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Internetmaus
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Dörentrup

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


sehr gut

Spielerisch lernen
Das Buch mit seinen glücklich in freier Natur spielenden Kindern viel mir sofort auf. Das Cover ist sehr passend gewählt und fällt ins Auge.
Die Handlung spielt in verschiedene Zeiten und Orten. Aber immer stehen die Kinder im Mittelpunkt. Diese einzelnen Handlungsstränge gefallen mir sehr gut. So bekommt man einen Überblick über das Leben und geforderte Gehorchen der Kinder in den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Fast überall werden sie als Störfaktor angesehen. Man soll sie nicht bemerken. Sie haben sich unterzuordnen

Der Roman von Lena Ries hat Luise Levin als Protagonistin. Sie konnte schon als junge Frau die strengen Erziehungsmethoden der damaligen Zeit nicht gut heißen. Die Prügelstrafe wurde bei arm und reich angewandt. Die Kinder hatten absolut gehorsam zu sein. Jeder noch so kleine Fehler gab dem Vater das Recht, seine Kinder zu misshandeln. Sie selbst hatte es erlebt.
Der Pädagoge Friedrich Fröbel hat sich mit der Entwicklung von Kindern beschäftigt. Sehr viel Zeit hat er investiert und sich mit den kleinen Wesen beschäftigt. Das Buch lässt uns an seinen Gedanken teilhaben. Er sieht jedes Kind als eine kleine Persönlichkeit. Von ihm werden die Kinder in den Mittelpunkt gestellt. Sie sind die Zukunft und sollen eine reale Wertschätzung erhalten. So gründete er den ersten Kindergarten, wo seine Schützlinge spielend und im Einklang mit der Natur, lernen.
Luise Levin ist von seinen Lehrmethoden begeistert. Sie geht als Haushälterin zu Fröbel nach Keilhau und lässt sich dort an seiner allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt als Kindergärtnerin ausbilden. Aber auch die Liebe, die sich zwischen Lehrer und Schülerin entwickelt zeigt, wie wichtig gemeinsame Ziele sind.
Eine berührende Geschichte von gegenseitiger Achtung und Toleranz. Der Samen dazu wird in der frühen Kindheit gesät.
Ein wunderbares Buch, was mir sehr gefiel. Es zeigt, Erziehung und Liebe können Hand in Hand gehen.
Gern empfehle ich diesen historischen Roman weiter.leri

Bewertung vom 26.03.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Maiaufstand in Elbflorenz

Im zweiten Teil der Dresden-Reihe „Das Opernhaus: Rot das Feuer“ von Anne Stern erleben wir Dresden Anno 1849 - im Jahr des Maiaufstands.
Elise ist die arrangierte Ehe mit Anton Jacob eingegangen. Sie darf sich glücklich schätzen, dass er ihr erlaubt weiter Violine zu spielen und mit ihm gemeinsam aufzutreten.Sie wird zu einer gefeierten Künstlerin. Aber ihr Herz ruft noch immer nach Christian. Ihr viel älterer Mann konnte es nicht gewinnen.
Der zweite Teil ist auf die damalige Zeit zugeschnitten. In Dresden brodelt es. Das Volk will mehr Gerechtigkeit. Die Kluft zwischen arm und reich, zwischen Mann und Frau, wird gut in die Handlung eingebunden. Das Theater ist eine Welt für sich. Aber auch hier hat sich jeder, der dort arbeitet, anzupassen. Christian, die große Liebe Elises hat sich zwar hoch gearbeitet und sogar die Meisterprüfung bestanden aber er gehört als Waisenkind keiner Schicht an, die die Menschen unterteilt. Er steht hinter anderen zurück. So kommt es, dass er sich mit einigen Kollegen für die Revolution engagiert. Die Semperoper nimmt wieder einen wichtigen Platz in der Handlung ein. In ihr scheint die Zeit still zu stehen. Doch in der Bevölkerung wächst die Unzufriedenheit und es kommt zu Unruhen. Frauen, Arbeiter und viele arme Menschen, deren Kinder verhungern, wollen ein besseres Leben und mehr Rechte.

Anne Stern hat diese politischen Kämpfe sehr gut mit der Geschichte des Musiktheaters verwoben. So ist es einerseits eine Familien- und Lovestory, andererseits eine gut recherchierte zeitliche Epoche. Der Dresdner Maiaufstand wurde niedergeschlagen und die Revolution wurde rasch beendet. Aber auch die Liebe und deren Freud und Leid nehmen einen breiten Raum ein. Nachdem sich Elise und Christian immer wieder begegnen, bin ich sehr neugierig auf den dritten Teil der Serie. Das Buch ist spannend und lehrreich zugleich in einem unterhaltsamen Schreibstil verfasst. Gern wird es von mir weiter empfohlen.
Ich freue mich auf die Fortsetzung und vergebe die volle Anzahl an Sternen.

Bewertung vom 11.03.2024
Töchter des Aufbruchs / Das Pensionat an der Mosel Bd.1
Pierre, Marie

Töchter des Aufbruchs / Das Pensionat an der Mosel Bd.1


ausgezeichnet

Historisch bedeutsamer Reihenbeginn

Der neue Roman einer bekannten Schriftstellerin entführt den Leser nach Lothringen in das Jahr 1910. Zu diesem Zeitpunkt sind der Elsaß und Lothringen Teile des deutschen Kaiserreiches.
Schauplatz ist das Städtchen Diedenhofen an der lothringischen Mosel. Es ist preußische und bayrische Garnisonsstadt und ein aufstrebender Industriestandort. Ein bunter Reigen aus Franzosen und Deutschen trifft dort aufeinander.
In der Stadt gibt es ein Mädchenpensionat für höhere Töchter. Dieses wird von Pauline Martin geführt. Ein zweiunddreißigjähriges Fräulein aus Metz. Sie übernahm das Pensionat von ihrer Tante und ist hoch motiviert. Ihr ist es sehr wichtig, das sich die Backfische zu selbstständigen, gebildeten Persönlichkeiten entwickeln.
Pauline kämpft gegen Unwissenheit, Unfreiheit und Ungerechtigkeit. Kein einfaches Unterfangen. Kommen doch ihre Schülerinnen auch aus Deutschland, Frankreich, dem Saarland. Eine Mischung verschiedener Charaktere und Mentalitäten. Es gibt Einwohner denen das Pensionat ein Dorn im Auge ist. Auch die örtliche Polizei stellt sich gegen diese Einrichtung. Zehn Schülerinnen sind es zur Zeit. Einige sehr selbstbewusst andere ängstlich und mit Geheimnissen. Paulines Institut genießt einen hervorragenden Ruf. Töchter hochgestellter Offiziere und Beamter wohnen und lernen dort. Die Ausbildung ist allumfassend. Körperliche und seelische Maßregelungen duldet die Leiterin nicht. So ist es nicht einfach Lehrkräfte zu finden. Als Vincent Lehmann, ein junger Mann aus der preußischen Rheinprovinz bei ihr um Arbeit bittet, stellt sie ihn als Gärtner und Hausmeister ein. Er ist eine große Hilfe. Aber auch ihn umgibt ein Geheimnis.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die preußische Garnison in Diedenhofen. Erich von Pliesnitz ist dort Hauptmann. Bekannt als sehr diszipliniert, gnadenlos und frauenfeindlich. Die stationierten Besatzer sind Fluch und Seegen zugleich für die Mädchenschule. Doch bald stellt sich dieser Umstand als Glücksfall für Pauline dar. Eine Schülerin schlägt gewaltig über die Stränge. Mit ihren gerade 16 Jahren lässt sie sich auf ein amouröses Abenteuer mit einem Soldaten ein. Eines nachts ist sie verschwunden.

Ein Buch voller Emotionen. Aufgeteilt in mehrere Erzählstränge hat es einen großen Spannungsbogen. Ich kann mir vorstellen, das der persönliche Bezug der Autorin zu diesem geschichtsträchtigen Gebieten viel dazu beiträgt, das mich das Buch so berührte und gefangen nahm. Es ist authentisch von der ersten bis zur letzten Seite und mit viel Herzblut geschrieben.

Sehr hilfreich sich der Übersichtsplan von Diedenhofen sowie das Personenregister am Buchanfang. Komplettiert hat Marie Pierre ihr Werk mit einem umfangreichen Nachwort und Glossar.
Es ist ein Buch, das ich nicht einfach so runter lesen konnte. Gerade in der heutigen Zeit, wo ein diktatorischer Präsident Krieg gegen die Ukraine führt und vielleicht noch weitreichendere Ambitionen hegt, zeigt dieses Buch, wie die Menschen noch über hundert Jahre später die Auswirkungen des deutsch-französischen Krieges von 1870/1871, spüren.

Der Auftakt dieser Trilogie ist in einer bildreichen Sprache verfasst Super recherchiert und absolut gelungen.
Gern empfehle ich diesen brillanten Roman weiter und vergebe fünf wohlverdiente Sterne. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil.

Bewertung vom 14.02.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


sehr gut

Berliner Schicksalsjahre

Der finale Abschlussband über die Kinderklinik Weißensee hat wieder ein schönes Cover. Es ähnelt den ersten drei Folgen. Der Titel, geteilte Träume, trifft den Kern der Handlung in der geteilten Stadt Berlin. Eine Insel im sowjetischen Sektor, in der die vier Siegermächte richtungsweisend sind.
Er beginnt im Frühjahr 1948 und beschreibt die schwere Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Die beiden Schwestern Marlene und Emma stehen anfangs wieder im Mittelpunkt des Buches. Das ändert sich bald. Emmas Tochter Lissi, will den Fußstapfen ihrer Tante folgen und beginnt als Assistenzärztin in der Klinik. Auch hier bestimmen die Besatzer. Dann schlägt das Schicksal zu. Marlene, in den Westteil der Stadt geflohen, ist psychisch am Ende und igelt sich ein. Mit Emma hat sie sich zerstritten, da sie deren politische Ansichten nicht gutheißen kann. In einer sehr turbulenten Zeit, mit Mangelwirtschaft, die auch in der Klinik im Ostteil präsent ist, und Währungsreform und Neuanfang im Westteil, gibt es für alle ständig neue Herausforderungen. Der Teil hat mich sehr gefangen genommen. Er war spannend bis zum Schluss. Berlin Blockade, Luftbrücke, hungernde Menschen und dann auch noch in ganz Berlin eine Polio Epidemie. Besonders für Lissi, die an Kinderlähmung erkrankt war, und Emma, ihrer Mutter, ist dies eine Herausforderung. Sehr viel wird unseren Protagonisten abverlangt. Die Reihe ist nun leider beendet. Auch dieser Teil gefiel mir wieder sehr. Der Schreibstil der Autorin ist einfach anschaulich und gut. Das Buch empfehle ich gern weiter. Es erhält von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 04.02.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Feuerwerk der Gefühle
Das Cover zeigt ein junges Mädchen. Es blickt zurück. Und wirkt gehetzt.
Die Handlung spielt in den Jahren 1938 bis 1940 in einem kleinen Eifeldorf, nahe der Stadt Monschau. Eine Zeit, die ich nie erleben möchte.

Das Buch beginnt mit dem Prolog im Mai 1933. Im Perlenbachtal treffen sich die drei Freundinnen Elli, Käthe und Margot. Als die grölende Hitlerjugend sie provoziert schwören sie sich: „Eine für alle und alle für eine“.
Käthe wohnt mit Ihren Eltern und Brüdern im Dorf. Elli kommt aus ärmlichen Verhältnissen, hatte Kinderlähmung. Ein verkrüppeltes Bein blieb zurück. Sie lebt mit ihrer Mutter auf dem Grundstück eines reichen Bauern. Margot, die Tochter wohlhabender jüdischer Eltern, kommt nur in den Ferien und an Sommerwochenenden in die Eifel.

Fünf Jahre später haben sich die Zeiten dramatisch verändert. Die Nazis sind an der Macht. Angst und Schrecken hat sich unter den Menschen verbreitet. Margot, die Jüdin will heiraten und hat ihre Freundinnen eingeladen. Doch die Politik hat einen tiefen Riss in die Freundschaft gezogen. Käthe, ihre Eltern, ihre Brüder sind von der Ideologie der braunen Partei begeistert und haben sich ihnen zugewandt. Eine düstere, menschenfeindliche Zeit beginnt. Margot, das jüdische Mädchen bekommt mit ihrer Familie das ganze verbrecherische Handeln der Nazis zu spüren. Einschüchterung, Verleumdung und Repression. Elli, die im Dorf nur Hinkemädchen genannt wird steht zwischen ihnen. Sie wuchs behütet auf und will es allen recht tun und ist immer hilfsbereit. Aber auch naiv. Kann sie Margot helfen?

Lilly Bernstein erzählt in einer bildlichen Sprache, die mich sofort gefangen nahm. Sehr sachlich aber doch so, dass sie Emotionen bei mir weckte und ich öfter den Tränen nahe war. Es war das erste Buch, das ich von der Autorin las. Es wird bestimmt nicht das Letzte sein. Gern empfehle ich dieses wunderbare Buch weiter.

Bewertung vom 29.01.2024
Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2
Janz, Tanja

Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2


sehr gut

Nordseeflair und Ruhrpott-Feeling

Wieder darf ich nach St. Peter-Ording reisen. Diese wunderschöne Ortschaft, die ich auch kenne, nimmt mich stets gefangen. Die unendliche Weite dieses Nordseebades mit den Salzwiesen und Dünen muss man erleben. Das Cover ist wieder passend zu Zeit und Ort gestaltet. Der weitläufige Sandstrand mit dem Pfahlbauten. Bereits Band eins zeigte diese Häuser auf Stelzen. Das junge Pärchen rennt seinem Glück entgegen. Das Mädchen mit Minirock und Stiefeln. Alles stimmt. Aufgeregt und erwartungsvoll blickten sie in die Zukunft.
In diesem Band stehen die Hansen Zwillinge, Julia und Achim, im Mittelpunkt. Sie werden im nächsten Jahr achtzehn und damit volljährig. Achim ist bodenständig und bringt sich in das Hotel ein. Julia ist wie ihr Vater, Tom, ein Sturkopf. Sie will die Schule verlassen. Die Eltern wünschen sich, dass die Kinder Hotel und Strandcafe weiter führen. Doch Julia hat andere Pläne und kämpft mit allen Mitteln dafür. Aber wenn Liebe ins Spiel kommt, kann sich vielerlei ändern. Im quirligen Ruhrgebiet macht sie bei ihrer Tante ein Praktikum im Reisebüro. Björn Hegerland kommt aus der Nähe. Julia sucht und findet ihn. Die Schmetterlinge sind wieder im Bauch. Dann schlägt das Schicksal bei den Hansens zu und Julia hält nichts mehr im Ruhrgebiet. Sie merkt wie wichtig, der Zusammenhalt der Familie ist. Das Buch hat einen schönen Spannungsbogen.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und gut lesbar. Das Lebensgefühl der Jugend im Jahre 1978 ist authentisch geschildert. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten wie immer, sehr präzise. Man merkt die Liebe der Autorin zum Handlungsort. Ich empfehle es gern weiter und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 19.01.2024
Arthrose endlich heilen
Feil, Wolfgang;Homburg, Tobias

Arthrose endlich heilen


weniger gut

Werbung muss sein!?

Arthrose endlich heilen von Dr. Wolfgang Feil und Tobias Homburg ist ein Sachbuch auf das ich sehr gespannt war, Habe ich doch seit 18 Jahren in einem Großzehengelenke im Fuß Arthrose. Nun, mit fast 70 Jahren beginnt mir eine Hüfte Ärger zu machen. Das Buch kam also scheinbar wie gerufen.
Natürlich bin ich davon ausgegangen, dass Dr. Feil ein Arzt ist. Aber er ist Wissenschaftler, der seine Promotion in Biologie erlangte. Sehr viele wissenschaftliche Abhandlungen erfolgen. Für mich als Laien unverständlich.
Gleich zu Beginn erfolgt der Hinweis auf einen begleitenden E-Mail Kurs. Da ich aber kein Smartphone habe, kann ich den Code nicht einscannen. Bei den begleitenden Videos zu den Übungen ist es ebenso.
Von Anfang an gibt es Erfolgsgeschichten. Danksagungen ziehen sich durch das gesamte Buch und beziehen sich auf die Dr. Feil - Strategie.
So fand ich heraus, dass dieses eine Neuauflage eines bereits vor 5 Jahren erschienen Ratgebers ist. Nur hat der Mitautor gewechselt. Es ist aber wieder ein Physiotherapeut.
Vier Bausteine werden benannt, die ineinander greifen und für eine Regenerierung der Knorpel beachtet werden müssen Kein leichtes Unterfangen. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie ich diese Faktoren umsetzen soll. In einer Gruppe wäre es eventuell möglich, sofern ein Austausch mit Leuten wäre, die ein Ernährungswissen haben und sich mit Biochemie auskennen. Denn dies scheint mir ein Schwerpunkt zu sein.
Eine gesunde Ernährung und Sport ist bekanntlich nicht nur für eine Arthroseerkrankung wichtig.
Ein paar Rezepte sind im Buch. Ich hätte mir mehr gewünscht.
Was mich besonders störte, ist die Werbung für sehr teure Nahrungsergänzungsmittel. Heißt es nicht, wer sich gesund ernährt braucht solche Dinge nicht.

Ich bin von diesem angeblich wundervollen bahnbrechenden Buch nicht begeistert.
Als Sachbuch ist es nicht wirklich sachlich. Es liest sich teilweise wie eine Verkaufsstrategie. Durch meine Suche im Internet bin ich auf die Seite der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gestoßen. Die hat über die im Buch beworbene Firma allsani, mit der Geschäftsführerin Andrea Reichenauer-Feil, im März 2020 einen Artikel verfasst, in dem es um Nahrungsergänzungsmittel im Zusammenhang mit Corona geht.
Alles in Allem komme ich zu dem Schluss, dass dieser Ratgeber wenig glaubhaft ist.
Ich hatte mehr Hoffnung in diese Lektüre gesetzt. Für mich ist es nach meiner jetzigen Kenntnis eine erneute Bewerbung einer bereits bekannten Strategie.

Bewertung vom 27.12.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


ausgezeichnet

Wissen ist Macht
Schon das Cover macht neugierig. Eine Gestalt geht über den Roten Platz in Moskau. Der Kreml, Machtzentrale Russlands, grenzt an ihn. Gut erkennbar ist die Basilius Kathedrale mit ihren markanten Zwiebeltürmen.
Das Buch liest sich wie ein spektakulärer Thriller. Jedoch ist es ein Sachbuch, dass man kaum aus der Hand legen kann. So fesselnd ist es geschrieben. Zeitgeschichte, so unglaublich und doch real. Spannend und in einem fließenden Schreibstil verfasst. Hautnah lässt uns der Autor die Vorgehensweise der Gegner im Kalten Krieg mit erleben. Authentisch und mit vielen Informationen über die damals Mächtigen dieser Welt. Es ist fast ein Wunder, dass es nicht zu einer atomaren Eskalation kam. Dazu hat erheblich Oleg Gordijewski beigetragen.
Sein Werdegang zum Überläufer und Doppelagenten gibt dem Leser viele Einblicke in seine Tätigkeit und Gefühlswelt.
Geprägt durch die Erziehung seines Vaters, der nach der Revolution zum überzeugten Kommunisten wurde, steht auch er hundertprozentig hinter seinem Staat. Sein Weg geht steil nach oben. Durch sein Studium am sowjetischen Eliteinstitut für internationale Beziehungen lernte er mehrere Sprachen. Für ihn stand feste, er wird Berufsspion. Im Kalten Krieg war Spionage ein notwendiges Geschäft. Man musste wissen, was der Gegner plante um es zu verhindern.
Oleg`s Weg ging ständig nach oben Durch seine Tätigkeit beim KGB kommt er ins westliche Ausland. Langsam kommen ihm Zweifel ob die Sowjetunion auf dem richtigen Weg ist.
So wird der KGB Oberst zum Doppelagenten. Dem britischen Geheimdienst MI6 bringt er entscheidenden Nutzen. Er ist der hochrangigste bekannte Überläufer des KGB in den Westen, der öffentlich bekannt wurde.
Es ist ein Sachbuch, das sich wie ein Thriller liest. Aber es ist kein Roman. Akribisch und sehr lange hat der Autor Ben Macintyre dieses unglaubliche Kapitel des Kalten Krieges recherchiert. Dem Buch sind viele Fotos der handelnden Personen eingefügt, was mir gut gefiel.

Im Epilog und um Nachwort wird vieles über die Arbeit hinter den Kulissen der weltweiten Politik erklärt. Die Geheimdienste spielen eine wesentliche Rolle dabei.

Ein wunderbares und sehr ernstes Buch, das ich gern weiter empfehle.

Bewertung vom 02.12.2023
Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2


sehr gut

Starke Frauen in schwieriger Zeit
Ricarda Thomasius begleite ich schon eine Weile durch ihr Leben. Nun ist der zweite Teil der Töchter der Ärztin erschienen. Antonia und Henriette sind wie im ersten Band, die Protagonistinnen.
Das Cover gefällt mir gut. Es passt gut zu den anderen Büchern.
Wie bereits auch bei den Vorgängern ist ein Stadtplan von Berlin, diesmal im Handlungsjahr 1930, auf der vorderen Innenklappe. Auch von Los Angeles erhalten wir einen groben Plan. Das ist ein weiterer Handlungsort im Jahre 1930. Hennys Mann ist im Filmgeschäft tätig. Er hat ein Angebot aus dem sonnigen Kalifornien.
Sehr hilfreich ist der Stammbaum der Familien Thomasius und Freystetten auf den hinteren Innenklappen. Im Gegensatz zum ersten Band ist er nun um eine weitere Generation angewachsen.Wobei die Anordnung recht gewöhnungsbedürftig ist.
Der Schreibstil des Autorenpaares ist einfühlsam und doch fesselnd. Wie bereits in den anderen Büchern ist es ihnen gut gelungen die fiktive Geschichte mit der historischen Zeit zu verbinden. Diese ist schwierig. Die Weimarer Republik steckt in einer tiefen Krise. Es herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit. Die Nationalsozialisten nutzen die schwierige Wirtschaftslage für sich aus. Linke, Rechte die SA mit ihren Schlägertruppen, Berlin ist ein Pulverfass. Es kommt ständig zu Straßenschlachten. Die Polizei hält sich raus. Antonia, genannt Toni steht an einem Wendepunkt ihres Lebens. Sie verlor ihren Partner bei einem Flugzeugabsturz, den sie überlebte. Nach ihrer Arbeit in Ostafrika kehrt sie nach zwei Jahren zurück nach Berlin um hier als Ärztin zu arbeiten. Das gestaltet sich recht schwierig.
Auch Henny steht vor einer schwierigen Entscheidung. Soll sie ihre Praxis aufgeben?
Die Familien Freystetten und Thomanisius geraten durch die politische Situation in tiefe Konflikte, die nicht ohne Auswirkungen bleiben. Es herrscht auch im privaten Umfeld eine sehr brisante Lage.
Es ist dem Berliner Autoren-Ehepaar gelungen mich zu fesseln. Die schwierigen Zeiten sind auf unterhaltsame Art und Weise geschildert.
Mir gefiel das Buch sehr gut. Schade, dass ich nun von den Familien Thomasius und Freystetten Abschied nehmen muss. Gern hätte ich sie weiter begleitet.
Ein Buch, das ich gern weiter empfehle.

Bewertung vom 24.09.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


weniger gut

Schwere Kost

Das Buch mit seinem wunderbaren Cover weckte sofort mein Interesse. Die sanften Wellen am Ostseestrand werden mit Hilfe einen Frauenkopfes dargestellt. Im Mittelpunkt ein Kind beim Schaukeln.

Erlebnisse, die unter die Haut gehen. Das war mein Gedanke nach der Leseprobe. Ich wollte unbedingt mehr über die Schicksale der jungen Frau, die ein Kind gebar und es nicht bei sich hat, über Jan, der vor drei Jahrzehnten seine Heimat an der Ostsee verließ, erfahren.

Der Roman ist in drei Handlungsstränge geteilt. Jeder führt den Leser in eine andere Zeit.
Jan, der 2022 in Berlin lebt, wurde von seiner Frau verlassen. Ihr gemeinsamer kleiner Sohn leidet sehr darunter. Es ist ein störrischer und dickköpfiger Junge. Auch Jan selbst hat in jungen Jahren traumatisches erlebt. Jetzt wird er von seiner Vergangenheit, über die er nicht spricht, eingeholt. Als typischer Eigenbrötler und gibt nichts von sich preis. Ein Fund auf Rügen und sein hilfloser und sturer Vater erfordern seine Anwesenheit in der alten Heimat. Er erhielt eine Vorladung.

Eine weitere Geschichte erzählt von Oda. Sie wollte 1970 mit ihrem Freund die DDR verlassen. Ihr Plan war, von Boltenhagen durch die Lübecker Bucht nach Schleswig Holstein zu tauchen und zu schwimmen. Das misslang. Oda landet in dem sehr berüchtigtem großen Zuchthaus Hoheneck in Sachsen. Es ist das ehemals größte und berüchtigtste Frauengefängnis der DDR. Als politischer Häftling wird sie von den anderen Frauen auf das Übelste gedemütigt und erniedrigt. Dies zu lesen, es sich bildlich vorzustellen, ist kaum zu ertragen.

Sehr schwer hat es auch dir junge Margit. Ein Mädchen von neun Jahren. Aus Königsberg in Ostpreußen vertrieben verlor sie ihre Heimat. Mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder sind sie1945 auf einem Schiff auf dem Seeweg nach Stralsund. Eine Gräfin ist mit ihrem Baby auch an Bord. Als es zum wiederholten Mal zu Tieffliegern über ihnen kommt geht sie über Bord. Margit, die auch immer für ihren kleinen Bruder sorgen muss, nimmt sich des Kindes an. Gemeinsam meistern sie,so gut es geht, die kargen Zeiten. Als ihr Vater 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrt, überschlagen sich die Ereignisse. Die Mutter, jahrelang allein verantwortlich, fügt sich ihrem Mann, der gewalttätig und verbittert ist. Die Leidtragende ist die junge Margit mit dem fremden Kind. Sie nannte ihn Horst und hat die Mutterrolle übernommen. Für den Kleinen tut sie alles.

Die drei Protagonisten sind geprägt vom Leben in der damaligen DDR. Allerdings muss ich sagen, wer die DDR nie kennengelernt hat, bekommt hier nur ein düsteres und negatives Bild. Ich konnte mit dem Buch nicht warm werden. Der Schreibstil hat mich weder gefesselt noch überzeugt, so dass ich das Buch oft beiseite legte. Sämtliche Handlungsstränge sind mir zu dramatisch dargestellt. Von A bis Z liest sich das Buch für mich wie ein Trauerspiel. Auch in vielen, zu vielen, Nebensächlichkeiten überwiegt die Dramatik.

Hat man den Prolog genau gelesen und die einzelnen unsympathischen Protagonisten erlebt, erschließen sich sich bald die Zusammenhänge. Die Handlung ist mit vielen langatmigen Erläuterungen recht aufgebläht.

Eine Rezension fällt mir schwer. Mich konnte das Buch weder fesseln, noch überzeugen.