorderster Front haben sie alle nicht gekämpft.
Die beiden Protagonisten Billa und Emil gefallen mir gut. Sie werden uns sicher noch durch die folgenden Bände dieser Pentalogie begleiten.
Der Erzählstil ist leicht und locker. Die Handlung sehr spannend aufgebaut.
Dieses Buch verbindet Historie und Krimi miteinander. Uns ist sehr gut recherchiert. Wir erfahren viel vom Leid der Menschen, die hart vom Krieg betroffen sind. Aber es ihnen auch klar, wenn auch oft widerwillig, dass sie den Krieg begannen.
Gern empfehle ich diesen historischen Kriminalroman weiter, der von mir 5 Sterne erhält.
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Heidi Rehn ist bekannt für ihre historischen Romane. Ihre Karriere begann jedoch mit Kriminalromanen. Mit „Das doppelte Gesicht“ ist sie zu diesem Genre zurückgekehrt, jedoch mit historischem Bezug. Ort und Zeit der Handlung sind München im August 1945. Der zweite …
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Heidi Rehn ist bekannt für ihre historischen Romane. Ihre Karriere begann jedoch mit Kriminalromanen. Mit „Das doppelte Gesicht“ ist sie zu diesem Genre zurückgekehrt, jedoch mit historischem Bezug. Ort und Zeit der Handlung sind München im August 1945. Der zweite Weltkrieg ist gerade vorbei. Eine spannende Zeit in Deutschland, über die es noch nicht viele Romane gibt. Umso interessanter war es für mich, von dieser aufregenden Zeit im Nachkriegsdeutschland zu lesen.
Protagonist ist der junge Emil Graf, der frisch von der Front zurückgekehrt ist. Da er kein überzeugter Nazi war, wird er von den amerikanischen Besatzern als Polizist eingesetzt, obwohl er eigentlich vor dem Krieg Jura studiert hat. Er war mir mit seiner etwas unbeholfenen Art und seinem Charme gleich sympathisch.
Als die Reporterin Billa Löwenfeld zu dem Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz kommt, findet sie ihn ermordet vor. Emil Graf wird mit dem Fall beauftragt. Billa ist eine deutsche Jüdin, die mit ihrer Mutter vor den Nazis in die USA geflohen ist. Nach Kriegsende ist sie als Reporterin nach Deutschland zurückgekehrt. Sie ist eine resolute, sympathische Frau. Emil Graf und Billa finden sich sehr anziehend. Bei dem einen Mord soll es aber nicht bleiben. Kurz hintereinander werden noch zwei weitere Männer tot aufgefunden. Auch sie sind adelig und frisch aus dem Krieg wieder in ihre Heimatstadt gekommen. Emil nimmt die Ermittlungen auf und findet bald heraus, dass alle drei Opfer eine Gemeinsamkeit haben.
Die Autorin Heidi Rehn lebt in München, was man ihrem Roman anmerkt. Mit viel Liebe zu ihrer Stadt beschreibt sie die zerstörten Straßen und die verzweifelten Menschen in der ihr eigenen bildhaften Sprache. Man merkt dem Roman eine gute Recherchearbeit an. Neben den drei Morden bringt sie noch andere brisante Themen zur Sprache: das Schicksal der Zwangsarbeiter, die in ihre Heimat zurückgeschickt werden sollen, und Euthanasie. Trotzdem wirkt die Geschichte nicht überfrachtet, sie ist spannend geschrieben und macht Lust auf die weiteren Bände, die noch folgen werden. Ich werde diese Serie mit dem sympathischen Ermittler und der resoluten Reporterin auf jeden Fall weiter verfolgen.
Fazit:
Ein spannender Mordfall in einer überaus spannenden Zeit.
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Hoffnung gibt es immer.
Viktor von Dielitz hat den Krieg überlebt und durch eine Operation ein neues Gesicht bekommen - aber kaum zurück im heimischen München wird er erschossen. Die Reporterin Billa Löwenfeld wollte ihn interviewen, fand ihn aber nur tot vor. Der junge Emil …
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Hoffnung gibt es immer.
Viktor von Dielitz hat den Krieg überlebt und durch eine Operation ein neues Gesicht bekommen - aber kaum zurück im heimischen München wird er erschossen. Die Reporterin Billa Löwenfeld wollte ihn interviewen, fand ihn aber nur tot vor. Der junge Emil Graf wurde mit den Ermittlungen beauftragt.
Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt und ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. München in der Nachkriegszeit und viele Geheimnisse - die Autorin hat es auch mit diesem Buch geschafft, mich hervorragend zu unterhalten.
Eine Mordserie und eingetrichterte Vorurteile sind für aufkeimende Gefühle ein Hindernis, das sich nur schwer aus dem Weg räumen lässt. Sowohl Billa mit ihren jüdischen Wurzeln als auch Emil mit seinem Nazi-Bruder tun sich schwer damit, vorhandene Denkweisen abzulegen.
Der Fall an sich entwickelte sich rasant und ich hatte bis zum Schluss keine Ahnung wie das alles zusammenhängt. Am Ende wurde er aufgeklärt und es kam eine ungeheuerliche Wahrheit ans Licht. Aber andere Fragen blieben offen - was wohl daran liegt, dass es weitere Bücher um Emil Graf geben wird. Ich bin gespannt und neugierig!
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Ermittlungen im Nachkriegsdeutschland – eine perfekte Mischung aus Spannung und Geschichte
Worum geht’s?
München zur Stunde 0. Der Krieg ist vorbei, die Besatzer sind noch in der Stadt und alles versinkt im Chaos. Und mitten in diesem Chaos treibt ein Mörder sein Unwesen. …
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Ermittlungen im Nachkriegsdeutschland – eine perfekte Mischung aus Spannung und Geschichte
Worum geht’s?
München zur Stunde 0. Der Krieg ist vorbei, die Besatzer sind noch in der Stadt und alles versinkt im Chaos. Und mitten in diesem Chaos treibt ein Mörder sein Unwesen. Die Reporterin Billa und der Kommisaranwärter Emil ermitteln. Können sie trotz den Wirren im wiederauflebenden München den Fall lösen?
Meine Meinung:
„Das doppelte Gesicht“ von Heidi Rehn ist ein Kriminalroman und der erste Teil einer Serie um den Ermittler Emil Graf. Die Autorin beschreibt bildhaft und sehr gut recherchiert die Situation in München im Jahr 1945. Die Menschen, die versuchen zum „normalen“ Leben zurückzukehren, die amerikanischen Besatzer, die noch dort sind. Die Stadt selbst, die Trümmer, die Stimmung in der Zeit. Die „Displaced People“ – von denen ich zuvor noch nichts gehört hatte. Heide Rehn verknüpft damit perfekt wahre historische Hintergründe mit den spannenden Ermittlungen und hält den Leser bis zum Ende gefesselt.
Auch die Ermittlungsmethoden damals – ganz anders als heute. Noch mit Fingerabdruckpulver. Berichte auf Schreibmaschine. Wenn man Glück hatte, gab es ein funktionierendes Telefon. Probleme, die man so heute gar nicht mehr kennt! Und im Showdown am Ende, wenn die Spannungskurve nochmal richtig ansteigt, kommt es zu einem Täter, den ich so nicht erwartet hätte. Und es bleibt bei mir zudem noch die Frage: Gibt es nur ein doppeltes Gesicht?
Auch die Protagonisten gefallen mir sehr gut. Emil, der etwas schusselige Ermittler, der von dem GI Joe – der ihn fast als eine Art Sohn adoptiert hat – gefördert wird und von dem er das Ermitteln lernt. Billa, die Reporterin, die in München aufgewachsen ist und als Jüdin nach ihrer Flucht nach Amerika nun ins Nachkriegsdeutschland zurückkehrt. Sie hat mir besonders gut gefallen und auch, wie ihre Gedanken und Gefühle dargestellt wurden. Dann Sam, ihr Chauffeur, der gleichzeitig wie ein Schutzengel über Billa wacht. Alles sehr sympathische Figuren, die einem von Anfang an ans Herz wachsen.
Die Annäherung von Emil und Billa, die immer wieder von Missverständnissen zwischen den beiden gestört wird, finde ich auch gut dargestellt. Und besonders schön, als die beiden am Ende im Haus der Kunst gemeinsam Tanzen.
Das Ende ist verspricht dann mittels eines Cliffhangers mehr. Und man will auch mehr lesen. Mehr Hintergründe aus der Zeit, aber ebenso mehr spannende Fälle mit Emil und hoffentlich Billa!
Fazit:
„Das doppelte Gesicht“ von Heidi Rehn ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern auch ein perfekt recherchierter Einblick in das München im Jahr 1945. Er vereint Geschichte mit Spannung und die bildhafte Darstellung der Orte, Situationen, Menschen und Emotionen hält einen bis zum unerwarteten Ende in seinem Bann! Die Protagonisten sind einem sofort sympathisch und der Cliffhanger am Ende lässt einen schon Teil 2 entgegenfiebern – hoffentlich wieder mit dem Ermittlerteam Emil und Billa!
Wer historische Romane liebt und gerne bei Krimis miträt, für den ist dieses Buch einfach perfekt! Ein sehr gelungener Einstieg in eine Krimiserie, bei der ich auf jeden Fall den nächsten Teil lesen werde der – wie die Autorin verrät – bereits fertig ist und den 2. von insgesamt geplanten 5 Teilen sein wird. Ich freue mich schon darauf!!!
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